Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / 4878 27. 02. 2014 1Eingegangen: 27. 02. 2014 / Ausgegeben: 04. 04. 2014 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie war nach ihrer Kenntnis die Entwicklung der Putenwirtschaft in BadenWürttemberg (speziell in den Landkreisen Nordwürttembergs) in den letzten 20 Jahren? 2. Welche Bedeutung hat bzw. hatte nach ihrer Kenntnis die Putenschlächterei Rot am See für die putenproduzierenden landwirtschaftlichen Betriebe im Land? 3. Welche Auswirkungen hätte aus ihrer Sicht eine Schließung des in Insolvenz befindlichen Putenschlacht- und -verarbeitungsbetriebs in Rot am See auf die putenerzeugenden Betriebe? 4. Welche Auswirkungen hätte die Schließung auf den örtlichen Arbeitsmarkt? 5. Welche Auswirkungen hätte eine Schließung auf die Kostenstruktur der ört - lichen Wasser- und Abwassergebühren? 6. Welche Auswirkung hätte eine Schließung des Unternehmens in Bezug auf Tiertransporte zu Schlachtbetrieben? 7. Worin liegen aus ihrer Sicht die Gründe, die zur Insolvenz des Betriebs führten ? 8. Sieht sie Möglichkeiten zur Rettung des Schlacht- und Verarbeitungsstandorts Rot am See durch die Landesregierung? 9. Wie hoch war der Anteil der Schlachttiere in den letzten fünf Jahren, die von außerhalb des Landes in Rot am See geschlachtet wurden (mit Darstellung, in welchem Umfang Tiere aus baden-württembergischer Produktion außerhalb geschlachtet wurden)? Kleine Anfrage des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP und Antwort des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Auswirkungen der Insolvenz der Putenschlächterei Rot am See, Landkreis Schwäbisch Hall Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 4878 2 10. Wie war die Preisentwicklung bei Küken, Futter, Haltung, Schlachtung und Markterlösen in den letzten fünf Jahren in der Putenwirtschaft? 27. 02. 2014 Dr. Bullinger FDP/DVP B e g r ü n d u n g Der Putenschlacht- und -verarbeitungsstandort in Rot am See hat für die Putenwirtschaft sowie für den örtlichen Arbeitsmarkt eine große Bedeutung. Seit kurzer Zeit befindet sich der Betrieb in Insolvenz. Es gilt auszuloten, inwieweit Möglichkeiten zur Weiterführung des Betriebs im Interesse der Landwirtschaft, der Produktion örtlicher Produkte und des Arbeitsmarkts bestehen. Weiter gilt es zu prüfen , welche Möglichkeiten vonseiten des Landes bestehen, den Produktionsstand - ort langfristig zu erhalten. A n t w o r t Mit Schreiben vom 21. März 2014 Nr. Z(22)-0141.5/343F beantwortet das Minis - terium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Einvernehmen mit dem Innenministerium und dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie war nach ihrer Kenntnis die Entwicklung der Putenwirtschaft in BadenWürttemberg (speziell in den Landkreisen Nordwürttembergs) in den letzten 20 Jahren? Zu 1.: Nach Angaben des Statistischen Landesamtes entwickelte sich die Putenwirtschaft folgendermaßen: Tabelle 1: Entwicklung der Putenwirtschaft in Baden-Württemberg Der Schwerpunkt der Putenhaltung im Land befindet sich in Nordwürttemberg (Regierungsbezirk Stuttgart). Region Merkmal 19911) 1999 2010 20132) Baden-Württemberg Betriebe 1.217 447 298 200 Tiere 518.443 722.494 927.671 1.001.800 Regierungsbezirk Stuttgart Betriebe 361 142 115 100 Tiere 396.875 576.001 682.380 757.100 1) Nur eingeschränkt vergleichbar, da niedrigere Erfassungsgrenze; 2) Repräsentativergebnis, auf volle Hundert gerundet. Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2014 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 4878 2. Welche Bedeutung hat bzw. hatte nach ihrer Kenntnis die Putenschlächterei Rot am See? Zu 2.: Nach der Fleischuntersuchungsstatistik des Bundes wurden in den letzten Jahren in Baden-Württemberg in zugelassenen Geflügelschlachtbetrieben ca. 50 bis 60 Mio. kg Putenfleisch erschlachtet. Von den statistisch erfassten Putenschlachtungen in Baden-Württemberg erfolgten ca. 90 % im Landkreis Schwäbisch Hall, die wiederum überwiegend in Rot am See erfolgten. In den letzten 6 Jahren wurden zwischen 3,5 und 5,5 Mio. Puten pro Jahr in Rot am See geschlachtet. 3. Welche Auswirkungen hätte aus ihrer Sicht eine Schließung des in Insolvenz befindlichen Putenschlacht- und -verarbeitungsbetriebs in Rot am See auf die putenerzeugenden Betriebe? Zu 3.: Eine Schließung des Betriebes in Rot am See würde für Betriebe, die seither Puten an diesem Standort angeliefert haben, die Suche nach einem anderen Ab - nehmer bedingen und würde ggf. dazu führen, dass die Tiere an einen anderen Schlachtstandort angeliefert werden müssten. Insolvenzverfahren wurden für die „V. V. V.-GmbH“ und die „G. S. B.-GmbH“ als 100 %-ige Tochterunternehmen der „W. Beteiligungsgesellschaft mbH“ eröffnet . Die „W. Beteiligungsgesellschaft mbH“ bzw. weitere Tochterunternehmen sind von Insolvenzverfahren nicht betroffen. 4. Welche Auswirkungen hätte die Schließung auf den örtlichen Arbeitsmarkt? Zu 4.: Die Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall Tauberbischofsheim weist im Dezember 2013 im Kreis Schwäbisch Hall eine Arbeitslosenquote von 3,3 % bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen aus. Im Kreis sind rund 71.000 Beschäftigte sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Laut dem Konzernabschluss der „W. Beteiligungsgesellschaft mbH“ von 2011 betrug die Stammbelegschaft des Unternehmens am Standort Rot am See 316 Mitarbeiter. Die Stammbelegschaft des Unternehmens im Jahr 2011 entspricht rund 0,8 % der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Kreis. Inwieweit es sich bei der Stammbelegschaft des Unternehmens um stark spezialisierte Arbeitskräfte handelt , für die im Kreis Schwäbisch Hall keine Arbeitsstellen zur Verfügung stehen, lässt sich aus den zur Verfügung stehenden Informationen nicht entnehmen. 5. Welche Auswirkungen hätte eine Schließung auf die Kostenstruktur der ört - lichen Wasser- und Abwassergebühren? Zu 5.: Laut dem Landratsamt Schwäbisch Hall würde sich eine Schließung des Schlachtbetriebes sowohl bei den örtlichen Wasser- als auch Abwassergebühren auswirken. Bei der Wasserversorgung würde der Wasserzins von derzeit 1,85 Euro pro Kubikmeter auf 2,04 Euro pro Kubikmeter (zuzüglich 7 % MwSt.) ansteigen. Bei den Abwassergebühren ist aus heutiger Sicht eine gesicherte Prognose nicht möglich , da durch eine evtl. Schließung des Putenschlachthofs in Rot am See notwendig werdende Investitionen im Bereich der Kläranlage derzeit nicht konkret be - ziffert werden können. Die möglichen Mehrkosten müssten einer erforderlichen Neukalkulation zugrunde gelegt werden. Grundsätzlich ist von steigenden Abwassergebühren auszugehen. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 4878 4 6. Welche Auswirkung hätte eine Schließung des Unternehmens in Bezug auf Tiertransporte zu Schlachtbetrieben? Zu 6.: Beispielweise wurden aus dem Landkreis Schwäbisch Hall im Jahr 2012 rund 427 Transporte mit 491.840 Tieren und im Jahr 2013 rund 366 Transporte mit 421.140 Puten an den Schlachtbetrieb in Rot am See angeliefert. Wie sich aus den Zahlen zu 9. ergibt, stammten im Jahr 2013 25 % der geschlachteten Puten aus Baden-Württemberg. Es ist davon auszugehen, dass eine Schließung der Schlachterei in Rot am See für Tiere, die im Landkreis Schwäbisch Hall sowie in angrenzenden Landkreisen gehalten werden, die Transportentfernung und Transportdauer erhöhen würde. Wie sich die durchschnittliche Transportentfernung für die Gesamtheit der bisher in Rot am See angelieferten Puten verändert, lässt sich derzeit nicht beurteilen. 7. Worin liegen aus ihrer Sicht die Gründe, die zur Insolvenz des Betriebs führten ? Zu 7.: Laut Presse hat die Geschäftsführung der zwei betroffenen WU-Tochterunternehmen als Ursache für den Insolvenzantrag neben einem starken Preiskampf im Geflügelsektor die hohen Betriebsausgaben und eine zu geringe Auslastung angegeben . Eine Bewertung dieser von der Geschäftsführung genannten Gründe ist auf der Grundlage der zur Verfügung stehenden Informationen nicht möglich. 8. Sieht sie Möglichkeiten zur Rettung des Schlacht- und Verarbeitungsstandorts Rot am See durch die Landesregierung? Zu 8.: Die Finanzierungsinstrumente des Landes lassen eine „Rettung“ eines Unternehmens aus der Insolvenz nicht zu, da Unternehmen in Schwierigkeiten aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht subventioniert werden dürfen. Hinzu kommt, dass reine Schlachtbetriebe wegen EU-beihilferechtlicher Einschränkungen nicht förderfähig sind. Die sog. Urproduktion bei der Landwirtschaft ist durch diverse Agrarsubventionen abgedeckt und daher von der Wirtschaftsförderung ausgeschlossen. Dies gilt allerdings nicht für die Zerlegung und Vermarktung des Fleisches. Sollte hierfür ein Investor gefunden werden, der ein tragfähiges Konzept vorlegen kann und der eine Hausbank findet, die dieses begleitet , wäre die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg bereit, die Übernahme einer Bürgschaft unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu prüfen. 9. Wie hoch war der Anteil der Schlachttiere in den letzten fünf Jahren, die von außerhalb des Landes in Rot am See geschlachtet wurden (mit Darstellung, in welchem Umfang Tiere aus baden-württembergischer Produktion außerhalb geschlachtet wurden)? Zu 9.: Vom Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landratsamts Schwäbisch Hall wurden folgende Herkünfte der Puten erhoben, die in Rot am See geschlachtet wurden. 5 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 4878 Tabelle 2: Herkunft der Schlachtputen Eine weiter in die Vergangenheit reichende Ermittlung und auch eine umfassende Darstellung, in welchem Umfang Tiere aus baden-württembergischer Produktion außerhalb des Landes geschlachtet wurden, ließe sich nur über einen zeitaufwendigen Abruf von Daten bei allen unteren Veterinärbehörden des Landes erstellen. 10. Wie war die Preisentwicklung bei Küken, Futter, Haltung, Schlachtung und Markterlösen in den letzten fünf Jahren in der Putenwirtschaft? Zu 10.: Dem Statistischen Landesamt liegen hierzu keine Daten vor. Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) stellt Daten zum Agrarmarkt zusammen und nutzt dabei z. T. eigene Primär- und Sekundärdaten-Erhebungen . Von der AMI wurden Erzeugerpreise für Puten als auch Preise für Putenmastfutter veröffentlicht. Abbildung 1: Erzeugerpreise für Puten, 18,5 kg Lebendgewicht Quelle: AMI, 2004 Herkunft der Schlachtputen Jahr BadenWürttemberg Deutschland EU 2013 885.799 1.523.695 1.163.078 2012 855.925 1.936.981 1.037.202 2011 943.103 2.541.052 896.516 Quelle: Landratsamt Schwäbisch Hall, 2014 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 4878 6 Abbildung 2: Preise für Putenmastfutter Quelle: AMI, 2004 Aufgrund der Datengrundlage erfolgt durch die AMI keine Veröffentlichung von Daten auf Länderebene. Für die Preisentwicklung bei Küken, Haltung und Schlachtung stehen keine Datenreihen zur Verfügung. Bonde Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz << /ASCII85EncodePages false /AllowTransparency false /AutoPositionEPSFiles true /AutoRotatePages /None /Binding /Left /CalGrayProfile (None) /CalRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CalCMYKProfile (U.S. Web Coated \050SWOP\051 v2) /sRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CannotEmbedFontPolicy /Warning /CompatibilityLevel 1.6 /CompressObjects /Off /CompressPages true /ConvertImagesToIndexed true /PassThroughJPEGImages false /CreateJobTicket false /DefaultRenderingIntent /Default /DetectBlends true /DetectCurves 0.1000 /ColorConversionStrategy /LeaveColorUnchanged /DoThumbnails false /EmbedAllFonts true /EmbedOpenType false /ParseICCProfilesInComments true /EmbedJobOptions true /DSCReportingLevel 0 /EmitDSCWarnings false /EndPage -1 /ImageMemory 524288 /LockDistillerParams true /MaxSubsetPct 100 /Optimize true /OPM 1 /ParseDSCComments false /ParseDSCCommentsForDocInfo true /PreserveCopyPage true /PreserveDICMYKValues true /PreserveEPSInfo true /PreserveFlatness true /PreserveHalftoneInfo false /PreserveOPIComments true /PreserveOverprintSettings true /StartPage 1 /SubsetFonts true /TransferFunctionInfo /Preserve /UCRandBGInfo /Preserve /UsePrologue false /ColorSettingsFile () /AlwaysEmbed [ true ] /NeverEmbed [ true ] /AntiAliasColorImages false /CropColorImages true /ColorImageMinResolution 150 /ColorImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleColorImages true /ColorImageDownsampleType /Bicubic /ColorImageResolution 300 /ColorImageDepth 8 /ColorImageMinDownsampleDepth 1 /ColorImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeColorImages true /ColorImageFilter /FlateEncode /AutoFilterColorImages false /ColorImageAutoFilterStrategy /JPEG /ColorACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /ColorImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000ColorACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000ColorImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasGrayImages false /CropGrayImages true /GrayImageMinResolution 150 /GrayImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleGrayImages true /GrayImageDownsampleType /Bicubic /GrayImageResolution 600 /GrayImageDepth 8 /GrayImageMinDownsampleDepth 2 /GrayImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeGrayImages true /GrayImageFilter /FlateEncode /AutoFilterGrayImages false /GrayImageAutoFilterStrategy /JPEG /GrayACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /GrayImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000GrayACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000GrayImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasMonoImages false /CropMonoImages true /MonoImageMinResolution 1200 /MonoImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleMonoImages true /MonoImageDownsampleType /Bicubic /MonoImageResolution 600 /MonoImageDepth -1 /MonoImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeMonoImages true /MonoImageFilter /CCITTFaxEncode /MonoImageDict << /K -1 >> /AllowPSXObjects true /CheckCompliance [ /None ] /PDFX1aCheck false /PDFX3Check false /PDFXCompliantPDFOnly false /PDFXNoTrimBoxError true /PDFXTrimBoxToMediaBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXSetBleedBoxToMediaBox true /PDFXBleedBoxToTrimBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXOutputIntentProfile (None) /PDFXOutputConditionIdentifier () /PDFXOutputCondition () /PDFXRegistryName (http://www.color.org) /PDFXTrapped /False /CreateJDFFile false /SyntheticBoldness 1.000000 /Description << /DEU () >> >> setdistillerparams << /HWResolution [1200 1200] /PageSize [595.276 841.890] >> setpagedevice