Antwort des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom 18.11.2016 1. Werden die in § 78 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) unter Abs. 2, 3 und 4 genannten Ausnahmeregelungen zum Bau in festgesetzten Überschwemmungsgebieten derzeit weiterhin angewandt? § 78 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 bis Nr. 9, Abs. 6 WHG normiert Verbote in festgesetzten bzw. vorläufig gesicherten Überschwemmungsgebieten . Nach Sinn und Zweck der Verbote sollen nur Maßnahmen verboten sein, die den Belangen des vorsorgenden Hochwasserschutzes zuwiderlaufen. Die Berücksichtigung der Belange des vorsorgenden Hochwasserschutzes wird durch die kumulativ zu erfüllenden Tatbestandsvoraussetzungen der jeweiligen Ausnahme (Abs. 2, Abs. 3 bzw. Abs. 4) sichergestellt. § 78 Abs. 2, Abs. 3 und Abs. 4 WHG sind geltendes Recht und werden vor diesem Hintergrund weiterhin angewandt. 2. Wenn ja, ist eine Gesetzesverschärfung vonseiten der Staatsregierung geplant und dann in welcher Form? Bei § 78 WHG handelt es sich um eine bundesgesetzliche Regelung. Im aktuell vorliegenden Entwurf der Bundesregierung eines Gesetzes zur weiteren Verbesserung des Hochwasserschutzes und zur Vereinfachung von Verfahren des Hochwasserschutzes (Hochwasserschutzgesetz II) ist eine wesentliche Verschärfung der Ausnahmeregelungen nicht vorgesehen. 3. Wie viele Bauten wurden 2014, 2015 und 2016 in festgesetzten Überschwemmungsgebieten genehmigt (private und staatliche Bauten bitte getrennt aufführen ) und mit welcher Begründung wurden sie jeweils genehmigt? 4. Wie viele Bauten (siehe Frage 3) wurden 2014–2016 nicht genehmigt und wie lautete jeweils die Begründung (bitte nach Landkreisen aufschlüsseln)? Eine Übersicht über die nach § 78 Abs. 3 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) erteilten bzw. nicht erteilten Ausnahmen vom Verbot der Errichtung und Erweiterung baulicher Anlagen findet sich in der als Anlage beigefügten Tabelle. Der Vollständigkeit halber wurden hierbei die Zahlen sowohl für festgesetzte als auch vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiete abgefragt. Als Grund für die Erteilung der Genehmigungen wurde von den zuständigen Kreisverwaltungsbehörden u. a. angeführt , dass die Voraussetzungen des § 78 Abs. 3 WHG vorlagen und insofern Belange des Hochwasserschutzes der Errichtung bzw. Erweiterung der betreffenden baulichen Anlage nicht entgegenstanden. Daneben gab es nach 17. Wahlperiode 13.01.2017 17/14348 Bayerischer Landtag Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Hans Jürgen Fahn FREIE WÄHLER vom 17.10.2016 Bebauung in Hochwasserschutzgebieten Im Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020plus des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom Juni 2014 wird das konsequente Freihalten hochwassergefährdeter Flächen von neuer Bebauung als wichtigstes Ziel der Flächenvorsorge genannt. Ich frage die Staatsregierung: 1. Werden die im § 78 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) unter Abs. 2, 3 und 4 genannten Ausnahmeregelungen zum Bau in festgesetzten Überschwemmungsgebieten derzeit weiterhin angewandt? 2. Wenn ja, ist eine Gesetzesverschärfung vonseiten der Staatsregierung geplant und dann in welcher Form? 3. Wie viele Bauten wurden 2014, 2015 und 2016 in festgesetzten Überschwemmungsgebieten genehmigt (private u. staatliche Bauten bitte getrennt aufführen) und mit welcher Begründung wurden sie jeweils genehmigt (bitte nach Landkreisen aufschlüsseln)? 4. Wie viele Bauten (siehe Frage 3) wurden 2014–2016 nicht genehmigt und wie lautete jeweils die Begründung (bitte nach Landkreisen aufschlüsseln)? Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/14348 Auskunft der Kreisverwaltungsbehörden Vorhaben, die sich zwar im förmlich festgesetzten Überschwemmungsgebiet befunden hätten, aber nach einer Neuberechnung nicht mehr im Bereich des Bemessungshochwassers (i. d. R. HQ100) liegen (vgl. auch § 76 Abs. 2 Satz 3 WHG). Insofern ist zwar weiterhin die Erteilung einer Genehmigung nach § 78 Abs. 3 WHG erforderlich, der neu berechnete Umgriff des Überschwemmungsgebiets kann aber im Rahmen der Ermessensentscheidung über die Erteilung der Genehmigung nach § 78 Abs. 3 WHG und der Prüfung der darin genannten Voraussetzungen berücksichtigt werden. Daneben wurde auch angegeben, dass sich Vorhaben am Randbereich eines Überschwemmungsgebietes und/ oder nur mit einem kleinen Teil im Überschwemmungsgebiet befunden hätten. Teilweise handelte es sich nur um Umbauten bzw. geringfügige Erweiterungen bestehender Bauten. Hinsichtlich der Zahl der „abgelehnten“ Vorhaben wurde von mehreren Kreisverwaltungsbehörden vorgebracht, dass in der Regel Vorgespräche einschließlich Beratungen zu Alternativstandorten u. Ä. stattfinden. Dementsprechend würden bereits vor der Antragstellung entweder die Planunterlagen durch den Bauherren überarbeitet oder der Vorhabenträger vom Vorhaben Abstand nehmen. Insofern käme es regelmäßig nicht zum Erlass eines Ablehnungsbescheids . Anträge, die nicht verbeschieden werden, werden statistisch nicht erfasst. Drucksache 17/14348 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Anlage St el lu ng na hm e zu r S ch rif tli ch en A nf ra ge d es A bg eo rd ne te n Dr . H an s J ür ge n Fa hn (F RE IE W ÄH LE R) AN LA GE 1. W ie v ie le B au te n w ur de n 20 14 , 2 01 5 un d 20 16 in v or lä uf ig g es ic he rt en b zw . f es tg es et zt en Ü be rs ch w em m un gs ge bi et en n ac h § 78 A bs . 3 W as se rh au sh al ts ge se tz (W HG ) g en eh m ig t ( pr iv at e un d st aa tli ch e Ba ut en 1 b itt e ge tr en nt a uf fü hr en ) u nd m it w el ch er B eg rü nd un g w ur de n si e je w ei ls g en eh m ig t ( bi tt e na ch L an dk re is en a uf sc hl üs se ln )? 20 14 An za hl u nd B eg rü nd un g 20 15 An za hl u nd B eg rü nd un g 20 16 An za hl u nd B eg rü nd un g pr iv at st aa tli ch pr iv at st aa tli ch pr iv at st aa tli ch La nd kr ei s A ic ha ch -F rie db er g 10 0 1 0 2 0 LR A Al tö tt in g 0 0 0 0 0 0 St ad t A m be rg 1 0 1 0 0 0 LR A Am be rg -S ul zb ac h 3 2 4 0 8 0 LR A An sb ac h 12 2 29 5 23 2 St ad t A ns ba ch 4 0 2 0 0 0 LR A As ch af fe nb ur g 2 0 5 0 11 2 St ad t A sc ha ffe nb ur g 0 0 1 0 1 2 LR A Au gs bu rg 11 2 30 1 16 3 St ad t A ug sb ur g 0 0 0 0 0 0 LR A Ba d Ki ss in ge n 27 0 27 1 16 0 St ad t B ad R ei ch en ha ll 0 0 0 0 0 0 LR A Ba d Tö lz- W ol fr at sh au se n 0 0 0 0 0 1 (k om m un al ) St ad t B am be rg 0 0 0 0 0 0 LR A Ba m be rg 6 2 9 3 7 1 St ad t B ay re ut h 1 0 0 0 0 0 LR A Ba yr eu th 0 0 0 1 1 10 LR A Be rc ht es ga de ne r L an d 1 0 2 1 4 0 St ad t B ur gh au se n 0 0 0 0 0 0 LR A Ch am 16 0 20 0 9 1 St ad t C ob ur g 7 0 0 3 (s ta at l/k om m un al ) 0 0 1 K om m un al e Vo rh ab en w ur de n te ilw ei se e xt ra a us ge w ie se n, te ilw ei se p riv at en B au te n, te ilw ei se st aa tli ch en B au te n zu ge sc hl ag en . Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/14348 Anlage 1 2 LR A Co bu rg 2 0 0 0 0 0 LR A Da ch au 2 0 2 0 8 1 St ad t D ac ha u 6 0 6 0 1 0 LR A De gg en do rf 77 1 82 8 47 3 G ro ße K re is st ad t (G rK r) D eg ge nd or f 87 0 38 0 12 0 LR A Di lli ng en 0 0 8 1 2 14 St ad t D ill in ge n 5 0 1 0 2 0 LR A Di ng ol fin g- La nd au 10 0 7 0 6 0 LR A Do na u- Ri es 4 0 4 1 5 1 St ad t D on au w ör th 3 0 13 0 3 0 LR A Eb er sb er g 22 0 27 0 20 0 LR A Ei ch st ät t 5 0 6 0 3 0 St ad t E ic hs tä tt 1 0 2 0 4 0 LR A Er di ng 2 1 (s ta at l/k om m un al ) 5 0 3 2 (s ta at l/k om m un al ) St ad t E rd in g k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. St ad t E rla ng en 1 0 0 0 0 0 LR A Er la ng en -H öc hs ta dt 4 2 2 4 2 3 LR A Fo rc hh ei m 2 0 1 0 1 0 Gr Kr F or ch he im k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. LR A Fr ei sin g 20 1 14 0 12 0 St ad t F re isi ng 6 0 4 0 0 0 LR A Fr ey un g- Gr af en au 0 0 0 0 2 0 St ad t F rie db er g 0 0 0 0 0 0 LR A Fü rs te nf el db ru ck 12 1 (S ta dt ) 3 0 21 1 (S ta dt ) St ad t F ür st en fe ld br uc k 2 0 0 1 (S ta dt ) 0 2 (S ta dt ) LR A Fü rt h 5 1 4 0 0 0 St ad t F ür th 0 0 0 0 0 0 LR A Ga rm isc h- Pa rt en ki rc he n 1 0 5 0 2 0 M ar kt G ar m isc h- Pa rt en ki rc he n 0 0 1 0 0 0 St ad t G er m er in g 0 0 0 0 0 0 LR A Gü nz bu rg 19 1 25 3 29 6 St ad t G ün zb ur g 1 0 2 0 3 0 Drucksache 17/14348 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 5 Anlage 3 LR A Ha ßb er ge 14 0 10 0 17 0 LR A Ho f 0 0 0 0 0 0 St ad t H of 0 0 0 0 0 0 St ad t I ng ol st ad t 0 0 0 0 0 0 St ad t K au fb eu re n 0 0 0 0 0 0 LR A Ke lh ei m 8 0 31 2 12 1 LR A Ki tz in ge n k. A. k. A. k. A. k. A. 43 0 LR A Kr on ac h 16 1 (k om m un al ) 13 0 9 1 (k om m un al ) LR A Ku lm ba ch 5 2 (k om m un al ) 7 1 (k om m un al ) 5 4 (s ta at l/k om m un al ) Gr Kr K ul m ba ch 1 1 4 0 3 1 LR A La nd sb er g am L ec h k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. St ad t L an ds be rg a m L ec h 0 0 0 0 0 0 LR A La nd sh ut 4 0 2 0 13 0 St ad t L an ds hu t 0 0 0 0 2 0 LR A Li ch te nf el s 14 2 20 3 (s ta at l/k om m un al ) 14 1 LR A Li nd au 0 0 0 0 0 0 St ad t L in da u 0 0 0 0 0 0 LR A M ai n- Sp es sa rt 32 10 17 7 14 5 Gr Kr M ar kt re dw itz 0 0 0 0 0 0 St ad t M em m in ge n 0 0 0 0 0 0 LR A M ie sb ac h 27 1 15 0 13 0 LR A M ilt en be rg 5 0 5 0 15 0 LR A M üh ld or f a m In n 10 0 7 0 6 0 LR A M ün ch en 5 2 (d av on 1 ki rc hl ic h) 3 0 3 0 La nd es ha up ts ta dt M ün ch en k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. LR A N eu bu rg a n de r D on au 8 1 6 1 1 1 St ad t N eu bu rg a n de r D on au 0 0 0 0 0 0 St ad t N eu m ar kt i. d. O pf 0 0 0 0 0 0 LR A N eu m ar kt i. d. O pf . 3 0 1 0 4 0 LR A N eu st ad t a .d .A isc h- Ba d W in ds he im 19 0 11 0 7 0 Seite 6 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/14348 Anlage 4 LR A N eu st ad t a .d .W al dn aa b 0 0 3 0 3 0 Gr Kr N eu st ad t/ Co . 1 0 0 0 1 0 St ad t N eu -U lm 0 0 0 0 0 0 LR A N eu -U lm 0 0 0 0 0 0 St ad t N ör dl in ge n 3 0 1 0 2 0 St ad t N ür nb er g 6 1 3 0 5 2 LR A N ür nb er ge r L an d 7 1 13 0 10 0 LR A O be ra llg äu 0 0 0 0 1 0 LR A O st al lg äu 0 0 3 0 0 0 LR A Pa ss au 28 2 34 1 13 2 St ad t P as sa u 22 0 25 0 19 0 LR A Pf af fe nh of en a n de r I lm k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. St ad t P fa ffe nh of en a n de r I lm 0 0 0 0 0 0 LR A Re ge n 5 0 10 0 6 0 LR A Re ge ns bu rg 13 2 14 1 8 2 St ad t R eg en sb ur g 7 0 10 1 10 0 LR A Rh ön -G ra bf el d 4 0 7 1 7 1 LR A Ro se nh ei m 7 0 0 0 1 0 St ad t R os en he im 18 0 7 0 1 1 (k om m un al ) LR A Ro th 2 0 4 1 4 2 LR A Ro tt al -In n 13 2 (k om m un al ) 8 1 (k om m un al ) 15 1 (k om m un al ) St ad t S ch w ab ac h 3 0 0 0 0 0 LR A Sc hw an do rf 13 1 16 2 13 1 St ad t S ch w an do rf 16 3 10 1 7 0 LR A Sc hw ei nf ur t 0 0 6 2 4 1 St ad t S ch w ei nf ur t 0 0 1 0 1 0 Gr Kr S el b 0 0 0 0 0 0 LR A St ar nb er g 0 0 0 0 1 0 St ad t S tr au bi ng 1 0 7 0 0 0 LR A St ra ub in g- Bo ge n 29 0 31 0 14 0 LR A Ti rs ch en re ut h 0 0 0 0 0 0 LR A Tr au ns te in 7 0 4 0 2 1 St ad t T ra un st ei n 0 0 0 0 0 0 Drucksache 17/14348 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 7 Anlage 5 LR A U nt er al lg äu 1 0 1 0 0 0 Ge m ei nd e Va te rs te tt en 0 0 0 0 0 0 St ad t W al dk ra ib ur g 1 0 2 0 0 0 St ad t W ei de n i.d .O pf . 2 0 2 0 1 0 LR A W ei lh ei m k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. LR A W ei ße nb ur g- Gu nz en ha us en 2 0 1 1 0 1 LR A W un sie de l i . F : 0 0 0 0 1 0 LR A W ür zb ur g 15 0 16 0 15 0 St ad t W ür zb ur g 7 0 3 2 3 2