Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 3341 18. 01. 2018 1Eingegangen: 18. 01. 2018 / Ausgegeben: 23. 02. 2018 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Bedeutung misst sie der Bahnstrecke zwischen Heilbronn und Würzburg , insbesondere dem Streckenabschnitt Osterburken-Lauda, für die Verkehrsinfrastruktur in Baden-Württemberg bei? 2. Wie hat sich die Auslastung dieser Strecke im Güter- und Personenverkehr in den vergangenen fünf Jahren entwickelt? 3. Wie beurteilt sie den derzeitigen baulichen Zustand dieser Strecke? 4. Erachtet sie es für die wirtschaftliche Entwicklung des Neckar-Odenwald- Kreises und des Main-Tauber-Kreises als vorteilhaft, das Verkehrsangebot auf dieser Strecke zu erhöhen? 5. Welche Maßnahmen erachtet sie gegebenenfalls seitens des Landes für erforderlich , um die Attraktivität dieses Verkehrswegs für Handel und Gewerbe sowie den Personenverkehr zu erhöhen? 6. Wie beurteilt sie die Forderung nach einem S-Bahn-Lückenschluss zwischen Osterburken und Lauda/Würzburg? 7. Welchen Stand haben die Bemühungen um ein „integriertes Gesamtkonzept“ Personennahverkehr konkret für diese Region? 18. 01. 2018 Nelius SPD Kleine Anfrage des Abg. Georg Nelius SPD und Antwort des Ministeriums für Verkehr Bahnstrecke Heilbronn−Würzburg (Frankenbahn) Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 3341 2 B e g r ü n d u n g Die genannte Strecke stellt eine wichtige und gern genutzte Verbindung zwischen Osterburken und Würzburg dar. Im Neckar-Odenwald-Kreis sowie im Main-Tauber-Kreis gibt es zahlreiche Gemeinden sowie Bürgerinnen und Bürger, die auf bessere Verbindungen und Anschlüsse auf dieser Strecke drängen. Im Interesse eines gut und bürgerfreundlich ausgebauten öffentlichen Nahverkehrsangebots im ländlichen Raum ist die Verbesserung der Verkehrsangebote auf dieser Strecke ein wichtiges Vorhaben. Mit der Ausschreibung der „Stuttgarter Netze“ durch den Schienenpersonennahverkehr -Aufgabenträger Land sollte die Strecke ab Dezember 2019, mit Aus - nahme des Abschnitts Osterburken-Lauda, eine deutliche Aufwertung erfahren. Aktuell ist aber der Streckenabschnitt Osterburken-Lauda über eine Strecke von 35 km nicht in die Fahrbahnentwicklung eingebunden. Es findet kein regelmäßiger Regionalbahnverkehr dort statt. Ziel dieser Kleinen Anfrage ist es, die Haltung der Landesregierung zu Verbesserungen des öffentlichen Nahverkehrs in diesem Gebiet zu erkunden. A n t w o r t Mit Schreiben vom 12. Februar 2018 Nr. 3-3822.0-00/1930*1 beantwortet das Ministerium für Verkehr die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche Bedeutung misst sie der Bahnstrecke zwischen Heilbronn und Würzburg , insbesondere dem Streckenabschnitt Osterburken-Lauda, für die Verkehrsinfrastruktur in Baden-Württemberg bei? Das Verkehrsministerium misst der Bahnstrecke eine große Bedeutung zu. Reisende in Richtung Norden (z. B. Hamburg) sind schon ab Ludwigsburg schneller über Würzburg an ihrem Ziel als über Stuttgart. Aus diesem Grund wurde die Achse Stuttgart–Würzburg auch in das Expresslinienkonzept des Landes aufgenommen . Mit Inbetriebnahme des Netzes 1 im Dezember 2019, wird die bisher nur zweistündlich verkehrende Linie zukünftig stündlich angeboten. Gleichzeitig wird die Bedienzeit in den Tagesrandlagen ausgedehnt. Für den Norden Baden- Württembergs entsteht damit eine verlässliche und attraktive Anbindung an den wichtigen Fernverkehrsknoten Würzburg. 2. Wie hat sich die Auslastung dieser Strecke im Güter- und Personenverkehr in den vergangenen fünf Jahren entwickelt? Sowohl bei der Anzahl der Güterzüge, als auch der Zugzahlen im Personenverkehr sind in den letzten fünf Jahren keine erheblichen Änderungen aufgetreten, sie blieben weitestgehend konstant. Im Güterverkehr nutzen im Durchschnitt ca. 25 bis 30 Güterzüge täglich den genannten Streckenabschnitt, im Personenverkehr wurde diese Verbindung von täglich ca. 15 durchgehenden Zugpaaren je Richtung genutzt. Auf Teilabschnitten ist die Zugzahl im Personenverkehr teilweise erheblich höher. Das in den Jahren 2014/2015 durchgeführte Vergabeverfahren für Netz 1 sieht ab 2019 erhebliche Angebotserweiterungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) vor, siehe Antwort zu Frage 1. 3. Wie beurteilt sie den derzeitigen baulichen Zustand dieser Strecke? Nach Kenntnis der Landesregierung befindet sich die Frankenbahn in einem ordnungsgemäßen , baulichen Zustand. Die Landesregierung hält den zweigleisigen Ausbau des eingleisigen Streckenabschnitts zwischen Züttlingen und Möckmühl zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Schienenpersonen- und Schinengüter- 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 3341 verkehrs für erforderlich und hatte diese Maßnahme zur Aufnahme in den BVWP 2010 angemeldet. Der Bund ist dieser Anmeldung leider nicht gefolgt. 4. Erachtet sie es für die wirtschaftliche Entwicklung des Neckar-Odenwald-Kreises und des Main-Tauber-Kreises als vorteilhaft, das Verkehrsangebot auf dieser Strecke zu erhöhen? Ja. Aus diesem Grund wird die Regionalexpesslinie zum Stundentakt verdichtet. 5. Welche Maßnahmen erachtet sie gegebenenfalls seitens des Landes für erforderlich , um die Attraktivität dieses Verkehrswegs für Handel und Gewerbe sowie den Personenverkehr zu erhöhen? Parallel zur Angebotsausweitung beim RE Würzburg–Stuttgart wird im Abschnitt Würzburg–Lauda ebenfalls das Regionalbahnangebot auf einen Stundentakt ausgebaut . Dafür wird in 2018 der Tunnel Wittighausen umfangreich saniert. Für Güterzüge stellt dieser heute eine erhebliche Einschränkung dar. Der zu geringe Abstand zwischen der Außenkante von Güterzügen und der Tunnelwand hat zur Folge, dass zum Beispiel Containerzüge nur mit erheblich verminderter Geschwindigkeit und über nur eines der beiden Richtungsgleise den Tunnel durchqueren dürfen. Durch das frühzeitige Wechseln auf das Gegengleis entsteht für den Güterverkehr ein mehrere Kilometer lange eingleisiger Abschnitt, der auch Angebotsausweitungen im SPNV bisher verhindert hat. Zusätzlich sollen in den nächsten Jahren auch einige ebenerdige Bahnsteigzu - gänge, wie zum Beispiel in Möckmühl, durch Unter- bzw. Überführungen ersetzt werden. Der bis heute eingleisige Abschnitt zwischen Möckmühl und Züttlingen, war vom Land für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet, wurde aber vom Bund nicht aufgenommen und wird daher weiterbestehen, siehe Antwort zu Frage 3. 6. Wie beurteilt sie die Forderung nach einem S-Bahn-Lückenschluss zwischen Osterburken und Lauda/Würzburg? Das Land hat bisher noch keine Festlegung über ein ergänzendes Zugangebot zwischen Osterburken und Lauda getroffen. Ziel muss es sein, zuerst ein schlüssiges Gesamtkonzept zu erarbeiten, das der begrenzten Nachfrage in diesem Abschnitt gerecht wird. Dafür wurde mit dem Main-Tauber- und dem Neckar-Odenwald -Kreis eine Arbeitsgruppe gebildet, die mehrere Varianten prüfen soll. 7. Welchen Stand haben die Bemühungen um ein „integriertes Gesamtkonzept“ Personennahverkehr konkret für diese Region? Im Rahmen des Mobilitätspaktes Heilbronn/Neckarsulm werden Angebotsverbesserungen für alle Verkehrsträger zusammengestellt und vorangetrieben. In den bisherigen Gesprächen wurden die Wünsche zusammengetragen, bewertet und erste Kostenschätzungen vorgelegt. Im Mai wird es einen Termin geben, bei dem die Entscheidungen über die Maßnahmen getroffen werden sollen. Parallel wurde mit den Neckar-Odenwald- und dem Main-Tauber-Kreis eine Arbeitsgruppe gebildet, die weitere Attraktivitätssteigerungen für die Frankenbahn vorantreiben soll. Bekräftigt wurde der Wunsch nach einer Fortentwicklung des Schienenpersonennahverkehrs durch das Positionspapier des Neckar-Odenwald- Kreis aus dem Dezember des letzten Jahres. Die Wünsche werden mit dem Landkreis besprochen. Hermann Minister für Verkehr