Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Markus Rinderspacher SPD vom 10.08.2016 Fuchspopulation in Bayern Ich frage die Staatsregierung: 1.1 Wie hat sich die Population der Rotfüchse in Bayern seit 2006 entwickelt? 1.2 Welche Ursachen sieht die Staatsregierung für die Entwicklung? 1.3 Welche Prognosen zur Populationsentwicklung liegen vor? 2. Wie lassen sich Fuchspopulationen regulieren? 3. Welche Erkenntnisse hat die Staatsregierung über die sogenannten „Stadtfüchse“? 4. Welche lokalen Schwerpunkte gibt es diesbezüglich im Freistaat? 5. Welche Problemstellungen sind mit „Stadtfüchsen“ verbunden? 6. Welche Erkenntnisse hat die Staatsregierung über die Entwicklung von Staupe, Fuchsbandwurm und Fuchsräude im Freistaat? 7.1 Welche Maßnahmen werden in Bayern zur Seuchenabwehr und zum Schutz von Mensch und (Haus)tier durchgeführt? 7.2 Welche Kosten sind damit verbunden? Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 12.10.2016 Die o. g. Schriftliche Anfrage wird in Abstimmung mit dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz wie folgt beantwortet: 1.1 Wie hat sich die Population der Rotfüchse in Bayern seit 2006 entwickelt? Die genaue Anzahl an Tieren einer frei lebenden Wildtierpopulation lässt sich kaum ermitteln. Als ein Weiser für die Populationsentwicklung kann daher die Zahl der erlegten Tiere herangezogen werden. Wie auf nachfolgender Grafik erkennbar, bewegt sich die Zahl der erlegten Füchse seit 2006 auf etwa gleichbleibendem Niveau. Da eine Jagdausübung innerhalb befriedeter Gebiete wie Städte, Dörfer, sonstige Siedlungsanlagen nur mit Ausnahmegenehmigungen erfolgen kann, lassen sich anhand der Streckenstatistik lediglich beschränkte Aussagen für die Gesamtpopulation der Füchse in Bayern ableiten (siehe Antwort zu Frage 4). Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 16.12.2016 17/13415 Bayerischer Landtag Seite 2 von 6 Zu Frage 1.2: Welche Ursachen sieht die Staatregierung für die Entwicklung? Es ist keine eindeutige Entwicklung erkennbar (siehe Frage 1). Zu Frage 1.3: Welche Prognosen zur Populationsentwicklung liegen vor? Prognosen sind aufgrund vielfältiger Faktoren, die auf einen Wildtierpopulation einwirken, schwer zu treffen. Neben der Bejagungsintensität spielen Klimaveränderungen, Witterung, Krankheiten sowie Lebensraumveränderungen eine maßgebliche Rolle. Zudem erschließen sich Füchse weitere, vielfältige Lebensräume in urbanen Gebieten. Diese multiplen Faktoren können unterschiedlich stark auf die Fuchspopulation einwirken. Zu Frage 2: Wie lassen sich Fuchspopulationen regulieren? Von den unterschiedlich stark auf die Fuchspopulation wirkenden multiplen Faktoren kann in der Regel lediglich auf die Bejagungsintensität Einfluss genommen werden. Inwieweit die jeweilige Bejagungsintensität Regulierungseffekte erzielt, kann nur vor Ort für einen konkret begrenzten Lebens- Streckenentwicklung beim Fuchs in Bayern von 2006-2014 150000 100000 50000 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/13415 1.2 Welche Ursachen sieht die Staatsregierung für die Entwicklung? Es ist keine eindeutige Entwicklung erkennbar (siehe Antwort zu Frage 1). 1.3 Welche Prognosen zur Populationsentwicklung liegen vor? Prognosen sind aufgrund vielfältiger Faktoren, die auf eine Wildtierpopulation einwirken, schwer zu treffen. Neben der Bejagungsintensität spielen Klimaveränderungen, Witterung , Krankheiten sowie Lebensraumveränderungen eine maßgebliche Rolle. Zudem erschließen sich Füchse weitere , vielfältige Lebensräume in urbanen Gebieten. Diese multiplen Faktoren können unterschiedlich stark auf die Fuchspopulation einwirken. 2. Wie lassen sich Fuchspopulationen regulieren? Von den unterschiedlich stark auf die Fuchspopulation wirkenden multiplen Faktoren kann in der Regel lediglich auf die Bejagungsintensität Einfluss genommen werden. Inwieweit die jeweilige Bejagungsintensität Regulierungseffekte erzielt, kann nur vor Ort für einen konkret begrenzten Lebensraum eingeschätzt werden. Dies obliegt den jagdausübungsberechtigten Revierinhabern in Eigenverantwortung. 3. Welche Erkenntnisse hat die Staatsregierung über die sogenannten „Stadtfüchse“? Der Rotfuchs ist als anpassungsfähige Tierart mit einem breiten Nahrungsspektrum sehr gut in der Lage, Wohngebiete bzw. Siedlungen als Lebensraum zu nutzen. Er passt sich nicht nur an den jeweiligen Lebensraum, sondern auch an uns Menschen an (dämmerungsaktiv, teilweise tagaktiv). Dieses Phänomen der Stadtfüchse ist weltweit zu beobachten und hat mittlerweile auch in Deutschland Einzug gehalten . Füchse haben den Siedlungsraum für sich als neuen Lebensraum erobert. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen , dass die essenziellen Ressourcen (Nahrung, Unterschlupf ) in der Stadt in sehr viel höherem Maß vorhanden sind als auf dem Land. Als Allesfresser kann der Fuchs nahezu jede Nahrungsquelle verwerten. Er findet in der Stadt somit die besseren Lebensbedingungen vor. Es findet aber keine oft vermutete „Landflucht“ statt, sondern eine Anpassung an einen für ihn optimalen Lebensraum. Weitere Informationen zum Fuchs finden sich im Wildtierportal Bayern (www.wildtierportal.bayern.de). 4. Welche lokalen Schwerpunkte gibt es diesbezüglich im Freistaat? Die Höhe der Fuchsdichte ist eine Funktion der Lebensraumqualität . Allgemein kann gesagt werden, dass aufgrund der besseren Lebensbedingungen die Fuchsdichte in der Stadt pro 100 ha bis zu 10-fach höher sein kann als auf dem Land. Dörfer und Kleinstädte nehmen mit 3–5 Füchsen pro 100 ha eine Mittelposition ein. Der ländliche Raum weist mit 1–3 Füchsen pro 100 ha die geringste Fuchsdichte auf. 5. Welche Problemstellungen sind mit „Stadtfüchsen “ verbunden? Bürger nehmen „Stadtfüchse“ unterschiedlich wahr, da die persönlichen Einstellungen, Meinungen, Bedenken oder auch Ängste verschieden sind. In der überwiegenden Zahl der Fälle empfinden Bürger Füchse positiv. Durch das enge Zusammenleben können aber vereinzelt Konflikte auftreten. Problematisch wird der Fuchs im Zusammenhang mit der Übertragung von Krankheiten gesehen oder wenn Schäden an Haustieren auftreten, beispielsweise beim Töten von Hausgeflügel oder Stallhasen. 6. Welche Erkenntnisse hat die Staatsregierung über die Entwicklung von Staupe, Fuchsbandwurm und Fuchsräude im Freistaat? Weder Staupe noch Räude sind tierseuchenrechtlich reglementiert , daher liegen keine Daten über die Befallsrate bei Füchsen vor. Für die Echinokokkose (Befall mit Fuchsbandwurm FBW) besteht Meldepflicht nach der „Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten“. Es ist davon auszugehen, dass rd. 30 % der Füchse in Bayern mit dem FBW infiziert sind (Untersuchungen am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ). 7.1 Welche Maßnahmen werden in Bayern zur Seuchenabwehr und zum Schutz von Mensch und (Haus)tier durchgeführt? Maßnahmen zur Seuchenabwehr: keine, da keine Rechtsgrundlage (s. Antwort zu Frage 6). Schutz von Mensch und Haustier: • Staupe: regelmäßige Impfung von Hunden; • Räude: befallene Hunde oder Katzen: Parasitenbehandlung ; • FBW: In Deutschland wurden und werden, z. T. im Rahmen von Forschungsprojekten, regional verschiedene Beköderungsversuche zur Entwurmung der Füchse durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass eine Entwurmung nur bei einer dauerhaften, d. h. auf sehr lange Zeit angelegten Maßnahme zur Senkung der Befallsrate führen kann. Diese steigt nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand nach Einstellung der Entwurmung wegen der stetigen Reinfektionsgefahr der Füchse wieder signifikant an. Eine vollständige Tilgung der Parasiten konnte durch die Beköderungsmaßnahmen in keinem bisher veröffentlichten Projekt erreicht werden. Damit ist diese Methode unter den Aspekten der Wirksamkeit und insbesondere auch wegen einer möglichen Resistenzbildung sowie der Finanzierbarkeit nicht zielführend. Eine weitaus höhere Bedeutung für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung hat die regelmäßige Entwurmung von in menschlicher Obhut gehaltener Hunden und Katzen. Diese Tiere können jederzeit infizierte Mäuse verzehren und stellen durch den engen Kontakt zum Besitzer ein größeres Gefährdungspotenzial dar als der Fuchs. Weitere Strategien zur Eindämmung des Infektionsrisikos sind die Aufklärung der Bevölkerung hinsichtlich präventiver Maßnahmen wie die Vermeidung der Domestizierung der Füchse im menschlichen Siedlungsbereich und die Beachtung der hygienischen Empfehlungen im Umgang mit potenziell kontaminierten Lebensmitteln. Sachliche und allgemein verständliche Informationen zum Thema Fuchsbandwurm bietet u. a. die Internetseite des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Nachdem aufgrund der oben geschilderten wissenschaftlichen Erkenntnisse die Methode der Entwurmung unter dem Aspekt der Wirksamkeit nicht geeignet ist, auf Dauer die Befallsrate bei Füchsen zu verringern, lässt sich bei Ab-