Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 1937 21. 04. 2017 1Eingegangen: 21. 04. 2017 / Ausgegeben: 20. 06. 2017 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Bedeutung hat die europäische Förderung für Baden-Württemberg im Bereich Medien und Film? 2. Welche baden-württembergischen Unternehmen und Einrichtungen profitieren von der europäischen Filmförderung (aufgeschlüsselt nach Höhe der Fördermittel )? 3. Wie werden die Auswirkungen des „Brexit“ auf die Filmakademie Baden- Württemberg GmbH eingeschätzt? 4. Wie werden die Auswirkungen auf die mittelständische Filmindustrie, speziell im Bereich Visuelle Effekte VFX und Animation, eingeschätzt? 5. Welche Fördermaßnahmen werden ergriffen, um den Filmstandort Baden- Württemberg nachhaltig zu sichern? 6. Was wird unternommen, um die an der Filmakademie Baden-Württemberg ausgebildeten Personen in Baden-Württemberg zu halten? 20. 04. 2017 Gramling CDU Kleine Anfrage des Abg. Fabian Gramling CDU und Antwort des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Auswirkungen des „Brexit“ auf den Filmstandort Baden-Württemberg Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1937 2 B e g r ü n d u n g Bereits heute werden Filme und angrenzende interaktive Medien wie Computerspiele im Vereinigten Königreich massiv mit öffentlichen Geldern gefördert. Das Vereinigte Königreich ist auch deshalb innerhalb der Europäischen Union der führende Standort für internationale Filmproduktionen. Sobald die Programme des Vereinigten Königreichs keiner EU-Notifizierungspflicht mehr unterliegen, könnte ein massiver Subventionswettlauf um internationale Medienprojekte eintreten . Zudem ist damit zu rechnen, dass sich das Filmförderbudget der Euro - päischen Union – von dem auch Baden-Württemberg profitiert – durch den „Brexit“ erheblich reduziert. A n t w o r t Mit Schreiben vom 17. Mai 2017 Nr. 54-7930.0/90/1 beantwortet das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Abstimmung mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Bedeutung hat die europäische Förderung für Baden-Württemberg im Bereich Medien und Film? Die europäische Filmförderung – vor allem über das MEDIA-Programm als Produktions - und Distributionsunterstützung im Rahmen der Kulturförderung „Creative Europe“ – hat eine wichtige Bedeutung als komplementäres Finanzierungs - instrument für die Filmproduzenten und -verleiher in Baden-Württemberg. Dies gilt insbesondere für europäische Koproduktionen. Die EU-MEDIA-Programme unterstützen diese Zusammenarbeit in allen Stufen von der Produktionsvorbereitung über die Produktion und den Verleih/Vertrieb bis zum Abspiel in den Kinos und auf Festivals, tragen aber insgesamt nur einen kleinen Teil zum Gesamt - budget bei. 2. Welche baden-württembergischen Unternehmen und Einrichtungen profitieren von der europäischen Filmförderung (aufgeschlüsselt nach Höhe der Fördermittel )? Zahlreiche baden-württembergische Unternehmen aus dem Bereich Kreativwirtschaft haben in den letzten Jahren von europäischen Medienfördermitteln profitiert , darunter Arthouse-Kinos, die Mittel über das Förderprogramm „European Cinemas“ für die Programmierung europäischer Filme erhalten haben, Festivals wie der „Stuttgarter Filmwinter“, die an der MEDIA-Festivalförderung partizipieren konnten, oder auch Weiterbildungsmaßnahmen für angehende Filmproduzenten und -verleiher wie das „Atelier Ludwigsburg-Paris“. Auch filmbasierte Forschungsprojekte – z. B. an der Filmakademie in Ludwigsburg – erhalten regelmäßig europäische Fördermittel. Filmförderung im engeren Sinne – d. h. Produktions- und Vertriebsunterstützung über das MEDIA-Programm der EU – haben in den letzten fünf Jahren folgende Firmen aus Baden-Württemberg erhalten: Indi Film Stuttgart, Preview Enterprises Ulm, Studio 88 Baden-Baden, Filmtank Ludwigsburg, AV Medien Stuttgart und der Camino-Filmverleih Stuttgart. Dabei handelt es sich insgesamt um eine Summe von rund 450.000 Euro an MEDIA-Fördermitteln. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1937 3. Wie werden die Auswirkungen des „Brexit“ auf die Filmakademie Baden- Württemberg GmbH eingeschätzt? Aus heutiger Sicht hat der sogenannte „Brexit“ keine Auswirkungen auf die Aktivitäten der Filmakademie. 4. Wie werden die Auswirkungen auf die mittelständische Filmindustrie, speziell im Bereich Visuelle Effekte VFX und Animation, eingeschätzt? Inwieweit der bevorstehende „Brexit“ diese beeinflusst, lässt sich im momentanen Stadium nicht einschätzen. Die Verhandlungen zur Umsetzung des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU haben erst begonnen. Es ist nach Auskunft der für Baden-Württemberg zuständigen MEDIA-Koordinierung jedoch gesichert, dass sich bis einschließlich 2018 in Bezug auf die MEDIA-Förderungen nichts ändern wird; womöglich wird sogar das Jahr 2019 ein Übergangsjahr sein, in dem weiter nach den bisherigen Regeln verfahren wird. Wenn Großbritannien aber als bisheriger Nettozahler nicht mehr zum Budget der EU und damit auch zu den Medienförderungen beitragen wird, könnte das Folgen für die Förderung haben. Der „Brexit“ kann auch Auswirkungen auf den für Baden-Württemberg wichtigen Bereich der Dienstleistungen im Bereich Animation und VFX haben. Hier spielt das Preisgefüge für die Wettbewerbsfähigkeit der Anbieter in Deutschland eine große Rolle. Die Preisgestaltung wird wesentlich von den Währungsrelationen beeinflusst. Aber auch die unterschiedlichen nationalen Fördermodelle spielen eine Rolle. Großbritannien könnte die dortigen Filmproduktionen noch stärker als bislang mit „Tax Credits“ und ähnlichen Maßnahmen subventionieren, wenn es keinen EU-Wettbewerbsregelungen mehr unterliegt. 5. Welche Fördermaßnahmen werden ergriffen, um den Filmstandort Baden- Württemberg nachhaltig zu sichern? Die Stärkung der Filmkultur, aber auch der Filmwirtschaft des Landes ist ein wichtiges Ziel der Film- und Medienpolitik Baden-Württembergs. Neben der gezielten Filmproduktionsförderung geht es auch darum, für Produktionsunternehmen gute Rahmenbedingungen für ein dauerhaftes Engagement in unserem Land zu schaffen. Dabei stehen drei Säulen im Vordergrund: Eine international konkurrenzfähige Ausbildung des Filmnachwuchses, Filmfestivals und Branchenveranstaltungen als wichtige Präsentations- und Netzwerkplattformen sowie eine starke Filmförderung über die Medien- und Filmgesellschaft des Landes (MFG). Baden-Württemberg ist bundesweit führender Standort in Sachen Animation und Visual Effects (VFX). Die MFG deckt mit ihrer Förderung das gesamte Filmspektrum vom Spielfilm über den Dokumentarfilm bis zum Animationsfilm ab. Sie legt darüber hinaus einen besonderen Schwerpunkt auf den Bereich der VFX, in dem Baden-Württemberg inzwischen weltweit konkurrenzfähig und gefragt ist. Hinzu kommen die sehr gut entwickelten Ausbildungs- und Arbeitsstrukturen im Land mit dem Animation-Media-Cluster und der hervorragenden Ausbildungs - arbeit der Hochschulen an der Spitze. Die Filmakademie nimmt auch aktuell wieder als einzige deutsche Ausbildungsstätte einen Spitzenrang in der Rangliste der internationalen Filmhochschulen beim international führenden Branchenblatt „Hollywood Reporter“ ein. Während – anders als Deutschland – Frankreich, England sowie noch intensiver Kanada und Neuseeland beträchtliche Steuererleichterungen für ausländische Film - investitionen gewähren, verfügt Deutschland über Förderprogramme, welche die Filmbranche gerade bei der Akquise ausländischer Filmprojekte unterstützen. Dazu zählt die Vergabeordnung der MFG, die es ermöglicht, VFX-Dienstleister auch im Fall von anspruchsvollen Hollywood-Produktionen direkt zu unterstützen, auf welche diese bei ihrer Auslastung und wirtschaftlichen Performance angewiesen sind. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1937 4 Ergänzend kommen die Filmförderungen auf Bundesebene hinzu, die sich an internationale Filmunternehmen richten, wie der „Deutsche Film Förder Fonds (DFFF)“ oder der „German Motion Picture Fonds“. Das Land setzt sich bei beiden Programmen intensiv dafür ein, auch hier die Förderung im Bereich visuelle Effekte nachhaltig zu stärken und zu verbessern. Neue technische Entwicklungen wie in den Bereichen Augmented und Virtual Reality werden vom Land unterstützt. Mit der Fördermaßnahme „VR Now“ konnten der Filmakademie und der MFG Mittel für diesen Zukunftssektor zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. 6. Was wird unternommen, um die an der Filmakademie Baden-Württemberg ausgebildeten Personen in Baden-Württemberg zu halten? Die Filmakademie unternimmt das ihr Mögliche, ihre Absolventen am Standort Baden-Württemberg zu halten, beispielsweise durch direkte Vermittlung von Diplom- und Abschlussfilmen am Standort sowie durch das Erstellen von Kontakten zu Fernsehsendern (allen voran zum SWR), zur am Medienstandort ansässigen Film- und Medienbranche und zur regionalen Wirtschaft allgemein. Die Medien- und Filmgesellschaft des Landes (MFG) sorgt mit ihrer gezielten Förderpolitik dafür, dass Filmschaffende gute Bedingungen im Land vorfinden. Darüber hinaus verfügt der SWR über eigene Förderprojekte für den Film- und Fernsehnachwuchs. Bauer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst