Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 1947 24. 04. 2017 1Eingegangen: 24. 04. 2017 / Ausgegeben: 21. 06. 2017 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Seit wann ist die Wiederansiedlung des Bibers im Regierungsbezirk Tübingen bekannt? 2. Wie hat sich die Biberpopulation in den letzten zehn Jahren in den Landkreisen des Regierungsbezirks Tübingen entwickelt? 3. Welche örtlichen Gewässer im Zollernalbkreis und im Regierungsbezirk Tübingen zählen heute zum Ausbreitungsgebiet des Bibers? 4. Wie hoch schätzt sie die weiter wachsende Biberpopulation im Zollernalbkreis und im Regierungsbezirk Tübingen in den nächsten zehn Jahren? 5. Welche Biberschäden wurden bisher in den Landkreisen im Regierungsbezirk Tübingen registriert (tabellarische Auflistung nach Jahr, Art und kalkulierter Schadenssumme)? 6. Welche Erkenntnisse hat sie zu Berichten im Zollernalbkreis über aggressive Biber? 7. Was tut sie für ein wirksames Bibermanagement im Zollernalbkreis und im Regierungsbezirk Tübingen? 24. 04. 2017 Herre AfD Kleine Anfrage des Abg. Stefan Herre AfD und Antwort des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Biberschäden durch steigende Population im Zollernalbkreis und im Regierungsbezirk Tübingen Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1947 2 B e g r ü n d u n g Mit dieser Kleinen Anfrage soll diese Problematik im Zollernalbkreis näher beleuchtet werden und die Landesregierung um Stellungnahme gebeten werden. A n t w o r t Mit Schreiben vom 16. Mai 2017 Nr. 72-0141.5/27/1 beantwortet das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft im Einvernehmen mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Seit wann ist die Wiederansiedlung des Bibers im Regierungsbezirk Tübingen bekannt? Der Biber wurde im Regierungsbezirk Tübingen nicht angesiedelt. Einzelne Exemplare wurden bereits 1990 festgestellt. 2. Wie hat sich die Biberpopulation in den letzten zehn Jahren in den Landkreisen des Regierungsbezirks Tübingen entwickelt? Landkreisbezogene Angaben liegen nicht vor. Für den Biberbestand im Regierungsbezirk Tübingen gibt es Angaben nur für die Zeit bis 2010. 2007: 104 Reviere, ca. 360 Tiere 2008: 124 Reviere, ca. 430 Tiere 2009: 141 Reviere, ca. 490 Tiere 2010: 171 Reviere, ca. 600 Tiere Für 2013 wird für das Land Baden-Württemberg ein Bestand von ca. 2.500 Tiere (vgl. Antrag der SPD, Drs. 15/3387), für 2016 ein Bestand von ca. 3.500 bis 4.000 Biber angegeben (vgl. Kleine Anfrage des Abg. Burger, Drs. 16/1637). Der Biberbestand im Regierungsbezirk Tübingen dürfte etwas mehr als die Hälfte des landesweit vorhandenen Biberbestands umfassen. 3. Welche örtlichen Gewässer im Zollernalbkreis und im Regierungsbezirk Tübingen zählen heute zum Ausbreitungsgebiet des Bibers? Im Zollernalbkreis gibt es an den Gewässern Bära, Schmiecha, Schmeie, Eyach, Starzel, Lauchert, Stunzach und Schlichem Bibervorkommen. Im Regierungsbezirk Tübingen kommen in den Landkreisen Alb-Donau-Kreis, Biberach, Ravensburg und Sigmaringen in der überwiegenden Zahl der größeren Fließgewässer Biber vor. 4. Wie hoch schätzt sie die weiter wachsende Biberpopulation im Zollernalbkreis und im Regierungsbezirk Tübingen in den nächsten zehn Jahren? Eine Ausbreitung ist insbesondere in den noch nicht vom Biber besiedelten Gewässern zu erwarten. In den schon weitgehend besiedelten Gewässern Oberschwabens ist mit geringeren Zunahmen zu rechnen, da Biber revierbildend sind. Eine Schätzung in Zahlen ist nicht möglich. 5. Welche Biberschäden wurden bisher in den Landkreisen im Regierungsbezirk Tübingen registriert (tabellarische Auflistung nach Jahr, Art und kalkulierter Schadenssumme)? Eine Zusammenstellung der Schäden liegt nicht vor. Hierzu wird auf die Ausführungen in den Landtagsdrucksachen 15/3387 (Frage 3), 15/4253 (Frage 2), 15/5017 (Frage 3) sowie 16/1637 (Fragen 2 bis 4) verwiesen. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1947 6. Welche Erkenntnisse hat sie zu Berichten im Zollernalbkreis über aggressive Biber? Erkenntnisse zu aggressiven Bibern im Zollernalbkreis liegen nicht vor. Zu einem entsprechendem Verhalten des Bibers wird auf die Landtagsdrucksache 15/6649 (Frage 6) verwiesen. 7. Was tut sie für ein wirksames Bibermanagement im Zollernalbkreis und im Regierungsbezirk Tübingen? Seit 2003 hat das Land auch im Regierungsbezirk Tübingen ein Bibermanagement etabliert. Das baden-württembergische Bibermanagement besteht aus den Elementen der Aufklärung durch Öffentlichkeitsarbeit und sachkundigen Beratung Betroffener einschließlich der Suche nach Lösungen bei Konflikten und der Durchführung von Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Schäden. Tragende Säulen des Managements sind die ehrenamtlichen Biberberaterinnen und -berater der Landkreise, die als Ansprechpartner/-innen vor Ort auf Fragen und Probleme rund um den Biber schnell und flexibel reagieren können. Zur Konfliktlösung arbeiten sie eng mit den Biber-Ansprechpartner/-innen der Landratsämter zusammen. Koordiniert und unterstützt wird das Management vom Biberbeauftragten des Regierungspräsidiums Tübingen. Vielfach lassen sich Schäden schon durch einfache Mittel vermeiden – so schützen Drahthosen oder Verbissschutzmittel vor Verbiss an Gehölzen, sichern Drahtgeflechte gegen Einsturzgefahren u. a. Viele der schadensvorbeugenden Maßnahmen können von den Landratsämtern gefördert werden. Das Regierungspräsidium Tübingen stellt im Internet vielfältige Informationen und Merkblätter für die Öffentlichkeit und die Betroffenen zur Verfügung. Das Landratsamt Zollernalbkreis hat am 19. April 2017 eine Informationsveranstaltung zum Biber durchgeführt. An der Veranstaltung, die von ca. 80 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern besucht wurde, bestand die Möglichkeit, sich neben den Vorträgen auch durch Fragen zum Thema Biber umfassend zu informieren. Untersteller Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft