Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / 2797 12. 12. 2012 1Eingegangen: 12. 12. 2012 / Ausgegeben: 07. 02. 2013 K l e i n e A n f r a g e Wir fragen die Landesregierung: 1. Welche Erkenntnisse liegen ihr über die Urangehalte von mineralischem Dünger bzw. den Urankonzentrationen im Grund- und Trinkwasser in den vergangenen Jahren vor? 2. Liegen ihr Erkenntnisse über das Auftreten von besonders hohen Uranmetallbelastungen im Zusammenhang mit der Landnutzung in Baden-Württemberg vor und wenn ja, wo genau kommt es zu vermehrtem Auftreten von uranbelas - teten Böden? 3. Welche Untersuchungen strengt sie an, um den Zusammenhang von Landwirtschaft und Belastung des Grund- bzw. Trinkwassers mit Uran in Baden-Württemberg zu untersuchen? 4. Welche Strategie verfolgt sie, um die Ausbringung von mit Uran belastetem Phosphat-Dünger zu unterbinden bzw. zu minimieren und damit einen Belas - tungspfad des Grund- und letztlich des Trinkwassers abzustellen bzw. zu minimieren ? 5. Welche Strategie verfolgt sie, um die uranhaltigen Phosphatdünger vermehrt durch organischen Dünger mit deutlich geringeren Urangehalten zu ersetzen? 6. Welche Bedeutung misst sie einem vorbeugenden Bodenschutz und der Verbesserung der Filter- und Pufferkapazitäten der Böden zur Risikominimierung der Uranbelastung zu? 12. 12. 2012 Marwein, Dr. Murschel GRÜNE Kleine Anfrage der Abg. Thomas Marwein und Dr. Bernd Murschel GRÜNE und Antwort des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Uranbelastung des Grund- und Trinkwassers Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2797 2 B e g r ü n d u n g Die schleichende Urananreicherung in den Böden ist ein gravierendes Problem. Bundesweit gelangen ca. 160.000 Tonnen radioaktives Uran aus Phosphatdünger zur Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen in das Grund- und Trinkwasser. Das Julius-Kühn-Institut geht von jährlich 10 bis 22 Gramm Uran pro Hektar aus, das in unsere Böden ausgeschwemmt wird. Dies stellt eine gesundheitliche Gefährdung dar. Strategien zur Verhinderung einer weiteren Urananreicherung gibt es. Technisch kann Uran weitgehend durch Extraktion aus Phosphat herausgeholt werden. Diese Kleine Anfrage soll den Sachstand dazu in Baden-Württemberg erfragen . A n t w o r t * ) Mit Schreiben vom 31. Januar 2013 Nr. 5-0141.5/414 beantwortet das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft im Einvernehmen mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche Erkenntnisse liegen ihr über die Urangehalte von mineralischem Dünger bzw. den Urankonzentrationen im Grund- und Trinkwasser in den vergangenen Jahren vor? Die natürlichen Lagerstätten für Phosphate liegen im nördlichen Afrika, Jorda - nien, USA (Florida), Russland (Kola-Halbinsel), Südafrika und China. Diese Phosphaterze sind natürlicherweise mit anderen Elementen, wie Cadmium oder Uran vergesellschaftet, sodass alle in Deutschland im Handel befindlichen Rohphosphat - oder Phosphatdünger Uran als Spurenstoff enthalten. Die Phosphatdüngerproduktion basiert überwiegend auf Rohphosphaten. Bei der Produktion von phosphathaltigen Düngemitteln richtet sich die Beschaffenheit von Ausgangsstoffen nach marktwirtschaftlichen Faktoren wie Verfügbarkeit , Qualität und Preis. Die Bezugsquellen können sich demzufolge auch kurz - fris tig ändern und damit auch die Gehalte an anorganischen Schadstoffen. Mineralische Phosphat-Düngemittel werden zu über 80 Prozent aus sedimentären Rohphosphaten hergestellt. Sedimentäre Rohphosphate weisen generell höhere Schwermetallgehalte, d. h. auch höhere Cadmiumgehalte auf, als Apatite (phosphathaltige Minerale) magmatischen Ursprungs, insbesondere sind sie auch reicher an Uran. Nach Angaben des Julius-Kühn-Instituts, Quedlinburg, schwanken die Urangehalte in den bisher bekannten Phosphatlagerstätten im Bereich von 8 bis 220 mg Uran/kg Rohmaterial. Deutschland bezieht überwiegend Phosphate aus den Lagerstätten Israels, Marokkos und Algeriens, wo die Urangehalte durchschnittlich 100 bis 130 mg Uran/kg Rohmaterial betragen. In Phosphatdüngern beträgt der mittlere Uran-Gehalt 283 mg Uran je kg P2O5 (Quelle: Bundestagsdrucksache 16/11539). In der Veröffentlichung des Umweltbundesamtes „Uran in Boden und Wasser“ (UBA-Text 37/2012) werden Uran-Gehalte je nach Düngertyp und Ursprungsland zwischen 0,5 und 362 mg/kg Düngemittel genannt. Die Urangehalte phosphathaltiger Düngemittel unterliegen damit erheblichen Schwankungen. Wie viel Uran sich in den Düngemitteln befindet, hängt vom Urangehalt des Rohphosphates, der Aufschlussmethode und dem Phosphatgehalt des Düngemittels ab. Um einen Überblick über die Gehalte an Uran zu erhalten, wurden in Sachsen in ausgewählten Proben der Düngemittelverkehrskontrolle zusätzlich die Urangehalte ermittelt (s. Tabelle 1). _____________________________________ *) Der Überschreitung der Drei-Wochen-Frist wurde zugestimmt. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2797 Tab. 1: Urangehalte einiger phosphorhaltiger Düngemittel in mg/kg Düngemittel (Quelle: Schwermetalle in Düngemitteln – Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft Heft 3, 2008) Auch im Rahmen der Düngemittelverkehrskontrolle in Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr die Urangehalte ausgewählter Proben untersucht, dabei wurden die in Sachsen festgestellten Größenordnungen der Urangehalte weit - gehend bestätigt. Die Urangehalte der insgesamt 116 untersuchten mineralischen Düngemittel lagen zwischen 0,23 und 188 mg/kg Düngemittel bei einem Median von 30,0. In Baden-Württemberg werden ganz überwiegend Mehrnährstoffdünger eingesetzt. Die Urankonzentrationen im Grundwasser werden in Baden-Württemberg regelmäßig untersucht. Es liegen Messwerte aus den Jahren 1999, 2005 sowie aus dem Zeitraum 2007 bis 2009 vor. Für Grundwasser gibt es keinen Grenzwert oder Schwellenwert, daher wurde für die Bewertung hilfsweise der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 0,01 mg/l oder 10 µg/l herangezogen. In den Jahren 2007 bis 2009 wurden 2.146 Messstellen untersucht. An rund einem Drittel der Messstellen lagen die Urankonzentrationen unter der Bestimmungsgrenze von 0,5 µg/l, an 90 % der Messstellen lagen sie unter 2,9 µg/l. Der Grenzwert der Trinkwasserverordnung war an lediglich 31 Messstellen (1,4 %) überschritten (s. Tabelle 2). Tab. 2: Ergebnisse der Uran-Untersuchungen im Grundwassermessnetz 2007 bis 2009, Konzentrationsangaben in µg/l Die Uranbefunde sind in erster Linie geogen, d. h. natürlichen Ursprungs und damit regional unterschiedlich. Messstellen mit Grenzwertüberschreitungen liegen im nördlichen und mittleren Oberrheingraben, im Hegau und Oberschwaben sowie in Hohenlohe. Weitere Befunde sind durch den historischen Bergbau und die Umlagerung des darauf zurückzuführenden Abraummaterials zu erklären. In Baden-Württemberg wurden bei den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern im Jahr 2008 in größerem Umfang Trinkwasserproben auf Uran untersucht . 94 % der ca. 730 Proben enthielten Uran in geringen Konzentrationen von bis zu 0,005 mg/l. Lediglich 3 % wiesen Gehalte zwischen 0,005 und 0,010 mg/l auf. Weitere 3 % (19 Proben) enthielten Urankonzentrationen über 0,010 mg/l. Bei diesen Trinkwässern sind die Gehalte auf geogene Uranvorkommen zurückzuführen . Der höchste gemessene Wert lag bei 0,019 mg/l. Im Rahmen der 1. Novellierung der Trinkwasserverordnung hat die Bundesregierung im Jahr 2011 aus Vorsorgeerwägungen einen Grenzwert für Uran in Höhe Düngemittel Anzahl Proben Minimum Maximum Mittelwert Teilaufgeschlossenes Rohphosphat 21 131 200 177 Triple Superphosphat 11 42,7 173 104 NP*-Dünger insgesamt 69 0,03 224 76,7 PK**-Dünger 11 35,2 84,6 64,3 NPK***-Dünger 61 0,01 50,9 11,2 * NP = Stickstoff, Phosphor ** PK = Phosphor, Kalium *** NPK = Stickstoff, Phosphor, Kalium Anzahl Mst.* Messstellen > BG** Messstellen > GW*** Median 90. Perzentil Maximalwert Anzahl % Anzahl % 2.146 1.469 68 31 1,4 0,8 2,9 394 * Mst. = Messstellen ** BG = Bestimmungsgrenze *** GW = Grenzwert Trinkwasserverordnung Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2797 4 von 0,01 mg/l festgelegt. Weltweit ist dies zurzeit der niedrigste Grenzwert. Er bietet allen Bevölkerungsgruppen – Säuglinge eingeschlossen – lebenslang gesundheitliche Sicherheit. Seit Gültigkeit des Grenzwerts Ende 2011 ist die Untersuchung auf Uran in Trinkwasser nun Bestandteil der routinemäßigen Überwachung. Fast ausnahmslos waren alle Proben unauffällig. Nur in einem einzigen Fall wurde eine leichte Grenzwertüberschreitung bei einer kleinen Gruppenwasserversorgung festgestellt. Hier muss das Wasser mit Wasser anderer Herkunft gemischt oder entsprechend aufbereitet werden, z. B. durch Einsatz eines Ionentauschers. 2. Liegen ihr Erkenntnisse über das Auftreten von besonders hohen Uranmetallbelastungen im Zusammenhang mit der Landnutzung in Baden-Württemberg vor und wenn ja, wo genau kommt es zu vermehrtem Auftreten von uranbelas - teten Böden? Im Bodendauerbeobachtungsprogramm der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) werden seit 1986 Böden in regelmäßigen Wiederholungsuntersuchungen , u. a. nutzungsdifferenziert, die Spurenstoffgehalte und ihre möglichen Veränderungen erhoben. Das Schwermetall Uran war dabei entsprechend den bundesweiten Vorgaben kein Parameter, der von Anbeginn des Messprogramms im Untersuchungsumfang enthalten war. Seit der Veröffent - lichung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, im Jahr 2008 „Flächenrepräsentative Hintergrundwerte für Arsen, Antimon, Beryllium , Molybdän, Kobalt, Selen, Thallium, Uran und Vanadium in Böden Deutschlands aus länderübergreifender Sicht“ hat die LUBW diese Spurenstoffe in alle Routineuntersuchungsprogramme zum Bodenzustand mit aufgenommen. Im Rahmen der Bodendauerbeobachtung wurde bei der letztmaligen Wiederholungsuntersuchung in den Jahren 2011/2012 zum ersten Mal der Parameter Uran einbezogen. Erste Auswertungen der Daten werden im Lauf des Jahres 2013 vorliegen . Weitere anlassbezogene Untersuchungen z. B. der Bodenbelastung durch den his - torischen Erzbergbau erfassen seit 2008 ebenfalls auch den Parameter Uran. Hinweise auf einen Zusammenhang besonders hoher Uranbelastungen der Böden mit der Landnutzung können daraus jedoch nicht abgeleitet werden, weil in den bisher untersuchten Gebieten (z. B. Bergbauregionen im Schwarzwald) der geogene Beitrag, d. h. die natürlich erhöhten Urangehalte der bodenbildenden Gesteine einen eventuellen Beitrag aus uranhaltigen Phosphatdüngern zu stark überlagern würde. Die bisher vorliegenden, jedoch noch nicht flächendeckenden Daten über Uran - gehalte in den Böden Baden-Württembergs zeigen zwei Häufigkeitsmaxima bei Konzentrationsbereichen von 0,5 bis 1,5 mg/kg, der offensichtlich den ubiquitären landesweiten Hintergrund unbelasteter Böden widerspiegelt, und bei ca. 3,5 bis 5,0 mg/kg der Böden aus Gebieten mit Uranerz-führenden Gesteinen im Untergrund bzw. einem lokalen Einfluss des historischen Erzbergbaus, insbesondere im Südschwarzwald. Der Bundesgesetzgeber erwägt im Entwurf der neuen Mantelverordnung einen Vorsorgewert auch für Uran in Böden, dessen Höhe – wie die Vorsorgewerte für weitere Spurenstoffe – nach der Hauptbodenart bemessen ist. Für die in der Landesfläche überwiegende Hauptbodenart Lehm/Schluff soll er 6,7 mg/kg betragen. Unter Zugrundlegung der in der Bundestagsdrucksache 17/6019 vom 31. Mai 2011 zum Thema genannten Zahlen (15,5 g Uran je Hektar jährlicher Eintrag in die Ackerkrume landwirtschaftlicher Böden durch Phosphatdüngemittel) und bei Vernachlässigen der Auswaschung würde der künftige Vorsorgewert bei den in Baden-Württemberg geogen oder regional durch den alten Erzbergbau vorbelas - teten Böden (3,5 bis 5 mg U/kg) – abgesehen von einzelnen i. d. R. grundstücksbezogenen Maximalwerten – innerhalb eines Zeitraums von über 400 Jahren erreicht . Bei Böden mit Urangehalten von 0,5 bis 1,5 mg/kg wie sie als für die Landesfläche repräsentativ zu erwarten sind, würde der avisierte Vorsorgewert nach mehr als 1.200 Jahren erreicht. 5 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2797 Diese Betrachtungen belegen, dass derzeit kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten besonders hoher Uranbelastungen in Böden und der Landnutzung in Baden-Württemberg erwartet werden kann. 3. Welche Untersuchungen strengt sie an, um den Zusammenhang von Landwirtschaft und Belastung des Grund- bzw. Trinkwassers mit Uran in Baden-Württemberg zu untersuchen? Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) führt im Rahmen der landesweiten Überwachung des Bodenzustands kontinuierlich zusätzliche Untersuchungen auch über das Verhalten von Uran in den Wirkungs - pfaden Boden-Pflanze und Boden-Grundwasser gemäß der Bundesbodenschutzund Altlastenverordnung in den Böden mit erhöhten Gehalten durch. Die Mobilität in Böden hängt ab von dem besonderen Chemismus der Uranverbindungen in aquatischen Systemen. Im Grundwassermessnetz wurden die Urankonzentrationen bisher diskontinuierlich gemessen (s. Ziffer 1), zukünftig erfolgen die Untersuchungen in einem dreijährlichen Rhythmus. Die Ergebnisse werden alle drei Jahre in den Grundwasserberichten veröffentlicht (im Internet unter: http://www.lubw.baden-wuerttemberg .de/servlet/is/9162/?shop=true). Die Daten werden ferner nach Prüfung und Plausibilisierung im Internet im „Jahresdatenkatalog Grundwasser“ bereitgestellt. Die bisherigen Untersuchungen des Trinkwassers auf Uran ließen keinen Einfluss der Landnutzung erkennen. Festgestellte, leicht erhöhte Werte sind geogen, also auf natürliche Ursachen zurückzuführen. Aufgrund des in der Trinkwasserverordnung verankerten Grenzwerts bleibt die Bestimmung des Urangehalts im Trinkwasser Bestandteil der amtlichen Routineuntersuchungen. Darüber hinaus müssen bei Eigenkontrollen der Wasserversorger ermittelte Grenzwertüberschreitungen den Trinkwasserüberwachungsbehörden gemeldet werden. Somit ist gewährleistet, dass die Urankonzentration im Trinkwasser weiterhin beobachtet wird. Bei der Bewertung der Urangehalte von Boden, Grund- und Trinkwasser gilt es auch künftig einen möglichen Zusammenhang zur Anwendung phosphathaltiger mineralischer Düngemittel abzuprüfen. 4. Welche Strategie verfolgt sie, um die Ausbringung von mit Uran belastetem Phosphat -Dünger zu unterbinden bzw. zu minimieren und damit einen Belas tungspfad des Grund- und letztlich des Trinkwassers abzustellen bzw. zu minimieren? Das Umweltministerium entwickelte die Phosphor-Rückgewinnungsstrategie für Baden-Württemberg, die im Oktober 2012 veröffentlicht wurde. Ziel dieser Strategie ist es, sekundäre Rohstoffquellen zu nutzen, um so die Versorgung mit schadstoffarmem Phosphor langfristig sicherzustellen. Dabei setzt das Land auf Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und aus Klärschlammasche , da diese das höchste Phosphor-Rückgewinnungspotenzial aufweisen . Die derzeit mit mineralischen Düngemitteln eingesetzte Gesamtphosphormenge in Baden-Württemberg ließe sich theoretisch etwa zur Hälfte von aus Klärschlamm gewonnenem Phosphor decken. Für die Phosphor-Rückgewinnungsstrategie spielt die vom Land finanzierte großtechnische Anlage zur Rückgewinnung von Phosphor auf der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Offenburg eine wichtige Rolle. Mit der nach dem „Stuttgarter Verfahren“ seit November 2011 arbeitenden Pilotanlage wird ein etwa 8.000 Einwohnerwerten entsprechender Teilstrom des Klärschlamms behandelt. Das erzeugte Produkt Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP) kann nach bisherigen Erkenntnissen direkt als Mehrnährstoffdünger in der Landwirtschaft oder als Rohstoff für die Phosphatindustrie verwendet werden. Das Umweltbundesamt (UBA) untersuchte den Urangehalt von rückgewonnenem Phosphat verschiedener MAP-Produkte (u. a. des Offenburger Materials) und stellte einen maximalen Urangehalt von 1,7 mg/kg fest (wwt Modernisierungsreport 2012/2013). Im Vergleich zu den Gehalten der üblicherweise eingesetzten mineralischen Phosphatdünger (s. Ziffer 1) sind das geringe Konzentrationen. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2797 6 Die Anlage in Offenburg hat sich bereits in der Anlaufphase als leistungsfähiger erwiesen, als prognostiziert. Weitere Anlagen zur Rückgewinnung von Phosphor sollen in den nächsten Jahren in Baden-Württemberg errichtet und betrieben werden . Auch ist eine Anlage im Land geplant, die den Phosphor aus der Klär - schlamm asche rückgewinnen kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als zuständige Bundesbehörden sowie der Wissenschaftliche Beirat für Düngungsfragen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) haben sich intensiv mit der Frage des Urangehalts in Düngemitteln befasst. Das BfR hat zusammen mit dem BfS festgestellt, dass für die Verbraucher derzeit kein nennenswertes gesundheitliches Risiko durch Uran in Lebens- und Futtermitteln erkennbar ist. Diese Aussage gilt vor dem Hintergrund sorgfältiger und sehr detailliert ausgeführter Prüfungen, die chemische und Strahlenwirkung sowie die unterschiedlichen Bindungsformen und Löslichkeit berücksichtigen. Aufgrund dieser Bewertungen wird derzeit auch noch keine gesicherte Basis für eine Festlegung von Kennzeichnungsschwellenwerten oder Grenzwerten für Uran in Düngemitteln gesehen. Zur weiteren Klärung laufen weitere wissenschaftliche Studien zum Sorptionsverhalten von Uran im Boden sowie öko-toxikologische Untersuchungen zu Uran im Boden. Zudem sind hier auch die Forderungen des Gemeinschaftsrechtes der EU nach freiem Warenverkehr zu beachten. Ca. 95 % der mineralischen Phosphat-Düngemittel sind EU-Düngemittel nach EU-Düngemittelrecht, welches derzeit leider keinerlei schadstoffbezogene Regelungen enthält. Zur Vereinheitlichung des Binnenmarktes beabsichtigt daher die EU-Kommission das Düngemittelrecht vollständig zu harmonisieren und auch einheitliche Schadstoffregelungen einzuführen. Die Bundesregierung unterstützt dieses Vorhaben nachdrücklich. In der Diskussion ist für phosphathaltige Mineraldünger ein Cadmiumgrenzwert von 60 mg je kg P2O5. Laut Bundestagsdrucksache 17/9831 wird der Wissenschaftliche Beirat für Düngungsfragen beim BMELV im Februar 2013 ein Fachgespräch zum Thema Uran in Düngemitteln organisieren. Ziel ist es, die Ergebnisse aus den relevanten wissenschaftlichen Untersuchungen zusammenhängend mit den beteiligten Wissenschaftlern ergebnisoffen zu erörtern, um eine wissensbasierte Entscheidung über eine ggf. notwendige Begrenzung des Uran-Eintrages über Düngemittel zu ermöglichen. Für das Schwermetall Cadmium wurde 2003 in die nationale Düngemittelverordnung aus Vorsorgegründen eine Begrenzung des zulässigen Gehaltes aufgenommen . Für Phosphatdüngemittel ist ein Cadmium-Höchstwert von 50 mg Cd je kg P2O5 festgeschrieben. Eine Kennzeichnungspflicht für Cadmium bei phosphathaltigen Düngemitteln gilt ab 20 mg je kg P2O5. Aufgrund der häufigen Vergesellschaftung von Cadmium mit Uran wird dadurch auch eine teilweise Begrenzung für Uran erreicht. Unabhängig davon empfiehlt die Kommission für Bodenschutz beim Umweltbundesamt auch für Uran die Festsetzung entsprechender Werte. In der Beratung wird darauf hingewiesen, dass nur Düngemittel, die nach nationalem Recht zugelassen sind, insbesondere in Bezug auf Schadstoffe ein wesentlich höheres Schutzniveau bieten. 5. Welche Strategie verfolgt sie, um die uranhaltigen Phosphatdünger vermehrt durch organischen Dünger mit deutlich geringeren Urangehalten zu ersetzen? Die Vorkommen von Phosphat aus natürlichen Lagerstätten sind grundsätzlich begrenzt. Lagerstätten für das derzeit genutzte cadmiumarme Phosphat gehen dabei deutlich schneller zur Neige. Deshalb ist es geboten, einerseits den Einsatz von Phosphat als Düngemittel zu optimieren und andererseits eine Wiederverwertung des Phosphors aus Reststoffen soweit wie möglich anzustreben. Das Schließen von Phosphatkreisläufen ist daher nicht nur wegen des Bodenschutzes, sondern auch wegen der langfristigen Versorgungssicherheit der Landwirtschaft von elementarer Bedeutung. 7 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2797 Ein konkretes Beispiel zum verbesserten Einsatz organischer Dünger ist die Unterfußdüngung zu Mais mit Gülle. Selbst bei relativ hohen Nährstoffgehalten im Boden benötigt Mais für eine gute Jugendentwicklung im Umfeld des Saatgutes hohe Stickstoff- und Phosphatkonzentrationen. Bislang wird die Unterfußdüngung ausschließlich mit stickstoff- und phosphathaltigen Mineraldüngern durchgeführt . Durch die Entwicklung neuer technischer Verfahren in den letzten Jahren können diese durch Gülle ersetzt werden. Erste Versuche auch in Baden-Württemberg zeigten, dass die Unterfußdüngung mit Gülle mit der mineralischen Unterfußdüngung konkurrieren kann. Ein Verbundprojekt zur Nährstoffrückgewinnung aus Schweinegülle mittels Kris - tallisation an reaktivem Substrat wurde an der Landesanstalt für Schweinezucht in Boxberg vergangenes Jahr gestartet. Ziel des Vorhabens ist die Gewinnung eines Teils des in Schweinegülle enthaltenen Phosphors als mineralisches RecyclingDüngemittel , was eine gezieltere, in Höhe und Zeitpunkt am Bedarf der landwirtschaftlichen Kulturen ausgerichtete Steuerung der Düngung ermöglichen soll. Besonders innovativ an dem Projekt ist, dass zum ersten Mal eine praktikable Verfahrenstechnik mit vergleichsweise geringen Kosten für die Phosphorabscheidung aus Gülle entwickelt wird. Das Verfahrensprinzip soll optimiert, Restrisiken minimiert und die Einführung in der Praxis unterstützt werden. Dadurch kann eine gezieltere Düngung und höhere Ressourceneffizienz des endlichen Rohstoffs Phosphor sowie Verringerung des Uraneintrags erreicht werden. 6. Welche Bedeutung misst sie einem vorbeugenden Bodenschutz und der Verbesserung der Filter- und Pufferkapazitäten der Böden zur Risikominimierung der Uranbelastung zu? Die Landesregierung legt weiterhin großen Wert darauf, dass sowohl der vorsorgende als auch der nachsorgende Bodenschutz gleichwertig umgesetzt werden. Unter Frage 3 wurde u. a. dargelegt, welche Untersuchungen durchgeführt werden , um das noch bestehende Defizit bei der Kenntnis der Löslichkeit von Uranverbindungen und damit ihrer Verlagerung im Boden systematisch zu schließen. Erst wenn auch über die Uranmobilität in den Böden eine ausreichende Datengrundlage vorliegt, ist es möglich, Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenfunktion als Filter und Puffer für Schadstoffe auch gegenüber Uran sowie ihre Wirksamkeit verlässlich zu beurteilen. Untersteller Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft << /ASCII85EncodePages false /AllowTransparency false /AutoPositionEPSFiles true /AutoRotatePages /None /Binding /Left /CalGrayProfile (None) /CalRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CalCMYKProfile (U.S. Web Coated \050SWOP\051 v2) /sRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CannotEmbedFontPolicy /Warning /CompatibilityLevel 1.6 /CompressObjects /Off /CompressPages true /ConvertImagesToIndexed true /PassThroughJPEGImages false /CreateJobTicket false /DefaultRenderingIntent /Default /DetectBlends true /DetectCurves 0.1000 /ColorConversionStrategy /LeaveColorUnchanged /DoThumbnails false /EmbedAllFonts true /EmbedOpenType false /ParseICCProfilesInComments true /EmbedJobOptions true /DSCReportingLevel 0 /EmitDSCWarnings false /EndPage -1 /ImageMemory 524288 /LockDistillerParams true /MaxSubsetPct 100 /Optimize true /OPM 1 /ParseDSCComments false /ParseDSCCommentsForDocInfo true /PreserveCopyPage true /PreserveDICMYKValues true /PreserveEPSInfo true /PreserveFlatness true /PreserveHalftoneInfo false /PreserveOPIComments true /PreserveOverprintSettings true /StartPage 1 /SubsetFonts true /TransferFunctionInfo /Preserve /UCRandBGInfo /Preserve /UsePrologue false /ColorSettingsFile () /AlwaysEmbed [ true ] /NeverEmbed [ true ] /AntiAliasColorImages false /CropColorImages true /ColorImageMinResolution 150 /ColorImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleColorImages true /ColorImageDownsampleType /Bicubic /ColorImageResolution 300 /ColorImageDepth 8 /ColorImageMinDownsampleDepth 1 /ColorImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeColorImages true /ColorImageFilter /FlateEncode /AutoFilterColorImages false /ColorImageAutoFilterStrategy /JPEG /ColorACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /ColorImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000ColorACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000ColorImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasGrayImages false /CropGrayImages true /GrayImageMinResolution 150 /GrayImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleGrayImages true /GrayImageDownsampleType /Bicubic /GrayImageResolution 600 /GrayImageDepth 8 /GrayImageMinDownsampleDepth 2 /GrayImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeGrayImages true /GrayImageFilter /FlateEncode /AutoFilterGrayImages false /GrayImageAutoFilterStrategy /JPEG /GrayACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /GrayImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000GrayACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000GrayImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasMonoImages false /CropMonoImages true /MonoImageMinResolution 1200 /MonoImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleMonoImages true /MonoImageDownsampleType /Bicubic /MonoImageResolution 600 /MonoImageDepth -1 /MonoImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeMonoImages true /MonoImageFilter /CCITTFaxEncode /MonoImageDict << /K -1 >> /AllowPSXObjects true /CheckCompliance [ /None ] /PDFX1aCheck false /PDFX3Check false /PDFXCompliantPDFOnly false /PDFXNoTrimBoxError true /PDFXTrimBoxToMediaBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXSetBleedBoxToMediaBox true /PDFXBleedBoxToTrimBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXOutputIntentProfile (None) /PDFXOutputConditionIdentifier () /PDFXOutputCondition () /PDFXRegistryName (http://www.color.org) /PDFXTrapped /False /CreateJDFFile false /SyntheticBoldness 1.000000 /Description << /DEU () >> >> setdistillerparams << /HWResolution [1200 1200] /PageSize [595.276 841.890] >> setpagedevice