Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Johann Häusler FREIE WÄHLER vom 22.01.2016 Lehrsituation an beruflichen Schulen Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie viele Auszubildende gibt es derzeit im dualen System (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirk, Geschlecht , Alter und Flüchtlingsstatus)? a) Auf wie viele Schülerinnen und Schüler beläuft sich derzeit die durchschnittliche Klassengröße (bitte aufgeschlüsselt nach Schulen in städtischer und ländlicher Region)? 2. Wie hoch ist die tatsächliche Besetzungsquote an Lehrkräften im Verhältnis zum jeweiligen Stellenplan in Prozent an den beruflichen Schulen? a) Wie viel Prozent der Pflichtfächer fielen in den vergangenen Schuljahren 2010–2015 an beruflichen Schulen in Bayern aus (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken )? b) Wie viel Prozent der Nebenfächer fielen in den vergangenen Schuljahren 2010–2015 an beruflichen Schulen in Bayern aus (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken )? 3. Ist noch eine Lehrerreserve vorhanden, und wenn ja, in welchem Umfang? 4. Wie wirken sich die in den zurückliegenden Jahren aufgebauten Überstundenkonten auf den Schulablauf aus? 5. Ist auch weiterhin der Einsatz nebenberuflicher Fachlehrer geplant, und wenn ja, in welchem Umfang? 6. Sind auch künftig befristete Anstellungsverträge für Berufsschullehrer vorgesehen? 7. In welchen Ausbildungsbereichen fehlen an bayerischen Berufsschulen Lehrkräfte und wie viele (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? a) Mithilfe welcher Maßnahmen möchte die Staatsregierung neue Berufsschullehrer rekrutieren? 8. Wie hoch ist die Abbruchquote während der Referendariatszeit an beruflichen Schulen? a) Mithilfe welcher Maßnahmen möchte die Staatsregierung Referendariatsstellen attraktiver machen und Abbrüche vermeiden? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 28.04.2016 1. Wie viele Auszubildende gibt es derzeit im dualen System (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirk , Geschlecht, Alter und Flüchtlingsstatus)? Der Tabelle zu 1 ist die Anzahl der Schüler an Berufsschulen mit Ausbildungsvertrag im Schuljahr 2014/2015 aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirk, Geschlecht und Alter zu entnehmen. Eine Aufschlüsselung nach dem Flüchtlingsstatus der Schüler ist nicht möglich, da dieses Merkmal in den „Amtlichen Schuldaten“ nicht erhoben wird. Für das Schuljahr 2015/2016 können derzeit noch keine Angaben gemacht werden, da die im Rahmen des Verfahrens „Amtliche Schuldaten“ an beruflichen Schulen zum Stichtag 20. Oktober 2015 erhobenen Schüler- und Klassendaten zunächst zeitaufwendige Plausibilisierungsprozesse durchlaufen, die derzeit noch nicht abgeschlossen sind. a) Auf wie viele Schülerinnen und Schüler beläuft sich derzeit die durchschnittliche Klassengröße (bitte aufgeschlüsselt nach Schulen in städtischer und ländlicher Region)? Die durchschnittliche Klassengröße an staatlichen Berufsschulen , die im Schuljahr 2014/2015 von Schülern mit Ausbildungsverträgen besucht wurden, betrug im ländlichen Raum 22,2 Schüler und im Verdichtungsraum 22,4 Schüler. Die Unterscheidung in ländlichen Raum und Verdichtungsraum erfolgt kreisscharf gemäß dem Landesentwicklungsplan 2013. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 13.07.2016 17/11350 Bayerischer Landtag Tabelle zu 1. Schüler an Berufsschulen mit Ausbildungsvertrag im Schuljahr 2014/2015 nach Regierungsbezirk, Alter und Geschlecht Regierungsbezirk Schüler an Berufsschulen mit Ausbildungsvertrag im Schuljahr 2014/2015 insgesamt davon im Alter1 bis 17 Jahren von 18 bis 20 Jahren von 21 Jahren oder älter insgesamt darunter weiblich insgesamt darunter weiblich insgesamt darunter weiblich Oberbayern 76.247 23.879 9.736 35.740 14.581 16.628 7.084 Niederbayern 23.964 10.183 3.827 10.529 4.061 3.252 1.265 Oberpfalz 22.318 8.716 3.358 9.865 3.741 3.737 1.449 Oberfranken 21.215 6.110 2.232 9.810 3.727 5.295 1.937 Mittelfranken 33.534 9.674 3.905 15.366 6.281 8.494 3.525 Unterfranken 23.881 7.425 2.740 11.197 4.217 5.259 2.053 Schwaben 36.222 12.655 4.671 16.766 6.324 6.801 2.479 insgesamt 237.381 78.642 30.469 109.273 42.932 49.466 19.792 1 im Oktober 2014. Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/11350 2. Wie hoch ist die tatsächliche Besetzungsquote an Lehrkräften im Verhältnis zum jeweiligen Stellenplan in Prozent an den beruflichen Schulen? An den staatlichen beruflichen Schulen beträgt die tatsächliche Besetzungsquote an Lehrkräften im Verhältnis zum jeweiligen Stellenplan 100 %, d. h. alle besetzbaren Planstellen sind besetzt. a) Wie viel Prozent der Pflichtfächer fielen in den vergangenen Schuljahren 2010–2015 an beruflichen Schulen in Bayern aus (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? b) Wie viel Prozent der Nebenfächer fielen in den vergangenen Schuljahren 2010–2015 an beruflichen Schulen in Bayern aus (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? Im Bereich der beruflichen Schulen existiert keine Unterscheidung nach Pflicht- bzw. Nebenfächern. Zudem liegen dem Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst keine Daten bzgl. einer Aufschlüsselung eines nicht gehaltenen Pflichtunterrichts nach Regierungsbezirken an den Fachoberschulen und Berufsoberschulen auf Basis der Amtlichen Schuldaten vor. Da der Plausibilisierungsprozess der Amtlichen Schuldaten für das laufende Schuljahr (SJ) 2015/16 noch nicht abgeschlossen ist, können für den gefragten Zeitraum 2015 keine Daten übermittelt werden. Der Tabelle 2.1 a) b) kann der prozentuale nicht gehaltene Pflichtunterricht an allen beruflichen Schulen (ohne Berufsoberschulen/Fachoberschulen – FOS/BOS) im Zeitraum 2010–2014 nach Regierungsbezirken entnommen werden. Die Tabelle 2.2 a) b) liefert eine Aussage über den prozentualen nicht gehaltenen Pflichtunterricht an den Beruflichen Oberschulen in Bayern über den gefragten Zeitraum. Zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung wurden den beruflichen Schulen im laufenden Schuljahr 2015/2016 vom StMBW zehn zusätzliche Planstellen zur Verfügung gestellt. Tabelle 2.1. a) b): nicht gehaltener Pflichtunterricht an den beruflichen Schulen in Bayern (ohne FOS/BOS) Schulart Region SJ 2010/11 SJ 2011/12 SJ 2012/13 SJ 2013/14 SJ 2014/15 Berufliche Schulen (ohne FOS/ BOS) Bayern 0,9% 0,9% 0,9% 0,9% 1,0% Obb 1,5% 1,4% 1,4% 1,4% 1,4% Ndb 0,9% 1,0% 2,0% 1,3% 2,7% Opf 1,0% 0,9% 0,9% 1,0% 1,0% Ofr 0,6% 0,5% 0,6% 0,5% 0,5% Mfr 0,5% 0,7% 0,5% 0,8% 0,6% Ufr 0,4% 0,3% 0,2% 0,2% 0,1% Schw 0,4% 0,6% 0,5% 0,6% 0,5% Tabelle 2.2. a) b): nicht gehaltener Pflichtunterricht an der Beruflichen Oberschule in Bayern Schulart Region SJ 2010/11 SJ 2011/12 SJ 2012/13 SJ 2013/14 SJ 2014/15 FOS/ BOS Bayern 1,9% 1,1% 1,2% 1,5% 1,6% 3. Ist noch eine Lehrerreserve vorhanden, und wenn ja, in welchem Umfang? Bei langfristigem Ausfall von Lehrkräften werden den Schulen bedarfsgerecht Aushilfsmittel zur Abdeckung des Unterrichts zugewiesen. An den Beruflichen Oberschulen ist eine Mobile Reserve im Umfang von 50 Planstellen etabliert. 4. Wie wirken sich die in den zurückliegenden Jahren aufgebauten Überstundenkonten auf den Schulablauf aus? Die in den zurückliegenden Jahren aufgebauten Überstunden wirken sich im Bereich der beruflichen Schulen nicht auf den Schulablauf aus. Das StMBW hat in Zusammenarbeit mit den Regierungen für die Schulen Möglichkeiten geschaffen , die aufgebauten Überstunden sukzessive abzubauen. Des Weiteren wurden gezielt für den Überstundenabbau für das laufende Schuljahr 2015/2016 vom StMBW zusätzliche Mittel im Umfang von 32 Stellenäquivalenten zur Verfügung gestellt. 5. Ist auch weiterhin der Einsatz nebenberuflicher Fachlehrer geplant, und wenn ja, in welchem Umfang ? Der Einsatz von nebenberuflichen Fachlehrern ist weiterhin geplant. Dieser erfolgt bedarfsgerecht vor Ort; daher kann der Umfang derzeit nicht abgeschätzt werden. 6. Sind auch künftig befristete Anstellungsverträge für Berufsschullehrer vorgesehen? Auch künftig sind befristete Anstellungsverträge vorgesehen, da auch weiterhin Elternzeiten, Beurlaubungen, langfristige Erkrankungen usw. kompensiert werden müssen. 7. In welchen Ausbildungsbereichen fehlen an Bayerischen Berufsschulen Lehrkräfte und wie viele (bitte aufgeschlüsselt nach Regierungsbezirken)? Die personelle Situation an den staatlichen Berufsschulen ist weiterhin dadurch gekennzeichnet, dass insbesondere für die beruflichen Fachrichtungen Elektro- und Informationstechnik sowie Metalltechnik zu wenige fachlich ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Eine quantitative Aufschlüsselung des Lehrkräftemangels an Berufsschulen in den genannten Fachrichtungen ist nicht möglich, da berufliche Lehrkräfte insbesondere in Schulzentren in mehreren beruflichen Schularten unterrichtlich eingesetzt sind. Der Unterrichtseinsatz der Lehrkräfte, sowohl bezogen auf die jeweilige Schule als auch auf die Fächer (berufliche Fachrichtung und Unterrichtsfach), ermöglicht den Schulen, eigenverantwortlich Maßnahmen zu treffen, um den Unterricht in den genannten Fachrichtungen sicherzustellen. a) Mithilfe welcher Maßnahmen möchte die Staatsregierung neue Berufsschullehrer rekrutieren? Das StMBW bemüht sich seit geraumer Zeit, etwa durch Sondermaßnahmen für Studienabsolventen einschlägiger Fachrichtungen die notwendige Personalversorgung sicherzustellen . So wird z. B. im aktuellen Schuljahr 2015/2016 bereits zum fünften Mal eine Sondermaßnahme für Diplomingenieure (Universität) und Masterabsolventen (Universität oder Hochschule) der Fachrichtungen Elektrotechnik und Maschinenbau durchgeführt, die ausgewählten Quereinsteigern den Zugang zum Vorbereitungsdienst für das Lehramt an beruflichen Schulen ermöglichen soll. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Vorbereitungsdienstes erwerben die Teilnehmer die Lehramtsbefähigung für das Lehramt an beruflichen Schulen. Die große Anzahl an aktuellen Bewerbungen für die im kommenden Schuljahr 2016/2017 erneut durchzuführende Sondermaßnahme zeigt, dass der Quereinstieg in das Lehramt an beruflichen Schulen Studienabsolventen eine attraktive berufliche Perspektive bietet. Über diese Sondermaßnahme hinaus wurde an der Drucksache 17/11350 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut zum Wintersemester 2015/2016 zur weiteren Verbesserung der Unterrichtsversorgung in diesen Fachrichtungen der Bachelorstudiengang „Ingenieurpädagogik“ für die beruflichen Fachrichtungen Elektro- und Informationstechnik sowie Metalltechnik (Maschinenbau) eingerichtet. Außerdem beginnt zum Wintersemester 2016/2017 der integrative Masterstudiengang „Berufliche Bildung“ in den Fachrichtungen Metalltechnik sowie Elektro- und Informationstechnik an der TUM School of Education. Darüber hinaus legt das StMBW gerade in den genannten beruflichen Fachrichtungen die Standards der Kultusministerkonferenz (KMK) bei der Anerkennung außerbayerischer Bewerber großzügig aus. Aufgrund dieses Bündels an Maßnahmen ist davon auszugehen, dass künftig mit einem größeren Lehrernachwuchs in den beruflichen Fachrichtungen Elektro- und Informationstechnik sowie Metalltechnik zu rechnen ist. Auch die steigenden Studierendenzahlen im Masterstudiengang Berufspädagogik (Elektro- und Informationstechnik sowie Metalltechnik) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg legen diese Einschätzung nahe. Neben der Beschäftigung von universitär ausgebildeten Lehrkräften besteht für die beruflichen Schulen auch die Möglichkeit, Meister und Techniker am Staatsinstitut IV in Ansbach zu Fachlehrern für gewerblich-technische Berufe ausbilden zu lassen. Dabei können die Berufsschulen ihre Bedarfe für Fachlehrer in Elektro- und Metallberufen über die Bezirksregierung bzw. Schulträger bis zu einem bekannten Stichtag an das Staatsministerium melden. Die Absolventen der Ausbildung zum Fachlehrer können nach erfolgreicher Qualifikationsprüfung als Beamte der dritten Qualifikationsebene in den Staatsdienst oder in den Dienst kommunaler Schulträger übernommen werden und sind überwiegend als Lehrkräfte im fachpraktischen Unterricht der entsprechenden Berufsfelder tätig. 8. Wie hoch ist die Abbruchquote während der Referendariatszeit an beruflichen Schulen? a) Mithilfe welcher Maßnahmen möchte die Staatsregierung Referendariatsstellen attraktiver machen und Abbrüche vermeiden? Die Abbruchquote während des Vorbereitungsdienstes an beruflichen Schulen ist mit ca. vier Prozent gering. Da zumeist persönliche Gründe als Ursache für den Abbruch des Vorbereitungsdienstes vorliegen, sind durch das StMBW keine Maßnahmen zu ergreifen.