Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Christian Magerl BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 02.06.2016 Giftmüll im Kronthaler Weiher, Lkr. Erding Bezug nehmend auf die Berichterstattung auf merkur.de vom 30.05.2016 und von Süddeutscher Zeitung vom 31.05.2016 frage ich die Staatsregierung: 1. Welcher Müll bzw. welche Stoffe wurden in welchen Mengen bei den Bauarbeiten am Kronthaler Weiher gefunden? 2. Wann und wo wurden Wasserproben gezogen und was waren die Ergebnisse? 3. Auf welche Stoffe wurden die Wasserproben untersucht ? 4. Werden bei den regelmäßigen Untersuchungen des Landratsamts Erding die entnommenen Wasserproben auch auf polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Blei und Barium untersucht, wenn ja, in welcher Entfernung von der Baugrube wurden diese genommen und welche Werte wurden gemessen? 5. Wenn nein, wurde dies mittlerweile nachgeholt und welche Ergebnisse ergaben sich dabei? 6. a) Wurde untersucht, ob die gefundenen Schadstoffe ins Grundwasser gesickert sind, wenn ja, mit welchen Ergebnissen ? b) Wenn nein, wie begründet der Vertreter des Wasserwirtschaftsamts sein Urteil, das Ganze sei mit Sicherheit nicht dramatisch? 7. Gibt es mittlerweile Erkenntnisse, wie groß diese ehemalige Hausmülldeponie war, welche Mengen welcher Abfälle dort gelagert wurden und welche potenziellen Gefahren für Boden, Grund- und Oberflächengewässer bestehen, wenn ja, welche Erkenntnisse? 8. Mit welchen Kosten wird für die Gesamtmaßnahme gerechnet und wer ist der Kostenträger, falls der Verursacher nicht ermittelt wird? Antwort des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom 01.07.2016 Vorbemerkung: Bei den Bauarbeiten zur Verlegung eines Schmutzwasserkanals in der Straße „An der Melkstadt“ in Erding – Auftraggeber : Abwasserzweckverband Erdinger Moos − wurde kein „Giftmüll“ gefunden. Nach dem allgemeinen Sprachgebrauch wären hierunter gefährliche Stoffe aus industrieller oder gewerblicher Produktion zu verstehen. Vielmehr ist die Zusammensetzung des in der Altablagerung angetroffenen Materials typisch für die früher übliche Ablagerung von unsortiertem Hausmüll, einschließlich Asche aus häuslichen Feuerstätten, vermengt mit Grüngut und Erdaushub. Die Altablagerung befindet sich auch nicht in direktem Kontakt mit dem Badegewässer „Kronthaler Weiher“, sondern liegt etwa 100 bis 200 m südlich der Wasserfläche. 1. Welcher Müll bzw. welche Stoffe wurden in welchen Mengen bei den Bauarbeiten am Kronthaler Weiher gefunden? Bei Arbeiten zur Verlegung eines Schmutzwasserkanals wurden Altablagerungen, wie sie für frühere gemeindliche Müllabladeplätze typisch waren (unsortierter Hausmüll mit Anteilen an Erde und organischem Material), gefunden. Bei den zeitgleich am Freizeitgelände Kronthaler Weiher laufenden Bauarbeiten im Uferbereich des Gewässers wurden keine derartigen Materialien gefunden. 2. Wann und wo wurden Wasserproben gezogen und was waren die Ergebnisse? Bei den Aushubarbeiten wurde organoleptisch auffälliges Wasser aus dem Verfüllkörper abgepumpt und in den Schmutzwasserkanal des Abwasserzweckverbands Erdinger Moos eingeleitet. Bei einer Ortseinsicht durch das Wasserwirtschaftsamt München am 29.04.2016 wurde eine Wasserprobe genommen und vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) untersucht. Hierbei wurden folgende Werte festgestellt: Parameter Messwert Stufe- 1-Wert Stufe-2- Wert Einheit KWs 960 200 1000 µg/l PAK 13,1 0,2 2 µg/l Benzo(a)pyren 0,25 0,01 0,1 µg/l Zn 1280 500 2000 µg/l Pb 228 25 100 µg/l As 53,6 10 40 µg/l Cu 144 50 200 µg/l Ba 2250 300 1200 µg/l V 68,9 20 80 µg/l Cr-gesamt 81 50 200 µg/l Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 09.09.2016 17/12330 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/12330 Parameter Messwert Stufe- 1-Wert Stufe-2- Wert Einheit Mo 73,7 50 200 µg/l S8 als deutlicher Peak im GC-MS nachgewiesen Im beprobten Grundwasser werden die Prüfwerte der Bundesbodenschutzverordnung (= Stufe-1-Wert nach LfU- Merkblatt 3.8/1) für verschiedene Parameter überschritten, z. T. der Stufe-2-Wert. 3. Auf welche Stoffe wurden die Wasserproben untersucht ? Siehe Antwort zu Frage 2. 4. Werden bei den regelmäßigen Untersuchungen des Landratsamts Erding die entnommenen Wasserproben auch auf polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Blei und Barium untersucht , wenn ja, in welcher Entfernung von der Baugrube wurden diese genommen und welche Werte wurden gemessen? Die Untersuchungen des Landratsamts Erding erfolgen, da der Kronthaler Weiher als EU-Badegewässer eingestuft ist, in der Badesaison vom 15. Mai bis 15. September alle vier Wochen auf die Parameter pH-Wert, Sichttiefe und bakteriologische Belastungen. Eine Untersuchung auf altlastenspezifische Parameter erfolgt in diesem Rahmen nicht. 5. Wenn nein, wurde dies mittlerweile nachgeholt und welche Ergebnisse ergaben sich dabei? Wegen der im Grundwasserzustrom angetroffenen Altablagerung erfolgte durch das Wasserwirtschaftsamt München am 03.06.2016 eine zusätzliche Beprobung des am Südufer des Kronthaler Weihers zusickernden Grundwassers und des Sediments in diesem Bereich auf die o. g. altlastenspezifischen Parameter. Weder in den Wasserproben noch in den Sedimentproben konnten Hinweise auf Beeinträchtigung durch die Altablagerung festgestellt werden. Die Schadstoffgehalte liegen weit unter den Prüf- bzw. Stufe- Werten der Bundesbodenschutzverordnung (= Stufe-1-Wert nach LfU-Merkblatt 3.8/1). 6. a) Wurde untersucht, ob die gefundenen Schadstoffe ins Grundwasser gesickert sind, wenn ja, mit welchen Ergebnissen? Die zur Erkundung noch notwendigen Maßnahmen werden unter 7. näher erläutert. b) Wenn nein, wie begründet der Vertreter des Wasserwirtschaftsamts sein Urteil, das Ganze sei mit Sicherheit nicht dramatisch? Die Antwort bezog sich darauf, ob durch die Ablagerung eine Gefahr für die Nutzer des Kronthaler Weihers bestanden hat oder besteht. 7. Gibt es mittlerweile Erkenntnisse, wie groß diese ehemalige Hausmülldeponie war, welche Mengen welcher Abfälle dort gelagert wurden und welche potenziellen Gefahren für Boden, Grund- und Oberflächengewässer bestehen, wenn ja, welche Erkenntnisse? Gesicherte Erkenntnisse zum Umfang der Altablagerung, zum Schadstoffinventar und zu Belastungen des Grundwassers im Abstrom müssen erst noch gewonnen werden. Die Fläche war bisher nicht im Altlastenkataster eingetragen. Es stehen daher folgende Schritte in Abstimmung mit den Fach- und Rechtsbehörden an: • Historische Recherche (u. a. anhand von Luftbildaufnahmen , Zeitzeugen), • horizontale und vertikale Abgrenzung des Deponiekörpers , • Erkundung des Schadstoffinventars und dessen Mobilisierbarkeit , • Gefahrenabschätzung für die einzelnen Wirkungspfade. Nach den bisherigen Erkenntnissen liegt der Schwerpunkt der Belastungen bei den polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), die typisch für Verbrennungsrückstände sind. 8. Mit welchen Kosten wird für die Gesamtmaßnahme gerechnet und wer ist der Kostenträger, falls der Verursacher nicht ermittelt wird? Art und Umfang der notwendigen Maßnahmen sind derzeit noch nicht absehbar. Die weiteren Ermittlungen sind abzuwarten .