Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Gisela Sengl BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 29.11.2016 Wanderschäferei in Bayern Die Wanderschäferei ist von entscheidender Bedeutung bei der Erhaltung der naturschutzfachlich wertvollen Magerwiesen und damit ein unersetzlicher Baustein bei der Umsetzung des Managements der Natura-2000-Gebiete. Trotzdem ist festzustellen, dass die Wanderschäferei vielfach nicht mehr wirtschaftlich ist und gravierende Probleme bei der Betriebsnachfolge herrschen. Ich frage die Staatsregierung: 1. a) Wie hat sich die Zahl der Wanderschäfer/-innen in den letzten zehn Jahren verändert (Zahl der Halter und Zahl der Tiere für jedes Jahr, auch für die einzelnen Regierungsbezirke)? b) Wie viele Tierwirtinnen/-wirte mit Schwerpunkt Schafhaltung haben in den letzten drei Jahren ihre Ausbildung abgeschlossen (bitte nach Jahr und Regierungsbezirk bzw. ganz Bayern trennen)? 2. Für wie viele Hektar wurden die Kulturlandschaftsprogramm (KULAP)-Prämie A27 – Extensive Weidenutzung durch Schafe und Ziegen – in den letzten drei Jahren ausbezahlt (bitte nach Jahr und Regierungsbezirk bzw. ganz Bayern trennen)? 3. Für wie viele Hektar wurde Mittel aus dem Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) an WanderschäferInnen – in den letzten drei Jahren ausbezahlt (bitte nach Jahr und Regierungbezirk bzw. ganz Bayern trennen)? 4. Durch welche Maßahmen konnte die Staatsregierung die Wanderschäferei in den letzten drei Jahren attraktiver gestalten? 5. Wie hoch liegt derzeit die durchschnittliche Förderung pro Mutterschaf? 6. a) Konnten die wegen ihrer hohen Naturschutzbedeutung wichtigen extensiv genutzten Weideflächen einschließlich der Landschaftselemente inzwischen in die Förderungen der 1. und 2. Säule integriert werden? b) Wenn ja, welche dieser Flächen werden inzwischen wie gefördert? c) Wo bestehen noch Defizite bei der Förderung und wie sollen diese abgestellt werden? 7. Wie hat sich die ökologische Schafhaltung in den letzten drei Jahren entwickelt (bitte nach Jahr und Regierungsbezirk bzw. ganz Bayern trennen)? 8. Wie viele Schafe und Ziegen werden auf Almen gehalten (bitte nach Regierungsbezirken trennen)? Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 30.01.2017 1. a) Wie hat sich die Zahl der Wanderschäfer/-innen in den letzten zehn Jahren verändert (Zahl der Halter und Zahl der Tiere für jedes Jahr, auch für die einzelnen Regierungsbezirke)? Die Herdenschafhaltungen ab 200 Mutterschafen entwickelten sich in den letzten zehn Jahren wie folgt: Tabelle 1: Anzahl der schafhaltenden Betriebe mit mehr als 200 Mutterschafen (Herdenschafhalter) Tabelle 2: Entwicklung der Mutterschafbestände in diesen Betrieben Tabelle 1: Betriebe 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Bayern 276 269 268 256 257 253 249 242 235 229 OBB 34 34 30 29 30 30 31 32 32 31 NB 44 41 42 41 44 40 41 39 39 36 OPF 18 19 22 22 19 21 19 19 19 19 OFR 13 12 14 11 12 12 12 11 12 11 MFR 60 57 55 52 53 53 49 47 47 45 UFR 70 71 69 64 63 63 62 62 58 59 Schw 37 35 36 37 36 34 35 32 28 28 Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 10.04.2017 17/15193 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/15193 Tabelle 2: Mutterschafe 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Bayern 132.938 130.681 129.625 125.685 124.355 123.156 120.923 118.817 114.298 114.419 OBB 16.120 14.968 13.903 13.754 13.829 13.595 13.653 14.770 14.921 14.749 NB 24.515 23.940 24.595 23.599 23.658 22.427 22.432 22.139 21.338 21.202 OPF 10.320 10.193 11.104 10.904 9.910 10.504 9.751 8.923 9.899 10.600 OFR 7.563 7.506 7.495 6.257 6.568 6.482 6.333 5.910 6.248 5.776 MFR 27.722 26.843 25.673 24.929 25.133 25.097 23.864 23.920 23.690 22.333 UFR 31.040 31.697 30.728 30.126 29.698 29.639 29.479 28.732 26.304 28.006 Schw 15.658 15.534 16.126 16.115 15.559 15.412 15.429 14.423 11.898 11.753 b) Wie viele Tierwirtinnen/-wirte mit Schwerpunkt Schafhaltung haben in den letzten drei Jahren ihre Ausbildung abgeschlossen (bitte nach Jahr und Regierungsbezirk bzw. ganz Bayern trennen)? Tabelle 3: Auszubildende Regierungsbezirk Erfolgreiche Auszubildende 2013–2015 2013 2014 2015 Oberbayern 1 1 3 Niederbayern - - - Oberpfalz - - 1 Oberfranken - - - Mittelfranken - 3 1 Unterfranken 1 2 2 Schwaben - - - Bayern gesamt 2 6 7 Ges. mit Gästen 4 8 10 Tabelle 4: Meister Regierungsbezirk Erfolgreiche Meister 2013–2015 2013 2014 2015 Oberbayern 1 - - Niederbayern 2 - - Oberpfalz 1 - - Oberfranken - - - Mittelfranken - - 1 Unterfranken 3 - 3 Schwaben 1 - - Bayern gesamt 8 - 4 Ges. mit Gästen 14 10 2. Für wie viele Hektar wurden die Kulturlandschaftsprogramm (KULAP)-Prämie A27 – Extensive Weidenutzung durch Schafe und Ziegen – in den letzten drei Jahren ausbezahlt (bitte nach Jahr und Regierungsbezirk bzw. ganz Bayern trennen)? Tabelle 5: Förderfläche Regierungsbezirk Förderfläche A27 (ha) 2013 2014 2015* Oberbayern 532,45 493,62 Niederbayern 2.046,43 1.863,77 Oberpfalz 2.335,96 2.339,04 Oberfranken 34,04 34,04 Mittelfranken 301,59 294,08 Unterfranken 2.339,16 2.272,72 Schwaben 162,84 159,16 Bayern gesamt 7.752,47 7.456,43 0 * 2015 gab es keine lfd. A27-Verpflichtungen mehr; diese sind alle Ende 2014 ausgelaufen. Ab dem Jahr 2015 wurden die hinsichtlich Förderhöhe deutlich attraktiveren Maßnahmen B10 „Ökolandbau“ und B20/ B21 „Extensive Grünlandnutzung“ für die Schäfer geöffnet, sodass keine Nachfolgemaßnahme für die Altmaßnahme A27 mehr erforderlich war. 3. Für wie viele Hektar wurde Mittel aus dem Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) an WanderschäferInnen – in den letzten drei Jahren ausbezahlt (bitte nach Jahr und Regierungbezirk bzw. ganz Bayern trennen)? Tabelle 6: Flächen im VNP Regierungsbezirk Flächen im VNP (ha) 2013 2014 2015 Oberbayern 1.164,79 1.194,28 1.379,24 Niederbayern 984,45 1.074,25 1.132,21 Oberpfalz 943,07 692,71 715,63 Oberfranken 839,88 744,73 849,58 Mittelfranken 3.088,67 3.000,03 3.125,26 Unterfranken 2.255,57 2.088,97 2.261,88 Schwaben 969,76 1.040,51 1.148,31 Bayern gesamt 10.246,19 9.835,48 10.612,11 4. Durch welche Maßahmen konnte die Staatsregierung die Wanderschäferei in den letzten drei Jahren attraktiver gestalten? • Öffnung KULAP „Extensive Grünlandnutzung“ für Sommerweiden /Hutungen • Öffnung KULAP „Ökologischer Landbau“ für Sommerweiden • Einbeziehung von Schafweiden in das KULAP-Programm „Artgerechtes Grünland“ • Wegfall der festen Förderobergrenze (40.000 €) beim KULAP ab 2015 • Neugestaltung der Schafbeweidung im VNP • Anstoß einer Lämmervermarktung mit „Geprüfter Qualität Bayern“ über REWE • Vorbereitung einer betriebswirtschaftlichen Beratung für Herdenschäfer – Schafreport mit Baden-Württemberg 5. Wie hoch liegt derzeit die durchschnittliche Förderung pro Mutterschaf? Tabelle 7: Förderung 2013 2014 2015 Förderung pro Mutterschaf* 143,90 € 150,72 € 170,36 € *Summe der Fördermittel (Direktzahlungen (DZP) + Agrarumweltmaßnahmen (AUM) + Ausgleichszulage in benachteiligenten Gebieten (AGZ)) aller Betriebe mit mind. 200 Mutterschafen / Summe der Mutterschafe dieser Betriebe 6. a) Konnten die wegen ihrer hohen Naturschutzbedeutung wichtigen extensiv genutzten Weideflächen einschließlich der Landschaftselemente inzwischen in die Förderungen der 1. und 2. Säule integriert werden? Um beihilfefähig zu sein, muss eine Fläche als Ackerland, Dauerkultur oder Dauergrünland genutzt werden. Dauergrünland sind Flächen, bei denen Gras und andere Grünfutterpflanzen vorherrschen. Sind bei Grünland diese Drucksache 17/15193 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Bedingungen nicht erfüllt, ist zwar keine Förderung bei den Direktzahlungen möglich, aber grundsätzlich beim Vertragsnaturschutzprogramm . Der Umfang dieser von Wanderschäfern beantragten Flächen ist mit bayernweit 26,70 ha äußerst gering. b) Wenn ja, welche dieser Flächen werden inzwischen wie gefördert? Alle extensiven Weideflächen, auf denen Gras und Grünfutterpflanzen überwiegen, sind bei der 1. und 2. Säule in gleicher Weise beihilfefähig. Dabei werden auch förderfähige Landschaftselemente angerechnet. c) Wo bestehen noch Defizite bei der Förderung und wie sollen diese abgestellt werden? Aus Sicht des Staatsministeriums bestehen keine Defizite. 7. Wie hat sich die ökologische Schafhaltung in den letzten drei Jahren entwickelt (bitte nach Jahr und Regierungbezirk bzw. ganz Bayern trennen)? Tabelle 8: Anzahl der Mutterschafe Anzahl der Mutterschafe in Öko-Betrieben Anzahl der Mutterschafe in Öko-Betrieben 2014 2015 2016 Oberbayern 5.699 7.225 7.469 Niederbayern 3.097 3.598 3.376 Oberpfalz 3.656 5.743 6.120 Oberfranken 1.210 1.129 1.259 Mittelfranken 1.899 2.455 2.420 Unterfranken 1.859 3.983 5.126 Schwaben 2.970 3.009 3.131 Bayern ges. 20.390 27.141 28.902 Datenquelle: Integriertes Verwaltungs- und Kontrollsystem (InVe- KoS), Öko-Betriebe im KULAP 8. Wie viele Schafe und Ziegen werden auf Almen gehalten (bitte nach Regierungsbezirken trennen)? Tabelle 9: Haltung auf Almen Allgäu Oberbayern Schafe 246 3.074 Ziegen 182 376