17. Wahlperiode 23.03.2017 17/15002 Bayerischer Landtag Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Prof. (Univ. Lima) Dr. Peter Bauer FREIE WÄHLER vom 15.12.2016 Eintrittspreise in staatlichen Museen Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie schätzt die Staatsregierung die Möglichkeit ein, den Eintrittspreis nach britischem Vorbild in staatlichen Museen in Bayern abzuschaffen? 2. Welchen finanziellen Mehraufwand (ggf. Schätzung) hinsichtlich der Förderung staatlicher Museen würde es bedeuten , wenn der Eintrittspreis abgeschafft werden würde ? 3. Wie viel Prozent des Gesamtetats (bitte auch unter Nennung der konkreten Summen) werden aus den Eintrittsgeldern bestritten (bitte insgesamt aufschlüsseln nach den staatlichen Museen und Sammlungen)? 4. Sieht die Staatsregierung in der Abschaffung der Eintrittspreise für staatliche Museen die Möglichkeit, die Besucherzahlen zu steigern sowie das Publikum in seiner Sozialstruktur heterogener zu gestalten? 5. Welche Konzepte oder Maßnahmen würde die Staatsregierung gerade mit Blick auf sozial schwächer gestellte Bürger als sinnvoll erachten, um nachhaltige Anreize zu setzen, die die Attraktivität eines Museumsbesuchs letztlich steigern? 6. Welche Möglichkeiten oder Strategien sieht die Staatsregierung in diesem Zusammenhang, um nicht-staatliche Museen aufgrund des Wegfalls der Eintrittspreise staatlicher Museen nicht zu benachteiligen? Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 16.01.2017 1. Wie schätzt die Staatsregierung die Möglichkeit ein, den Eintrittspreis nach britischem Vorbild in staatlichen Museen und Sammlungen in Bayern abzuschaffen ? Die Museen und Sammlungen in Großbritannien erheben seit ca. 15 Jahren für Dauerausstellungen keinen Eintritt. Der Besuch von Sonderausstellungen hingegen kostet bei den britischen Museen und Sammlungen umgerechnet ca. 20 Euro. Dies übersteigt die Eintrittspreise der staatlichen Museen und Sammlungen in Bayern weit, da hier derzeit maximal 10 Euro Eintritt für den gleichzeitigen Besuch von Dauer- und Sonderausstellungen erhoben werden. Darüber hinaus wird allen Besuchern an Sonntagen beim Besuch von Dauerausstellungen ein ermäßigter Eintrittspreis von 1 Euro gewährt. Eine vollständige Abschaffung der Eintrittspreise ist in Bayern nicht realisierbar, da dadurch die Finanzierung der staatlichen Museen und Sammlungen gefährdet werden würde. Zu bedenken ist im Übrigen auch der Effekt der Geringschätzung kostenloser Angebote. 2. Welchen finanziellen Mehraufwand (ggf. Schätzung) hinsichtlich der Förderung staatlicher Museen würde es bedeuten, wenn der Eintrittspreis abgeschafft werden würde? Der vollkommene Verzicht auf Einnahmen würde - gemessen an den erzielten Einnahmen aus Eintrittsgeldern im Jahr 2015 – im Bereich der staatlichen Museen und Sammlungen des Kunstbereichs einen finanziellen Mehraufwand für den Staatshaushalt in Höhe von rd. 4,4 Mio. Euro verursachen. Für die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns würde dies einen Mehraufwand in Höhe von rd. 1,1 Mio. Euro bedeuten. 3. Wie viel Prozent des Gesamtetats (bitte auch unter Nennung der konkreten Summen) werden aus den Eintrittsgeldern bestritten (bitte insgesamt aufschlüsseln nach den staatlichen Museen und Sammlungen )? Bereich Gesamtausgaben 2015 ohne Bauausgaben Einnahmen aus Eintritten 2015 Staatliche Museen und Sammlungen des Kunstbereichs (Kap. 15 70) 82,2 Mio. Euro 4,4 Mio. Euro (~ 5,3 %) Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns (Kap. 15 51) 17,1 Mio. Euro 1,1 Mio. Euro (~ 6,4 %) Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/15002 4. Sieht die Staatsregierung in der Abschaffung der Eintrittspreise für staatliche Museen die Möglichkeit, die Besucherzahlen zu steigern sowie das Publikum in seiner Sozialstruktur heterogener zu gestalten? 5. Welche Konzepte oder Maßnahmen würde die Staatsregierung gerade mit Blick auf sozial schwächer gestellte Bürger als sinnvoll erachten, um nachhaltige Anreize zu setzen, die die Attraktivität eines Museumsbesuchs letztlich steigern? Der Freistaat Bayern bietet bereits umfassende Möglichkeiten für einen kostenfreien bzw. verbilligten Besuch der staatlichen Museen und Sammlungen: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben generell freien Eintritt, an Sonntagen können alle Besucher die Dauerausstellungen für nur einen Euro besuchen und Studierende sowie Senioren erhalten ermäßigten Eintritt. Die Eintrittspreise erscheinen in ihrer Preisstruktur sehr moderat, sodass z. B. ein Kinobesuch in der Regel deutlich teurer ausfällt. Auch die Besucherzahlen bewegen sich konstant auf hohem Niveau, sodass durch eine Abschaffung der Eintrittspreise kein nennenswerter dauerhafter Zuwachs an Besuchern zu erwarten wäre. Das Publikum ist in seiner Sozialstruktur durch den o. g. freien bzw. ermäßigten Eintritt sehr heterogen. Die staatlichen Museen und Sammlungen bieten für alle Bevölkerungsgruppen ausreichend Möglichkeiten, das vielfältige Kulturangebot zu nutzen. Weitere Maßnahmen sind deshalb derzeit nicht veranlasst. 6. Welche Möglichkeiten oder Strategien sieht die Staatsregierung in diesem Zusammenhang, um nicht-staatliche Museen aufgrund des Wegfalls der Eintrittspreise staatlicher Museen nicht zu benachteiligen? Die Gestaltung des jeweiligen Betriebskonzepts, insbesondere der Eintrittspreise, ist den Trägern der nichtstaatlichen Museen vorbehalten. Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten bietet bereits jetzt die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern.