Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode 1 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Drucksache 15 / 533 21. 09. 2011 Kleine Anfrage des Abg. Gerhard Kleinböck SPD und Antwort des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Die Kinderradiologie in Forschung und Lehre an den Medizinischen Fakultäten der Universitäten in Baden- Württemberg K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hoch ist die Zahl der Weiterbildungsermächtigten im Fach Kinderradiologie an den fünf Medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg und wie beurteilt sie diese Situation im Hinblick auf die Relevanz des Faches in Forschung und Lehre? 2. Wie wird sie sicherstellen, dass Forschung und Lehre im Fach Kinderradiologie in Baden-Württemberg auch in Zukunft auf höchstem international konkurrenzfähigen Niveau erhalten werden kann? 3. Stimmt sie der Auffassung zu, dass der Schwerpunkt Kinderradiologie als Teil des Fachs Radiologie in Baden-Württemberg in Forschung und Lehre in einem gefährdeten Status und möglicherweise nicht mehr in genügendem Umfang innerhalb des Fachs vertreten ist? 21. 09. 2011 Kleinböck SPD Eingegangen: 21. 09. 2011 / Ausgegeben: 17. 10. 2011 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 533 2 B e g r ü n d u n g Der Schwerpunkt Kinderradiologie als Teil des Fachs Radiologie ist besonders wichtig, da sich die Behandlung von Kindern wesentlich von der von Erwachsenen unterscheidet. Zum einen gilt es, zum Beispiel angeborene Erkrankungen wie Fehlbildungen und genetische Erkrankungen zu erkennen. Durch Wachstum entstehende oder sich verschlimmernde Erkrankungen der Knochen sind ebenfalls Leiden, die nur bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Zum anderen bedürfen junge Patienten eines besonders aktiven Strahlenschutzes und benötigen während der Untersuchung eine kindgerechte Betreuung. Aus diesen Gründen ist es unerlässlich , für bildgebende Untersuchungen (Ultraschall, Röntgen, Magnetresonanztomographie , Computertomographie) Ärzte zu haben, die im Schwerpunkt Kinderradiologie ausgebildet sind. Es gibt jedoch zum aktuellen Zeitpunkt keine akademische Position einer/eines Kinderradiologen/-in in Baden-Württemberg, denn die Medizinische Fakultät Heidelberg hat im Jahr 2008 entschieden, die einzige C3/W3-Position für Kinderradiologie nicht wieder zu besetzen. Es ist notwendig und wünschenswert, dass die Landesregierung dafür Sorge trägt, dass auch in Zukunft speziell ausgebildete Ärzte auf die besonderen Bedürfnisse junger Patienten eingehen können. A n t w o r t Mit Schreiben vom 11. Oktober 2011 Nr. 42–740.00/124 beantwortet das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hoch ist die Zahl der Weiterbildungsermächtigungen im Fach Kinderradiologie an den fünf Medizinischen Fakultäten in Baden-Württemberg und wie beurteilt sie diese Situation im Hinblick auf die Relevanz des Faches in Forschung und Lehre? Alle Standorte (außer Ulm) haben mindestens einen Weiterbildungsermächtigten im Fach Kinderradiologie. Teilweise soll zu Beginn des Jahres 2012 eine weitere Kraft hinzukommen. Auch wird z. B. in Tübingen durch die konsequente Rotation von weiterzubildenden Assistenzärzten in den Schwerpunkt Kinderradiologie das Interesse am Fach Kinderradiologie generell gestärkt. Die Anzahl der Weiterbildungsermächtigten vor Ort wird jeweils als ausreichend betrachtet. Die Ausnahme stellt hier die Medizinische Fakultät Ulm dar, die durch den Weggang zweier Fachärzte für Kinderradiologie derzeit über keinen Weiterbildungsermächtigten im Fach Kinderradiologie verfügt. 2. Wie wird sie sicherstellen, dass Forschung und Lehre im Fach Kinderradiologie in Baden-Württemberg auch in Zukunft auf höchstem international konkurrenzfähigen Niveau erhalten werden kann? Freiburg Um speziell in der Kinderradiologie die Diagnostik mit Röntgenstrahlen zu minimieren , wurde ein Schwerpunkt auf den Ausbau und die Anwendung der Magnetresonanztomographie (MRT) gelegt. Dabei stehen Untersuchungen des Herzens und der großen Gefäße bei angeborenen Herzfehlern im Kindesalter im Mittelpunkt der Diagnostik. Es werden 2-dimensionale MRT-Analysen zur Messung von Blutflüssen sowie 3-dimensionale MRT-Geschwindigkeitsmessungen gleichzeitig an verschiedenen Positionen des Herzens (MRT-Mapping) vorgenommen und ausgewertet . In enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Medizinphysik werden diese MRT-Verfahren wissenschaftlich begleitet und weiterentwickelt. Eine klinisch ausgezeichnete und wissenschaftlich sehr engagierte Fachärztin für Radiologie Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 533 3 befindet sich zurzeit in der Weiterbildung für Kinderradiologie und koordiniert die vielfältigen Forschungs- und Lehraktivitäten mit ihrer Arbeitsgruppe und der Medizinphysik . Die Kinderradiologie am Universitätsklinikum Freiburg strebt selbst ein hohes international vergleichbares Niveau an. Heidelberg Am Universitätsklinikum Heidelberg existiert an der Abteilung „Diagnostische und Interventionelle Radiologie“ eine Sektion „Pädiatrische Radiologie“. Durch Einbettung der Sektion in diese Abteilung soll die wissenschaftliche Qualität im Bereich der Kinderradiologie insgesamt gesichert werden. Da die Sektion von einem habilitierten Arzt geleitet wird, ist auch für die Sicherstellung einer hochwertigen Lehre gesorgt. Mannheim Am Standort Mannheim umfasst das Geschäftsfeld „Fetale und Pädiatrische Diagnostik “ im klinischen Bereich die gesamte konventionelle pädiatrische Diagnostik. Für die Diagnostik stehen, auch durch den Anschluss der Ultraschalldiagnostik an die Kinderklinik und an die gesamte klinische und wissenschaftliche IT-Struktur des Universitätsklinikums, Untersuchungsgeräte der modernsten Bauart zur Verfügung . Wissenschaftlich beschäftigt sich das Geschäftsfeld seit über zehn Jahren mit der Magnetresonanztomographie bei der kongenitalen Zwerchfellhernie und verfügt aufgrund des Zentrumcharakters des Universitätsklinikums Mannheim bei dieser Erkrankung über eine einzigartige Datenbank von mehr als 500 Patienten mit Bildgebung und klinischer Korrelation. Geforscht wird hierbei in einem dynamischen Team, bestehend aus dem Geschäftsfeldleiter sowie einem Oberarzt und zwei Assistenzärztinnen in der klinischen und wissenschaftlichen Weiterbildung. Durch den Zugang zur radiologisch/nuklearmedizinischen Spitzentechnologie und einem adäquaten Patientenkollektiv am Standort wird auch die Forschung auf diesem Gebiet angemessen vorangetrieben werden. Tübingen Am Universitätsklinikum Tübingen ist der Schwerpunkt Kinderradiologie in die Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie als ein sog. Bereich eingegliedert. Der Bereichsleiter ist Radiologe und Kinderradiologe und vertritt den Bereich auch in Forschung und Lehre. Insbesondere im Bereich der onkologischen Bildgebung sowie der translationalen Forschung sieht sich die Fakultät in der Lage, zukünftig Schwerpunkte setzen zu können. Hierbei steht die Hybridbildgebung mittels MR/PET an vorderster Stelle. Ulm Bedingt durch den Weggang zweier Fachärzte für Kinderradiologie in Ulm sieht sich die Medizinische Fakultät derzeit im Bereich Forschung und Lehre nicht in genügendem Umfang vertreten. Eine Wiederbesetzung der beiden Arztstellen wird angestrebt, ist aber aufgrund der schlechten Bewerberlage bislang nicht gelungen. 3. Stimmt sie der Auffassung zu, dass der Schwerpunkt Kinderradiologie als Teil des Fachs Radiologie in Baden-Württemberg in Forschung und Lehre in einem gefährdeten Status und möglicherweise nicht mehr in genügendem Umfang innerhalb des Fachs vertreten ist? In Bezug auf die Situation an den Medizinischen Fakultäten der Universitäten in Baden-Württemberg kann dieser Auffassung nicht zugestimmt werden. In Baden- Württemberg setzen sich die Medizinischen Fakultäten engagiert für die Erhaltung einer qualifizierten Kinderradiologie ein, und es wird für eine ausreichende und adäquate Vertretung des Schwerpunkts Kinderradiologie in Forschung und Lehre gesorgt. Durch die Übernahme des Bereichs Kinderradiologie in die organspezifischen Fächer wie Neuroradiologie oder Kardiovaskuläre Radiologie verspricht Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 533 4 man sich auch am derzeit im Bereich Kinderradiologie schlechter aufgestellten Standort Ulm die Möglichkeit der Belebung der Kinderradiologie. Der Schwerpunkt Kinderradiologie wird in Baden-Württemberg nicht als gefährdet angesehen. Bauer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst