Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 2449 28. 07. 2017 1Eingegangen: 28. 07. 2017 / Ausgegeben: 04. 09. 2017 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Personen sind derzeit an der Universitätsklinik Freiburg im Bereich der Pflege beschäftigt? 2. Wie viele Stellen können aktuell nicht besetzt werden? 3. Wie beurteilt sie die Personalsituation in Freiburg im Gegensatz zu anderen Universitätskliniken in Baden-Württemberg? 4. Wie viele Überlastungsanzeigen gab es 2016 und im ersten Halbjahr 2017 im Pflegebereich an der Universitätsklinik Freiburg? 5. Wie reagierte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst auf diese Überlastungsanzeigen? 24. 07. 2017 Dr. Rapp CDU B e g r ü n d u n g Ziel der Kleinen Anfrage ist es zu klären, wie die personelle Situation an der Universitätsklinik im Pflegebereich ist und ob es vermehrt Überlastungsanzeigen gab und wie damit umgegangen wurde. Kleine Anfrage des Abg. Dr. Patrick Rapp CDU und Antwort des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Überlastungsanzeigen in der Pflege an der Universitätsklinik Freiburg Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2449 2 A n t w o r t Mit Schreiben vom 21. August 2017 Nr. 42-773-1-10/42/ beantwortet das Minis - terium für Wissenschaft, Forschung und Kunst die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Personen sind derzeit an der Universitätsklinik Freiburg im Bereich der Pflege beschäftigt? Mit Stand 30. Juni 2017 sind 2.884 Personen in der Pflege beschäftigt. 2. Wie viele Stellen können aktuell nicht besetzt werden? Mit Stand Juni 2017 sind 2005 von 2009 Vollkräfte-Planstellen (Plan Vollkräfte Budget) besetzt. („Vollkraft“ ist hier im Sinne einer Person zu verstehen, die die volle tarifliche Arbeitszeit leistet.). 2016 waren von 1992 Vollkräfte-Planstellen durchschnittlich 20 nicht besetzt. In der Hochrechnung Oktober 2017 sind aktuell 12,9 Vollkräfte-Stellen über Plan besetzt. Pflegefachpersonal steht den Kliniken überwiegend in den Monaten April und September nach Abschluss der Ausbildung zur Verfügung. In den anderen, verbleibenden Monaten sind die Bewerbungszahlen stark rückläufig. 3. Wie beurteilt sie die Personalsituation in Freiburg im Gegensatz zu anderen Universitätskliniken in Baden-Württemberg? Das Universitätsklinikum Freiburg erhält 4/5 der Bewerbungen in der Pflege aus der Region bzw. aus Baden-Württemberg. Die Schweiz stellt für das Klinikum eine wesentlich stärkere Konkurrenzsituation dar, als bei den anderen Universitätskliniken in Baden-Württemberg. Der kontinuierliche Mangel an Wohnraum und die Infrastruktur (große Wirtschaftsunternehmen fehlen) verschärfen zusätzlich die Akquise von Pflegefachpersonal. Trotz dieser Wettbewerbsnachteile konnten, nachdem 2013 noch ein Negativ - saldo zu verzeichnen war, in den Jahren 2014 bis 2016 kontinuierlich mehr Eintritte als Austritte in der Pflege verzeichnet werden. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2449 Das Universitätsklinikum setzt verstärkt auf die eigene Nachwuchsförderung durch eine Erweiterung der Ausbildungsplätze in der Pflege. Die besetzten Ausbildungsplätze in der Akademie für Medizinische Berufe werden sich bis 2018 auf 947 von 564 Ausbildungsplätzen in 2014 erhöhen. Von der Erweiterung profitiert maßgeblich der Sektor Pflege. Auch ausländisches Pflegepersonal wird regelmäßig angeworben. Eine Beurteilung der Personalsituation in Freiburg im Vergleich zu den anderen Universitätskliniken in Baden-Württemberg ist aufgrund der strukturellen Unterschiede nicht möglich. Stationsgrößen (Anzahl der Betten, bauliche Strukturen, zentrale und dezentrale OP-Bereiche, Kapazitäten von Intensiv- und Über - wachungsbetten, Unterstützungsfunktionen im Servicebereich, Materialversorgung usw.) beeinflussen stark den Personalbedarf. Die Pflegedirektoren der UK Baden-Württemberg streben eine abgestimmte Leistungserfassung zur Personalbemessung in der Pflege an. Diese soll gestartet werden. 4. Wie viele Überlastungsanzeigen gab es 2016 und im ersten Halbjahr 2017 im Pflegebereich an der Universitätsklinik Freiburg? 2016 wurden im QM-Portal 570 Überlastungsanzeigen registriert. Im ersten Halbjahr 2017 wurden 362 Überlastungsanzeigen registriert. In 2017 fokussieren sich die Überlastungsanzeigen hauptsächlich auf 6 Arbeitsbereiche, während in 2016 9 Arbeitsbereiche den Hauptanteil von Überlastungsanzeigen ausgemacht haben. Das Patientenaufkommen im Universitätsklinikum Freiburg steigt jedes Jahr weiter an. Dieses zeigt sich sowohl in den stationären Fallzahlen als auch in den Schweregraden der Patientenbehandlung. 5. Wie reagierte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst auf diese Überlastungsanzeigen? Unmittelbare Maßnahmen des Wissenschaftsministeriums im Zusammenhang mit diesen Überlastanzeigen sind mangels Zuständigkeit nicht möglich. Der Aufsichtsrat des Universitätsklinikums, in dem ein Vertreter des Wissenschaftsminis - teriums den Vorsitz führt, lässt sich jedoch in jeder Sitzung mit dem Klinikumsvorstand einen Sachstandsbericht zur Entwicklung in der Pflege geben. In der Sitzung März 2017 wurde die Entwicklung der Überlastungsanzeigen in der Pflege seit 2013 erörtert und die Maßnahmen im Umgang mit Überlastungsanzeigen von der Pflegedirektion vorgestellt. Dazu gehört unter anderem ein regelmäßiger Austausch der Pflegedirektion mit dem Personalrat in Jour fixe Terminen über besonders belastete Stationen. Eine Mitarbeiterin der Pflegedirektion besucht zeitnah die Mitarbeiter der Station nach einer eingegangenen Überlastungsanzeige. Die Pflegedirektion besucht mit den ärztlichen Klinikdirektoren Stationsteams in Arbeitsbesprechungen und es werden Lösungsoptionen in der Personalbesetzung, den Strukturen und Prozessen erörtert und Maßnahmen festgelegt. Mit einem etablierten Springerpool in der Pflege werden Personalausfälle sowohl in der Intensiv pflege als auch in den Normalpflegebereichen kompensiert. Bauer Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst