Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Angelika Weikert SPD vom 07.06.2016 „Welcome-Center“ für zugezogene Fachkräfte in Bayern Um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wurden unter anderem bayernweit mehrere „Welcome-Center “ etabliert. Dort erhalten zugezogene Fachkräfte sowie Unternehmen Beratung und Unterstützung zu Fragen im Zusammenhang mit einer Arbeitsaufnahme in Bayern. Ich frage die Staatsregierung: 1. a) Wo in Bayern gibt es „Welcome-Center“ für Fachkräfte aus dem In- und Ausland? b) Von wem werden diese betrieben und finanziert? c) In welchem Umfang ist der Freistaat Bayern beteiligt? 2. Mit welchen Partnern im In- und Ausland kooperieren die „Welcome-Center“ in welchem Umfang? 3. Welche Formen von Beratung und Unterstützung bieten die „Welcome-Center“ Fachkräften aus dem In- und Ausland sowie Unternehmen, die an einer Beschäftigung von ausländischen Fachkräften interessiert sind, an? 4. a) Treten bei den „Welcome-Centern“ Beratungsbedarfe auf, welche die Mitarbeiter nicht bearbeiten können beziehungsweise dürfen? b) Wenn ja, welche und mit welcher Häufigkeit? c) Wie wird mit solchen Fällen verfahren? 5. a) Wie viele Beratungsfälle verzeichneten die einzelnen „Welcome-Center“ seit ihrer Einrichtung? b) Zu welchen Fragestellungen fanden wie viele Beratungen statt? c) Wie setzt sich der Kreis der Beratenen zusammen (Herkunft, Qualifikation)? 6. a) Ist ein weiterer Ausbau der „Welcome-Center“ in der Fläche geplant? b) In welchem Umfang beteiligt sich der Freistaat Bayern gegebenenfalls an der Finanzierung des Ausbaus und des Betriebs? Antwort des Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration vom 22.07.2016 Vorbemerkung: Der Begriff „Welcome-Center“ ist kein feststehender und genau definierter Begriff. Er wird in verschiedenen Zusammenhängen verwendet. Sogenannte Welcome-Center finden sich in verschiedenen Organisationsstrukturen insbesondere als Anlauf- und Beratungsstellen für Fachkräfte sowie Unternehmen, aber auch als Anlaufstellen für Flüchtlinge. Für die Beantwortung der Schriftlichen Anfrage wurden Stellungnahmen des Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, des Staatsministeriums der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat sowie der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit eingeholt . 1. a) Wo in Bayern gibt es „Welcome-Center“ für Fachkräfte aus dem In- und Ausland? Sogenannte Welcome-Center finden sich auf kommunaler Ebene sowie auf Ebene der Universitäten oder eingebunden in Organisationsstrukturen der Bundesagentur für Arbeit. Eine amtliche abschließende Übersicht existiert nicht. Folgende Welcome-Center in Bayern sind bekannt: • Welcome Service Center Roth Internet: http://unternehmerfabrik.de/hp417/Fuer-Fach kraefte.htm • Welcome Service Center Altmühlfranken Internet: http://www.altmuehlfranken.de/wirtschaft/ welcome-service-center/ • Welcome Service Center Neumarkt i. d. Oberpfalz Internet: http://www.welcome.neumarkt.de/welcomeservice -center/ • Service Center für internationale Fachkräfte München Internet: https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung /Kreisverwaltungsreferat/Auslaenderwesen/Service- Center-Arbeitsmigration.html • Welcome Center der Bundesagentur für Arbeit in Selb, Weiden und Cham sowie in den tschechischen Städten Karlsbad und Pilsen (im Rahmen von EURES) Internet: http://www.eures-by-cz.eu/index.php?id=13 • TUM.Family – Welcome Center for International Researchers Technische Universität München Internet: https://www.researcher.international.tum.de/ munich-welcome/ • Welcome Center der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Internet: http://www.welcomecenter.uni-wuerzburg.de Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 14.10.2016 17/12774 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/12774 b) Von wem werden diese betrieben und finanziert? Sogenannte Welcome-Center als Anlaufstellen für Fachkräfte sowie Unternehmen finden sich in verschiedenen Organisationsstrukturen . Im Einzelnen vgl. Antwort zu Frage 1 a. c) In welchem Umfang ist der Freistaat Bayern beteiligt ? Der Freistaat Bayern ist nicht am unmittelbaren Betrieb von sogenannten Welcome-Centern beteiligt. 2. Mit welchen Partnern im In- und Ausland kooperieren die „Welcome-Center“ in welchem Umfang? Die Welcome-Center der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit in Selb, Weiden und Cham kooperieren mit den tschechischen Arbeitsämtern bzw. Welcome- Centern in Pilsen und Karlsbad. Informationen zu Kooperationen der in den sonstigen Organisationsstrukturen eingebundenen sogenannten Welcome -Centern liegen der Staatsregierung nicht vor. 3. Welche Formen von Beratung und Unterstützung bieten die „Welcome-Center“ Fachkräften aus dem In- und Ausland sowie Unternehmen, die an einer Beschäftigung von ausländischen Fachkräften interessiert sind, an? Das Welcome Service Center Roth steht Fachkräften bei deren Fragestellungen als Ansprechpartner zur Verfügung und berät und unterstützt. Es stellt Kontakte zu Behörden, Ämtern und sozialen Einrichtungen her und hilft bei Fragen, die sich einem Neubürger aus dem In- und Ausland stellen . Das Welcome Service Center Altmühlfranken (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) beantwortet Fragen im Zusammenhang mit dem Zuzug von in- und ausländischen Fach- und Arbeitskräften bzw. leitet diese an die zuständigen Stellen weiter. Dabei übernimmt das Welcome Service Center eine Lotsenfunktion. Hier werden auch weitere Informationen auf Spanisch und Deutsch (demnächst noch in weiteren Sprachen) zur Verfügung gestellt. Das Konzept dieser beiden Welcome Service Center wurde von der „Allianz pro Fachkräfte“ der Europäischen Metropolregion Nürnberg entwickelt. Das Welcome Service Center Neumarkt hält für neue Fachkräfte, die von ihren Firmen eine sogenannte Welcome Card bekommen (mittels des darauf enthaltenen Passworts sie sich auf der Seite www.welcome.neumarkt.de ins Welcome Service Center einloggen können), viele Informationen zur Stadt bereit (z. B. ein Behördenverzeichnis, Adressen aller Makler). Das Service Center für internationale Fachkräfte München unterstützt als zentrale Anlaufstelle auch schon vor der Einreise. Es bietet Information und Beratung u. a. zu Visum und Einreise, Familiennachzug, Wohnen und Arbeiten sowie Schule und Studium. Als „Wegweiser“ werden weitere Kontakte zu anderen Abteilungen oder Behörden vor Ort vermittelt. Information und Beratung werden sowohl für Arbeitgeber oder Dienstleister, die qualifizierte Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland beschäftigten wollen, als auch für qualifizierte Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland und deren Familienangehörige (Ehepartner, eingetragene Lebenspartner, Kinder) geboten. Die Welcome Center der Bundesagentur für Arbeit in Selb, Weiden und Cham (EURES) dienen als Informations-, Beratungs- und Vermittlungseinrichtung für sozialversicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Die Standorte sind an grenzübergreifenden Entwicklungsachsen mit Mobilitätsströmen. Die EU-Bürger erhalten wie in einem „one-stop-shop“ Informationen über den Arbeitsmarkt , die Sozialversicherung, Tipps zur Wohnungssuche, Kinderbetreuungseinrichtung bis hin zu Anerkennungsverfahren der Berufe. Unter den mehr als zehn EURES-Partnerschaften ist EU- RES Bayern-Tschechien die erste zwischen einem alten und einem neuen EU-Staat. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Normalisierung des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes zu unterstützen. Unter dem Akronym EURES versteckt sich der programmatische Name EURopean Employment Services. Er bezeichnet eine der wichtigsten Arbeitsmarktinitiativen der Euro päischen Union und der öffentlichen Arbeitsverwaltungen europäischer Staaten. Das weitgesteckte Ziel von EU- RES ist, die grenzüberschreitende Freizügigkeit durchzusetzen und die Mobilität der Arbeitnehmer, Unternehmer sowie Auszubildenden in Europa zu fördern. Das TUM.Family – Welcome Center for International Researchers Technische Universität München ist Teil der Netzwerkinitiative MUNICH WELCOME!, welcher bislang die Technische Universität München und die Max-Planck-Gesellschaft als offizielle Netzwerkpartner angehören. Die Initiative unterstützt die Anwerbung, Integration und Bindung internationaler Fachkräfte und Wissenschaftler/-innen im Münchner Großraum. In einer gemeinsamen Erstanlaufstelle werden internationalen Talenten mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss passgenaue Willkommensdienstleistungen angeboten. Unterstützung erfolgt bei der Vorbereitung für Behördengänge aller Art, der Wohnraumsuche, im Bereich Familienservice (Kinderbetreuung/Schule), bei der Karriereberatung für Partner/in, bei der Orientierung, Integration und Vernetzung in München sowie in Form von Vorträgen und Veranstaltungen zu Sozialversicherungsthemen und interkulturellen Fragen. Das Welcome Center an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ist die zentrale Beratungs- und Servicestelle für neu berufene Professorinnen und Professoren sowie für internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Unterstützung erfolgt bei allen administrativen und praktischen Fragen rund um ihre Arbeitsaufnahme und das Leben in Würzburg. Weitere Informationen finden sich online unter den bei Frage 1 a angegebenen Links. 4. a) Treten bei den „Welcome-Centern“ Beratungsbedarfe auf, welche die Mitarbeiter nicht bearbeiten können beziehungsweise dürfen? Zu der Fragestellung liegen der Staatsregierung keine Informationen vor. b) Wenn ja welche und mit welcher Häufigkeit? Zu der Fragestellung liegen der Staatsregierung keine Informationen vor. c) Wie wird mit solchen Fällen verfahren? Zu der Fragestellung liegen der Staatsregierung keine Informationen vor. 5. a) Wie viele Beratungsfälle verzeichneten die einzelnen „Welcome-Center“ seit ihrer Einrichtung? Drucksache 17/12774 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Angaben liegen lediglich in Bezug auf die Welcome-Center der Bundesagentur für Arbeit im Rahmen der EURES-Partnerschaft vor: Insgesamt wurden vom 1. Oktober 2015 bis 30. Juni 2016 ca. 2.450 Anliegen in den Welcome-Centern bearbeitet. Für 2017 werden ca. 7.500 Informations- und Beratungskunden erwartet. b) Zu welchen Fragestellungen fanden wie viele Beratungen statt? Zu der Fragestellung liegen der Staatsregierung keine Informationen vor. c) Wie setzt sich der Kreis der Beratenen zusammen (Herkunft, Qualifikation)? Zu der Fragestellung liegen der Staatsregierung keine Informationen vor. 6. a) Ist ein weiterer Ausbau der „Welcome-Center“ in der Fläche geplant? Zu der Fragestellung liegen der Staatsregierung keine Informationen vor. b) In welchem Umfang beteiligt sich der Freistaat Bayern gegebenenfalls an der Finanzierung des Ausbaus und des Betriebs? Die Staatsregierung selbst betreibt keine sogenannten Welcome -Center für Fachkräfte, sie sind selbst nicht Gegenstand einer institutionellen Förderung.