Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 1198 16. 12. 2016 1Eingegangen: 16. 12. 2016 / Ausgegeben: 31. 01. 2017 Kleine Anfrage des Abg. Stefan Herre AfD und Antwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Qualität des Abiturs in den letzten zehn Jahren im Zollernalbkreis und in Baden-Württemberg Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Schülerinnen und Schüler haben die schriftlichen Abiturprüfungen im Schuljahr 2015/2016 abgelegt? 2. Wie viele von ihnen fielen bereits in den schriftlichen Abiturprüfungen des Schuljahres 2015/2016 durch (bitte aufschlüsseln nach Schulform: Staatliche Gymnasien, nicht staatliche Gymnasien, staatliche Stadtteilschulen und nicht staatliche Stadtteilschulen)? 3. Wie viele Schulen wurden im Rahmen des Stichprobenverfahrens ausgelost, um die Vergleichbarkeit der Bewertungen an den verschiedenen Schulen zu überprüfen? 4. Welche Fächer wurden konkret überprüft? 5. Welchen Gesamtnotendurchschnitt haben die Schülerinnen und Schüler im dies - jährigen Abiturdurchlauf erreicht? 6. Wie hoch ist der Anteil der „Einser-Abiturienten“ an baden-württembergischen Gymnasien und Stadtteilschulen (Nennung in tabellarischer Form mit Listung der Durchfallquoten)? 7. Wie fielen die Abiturprüfungen in den einzelnen Fächern im Bezug auf die Jahre 2000 bis 2016 aus (detailliert nach Fächern und Landkreisen, Kommunen und Städten auflisten)? 8. Warum gibt es nach ihrer Einschätzung immer mehr „Einser-Abiture“ obwohl in der PISA-Studie nur ein fünftzehnter Platz im weltweiten Vergleich 2016 erreicht wurde? Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1198 2 9. Wie möchte sie in den nächsten fünf Jahren so gegensteuern, dass die Leistungen der Abiturienten zur PISA-Studie stimmig erscheinen? 10. Inwiefern werden Prüfungen im Vorwege auf eine Machbarkeit mit Vergleichsschülern getestet? 12. 12. 2016 Herre AfD B e g r ü n d u n g Nach zahlreichen Beschwerden von Abiturientinnen und Abiturienten in zahlreichen Bundesländern wonach immer mehr Abiture mit Bestnote abgelegt werden, stellt sich die Frage in Bezug auf die PISA-Studien der letzten zehn Jahre, weshalb diese beiden Merkmale auseinander gehen und sich hier ein Paradoxon in Baden-Württemberg entwickelt hat. Häufig ist in der Presse zu hören, dass selbst die Landesbesten keinen Studienplatz − beispielsweise in der Medizin in Heidelberg − erhalten. Mit dieser Kleinen Anfrage soll die aktuelle Situation in Baden- Württemberg näher beleuchtet werden. A n t w o r t Mit Schreiben vom 9. Januar 2017 Nr. 22-6615.31/611/1 beantwortet das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Schülerinnen und Schüler haben die schriftlichen Abiturprüfungen im Schuljahr 2015/2016 abgelegt? Angaben zum Schuljahr 2015/2016 (Abitur 2016) liegen aus der amtlichen Schulstatistik noch nicht vor. Im Schuljahr 2014/2015 (Abitur 2015) haben an den öffentlichen und privaten allgemein bildenden und beruflichen Gymnasien sowie an den drei Schulen besonderer Art insgesamt 52.400 Schülerinnen und Schüler an den Abiturprüfungen teilgenommen; davon haben 51.101 bestanden. 2. Wie viele von ihnen fielen bereits in den schriftlichen Abiturprüfungen des Schuljahres 2015/2016 durch (bitte aufschlüsseln nach Schulform: Staatliche Gymnasien, nicht staatliche Gymnasien, staatliche Stadtteilschulen und nicht staatliche Stadtteilschulen)? Entsprechende Angaben liegen im Rahmen der amtlichen Schulstatistik nicht vor. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1198 3. Wie viele Schulen wurden im Rahmen des Stichprobenverfahrens ausgelost, um die Vergleichbarkeit der Bewertungen an den verschiedenen Schulen zu überprüfen ? 4. Welche Fächer wurden konkret überprüft? Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport führt kein Stichprobenverfahren zur Vergleichbarkeit der Bewertungen an den verschiedenen Schulen durch. Die korrigierenden Lehrkräfte erhalten Lösungshinweise für die Korrektur der Abiturarbeiten , die landesweit die einheitliche Grundlage für die Bewertung darstellen. Darüber hinaus durchlaufen die Prüfungsarbeiten in Baden-Württemberg ein anspruchsvolles anonymisiertes dreistufiges Korrekturverfahren, das die Objektivität der Bewertungen sicherstellt. 5. Welchen Gesamtnotendurchschnitt haben die Schülerinnen und Schüler im diesjährigen Abiturdurchlauf erreicht? Angaben zum Schuljahr 2015/2016 (Abitur 2016) liegen aus der amtlichen Schulstatistik noch nicht vor. Im Schuljahr 2014/2015 (Abitur 2015) lag die Abitur- Durchschnittsnote aller Abiturzeugnisse an den öffentlichen und privaten allgemein bildenden und beruflichen Gymnasien sowie an den Schulen besonderer Art bei 2,44. 6. Wie hoch ist der Anteil der „Einser-Abiturienten“ an baden-württembergischen Gymnasien und Stadtteilschulen (Nennung in tabellarischer Form mit Listung der Durchfallquoten)? Der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten mit der Abiturdurchschnittsnote „1,0“ beim Abitur 2015 lag an den öffentlichen und privaten allgemein bildenden und beruflichen Gymnasien sowie an den drei Schulen besonderer Art im Schnitt bei 1,3 Prozent. Der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten mit einer Abiturdurchschnitts - note von „1,0“ bis einschließlich „1,9“ beim Abitur 2015 lag an den öffentlichen und privaten allgemein bildenden und beruflichen Gymnasien sowie an den drei Schulen besonderer Art im Schnitt bei 23,2 Prozent. Im Einzelnen lauten die Anteile der erzielten Notenschnitte 1,0 bis 1,9 wie folgt: Note Anteil der Abiturienten in Baden-Württemberg in % aller bestandenen Prüfungen 1,0 1,3 1,1 0,9 1,2 1,3 1,3 1,6 1,4 2,0 1,5 2,4 1,6 2,7 1,7 3,3 1,8 3,6 1,9 4,1 Quelle: Statistisches Landesamt, KMK Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1198 4 7. Wie fielen die Abiturprüfungen in den einzelnen Fächern im Bezug auf die Jahre 2000 bis 2016 aus (detailliert nach Fächern und Landkreisen, Kommunen und Städten auflisten)? Im Rahmen der amtlichen Schulstatistik werden diese Daten nicht erhoben. 8. Warum gibt es nach ihrer Einschätzung immer mehr „Einser-Abiture“ obwohl in der PISA-Studie nur ein fünftzehnter Platz im weltweiten Vergleich 2016 erreicht wurde? 9. Wie möchte sie in den nächsten fünf Jahren so gegensteuern, dass die Leistungen der Abiturienten zur PISA-Studie stimmig erscheinen? Bei den sehr guten Abschlüssen (1,0) liegt Baden-Württemberg im Jahr 2015 mit einem Anteil von 1,28 Prozent an allen erfolgreichen Prüfungen unter den Ländern auf Rang 13. Im Verlauf der Jahre zeigt sich, dass auch der Anteil der sehr guten Schnitte geringen Schwankungen unterliegt. Z. B. stieg in Baden-Württemberg der Anteil der Abiturienten mit dem Notenschnitt 1,0 von 1,79 Prozent im Jahr 2006 auf 1,82 Prozent im Jahr 2009. Im Jahr 2010 belief sich ihr Anteil auf 1,28 Prozent. Im Jahr 2012 stieg er wieder auf 1,44 Prozent an. Seit dem Jahr 2013 liegt er 1,28 Prozent. In der PISA-Studie 2015 wurden fünfzehnjährige Schüler aller Schularten ge - testet. Ein Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der international angelegten PISA-Studie 2015 und den Abiturnoten der Länder ist dem Ministerium für Kultus , Jugend und Sport nicht bekannt. 10. Inwiefern werden Prüfungen im Vorwege auf eine Machbarkeit mit Vergleichsschülern getestet? Die Abiturprüfungen werden in Aufgabenkommissionen von kompetenten und sehr erfahrenen Lehrkräften erstellt und durchlaufen einen anschließenden Prozess der sorgfältigen Prüflesung. Hier werden noch einmal alle Prüfungsaufgaben hinsichtlich Schwierigkeitsgrad, Bildungsplankonformität und Vergleichbarkeit mit den Vorjahren bewertet. Dr. Eisenmann Ministerin für Kultus, Jugend und Sport