Landtag von Baden-Württemberg 15. Wahlperiode Drucksache 15 / 7843 07. 12. 2015 1Eingegangen: 07. 12. 2015 / Ausgegeben: 15. 01. 2016 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche in Baden-Württemberg im zweiten Halbjahr 2015 bisher im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt? 2. Wie hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche in Pforzheim aufgegliedert nach Stadtteilen im zweiten Halbjahr 2015 bisher im Vergleich zum Vorjahr entwickelt ? 3. Wie hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche in Pforzheim aufgegliedert nach Stadtteilen seit dem Wegfall der Polizeidirektion zum Jahresbeginn 2014 entwickelt ? 4. Welche konkreten Maßnahmen wurden seit Jahresbeginn 2015 in Pforzheim unternommen, um der Zunahme an Wohnungseinbrüchen entgegenzuwirken? 5. Wie gestaltet sich aktuell die Besetzungsstärke der Reviere und Posten im Stadtkreis Pforzheim und inwieweit gab es im Zuge der Polizeireform hier Veränderungen zur vorherigen Besetzungsstärke? 6. Inwieweit ist ihr bekannt, dass besonders der Pforzheimer Stadtteil Büchenbronn in den vergangenen Wochen wiederholt Wohnungseinbrüche zu vermelden hatte und wo steht Büchenbronn im Vergleich zu den Einbruchszahlen in den anderen Pforzheimer Stadtteilen? Kleine Anfrage des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP und Antwort des Innenministeriums Zahl der Wohnungseinbrüche im zweiten Halbjahr 2015 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 7843 2 7. Wie gestaltet sich aktuell die Präsenz von Ordnungshütern in Pforzheim allgemein und besonders im Stadtteil Büchenbronn und welche Verbesserungsmöglichkeiten sieht sie hier? 07. 12. 2015 Dr. Rülke FDP/DVP A n t w o r t Mit Schreiben vom 7. Januar 2016 Nr. 3-1212.1/106 beantwortet das Innenminis - terium die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche in Baden-Württemberg im zweiten Halbjahr 2015 bisher im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt? Zu 1.: Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist als Jahresstatistik konzipiert. Die Fall erfassung erfolgt nach den „Richtlinien für die Führung der Polizeilichen Kriminalstatistik “ erst mit dem Abschluss der polizeilichen Ermittlungen. Unterjährige Auswertungen sind daher nur eingeschränkt möglich und unterliegen poten - ziellen statistischen Verzerrungen. Aussagen zu kriminalstatistischen Entwicklungen sind demnach nur im Hinblick auf deutlich erkennbare Trends sachgerecht. Auswertungen nach Tatzeitmonaten unterliegen diesen Verzerrungen im Besonderen . Die Analysen der PKS im laufenden Jahr wurden daher auf den gesamten Berichtszeitraum der Monate Januar bis einschließlich November 2015 ausgedehnt . Im Zeitraum Januar bis November des Jahres 2014 wurden in der PKS 11.679 Fälle bezogen auf das Deliktsfeld des Wohnungseinbruchdiebstahls registriert, 4.228 Fälle sind davon als Tageswohnungseinbruchdiebstahl gekennzeichnet. Im Vergleichszeitraum 2015 wurden in Baden-Württemberg bislang sowohl bei Wohnungseinbruch- als auch bei Tageswohnungseinbruchdiebstählen jeweils etwa zehn Prozent weniger Fälle verzeichnet. Erfahrungsgemäß sind dabei die Monate Januar, März und November im Monatsvergleich regelmäßig stärker belastet. 2. Wie hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche in Pforzheim aufgegliedert nach Stadtteilen im zweiten Halbjahr 2015 bisher im Vergleich zum Vorjahr entwickelt ? 3. Wie hat sich die Zahl der Wohnungseinbrüche in Pforzheim aufgegliedert nach Stadtteilen seit dem Wegfall der Polizeidirektion zum Jahresbeginn 2014 entwickelt ? Zu 2. und 3.: Auf die unter 1 beschriebenen Ausführungen wird verwiesen. Danach lag die Zahl der polizeilich registrierten Wohnungseinbruchdiebstähle in den Monaten Januar bis November 2014 im Stadtkreis Pforzheim bei 354 Fällen. Die Anzahl der Wohnungseinbruchdiebstähle in den Monaten Januar bis November 2015 entsprach bislang knapp 50 Prozent des Vorjahresvergleichswertes. Die Anzahl der Fälle im relevanten Deliktsbereich lag im Berichtszeitraum 2014 bei 47 Fällen in der Kernstadt, 93 Fällen in der Nordstadt, 85 Fällen in der Südstadt , 35 Fällen in Pforzheim-Eutingen, 25 Fällen in Pforzheim-Buckenberg, 20 Fällen in Pforzheim-Brötzingen, neun Fällen in Pforzheim-Dillweißenstein, 25 Fällen in Pforzheim-Büchenbronn, fünf Fällen in Pforzheim-Huchenfeld, vier 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 7843 Fällen in Pforzheim-Hohenwart, vier Fällen in Pforzheim-Würm und zwei Fällen, die keinem Ortsteil im Stadtkreis zugeordnet wurden. Im Vorjahresvergleich gingen die Fallzahlen im Berichtszeitraum 2015 in fünf Stadtteilen (Kernstadt, Nordstadt, Pforzheim-Büchenbronn, Pforzheim-Huchenfeld , Pforzheim-Hohenwart) um mindestens knapp zwei Drittel und in drei weiteren Stadtteilen um mehr als die Hälfte (Südstadt, Pforzheim-Eutingen, Pforzheim- Buckenberg) zurück. In Pforzheim-Dillweißenstein lag der Rückgang bei knapp der Hälfte der Fälle des Vorjahreszeitraums, während die Zahl der Fälle in Pforzheim -Würm bislang unverändert blieb. Ohne Zuordnung zu einem Stadtteil wurden im Jahr 2015 bislang keine Fälle erfasst. Lediglich im Stadtteil Pforzheim- Brötzingen war im Berichtszeitraum 2015 ein Anstieg der Fälle im Vorjahresvergleich zu verzeichnen. Im Fünf-Jahresvergleich stellt sich die Entwicklung der Fallzahlen im Stadtkreis Pforzheim und den Stadtteilen wie folgt dar: 4. Welche konkreten Maßnahmen wurden seit Jahresbeginn 2015 in Pforzheim unternommen, um der Zunahme an Wohnungseinbrüchen entgegenzuwirken? Zu 4.: Aufgrund der Entwicklungen im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls wurden die polizeilichen Maßnahmen bereits im Jahr 2014 mit Umsetzung der Polizeireform erheblich intensiviert. So wurde beim Polizeipräsidium Karlsruhe im Mai 2014 eine besondere Aufbauorganisation „BAO Eigentum“ eingerichtet und nach erfolgter Modifizierung im Frühjahr 2015 in optimierter Form fortgesetzt. Die damit angestrebte Verbesserung des aktuellen Informations- und Erkenntnisaustauschs führte auch zu neuen Ermittlungsansätzen, Festnahmen und einem noch gezielteren offenen und verdeckten Kräfteeinsatz, insbesondere an erkannten örtlichen Brennpunkten. Seit dem 30. Oktober 2015 kommt unter der fachlichen Leitung des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg auch beim Polizeipräsidium Karlsruhe die Prognose -Software „precobs“ des Instituts für musterbasierte Prognosetechnik (IfmPt) im Pilotbetrieb zum Einsatz. Diese soll bei der Bekämpfung der Wohnungseinbruchkriminalität die polizeiliche Arbeit unterstützen. Ziel ist dabei, Prävention, Präsenz und Fahndung noch besser auf erkannte und prognostizierbare Brennpunkte auszurichten und so einen wirkungsvolleren „Dreiklang“ aus Kriminaltechnik , zentraler Ermittlungsführung und Maßnahmen an „Hotspots“ zu erzeugen. Zur Vorbeugung und Verhinderung von Wohnungseinbrüchen werden auch durch die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Karlsruhe am Standort Pforzheim ganzjährig kostenlose und produktneutrale Fachberatungen 2010 2011 2012 2013 2014 Stadtkreis Pforzheim 113 106 168 316 403 Pforzheim Kernstadt 7 10 20 23 49 Pforzheim-Nordstadt 28 23 23 77 102 Pforzheim-Eutingen 7 11 24 14 37 Pforzheim-Südstadt 36 34 39 82 93 Pforzheim-Buckenberg 3 9 9 19 27 Pforzheim-Brötzingen 8 11 8 20 35 Pforzheim-Dillweißenstein 14 5 11 34 13 Pforzheim-Büchenbronn 5 2 13 20 30 Pforzheim-Huchenfeld 4 0 9 14 5 Pforzheim-Hohenwart 0 1 7 3 4 Pforzheim-Würm 1 0 5 8 6 Pforzheim-Stadtkreis (ohne Zuordnung) 0 0 0 2 2 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 7843 4 zum Thema Sicherungstechnik für Bürgerinnen und Bürgern angeboten. Ergänzend hierzu finden Vorträge und Informationsveranstaltungen zum Thema „Einbruchschutz “ in Stadt- und Ortsteilen und in Vereinen statt. Für Neu- und Umbauten bietet die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle die Möglichkeit der Bauplanberatung an. Darüber hinaus wird jeder Geschädigte eines Einbruchs im Rahmen des Opferschutzes durch die Polizei angeschrieben und über das Angebot einer sicherungstechnischen Beratung informiert. Am Sonntag, dem 25. Oktober 2015, dem diesjährigen Tag des Einbruchschutzes, hatte die Beratungsstelle ganztägig für Beratungen und Informationsgespräche geöffnet. Zudem wurden an diesem Tag Fachvorträge angeboten, die auf reges Interesse in der Bevölkerung stießen. Des Weiteren wurde im Rahmen der Verbrauchermesse „Pforzheim handelt“ in der Zeit zwischen 1. und 4. Oktober 2015 das „Informationsfahrzeug der Polizei“ mit einer Vielzahl von sicherungstechnischen Exponaten als Vor-Ort-Beratungsstelle eingesetzt. Im Weiteren wird auf die umfangreiche Antwort zur Großen Anfrage der Fraktion der CDU „Sicher wohnen in Baden-Württemberg – Wirksame Bekämpfung der Einbruchskriminalität“ (Drs. 15/6816) sowie auf die Kleinen Anfragen des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP „Maßnahmen gegen die steigende Zahl von Wohnungseinbrüchen“ (Drs. 15/6468) und „Gefährdung der inneren Sicherheit durch steigende Zahl an Wohnungseinbrüchen“ (Drs. 15/7194) verwiesen. 5. Wie gestaltet sich aktuell die Besetzungsstärke der Reviere und Posten im Stadtkreis Pforzheim und inwieweit gab es im Zuge der Polizeireform hier Veränderungen zur vorherigen Besetzungsstärke? Zu 5.: Die Personalstellen im Polizeivollzugsdienst (PVD) und die Ist-Stärke in Personen PVD sowie die Veränderungen sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen : Der Spaltenbereich „Ist-Stärke Personen („brutto“) im PVD“ enthält die jeweilige Anzahl der der jeweiligen Organisationseinheit zugeordneten Beamtinnen und Beamten. Sie enthält auch abgeordnete Beamte, Langzeitkranke, Beamte in Fortbildung oder beurlaubte Beamte. Es handelt sich um eine Stichtagsbetrachtung. Polizeireviere und Polizeiposten Stand 1. Oktober 2012 Stand 1. Oktober 2015 Veränderung Personalstellen PVD Ist-Stärke („brutto“) Personen im PVD Personalstellen PVD Ist-Stärke („brutto“) Personen im PVD Personalstellen PVD Ist-Stärke („brutto“) Personen im PVD gesamt gesamt gesamt gesamt gesamt gesamt Polizeirevier Pforzheim-Nord (gesamt) 100 117 103 113 +3 –4 Polizeirevier Pforzheim-Süd (gesamt) 83 84 86 81 +3 –3 davon Polizeiposten Pforzheim- Buckenberg 7 6 7 6 davon Polizeiposten Pforzheim- Dillweißenstein 5 3 5 3 davon Polizeiposten Pforzheim- Brötzingen 5 5 5 5 davon Polizeiposten Pforzheim- Büchenbronn 3 2 3 3 +1 5 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 15 / 7843 6. Inwieweit ist ihr bekannt, dass besonders der Pforzheimer Stadtteil Büchenbronn in den vergangenen Wochen wiederholt Wohnungseinbrüche zu vermelden hatte und wo steht Büchenbronn im Vergleich zu den Einbruchszahlen in den anderen Pforzheimer Stadtteilen? Zu 6.: Erfahrungsgemäß führt der Beginn der „Dunklen Jahreszeit“ zu einem Anstieg der Fallzahlen im Deliktsfeld des Wohnungseinbruchdiebstahls. Auch im Pforzheimer Stadtteil Büchenbronn ist diese Entwicklung erkennbar. Die überwiegende Mehrzahl der Fälle im Jahr 2015 ist in der jüngsten Vergangenheit zu verorten. Gleichwohl ist im Vorjahresvergleich bislang ein deutlicher Rückgang der Fallzahlen festzustellen. Im Übrigen wird auf die Antwort zu den Fragen 2 und 3 verwiesen . 7. Wie gestaltet sich aktuell die Präsenz von Ordnungshütern in Pforzheim allgemein und besonders im Stadtteil Büchenbronn und welche Verbesserungsmöglichkeiten sieht sie hier? Zu 7.: Der Polizeivollzugsdienst führt Maßnahmen im Rahmen der unter Frage 4 beschriebenen „BAO Eigentum“ insbesondere im Bereich von Ermittlungen und verdeckten Fahndungen und Kontrollen durch. Darüber hinaus führen Polizeikräfte im Regeldienst gemäß der „Konzeption Dunkle Jahreszeit 2015/2016“ des Polizeireviers Pforzheim-Süd seit dem 2. November 2015 täglich in den Abendstunden im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Pforzheim-Süd inten - sive lagebildorientierte Fahndungsstreifen zu Fuß und mit Streifenfahrzeugen durch. Die Dienstgruppen im Wechselschichtergänzungsdienst erhöhen darüber hinaus in den Nachmittags- und Abendstunden mit Sonderstreifen „Wohnungseinbruch /Präsenz im öffentlichen Raum“ mit Streifenfahrzeugen sowie Fuß- und Radstreifen die Polizeipräsenz, insbesondere auch im Stadtteil Büchenbronn. Zur Information und Sensibilisierung der Anwohner werden zudem mobile Kontakt - und Fußstreifen durch Präventionsbeamtinnen und -beamte in Absprache mit den Polizeirevieren durchgeführt. Dabei werden Informationsmaterialien und Beratungsgutscheine verteilt und Bürgergespräche geführt, um der Eigentumskriminalität und insbesondere dem Wohnungseinbruch vorzubeugen. Diese Maßnahmen unterliegen dabei regelmäßigen, lageorientierten Anpassungen. Darüber hinaus sind auch Angehörige des Gemeindevollzugsdienstes in Pforzheim und damit auch im Stadtteil Pforzheim-Büchenbronn tätig. Der Gemeindevollzugsdienst der Stadt Pforzheim hat derzeit 14 hauptamtliche und 16 nebenamtliche Mitarbeiter (14,5 Stellen). Das Aufgabenspektrum umfasst neben der Ahndung von Ordnungswidrigkeiten im ruhenden Verkehr den Bereich Sondernutzungen , Baustellenüberwachungen, Fließverkehrskontrollen, Polizeiverordnung und Ermittlungstätigkeiten für den Innendienst. Der Stadtteil Büchenbronn verfügt zu diesem Zweck über einen eigenen Außendienstbeamten in Teilzeit. Der übrige Vollzugsdienst wird bei speziellen Sachverhalten ergänzend tätig. Sowohl die Präsenz des Außendienstes als auch ein darüber hinaus im Objektschutz (Schulen, Spielplätze) eingesetzter privater Sicherheitsdienst wirken positiv auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung im Allgemeinen und entfalten grundsätzlich auch präventive Wirkung im Bereich der Eigentumskriminalität. Intensivierungen sind im Hinblick darauf, dass die Bekämpfung von Straftaten, so auch von Wohnungseinbrüchen, eine Aufgabe des Polizeivollzugsdienstes darstellt, nicht angezeigt. Gall Innenminister