Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 1669 21. 02. 2017 1Eingegangen: 21. 02. 2017 / Ausgegeben: 18. 04. 2017 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hoch ist der Bestand des Auerwilds im Schwarzwald? 2. Wie hat sich der Bestand von 2007 bis 2017 entwickelt? 3. Welche Auswirkungen sieht sie nach der Errichtung des Nationalparks Schwarz - wald auf den Bestand des Auerwilds? 4. Welche Maßnahmen plant sie, um den Bestand des Auerwilds zu schützen oder gar zu erhöhen (auch in Bezugnahme auf zunehmenden Tourismus)? 5. Welche Auswirkungen sieht sie durch den zunehmenden Tourismus auf den Bestand des Auerwilds? 6. Welche Maßnahmen plant sie, um die natürlichen Lebensräume des Auerwilds (nadelbaumreiche, lichte, stufige Wälder mit reicher Bodenvegetation) zu erhalten ? 15. 02. 2017 Stein AfD Kleine Anfrage des Abg. Udo Stein AfD und Antwort des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Vorkommen des Auerwilds im Schwarzwald Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1669 2 B e g r ü n d u n g Das Auerhuhn gilt in weiten Teilen Mitteleuropas als „vom Aussterben bedroht“ und steht in Deutschland auf der Roten Liste mit der höchsten Gefährdungsstufe. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass dieser eindrucksvolle Vogel im Schwarzwald noch heimisch ist. Ziel dieser Kleinen Anfrage ist es zu erörtern, wie sich der aktuelle Bestand des Auerhuhns schützen lassen kann, damit auch nachkommende Generationen dieses scheue Tier in freier Wildbahn erleben können. A n t w o r t Mit Schreiben vom 14. März 2017 Nr. Z(55)-0141.5/121F beantwortet das Minis - terium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Einvernehmen mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hoch ist der Bestand des Auerwilds im Schwarzwald? Zu 1.: Die Erfassung der Größe der Auerhuhnpopulation erfolgt im Schwarzwald durch Zählung der Auerhähne an den bekannten Balzplätzen. Auf Grundlage dieser Zählung kann die Minimumanzahl an Auerhähnen im Frühjahr recht genau abgeschätzt werden. Die letzte Erfassung war im Frühjahr 2016, bei der insgesamt 206 Auerhähne gezählt wurden. Es wird von einem Geschlechterverhältnis von 1:1 ausgegangen. Daraus ergibt sich ein minimaler Auerwildbestand im Schwarzwald von 412 Tieren. 2. Wie hat sich der Bestand von 2007 bis 2017 entwickelt? Zu 2.: Die Balzplatzzählungen weisen auf eine Abnahme des Auerwildbestands zwischen 2007 und 2016 im Schwarzwald hin. Im Frühjahr 2007 wurden insgesamt 317 Hähne gezählt, im Jahr 2016 noch 206 Hähne. 3. Welche Auswirkungen sieht sie nach der Errichtung des Nationalparks Schwarz - wald auf den Bestand des Auerwilds? Zu 3.: Die aktuellen Zählungen lassen noch keinen Bestandestrend für das Auerwild im Bereich des Nationalparks erkennen. 4. Welche Maßnahmen plant sie, um den Bestand des Auerwilds zu schützen oder gar zu erhöhen (auch in Bezugnahme auf zunehmenden Tourismus)? 6. Welche Maßnahmen plant sie, um die natürlichen Lebensräume des Auerwilds (nadelbaumreiche, lichte, stufige Wälder mit reicher Bodenvegetation) zu erhalten ? Zu 4. und 6.: Die Maßnahmen zum Erhalt des Auerwilds im Schwarzwald erfolgen nach dem im Jahr 2008 gestarteten Aktionsplan Auerhuhn (APA). Es handelt sich dabei um 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1669 einen umfassenden Plan, der in sechs Handlungsfelder gegliedert Maßnahmen zum Erhalt des Auerwilds im Schwarzwald umfasst. Der APA wird von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA) wissenschaftlich begleitet und organisatorisch betreut. Die Umsetzung wird durch die „Arbeitsgruppe Raufußhühner“ (AGR) gesteuert. Die im Einzelnen geplanten Maßnahmen können dem APA, der auf der Homepage der FVA veröffentlicht ist, entnommen werden (http://www.waldwissen.net/wald/wild/management/-fva_aktionsplan_auerhuhn/ fva_aktionsplan_auerhuhn_schwarzwald_broschuere.pdf). Zu den Inhalten der einzelnen Handlungsfelder und dem Stand der Implementierung des APA wird auf den Antrag der Abg. Gabi Rolland u. a. SPD, Schutz des Auerhuhns in Baden-Württemberg, Drucksache 16/1055 verwiesen. Aufgrund des negativen Bestandestrends wurde im Jahr 2016 im Staatswald mit einer verstärkten Umsetzung des Aktionsplans Auerhuhn begonnen. Um möglichst schnell eine Verbesserung zu erreichen, wird auf Staatswaldflächen in auerhuhnrelevanten Gebieten eine sogenannte „Freiflächen-Kampagne“ umgesetzt. Dabei liegt ein Hauptfokus auf dem Handlungsfeld „Habitatgestaltung“, da derzeit angenommen wird, dass nicht ausreichend gut geeignete Lebensräume vorhanden sind. Auf diesem Wege sollen die im Aktionsplan geforderten Sollwerte für lichte Waldstrukturen durch das Schaffen von Freiflächen erreicht werden. Im Rahmen verstärkter Beratung seitens der Forstbehörden wird im Kommunalund Privatwald ein ähnliches Vorgehen empfohlen. Durch Einrichtung einer geplanten Koordinationsstelle zum Schutz des Auerhuhns bei der FVA werden alle auf das Auerhuhn bezogenen Maßnahmen und Aktivitäten abgestimmt, entsprechende Impulse gesetzt und eine langfristige Finanzierung (Ausgleichsmaßnahmen , Ökokonto, Förderprojekte, Sponsoring) der Habitatpflegen im Kommunalund Privatwald sichergestellt. 5. Welche Auswirkungen sieht sie durch den zunehmenden Tourismus auf den Bestand des Auerwilds? Zu 5.: Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Auerhühner Nahbereiche von Wanderwegen, Loipen, Parkplätzen und Skipisten räumlich und/oder zeitlich meiden. Dies bedeutet, dass ein Teil der gut geeigneten Auerhuhn-Lebensräume durch Auerhühner entweder zeitlich eingeschränkt oder gar nicht genutzt werden kann. Nach Untersuchungen der FVA sind im Sommer bis zu 20 % und im Winter bis zu 40 % der Auerhuhnvorkommen von Auswirkungen des Tourismus betroffen . Ebenfalls wurde nachgewiesen, dass in touristisch genutzten Gebieten die Individuen der Auerwildpopulation höhere Stresshormonspiegel aufweisen als die Tiere in den „ruhigen“ Gebieten. Diese qualitativen Ergebnisse weisen auf einen Einfluss des zunehmenden Tourismus hin. Ob und in welchem Ausmaß sich Freizeitaktivitäten auf die Entwicklung des Auerhuhnbestandes auswirken, lässt sich daraus jedoch nicht ableiten. Unabhängig davon ist es ein erklärtes Ziel des Aktionsplans durch räumliche Konzeptionen entsprechende Ruhebereiche für Wildtiere und damit auch für Auerhühner zu schaffen. Hauk Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz