Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 2358 19. 07. 2017 1Eingegangen: 19. 07. 2017 / Ausgegeben: 18. 08. 2017 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Seit wann wird die Sendung „Grünzeug“ im SWR Fernsehprogramm ausgestrahlt ? 2. An welche Zielgruppen richtet sich diese Sendung „Grünzeug“? 3. Wie haben sich die Zuschauerzahlen in den vergangenen fünf Jahren entwickelt ? 4. Wie hoch sind die durchschnittlichen Produktionskosten für die Sendung „Grünzeug“ im Vergleich zu ähnlichen Angeboten des Vorabendprogramms? 5. Weshalb beabsichtigt der Sender, die Sendung „Grünzeug“ aus dem Programm zu nehmen? 6. Wie wollen die Verantwortlichen des Senders der Tatsache gerecht werden, das überaus große Interesse der Bürger im Gartenland Baden-Württemberg abzubilden ? 7. Wie interpretieren die Verantwortlichen des Senders den überaus großen Zuspruch für die Landesgartenschauen? 8. Wie wollen die Verantwortlichen des Senders dem Bildungsauftrag des öffentlich -rechtlichen Senders im Hinblick auf Garten- und Umweltkompetenzen zukünftig gerecht werden? Kleine Anfrage des Abg. Fabian Gramling CDU und Antwort des Staatsministeriums SWR Sendung „Grünzeug“ Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2358 2 9. Weshalb wird die Sendung „Grünzeug“ nicht genutzt, um Kinder und Jugend - liche mit gärtnerischen Kompetenzen zu begleiten? 18. 07. 2017 Gramling CDU B e g r ü n d u n g Baden-Württemberg ist ein Gartenbauland und hat bundesweit seit 1980 mit 36 großen und kleinen Gartenschauen vor Bayern die meisten Gartenschauen. Diese erfreuen sich immer großen Interesses der Bevölkerung und sind ein Publikumsmagnet . Der Gartenbau in Baden-Württemberg ist ein Teil der Kulturlandschaft und Tradition. Vor diesem Hintergrund soll geklärt werden, warum der Fernsehsender SWR 3 plant, die allgemein beliebte Sendung „Grünzeug“ aus dem Programm zu nehmen. In dieser Sendung werden gartenbauliche Kompetenzen vermittelt, die auch bei Kindern und Jugendlichen Garten- und Umweltkompetenzen befördern können und dem allgemeinen Wunsch nach Unterstützung bei der Vermittlung von Alltagskompetenzen Rechnung tragen. A n t w o r t Mit Schreiben vom 1. August 2017 Nr. II-3451.133 beantwortet das Staatsminis - terium die Kleine Anfrage wie folgt: Die in der Kleinen Anfrage enthaltenen Fragen beziehen sich auf das Programm des SWR und berühren damit redaktionelle Aspekte. Aufgrund der verfassungsrechtlichen Grundsätze der Staatsferne und der Programmautonomie des Rundfunks entscheidet der SWR innerhalb des staatsvertraglich vorgegebenen Rahmens selbst über Auswahl, Inhalte und Gestaltung seines Programms, wobei der Rundfunkrat bzw. die Landesrundfunkräte die Einhaltung der Programmgrundsätze überwachen. Das Staatsministerium hat daher zu den einzelnen Fragen eine Stellungnahme des SWR eingeholt, der jeweils wie folgt Stellung genommen hat: 1. Seit wann wird die Sendung „Grünzeug“ im SWR Fernsehprogramm ausgestrahlt ? Der SWR hat hierzu wie folgt Stellung genommen: „Seit 1999.“ 2. An welche Zielgruppen richtet sich diese Sendung „Grünzeug“? Der SWR hat hierzu wie folgt Stellung genommen: „Die Sendung richtet sich an alle Garteninteressierten. Also an Menschen, die selbst gärtnern, Interesse an Pflanzen, Blumen und Kräutern und ihrer vielfältigen Nutzung haben.“ 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2358 3. Wie haben sich die Zuschauerzahlen in den vergangenen fünf Jahren entwickelt ? Der SWR hat hierzu wie folgt Stellung genommen: „Die Quotenentwicklung ist wegen wechselnder Sendetage nicht schematisch darzustellen und muss darüber hinaus auch im Vergleich zu anderen 18:15-Uhr- Formaten im SWR Fernsehen betrachtet werden. Während „Grünzeug“ vor fünf Jahren noch einigermaßen stabil bei über 10 Prozent Marktanteil lag, hat der Zuschauerzuspruch in den letzten Jahren nachge - lassen. Mit der Verschiebung des Sendeplatzes von Dienstag auf Samstag ging die Quote von 11,2 Prozent auf 6,7 Prozent im Jahr 2014 und dann auf 6,6 Prozent im Jahr 2015 zurück. Der SWR hat deshalb versucht, die Sendung zu er - neuern. Außerdem hat der SWR in Baden-Württemberg „Grünzeug“ seit dem 31. Mai 2016 vom Sendeplatz am Samstag auf den Donnerstag verschoben, um nicht mehr direkt mit der Sportschau zu konkurrieren. Doch auch dies brachte der Sendung leider keinen zufriedenstellenden Erfolg. Während die Kulinarik-For - mate („Essgeschichten“, „echt gut“ etc.) auf diesem Sendeplatz durchschnittlich etwa 10,4 Prozent Marktanteil erzielten, erreichte „Grünzeug“ im Jahr 2016 im Schnitt 7,5 Prozent Marktanteil. Im Jahr 2017 liegt „Grünzeug“ bislang bei 7,0 Pro - zent Marktanteil. „Grünzeug“ ist damit die schwächste Sendung auf diesem Sendeplatz . Im SWR Fernsehen in Rheinland-Pfalz liefen donnerstags weiterhin Kulinarik-Formate, diese erreichten 2016 13,1 Prozent Marktanteil, 2017 bislang 14,1 Prozent.“ 4. Wie hoch sind die durchschnittlichen Produktionskosten für die Sendung „Grünzeug“ im Vergleich zu ähnlichen Angeboten des Vorabendprogramms? Der SWR hat hierzu wie folgt Stellung genommen: „„Grünzeug“ ist eine Auftragsproduktion. Die anderen Produktionen auf diesem Sendeplatz erstellt der SWR meist selbst. Von daher sind die Kosten nur begrenzt vergleichbar. Vom Minutenpreis her ist „Grünzeug“ eine durchschnittlich teure, dem Aufwand angemessene Produktion. Da sie aber nur in Baden-Württemberg ausgestrahlt wird, ist die Kostenintensität im Vergleich zu länderübergreifenden Produktionen mit Blick auf diesen Aspekt höher.“ 5. Weshalb beabsichtigt der Sender, die Sendung „Grünzeug“ aus dem Programm zu nehmen? Der SWR hat hierzu wie folgt Stellung genommen: „Wie bereits erläutert ist die Zuschauerakzeptanz bei „Grünzeug“ in den vergangenen Jahren leider stark zurückgegangen. Mit durchschnittlich 6,9 Prozent Marktanteil ist „Grünzeug“ die schwächste Sendung unter den 18:15-Uhr-Formaten . Der SWR sieht sich deshalb zum Handeln gezwungen und hat sich dazu entschieden , die Sendung zum Jahresende 2017 auslaufen zu lassen. Aus dem großen Interesse am Gärtnern lässt sich nicht einfach ein großer Zuspruch für diese Gartensendungen ableiten. Nur weil man selbst gerne im Garten ist, schaut man nicht unbedingt gerne im Fernsehen anderen Menschen bei der Gartenarbeit zu.“ 6. Wie wollen die Verantwortlichen des Senders der Tatsache gerecht werden, das überaus große Interesse der Bürger im Gartenland Baden-Württemberg abzubilden? Der SWR hat hierzu wie folgt Stellung genommen: „Mit „natürlich“ bietet der SWR auf dem Sendeplatz am Dienstag um 18:15 Uhr eine Sendung, in der Themen wie Pflanzen, Wald und Kräuter ebenfalls eine große Rolle spielen. Darüber hinaus werden die Themen rund um den Garten im Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2358 4 SWR Fernsehen natürlich weiterhin in Regelsendungen ihren Platz haben. Insbesondere in der wochentäglichen Servicesendung „Kaffee oder Tee“, die Garten - themen mit hoher Priorität behandelt und seit mehr als zehn Jahren einen eigenen „Sendungsgarten“ pflegt. Genauso werden aktuelle Gartenthemen immer wieder auch in der Magazinsendung „Landesschau Baden-Württemberg“ aufgegriffen. Beispielsweise werden die Landesgartenschauen und die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn sicher vielfältige Anlässe für Berichte rund um das Thema Garten bieten. Darüber hinaus gibt Gartenexperte Volker Kugel regelmäßig in Sonntagsevent -Sendungen zwischen 16.00 und 18.00 Uhr und im Programm von SWR 4 BW Gartentipps. Ebenso entwickelt das SWR Fernsehen gelegentlich neue Gartensendungen. So hat der SWR beispielsweise jüngst am Mittwoch um 20:15 Uhr mit der Sendung „Mein Garten – dein Garten“ ein neues Gartenformat in der Primetime im SWR Fernsehen getestet.“ 7. Wie interpretieren die Verantwortlichen des Senders den überaus großen Zuspruch für die Landesgartenschauen? Der SWR hat hierzu wie folgt Stellung genommen: „Gärtnern liegt im Trend. Es geht aber um das eigene aktive Erleben. Daraus kann man aber nicht automatisch einen großen Zuspruch für eine entsprechende Gartensendung ableiten. Auch Wandern und Radfahren ist derzeit ein enormer Trend – der SWR glaubt aber auch nicht an einen Erfolg einer etwaigen wöchentlichen Wandersendung. Denn auch hier begründet sich die Beliebtheit im eigenen Erleben .“ 8. Wie wollen die Verantwortlichen des Senders dem Bildungsauftrag des öffentlich -rechtlichen Senders im Hinblick auf Garten- und Umweltkompetenzen zukünftig gerecht werden? Der SWR hat hierzu wie folgt Stellung genommen: „Umweltkompetenz: Der SWR hat auf der 18:15-Uhr-Strecke mit „natürlich“ eine wöchentliche Umweltsendung, die jeden Dienstag um 18:15 Uhr ausgestrahlt wird. Gartenkompetenz: siehe Antwort 6.“ 9. Weshalb wird die Sendung „Grünzeug“ nicht genutzt, um Kinder und Jugendliche mit gärtnerischen Kompetenzen zu begleiten? Der SWR hat hierzu wie folgt Stellung genommen: „Das SWR Fernsehen – genauso wie alle Dritten Programme – erreicht in seinem Vorabendprogramm Zuschauer mit einem Altersdurchschnitt zwischen 65 und 70 Jahren. Eine Sendung, die sich stark an Kinder und Jugendliche richtet, hat aus diesem Grund wenig Erfolgschancen.“ Murawski Staatsminister und Chef der Staatskanzlei