Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 3047 23. 11. 2017 1Eingegangen: 23. 11. 2017 / Ausgegeben: 10. 01. 2017 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Inwieweit ist der Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern bislang in die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern integriert (aufgegliedert nach Studiengängen bzw. Lehrbefähigung)? 2. Inwiefern ist es nötig, den Ausbildungsanteil zum Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern in der Lehrerausbildung zu erhöhen? 3. Wie viele Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer zum Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern gab es in Baden-Württemberg in den Jahren 2016 und 2017 (aufgegliedert nach Schulart und Schulamtsbezirken)? 4. Wie hoch waren die Teilnehmerzahlen an den genannten Fortbildungen insgesamt und aufgegliedert nach Schulart und Schulamtsbezirken? 5. Welche Rolle spielt der Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern bislang in der Qualifikation für Leitungspositionen an Schulen (aufgegliedert nach Schulart)? 6. Wie umfassend ist die Beteiligung an diesen Fortbildungen (aufgegliedert nach Schulart)? 7. Welche Maßnahmen plant sie, um mehr Lehrerinnen und Lehrer und Schulleiterinnen und Schulleiter für den Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern zu sensibilisieren? 23. 11. 2017 Kleinböck SPD Kleine Anfrage des Abg. Gerhard Kleinböck SPD und Antwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Lehreraus- und -fortbildung zum Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 3047 2 B e g r ü n d u n g Die Zahl Jugendlicher, die in einer psychiatrischen Klinik – etwa wegen Essstörungen , Ängsten, Depressionen oder Störung des Sozialverhaltens – Hilfe suchen, steigt seit Jahren kontinuierlich. Dementsprechend nimmt auch der Bedarf an Kenntnissen über den professionellen Umgang mit psychisch erkrankten Jugendlichen an Schulen entsprechend zu. Neben dem professionellen Umgang mit den erkrankten Schülerinnen und Schülern selbst ist dabei insbesondere eine adäquate Kommunikation mit den Eltern für eine erfolgreiche Genesung und Rückkehr in den Alltag wesentlich. In der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schulleiterinnen und Schulleitern spielt dieses Thema nur eine untergeordnete Rolle. Eine Aufwertung des Themenkomplexes sowohl in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern wie auch in Fortbildungen, etwa für zukünftige Schulleiterinnen und Schulleiter, sollte dementsprechend eine größere Rolle spielen. A n t w o r t Mit Schreiben vom 13. Dezember 2017 Nr. 25-6700.0/215 beantwortet das Mi - nis terium für Kultus, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Inwieweit ist der Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern bislang in die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern integriert (aufgegliedert nach Studiengängen bzw. Lehrbefähigung)? Studium Lehramt Grundschule, Lehramt Sekundarstufe I und Lehramt Gymnasium gemäß RahmenVO-KM: Im Studium werden v. a. im Rahmen der Bildungswissenschaften entsprechende Kompetenzen erworben. So setzen sich die Studierenden mit diagnostikgestützer Differenzierung im Unterricht auseinander sowie mit Diagnostik von Lern- und Leistungsauffälligkeiten und sozial auffälligem Verhalten im sozialen und schulischen Kontext. Vorbereitungsdienste Lehramt Grundschule, Lehramt Werkreal-, Haupt- und Realschule , Lehramt Gymnasium und Lehramt an beruflichen Schulen: Die im Studium erworbenen Kompetenzen werden in den Vorbereitungsdiensten erweitert und vertieft. Der Theorie-Praxis-Bezug steht insbesondere aufgrund der verschränkten Ausbildung an einem Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung sowie an einer Ausbildungsschule im Vordergrund. Prävention und Gesundheitsförderung sind Querschnittsthemen der Vorbereitungsdienste. Insbesondere in Pädagogik und Pädagogischer Psychologie ist der Umgang mit sonderpädagogischen Förderbedarfen, Entwicklungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten , Formen von Beeinträchtigung und Behinderung sowie Teilleistungsstörungen Gegenstand der Vorbereitungsdienste. Studium Lehramt Sonderpädagogik gemäß RahmenVO-KM: Die Studierenden erwerben in allen sonderpädagogischen Fachrichtungen Kenntnisse über die Entstehung und die möglichen Formen psychischer Störungen sowie zum Umgang mit psychisch bedingten Verhaltensauffälligkeiten. Im Rahmen der diagnostischen Studieninhalte lernen die Studierenden Erscheinungsformen, Klassifikation und Verbreitung von psychischen Störungen kennen und können diese in die medizinischen und psychiatrischen Klassifikationssysteme einordnen. 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 3047 Vorbereitungsdienst Lehramt Sonderpädagogik: Psychische Erkrankungen von Schülerinnen und Schülern können in den sonderpädagogischen Fachrichtungen sowie der sonderpädagogischen Diagnostik thematisiert werden. Mögliche Ursachen, Erscheinungsformen sowie Interventionen werden in das sonderpädagogische Fachkonzept der individuellen Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB) integriert. Regionale Unterstützungsnetzwerke und interdisziplinäre Partner lernen die angehenden Lehrkräfte an den sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) kennen. In allen Vorbereitungsdiensten erwerben die angehenden Lehrkräfte zudem Kompetenzen in der Planung, Durchführung und Reflexion von Elterngesprächen und weiteren Gesprächsformen. 2. Inwiefern ist es nötig, den Ausbildungsanteil zum Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern in der Lehrerausbildung zu erhöhen? Die erste und zweite Phase der Lehrkräfteausbildung werden kontinuierlich weiterentwickelt und entsprechend den schulischen Bedarfen angepasst. 3. Wie viele Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer zum Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern gab es in Baden-Württemberg in den Jahren 2016 und 2017 (aufgegliedert nach Schul - art und Schulamtsbezirken)? 4. Wie hoch waren die Teilnehmerzahlen an den genannten Fortbildungen insgesamt und aufgegliedert nach Schulart und Schulamtsbezirken? An der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen wurden zentral folgende Lehrgänge für Lehrkräfte zum Thema „Psychische Erkrankungen bei Schülerinnen und Schülern und deren Auswirkungen auf den Schulalltag“ angeboten: Zentrale Lehrkräftefortbildungen 2016: Anzahl Teilnehmer/-innen, aufgegliedert nach Regierungspräsidien (RP) und Staatlichen Schulämtern (SSA): /HKUJDQJ IU $Q]DKO GHU 7HLOQHK PHQGHQ LQVJHVDPW /HKUHU LQQHQ DQ *UXQGVFKXOHQ DQ GHU 3ULPDUVWXIH YRQ *HPHLQVFKDIWV VFKXOHQ /HKUHU LQQHQ IU 6RQGHUSlGDJRJLN 53 6WXWWJDUW 53 .DUOVUXKH 53 )UHLEXUJ 53 7ELQJHQ 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 6WXWWJDUW 1UWLQJHQ %|EOLQJHQ +HLOEURQQ /XGZLJVEXUJ *|SSLQJHQ .Q]HOVDX .DUOVUXKH 3IRU]KHLP 5DVWDWW 0DQQKHLP )UHLEXUJ /|UUDFK 'RQDXHVFKLQJHQ .RQVWDQ] %LEHUDFK 0DUNGRUI $OEVWDGW 7ELQJHQ /HKUJDQJ IU $Q]DKO GHU 7HLOQHK PHQGHQ LQVJHVDPW /HKUHU LQQHQ GHU 6HNXQGDUVWXIH , XQG ,, Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 3047 4 Anzahl Teilnehmer/-innen Sek I, aufgegliedert nach Staatlichen Schulämtern: Anzahl Teilnehmer/-innen Sek II, aufgegliedert nach Regierungspräsidien: Zentrale Lehrkräftefortbildungen 2017: Anzahl Teilnehmer/-innen, aufgegliedert nach Staatlichen Schulämtern: Anzahl Teilnehmer/-innen Sek I, aufgegliedert nach Staatlichen Schulämtern: 53 6WXWWJDUW 53 .DUOVUXKH 53 )UHLEXUJ 53 7ELQJHQ 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO /XGZLJVEXUJ .Q]HOVDX 5DVWDWW 0DQQKHLP )UHLEXUJ 2IIHQEXUJ %LEHUDFK 7ELQJHQ $Q ]DKO $Q ]DKO $Q ]DKO $Q ]DKO 53 6WXWWJDUW 53 .DUOV UXKH 53 )UHLEXUJ 53 7ELQ JHQ /HKUJDQJ IU $Q]DKO GHU 7HLOQHK PHQGHQ LQVJHVDPW /HKUHU LQQHQ DQ *UXQGVFKXOHQ DQ GHU 3ULPDUVWXIH YRQ *HPHLQVFKDIWV VFKXOHQ /HKUHU LQQHQ IU 6RQGHUSlGDJRJLN 53 6WXWWJDUW 53 .DUOVUXKH 53 )UHLEXUJ 53 7ELQJHQ 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 6WXWWJDUW 1UWLQJHQ %|EOLQJHQ +HLOEURQQ *|SSLQJHQ .Q]HOVDX %DFNQDQJ .DUOVUXKH 3IRU]KHLP 5DVWDWW 0DQQKHLP )UHLEXUJ /|UUDFK 'RQDXHVFKLQJHQ .RQVWDQ] %LEHUDFK 0DUNGRUI 7ELQJHQ /HKUJDQJ IU $Q]DKO GHU 7HLOQHK PHQGHQ LQVJHVDPW /HKUHU LQQHQ GHU 6HNXQGDUVWXIH , XQG ,, 53 6WXWWJDUW 53 .DUOVUXKH 53 )UHLEXUJ 53 7ELQJHQ 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO 66$ $Q ]DKO +HLOEURQQ *|SSLQJHQ 3IRU]KHLP )UHLEXUJ 2IIHQEXUJ 0DUNGRUI 5 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 3047 Anzahl Teilnehmer/-innen Sek II, aufgegliedert nach Regierungspräsidien Regional fanden auf Ebene der Regierungspräsidien bzw. der Staatlichen Schul - ämter folgende Veranstaltungen statt. Regionale Lehrkräftefortbildungen 2016: Regionale Lehrkräftefortbildungen 2017: Eine Aufschlüsselung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Schularten war in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Dies wird gesondert nachgereicht. Ergänzend wird darauf hingewiesen, dass sich Schulen bei dem Thema „Umgang mit psychischen Erkrankungen“ auch an die Psychologinnen und Psychologen der Schulpsychologischen Beratungsstellen der Staatlichen Schulämter wenden, die entsprechend des konkreten schulischen Bedarfs beraten und begleiten. 5. Welche Rolle spielt der Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern bislang in der Qualifikation für Leitungspositionen an Schulen (aufgegliedert nach Schulart)? Der Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern wird in unterschiedlichen Fortbildungsangeboten für Schulleiterinnen und Schulleiter thematisiert , zum Beispiel in Lehrgängen zur Inklusion, der Prävention und dem Ankommen von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund. Diese Themen werden sowohl in der einführenden als auch der berufsbegleitenden Schulleitungsfortbildung schulartübergreifend angeboten. 6. Wie umfassend ist die Beteiligung an diesen Fortbildungen (aufgegliedert nach Schulart)? Eine Erhebung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie deren Verteilung auf die Schularten war in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Dies wird gesondert nachgereicht. $Q ]DKO $Q ]DKO $Q ]DKO $Q ]DKO 53 6WXWWJDUW 53 .DUOV UXKH 53 )UHLEXUJ 53 7ELQ JHQ 5HJLHUXQJVSUlVLGLXP E]Z 6WDDWOLFKH 6FKXOlPWHU $Q]DKO GHU )RUWELOGXQJV DQJHERWH $Q]DKO GHU 7HLOQHK PHQGHQ LQVJHVDPW 66$ %DFNQDQJ 5HJLHUXQJVSUlVLGLXP E]Z 6WDDWOLFKH 6FKXOlPWHU $Q]DKO GHU )RUWELOGXQJV DQJHERWH $Q]DKO GHU 7HLOQHK PHQGHQ LQVJHVDPW 53 6WXWWJDUW )DFKWDJ DXI (EHQH GHV 53 53 .DUOVUXKH 66$ 3IRU]KHLP 66$ 5DVWDWW 66$ 0DUNGRUI Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 3047 6 7. Welche Maßnahmen plant sie, um mehr Lehrerinnen und Lehrer und Schulleiterinnen und Schulleiter für den Umgang mit psychisch erkrankten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern zu sensibilisieren? Die Angebote der zentralen und regionalen Lehrkräftefortbildung werden bedarfs - und nachfrageorientiert weitergeführt. In der landesweiten berufsbegleitenden Führungsfortbildung für Schulleiterinnen und Schulleiter liegt der Schwerpunkt im Jahr 2018/2019 auf dem Thema Gesundheit . In diesem Kontext wird u. a. die Fortbildung „Verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler – Basiswissen und Führungshandeln“ angeboten. Dr. Eisenmann Ministerin für Kultus, Jugend und Sport