Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / 1245 08. 02. 2012 1Eingegangen: 08. 02. 2012 / Ausgegeben: 07. 03. 2012 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie stellt sich die Versorgung des Landkreises Emmendingen mit Krankenhausärzten und niedergelassenen Ärzten dar? 2. Wie hoch ist der Versorgungsgrad bei Hausärzten im Landkreis Emmendingen und wie ist deren geografische Verteilung im Landkreis? 3. Wie hoch ist der Versorgungsgrad bei Fachärzten im Landkreis Emmendingen und wie ist deren geografische Verteilung im Landkreis? 4. Wie stellt sich diese ärztliche Versorgung im Vergleich mit den Kreisen Freiburg Stadt, Breisgau-Hochschwarzwald und der Ortenau sowie dem Landesdurchschnitt dar? 5. Wie viele im Landkreis Emmendingen niedergelassene Ärzte werden in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich aus Altersgründen ihre Praxis aufgeben und wie viele dieser Praxen werden voraussichtlich neu besetzt werden? 30. 01. 2012 Schwehr CDU Kleine Anfrage des Abg. Marcel Schwehr CDU und Antwort des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Medizinische Versorgung im Landkreis Emmendingen Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 1245 2 B e g r ü n d u n g Insbesondere im ländlichen Raum ist die wohnortnahe ärztliche Versorgung ein zentrales Thema, das vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Es ist die Aufgabe der Landesregierung, weiterhin eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung sicherzustellen, die für alle erreichbar ist. A n t w o r t Mit Schreiben vom 27. Februar 2012 Nr. 31-01415/15/1245 beantwortet das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie stellt sich die Versorgung des Landkreises Emmendingen mit Krankenhausärzten und niedergelassenen Ärzten dar? a) Krankenhausärzte: Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat für das Jahr 2010 erhoben, dass 196 Ärzte und Ärztinnen in Krankenhäusern im Landkreis Emmendingen beschäftigt waren. b) Niedergelassene Ärzte: Die ambulante vertragsärztliche Versorgung ist im Landkreis Emmendingen sichergestellt. Unter Beachtung der Bestimmungen der Bedarfsplanung (§§ 101 ff. SGB V, Ärzte-ZV, Bedarfsplanungs-Richtlinie-Ärzte) sind für alle der Bedarfsplanung unterliegenden Arztgruppen Zulassungsbeschränkungen aufgrund einer rechnerischen Überversorgung angeordnet. 2. Wie hoch ist der Versorgungsgrad bei Hausärzten im Landkreis Emmendingen und wie ist deren geografische Verteilung im Landkreis? Der Versorgungsgrad für die Arztgruppe der Hausärzte beträgt aktuell in Emmendingen 110,5 %. Die Kinderärzte, die im Wesentlichen auch hausärztlich tätig sind, bilden dabei bedarfsplanerisch eine eigene Arztgruppe. Deren Versorgungsgrad beträgt sogar 154,6 %. Die Hausärzte verteilen sich relativ gleichmäßig auf die einzelnen Gemeinden und Städte des Landkreises. 3. Wie hoch ist der Versorgungsgrad bei Fachärzten im Landkreis Emmendingen und wie ist deren geografische Verteilung im Landkreis? Der Versorgungsgrad wird nach den maßgeblichen Bestimmungen für jede der Bedarfsplanung unterliegenden Arztgruppe einzeln festgelegt. Die Versorgungsgrade im fachärztlichen Versorgungsbereich betragen für den Landkreis Emmendingen aktuell: Anästhesisten: 120,4 % Augenärzte: 111,9 % Chirurgen: 117,8 % Fachärztl. Internisten: 255,1 % Frauenärzte: 150,3 % HNO-Ärzte: 131,9 % Hautärzte: 129,7 % 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 1245 Nervenärzte: 160,5 % Orthopäden: 116,5 % Psychotherapeuten: 174,3 % Radiologen: 182,2 % Urologen: 132,9 % Im Hinblick auf die geografische Verteilung der Fachärzte ist festzuhalten, dass diese ihren Praxissitz vornehmlich in den Zentren bzw. größeren Orten des Landkreises (Emmendingen, Waldkirch, Denzlingen) haben. Der Landkreis Emmendingen unterscheidet sich dabei nicht von anderen Landkreisen vergleichbarer Struktur, wo naturgemäß ambulante fachärztliche Leistungen eher in Städten bzw. größeren Orten angeboten werden. Die Fachärzte im Landkreis Emmendingen sind auch von den Einwohnern aus den kleineren Orten gut zu erreichen. Eine flächendeckende Versorgung ist vorliegend somit auch im fachärztlichen Bereich gegeben. 4. Wie stellt sich diese ärztliche Versorgung im Vergleich mit den Kreisen Freiburg Stadt, Breisgau-Hochschwarzwald und der Ortenau sowie dem Landesdurchschnitt dar? a) Krankenhausärzte: Die Anzahl der in Krankenhäusern beschäftigten Ärzte und Ärztinnen stellt sich im Jahr 2010 wie folgt dar: Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg b) Niedergelassene Ärzte Auch in den drei weiteren genannten Bereichen (Freiburg-Stadt, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Ortenaukreis) bestehen hinsichtlich aller der Bedarfsplanung unterliegenden Arztgruppen Zulassungsbeschränkungen aufgrund einer bestehenden rechnerischen Überversorgung. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und der Ortenaukreis sind mit dem Landkreis Emmendingen nicht nur im Hinblick auf den Grad ihrer räumlichen Verdichtung sondern auch hinsichtlich der Versorgungssituation im ambulanten vertragsärztlichen Bereich miteinander vergleichbar. Es ist nicht erkennbar, dass in einem der genannten Landkreise die ärztliche Versorgung verhältnismäßig besser oder schlechter wäre. Die Stadt Freiburg hat als Kernstadt eine höhere Arztdichte als der Landkreis Emmendingen. Im Sinne einer Mitversorgung profitieren auch die angrenzenden Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen von der medizinischen Infrastruktur Freiburgs im ambulanten und stationären Sektor. Kreis Ärzte im Krankenhaus Krankenhausarzt pro Einwohner Emmendingen 196 1/808 Freiburg Stadt 1.475 1/152 Breisgau-Hochschwarzwald 450 1/558 Ortenau 772 1/541 Baden-Württemberg 20.850 1/516 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 1245 4 Im Vergleich zum Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg weist der Landkreis Emmendingen bei den Hausärzten eine günstigere Arzt/Einwohner-Relation auf, d. h. den Einwohnern stehen verhältnismäßig mehr Hausärzte zur Verfügung als im Landesdurchschnitt. Allerdings ist festzustellen, dass im Landkreis Emmendingen jeder dritte Hausarzt über 60 Jahre alt ist; bezogen auf ganz Baden-Württemberg ist dies nur bei jedem vierten Hausarzt der Fall. Insgesamt betrachtet liegt die ambulante vertragsärztliche Versorgung im Land - kreis Emmendingen im Vergleich zum Landesgebiet im guten Durchschnitt. 5. Wie viele im Landkreis Emmendingen niedergelassene Ärzte werden in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich aus Altersgründen ihre Praxis aufgeben und wie viele dieser Praxen werden voraussichtlich neu besetzt werden? Wenn man davon ausgeht, dass im Landkreis Emmendingen ca. 28 % der Vertragsärzte 60 Jahre alt oder älter sind, kann man nach Aussage der Kassenärzt - liche Vereinigung Baden-Württemberg damit rechnen, dass innerhalb der nächs - ten fünf Jahre ca. 65 niedergelassene Ärzte ihre vertragsärztliche Tätigkeit beenden werden. Zwar kann grundsätzlich nicht sicher prognostiziert werden, ob und wie viele dieser Praxen nachbesetzt werden können, die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg geht jedoch aus Erfahrungswerten heraus davon aus, dass 50 Ärzte einen Nachfolger finden dürften. Altpeter Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren