Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / 2433 02. 10. 2012 1Eingegangen: 02. 10. 2012 / Ausgegeben: 20. 11. 2012 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Personen mit Migrationshintergrund arbeiten derzeit in Pflegeberufen? 2. Wie haben sich die Zahlen von Pflegekräften mit Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren verändert? 3. Worauf sind die Veränderungen zurückzuführen und welche Maßnahmen zur Vergrößerung der Anzahl an Pflegekräften – gerade auch mit Migrationshintergrund – werden ergriffen? 4. Wie stellt sie eine qualifizierte Ausbildung der Personen mit Migrationshintergrund sicher und liegen derzeit Zahlen zu Ausbildungsplätzen und Auszubildenden vor? 5. Werden Migranten in Pflegeberufen spezielle Anreize zur Ergreifung der Ausbildung gesetzt und wenn ja, welche? 6. Wie wird eine qualifizierte Ausbildung der Migranten für Pflegeberufe sichergestellt ? 7. Welches Potenzial sieht sie, noch mehr Migranten für Pflegeberufe zu gewinnen? 30. 09. 2012 Teufel CDU Kleine Anfrage des Abg. Stefan Teufel CDU und Antwort des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Migranten in Pflegeberufen Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2433 2 B e g r ü n d u n g Der Notstand an Arbeitskräften in Pflegeberufen nimmt weiter zu. Gepaart mit dem demografischen Wandel ist die Generierung neuer Pflegekräfte unabdingbar. Auch Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund werden immer zahlreicher. Migranten in Pflegeberufe zu etablieren, sollte eine der wichtigen Aufgaben sein. Hierbei muss auf eine qualifizierte Ausbildung Wert gelegt werden. Die Anfrage soll aktuelle Zahlen hierzu abfragen und weitere Maßnahmen der Landesregierung hervorbringen. A n t w o r t * ) Mit Schreiben vom 7. November 2012 Nr. 34-0141.5/15/2433 beantwortet das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren im Einvernehmen mit dem Ministerium für Integration die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Personen mit Migrationshintergrund arbeiten derzeit in Pflegeberufen? Nach einer Sonderauswertung des Mikrozensus arbeiteten im Jahr 2011 in BadenWürttemberg insgesamt knapp 182.000 Personen in Pflegeberufen, davon 109.000 Personen in Berufen der Krankenpflege (60 %) und 73.000 Personen in Berufen der Altenpflege (40 %). Von allen in Pflegeberufen tätigen Personen hatten 43.000 Personen (24 %) einen Migrationshintergrund. Knapp 22.000 Personen mit Migrationshintergrund arbeiteten in Berufen der Altenpflege und gut 21.000 in Berufen der Krankenpflege. 2. Wie haben sich die Zahlen von Pflegekräften mit Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren verändert? Im Jahr 2006 arbeiteten in Baden-Württemberg insgesamt gut 145.000 Personen in Pflegeberufen, davon 92.000 Personen in Berufen der Krankenpflege (63 %) und 53.000 Personen in Berufen der Altenpflege (37 %). Von allen in Pflegeberufen tätigen Personen hatten 30.000 Personen (21 %) einen Migrationshintergrund. Knapp 15.000 Personen mit Migrationshintergrund arbeiteten in Berufen der Altenpflege und gut 15.000 in Berufen der Krankenpflege. Im Vergleich der Jahre 2006 und 2011 ist festzustellen, dass die Gesamtzahl der in Pflegeberufen tätigen Personen um 25 % angestiegen ist. Die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund, die in Pflegeberufen tätig sind, ist in diesem Zeitraum dagegen um fast 44 % angestiegen. Zu den Pflegeberufen zählen sowohl die Berufe in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits - und Kinderkrankenpflege (jeweils mit dreijähriger Ausbildung) als auch die Berufe in der Altenpflegehilfe und Krankenpflegehilfe (jeweils mit einjähriger Ausbildung). 3. Worauf sind die Veränderungen zurückzuführen und welche Maßnahmen zur Vergrößerung der Anzahl an Pflegekräften – gerade auch mit Migrationshintergrund – werden ergriffen? Die generelle Steigerung der Beschäftigtenzahl in der Pflege ist Folge der Ausweitung des Angebots professioneller Pflege für eine zunehmend ältere Bevölkerung in Baden-Württemberg. Die höheren prozentualen Zuwächse bei Personen mit Migrationshintergrund in Pflegeberufen (Steigerung um 44 % gegenüber *) Der Überschreitung der Drei-Wochen-Frist wurde zugestimmt. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2433 einem Anstieg insgesamt von 25 %) dürften sowohl statistischer Natur sein (der prozentuale Anstieg fällt bei kleineren Ausgangszahlen immer höher aus als bei größeren Ausgangszahlen) als auch damit zusammenhängen, dass Personen mit Migrationshintergrund zunehmend die für die Ausbildung in Pflegeberufen notwendigen allgemeinen Bildungsabschlüsse erreichen und (kultursensible) Pflege als Beschäftigungsfeld wahrnehmen. Zur Vergrößerung der Anzahl von Pflegekräften verfolgt die Landesregierung ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Diese befassen sich insbesondere mit strukturellen Verbesserungen im Ausbildungsbereich und einer Informations- und Werbekampagne , die unter dem Logo „Vom Fach – Für Menschen – Pflege- und Sozialberufe in Baden-Württemberg“ mit der Auftaktveranstaltung am 22. Oktober 2012 gestartet ist. Diese Kampagne wird Menschen mit Migrationshintergrund gezielt ansprechen und für diese Berufe werben. 4. Wie stellt sie eine qualifizierte Ausbildung der Personen mit Migrationshintergrund sicher und liegen derzeit Zahlen zu Ausbildungsplätzen und Auszubildenden vor? Vergleichbare Zahlen zu Auszubildenden mit Migrationshintergrund liegen nicht vor, die amtliche Schulstatistik des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg lässt aber erkennen, wie hoch der Anteil an ausländischen Schülerinnen und Schülern (ohne deutsche Staatsbürgerschaft) in den Pflegeberufen im Schuljahr 2011/2012 ist (eine Unterscheidung nach einem Migrationshintergrund sieht die Schulstatistik nicht vor): Der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler liegt bei den dreijährigen Pflegeberufen deutlich niedriger als bei den einjährigen Helferberufen. Ursache hierfür könnte zum einen die längere Dauer der Pflegeausbildung und zum anderen der höhere Schulabschluss (Realschulabschluss oder gleichwertiger allgemeiner Bildungsabschluss) sein, den die dreijährige Ausbildung als Zugangsvoraussetzung verlangt. Biografiearbeit und kultursensible Pflege sind wichtige Elemente der Pflegeausbildungen , insoweit wird auf unterschiedliche kulturelle und religiöse Erfahrungen sowohl der Pflegebedürftigen als auch der Pflegenden mit Migrationshintergrund bereits in der Ausbildung eingegangen. 5. Werden Migranten in Pflegeberufen spezielle Anreize zur Ergreifung der Ausbildung gesetzt und wenn ja, welche? 6. Wie wird eine qualifizierte Ausbildung der Migranten für Pflegeberufe sichergestellt ? Ziel ist einerseits, bestehende Hemmnisse auf dem Weg in den Pflegeberuf (insbesondere Deutschkenntnisse und Schulabschlüsse) durch entsprechende Angebote abzubauen und andererseits das Potenzial und die besonderen Perspektiven Schulart Gesamtschülerzahl davon ausländisch Anteil Schulen für Altenpflegehilfe 1.153 265 23 % Schulen für Altenpflege 8.670 1.219 14,1 % Schulen für Gesundheits- und Krankenpflegehilfe 288 50 17,4 % Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege 7.472 639 8,6 % Schulen für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 1.132 44 3,9 % Summe 18.715 2.217 11,8 % Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2433 4 von Migranten zu betonen, in der Pflege als Sprach- und Kulturmittler für Landsleute und das pflegerische und therapeutische Team zu fungieren. Durchlässige Ausbildungsangebote in der Pflege und ein Bildungsgang, der auch Personen ohne Schulabschluss einen Einstieg in eine Pflegeausbildung ermöglicht , erleichtern den Zugang zu den Pflegeberufen. Die Landesregierung erprobt derzeit eine zweijährige Ausbildung zur Alltagsbetreuung (Unterstützung von hilfebedürftigen Personen bei Alltagsverrichtungen in Einrichtungen der Altenund Eingliederungshilfe sowie im häuslichen Bereich). Mit erfolgreichem Abschluss der Berufsausbildung kann ein dem Hauptschulabschluss gleichwertiger allgemeiner Bildungsabschluss erworben werden. Dieser wiederum ermöglicht den Einstieg in eine Pflegehelfer- oder in die Altenpflegeausbildung. Eine gute Kommunikationsfähigkeit und die Beherrschung der deutschen Sprache sind von zentraler Bedeutung für den Pflegeberuf und eine hohe Pflegequalität. Deutschunterricht in die Pflege- und Pflegehelferausbildungen zu integrieren, ist ein Weg, den Erwerb fachlicher Kenntnisse und praxisorientierten Erwerb von Sprachkenntnissen zu verbinden. Im Bereich der Altenpflegehilfe läuft hier ein entsprechender Erprobungsversuch: Die Berufsfachschule für Altenpflege des Eigenbetriebs Leben und Wohnen der Stadt Stuttgart bietet seit dem Schuljahr 2009/2010 eine auf zwei Jahre angelegte Ausbildung zur Altenpflegehilfe an, in der speziell für Bewerberinnen und Bewerber mit Migrationshintergrund die notwendigen Deutschkenntnisse durch einen Integrations-Sprachkurs mit einem Umfang von 640 Unterrichtsstunden vermittelt werden. Im ersten Jahr steht die Vermittlung der Sprachkenntnisse, im zweiten Jahr die Vermittlung der fachlichen Inhalte im Vordergrund. Die Nachfrage nach dieser kombinierten Ausbildungsform ist hoch. Das Sozialministerium setzt sich für eine Ausweitung dieses Projekts ein. Das Instrument der Einstiegsqualifizierung in der Altenpflege soll im Kontakt mit der Arbeitsverwaltung verstärkt genutzt werden, um Menschen mit Migrationshintergrund in ein Ausbildungsverhältnis zu vermitteln. 7. Welches Potenzial sieht sie, noch mehr Migranten für Pflegeberufe zu gewinnen? Mit dem langsamen Wandel der innerfamiliären Strukturen auch bei Migranten - familien (Tendenz zu kleineren Familien, zunehmende Berufstätigkeit der Frauen) entsteht hier ein steigender Bedarf nach professioneller Pflege für ältere und pflegebedürftige Angehörige. Dies führt bei den Betroffenen zu einer Auseinandersetzung mit den Versorgungsstrukturen und mit dem Berufs- und Arbeitsfeld Pflege. Gerade bei Frauen, die nach der Familienphase ein neues Betätigungsfeld suchen, könnten Pflege und Betreuung eine berufliche Aufgabe und Perspektive dar - stellen. Im Rahmen der Informations- und Werbekampagne des Sozialministeriums „Vom Fach – Für Menschen“ soll der Informationsstand über Zugang, Inhalt und Perspektiven dieser Berufe verbessert und auf bestehende und künftige Aktivi - täten aufmerksam gemacht werden. Das Ministerium für Integration veranstaltete gemeinsam mit der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart am 7. November 2012 die Tagung „Kultursensible Altenpflege. Herausforderungen an eine heterogene Gesellschaft“. Soweit sich hieraus Handlungsempfehlungen ergeben, können diese möglicherweise bei weiteren Maßnahmen zur Gewinnung von Migrantinnen und Migranten für die Ausbildung und Arbeit in Pflegeberufen berücksichtigt werden. Die Erfahrungen der Berufsberaterinnen und Berufsberater der Arbeitsverwaltung sollen ebenso wie die Erfahrung von Migrantenverbänden genutzt werden, um Migrantinnen und Migranten besser anzusprechen und für Pflegeberufe zu ge - winnen. Altpeter Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren << /ASCII85EncodePages false /AllowTransparency false /AutoPositionEPSFiles true /AutoRotatePages /None /Binding /Left /CalGrayProfile (None) /CalRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CalCMYKProfile (U.S. Web Coated \050SWOP\051 v2) /sRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CannotEmbedFontPolicy /Warning /CompatibilityLevel 1.6 /CompressObjects /Off /CompressPages true /ConvertImagesToIndexed true /PassThroughJPEGImages false /CreateJobTicket false /DefaultRenderingIntent /Default /DetectBlends true /DetectCurves 0.1000 /ColorConversionStrategy /LeaveColorUnchanged /DoThumbnails false /EmbedAllFonts true /EmbedOpenType false /ParseICCProfilesInComments true /EmbedJobOptions true /DSCReportingLevel 0 /EmitDSCWarnings false /EndPage -1 /ImageMemory 524288 /LockDistillerParams true /MaxSubsetPct 100 /Optimize true /OPM 1 /ParseDSCComments false /ParseDSCCommentsForDocInfo true /PreserveCopyPage true /PreserveDICMYKValues true /PreserveEPSInfo true /PreserveFlatness true /PreserveHalftoneInfo false /PreserveOPIComments true /PreserveOverprintSettings true /StartPage 1 /SubsetFonts true /TransferFunctionInfo /Preserve /UCRandBGInfo /Preserve /UsePrologue false /ColorSettingsFile () /AlwaysEmbed [ true ] /NeverEmbed [ true ] /AntiAliasColorImages false /CropColorImages true /ColorImageMinResolution 150 /ColorImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleColorImages true /ColorImageDownsampleType /Bicubic /ColorImageResolution 300 /ColorImageDepth 8 /ColorImageMinDownsampleDepth 1 /ColorImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeColorImages true /ColorImageFilter /FlateEncode /AutoFilterColorImages false /ColorImageAutoFilterStrategy /JPEG /ColorACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /ColorImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000ColorACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000ColorImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasGrayImages false /CropGrayImages true /GrayImageMinResolution 150 /GrayImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleGrayImages true /GrayImageDownsampleType /Bicubic /GrayImageResolution 600 /GrayImageDepth 8 /GrayImageMinDownsampleDepth 2 /GrayImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeGrayImages true /GrayImageFilter /FlateEncode /AutoFilterGrayImages false /GrayImageAutoFilterStrategy /JPEG /GrayACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /GrayImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000GrayACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000GrayImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasMonoImages false /CropMonoImages true /MonoImageMinResolution 1200 /MonoImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleMonoImages true /MonoImageDownsampleType /Bicubic /MonoImageResolution 600 /MonoImageDepth -1 /MonoImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeMonoImages true /MonoImageFilter /CCITTFaxEncode /MonoImageDict << /K -1 >> /AllowPSXObjects true /CheckCompliance [ /None ] /PDFX1aCheck false /PDFX3Check false /PDFXCompliantPDFOnly false /PDFXNoTrimBoxError true /PDFXTrimBoxToMediaBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXSetBleedBoxToMediaBox true /PDFXBleedBoxToTrimBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXOutputIntentProfile (None) /PDFXOutputConditionIdentifier () /PDFXOutputCondition () /PDFXRegistryName (http://www.color.org) /PDFXTrapped /False /CreateJDFFile false /SyntheticBoldness 1.000000 /Description << /DEU () >> >> setdistillerparams << /HWResolution [1200 1200] /PageSize [595.276 841.890] >> setpagedevice