Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Christian Magerl BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 04.07.2016 Grünbrücken in Bayern Im Bundesprogramm Wiedervernetzung sind 19 prioritäre Wiedervernetzungsabschnitte für Bayern verzeichnet. Davon fertiggestellt wurden bislang laut Bundestags-Drs. 18/6075 vier, drei weitere befinden sich im Bau. Das Bayerische Landesamt für Umweltschutz hält in seinem „Konzept zur Erhaltung und Wiederherstellung von bedeutsamen Wildtierkorridoren an Bundesfernstraßen in Bayern“ insgesamt 65 Querungshilfen für erforderlich und empfiehlt eine Weiterentwicklung des Konzepts unter Einbeziehung mehrgleisiger Bahnstrecken. In diesem Zusammenhang frage ich die Staatsregierung: 1. Wurden mittlerweile mehrgleisige Bahnstrecken in das Konzept einbezogen, wenn ja, mit welchen Ergebnissen , wenn nein, weshalb nicht? 2. Wie viele der vom LfU für erforderlich gehaltenen Querungshilfen sind Grünbrücken, und wo genau sind die Standorte? 3. a) Wie viele und welche der sonstigen Querungshilfen sind mittlerweile fertiggestellt? b) Um welche Arten von Querungshilfen handelt es sich dabei jeweils? 4. Aus welchen Gründen wurden welche Querungshilfen bislang nicht realisiert? 5. Wie ist der Stand der Prüfung der in BT-Drs. 18/6075 angegebenen Wiedervernetzungsabschnitte? 6. Aus welchen Gründen ist beim Abschnitt an der A 95 zwischen Eschenlohe und Murnau (Verbindung Murnauer Moos mit Loisach Aue) „derzeit keine Aktivität “ zu vermelden? 7. Welche Monitoring-Maßnahmen werden an den einzelnen Grünbrücken eingesetzt, und welche Ergebnisse brachten diese Maßnahmen? Antwort des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom 02.08.2016 Die Schriftliche Anfrage wird im Einvernehmen mit der Obersten Baubehörde im Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr wie folgt beantwortet: 1. Wurden mittlerweile mehrgleisige Bahnstrecken in das Konzept einbezogen, wenn ja, mit welchen Ergebnissen , wenn nein, weshalb nicht? Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) hat unter Beteiligung verschiedener Fachstellen und Fachleute das „Konzept für die Erhaltung und Wiederherstellung von bedeutsamen Wildtierkorridoren an Bundesfernstraßen in Bayern“ erarbeitet. Das Konzept zielt auf die Erhaltung und Verbesserung des Biotopverbunds für Wald und Deckung liebende Tierarten aus landesweiter Sicht ab. Eine Weiterentwicklung des Konzepts mit dem Ziel, mehrgleisige Bahnstrecken einzubeziehen, erschien den Beteiligten bislang nicht vordringlich. 2. Wie viele der vom LfU für erforderlich gehaltenen Querungshilfen sind Grünbrücken, und wo genau sind die Standorte? Von den im Konzept des LfU genannten Querungshilfen wurden folgende als Grünbrücken (GB) mit einer nutzbaren Breite von ca. 50 m entsprechend dem „Merkblatt zur Anlage von Querungshilfen für Tiere und zur Vernetzung von Lebensräumen an Straßen“ (MAQ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Ausgabe 2008) errichtet bzw. sind konkret geplant: • A 3: Hösbach – AS Marktheidenfeld, GB Spessart nordwestlich AS Rohrbrunn (derzeit im Bau) • A 3: AS Wiesentheid – AS Frauenaurach, GB „Steigerwaldhöhe “ (planfestgestellt, Bau im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus) • A 3: AS Wiesentheid – AS Frauenaurach, GB „Mönau“ (planfestgestellt, Bau im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus ) • A 6: Landesgrenze zu Baden-Württemberg – Schwabach , GB „Dechenwald“ (in Planung) • A 7: Landesgrenze zu Hessen – AS Schweinfurt/Niederwern , GB „Neuwirtshauser Forst“ • A 8: AS Leipheim – AS Augsburg-West, GB „Scheppacher Forst“ (Westliche Wälder) • A 8: AS Leipheim – AS Augsburg-West, GB „Adelshauser Wald“ (Westliche Wälder) • A 93: Marktredwitz – Hof, GB „Rehauer Forst“ Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 30.09.2016 17/12761 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/12761 3. a) Wie viele und welche der sonstigen Querungshilfen sind mittlerweile fertiggestellt? b) Um welche Arten von Querungshilfen handelt es sich dabei jeweils? Beim Ausbau bestehender Straßen werden die neu zu errichtenden Bauwerke so dimensioniert, dass die mit dem Ausbau verbundenen zusätzlichen Trenneffekte vermieden werden. 4. Aus welchen Gründen wurden welche Querungshilfen bislang nicht realisiert? Im Bundesfernstraßennetz konzentriert sich die Sanierung bestehender Trenneffekte auf die 19 im Bundesprogramm Wiedervernetzung der Bundesregierung für Bayern genannten prioritären Wiedervernetzungsabschnitte und hier insbesondere auf Maßnahmen, die im Zuge von Ausbaumaßnahmen realisiert werden können. Die Maßnahmen zur Wiedervernetzung können als freiwillige Sanierungsmaßnahmen im Rahmen der insgesamt für die Erhaltung einer leistungsfähigen Straßeninfrastruktur zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel des Um- und Ausbautitels finanziert werden. 5. Wie ist der Stand der Prüfung der in BT-Drs. 18/6075 angegebenen Wiedervernetzungsabschnitte? Soweit mit den zu Frage 2 genannten Grünbrücken nicht bereits eine ausreichende Sanierung erfolgt bzw. erfolgen wird, wird aktuell die Prüfung der technischen und naturräumlichen Möglichkeiten zur Defizitbeseitigung in den prioritären Wiedervernetzungsabschnitten durchgeführt. Die aktuell im Bundesprogramm Wiedervernetzung enthaltenen Projekte werden aktuell zwischen OBB und Umweltverwaltung abgestimmt. 6. Aus welchen Gründen ist beim Abschnitt an der A 95 zwischen Eschenlohe und Murnau (Verbindung Murnauer Moos mit Loisach Aue) „derzeit keine Aktivität“ zu vermelden? Der prioritäre Wiedervernetzungsabschnitt „A 95 zwischen Eschenlohe und Murnau, Verbindung Murnauer Moos mit Loisach Aue“ des Bundesprogramms Wiedervernetzung, der dem Streckenabschnitt 2 (Querung A95-3) des LfU-Konzepts entspricht, weist bereits im Bestand die Mühlbachtalbrücke mit einer Länge von über 300 Metern sowie die Loisachbrücke bei Ohlstadt mit einer Länge von etwa 1 km auf. Die Durchlässigkeit der A 95 in diesem Abschnitt wird vom LfU-Konzept als „gut“, die beiden genannten Bauwerke als „gute Querungshilfen für den großräumigen Biotopverbund“ beurteilt. Insgesamt seien Maßnahmen zur Verbesserung des überregionalen und landesweiten Biotopverbunds hier nicht vordringlich. Deshalb wurde dieser Wiedervernetzungsabschnitt als nicht vordringlich für weitergehende Prüfungen eingestuft. Die genannten Bauwerke werden jedoch auch dahingehend untersucht, inwieweit eine weitergehende Optimierung der Querungsbereiche z. B. durch Entsiegelung oder naturnahe Gestaltung von Gewässern möglich und erforderlich ist. 7. Welche Monitoring-Maßnahmen werden an den einzelnen Grünbrücken eingesetzt, und welche Ergebnisse brachten diese Maßnahmen? An den Grünbrücken A 93 bei Rehau sowie A 7 bei Oberthulba wird ein Wildtiermonitoring mittels automatischer Kameras (Fotofallen) durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Querungshilfen für große und mittelgroße Säugetierarten gut geeignet sind. Berichte dazu liegen beim LfU (für A 93) sowie der Autobahndirektion (für A 7) vor.