Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / 2918 24. 01. 2013 1Eingegangen: 24. 01. 2013 / Ausgegeben: 25. 02. 2013 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie beurteilt sie die Ergebnisse der neuesten Studie im Auftrag der Euro - päischen Zentralbank (EZB) zur Kreditfinanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) im Hinblick auf Baden-Württemberg? 2. Wie wirken sich die darin geschilderten Problematiken insbesondere auf Jung - unternehmer in Baden-Württemberg aus? 3. Wie beurteilt sie die Schaffung von „Kreditlotsen“, die gerade im Bereich neuer Technologien die Brücke zwischen Jungunternehmern und Kreditinstituten schlagen können? 4. Wie stellt sich in Baden-Württemberg die Lage auf dem Kreditmarkt für Jung - unternehmer dar und welche Probleme sind ihr hier bekannt? 5. Hat sich die Lage in den letzten Jahren verändert? 6. Wenn ja, in welche Richtung und aus welchen Gründen? 7. Welche Instrumente stehen ihr beziehungsweise der Landeskreditbank BadenWürttemberg (L-Bank) zur Verfügung, um Jungunternehmen beziehungsweise Start-ups mit den nötigen Krediten zu versorgen? 8. Plant sie hierfür zusätzliche Instrumente und wenn ja welche? 24. 01. 2013 Dr. Engeser CDU Kleine Anfrage der Abg. Dr. Marianne Engeser CDU und Antwort des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Starthilfen für Jungunternehmer Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2918 2 B e g r ü n d u n g Die Wirtschaftslandschaft, insbesondere die eines ökonomisch starken Landes wie Baden-Württemberg, befindet sich in einem steten Wandel. Alte Unternehmen verlassen den Markt, neue treten hinzu. Nicht immer können neue Geschäftsfelder von bestehenden Firmen abgedeckt werden beziehungsweise ist dies sinnvoll . Vielmehr ist die Innovationskraft junger Unternehmen ein wichtiger Baustein eines dynamischen Wirtschaftsraumes wie des unsrigen. Diese jungen Unternehmen brauchen oft finanzielle Starthilfen, da sie noch kein Eigenkapital zur Verfügung haben, stehen aber aus eben diesem Grunde auch immer wieder vor Problemen, zu angemessenen Krediten zu gelangen. So hat eine aktuelle Studie* im Auftrag der EZB festgestellt, dass sich der Zugang zu Bankkrediten für KMU weiter verschlechtert hat. 22 Prozent mehr Unternehmen als noch bei der letzten Studie dieser Art beklagen eine geringere Verfügbarkeit von Bankkrediten. Ein Instrument, die Kreditvergabe zu verbessern, könnte die Einführung von „Kreditlotsen“ sein, die einerseits Jungunternehmern die Regeln und Anforderungen des Kreditmarktes näherbringen, andererseits aber auch den Kreditinstituten eine Hilfestellung beim Verständnis innovativer Geschäftsmodelle geben. Gerade im Bereich komplexer moderner Technologien fällt es den Bankmitarbeitern mittlerweile immer häufiger sehr schwer, die Risiken und Erfolgsaussichten von Geschäftsmodellen zu beurteilen, für die Kredite benötigt werden. Ziel der vorliegenden Anfrage ist es zu erfahren, wie sich die Lage im Bereich der Kreditvergabe an Jungunternehmer in Baden-Württemberg aktuell darstellt und welche Instrumente der Landesregierung zur Verfügung stehen oder von ihr geplant werden, um hier positiv einzuwirken. * „Report on the results of the survey on the access to finance of SMEs in the euro area – April to September 2012“ A n t w o r t Mit Schreiben vom 18. Februar 2013 Nr. 6-4310.02/42 beantwortet das Ministe - rium für Finanzen und Wirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie beurteilt sie die Ergebnisse der neuesten Studie im Auftrag der Euro - päischen Zentralbank (EZB) zur Kreditfinanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) im Hinblick auf Baden-Württemberg? Zu 1.: Die Umfrage des Eurosystems zur Finanzierungssituation bzw. zu den Finanzierungsbedingungen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) wird seit 2009 halbjährlich durchgeführt. Befragt werden rund 7.500 repräsentative Unternehmen im Euro-Raum, davon etwa 1.000 in Deutschland. Junge Unternehmen im Alter bis zu 2 Jahren tragen mit ca. 2 % im Euro-Raum bzw. 3 % in Deutschland zur Stichprobe bei. Die Studie belegt, dass im Euro-Raum bei der Verfügbarkeit von Krediten zwischen Deutschland und den meisten anderen Ländern große Unterschiede bestehen . Außer in Deutschland hat sich der Zugang zu Krediten in den meisten Staaten verschlechtert. Die Deutschland betreffenden Aussagen der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2918 KMU hatten im Betrachtungszeitraum • keine größeren Probleme beim Zugang zu Finanzierungsmitteln • einen eher sinkenden Kapitalbedarf • stabile Finanzierungsbedingungen. Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in den aktuellen nationalen Untersuchungen wider. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) berichtet in ihrem Kreditmarktausblick vom Dezember 2012 von weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand. Die Ergebnisse des ifo-Konjunkturtests vom Januar 2013 zeigen, dass die „Kredithürde“ weiterhin auf einem historisch niedrigen Niveau verharrt. Nur 20,3 % der befragten Unternehmen berichteten von Problemen bei der Kreditvergabe von Banken zum Jahresbeginn. Im Jahr 2013 sehe sich die deutsche Wirtschaft sehr günstigen Finanzierungsbedingungen gegenüber. Eine spezifisch baden-württembergische Lage, die von den Aussagen der auf Deutschland bezogenen Untersuchungen abweichen würde, ist nicht bekannt. 2. Wie wirken sich die darin geschilderten Problematiken insbesondere auf Jung - unternehmer in Baden-Württemberg aus? Zu 2.: Die Studie ermöglicht aufgrund der geringen Stichprobengröße keine spezifische Aussage zur Situation von jungen Unternehmen in Baden-Württemberg. 3. Wie beurteilt sie die Schaffung von „Kreditlotsen“, die gerade im Bereich neuer Technologien die Brücke zwischen Jungunternehmern und Kreditinstituten schlagen können? Zu 3.: Gründer und Jungunternehmer sind wegen der Ungewissheiten in ihrer Businessplanung bei der Anbahnung ihrer Geschäftsbeziehung zu Banken besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Kreditinstitute beklagen im Bereich der Gründungsfinanzierung tendenziell einen überdurchschnittlich hohen Beratungsaufwand und ein erhöhtes Kreditrisiko. Beiden Aspekten schenkt die Gründungs - finanzierung in Baden-Württemberg seit Jahren besondere Aufmerksamkeit. Dem Beratungsaufwand wirken L-Bank und Bürgschaftsbank durch eigene Beratungs - tätigkeit in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftskammern entgegen, in deren Rahmen Vorbereitungen für das spätere Bankengespräch stattfinden. Technische Aspekte werden durch die Beratungstätigkeit der Steinbeis-Stiftung und auch des RKW abgedeckt. Auf Bankenebene wird deren kostenintensive Beratungstätigkeit durch die Gewährung einer Pauschalvergütung Rechnung getragen. Der ungünstigen Risikosituation begegnet die Gründungsförderung in Baden-Württemberg durch die obligatorische Übernahme einer 80 % Bürgschaft der Bürgschaftsbank . Insoweit üben die Akteure der Gründungsförderung im Land bereits heute eine „Lotsenfunktion“ aus. Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft sieht deshalb für den Einsatz von „Kreditlotsen“ als einer weiteren Instanz in der Unternehmensberatung und -begleitung keinen zwingenden Bedarf. 4. Wie stellt sich in Baden-Württemberg die Lage auf dem Kreditmarkt für Jung - unternehmer dar und welche Probleme sind ihr hier bekannt? Zu 4.: Die Existenzgründungsfinanzierung in Baden-Württemberg hat sich in den letzten Jahren sehr stabil entwickelt, wobei zinsverbilligte Kredite weiterhin das wich - tigste Förderinstrument sind. In der „Startfinanzierung 80“, dem klassischen Instrument für Kleingründer und Jungunternehmer, konnten 2012 mehr als 1.000 Vorhaben mit einem Fördervolumen von 53,9 Millionen Euro realisiert werden, dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 17 %. Diese Steigerung dürfte in erster Linie dem Umstand geschuldet sein, dass die Kreditinstitute Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 2918 4 in Zeiten regulatorischer Veränderungen verstärkt die enge Partnerschaft mit der L-Bank und der Bürgschaftsbank suchen. Aus Sicht des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft ist allerdings nicht nur die absolute Zahl der Gründungen ausschlaggebend , sondern vor allem deren Qualität, innovatives Potenzial und wirtschaftliche Stabilität. Insbesondere dieses qualitative Wachstum wurde für Baden -Württemberg in der Vergangenheit durch Evaluierungen bestätigt. 5. Hat sich die Lage in den letzten Jahren verändert? 6. Wenn ja, in welche Richtung und aus welchen Gründen? Zu 5. und 6.: Nach den Erhebungen des Statistischen Landesamtes kühlte das Gründungs - geschehen im Land zuletzt als Folge der guten Wirtschaftslage ab. Dieses Phänomen zeigte sich bei den potenziellen Gründern in der Vergangenheit immer dann, wenn abhängig Beschäftigte günstige berufliche Aussichten für sich sahen. Nach den Erkenntnissen des DIHK-Gründerreports 2012 und des KfW-Gründungs - monitors 2012 ist deutschlandweit der „Rückgang der Gründungsaktivität … das Resultat der guten Arbeitsmarktlage, sodass weniger Personen den Druck verspürten , den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen.“ Hinzu kommt, dass Gründungen aus der Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg seit jeher weniger Bedeutung zukommt als im Bundesdurchschnitt. Allgemein wird bundesweit mit einer Seitwärtsbewegung bei den Gründerzahlen gerechnet, in deren Folge vermutlich keine Kreditverknappung zu befürchten ist. L-Bank und Bürgschaftsbank berichten in ihren aktuellen Geschäftsberichten von stabilen bzw. leicht ansteigenden Finanzierungen und einer anhaltend hohen Finanzierungsbereitschaft im Gründungssegment , insbesondere bei Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. 7. Welche Instrumente stehen ihr beziehungsweise der Landeskreditbank BadenWürttemberg (L-Bank) zur Verfügung, um Jungunternehmen beziehungsweise Start-ups mit den nötigen Krediten zu versorgen? Zu 7.: Baden-Württemberg besitzt mit der L-Bank, der Bürgschaftsbank und der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft drei Förderinstitutionen, deren Instrumentarium – auch über die reine Kreditfinanzierung hinaus – im bundesweiten Vergleich beste Marktakzeptanz findet. Aus einem Mix von langfristig zins - günstigem Kredit, weitgehender Risikoentlastung der Hausbanken und, wo die Kreditfinanzierung an ihre Grenzen kommt, individueller Einbeziehung von stillen Beteiligungen, lassen sich in der Praxis meist geeignete Finanzierungslösungen finden. Diese werden den Gründern und Jungunternehmern durch ein kundennahes Beratungsnetzwerk und deren Bankpartnern mittels intensiver und flächendeckender Informationsveranstaltungen vermittelt. 8. Plant sie hierfür zusätzliche Instrumente und wenn ja welche? Zu 8.: Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft und die Förderinstitute tauschen ihre Erfahrungen aus der Gründungs- und Mittelstandsfinanzierung in BadenWürttemberg kontinuierlich miteinander aus und lassen diese in eine gemeinsame Programmkonzeption einfließen. Die letzte grundlegende Anpassung datiert vom April 2011 und bildet die Grundlage für die positive Entwicklung des Förder - angebotes in 2012. Dr. Nils Schmid Minister für Finanzen und Wirtschaft << /ASCII85EncodePages false /AllowTransparency false /AutoPositionEPSFiles true /AutoRotatePages /None /Binding /Left /CalGrayProfile (None) /CalRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CalCMYKProfile (U.S. Web Coated \050SWOP\051 v2) /sRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CannotEmbedFontPolicy /Warning /CompatibilityLevel 1.6 /CompressObjects /Off /CompressPages true /ConvertImagesToIndexed true /PassThroughJPEGImages false /CreateJobTicket false /DefaultRenderingIntent /Default /DetectBlends true /DetectCurves 0.1000 /ColorConversionStrategy /LeaveColorUnchanged /DoThumbnails false /EmbedAllFonts true /EmbedOpenType false /ParseICCProfilesInComments true /EmbedJobOptions true /DSCReportingLevel 0 /EmitDSCWarnings false /EndPage -1 /ImageMemory 524288 /LockDistillerParams true /MaxSubsetPct 100 /Optimize true /OPM 1 /ParseDSCComments false /ParseDSCCommentsForDocInfo true /PreserveCopyPage true /PreserveDICMYKValues true /PreserveEPSInfo true /PreserveFlatness true /PreserveHalftoneInfo false /PreserveOPIComments true /PreserveOverprintSettings true /StartPage 1 /SubsetFonts true /TransferFunctionInfo /Preserve /UCRandBGInfo /Preserve /UsePrologue false /ColorSettingsFile () /AlwaysEmbed [ true ] /NeverEmbed [ true ] /AntiAliasColorImages false /CropColorImages true /ColorImageMinResolution 150 /ColorImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleColorImages true /ColorImageDownsampleType /Bicubic /ColorImageResolution 300 /ColorImageDepth 8 /ColorImageMinDownsampleDepth 1 /ColorImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeColorImages true /ColorImageFilter /FlateEncode /AutoFilterColorImages false /ColorImageAutoFilterStrategy /JPEG /ColorACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /ColorImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000ColorACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000ColorImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasGrayImages false /CropGrayImages true /GrayImageMinResolution 150 /GrayImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleGrayImages true /GrayImageDownsampleType /Bicubic /GrayImageResolution 600 /GrayImageDepth 8 /GrayImageMinDownsampleDepth 2 /GrayImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeGrayImages true /GrayImageFilter /FlateEncode /AutoFilterGrayImages false /GrayImageAutoFilterStrategy /JPEG /GrayACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /GrayImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000GrayACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000GrayImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasMonoImages false /CropMonoImages true /MonoImageMinResolution 1200 /MonoImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleMonoImages true /MonoImageDownsampleType /Bicubic /MonoImageResolution 600 /MonoImageDepth -1 /MonoImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeMonoImages true /MonoImageFilter /CCITTFaxEncode /MonoImageDict << /K -1 >> /AllowPSXObjects true /CheckCompliance [ /None ] /PDFX1aCheck false /PDFX3Check false /PDFXCompliantPDFOnly false /PDFXNoTrimBoxError true /PDFXTrimBoxToMediaBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXSetBleedBoxToMediaBox true /PDFXBleedBoxToTrimBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXOutputIntentProfile (None) /PDFXOutputConditionIdentifier () /PDFXOutputCondition () /PDFXRegistryName (http://www.color.org) /PDFXTrapped /False /CreateJDFFile false /SyntheticBoldness 1.000000 /Description << /DEU () >> >> setdistillerparams << /HWResolution [1200 1200] /PageSize [595.276 841.890] >> setpagedevice