Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 392 03. 08. 2016 1Eingegangen: 03. 08. 2016 / Ausgegeben: 07. 09. 2016 K l e i n e A n f r a g e Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Interessensbekundungen zur Neugründung oder Weiterentwicklung von Kinder- und Familienzentren an Kindertageseinrichtungen sind eingegangen und wie viele davon waren letztlich förderfähig und wurden dann auch als Förderanträge eingereicht? 2. Lässt die regionale Verteilung der Förderanträge bereits erste Rückschlüsse auf die zukünftige Verankerung der Kinder- und Familienzentren im Land zu? 3. Gibt es Pläne, den Aufbau und die Weiterentwicklung von Kinder- und Fami - lienzentren wissenschaftlich zu begleiten? 4. Ist es vorgesehen, die Kriterien für die Entscheidung über die entsprechenden Förderanträge zu konkretisieren und um qualitative Aspekte zu erweitern, nachdem die bisherigen Kriterien sehr allgemein gefasst waren und vor allem quantitativer Natur waren? 5. Wird das Anfang dieses Jahres aufgelegte Förderprogramm für Kinder- und Familienzentren fortgeführt? 6. Gibt es Pläne, die finanziellen Hilfen für die Träger von Kinder- und Familienzentren zu verstetigen, damit diese wichtigen Einrichtungen dauerhaft in den Kommunen etabliert werden können? Kleine Anfrage des Abg. Sascha Binder SPD und Antwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Ausbau und Weiterentwicklung der Kinder- und Familienzentren Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 392 2 7. Werden Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote für die Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertageseinrichtungen geschaffen, um sie optimal in die neuen Aufgabenbereiche und Möglichkeiten einzubinden, die mit der Einrichtung und Weiterentwicklung der Kinder- und Familienzentren einhergehen? 03. 08. 2016 Binder SPD B e g r ü n d u n g Kinder- und Familienzentren sollen niederschwellige Unterstützungsangebote sowie begleitende Beratung und Unterstützung von Familien anbieten. Sie machen Kindertageseinrichtungen zu einem Ort sozialen Lernens für die ganze Familie. Vor dem Hintergrund dieser wichtigen Aufgaben muss der Aufbau auch in Zukunft gefördert und begleitet werden. Wie dies von der Regierung umgesetzt wird, ist für den Erfolg der Kinder- und Familienzentren entscheidend und muss daher aufgeklärt werden. A n t w o r t Mit Schreiben vom 30. August 2016 Nr. 33-6930.0/724 beantwortet das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport im Einvernehmen mit dem Ministerium für Finanzen die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Interessensbekundungen zur Neugründung oder Weiterentwicklung von Kinder- und Familienzentren an Kindertageseinrichtungen sind eingegangen und wie viele davon waren letztlich förderfähig und wurden dann auch als Förderanträge eingereicht? Im Rahmen eines Online-Interessensbekundungsverfahrens zur Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Kinder- und Familienzentren haben sich 266 Träger gemeldet. Von 159 förderwürdigen Trägern wurden nach vorgegebenen Kriterien 94 Träger priorisiert. Diese können einen Antrag auf Förderung stellen. 2. Lässt die regionale Verteilung der Förderanträge bereits erste Rückschlüsse auf die zukünftige Verankerung der Kinder- und Familienzentren im Land zu? Dem Kultusministerium ist eine regional ausgeglichene Verteilung der Kinderund Familienzentren ein wichtiges Anliegen. Dem Auswahlverfahren der Einrichtungen lagen landesweit einheitliche Kriterien zugrunde. Hierbei sind u. a. auch regionale Gesichtspunkte berücksichtigt worden. Die ausgewogene Proportion zwischen städtischen und ländlichen Einrichtungen sowie eine gleichmäßige Aufteilung zwischen den Regierungspräsidien fand im Vorfeld bereits Berücksichtigung . 3 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 392 3. Gibt es Pläne, den Aufbau und die Weiterentwicklung von Kinder- und Fami - lienzentren wissenschaftlich zu begleiten? Hinsichtlich einer wissenschaftlichen Begleitung des Aufbaus und der Weiterentwicklung von Kinder- und Familienzentren liegen zurzeit keine Planungen vor. 4. Ist es vorgesehen, die Kriterien für die Entscheidung über die entsprechenden Förderanträge zu konkretisieren und um qualitative Aspekte zu erweitern, nachdem die bisherigen Kriterien sehr allgemein gefasst waren und vor allem quantitativer Natur waren? Auf der Basis der Erfahrungen aus dem Förderprogramm für Kinder- und Fami - lienzentren 2016 wird eine Anpassung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel erfolgen. Dabei werden qualitative Aspekte in die Überlegungen mit einbezogen . (s. auch Ziffer 5. und 6.) 5. Wird das Anfang dieses Jahres aufgelegte Förderprogramm für Kinder- und Familienzentren fortgeführt? 6. Gibt es Pläne, die finanziellen Hilfen für die Träger von Kinder- und Familienzentren zu verstetigen, damit diese wichtigen Einrichtungen dauerhaft in den Kommunen etabliert werden können? Der Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen als zentrale Orte im So - zialraum zu Kinder- und Familienzentren misst die Landesregierung eine große Bedeutung bei. Kinder- und Familienzentren können familienunterstützende Dienste im Sozialraum bündeln, Familienbildung anbieten, in einem Themenspektrum vom Kleinkindalter (z. B. Spiel- und Krabbelgruppen mit Eltern) bis zur selbstbestimmten Pflege Selbsthilfe vernetzen und das Potenzial Ehrenamtlicher erschließen. Kinder- und Familienzentren können dadurch wichtige, niedrigschwellige Anlaufstellen für die ganze Familie sein, insbesondere auch für Familien mit Fluchterfahrung. Die Landesregierung wird im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel mit einer an klaren Qualitätskriterien ausgerichteten Projektförderung Impulse für ein landesweit flächendeckendes Angebot an Kinder- und Familien - zentren setzen. Das Kultusministerium wird sich in den kommenden Jahren dafür einsetzen, die Kinder- und Familienzentren in qualitativer und quantitativer Hinsicht auszubauen. Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport erarbeitet derzeit eine Konzeption zur Verstetigung des Förderangebots, um das bestehende Angebot zu sichern und den künftigen Ausbau der Förderung qualitätsvoll zu gestalten. Die weiteren Beratungen zum Haushalt 2017 und die Entscheidungen des Haushaltsgesetzgebers bleiben abzuwarten. 7. Werden Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote für die Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertageseinrichtungen geschaffen, um sie optimal in die neuen Aufgabenbereiche und Möglichkeiten einzubinden, die mit der Einrichtung und Weiterentwicklung der Kinder- und Familienzentren einhergehen? Die Professionalität der Erzieherinnen und Erzieher ist ein wichtiger Faktor für eine qualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung. Im Herbst 2016 finden vier Dialogveranstaltungen statt, die im Rahmen des Bundesprojekts „Qualität vor Ort“ das Thema „Kinder- und Familienzentren“ auf ihrer Agenda haben. Dr. Eisenmann Ministerin für Kultus, Jugend und Sport