Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / 7372 15. 09. 2015 1Eingegangen: 15. 09. 2015 / Ausgegeben: 03. 11. 2015 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Welche bestehenden, im Bau befindlichen oder projektierten Querungshilfen für Wildtiere gibt es aktuell in Baden-Württemberg (tabellarische Auflistung nach Standort mit Angabe des Kreises, Art der Querungshilfe und Projektstand )? 2. Bei welchen dieser Querungshilfen findet die 250-Meter-Regelung nach § 42 Absatz 6 des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes (JWMG) Anwendung? 3. Wie viel Fläche unterliegt somit an den jeweiligen Standorten und insgesamt der Untersagung der Jagdausübung nach § 42 Absatz 6 des JWMG (Angabe in ha)? 4. Wie viele Jagdreviere sind jeweils an den Standorten von dieser Einschränkung des Jagdausübungsrechts unmittelbar betroffen? 14. 09. 2015 Dr. Bullinger FDP/DVP Kleine Anfrage des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP und Antwort des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Untersagung der Jagdausübung an Grünbrücken und Grünunterführungen Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 7372 2 A n t w o r t * ) Mit Schreiben vom 21. Oktober 2015 Nr. Z (55) 0141.5/574 F beantwortet das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Einvernehmen mit dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Welche bestehenden, im Bau befindlichen oder projektierten Querungshilfen für Wildtiere gibt es aktuell in Baden-Württemberg (tabellarische Auflistung nach Standort mit Angabe des Kreises, Art der Querungshilfe und Projektstand )? Zu 1.: Der Begriff „Querungshilfe“ umfasst eine große Gruppe sehr unterschiedlicher Bauwerke. Allen gemeinsam ist, dass sie Lebensräume vernetzen und Lebensraumfragmentierung reduzieren. Konstruktiv-technisch wird unterschieden zwischen Brücken, Durchlässen und Tunneln. Brücken, zu denen auch die Grünüber- und Grünunterführungen zählen, sind Bauwerke mit einer lichten inneren Weite von mehr als zwei Metern. Durchlässe, die in der Regel für Kleintiere angelegt sind, haben eine lichte, innere Weite von bis zu zwei Metern. Ob es sich bei einem Bauwerk um eine speziell für Wildtiere konzipierte Querungshilfe handelt, ergibt sich aus dem jeweiligen Planfeststellungsbeschluss. Planerisch leiten sich diese Bauwerke oftmals aus der Eingriffsregelung (Minimierung , Ausgleich) sowie in bestimmtem Fällen aus dem europäischen Gebiets und Artenschutz ab. Daneben sind im Einzelfall noch verkehrlich veranlasste Bauwerke, die aufgrund ihrer Lage, Dimensionierung und Gestaltung vergleichbar ökologisch funktional sind, zu berücksichtigen. Hierzu zählen beispielsweise Talbrücken und Viadukte. Ein landesweites Kataster, das zwischen den zuständigen Baulastträgern und den Jagdbehörden abgestimmt ist und das Aufschluss über die bestehenden Querungshilfen für Wildtiere gibt, liegt nicht vor. In der Tabelle in der Anlage sind die Bauwerke mit einer Relevanz für Wildtiere aufgelistet. Für die Planung zukünftiger Wiedervernetzungsmaßnahmen ist auch das Ende Juli 2015 vom Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg veröffentlichte Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen in Baden-Württemberg zu beachten. Das Landeskonzept setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen: • Der Identifizierung, Auswahl und Priorisierung von Konfliktstellen auf Basis des Fachplans „Landesweiter Biotopverbund Baden-Württemberg“ und des Generalwildwegeplans, • der Identifizierung, Aktualisierung und Priorisierung der Amphibienwanderstrecken an Straßen in Baden-Württemberg, • die Priorisierung der im Bundesprogramm Wiedervernetzung enthaltenen 12 Wiedevernetzungsabschnitte in Baden-Württemberg. Weitere Informationen können auf der Internetseite des MVI unter http://mvi.baden-wuerttemberg.de/wiedervernetzung/ eingesehen werden. *) Der Überschreitung der Drei-Wochen-Frist wurde zugestimmt. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 7372 2. Bei welchen dieser Querungshilfen findet die 250-Meter-Regelung nach § 42 Absatz 6 des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes (JWMG) Anwendung? 3. Wie viel Fläche unterliegt somit an den jeweiligen Standorten und insgesamt der Untersagung der Jagdausübung nach § 42 Absatz 6 des JWMG (Angabe in ha)? 4. Wie viele Jagdreviere sind jeweils an den Standorten von dieser Einschränkung des Jagdausübungsrechts unmittelbar betroffen? Zu 2., 3. und 4.: Grundsätzlich fallen alle unter zu 1. genannten Querungshilfen unter die Bestimmungen des § 42 Absatz 6 JWMG. Mit diesen Regelungen wurde eine Empfehlung des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zu einer Jagdruhe im Umkreis von Querungshilfen umgesetzt. Die Tabelle in der Anlage gibt näherungsweise Aufschluss über die maximal möglich betroffenen Flächen und die Zahl der betroffenen Jagdreviere an den jeweiligen Standorten. Landesweit werden derzeit rund 870 ha Grundfläche von den Bestimmungen des § 42 Absatz 6 JWMG erfasst. Im Einzelfall, in dem eine Bejagung zum Schutz bestimmter Rechtsgüter erforderlich wird, kann die untere Jagdbehörde auf Grundlage von § 42 Absatz 6 Satz 3 eine nach Art, Umfang und Dauer bestimmte Jagdausübung innerhalb des 250- Meter-Umfelds im Benehmen mit der höheren Naturschutzbehörde treffen. Hierbei sind die auf europäischem Recht beruhenden artenschutzrechtlichen Vorgaben das § 9 JWMG zu beachten. Es obliegt den unteren Jagdbehörden zu prüfen, ob eine abweichende Regelung aus besonderen Gründen für notwendig erachtet wird. Das Verbot der Jagdausübung zum Erhalt der Funktionalität der Querungshilfe muss mit besonderen Gründen wie der Vermeidung von Wildschäden oder der Einschränkung des Jagdausübungsrechts abgewogen werden. Erste Verwaltungsverfahren dazu wurden bereits begonnen und zeigen, dass vor Ort mit den Beteiligten eine einvernehmliche Regelung zu erwarten ist. Querungshilfen mit einer hohen Relevanz für die Vernetzung der Wildtierlebensräume befinden sich naturgemäß gehäuft an sehr stark befahrenen Straßen. Nicht selten würde, je nach den Umständen des Einzelfalls, die Jagdausübung im Bereich der Verkehrstrasse die Sicherheit und öffentliche Ordnung gefährden und ist daher ohnehin nur eingeschränkt zulässig. Bonde Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 7372 4 Gr ün br üc ke n un d Gr ün un te rf üh ru ng en a n Bu nd es fe rn - u nd L an de ss tr aß en in B ad en -W ür tt em be rg St an d: O kt ob er 2 01 5 St ra ße Ab sc hn itt La nd kr ei s/ St ad tk re is Ar t d . 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