Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 262 06. 07. 2016 1Eingegangen: 06. 07. 2016 / Ausgegeben: 11. 08. 2016 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. In wie vielen Krankenhäusern des Landkreises Karlsruhe und der Stadt Karlsruhe gibt es Geburtsabteilungen? 2. Wie viele Geburten finden im Landkreis Karlsruhe und der Stadt Karlsruhe jährlich in Krankenhäusern (privat und öffentlich) statt? 3. Wie viele Hausgeburten gibt es im Landkreis Karlsruhe und der Stadt Karls - ruhe jährlich? 4. Wie viele Hebammen sind in Baden-Württemberg a) in Geburtsabteilungen der Krankenhäuser, b) als freie Hebamme tätig? 5. Ist die Zahl der Hebammen im Land rückläufig und falls ja, aus welchen Gründen (z. B. schlechte Rahmenbedingungen, fehlende Nachwuchskräfte)? 6. Kann aus ihrer Sicht die personelle Ausstattung in der stationären Geburtshilfe als hinreichend bezeichnet werden bzw. gibt es vereinzelt Engpässe? 7. Welche Möglichkeit hat sie, eine ausreichende Hebammenausstattung in den Geburtsabteilungen zu gewährleisten? Kleine Anfrage der Abg. Christine Neumann CDU und Antwort des Ministeriums für Soziales und Integration Hebammen in Krankenhäusern des Landkreises Karlsruhe und der Stadt Karlsruhe Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 262 2 8. Sieht sie die Notwendigkeit, eine Kampagne für die Berufsorientierung Geburtshilfe zu starten? 05. 07. 2016 Neumann CDU B e g r ü n d u n g Die Abgeordneten erreichen Klagen, dass die personelle Ausstattung in den Geburtsabteilungen in einigen Krankenhäusern sehr eng ist und dadurch Engpässe entstehen. Außerdem mangele es an Nachwuchs. A n t w o r t Mit Schreiben vom 1. August 2016 Nr. 5-0141.5/16/262 beantwortet das Ministerium für Soziales und Integration die Kleine Anfrage wie folgt: 1. In wie vielen Krankenhäusern des Landkreises Karlsruhe und der Stadt Karlsruhe gibt es Geburtsabteilungen? In der Stadt Karlsruhe und im Landkreis Karlsruhe verfügen vier Krankenhäuser über den krankenhausplanerischen Versorgungsauftrag für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. 2. Wie viele Geburten finden im Landkreis Karlsruhe und der Stadt Karlsruhe jährlich in Krankenhäusern (privat und öffentlich) statt? In den Jahren 2012 bis 2014 haben sich laut amtlicher Krankenhausstatistik die Geburtenzahlen in den entsprechenden Krankenhäusern des Stadt- und Landkreises Karlsruhe wie folgt entwickelt: Statistische Angaben für das Jahr 2015 liegen derzeit noch nicht vor. Diese Krankenhäuser sind entweder in öffentlicher oder freigemeinnütziger Trägerschaft. 3. Wie viele Hausgeburten gibt es im Landkreis Karlsruhe und der Stadt Karls - ruhe jährlich? Dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg liegen keine Daten über die Häufigkeit von Hausgeburten vor. Die Gesellschaft für außerklinische Geburts - hilfe e. V. (QUAG) weist für das zweistellige Postleitzahlgebiet 76 (Landkreis und Stadtkreis Karlsruhe) für das Jahr 2013 21 und für das Jahr 2014 15 außer - klinische Geburten aus. Zahlenangaben für 2015 liegen derzeit noch nicht vor (der Link http://www.quag.de/quag/geburtenregional.htm). Jahr Geburten 2012 5.770 2013 6.064 2014 6.389 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 262 4. Wie viele Hebammen sind in Baden-Württemberg a) in Geburtsabteilungen der Krankenhäuser, b) als freie Hebamme tätig? Im Jahr 2012 waren in den Krankenhäusern in Baden-Württemberg 1.379, im Jahr 2013 1.391 und im Jahr 2014 1.391 festangestellte Hebammen/Entbindungspfleger beschäftigt. Der Hebammenverband Baden-Württemberg e. V. hat zurzeit 2.363 aktiv arbeitende Mitglieder. Aussagen darüber, wie viele dieser Hebammen ausschließlich angestellt bzw. ausschließlich freiberuflich tätig sind, sind dem Hebammenverband nicht möglich. Viele der angestellten Hebammen arbeiten in Teilzeit, sodass der Hebammenverband davon ausgeht, dass ein Großteil neben dieser Festanstellung auch noch freiberuflich tätig ist. 5. Ist die Zahl der Hebammen im Land rückläufig und falls ja, aus welchen Gründen (z. B. schlechte Rahmenbedingungen, fehlende Nachwuchskräfte)? Nach Angaben des Hebammenverbandes ist die Anzahl der Hebammen nicht rückläufig. Vielmehr würden viele Hebammen ihr Leistungsangebot kürzen, um monatlich die Grenze von 450 Euro für eine geringfügig entlohnte Beschäftigung nicht zu überschreiten. Die Ausübung des Berufs im unteren Einkommensbereich sei mittlerweile zu teuer geworden. Das Interesse am Hebammenberuf geht allerdings laut Hebammenverband zu - rück. Waren es in 2010 noch 10 Bewerberinnen pro Ausbildungsplatz, so sind es in 2015 nur noch sechs Bewerberinnen pro Ausbildungsplatz (Doppelbewerbungen nicht mitgerechnet, jedoch üblich). Die durchschnittliche Verweildauer von jungen Hebammen im Beruf beträgt vier bis fünf Jahre. Zudem werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren voraussichtlich rund 14 % der aktiv arbeitenden Hebammen in den Ruhestand treten. 6. Kann aus ihrer Sicht die personelle Ausstattung in der stationären Geburtshilfe als hinreichend bezeichnet werden bzw. gibt es vereinzelt Engpässe? Mit insgesamt 80 Krankenhäusern mit einem Versorgungsauftrag für die Geburtshilfe ist die flächendeckende Versorgung mit geburtshilflichen Abteilungen in Baden-Württemberg gesichert. Aus Sicht des Hebammenverbandes Baden-Württemberg wäre eine Eins-zu-eins- Betreuung unter der Geburt zum Wohle von Mutter und Kind sowie zur Arbeitszufriedenheit der Hebammen angeraten. Von diesem Standpunkt aus könnte man die personelle Ausstattung der Geburtshilfe als verbesserungsbedürftig bezeichnen. 7. Welche Möglichkeit hat sie, eine ausreichende Hebammenausstattung in den Geburtsabteilungen zu gewährleisten? Hebammen leisten wertvolle Arbeit für Schwangere, Neugeborene und junge Familien. Eine fachkundige Unterstützung von Frauen und Familien in der Phase der Familienplanung, der Schwangerschaft, der Geburt, des Wochenbetts sowie der Stillzeit durch Hebammen muss auch künftig gewährleistet sein. Um das flächendeckende Angebot in Baden-Württemberg auch künftig abzusichern, muss es gelingen, den Hebammenberuf insgesamt attraktiver zu machen. Hierbei sind alle beteiligten Akteure von den Verbänden, über die Kostenträger bis hin zur Ärzteschaft und der Politik gefragt, die Rahmenbedingungen für Hebammen zu verbessern. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 262 4 8. Sieht sie die Notwendigkeit, eine Kampagne für die Berufsorientierung Geburtshilfe zu starten? Die Anzahl der Bewerberinnen auf einen Ausbildungsplatz nimmt zwar ab, dennoch übersteigen die Bewerberinnenzahlen nach wie vor die Anzahl der vorhandenen Ausbildungsplätze an den acht Hebammenschulen in Baden-Württemberg (siehe 5.). Vor diesem Hintergrund ist derzeit keine Kampagne speziell für die Berufsorientierung Geburtshilfe geplant. Die Landesregierung hat aber im Koalitionsvertrag vereinbart, die Vor- und Nachsorge durch Hebammen, sowie die hebammengeleitete Geburtshilfe im Land zu stärken. Ziel ist, eine flächendeckende Versorgung mit Hebammenhilfe im ganzen Land sicherzustellen. Hierzu ist vorgesehen , zügig Gespräche mit Krankenkassen, Kommunalen Landesverbänden und Hebammen aufzunehmen. Im Anschluss an diese Gespräche wird über weitere Maßnahmen zu entscheiden sein. Lucha Minister für Soziales und Integration