Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Prof. Dr. Michael Piazolo FREIE WÄHLER vom 16.06.2016 Fast-Track-Promotion Mit einem Beschluss der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 2000 wurde es besonders guten Bachelorabsolventen ermöglicht, den Master zu überspringen, um direkt auf die Promotion hinarbeiten zu können. Bachelorabsolventen können somit binnen vier Jahre den Doktortitel erwerben und dadurch den Masterstudiengang quasi überspringen. Dieses Verfahren läuft unter der Bezeichnung „Fast-Track“- Promotion, wird gelegentlich aber auch als „direct-Track“- Promotion bezeichnet. Hierbei existieren zwei Modelle: a) „Fast-Track-Promotion mit Verkürzung/Flexibilisierung der Masterphase“ und b) „Fast-Track-Promotion durch Verkürzung der Promotionsphase“. Vor diesem Hintergrund frage ich die Staatsregierung: 1. Welche bayerischen Universitäten machen von der Möglichkeit der „Fast-Track“-Promotion Gebrauch (bitte aufschlüsseln nach einzelnen Hochschulen unter Angabe der Studierendenzahlen – aufgeschlüsselt nach weiblich/männlich)? 2. In welchen wissenschaftlichen Disziplinen wird die Fast-Track-Promotion an den bayerischen Universitäten angeboten (bitte auch unter Nennung der Fächergruppen , des Fachs und des Lehrstuhls)? 3. In welcher Weise, also nach welchem Modell, wird die Möglichkeit der Fast-Track-Promotion an den entsprechenden Universitäten angeboten (bitte aufschlüsseln nach einzelnen Hochschulen unter Angabe der Fächergruppe , des Fachs und des Lehrstuhls)? 4. Inwiefern wird im Rahmen einer Verbundpromotion das Modell des „Fast-Track“ auch für die bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Zukunft möglich sein? 5. Inwiefern erachtet die Staatsregierung die Fast-Track Promotion als zusätzlichen und gewinnbringenden Faktor für die weitere Dynamisierung des Forschungsund Wissenschaftsstandortes Bayern im internationalen Vergleich? 6. Welche Kenntnisse liegen der Staatsregierung vor, inwieweit der Ressourcenbedarf an Universitäten, die Fast-Track-Promotionen anbieten, durch die Anpassung des Lehrangebots und der Straffung des Curri- culums gestiegen ist und ggf. nicht mehr zufriedenstellend gedeckt werden kann? a) Welche Möglichkeiten bestünden, die Universitäten mit entsprechenden Ressourcen, die Fast-Track-Promotionen anbieten, besser auszustatten, z. B. hinsichtlich der Lehrkapazitäten, der benötigten Infrastruktur und der finanziellen Ressourcen? 7. Wie, in welche Entgeltgruppe, werden Fast-Track- Promovierende nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes eingestuft? a) Wie wird die entsprechende Einstufung begründet? b) Inwiefern hält die Staatsregierung die Einstufung der Fast-Track-Promovierenden in die Besoldungsgruppe des öffentlichen Dienstes mit den aktuellen tarifrechtlichen Bedingungen für vereinbar? 8. Wie viele Absolventen und Absolventinnen der Fast- Track-Promotion gab es im Zeitraum von 2008 bis 2015 (bitte aufschlüsseln nach Universität, Fächergruppe /Fach und Lehrstuhl)? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 13.10.2016 Vorbemerkung: Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat in ihrem Beschluss „Zugang zur Promotion für Master-/Magister- und Bachelor-/ Bakkalaureusabsolventen“ vom 14. April 2000 festgestellt, dass „Inhaber eines im In- oder Ausland erworbenen Bachelor -/Bakkalaureusgrads […] im Wege eines Eignungsfeststellungsverfahrens unmittelbar zu einem Promotionsstudium zugelassen werden [können]. Die Universitäten regeln den Zugang sowie die Ausgestaltung des Eignungsfeststellungsverfahrens und ggf. das Zusammenwirken mit Fachhochschulen in ihren Promotionsordnungen“. Bayern hat diesen Beschluss mit Art. 64 Abs. 1 Satz 3 des Bayerischen Hochschulgesetzes (BayHSchG) umgesetzt: „Die Universitäten […] regeln in der Promotionsordnung, unter welchen Voraussetzungen Absolventen und Absolventinnen sonstiger universitärer Studiengänge, sonstiger Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 19.12.2016 17/13386 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/13386 Fachhochschulstudiengänge, […] zugelassen werden;…“ Auf dieser gesetzlichen Grundlage können an bayerischen Universitäten1 besonders qualifizierte Bachelorabsolventinnen und -absolventen unter bestimmten Voraussetzungen, die die – gemessen an der zu gewährleistenden hohen Qualität der Promotion – individuelle Eignung für den Zugang zur Promotion sicherstellen, zur Promotion zugelassen werden. In der Umsetzung dieser sogenannten „Fast-Track-Promotion “ haben sich in der Praxis zwei grundsätzliche Modelle herausgebildet: Teilweise müssen die Doktorandinnen und Doktoranden parallel zur Promotion ein Masterstudium abschließen, teilweise ist die Erlangung eines Mastergrades nicht zwingend vorgeschrieben. 1. Welche bayerischen Universitäten machen von der Möglichkeit der „Fast-Track“-Promotion Gebrauch (bitte aufschlüsseln nach einzelnen Hochschulen unter Angabe der Studierendenzahlen – aufgeschlüsselt nach weiblich/männlich)? Fast-Track-Promotionen2 werden laut einer Umfrage bei den bayerischen Universitäten3 derzeit durchgeführt an der • Universität Augsburg: Hier sind derzeit 334 Doktorandinnen und Doktoranden eingeschrieben, davon sind 135 weiblich und 199 männlich. Eine Fast-Track-Promotion wird derzeit nicht betreut. • Universität Bayreuth: Hier promovieren derzeit 1.137 Doktorandinnen und Doktoranden, davon sind 465 weiblich und 672 männlich. In einer Fast-Track-Promotion befinden sich dabei neun Doktorandinnen und Doktoranden , davon sind sechs weiblich und drei männlich. • Friedrich-Alexander Universität (FAU) Erlangen- Nürnberg: Hier sind derzeit 4.381 Doktorandinnen und Doktoranden registriert, davon sind 1.772 weiblich und 2.609 männlich. In einer Fast-Track-Promotion befinden sich dabei 31 Doktorandinnen und Doktoranden, davon sind 18 weiblich und 13 männlich. • Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Hier promovieren derzeit (Stichtag 01.12.2015) 6.838 Doktorandinnen und Doktoranden, davon sind 3.852 weiblich und 2.986 männlich. In einer Fast-Track-Promotion befinden sich dabei 40 Doktorandinnen und Doktoranden, davon sind 21 weiblich und 19 männlich. • Technischen Universität München (TUM): Hier promovieren in der TUM Graduate School – noch nicht alle Doktorandinnen und Doktoranden sind dort Mitglied, geschätzt dürften derzeit insgesamt ca. 5.000 Doktorandinnen und Doktoranden an der TUM promovieren – derzeit 4.344 Doktorandinnen und Doktoranden, davon 34 Prozent weiblich und 66 Prozent männlich. In einer Fast- Track-Promotion befinden sich dabei 83 Doktorandinnen und Doktoranden, davon sind 34 weiblich und 49 männlich . • Universität Passau: Im Sommersemester 2016 waren 333 Doktorandinnen und Doktoranden eingeschrieben, davon sind 139 weiblich und 194 männlich. In einer Fast- Track-Promotion befinden sich dabei sieben Doktorandinnen und Doktoranden, davon sind drei weiblich und vier männlich. • Universität Regensburg: Hier sind derzeit 2.462 Doktorandinnen und Doktoranden registriert, davon sind 1.300 weiblich und 1.162 männlich. Derzeit wird eine Fast- Track-Promotion betreut. • Julius-Maximilians-Universität (Universität) Würzburg : Hier promovieren derzeit 1.294 Doktorandinnen und Doktoranden, davon sind 614 weiblich und 680 männlich. In einer Fast-Track-Promotion befinden sich dabei 19 Doktorandinnen und Doktoranden, davon sind elf weiblich und acht männlich. 2. In welchen wissenschaftlichen Disziplinen wird die Fast-Track-Promotion an den bayerischen Universitäten angeboten (bitte auch unter Nennung der Fächergruppen, des Fachs und des Lehrstuhls)? Fast-Track-Promotionen werden an den vorbenannten bayerischen Universitäten laut o. g. Umfrage derzeit in folgenden Disziplinen praktiziert: • An der Universität Augsburg in der Wirtschaftswissenschaftlichen , der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen und der Philologisch-Historischen Fakultät . Fast-Track-Promotionen sind dabei an jeweils allen Lehrstühlen der Fakultät möglich. • An der Universität Bayreuth in den Naturwissenschaften (Molekulare Biowissenschaften: Lehrstühle für Organische Chemie / Genetik / Zellbiologie; Polymer Science (Polymerwissenschaften): Lehrstühle für Organische Chemie / Makromolekulare Biochemie; Geowissenschaften : Lehrstuhl für Struktur und Dynamik der Erdmaterie; Ökologie und Umweltforschung: Lehrstuhl für Tierökologie ; Materialchemie und Katalyse: Lehrstuhl für Anorganische Chemie) sowie den Geisteswissenschaften (Erziehungswissenschaften : Lehrstuhl für Schulpädagogik; Medienwissenschaft: Lehrstuhl für Medienwissenschaft; Medienkultur und Medienwirtschaft: Lehrstuhl für Angewandte Medienwissenschaft; Geschichte: Lehrstuhl für Alte Geschichte) und der Mathematik (Computational Mathematics in Science: Lehrstühle für Mathematik / Wirtschaftsmathematik; Analysis, Algebra und Geometry: Lehrstühle für Mathematik / Algebraische Geometrie). • An der FAU Erlangen-Nürnberg in der Naturwissenschaftlichen Fakultät und dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften . Dabei bietet ein durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Graduiertenkolleg (GRK 1660 Schlüsselsignale der adaptiven Immunantwort) die Möglichkeit der Fast-Track- Promotion auch im Rahmen eines strukturierten Promotionsprogramms . Aktuell promovieren in den Fächern Bioinformatik, Biologie, Molekulare Medizin, Physik und Geografie Fast-Track-Doktorandinnen und -Doktoranden , betreut von folgenden Lehrstühlen bzw. Professuren : Professur für Computational Biology, Professur für Immunologie, Professur für Mikrobiologie, Lehrstuhl für Humangenetik, Lehrstuhl für Biochemie, Professur für Bioinformatik, Professur für Genetik, Professur für Infektionsabwehr und Toleranz, Professur für Theoretische Physik, Lehrstuhl für Experimentalphysik (Optik), Lehrstuhl für Experimentalphysik (Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Professur), Lehrstuhl für Experimentalphysik (Teilchen- und Astroteilchenphysik), Lehrstuhl für Geografie (Kulturgeografie und Entwicklungsforschung), Lehrstuhl für Geografie (Physische Geografie). • An der TUM in der Mathematik (Elitestudiengang Top- Math – Mathematik mit Promotion) und der Medizin 1 bzw. Hochschulen mit Promotionsrecht oder kooperativen Einrichtungen, die von den Universitäten und Hochschulen mit Promotionsrecht mit der Ausübung des Promotionsrechts beauftragt worden sind, 2 Umfang der Promotionsvorhaben soweit ermittelbar, da es weder eine Immatrikulationspflicht noch derzeit eine statistische Datenerhebung gibt. Im Rahmen der Novellierung des Hochschulstatistikgesetzes zum 01.03.2016 wird ab dem Jahr 2017 eine Promovierendenstatistik aufgebaut. 3 ohne Universität der Bundeswehr München Drucksache 17/13386 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 (PhD-Programm Medical Life Science and Technology). • An der LMU in der Betriebswirtschaftslehre (Fächergruppe Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) – Fast-Track-Promotionen sind hier an jeweils allen Lehrstühlen der Fächergruppe möglich – und der Biologie (Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften) in der Graduate School of Systemic Neurosciences und der Graduate School Life Science Munich. • An der Universität Passau in den Fakultäten für Wirtschaftswissenschaften und Philosophie, der Juristischen Fakultät sowie der Fakultät für Informatik und Mathematik. Fast-Track-Promotionen sind dabei jeweils an allen Lehrstühlen der betroffenen Fakultäten möglich. • An der Universität Regensburg in der Chemie und Pharmazie, der Biomedizin und den Humanwissenschaften . Fast-Track-Promotionen sind dabei an allen Lehrstühlen der betroffenen Fakultäten (Chemie und Pharmazie / Medizin) möglich. In der Graduiertenschule RIGel (Regensburger Internationale Graduiertenschule für Lebenswissenschaften) der Fakultät für Biologie und Vorklinischen Medizin können Fast-Track-Promotionen in der Zellulären Biochemie und Biophysik, der Molekularen Ökologie und Evolutionsbiologie, der Neurobiologie oder der Biomedizin erfolgen. • An der Universität Würzburg in den Geisteswissenschaften (Archäologie: Lehrstuhl für Klassische Archäologie ; Sinologie: Lehrstuhl für Südostasien), den Ingenieurwissenschaften (Bioinformatik: Lehrstuhl für Bioinformatik), in der/den Mathematik und Naturwissenschaften (Biochemie: Institut für Klinische Biochemie und Pathobiochemie, Lehrstuhl für Biochemie; Biologie: Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Orthopädische Klinik, Zentrum für Infektionsforschung, Lehrstühle für Anatomie und Zellbildung / Immunologie / Klinische Neurobiologie / Klinische Neurologie / Mikrobiologie / Molekulare Infektionsbiologie I / Molekulare Psychiatrie / Neurobiologie und Genetik / Pharmazeutische Biologie / Physiologische Chemie / Zoologie III; Biomedizin: Lehrstühle für Anatomie II / Biochemie und Molekularbiologie / Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde / Toxikologie, Rudolf-Virchow -Zentrum; Chemie: Lehrstuhl für Organische Chemie I) sowie in den Rechts-, Wirtschaft- und Sozialwissenschaften (Volkswirtschaftslehre: Lehrstuhl für VWL, Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen). 3. In welcher Weise, also nach welchem Modell, wird die Möglichkeit der Fast-Track-Promotion an den entsprechenden Universitäten angeboten (bitte aufschlüsseln nach einzelnen Hochschulen unter Angabe der Fächergruppe, des Fachs und des Lehrstuhls)? An den vorbenannten bayerischen Universitäten wird die Fast-Track-Promotion laut o.g. Umfrage dabei derzeit wie folgt angeboten: An der Universität Bayreuth erfolgt die Fast-Track-Promotion in den Naturwissenschaften sowie in der Mathematik parallel zum Masterstudium und setzt die Erlangung des Mastergrades voraus. In den Geisteswissenschaften ist der Erwerb eines Mastergrades nicht zwingend vorgeschrieben. An der LMU erfolgt die Fast-Track-Promotion in der Betriebswirtschaftslehre parallel zum Masterstudium und setzt die Erlangung des Mastergrades voraus. In der Biologie ist die Erlangung eines Mastergrades nicht zwingend vorgeschrieben . An den Universitäten in Augsburg, Erlangen/Nürnberg, Passau, Regensburg und Würzburg ist für die Fast-Track- Promotion in allen Disziplinen die Erlangung eines Mastergrades nicht zwingend vorgeschrieben. An der TUM erfolgt die Fast-Track-Promotion in allen Disziplinen parallel zum Masterstudium und setzt die Erlangung des Mastergrades voraus. 4. Inwiefern wird im Rahmen einer Verbundpromotion das Modell des „Fast-Track“ auch für die bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Zukunft möglich sein? Art. 64 Abs. 1 Satz 3 BayHSchG unterscheidet beim Bachelorabschluss nicht, ob dieser an einer Universität oder an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften bzw. Technischen Hochschule (HAW) erworben wurde. Damit darf auch bei der Festlegung der zusätzlich zu erfüllenden Voraussetzungen nicht nach der akademischen Provenienz unterschieden werden, entscheidend ist allein die individuelle Erfüllung der qualitativen Anforderungen. Eine Fast- Track-Promotion steht daher bereits jetzt grundsätzlich auch Bachelorabsolventinnen und -absolventen von HAWs offen. Dies gilt unabhängig von der Frage, ob ihre Promotion in einem von einer Universität oder in einem – im Rahmen einer kooperativen oder einer Verbundpromotion – von einer Universität und HAW gemeinsam getragenen Promotionsverfahren erfolgt. 5. Inwiefern erachtet die Staatsregierung die Fast- Track-Promotion als zusätzlichen und gewinnbringenden Faktor für die weitere Dynamisierung des Forschungs-und Wissenschaftsstandortes Bayern im internationalen Vergleich? Bereits vor der Einführung der gestuften Studienstruktur mit Bachelor- und Masterstudiengängen in Deutschland hat es die KMK in ihrem Beschluss „Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Studienstandorts Deutschland“ vom 24. Oktober 1997 als notwendig angesehen, besonders qualifizierten ausländischen Bewerberinnen und Bewerbern mit Bachelorabschluss einen bedingten Zugang zur Promotion zu ermöglichen, und hat dies als gezielte Maßnahme der Nachwuchsförderung verstanden. Diese Möglichkeit war zunächst darauf ausgerichtet, die Attraktivität der deutschen Hochschulen für besonders qualifizierte ausländische Doktorandinnen und Doktoranden zu stärken. In Konsequenz der Umstellung auf die gestufte Studienstruktur auch in Deutschland gilt dies nun gleichermaßen für im Inland erworbene Bachelorgrade: Auch besonders qualifizierten Absolventinnen und Absolventen von Bachelorstudiengängen an deutschen Hochschulen muss im Sinne der Bestenförderung die Möglichkeit der Promotion geboten werden, um im internationalen Wettbewerb um den wissenschaftlichen Nachwuchs konkurrenzfähige Ausgangsbedingungen zu schaffen. 6. Welche Kenntnisse liegen der Staatsregierung vor, inwieweit der Ressourcenbedarf an Universitäten , die Fast-Track-Promotionen anbieten, durch die Anpassung des Lehrangebots und der Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/13386 Straffung des Curriculums gestiegen ist und ggf. nicht mehr zufriedenstellend gedeckt werden kann? a) Welche Möglichkeiten bestünden, die Universitäten mit entsprechenden Ressourcen, die Fast- Track-Promotionen anbieten, besser auszustatten, z. B. hinsichtlich der Lehrkapazitäten, der benötigten Infrastruktur und der finanziellen Ressourcen? Der Staatsregierung liegen keine Informationen vor, ob und inwieweit der Ressourcenbedarf durch die Betreuung von Fast-Track-Promotionen an bayerischen Universitäten angestiegen ist und dass dieser gegebenenfalls nicht zufriedenstellend gedeckt werden kann. Der Wissenschaftsrat hat in seinem Positionspapier „Anforderungen an die Qualitätssicherung der Promotion“ (2011) festgestellt: „Wenn besonders befähigte Kandidatinnen und Kandidaten insbesondere aus dem Ausland nach dem Bachelorabschluss zur Promotion angenommen werden, ist eine weitergehende promotionsbegleitende Fachausbildung und eine intensivere Begleitung gerade der Anfangsphase der Promotion notwendig .“ (a. a. O., S. 17). Eine spezielle Förderung einer solchen qualitativ hochwertigen Begleitung ist in bayerischen und Bund-Länder-Doktorandenförderprogrammen möglich. 7. Wie, in welche Entgeltgruppe, werden Fast-Track- Promovierende nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes eingestuft? a) Wie wird die entsprechende Einstufung begründet ? b) Inwiefern hält die Staatsregierung die Einstufung der Fast-Track-Promovierenden in die Besoldungsgruppe des öffentlichen Dienstes mit den aktuellen tarifrechtlichen Bedingungen für vereinbar ? Fast-Track-Doktorandinnen und -Doktoranden verfügen als formale Qualifikation über einen Bachelorabschluss, der den Einstieg in der dritten Qualifikationsebene bzw. eine Eingruppierung bis zu Entgeltgruppe 12 TV-L bei Ausübung entsprechender Tätigkeiten in der Forschung (vgl. Nr. 1 Abs. 4 Satz 1 der Vorbemerkungen zu allen Teilen der Entgeltordnung zum TV-L) ermöglicht. Das Tarifrecht folgt insoweit der laufbahnrechtlichen Zuordnung. Eine höhere Einstufung bzw. Eingruppierung kommt erst mit Abschluss der Promotion (in Sonderfällen) oder Erwerb eines Masterabschlusses in Betracht. Für die Einstufung bzw. Eingruppierung ist stets ausschließlich die Ausbildung oder Vorbildung maßgebend, die zum Zeitpunkt der Zuordnung vorhanden ist und nachgewiesen werden kann. Da der Freistaat Bayern an geltende Tarifverträge gebunden ist, könnte eine höhere Eingruppierung von Fast-Track-Doktorandinnen und -Doktoranden nur durch eine Änderung tariflicher Bestimmungen erreicht werden . Allerdings würde eine Einstufung bzw. Eingruppierung im Vorgriff auf künftig noch zu erwerbende Qualifikationen die gesamte laufbahnrechtliche und tarifrechtliche Systematik sprengen. 8. Wie viele Absolventen und Absolventinnen der Fast-Track-Promotion gab es im Zeitraum von 2008 bis 2015 (bitte aufschlüsseln nach Universität , Fächergruppe/Fach und Lehrstuhl)? Laut o. g. Umfrage wurden an den vorbenannten bayerischen Universitäten im Zeitraum von 2008 bis 2015 in folgendem Umfang Fast-Track-Promotionen4 abgeschlossen, wobei im Hinblick auf die zum Teil niedrigen Fallzahlen gegebenenfalls keine detaillierte Aufschlüsselung vorgenommen wurde: • An der Universitäten Augsburg und Passau wurden Fast-Track-Promotionen jeweils im niedrigen einstelligen Bereich abgeschlossen. • An den Universität Bayreuth wurden insgesamt zehn Fast-Track-Promotionen in den Natur-(Molekulare Biowissenschaften , Polymer Science (Polymerwissenschaften ), Geowissenschaften) und Geisteswissenschaften (Erziehungswissenschaften, Medienwissenschaft) abgeschlossen . • An der FAU Erlangen-Nürnberg wurden insgesamt neun Fast-Track-Promotionen in der Biologie und der Molekularen Medizin abgeschlossen. • An der LMU wurden insgesamt elf Fast-Track-Promotionen (Betriebswirtschaftslehre: fünf; Biologie: sechs) abgeschlossen . • An der TUM wurden insgesamt 105 Fast-Track-Promotionen (Mathematik, Elitestudiengang TopMath – Mathematik mit Promotion: 29; Medizin, PhD-Programm Medical Life Science and Technology: 76) abgeschlossen. • An der Universität Würzburg wurden insgesamt 20 Fast-Track-Promotionen (Ingenieurwissenschaften: vier; Mathematik und Naturwissenschaften: 16) abgeschlossen . 4 vgl. Fußnote 2