Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 2690 25. 09. 2017 1Eingegangen: 25. 09. 2017 / Ausgegeben: 13. 11. 2017 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Ziele verfolgt das Land mit dem Nachhaltigkeitsmanagementsystem WIN-Charta? 2. Welche Leitsätze und Maßnahmen beinhaltet die WIN-Charta? 3. Welche Kriterien müssen Betriebe erfüllen, die sich an der WIN-Charta betei - ligen? 4. An welche Zielgruppen richtet sich die WIN-Charta (sind nur Unternehmen angesprochen , oder wendet sie sich auch an Behörden und sonstige Einrichtungen und Organisationen)? 5. Wie viele Unterzeichner hat die WIN-Charta bislang (in der Antwort sind die einzelnen Unterzeichner aufzuführen)? 6. Mit welchen Verpflichtungen und mit welchem Aufwand ist die Teilnahme für die beteiligten Unternehmen verbunden und welche konkreten Vorteile können sie aus einer Mitwirkung ziehen? 7. Wie bewerten die Landesregierung und die Teilnehmer die bisherige Umsetzung der WIN-Charta (in der Antwort ist darauf einzugehen, ob es bereits eine Evaluierung gibt bzw. diese vorgesehen ist)? Kleine Anfrage der Abg. Sabine Kurtz CDU und Antwort des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft WIN-Charta (Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit) des Landes Baden-Württemberg Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2690 2 8. Wie will sie ihr im Koalitionsvertrag festgeschriebenes Vorhaben, die WIN- Charta zu einem Netzwerk nachhaltig handelnder Unternehmen weiterzuentwickeln , konkret umsetzen? 21. 09. 2017 Kurtz CDU B e g r ü n d u n g In ihrer Koalitionsvereinbarung hat die Landesregierung das Ziel formuliert, das Nachhaltigkeitsmanagementsystem WIN-Charta zu einem Netzwerk nachhaltig handelnder Unternehmen weiterzuentwickeln. Mit dieser Kleinen Anfrage sollen Informationen zur WIN-Charta eingeholt sowie eine aktuelle Bestandsaufnahme vorgenommen werden. Zudem soll eruiert werden, wie die bisherige Umsetzung der WIN-Charta bewertet wird und wie die geplante Weiterentwicklung konkret aussehen soll. A n t w o r t Mit Schreiben vom 19. Oktober 2017 Nr. 2-8809.01-08/1/160 beantwortet das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft im Einvernehmen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche Ziele verfolgt das Land mit dem Nachhaltigkeitsmanagementsystem WIN-Charta? Die Entwicklung der WIN-Charta, einem freiwilligen Selbstverpflichtungssystem zum nachhaltigen Wirtschaften, geht auf eine gemeinsame Initiative des Umweltministeriums und des Initiativkreises der Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit (WIN) zurück. Dieser Kreis aus rund 30 Unternehmensvertreterinnen und -vertretern aus unterschiedlichsten Branchen und Größenklassen aus Baden-Württemberg wird ergänzt durch Verbands- und Kammerrepräsentanten und tagt regelmäßig unter dem Vorsitz des Umweltministers Baden-Württemberg. Wissend um bestehende Nachhaltigkeitssysteme, wie der Global Reporting Initiative (GRI) oder dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) des Rats für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung und unter Berücksichtigung dieser Sys - teme, wurde von der WIN der Bedarf eines auf diesen basierenden aber speziell für KMU umsetzbaren Qualitätsmerkmal Nachhaltigkeit gesehen und herausgearbeitet . Das Qualitätsmerkmal sollte dabei sowohl eine Beurteilungs-/Bewertungsfunktion als auch eine Kommunikationsfunktion zur Nachhaltigkeit in Unternehmen erfüllen und über eine regionale Landeskomponente verfügen. Wichtig war zudem, die kontinuierliche Verbesserung des Niveaus in Sachen nachhaltiges Wirtschaften für die teilnehmenden Unternehmen abbilden zu können. Als Ergebnis ist im Mai 2014 die „WIN-Charta“ entstanden. Das Land verfolgt mit der WIN-Charta somit das Ziel, den Nachhaltigkeitsgedanken in allen Branchen der baden-württembergischen Wirtschaft und insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen zu verbreitern und zu verankern. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2690 2. Welche Leitsätze und Maßnahmen beinhaltet die WIN-Charta? Die Leitsätze der WIN-Charta orientieren sich überwiegend an nationalen (wie den Deutschen Nachhaltigkeitskodex) wie auch internationalen Berichterstattungs- Systemen wie dem Global Compact oder der GRI (Global Reporting Initiative) und referenzieren damit auf das allgemein gültige Verständnis dessen, was unter nachhaltigem und gesellschaftlich verantwortlichem Wirtschaften zu verstehen ist. Damit ist gleichzeitig Stringenz zu diesen Systemen gegeben, die bislang eher von großen Unternehmen in Anspruch genommen werden. Mit der WIN-Charta können daher auch die Anforderungen der EU-CSR-RL erfüllt werden. Ergänzt wurden die Leitsätze der WIN-Charta speziell um Fragen zum regionalen Mehrwert einer Unternehmung und damit zum Mehrwert für das Land Baden-Württemberg . Die zwölf Leitsätze der WIN-Charta sind untergliedert in fünf Themenbereiche. Sie lauten im Einzelnen: MENSCHEN, SOZIAL- UND ARBEITNEHMERBELANGE Leitsatz 1 – Menschen- und Arbeitnehmerrechte „Wir achten und schützen Menschen- und Arbeitnehmerrechte, sichern und fördern Chancengleichheit und verhindern jegliche Form der Diskriminierung und Ausbeutung in all unseren unternehmerischen Prozessen.“ Leitsatz 2 – Mitarbeiterwohlbefinden „Wir achten, schützen und fördern das Wohlbefinden und die Interessen unserer Mitarbeitenden.“ Leitsatz 3 – Anspruchsgruppen „Wir berücksichtigen und beachten bei Prozessen alle Anspruchsgruppen und deren Interessen.“ UMWELTBELANGE Leitsatz 4 – Ressourcen „Wir steigern die Ressourceneffizienz, erhöhen die Rohstoffproduktivität und verringern die Inanspruchnahme von natürlichen Ressourcen.“ Leitsatz 5 – Energie und Emissionen „Wir setzen erneuerbare Energien ein, steigern die Energieeffizienz und senken die THG-Emissionen zielkonform oder kompensieren sie klimaneutral.“ Leitsatz 6 – Produktverantwortung „Wir übernehmen für unsere Leistungen und Produkte Verantwortung, indem wir den Wertschöpfungsprozess und den Produktzyklus auf ihre Nachhaltigkeit hin untersuchen und diesbezüglich Transparenz herstellen. ÖKONOMISCHER MEHRWERT Leitsatz 7 – Unternehmenserfolg und Arbeitsplätze „Wir stellen langfristigen Unternehmenserfolg sicher und bieten Arbeitsplätze in der Region.“ Leitsatz 8 – Nachhaltige Innovationen „Wir fördern Innovationen für Produkte und Dienstleistungen, welche die Nachhaltigkeit steigern und das Innovationspotenzial der baden-württembergischen Wirtschaft unterstreichen.“ NACHHALTIGE UND FAIRE FINANZEN, ANTI-KORRUPTION Leitsatz 9 – Finanzentscheidungen „Wir handeln im Geiste der Nachhaltigkeit vor allem auch im Kontext von Finanz entscheidungen.“ Leitsatz 10 – Anti-Korruption „Wir verhindern Korruption, decken sie auf und sanktionieren sie.“ Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2690 4 REGIONALER MEHRWERT Leitsatz 11 – Regionaler Mehrwert „Wir generieren einen Mehrwert für die Region, in der wir wirtschaften.“ Leitsatz 12 – Anreize zum Umdenken „Wir setzen auf allen Unternehmensebenen Anreize zum Umdenken und zum Handeln und beziehen sowohl unsere Mitarbeiter als auch alle anderen Anspruchsgruppen in einen ständigen Prozess zur Steigerung der unternehmerischen Nachhaltigkeit ein.“ 3. Welche Kriterien müssen Betriebe erfüllen, die sich an der WIN-Charta betei - ligen? WIN-Charta-Unternehmen kann jedes Unternehmen mit Standort in Baden-Württemberg werden, das wirtschaftlich am Markt agiert und sich zu den Leitsätzen der WIN-Charta bekennt (vgl. Antwort zu Ziffer 2). 4. An welche Zielgruppen richtet sich die WIN-Charta (sind nur Unternehmen angesprochen , oder wendet sie sich auch an Behörden und sonstige Einrichtungen und Organisationen)? Die WIN-Charta ist ein Instrument, das großen und speziell kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den Einstieg in ein strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagementsystem ermöglichen soll. Sie wurde vom Umweltministerium gemeinsam mit dem Initiativkreis der Wirtschaftsinitiative (WIN) und externem Sachverstand im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg entwickelt und basiert auf Selbstverpflichtung, Eigeninitiative und Außenkommunikation. Die WIN-Charta richtet sich an Unternehmen/Organisationen unterschiedlichster Rechtsform (z. B. Familienbetriebe, Handwerk, Handel, Dienstleistungsunternehmen , GmbHs, AGs, etc.), nicht aber an Behörden, eingetragene Vereine oder andere Non-Profit-Organisationen. 5. Wie viele Unterzeichner hat die WIN-Charta bislang (in der Antwort sind die einzelnen Unterzeichner aufzuführen)? Inzwischen haben 127 Unternehmen die WIN-Charta unterzeichnet und 11 wei - tere haben sich zur WIN-Charta angemeldet. Die WIN-Charta-Unternehmen sind auf der Homepage der WIN-Charta http://www.win-bw.com/win-charta/win-chartaunternehmen .html, soweit schon erstellt, auch mit ihren Zielkonzepten und Berichten aufgelistet. Die dort gelisteten Unternehmen haben den Schritt eins des WIN-Charta Prozesses (Unterzeichnung der WIN-Charta) abgeschlossen. Im Folgenden sind alle Unternehmen aufgelistet, die bereits die WIN-Charta unterzeichnet haben und die weiteren, die sich aktuell zur WIN-Charta angemeldet haben. Unternehmen die bereits die WIN-Charta unterzeichnet haben: 1 ABT Print und Medien GmbH 2 ANSMANN AG 3 Arnold Umformtechnik GmbH + Co. KG 4 August Faller KG 5 Badische Stahlwerke GmbH 6 Bankwitz Architekten Freie Architekten und Ingenieure GmbH 7 Brauerei Clemens Härle 8 Daimler AG 9 ECOINN Hotel am Campus 10 Eduard Merkle GmbH + Co. KG 11 EnBW AG 12 Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH 13 Flughafen Stuttgart GmbH 14 follow red GmbH 15 Gabriel GmbH Heizung Sonne Bad 5 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2690 16 GETRAG B.V. & Co. KG 17 Heldele GmbH 18 J. Schmalz GmbH 19 Kreissparkasse Göppingen 20 L-Bank 21 Lippemeier Gebäudereinigungsdienst GmbH 22 Mattes & Ammann GmbH & Co. KG 23 MVV Energie AG 24 OBE Ohnmacht & Baumgärtner GmbH & Co. KG 25 Rommel Präzisionsdrehteile GmbH 26 Rössle & Wanner GmbH 27 Seehotel Wiesler 28 SICK AG 29 Sparkasse Staufen-Breisach 30 Sto SE & Co. KGaA 31 Kumpf Fruchtsaft GmbH & Co. KG 32 Robert Bosch GmbH 33 Restaurant Rose 34 Friedrich Scharr KG 35 Richard Henkel GmbH 36 Akademie der Diözese Rottenburg- Stuttgart, Tagungszentrum Hohenheim 37 ÖkoMedia GmbH 38 bett&velo 39 Scheplast GmbH 40 Mader GmbH & Co. KG 41 Mario Esch Ihr Möbel Schreiner 42 Weingut Bernhard Ellwanger GbR 43 Kommunikationsbüro Ulmer GmbH 44 ZIMMEREI ABELE 45 fischerwerke GmbH & Co. KG 46 PATAVO GmbH 47 Luchterhand Bio-Catering 48 Hakro 49 KlimaschutzAgentur im Landkreis Reutlingen gGmbH 50 Schwabenrepro GmbH 51 Landesmesse Stuttgart GmbH 52 Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co.KG 53 Sebastian Weimann film+design+education 54 Ingenieurbüro für Energieeffizienz und Energiekonzepte 55 MontanaroAkademie 56 Präzisionsschliff MAREK 57 Erzeugergemeinschaft Milch Bodensee-Allgäu w. V. 58 Uzin Utz AG 59 PHOENIX CONTACT Connector Technology GmbH 60 Rikker Holzbau GmbH 61 BFG MEDIA GROUP 62 GreenCycle GmbH 63 Stickel GmbH 64 Sannes Kräuter-Küche 65 CMC Sustainability GmbH 66 Holitsch GmbH 67 Apomore GmbH 68 KlimAktiv Consulting GmbH 69 naturblau+++ Die Werteagentur 70 Abenteuerland Vertriebs- und Service UG (haftungsbeschränkt) 71 die schrittmacher GmbH & Co. KG 72 ARIS GmbH 73 bizzcenter e.K. 74 KARIM KAFFEETECHNIK 75 reinert & friends 76 Bekleidungshaus Hail GmbH 77 Walter Digital GmbH 78 Süddeutsche Unternehmensberatung Ltd. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2690 6 79 Quintec Automatisierungs- und Datentechnik GmbH 80 3FREUNDE 81 CED 82 aaronprojects GmbH 83 ErgoSus GmbH 84 Johannes Erz Holzbau GmbH & Co. KG 85 Martin Priebe • Profit mit Moral 86 Thomas Geist, Wirtschafts-Ingenieurbüro 87 e.systeme21 AG 88 BERA GmbH 89 Erdgas Südwest 90 AOK Baden-Württemberg 91 Volksbank eG, Schwarzwald Baar Hegau 92 Freiburger Druck GmbH & Co. KG 93 Volksbank Ulm-Biberach eG 94 Epona GmbH 95 NEONOW / OpenMind Productions 96 Prognos AG 97 Dussault Technology GmbH 98 Bettina Schmidt PROAKTIV 99 leanApps GmbH | HygieneApp 100 Eschler Textil GmbH 101 AeDis AG für Planung, Restaurierung und Denkmalpflege 102 Gemeinden- und Städteentwicklungspartner GUST 103 MAURER VERANSTALTUNGSTECHNIK GmbH 104 eMovements GmbH 105 O+S Offterdinger & Sailer GmbH 106 Dull Entertainment GmbH 107 team-d Import-Export GmbH 108 Jehle Technik GmbH 109 .mattomedia KG 110 Lebelavanda Gesundheit-Ernährung-Aroma 111 Cannamoda Petra Rusch 112 PrimSEO GbR 113 Baumeister Rosing Rechtsanwaltsgesellschaft mbH 114 SchwörerHaus KG 115 Staatsweingut Meersburg 116 Alles klar! Veranstaltungs-Service GmbH Stuttgart 117 Arqum Gesellschaft für Arbeitssicherheits-, Qualitäts- und Umweltmanagement mbH 118 TÜO Technische Überwachungsorganisation für Sicherheit Qualität Umweltschutz GmbH 119 Franz Simmler GmbH + Co. KG 120 Hafenverwaltung Kehl 121 SIO Farben GmbH 122 WOLFF & MÜLLER Holding GmbH & Co. KG 123 Pfeffer & Stift GmbH 124 Birk KG 125 Badische Staatsbrauerei Rothaus AG 126 Vermessungsbüro Dipl. Ing. E.Messmer 127 Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH 127 Teilnehmer 7 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2690 Unternehmen die zur WIN-Charta angemeldet sind: 1 GETS German Engineering Technology Service GmbH 2 BKV – Bäder- und Kurverwaltung Baden-Württemberg 3 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG 4 Schreinerei Hemmer 5 Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH 6 Popakademie Baden-Württemberg GmbH 7 Contargo GmbH & Co.KG 8 PBW – Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg mbH 9 Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH 10 MeteoViva GmbH 11 Baden-Württembergische Spielbanken GmbH & Co. KG 11 Angemeldet für die WIN-Charta 6. Mit welchen Verpflichtungen und mit welchem Aufwand ist die Teilnahme für die beteiligten Unternehmen verbunden und welche konkreten Vorteile können sie aus einer Mitwirkung ziehen? Die Unternehmen verpflichten sich, Schritte zur Umsetzung der zwölf Leitsätze anhand vorgegebener Prozessschritte zu unternehmen. Diese sehen wie folgt aus: 1. UNTERZEICHNUNG DER CHARTA (öffentliches Bekenntnis zu allen zwölf Leitsätzen und Absichtserklärung, diese im Unternehmen zu berücksichtigen und umzusetzen). 2. EINREICHEN EINES ZIELKONZEPTES (zu jedem der zwölf Leitsätze ist auszuführen, wie der Leitsatz im Unternehmen umgesetzt werden soll und anhand welcher Messgröße dies nach der Umsetzung festgestellt werden kann). Dabei kann das Unternehmen eigene thematische Schwerpunkte setzen. 3. UMSETZUNG INTERNER MASSNAHMEN (nach Planung werden die Maßnahmen in den nächsten zwölf Monaten betriebsintern umgesetzt). 4. UNTERSTÜTZUNG EINES LOKALEN WIN-PROJEKTS (WIN-Charta Unternehmen müssen zusätzlich zur Umsetzung der Leitsätze auch ein regionales Nachhaltigkeitsprojekt unterstützen. 5. BERICHTERSTATTUNG (zwölf Monate nach dem Zielkonzept muss das WIN-Charta Unternehmen zur Umsetzung der Leitsätze berichten). 6. PRÜFUNG DURCH DIE ANSPRUCHSGRUPPEN (Zielkonzept und Bericht werden sowohl auf der Homepage der WIN-Charta als auch auf der Homepage des Unternehmens veröffentlich und damit den Anspruchsgruppen zugänglich gemacht. Mittleren und größeren Unternehmen empfehlen wir zusätzlich ein aktives Stakeholder-Management. Der Bericht enthält sowohl eine Rückschau auf die Umsetzung zu allen Leitsätzen als auch eine Vorausschau, was in der nächsten Periode angegangen werden soll. Im Anschluss an die Berichterstattung kann damit sofort der Prozess von vorne beginnen und unterstützt so einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess und die Steigerung des Nachhaltigkeitsniveaus in dem Unternehmen. Der Aufwand ist abhängig von der Unternehmensgröße, dem bisherigen Stand in Sachen nachhaltigem Wirtschaften und eventuell vorhandenen anderen Zertifikationen . So werden beispielsweise vorhandene Industriezertifikate in einem Themenbereich wie etwa ISO-Zertifizierungen oder EMAS oder branchenspezifische Zertifikate voll anerkannt und vermeiden so Doppelarbeit bei der Umsetzung der Leitsätze. In der Praxis zeigt die WIN-Charta auch ihre Funktion als Bündelungund Strukturierungselement. Viele der im Kontext von Nachhaltigkeit stehenden Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2690 8 Anforderungen werden in den Unternehmen in unterschiedlicher Tiefe und Breite bereits gelebt. Durch die Struktur der WIN-Charta werden diese unter dem Fokus der Nachhaltigkeit neu belebt und unter Umständen neu geschärft. Gleichzeitig werden bei der Implementierung und Umsetzung eventuelle Schwachstellen deutlich , die gezielt bearbeitet werden können. Kleine Unternehmen profitieren hier durch ihre Überschaubarkeit deutlich und haben entsprechend einen geringen Aufwand für die Erstellung des Zielkonzepts und des Berichts. Größere Unternehmen müssen eventuell zusätzliche Maßnahmen wie Mitarbeiterbefragungen oder die Durchführung von Workshops und internen Schulungen ebenso vorsehen wie eine eventuell aufwendigere unternehmensinterne Abstimmung von Zielkonzept und Bericht. Konkrete Vorteile: – Gut umsetzbares und klar strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagement – Erkennen ökologischer, sozialer und ökonomischer Verbesserungspotenziale – Landeskampagne (neutrale Institution) mit Unterstützung – Glaubhaftes Kommunikationsinstrument – Positive Auswirkung auf die Unternehmenskultur – Mögliche Steigerung der Reputation für Fachkräfte und potenzielle Kunden – Kooperationsmöglichkeit mit WIN-Charta-Unternehmen – keine Zertifizierungsgebühren – Erfüllung der EU-CSR-Richtlinie – Lernen voneinander im Unternehmensnetzwerk „Nachhaltiges Wirtschaften“ – Unterstützung einer kontinuierlichen Steigerung der Nachhaltigkeit durch vorgegebene Prozessschritte Die Teilnahme an der WIN-Charta kann sich auch bei der Nachwuchskräftegewinnung , der Gewinnung neuer Geschäfts- und Kundenkontakte sowie ggf. nachhaltig orientierter Kapitalgeber vorteilhaft auswirken. 7. Wie bewerten die Landesregierung und die Teilnehmer die bisherige Umsetzung der WIN-Charta (in der Antwort ist darauf einzugehen, ob es bereits eine Evaluierung gibt bzw. diese vorgesehen ist)? Mit der WIN-Charta des Landes Baden-Württemberg können große sowie kleine und mittlere Unternehmen ein gut umsetzbares Nachhaltigkeitsmanagementsys - tem implementieren und gleichzeitig die Anspruchsgruppen mit einbeziehen, indem hier neben dem Prozess einer kontinuierlichen Verbesserung zusätzlich ein nachvollziehbares und transparentes Berichtswesen aufgebaut wird. Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, das mit der WIN-Charta ein eigenes Nachhaltigkeitsmanagementsystem mit dem Fokus auf KMU, aber auch für alle anderen Unternehmen, auf den Weg gebracht hat. Die WIN-Charta stellt damit ein zusätzliches, auf Baden-Württemberg gerichtetes Angebot zu bereits bestehenden bundesweiten Nachhaltigkeitsberichtssystemen wie den Deutschen Nachhaltigkeitskodex oder die gemeinsame Initiative von BDI und econsense sowie auch etablierte Berichtssysteme wie die Global Reporting Initiative (GRI) dar. Diese Berichtssysteme erfüllen die Anforderungen der zum 1. Januar 2017 in Deutschland in Kraft getretenen sog. CSR-Berichtspflicht, die von großen Unternehmen von öffentlichem Interesse und mit mehr als 500 Beschäftigten (v. a. große kapitalmarktorientierte Unternehmen, Banken und Versicherungen ) zu erfüllen sind. Kleine und mittlere Unternehmen könnten allerdings im Rahmen ihrer Geschäftsbeziehungen und Lieferketten indirekt in das Reporting einbezogen werden. Daher benötigen auch kleine und mittlere Unternehmen ein angemessenes Berichtssystem zur Erfüllung dieser Berichtspflicht. 9 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2690 Zu den Erfolgsfaktoren der WIN-Charta für die Unternehmen und das Land zählen – die gute Umsetzbarkeit gerade für kleine und mittlere Unternehmen, wenn diese ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem aufbauen wollen, – die Sichtbarkeit der Nachhaltigkeitsbemühungen, – die lokale Verankerung und die neutrale Landesinitiative im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes stärkt die Identifikation mit dem Standort Baden -Württemberg, – der kontinuierliche Prozess gewährleistet eine kontinuierliche Steigerung des Nachhaltigkeitsniveaus. Zur WIN-Charta wurde durch die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HFWU) Nürtingen von Studierenden unter Betreuung von Professor Klaus Gourgé Fakultät Wirtschaft und Recht Anfang 2016 eine erste Befragung durchgeführt . Dabei ergab die Umfrage unter den teilnehmenden Unternehmen eine hohe Zufriedenheit (Note 2,0). Neben neuen Geschäftsbeziehungen durch die Charta wurden vor allem die positiven Effekte auf die Mitarbeiterzufriedenheit und Unternehmenskultur hervorgehoben. Als Verbesserungsvorschläge wurden vor allem der Wunsch nach weiterer Vernetzung der WIN-Charta-Unternehmen untereinander sowie die weitere Bekanntmachung der WIN-Charta angeregt. 8. Wie will sie ihr im Koalitionsvertrag festgeschriebenes Vorhaben, die WIN- Charta zu einem Netzwerk nachhaltig handelnder Unternehmen weiterzuentwickeln , konkret umsetzen? Die WIN-Charta-Unternehmen werden durch die Geschäftsstelle der Nachhaltigkeitsstrategie betreut. Diese beinhaltet sowohl die telefonische Auskunft bei Fragen , als auch die Durchführung von sogenannten WIN-Foren (Werbeveranstaltungen für potenzielle neue WIN-Charta-Unternehmen). Darüber hinaus werden alle teilnehmenden Unternehmen jährlich zweimal zu WIN-Charta-Workshops eingeladen. Hier wird detailliert über den WIN-Charta-Prozess und Entwicklungen in Sachen nachhaltigem Wirtschaften informiert und diskutiert sowie Netzwerksarbeit ermöglicht. Um die Unterstützung und Betreuung der Unternehmen bei zunehmender Anzahl von WIN-Charta-Unternehmen gewährleisten zu können und externe Kompetenz aufzubauen, wurde Anfang 2016 ein Unterstützerkreis aus zu schulenden WIN- Charta-Botschaftern und WIN-Charta-Begleitern aufgebaut. Die Botschafter (bereits bestehende WIN-Charta-Unternehmen) sind aktiv beteiligt, um neue Unternehmen zu gewinnen. Die Begleiter sind meist hauptamtliche Unternehmensberater , die nach Schulung für die Begleitung von Unternehmen bei der Umsetzung des WIN-Charta-Prozesses zertifiziert werden und so ein zusätzliches Angebot zur Betreuung der WIN-Charta-Unternehmen darstellen. Zur weiteren Vernetzung der nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen ist ein Intranet -Bereich aufgebaut worden, in dem die teilnehmenden Unternehmen weitergehende Hilfen bei der Umsetzung der WIN-Charta finden sollen. Diese Maßnahmen sollen ausgebaut werden, um die Bekanntheit der WIN-Charta weiter zu erhöhen und nachhaltiges Wirtschaften zu einem Markenzeichen für Baden-Württemberg zu machen. Untersteller Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft