Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / 5597 06. 08. 2014 1Eingegangen: 06. 08. 2014 / Ausgegeben: 25. 09. 2014 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Mengen werden jährlich nach ihrer Kenntnis bei den Tierkörperverwertungsanlagen in Baden-Württemberg angeliefert? 2. Wie gestaltet sich nach ihrem Kenntnisstand die regionale und zeitliche Verteilung des Aufkommens an Schlachtabfällen und Tierkadavern innerhalb des Landes? 3. Wie bewertet sie aus energetischer und ökologischer Sicht den derzeitigen Umgang mit den angelieferten Schlachtabfällen und Tierkadavern? 4. Welche Forschungsprojekte zur energetischen Nutzung von Tierkörperabfällen sind ihr bisher bekannt? 5. Ist sie bereit dazu, eine Projektstudie über die Möglichkeiten der Biogasgewinnung unter Nutzung von Tierkörperabfällen zu unterstützen? 01. 08. 2014 Dr. Bullinger FDP/DVP Kleine Anfrage des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP und Antwort des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Energetische Nutzung von Schlachtabfällen Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 5597 2 B e g r ü n d u n g Tierkörperabfälle werden derzeit in Tierkörperbeseitigungsanlagen unter hohem Energieeinsatz sterilisiert, getrocknet und anschließend verbrannt. Bei der Sterilisierung des Abfallguts entsteht ein dickflüssiger Brei mit sehr hoher Energie - dichte, der anschließend getrocknet wird, bevor er als Mahlgut verbrannt wird. Der Trocknungsprozess beansprucht eine außerordentlich hohe Energiezufuhr und ist aus ökologischer Sicht fragwürdig. Es stellt sich daher die Frage, inwieweit das nach der Sterilisierung anfallende energiereiche Substrat in einem bio - logischen Verfahren, etwa durch Fermentierung, zur Gewinnung von Biogas genutzt werden könnte. A n t w o r t * ) Mit Schreiben vom 18. September 2014 Nr. Z(33)-0141.5/418 F beantwortet das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Einvernehmen mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Mengen werden jährlich nach ihrer Kenntnis bei den Tierkörperverwertungsanlagen in Baden-Württemberg angeliefert? Zu 1.: In den drei Verarbeitungsbetrieben für tierische Nebenprodukte in Baden-Württemberg wurden in den letzten Jahren jährlich ca. 155.000 t tierischer Nebenprodukte (Tierkörper und Schlachtabfälle) verarbeitet. Tierische Nebenprodukte werden aufgrund einer Risikobewertung allgemein in drei verschiedene Risikoklassen eingeteilt (Materialien der Kategorien 1 bis 3). Materialien der Kategorien 1 und 2 sind rechtlich andienungspflichtig bei den Zweckverbänden für die Verarbeitung tierischer Nebenprodukte, die diese Materialien in Baden-Württemberg in eigenen Verarbeitungsbetrieben verarbeiten. Materialien der Kategorie 3 sind im Gegensatz hierzu frei handelbar. Von dem jährlichen Gesamtaufkommen entfielen ca. 60.000 t auf Material der Kategorie 1 und ca. 95.000 t auf Material der Kategorie 2. 2. Wie gestaltet sich nach ihrem Kenntnisstand die regionale und zeitliche Verteilung des Aufkommens an Schlachtabfällen und Tierkadavern innerhalb des Landes? Zu 2.: Die regionale Verteilung gestaltet sich bezogen auf die festgelegten Einzugsbereiche der Zweckverbände für tierische Nebenprodukte wie folgt: Im Einzugsbereich des Zweckverbandes ztn Neckar Franken (nördliche Landesteile) werden jährlich ca. 75.000 t tierische Nebenprodukte angeliefert, im Einzugsbereich des ehemaligen Zweckverbandes Tierkörperbeseitigung Warthausen (Südosten des Landes) kommen jährlich ca. 60.000 t Rohware zur Verarbeitung und im Einzugsbereich des ehemaligen Zweckverbandes Protec Orsingen (Südwesten des Landes) werden ca. 20.000 t angedient. Die beiden letztgenannten Zweckverbände haben sich zum 1. Januar 2014 zum Zweckverband ZTN Süd zusammengeschlossen. Das *) Der Überschreitung der Drei-Wochen-Frist wurde zugestimmt. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 5597 Rohwarenaufkommen ist zeitlich (Vergleich der einzelnen Quartale) über das Jahr gesehen in den einzelnen Einzugsbereichen verhältnismäßig konstant und unterliegt nur leichten Schwankungen. Die regionale und zeitliche Verteilung des Aufkommens von Material der Kategorie 3 wird landesweit statistisch nicht erfasst. 3. Wie bewertet sie aus energetischer und ökologischer Sicht den derzeitigen Umgang mit den angelieferten Schlachtabfällen und Tierkadavern? Zu 3.: Die im Verarbeitungsprozess der Verarbeitungsbetriebe für tierische Nebenprodukte anfallenden Produkte wie Fett und Fleischknochenmehl werden, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben, bereits einer hohen Wertschöpfung zugeführt. Produkte aus der Verarbeitung von Material der Kategorie 1 gelangen in die Bio - dieselproduktion oder werden als Brennstoff in Zementwerken verbrannt. In der Verwendung als Grundstoff für die Biodieselproduktion in anderen EU-Mitgliedstaaten findet das Material eine hohe Wertschöpfung. Ein Einsatz von Produkten aus Material der Kategorie 1 in Biogasanlagen ist rechtlich nicht möglich. Produkte aus der Verarbeitung von Material der Kategorie 2 gehen ebenfalls in die Biodieselproduktion. Das entstehende Fleischknochenmehl der Kategorie 2 wird als Rohstoff für organische Düngemittel (NP-Dünger) verwendet. Materialien der Risikoklasse Kategorie 3 werden zu einem großen Teil speziellen Nutzungszwecken zugeführt (Heimtierfutter, Export, technische Verwendungen, Düngemittel), wo sie eine hohe Wertschöpfung erfahren. Grundsätzlich können tierische Abfall- und Reststoffe einen hohen Gehalt an Stoffen aufweisen, die sich in Biogasanlagen oder zur Verarbeitung in Biokraftstoffraffinerien verwenden lassen. Biodiesel auf Basis tierischer Nebenprodukte weist insofern Treibhausgasvermeidungspotenziale auf. Für die deutschen Biodieselproduzenten stellt Rapsöl den weitaus bedeutendsten Rohstoff dar. Abfallbasierte Rohstoffe wie Altspeisefette (8 %), Fettsäuren (3 %) und tierische Fette (2 %) sind mit 13 Prozent der Biodieselzusammensetzung nach Raps (64 %) die zweitwichtigste Energiequelle für die Biodieselproduzenten in Deutschland. In Baden-Württemberg sind keine Anlagen bekannt, die tierische Nebenprodukte (Tierkörper oder Schlachtabfälle) direkt verarbeiten. 4. Welche Forschungsprojekte zur energetischen Nutzung von Tierkörperabfällen sind ihr bisher bekannt? Zu 4.: Gegenwärtig gibt es keine Forschungsprojekte zur energetischen Nutzung von Tierkörperabfällen, die seitens des Landes gefördert werden. Jedoch besteht eine frühere Machbarkeitsstudie zur umweltfreundlichen und kostengünstigen Verwertung von Schlachtnebenprodukten, die im Auftrag des Ministeriums für Länd - lichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) erstellt wurde. Inwieweit ausschließlich privat getragene Forschungsprojekte aktuell dieses Forschungsziel verfolgen, kann nicht abschließend beurteilt werden. Das Deutsche Biomasseforschungs - zentrum (DBFZ) hat im Oktober 2013 eine Arbeit zu „Biodiesel auf der Basis tierischer und pflanzlicher Abfallöle und -fette – Erarbeitung eines Vorschlages zur Überarbeitung des THG-Standardwertes“ veröffentlicht. Weitere Projekte sind nicht bekannt. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 5597 4 5. Ist sie bereit dazu, eine Projektstudie über die Möglichkeiten der Biogasgewinnung unter Nutzung von Tierkörperabfällen zu unterstützen? Zu 5.: Die Forschung zu erneuerbaren Energieträgern und zu den in diesem Zusammenhang stehenden Folgewirkungen genießt einen hohen Stellenwert innerhalb der staatlichen Forschungsförderung. Grundsätzlich könnte die Förderung eines Forschungsprojektes zur energetischen Nutzung von tierischen Nebenprodukten in Biogasanlagen geprüft werden. Bisherige Forschungsergebnisse (z. B. auch die in Nr. 4 genannte Machbarkeitsstudie) haben aber gezeigt, dass die Nutzung von Schlachtabfällen zur Biogasgewinnung nicht uneingeschränkt zu empfehlen ist. In Vertretung Reimer Ministerialdirektor << /ASCII85EncodePages false /AllowTransparency false /AutoPositionEPSFiles true /AutoRotatePages /None /Binding /Left /CalGrayProfile (None) /CalRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CalCMYKProfile (U.S. Web Coated \050SWOP\051 v2) /sRGBProfile (sRGB IEC61966-2.1) /CannotEmbedFontPolicy /Warning /CompatibilityLevel 1.6 /CompressObjects /Off /CompressPages true /ConvertImagesToIndexed true /PassThroughJPEGImages false /CreateJobTicket false /DefaultRenderingIntent /Default /DetectBlends true /DetectCurves 0.1000 /ColorConversionStrategy /LeaveColorUnchanged /DoThumbnails false /EmbedAllFonts true /EmbedOpenType false /ParseICCProfilesInComments true /EmbedJobOptions true /DSCReportingLevel 0 /EmitDSCWarnings false /EndPage -1 /ImageMemory 524288 /LockDistillerParams true /MaxSubsetPct 100 /Optimize true /OPM 1 /ParseDSCComments false /ParseDSCCommentsForDocInfo true /PreserveCopyPage true /PreserveDICMYKValues true /PreserveEPSInfo true /PreserveFlatness true /PreserveHalftoneInfo false /PreserveOPIComments true /PreserveOverprintSettings true /StartPage 1 /SubsetFonts true /TransferFunctionInfo /Preserve /UCRandBGInfo /Preserve /UsePrologue false /ColorSettingsFile () /AlwaysEmbed [ true ] /NeverEmbed [ true ] /AntiAliasColorImages false /CropColorImages true /ColorImageMinResolution 150 /ColorImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleColorImages true /ColorImageDownsampleType /Bicubic /ColorImageResolution 300 /ColorImageDepth 8 /ColorImageMinDownsampleDepth 1 /ColorImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeColorImages true /ColorImageFilter /FlateEncode /AutoFilterColorImages false /ColorImageAutoFilterStrategy /JPEG /ColorACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /ColorImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000ColorACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000ColorImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasGrayImages false /CropGrayImages true /GrayImageMinResolution 150 /GrayImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleGrayImages true /GrayImageDownsampleType /Bicubic /GrayImageResolution 600 /GrayImageDepth 8 /GrayImageMinDownsampleDepth 2 /GrayImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeGrayImages true /GrayImageFilter /FlateEncode /AutoFilterGrayImages false /GrayImageAutoFilterStrategy /JPEG /GrayACSImageDict << /QFactor 0.40 /HSamples [1 1 1 1] /VSamples [1 1 1 1] >> /GrayImageDict << /QFactor 0.76 /HSamples [2 1 1 2] /VSamples [2 1 1 2] >> /JPEG2000GrayACSImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /JPEG2000GrayImageDict << /TileWidth 256 /TileHeight 256 /Quality 15 >> /AntiAliasMonoImages false /CropMonoImages true /MonoImageMinResolution 1200 /MonoImageMinResolutionPolicy /OK /DownsampleMonoImages true /MonoImageDownsampleType /Bicubic /MonoImageResolution 600 /MonoImageDepth -1 /MonoImageDownsampleThreshold 1.50000 /EncodeMonoImages true /MonoImageFilter /CCITTFaxEncode /MonoImageDict << /K -1 >> /AllowPSXObjects true /CheckCompliance [ /None ] /PDFX1aCheck false /PDFX3Check false /PDFXCompliantPDFOnly false /PDFXNoTrimBoxError true /PDFXTrimBoxToMediaBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXSetBleedBoxToMediaBox true /PDFXBleedBoxToTrimBoxOffset [ 0.00000 0.00000 0.00000 0.00000 ] /PDFXOutputIntentProfile (None) /PDFXOutputConditionIdentifier () /PDFXOutputCondition () /PDFXRegistryName (http://www.color.org) /PDFXTrapped /False /CreateJDFFile false /SyntheticBoldness 1.000000 /Description << /DEU () >> >> setdistillerparams << /HWResolution [1200 1200] /PageSize [595.276 841.890] >> setpagedevice