Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 2979 10. 11. 2017 1Eingegangen: 10. 11. 2017 / Ausgegeben: 04. 01. 2018 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Gibt es Erhebungen über die Entwicklung des Radverkehrs im Landkreis Ludwigsburg und wenn ja, wie stellt sich diese in den letzten sechs Jahren dar? 2. Welche Bedeutung misst sie dem Radverkehr im Landkreis Ludwigsburg bei und welche Potenziale könnten mit Blick auf die zunehmende Zahl der Pendlerinnen und Pendler und der daraus resultierenden höheren Verkehrsbelastung in der Region abgerufen werden? 3. Gibt es Planungen zu Radschnellverbindungen im Landkreis Ludwigsburg? 4. Welche Potenziale sieht sie im Hinblick auf den Fahrradtourismus in der Re - gion? 5. Welche Planungen des Landes werden zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur derzeit im Landkreis Ludwigsburg durchgeführt unter Angabe des aktuellen Planungsstands, der entstehenden Kosten sowie der vorgesehenen Fertigstellung ? 6. Wie viele Mittel für welche Maßnahmen sind seit 2011 für die Verbesserung der Radinfrastruktur im Landkreis Ludwigsburg vonseiten des Landes aufgewendet worden? 7. Welche Maßnahmen sind zur Vernetzung des Radverkehrs mit anderen Verkehrsmitteln im Landkreis Ludwigsburg durchgeführt worden? 09. 11. 2017 Renkonen GRÜNE Kleine Anfrage des Abg. Daniel Renkonen GRÜNE und Antwort des Ministeriums für Verkehr Radverkehrsförderung im Landkreis Ludwigsburg Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2979 2 B e g r ü n d u n g Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, Baden-Württemberg zu einer Pionierregion für nachhaltige Mobilität zu machen. Im Rahmen dieser neuen Mobilitätskultur kommt dem Fahrrad als umweltfreundlichem Verkehrsmittel, das sich zudem gut mit anderen Verkehrsträgern vernetzen lässt, große Bedeutung zu. Vor diesem Hintergrund ist es von Interesse, in welchem Maße sich der Radverkehr im von einer hohen Bevölkerungsdichte gekennzeichneten Landkreis Ludwigsburg entwickelt hat und welche Potenziale noch bestehen. A n t w o r t * ) Mit Schreiben vom 7. Dezember 2017 Nr. 4-0141.5/298 beantwortet das Ministerium für Verkehr im Einvernehmen mit dem Ministerium für Justiz und Europa die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Gibt es Erhebungen über die Entwicklung des Radverkehrs im Landkreis Ludwigsburg und wenn ja, wie stellt sich diese in den letzten sechs Jahren dar? Dem Land liegen keine Erhebungen vor, die spezifisch die Entwicklung des Radverkehrs im Landkreis Ludwigsburg untersuchen. 2. Welche Bedeutung misst sie dem Radverkehr im Landkreis Ludwigsburg bei und welche Potenziale könnten mit Blick auf die zunehmende Zahl der Pendlerinnen und Pendler und der daraus resultierenden höheren Verkehrsbelastung in der Region abgerufen werden? Das Fahrrad als modernes und vielseitiges Fortbewegungsmittel ist die passende Antwort auf viele aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel , demografische Entwicklung, Staus, Gesundheitsschäden durch Bewegungsmangel , Luftverschmutzung und Lärm. Daher misst die Landesregierung dem Radverkehr eine sehr hohe Bedeutung bei – das gilt auch für den Landkreis Ludwigsburg . Gerade auch vor dem Hintergrund der rasanten Verbreitung von E-Bikes und Pedelecs wird das Potenzial für den Radverkehr in der Region Stuttgart und im Landkreis Ludwigsburg als groß eingeschätzt. Das Land engagiert sich in den verschiedenen Handlungsfeldern der RadSTRA- TEGIE intensiv dabei, die Potenziale des Radverkehrs in der Region zu erschließen . Unter anderem werden verkehrswichtige kommunale Radwege nach LGVFG gefördert und das RadNETZ-Baden-Württemberg wird schrittweise ausgebaut . Das Land fördert Machbarkeitsstudien zu Radschnellverbindungen als relativ neue Form der Radverkehrsinfrastruktur. Radschnellverbindungen können auf wichtigen Pendlerachsen zu einer Verlagerung vom Kfz-Verkehr auf den Radverkehr beitragen. 3. Gibt es Planungen zu Radschnellverbindungen im Landkreis Ludwigsburg? Zu Radschnellverbindungen erhält der Landkreises Ludwigsburg eine Förderung des Landes zur Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Strecke Bietigheim- Bissingen – Ludwigsburg – Kornwestheim – Stuttgart. Die Machbarkeitsstudie wird im Jahr 2018 angefertigt. Konkrete Planungen für Radschnellverbindungen können erst nach Fertigstellung der Studie, die Grundlage für die weiteren Planungsschritte ist, begonnen werden. _____________________________________ *) Nach Ablauf der Drei-Wochen-Frist eingegangen. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2979 Neben der eigenen Machbarkeitsstudie besteht vom Landkreis Ludwigsburg auch eine Zusammenarbeit mit den Nachbarlandkreisen Böblingen, Enzkreis und Rems-Murr-Kreis. Insgesamt werden folgende Relationen im Landkreis Ludwigsburg als Radschnellverbindung im Rahmen von Machbarkeitsuntersuchungen untersucht : • Bietigheim-Bissingen – Ludwigsburg – Kornwestheim – Stuttgart • Pforzheim – Mühlacker – Vaihingen/Enz – Stuttgart • Weil der Stadt – Leonberg – Korntal-Münchingen • Waiblingen – Remseck – Ludwigsburg 4. Welche Potenziale sieht sie im Hinblick auf den Fahrradtourismus in der Region ? Der Fahrradtourismus in der Region Stuttgart und im Landkreis Ludwigsburg birgt enormes Potenzial. Einerseits rücken die Themen E-Bike und umweltverträgliche Mobilität immer stärker in den Fokus, andererseits ist das Thema Naherholung , Aktiv- und Kurzurlaub insbesondere in der dicht besiedelten Region Stuttgart von großem Interesse. Die Nachfrage nach neuen Angeboten im Bereich Fahrradtourismus ist hoch und stetig steigend. Der Radtourismus im Landkreis Ludwigsburg stützt sich vornehmlich auf zwei Säulen: Einerseits die beiden ADFC-zertifizierten Landesradfernwege Neckartalradweg und Stromberg-Murrtal-Radweg sowie weitere, landkreisübergreifende Radwege, wie der Enztalradweg und die E-Bike Route der E-Bike-Region Stuttgart . Andererseits die landkreiseigenen Radwege Glemsmühlenweg und Keltenweg . Zusätzlich sind im Radwegenetz des Landkreises diverse (Themen-)Radtouren ausgezeichnet, geführte Touren stehen durch verschiedene Anbieter zur Verfügung . Unter dem Aspekt nachhaltige Mobilität ist insbesondere das Projekt E-Bike Region Stuttgart zu nennen. Dieses entstand 2012 im Rahmen des Förderprogramms „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ des Verbands Region Stuttgart und wurde initiiert durch die Landkreise Ludwigsburg, Böblingen, Esslingen, Göppingen und den Rems-Murr-Kreis. Die E-Bike Region gewann im Jahr 2017 den Radtourismus-Preis Baden-Württemberg im Rahmen des 200-jährigen Fahrrad - jubiläums. Die E-Bike-Region Stuttgart bietet neben einem 400 km langen Rundkurs durch die Region weitere Nebenrouten und diverse Touren in den touristischen Radwegenetzen der Landkreise. Der Radtourismus fungiert somit als Querschnittsbereich, indem er weitere tou - ristische Angebote wie Sehenswürdigkeiten, Gastronomie und Hotellerie verknüpft . Damit kommt dem Fahrradtourismus eine Schlüsselaufgabe für die Strukturierung einer ganzheitlichen Tourismusarbeit im Landkreis Ludwigsburg zu. 5. Welche Planungen des Landes werden zur Verbesserung der Radverkehrs - infrastruktur derzeit im Landkreis Ludwigsburg durchgeführt unter Angabe des aktuellen Planungsstands, der entstehenden Kosten sowie der vorgesehenen Fertigstellung? Derzeit plant das Land im Landkreis Ludwigsburg den Aus- und Neubau des Radweges parallel zur B295 zwischen Leonberg und Ditzingen. Auf den Landkreis Ludwigsburg entfallen anteilig rund 2,3 km Länge. Weitere Verbindungen werden derzeit von der Straßenbauverwaltung geprüft. 6. Wie viele Mittel für welche Maßnahmen sind seit 2011 für die Verbesserung der Radinfrastruktur im Landkreis Ludwigsburg vonseiten des Landes aufgewendet worden? Bis zum 20. November 2017 sind folgende Mittel für folgende Maßnahmen seit 2011 aufgewendet worden: Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2979 4 %H]HLFKQXQJ GHU 0D‰QDKPH 0LWWHOHLQVDW] LQ 0LR ¼ /*9)* 5X) 1HXEDX YRQ *HKZHJHQ LQ GHU 2' +XVDUHQKRI LQ %HVLJKHLP )DKUUDGER[HQ DP %DKQKRI %HVLJKHLP %DX HLQHU 4XHUXQJVKLOIH IU 5DGIDKUHU LQ GHU &DUO %HQ] 6WUD‰H LQ %LHWLJKHLP %LVVLQJHQ *HK XQG 5DGZHJ LP %HUHLFK 0DUNJU|QLQJHU 6WUD‰H LQ .RUQWDO 0QFKLQJHQ )X‰ XQG 5DGZHJEUFNH 1HFNDUWHUUDVVH LQ /XGZLJVEXUJ (UULFKWXQJ YRQ )DKUUDGER[HQ DP 0DUEDFKHU %DKQKRI 5DGZHJEUFNH LQ 6WHLQKHLP . 5DGZHJ ]ZLVFKHQ 6HUVKHLP XQG +RKHQKDVODFK %DX YRQ (Q]EUFNHQ L = G (Q]WDOUDGZHJHV EHL 0DUNJU|QLQJHQ 8QWHUULH[LQJHQ /*9)* .6W% 5DGZHJHDQWHLO $XVEDX GHU . ]Z 0XQGHOVKHLP X 3OHLGHOVKHLP HLQVFKO $QODJH HLQHV 5DGZHJHV 5DGZHJHEDX DQ /DQGHVVWUD‰HQ 5DGZHJHPLWWHO $86% 5: .RUQZHVWK ± /XGZLJVEXUJ 7HFKQRORJLHSDUN ± .OlUDQODJH 0DUEDFK 5: 8QWHUULH[LQJHQ 8QWHUPEHUJ /FNHQVFKOXVV 5DGZHJHEDX DQ /DQGHVVWUD‰HQ $QWHLO 5DGZHJH DXV DOOJHPHLQHP 6WUD‰HQEDX 6DQLHUXQJ 5DG XQG *HKZHJ LQ 7DPP %DKQKRIVWU 7HFKQRORJLHSDUN ± .OlUDQODJH 0DUEDFK 6DQLHUXQJ 5DGZHJ 8QWHUPEHUJ ± %LVVLQJH %HVLJKHLP 2WWPDUVK %$ . . 6800( 5 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 2979 7. Welche Maßnahmen sind zur Vernetzung des Radverkehrs mit anderen Verkehrsmitteln im Landkreis Ludwigsburg durchgeführt worden? Das Fahrrad in Verknüpfung mit dem öffentlichen Nahverkehr ist eine beliebte und nachhaltige Alternative zum Kfz-Verkehr. Um diesen Trend zu fördern, entstanden im Projekt „NETZ-E-2-R“ im Rahmen von „Nachhaltig mobile Region Stuttgart“ (NAMOREG) in Kooperation mit zahlreichen Städten und Gemeinden in der Region Stuttgart – im Landkreis Ludwigsburg in den sechs Kommunen Bietigheim-Bissingen, Kirchheim am Neckar, Ludwigsburg, Remseck am Neckar, Schwieberdingen und Vaihingen an der Enz – an deren Bahnhöfen E-Bike-Stationen mit jeweils zehn Ausleihpedelecs. Auch das sichere Einstellen und Laden von bis zu zehn privaten Pedelecs ist dort kostengünstig möglich. Die ganzjährig nutzbaren, vollautomatischen E-Bike-Stationen wurden über das Programm „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ des Verbands Region Stuttgart finanziell gefördert. Die innovativen Verleihstationen sind für jedermann 24 Stunden nutzbar. Dafür ist lediglich die vorherige Registrierung beim einheit - lichen Betreiber notwendig. Die E-Bike-Stationen sollen im Jahr 2018 in das interkommunale Fahrradverleihsystem RegioRadStuttgart überführt werden. Nach europaweiter Ausschreibung, welche unter Federführung der Landeshauptstadt Stuttgart für die beteiligten Kommunen durchgeführt wurde, soll das regionale System ab 2018 von der DB- Connect als einheitlichem Betreiber weitergeführt werden. Hermann Minister für Verkehr