Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Benno Zierer FREIE WÄHLER vom 22.11.2016 Fluglinien aus dem Low-Cost-Segment am Flughafen München Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) klassifiziert in seinem Low-Cost-Monitor 18 der auf deutschen Flughäfen operierenden Airlines als Low-Cost-Airlines. Die Zuordnung einzelner Fluggesellschaften zum Low-Cost- Segment in den Untersuchungen der DLR ändert sich im Laufe der Zeit, z. B. wird Air Berlin nicht mehr als Low-Cost- Carrier geführt. Von den Fluggesellschaften, die aktuell (Flugplan Winter 2016/2017) am Flughafen München tätig sind, zählen dazu Aer Lingus, Air Baltic, Corendon, Easyjet, flybe, Germanwings, Norwegien Air International, Transavia, Transavia France, Volotea und Vueling. Dazu frage ich die Staatsregierung: 1. Ist der Staatsregierung bekannt, wie hoch der Anteil von Flügen, die von diesen Low-Cost-Carrier abgewickelt werden, ist, an den insgesamt geplanten Flügen im Saisonflugplan Winter 2016/2017? 2. Ist der Staatsregierung bekannt, wie viele Starts und Landungen von Fluggesellschaften, die dem Low- Cost-Segment zuzuordnen sind (nach Klassifizierung des DLR-Monitors, ohne Air Berlin), in den einzelnen Jahren seit 2008 am Flughafen München durchgeführt wurden? a) Welchem Anteil an den gesamten Flugbewegungen entsprachen die Starts und Landungen der Low-Cost- Carrier in den Jahren seit 2008? 3. Ist der Staatsregierung bekannt, welchen Anteil am gesamten Passagieraufkommen die Passagiere der Low-Cost-Fluggesellschaften in den Jahren seit 2008 ausmachten? 4. Ist der Staatsregierung bekannt, wie sich die Zahl der von Low-Cost-Carrier bedienten Strecken in den Jahren seit 2008 entwickelt hat? 5. Ist der Staatsregierung bekannt, welche Strecken, die von Low-Cost-Carrier für die Saisonflugpläne Sommer 2015, Winter 2015/2016, Sommer 2016 und Winter 2016/2017 neu angemeldet wurden, zuvor bereits von einem oder mehreren anderen Anbietern bedient wurden ? a) Auf welchen dieser Strecken haben eine oder mehrere Fluggesellschaften in diesem Zeitraum ihr Angebot eingestellt? 6. Wie wird sich die Ausweitung des Low-Cost-Segments am Flughafen München nach Einschätzung der Staatsregierung auf die Passagierzahlen sowie die Flugbewegungen am Flughafen München auswirken? 7. Ist der Staatsregierung bekannt, ob es aktuell konkrete Nachfrage nach Slots von anderen Low-Cost-Carrier gibt, die derzeit noch nicht am Flughafen München tätig sind? 8. Wie beurteilt die Staatsregierung die derzeitige Entwicklung , dass Low-Cost-Airlines von kleinen Airports stärker auf die großen Drehkreuz-Flughäfen drängen, hinsichtlich der Auswirkungen auf die bayerischen Flughäfen München, Nürnberg und Memmingen? Antwort des Staatsministeriums des Innern, für Bau und Verkehr vom 19.12.2016 Die Schriftliche Anfrage wird auf der Grundlage von Informationen , die die Flughafen München GmbH, die Flughafen Nürnberg GmbH sowie die Allgäu Airport GmbH & Co. KG mitgeteilt haben, wie folgt beantwortet: 1. Ist der Staatsregierung bekannt, wie hoch der Anteil von Flügen, die von diesen Low-Cost-Carrier abgewickelt werden, ist, an den insgesamt geplanten Flügen im Saisonflugplan Winter 2016/2017? Der Anteil von Flügen, die von den gefragten Low-Cost-Carrier am Flughafen München abgewickelt werden, liegt bei rund 6 %. 2. Ist der Staatsregierung bekannt, wie viele Starts und Landungen von Fluggesellschaften, die dem Low-Cost-Segment zuzuordnen sind (nach Klassifizierung des DLR-Monitors, ohne Air Berlin), in den einzelnen Jahren seit 2008 am Flughafen München durchgeführt wurden? Laut Auskunft der Flughafen München GmbH konnten in den Jahren seit 2008 nachfolgende Flugbewegungen am Flughafen München dem gefragten Low-Cost-Segment zugeordnet werden: Jahr Zahl der Flugbewegungen 2008 13.082 2009 14.424 2010 14.557 2011 14.798 2012 14.773 2013 10.893 2014 12.509 2015 15.551 Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 17.02.2017 17/14885 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/14885 a) Welchem Anteil an den gesamten Flugbewegungen entsprachen die Starts und Landungen der Low-Cost-Carrier in den Jahren seit 2008? Laut Auskunft der Flughafen München GmbH machten in den Jahren seit 2008 die Flugbewegungen des gefragten Low-Cost-Segments am Flughafen München nachfolgenden Anteil aus: Jahr Anteil an den gesamten Flugbewegungen (rd.) 2008 3,0 % 2009 3,6 % 2010 3,7 % 2011 3,6 % 2012 3,7 % 2013 2,9 % 2014 3,3 % 2015 4,1 % 3. Ist der Staatsregierung bekannt, welchen Anteil am gesamten Passagieraufkommen die Passagiere der Low-Cost-Fluggesellschaften in den Jahren seit 2008 ausmachten? Laut Auskunft der Flughafen München GmbH hatten die gefragten Low-Cost-Carrier in den Jahren seit 2008 nachfolgenden Anteil am Gesamtpassagieraufkommen am Flughafen München: Jahr Anteil am Gesamt- passagieraufkommen (rd.) 2008 4,3 % 2009 4,9 % 2010 4,6 % 2011 4,4 % 2012 4,4 % 2013 3,4 % 2014 3,9 % 2015 4,8 % 4. Ist der Staatsregierung bekannt, wie sich die Zahl der von Low-Cost-Carrier bedienten Strecken in den Jahren seit 2008 entwickelt hat? Nachfolgend wird nach den Angaben der Flughafen München GmbH die Entwicklung der Anzahl der von gefragten Low-Cost-Carrier bedienten Strecken am Flughafen München seit 2008 dargestellt: Jahr Anzahl der bedienten Strecken (Zielflughäfen) 2008 12 2009 13 2010 16 2011 16 2012 16 2013 17 2014 24 2015 25 5. Ist der Staatsregierung bekannt, welche Strecken, die von Low-Cost-Carrier für die Saisonflugpläne Sommer 2015, Winter 2015/2016, Sommer 2016 und Winter 2016/2017 neu angemeldet wurden, zuvor bereits von einem oder mehreren anderen Anbietern bedient wurden? Nach Auskunft der Flughafen München GmbH wurden von Low-Cost-Carrier am Flughafen München folgende, jeweils mit der Zieldestination umschriebene Strecken, die zuvor bereits von einem oder mehreren anderen Anbietern bedient wurden, neu angemeldet: Für den Sommerflugplan 2015: Paris (Flughäfen Charles de Gaulle & Orly) sowie Rom-Fiumicino. Für den Winterflugplan 2015/2016 erfolgte keine Neuanmeldung . Für den Sommerflugplan 2016: Alicante, Bari, Berlin (Flughäfen Schönefeld und Tegel), Catania, Dubrovnik, Faro, Kopenhagen, Lissabon, Marrakesch, Mykonos, Neapel , Palermo, Palma de Mallorca, Pisa, Porto, Sevilla, Tel Aviv, Venedig und Valencia. Für den Winterflugplan 2016/2017: Amsterdam, Fuerteventura , Genf, Las Palmas und Teneriffa Süd. a) Auf welchen dieser Strecken haben eine oder mehrere Fluggesellschaften in diesem Zeitraum ihr Angebot eingestellt? Obwohl nach Angaben der Flughafen München GmbH in diesem Zeitraum mehr als 20 neue Zieldestinationen von Low-Cost-Carrier am Flughafen München aufgenommen wurden, die bereits zuvor von mindestens einem anderen Anbieter bedient wurden, wurde lediglich auf einer einzigen Strecke (Zieldestination Rom-Fiumicino) das Angebot einer Fluggesellschaft eingestellt. Dabei handelte es sich um das Angebot des Low-Cost-Carrier, der diese Strecke für den Sommerflugplan 2015 angemeldet hatte. Die Einstellung des Angebots erfolgte nach knapp einem Jahr aus operativen Gründen am Standort Rom-Fiumicino. 6. Wie wird sich die Ausweitung des Low-Cost-Segments am Flughafen München nach Einschätzung der Staatsregierung auf die Passagierzahlen sowie die Flugbewegungen am Flughafen München auswirken ? Der Flughafen München weist für die ersten elf Monate 2016 ein Wachstum bei den Passagieren von +2,8 % und bei den Flugbewegungen von +3,5 % auf. Dieses Wachstum wird sowohl durch ein Wachstum der Netzwerk-Carrier als auch durch ein Wachstum des europaweit wachsenden Low-Cost-Segments getragen und wird sich voraussichtlich auch im Jahr 2017 fortsetzen. Dennoch fällt der Anteil des Low-Cost-Segments am Flughafen München, wie den Ausführungen zu den Fragen 1 bis 3 entnommen werden kann, im Vergleich zum durchschnittlichen Anteil des Low- Cost-Segments an deutschen Flughäfen von zuletzt über 22 % (Low Cost Monitor 02/2016 des DLR) vergleichsweise gering aus. 7. Ist der Staatsregierung bekannt, ob es aktuell konkrete Nachfrage nach Slots von anderen Low- Cost-Carrier gibt, die derzeit noch nicht am Flughafen München tätig sind? Es entspricht der Geschäftspolitik der Flughafen München GmbH, ihr Flugangebot nachfragegerecht weiterzuentwickeln . Dies geschieht im stetigen Austausch mit Fluggesellschaften sowohl aus dem Segment der Netzwerk-Carrier als auch aus dem Low-Cost-Segment und umfasst ebenso Fluggesellschaften, die bereits am Flughafen München tätig sind, als auch solche, die künftig neu am Flughafen München operieren möchten. Bedingt durch die Engpasssituation bei den Slots über viele Stunden des Tages ist allerdings das noch verfügbare Angebot an Slots, die für den Flughafen München vom Drucksache 17/14885 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Flughafenkoordinator der Bundesrepublik Deutschland vergeben werden, sehr eingeschränkt und primär nur noch in nachfrageschwachen Zeiten vorhanden. Dieser Aspekt spielt auch im Rahmen der unternehmerischen Entscheidungen der Airlines eine wichtige Rolle. 8. Wie beurteilt die Staatsregierung die derzeitige Entwicklung, dass Low-Cost-Airlines von kleinen Airports stärker auf die großen Drehkreuz-Flughäfen drängen, hinsichtlich der Auswirkungen auf die bayerischen Flughäfen München, Nürnberg und Memmingen? Es lässt sich keine einheitliche Geschäftsstrategie der Low- Cost-Airlines erkennen. Während sich ein Teil der Low-Cost- Airlines auch bislang schon auf größere Flughäfen fokussiert hat, ist bei anderen Low-Cost-Airlines der Trend zu erkennen, aus Gründen des angestrebten Passagierwachstums neben kleineren Flughäfen zusätzlich auch die großen Drehkreuz-Flughäfen anzufliegen. Die Low-Cost-Airlines setzen allerdings überwiegend auf nationale oder internationale Direktverbindungen. Hinsichtlich der Auswirkungen auf den Flughafen München wird auf die Ausführungen zu den Fragen 6 und 7 verwiesen . Der Flughafen Nürnberg profitiert aufgrund der Attraktivität der Metropolregion Nürnberg vom Wachstum der Low- Cost-Airlines. Nach Information der Flughafen Nürnberg GmbH erweitern gegenwärtig mehrere Low-Cost-Airlines ihr Angebot an internationalen Direktverbindungen ab Nürnberg . Dies trägt maßgeblich dazu bei, dass der Flughafen Nürnberg für das Jahr 2017 erstmals seit 2010 wieder mehr als vier Millionen Fluggäste erwartet. Am Flughafen Memmingen wird weiterhin der bestehende Bedarf der Region an europäischen Direktverbindungen bedient. Nach Informationen der Allgäu Airport GmbH & Co. KG konnte die Zahl der Flüge im aktuellen Winterflugplan gegenüber dem Vorjahreswinter aufgrund von Kapazitätserhöhung von Low-Cost-Airlines deutlich gesteigert werden. Zusätzliches Wachstumspotenzial sieht die Allgäu Airport GmbH & Co. KG aber weiterhin darin, dass kleinere Fluggesellschaften auf Flughäfen mit weniger ausgeprägtem Wettbewerb ausweichen. Die Staatsregierung geht davon aus, dass alle drei bayerischen Flughäfen an dem für die nächsten 15 bis 20 Jahre zu erwartenden deutlichen Luftverkehrswachstum partizipieren werden.