Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode 1 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Drucksache 15 / 596 26. 09. 2011 Kleine Anfrage des Abg. Dr. Patrick Rapp CDU und Antwort des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Verwendung von Holz bei Industrie- und Gewerbebauten K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Zu welchem Anteil wird in Baden-Württemberg derzeit Holz beim Bau von Industrie- und Gewerbebauten verwendet? 2. Wie hat sich der Einsatz von Holz in diesem Teil des Baugewerbes in den letzten Jahren entwickelt? 3. Stellt Holzbau aus ihrer Sicht einen sinnvollen Ersatz zum Stahlbau dar? 4. Wie verhält sich nach ihrer Kenntnis dieser Holz-Anteil im Vergleich zu anderen Bundesländern, der Schweiz und Österreich? 5. Welche Möglichkeiten sieht sie zur Förderung der Nutzung von Holz bei Industrie - und Gewerbebauten? 6. Ist geplant, diesen Bereich im Rahmen des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum – ELR (Stichwort ökologische Komponente) beim gewerblichen Bau zu fördern? Wenn nein, warum nicht? 23. 09. 2011 Dr. Rapp CDU Eingegangen: 26. 09. 2011 / Ausgegeben: 25. 10. 2011 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 596 2 B e g r ü n d u n g Bislang wird Holz zwar beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern, aber nur wenig bei Gewerbe- und Industriebauten in Baden-Württemberg verwendet. Hier dominiert der Stahlbau. Aus ökologischer und ökonomischer Sicht sollte Holz als CO 2 -neutraler nachwachsender Rohstoff beim Bau von Industrie- und Gewerbebauten gefördert werden. A n t w o r t Mit Schreiben vom 19. Oktober 2011 Nr. 51–0141.5/Drs. 596 beantwortet das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Einvernehmen mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Zu welchem Anteil wird in Baden-Württemberg derzeit Holz beim Bau von Industrie- und Gewerbebauten verwendet? 2. Wie hat sich der Einsatz von Holz in diesem Teil des Baugewerbes in den letzten Jahren entwickelt? Zu 1. und 2.: Für diesen Einsatzbereich liegen keine aktuellen statistischen Erhebungen vor. Bis zum Jahr 2007 wurde durch den Holzabsatzfonds eine sogenannte Holzbauquote erfasst. Dabei wurden Gebäude ausgewiesen, für deren Errichtung überwiegend der Baustoff Holz verwendet wurde. Dies ist nach Defi nition des Statistischen Bundesamtes derjenige Baustoff, der bei der Erstellung des Gebäudes für die tragende Konstruktion Anwendung fi ndet. Dabei wurde zwischen Ein- und Zweifamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern und dem Nichtwohnbau unterschieden. In allen Bereichen nimmt Baden-Württemberg eine führende Rolle ein. Die Gesamtquote lag im Jahr 2007 bei 22 Prozent. Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern lag Baden-Württemberg mit 23 Prozent an der Spitze der Bundesländer, bei den Nichtwohngebäuden betrug die Quote ebenfalls 23 Prozent, was im Ländervergleich der zweite Platz nach Bayern war. Bei den mehrgeschossigen Wohngebäuden liegt die Quote mit unter fünf Prozent im bundesweiten Durchschnitt. 3. Stellt Holzbau aus ihrer Sicht einen sinnvollen Ersatz zum Stahlbau dar? Zu 3.: Die Ausführung von Industrie- und Gewerbebauten in Holzbauweise stellt in technischer Hinsicht vielfach eine sinnvolle Alternative zu Stahlbauten dar. Die Holzbauweise hat sich in den letzten vierzig Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit weiterentwickelt und ermöglicht heutzutage die Errichtung weitgespannter Stabtragwerke , aber auch die Errichtung von Flächentragwerken. Beide Tragwerksarten sind gerade für Industrie- und Gewerbebauten von hoher Bedeutung. Zu der positiven Entwicklung haben insbesondere die Klebetechnologie, mit der veredelte Bauteile wie Brettschichtholz, Brettsperrholz oder Furnierschichtholz nahezu beliebiger Abmessungen hergestellt werden können, grundlegende Innovationen in der Verbindungstechnologie und nicht zuletzt die Fortschritte in den technischen Normen beigetragen. Die Holzbauweise stößt lediglich dann an ihre Grenzen, wenn die Bauteile in sehr feuchter Umgebung angeordnet werden, wenn sie sehr hoch beansprucht werden Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 596 3 (z. B. bei hohen Fahrzeugverkehrslasten oder Anpralllasten) oder wenn verformungsarme Konstruktionen wie bei Kränen gefordert sind. Dagegen weist die Holzbauweise gegenüber der Stahlbauweise sogar Vorteile im Brandschutz (aufgrund der massigen Querschnitte und des geringen Wärmeleitvermögens) und Wärmeschutz auf. In der Vergangenheit hat sich v. a. die Kombination von Holzbauteilen und Stahlbauteilen in Mischbauweise als technisch und wirtschaftlich vorteilhaft herausgestellt, indem die jeweiligen Vorteile der Baustoffe ausgenutzt wurden. Gerade im Bereich kleinerer bis mittlerer Spannweiten hat Holz oft einen Kostenvorteil, was zu steigenden Marktanteilen führt. Bei Hallen mit großen Spannweiten oder kompletten Industrieanlagen wird auch nach der Nachhaltigkeit der Gesamtbaumaßnahme entschieden. Um hier die Vorteile von Holz als nachwachsenden Rohstoff deutlicher zum Ausdruck zu bringen, sind Nachweise für die einzelnen Holzbaustoffe zu erarbeiten. Aufgrund der sehr kleinteiligen Struktur der Holzwirtschaft muss dies durch die Verbände erfolgen. Aktuell wird dies z. B. für Holzfaserdämmstoffe oder Brettschichtholz durchgeführt . 4. Wie verhält sich nach ihrer Kenntnis dieser Holz-Anteil im Vergleich zu anderen Bundesländern, der Schweiz und Österreich? Zu 4.: In der Schweiz und in Österreich sind die Anteile wesentlich höher. Schwerpunkte sind Vorarlberg und die Nordschweiz. Aus Österreich liegt eine aktuelle Erhebung zur Holzverwendung vor. Für den Erhebungszeitraum von 1998 bis 2008 hat der Anteil des Holzbaus aller anzeige- bzw. bewilligungspfl ichtigen Hochbau-Bauvorhaben in Österreich von 25 auf 39 Prozent zugenommen. Davon entfallen allerdings 77 Prozent auf kleinere Wohngebäude und nur fünf Prozent auf den Gewerbebau. 5. Welche Möglichkeiten sieht sie zur Förderung der Nutzung von Holz bei Industrie - und Gewerbebauten? Zu 5.: Die wichtigste Maßnahme ist die Information der Baufachleute über aktuelle Entwicklungen im Holzbau. Auch wenn Holzkonstruktionen oft wirtschaftlich mit Stahl- oder Betonbauten konkurrenzfähig sind, fällt teilweise die Entscheidung zu Ungunsten von Holz. Wirtschaftliche Konstruktionen erfordern einen hohen Planungsaufwand für die Details mit einem entsprechend hohen Spezialwissen der Tragwerksplaner, aber auch der Architekten. Dieses Spezialwissen ist in den ausführenden mittelständischen Firmen, aber nicht in allen Architektur- und Ingenieurbüros vorhanden. Dies gilt insbesondere für die Ausführung der Stöße und Anschlüsse und die Abmessungen der Holzbauteile. Deshalb ist es wichtig, die Kenntnisse und die Sensibilität von Architekten und Tragwerksplanern weiter zu vertiefen bzw. zu stärken. Dies kann durch die Förderung von Fortbildungsmaßnahmen und Planungshilfen unterstützt werden. Die bauordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen sind entsprechend den Vorgaben des Koalitionsvertrages in Bezug auf den Holzbau zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Dokumentation gelungener Holzbauwerke. Deshalb wird das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb ForstBW und dem Landesbeirat Holz im Jahr 2012 erneut einen Holzbaupreis Baden-Württemberg ausloben, um besonders gelungene Holzbauwerke zu würdigen. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 596 4 6. Ist geplant, diesen Bereich im Rahmen des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum – ELR (Stichwort ökologische Komponente) beim gewerblichen Bau zu fördern? Wenn nein, warum nicht? Zu 6.: Die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs Holz bei Industrie- und Gewerbebauten ist ein Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz und wird im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) besonders gefördert. Entsprechend Ziffer 5.1 der ELR-Verwaltungsvorschrift vom 14. Februar 2011 führen die Verwendung erneuerbarer Energien bzw. nachwachsender Rohstoffe oder die Anwendung umweltfreundlicher Bauweisen bei privaten Projekten zu einem Fördervorrang und sind für kommunale Projekte Fördervoraussetzung. Bonde Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz