Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Alexander König CSU vom 12.02.2014 Naturkundemuseen Ich frage die Staatsregierung: 1. Welche Bedeutung misst die Staatsregierung naturwissenschaftlichen Museen für das Erwecken von Begeisterung für die Naturwissenschaften bei Kindern und Jugendlichen zu und teilt die Staatsregierung die Auffassung von Herrn Prof. Dr. Gerhard Haszprunar, Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen , der diesbezüglich in einer Zeitung wie folgt zitiert wird: „Hier wird Interesse und Begeisterung für Naturwissenschaft geweckt, hier wird jene Neugier gepflegt, ohne die es Forschung und Entwicklung nicht geben kann“? 2. Welches ist das meistbenutzte Naturkundemuseum in Bayern, wie viele Schulklassen besuchen dieses Museum durchschnittlich pro Jahr und aus welchen Regierungsbezirken kommen diese Schulklassen anteilig zumindest schätzungsweise? 3. Welche weiteren naturkundlichen Museen in Bayern sind in gleicher Weise wie das Museum Mensch und Natur in München-Nymphenburg geeignet, bei Kindern und Schülern Interesse und Begeisterung für die Naturwissenschaft zu wecken, und sind diese vergleichbaren Museen in Bayern auch vom Freistaat Bayern vergleichbar ausgestattet? 4. Welche Anstrengungen unternimmt die Staatsregierung, allen Kindern und Schülern aus ganz Bayern die gleiche Chance einzuräumen, in zumutbarer, erreichbarer Entfernung in pädagogisch geeigneter Weise an die Naturwissenschaften spielerisch heranzuführen wie das im Museum Mensch und Natur in München in hervorragender Weise geschieht? 5. Welche Sach- und Personalkosten wendet der Freistaat Bayern jährlich für das erst im Jahr 1990 eingerichtete Museum Mensch und Natur in München auf, welche ungefähren Investitionskosten und zusätzlichen laufenden Kosten sind mit der dort geplanten Erweiterung verbunden und hält die Staatsregierung diese Erweiterung für dringend? 6. Hat die Staatsregierung einen Plan für die Einrichtung eines dem Museum Mensch und Natur vergleichbaren Museums für die Kinder und Jugendlichen in Nordbayern? 7. Hält es die Staatsregierung für sinnvoll, zunächst eine für alle Kinder und Schüler Bayerns räumlich an einem Tag erreichbare Museumslandschaft an zeitgemäßen Naturkundemuseen zu errichten, bevor das eine staatliche Naturkundemuseum in München mit einem beachtlichen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag erweitert wird? 8. Welche Regionen in Bayern weisen ein im Landesvergleich besonders hohes Defizit an Forschung und Entwicklung auf und sind daher in besonderer Weise geeignet für Maßnahmen der Staatsregierung zur Förderung des Interesses von Kindern und Schülern an den Naturwissenschaften und wäre dort nicht jeweils ein erreichbares Naturkundemuseum für Kinder und Jugendliche wünschenswert? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 31.03.2014 1. Welche Bedeutung misst die Staatsregierung naturwissenschaftlichen Museen für das Erwecken von Begeisterung für die Naturwissenschaften bei Kindern und Jugendlichen zu und teilt die Staatsregierung die Auffassung von Herrn Prof. Dr. Gerhard Haszprunar, Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen, der diesbezüglich in einer Zeitung wie folgt zitiert wird: „Hier wird Interesse und Begeisterung für Naturwissenschaft geweckt , hier wird jene Neugier gepflegt, ohne die es Forschung und Entwicklung nicht geben kann“? Museen können und sollen inspirieren, begeistern, Interesse wecken und sind in hervorragender Weise als multisensoriell ansprechende, außerschulische Lernorte dazu geeignet, einen Überblick über bestimmte Fachgebiete zu vermitteln. Dies ist eine hervorragende und bei entsprechender Einbettung in die Lehrpläne effiziente Ergänzung und Erweiterung des Schulangebotes. Die Staatsregierung teilt insoweit die Auffassung des Generaldirektors der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB). 2. Welches ist das meistbenutzte Naturkundemuseum in Bayern, wie viele Schulklassen besuchen dieses Museum durchschnittlich pro Jahr und aus welchen Regierungsbezirken kommen diese Schulklassen anteilig zumindest schätzungsweise? Mit weitem Abstand das meistbesuchte Naturkundemuseum in Bayern ist das Museum Mensch und Natur in München. Mit weit über 200.000 Besuchern pro Jahr, darunter ca. 650 – 700 betreuten Schulklassen und etwa 350 – 400 nicht- Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 09.05.2014 17/1481 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/1481 schulischen Gruppen (z. B. aus Kindertagesstätten etc.), liegt das Museum auch bei den jungen Besuchern weit vorne. Das Museum wird von Schulklassen aus dem gesamten Freistaat , regelmäßig auch von solchen aus den weiter von der Landeshauptstadt entfernt liegenden Regierungsbezirken, besucht. 3. Welche weiteren naturkundlichen Museen in Bayern sind in gleicher Weise wie das Museum Mensch und Natur in München-Nymphenburg geeignet, bei Kindern und Schülern Interesse und Begeisterung für die Naturwissenschaft zu wecken, und sind diese vergleichbaren Museen in Bayern auch vom Freistaat Bayern vergleichbar ausgestattet? Im gesamten Freistaat Bayern gibt es zahlreiche hervorragende nichtstaatliche Naturkundemuseen. Eine einseitige Konzentration auf München ist nicht erkennbar, die regionale Verfügbarkeit von Naturkundemuseen für Schulklassen ist allerorten gewährleistet. An größeren Museen sind hierbei exemplarisch das Naturkundemuseum Bamberg, das Urweltmuseum Oberfranken in Bayreuth sowie das Juramuseum Eichstätt zu nennen. Diese drei Museen werden in Kooperation zwischen regionalen Trägern und den SNSB als sog. Regionalmuseen betrieben, d. h. sie befinden sich in nichtstaatlicher Trägerschaft, der Staat stellt aber die Stellen für das wissenschaftliche Personal zur Verfügung. Hinzu kommen die kleineren naturkundlich ausgerichteten , nichtstaatlichen Museen in Bayern, etwa das Naturkundemuseum in Aschaffenburg, das Naturmuseum Augsburg, das Naturkundemuseum Coburg, das Naturkundemuseum Ostbayern in Regensburg, das Mammutmuseum in Siegsdorf oder das Bürgermeister-Müller-Museum in Solnhofen. Auch kleinere kommunale Museen, beispielsweise Nabburg in der Oberpfalz, verfügen über gute, in jüngerer Vergangenheit mithilfe der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen nach didaktischen Gesichtspunkten präsentierte, moderne Neuaufstellungen ihrer naturwissenschaftlichen Teilsammlungen. 4. Welche Anstrengungen unternimmt die Staatsregierung , allen Kindern und Schülern aus ganz Bayern die gleiche Chance einzuräumen, in zumutbarer, erreichbarer Entfernung in pädagogisch geeigneter Weise an die Naturwissenschaften spielerisch heranzuführen , wie das im Museum Mensch und Natur in München in hervorragender Weise geschieht? Durch die gute Vernetzung der SNSB mit anderen naturkundlichen Museen in Bayern bieten sich vielfältige Möglichkeiten der Kooperation. Beispielsweise werden in den Museen der SNSB regelmäßig Ausstellungen konzipiert und hergestellt, die anschließend in verschiedenen regionalen Museen in Bayern gezeigt werden. Ebenso wurden bereits Ausstellungen in regionalen Museen konzipiert und mit großem Erfolg im Museum Mensch und Natur in München gezeigt. Dieser wechselseitige Multiplikatoreneffekt wird durch eine verbesserte Infrastruktur in München weiter gestärkt werden. Das Museumspädagogische Zentrum (MPZ) leistet in vielen Aspekten der regionalen Betreuung von Schulklassen wertvolle Hilfe. Das MPZ betreut ca. 30 Museen in München und ca. 20 Museen bayernweit mit 350 verschiedenen Führungsangeboten im Programm „Schule und Museum“. Jährlich nehmen ca. 60.000 Schülerinnen und Schüler an Veranstaltungen des MPZ teil. Das MPZ betreut bayernweit an staatlichen Zweigmuseen tätige Lehrkräfte und stellt für viele Museen Unterrichtsmaterialien zusammen. Weitere Unterstützung des Freistaats erhalten sowohl die Regionalmuseen der SNSB als auch andere nichtstaatliche Museen durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern. Als Service-Einrichtung des Freistaats Bayern berät und fördert die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen die mehr als 1.250 Museen Bayerns, die sich nicht in alleiniger staatlicher Trägerschaft befinden, in allen Bereichen der Museumsarbeit. Die Regionalmuseen der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen in Bayreuth, Bamberg, Eichstätt und Nördlingen sollen durch die mit dem Ausbau des Museums Mensch und Natur verbundene Erweiterung der Kapazitäten eine deutliche Aufwertung erfahren. Schon jetzt sind allen Regionalmuseen z. B. die Allgemeinen Museumswerkstätten, die, in München lokalisiert, Aufträge zur Ausstellungsgestaltung und Realisierung umsetzen , zugänglich. Auch übernimmt die zentrale Verwaltung in München für die Regionalmuseen viele administrative und koordinative Aufgaben. Über die direkte fachliche Anbindung an die Staatssammlungen stehen den Museen auch direkt Exponate zur Verfügung. Spielerisches Heranführen an die Naturwissenschaften geschieht aber nicht nur in Museen, sondern auch in Schulen, Schullaboren, Umweltstationen, Naturparkzentren, Geoparks und anderen außerschulischen Lernorten, die von unterschiedlichen Ressorts der Staatsregierung gefördert werden. Viele davon arbeiten bereits mit den bayerischen Naturkundemuseen zusammen. Mit dem Naturkundemuseum Bayern soll keine bloße Erweiterung des Museums Mensch und Natur, sondern ein landesprägender Mehrwert, nämlich eine dauerhafte, qualitativ hochwertige Ausstellungsmöglichkeit für alle Naturwissenschaftlichen Sammlungen und ein zentraler Ort für die Heranführung insbesondere junger Menschen aus ganz Bayern an Naturkunde und Naturwissenschaften geschaffen werden. Eine Erweiterung des Museums Mensch und Natur kommt, z. B. durch die dringend erforderlichen größeren Werkstatträume, auch ganz direkt den Museen in den Regionen zugute. Bereits heute nehmen viele Schulklassen aus ganz Bayern einen Besuch im Museum Mensch und Natur in ihr Programm bei Klassenfahrten nach München auf. Im Zuge der Erweiterung wird das Naturkundemuseum auch hierfür in jeder Hinsicht verbesserte Grundbedingungen bieten können. 5. Welche Sach- und Personalkosten wendet der Freistaat Bayern jährlich für das erst im Jahr 1990 eingerichtete Museum Mensch und Natur in München auf, welche ungefähren Investitionskosten und zusätzlichen laufenden Kosten sind mit der dort geplanten Erweiterung verbunden und hält die Staatsregierung diese Erweiterung für dringend? Im Museum Mensch und Natur in München werden aktuell jährlich rund 1,08 Mio. € an Personalkosten sowie rund 660.000 € an Sachkosten aufgewandt. Rechnet man die jährlichen laufenden Kosten auf die Anzahl der Besucher (2013: 222.764) um, ergibt sich ein Wert von 7,83 € pro Besucher. Die Baukosten des Projekts wurden seitens des Staatlichen Bauamts München 1 auf rd. 84 Mio. € geschätzt, davon entfallen rd. 70 Mio. € auf den Bau und rd. 14 Mio. € auf die baugebundene Ersteinrichtung. Drucksache 17/1481 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Die mit der Erweiterung zusammenhängenden personellen und sachlichen Bedarfe werden Gegenstand späterer Haushaltsverhandlungen sein. 6. Hat die Staatsregierung einen Plan für die Einrichtung eines dem Museum Mensch und Natur vergleichbaren Museums für die Kinder und Jugendlichen in Nordbayern? Nein. Die Errichtung eines weiteren Naturkundemuseums, das von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, aus deren Beständen sich die Ausstellungen speisen, räumlich getrennt wäre, erscheint nicht sinnvoll. 7. Hält es die Staatsregierung für sinnvoll, zunächst eine für alle Kinder und Schüler Bayerns räumlich an einem Tag erreichbare Museumslandschaft an zeitgemäßen Naturkundemuseen zu errichten, bevor das eine staatliche Naturkundemuseum in München mit einem beachtlichen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag erweitert wird? Nein. Die stark erweiterten Kapazitäten des Naturkundemuseums Bayern werden, wie bereits unter 4. dargestellt, den Naturkundemuseen in ganz Bayern erheblich zugutekommen . 8. Welche Regionen in Bayern weisen ein im Landesvergleich besonders hohes Defizit an Forschung und Entwicklung auf und sind daher in besonderer Weise geeignet für Maßnahmen der Staatsregierung zur Förderung des Interesses von Kindern und Schülern an den Naturwissenschaften und wäre dort nicht jeweils ein erreichbares Naturkundemuseum für Kinder und Jugendliche wünschenswert? Es trifft im Kern nicht zu, dass es Regionen in Bayern gibt, die ein im Landesvergleich besonders hohes Defizit an Forschung und Entwicklung aufweisen. Spitzenforschung findet in der ganzen thematischen Breite und in allen Teilen Bayerns statt. Acht von neun bayerischen Universitäten profitieren derzeit von den hoch kompetitiv vergebenen Forschungsmitteln , die im Rahmen der Exzellenzinitiative bereitgestellt werden. Weitere staatliche Förderungen werden beispielsweise im Rahmen der Maßnahmen der Energiewende u. a. in Würzburg, Erlangen-Nürnberg, Bayreuth, Hof und Coburg, Amberg-Weiden und Augsburg realisiert. Mit 13 Projekten im Rahmen des Maßnahmenpakets „Demografischer Wandel“ werden Forschung und Entwicklung landesweit zusätzlich gestärkt.