Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 1612 13. 02. 2017 1Eingegangen: 13. 02. 2017 / Ausgegeben: 10. 04. 2017 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie schätzt sie die Ansteckungsgefahr des Hantavirus für den Menschen ein? 2. Welche Übertragungswege sind für das Hantavirus bekannt? 3. Wie viele Infektionsfälle des Hantavirus sind derzeit in Baden-Württemberg und im Bodenseekreis bekannt? 4. Wie viele Infektionsfälle des Hantavirus sind beim Menschen aktuell in Baden- Württemberg und im Bodenseekreis bekannt? 5. Wie hoch wird die Gefahr des Ausbruchs einer Hantavirus-Epidemie im Boden - seekreis eingeschätzt? 6. Welche Maßnahmen werden und wurden ergriffen, um eine Ausbreitung des Hantavirus im Bodenseekreis zu verhindern? 7. Welche Maßnahmen werden im Bodenseekreis ergriffen, um besonders betroffene Berufsgruppen vor dem Hantavirus zu schützen? 8. Wie viele Todesfälle sind bekannt, die auf das Hantavirus zurückzuführen sind? 13. 02. 2017 Hoher FDP/DVP Kleine Anfrage des Abg. Klaus Hoher FDP/DVP und Antwort des Ministeriums für Soziales und Integration Ausbreitung des Hantavirus im Bodenseekreis Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1612 2 A n t w o r t Mit Schreiben vom 9. März 2017 Nr. 5-0141.5/86 beantwortet das Ministerium für Soziales und Integration im Einvernehmen mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie schätzt sie die Ansteckungsgefahr des Hantavirus für den Menschen ein? Ein Ansteckungsrisiko ist grundsätzlich bei Tätigkeiten in Hantavirus-Verbreitungsgebieten gegeben, bei denen ein Kontakt zu Ausscheidungen – etwa Urin oder Kot – der Rötelmaus (Myodes glareolus) möglich ist. Dazu gehören namentlich die Reinigung von Nutzräumen (Keller, Garage, Dachboden usw.) und der Aufenthalt in Wald- und Grillhütten. Als besonders gefährdet gelten Personen/ Berufsgruppen , die sich viel im Freien bzw. in Waldgebieten aufhalten, z. B. Jäger, Forstwirte, Land- und Waldarbeiter sowie Soldaten. 2. Welche Übertragungswege sind für das Hantavirus bekannt? Die Hantaviren werden von infizierten Nagetieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden und können darin mehrere Tage, auch in getrocknetem Zustand, infektiös bleiben. Bei dem in Baden-Württemberg vorkommenden Subtyp Puumala ist die Rötelmaus der Überträger. Die Rötelmaus ist ein typischer Waldbewohner , der sich jedoch auch gerne in waldnahen Wohngebieten aufhält. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch die Inhalation virushaltiger Aero - sole (z. B. aufgewirbelter Staub) und durch den Kontakt der verletzten Haut mit kontaminierten Materialien oder Lebensmitteln, die mit Ausscheidungen infizierter Nagetiere kontaminiert wurden. Die Übertragung durch Nagetierbisse ist grundsätzlich denkbar, für Baden-Württemberg wurde aber seit 2001 kein Fall mit einem Nagetierbiss gemeldet. Eine Übertragung von Hantaviren von Mensch zu Mensch findet bei den in Europa und Asien vorkommenden Virustypen nicht statt. 3. Wie viele Infektionsfälle des Hantavirus sind derzeit in Baden-Württemberg und im Bodenseekreis bekannt? Soweit sich Frage 3 auf die Häufigkeit tierischer Infektionen beziehen sollte, liegen hierzu keine Informationen vor. Zu Infektionen beim Menschen wird auf die Antwort zur Frage Ziffer 4 verwiesen. 4. Wie viele Infektionsfälle des Hantavirus sind beim Menschen aktuell in Baden- Württemberg und im Bodenseekreis bekannt? Seit Jahresbeginn 2017 wurden dem Landesgesundheitsamt mit Stand vom 22. Feb - ruar 2017 insgesamt 44 Hantavirus-Erkrankungen bei Menschen aus Baden- Württemberg übermittelt, davon ein Fall aus dem Bodenseekreis. 5. Wie hoch wird die Gefahr des Ausbruchs einer Hantavirus-Epidemie im Boden - seekreis eingeschätzt? Ausbrüche von PUUV-Infektionen werden als Folge periodischer Zunahmen der Nagetierreservoire für das Virus, insbesondere der Rötelmaus und deren Durchseuchung mit dem Virus angesehen. Den Puumala-Epidemien früherer Jahre ging eine Buchenmast (starke Fruchtbildung) im Vorjahr voraus. Eine Buchenmast im Jahr 2016 schuf günstige Nahrungsbedingungen für die Rötelmaus, weshalb eine starke Vermehrung der Nager mit großen Populationen im Jahr 2017 zu erwarten ist. Der Bodenseekreis liegt mit ca. 7,4 v. H. Buchenanteil im mittleren Bereich. Zusätzlich sind weitere Faktoren, darunter die Viruszirkulation in den Rötel - mäusen und die saisonale Witterung, bedeutsam. Deshalb unterliegt die Vorher - sage eines Epidemiejahres Einschränkungen. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1612 6. Welche Maßnahmen werden und wurden ergriffen, um eine Ausbreitung des Hantavirus im Bodenseekreis zu verhindern? Die Bevölkerung wurde mittels Pressemitteilungen über Schutzmaßnahmen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen aufgeklärt: z. B. Empfehlung eines Staub - schutzes beim Reinigen von Scheunen, Garagen etc., in denen Nager vorkommen oder vorkamen oder bei Aktivitäten im Freien, die zum Kontakt mit Nagern oder deren Ausscheidungen führen können. Im Rahmen der Hygienebegehung von Kindergärten, insbesondere Waldkindergärten, klärt das Gesundheitsamt Bodenseekreis über mögliche Infektionsgefahren auf. Auf der Homepage des Gesundheitsamts Bodenseekreis ist ein Merkblatt „Informationen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen“ bereitgestellt. 7. Welche Maßnahmen werden im Bodenseekreis ergriffen, um besonders betroffene Berufsgruppen vor dem Hantavirus zu schützen? Für die Gesundheitsvorsorge von beruflich exponierten Personen sind Betriebsund Arbeitsmediziner zuständig. Im Übrigen wird auf die Antwort zur Frage Ziffer 6 verwiesen. 8. Wie viele Todesfälle sind bekannt, die auf das Hantavirus zurückzuführen sind? Seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 wurden fünf Todesfälle infolge einer Hantavirus-Infektion bei Erkrankten im Alter zwischen 23 und 84 Jahren übermittelt. Davon verstarb eine Person an einer im Ausland erworbenen DOBV- Infektion. Lucha Minister für Soziales und Integration