Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Georg Rosenthal, Martina Fehlner SPD vom 01.12.2016 Der Spessart als dritter Nationalpark in Bayern – Teil III Die Holzwirtschaft ist seit jeher ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Spessart. Besonders das Holz der Spessarteiche erzielt regelmäßig Höchstpreise. Vor wenigen Jahren ist im Aschaffenburger Hafen ein auf Laubhölzer spezialisiertes Großsägewerk in Betrieb gegangen. Mit der Errichtung eines Nationalparks würden jedoch größere Gebiete der Waldbewirtschaftung entzogen. Daher fragen wir die Staatsregierung: 1. Gibt es eine Erhebung darüber, wie viele Festmeter Stammholz im Naturpark Spessart jedes Jahr insgesamt und von welchen Betrieben eingeschlagen werden ? 2. a) Wie viele Festmeter Stammholz werden in den Staatsforsten im Naturpark Spessart jedes Jahr eingeschlagen und vermarktet (bitte mit Auflistung nach Forstbetrieben , unterteilt nach Buche und Eiche)? b) Wie hoch ist der Erlös, der damit erwirtschaftet wird? c) Wie haben sich die Erlöse für einen Festmeter Stammholz bei Buche und Eiche aus dem Spessart in den vergangenen zehn Jahren entwickelt? 3. a) Welche Betriebe sind die Hauptabnehmer von Stammholz aus den Staatsforsten des Spessarts? b) Welche Bedeutung hat der Export von Spessartholz? c) Wie schätzt die Staatsregierung die Nachfrage nach Eiche und Buche aus dem Spessart ein? 4. Wären mit der Ausweisung eines Nationalparks Spessart Lieferengpässe zu erwarten? Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 20.02.2017 Die o. g. Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Georg Rosenthal und Martina Fehlner wird, nach Beteiligung der Bayerischen Staatsforsten AöR (BaySF), wie folgt beantwortet : 1. Gibt es eine Erhebung darüber, wie viele Festmeter Stammholz im Naturpark Spessart jedes Jahr insgesamt und von welchen Betrieben eingeschlagen werden? Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur (BWI 3) können einen Anhalt für die Gesamtnutzung einschließlich Stammholz liefern. Allerdings sind Naturpark Spessart und Wuchsgebiet Spessart-Odenwald als Basis der BWI 3 nicht völlig deckungsgleich. Zusätzlich sind aufgrund des Stichprobenumfangs der BWI 3 einige Auswertungen, z. B. Aufschlüsselung nach Besitzarten, statistisch nur eingeschränkt belastbar . Die Ergebnisse der BWI 3 sind im Internet frei zugänglich unter: www.bundeswaldinventur.de sowie www.bundeswaldinventur .bayern.de. Die mittlere jährliche Nutzung (alle gefällten oder nicht mehr vorhandenen Bäume ohne Totholz) in den Jahren 2002 bis 2012 betrug demnach: Eigentumsart 1.000 m³/Jahr Staatswald Bund 10 Staatswald Land 460 Körperschaftswald 520 Privatwald 330 Gesamt 1.320 2. a) Wie viele Festmeter Stammholz werden in den Staatsforsten im Naturpark Spessart jedes Jahr eingeschlagen und vermarktet (bitte mit Auflistung nach Forstbetrieben, unterteilt nach Buche und Eiche )? Die Forstbetriebe Hammelburg, Heigenbrücken und Rothenbuch der BaySF bewirtschaften den der BaySF übertragenen Staatswald des Freistaats Bayern im Spessart. Die Forstbetriebsflächen Rothenbuchs und Heigenbrückens liegen im Wesentlichen, die Hammelburgs zum Teil im Naturpark Spessart. Eine Feinabgrenzung und exakte Zuordnung der vermarkteten Mengen zur angefragten Gebietskulisse ist nicht vorhanden und wäre nur mit hohem Aufwand möglich . Bei Buche und Eiche sind eingeschlagene und vermarktete Menge Stammholz über die letzten Geschäftsjahre (GJ) der Größenordnung nach gleich und auf konstantem Niveau: Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 26.04.2017 17/15580 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/15580 Forstbetrieb fm im GJ 2016 Hammelburg 17.900 Heigenbrücken 11.100 Rothenbuch 22.100 Damit tragen die drei Spessartforstbetriebe 1/3 der gesamten Laub-Stammholz-Vermarktungsmenge der BaySF. Bei Eichen-Stammholz tragen allein diese ebenso 1/3 der gesamten Vermarktungsmenge der BaySF. b) Wie hoch ist der Erlös, der damit erwirtschaftet wird? Der Verkaufserlös im Geschäftsjahr 2016 betrug rund 4,5 Mio. €. c) Wie haben sich die Erlöse für einen Festmeter Stammholz bei Buche und Eiche aus dem Spessart in den vergangenen zehn Jahren entwickelt? Die Erlöse haben sich in den letzten zehn Jahren positiv entwickelt und sind bei beiden Baumarten deutlich angestiegen : Stammholz € je fm im GJ 2006 € je fm im GJ 2016 Buche 60,42 76,32 Eiche 99,11 131,41 Die Spitzenerlöse für Eichenwertholz, insbesondere Furnierqualitäten , bewegen sich durchgängig in den letzten zehn Jahren in einer Größenordnung von 3.500 Euro je Festmeter. 3. a) Welche Betriebe sind die Hauptabnehmer von Stammholz aus den Staatsforsten des Spessarts? Hauptabnehmer sind zahlreiche regionale Sägewerke und Furnierbetriebe. So liegen drei der fünf in Deutschland ansässigen bedeutenden Eichenfurnierwerke rohstoffnah im Spessart. b) Welche Bedeutung hat der Export von Spessartholz ? Der Export von Rohholz aus dem Spessart ist bei der BaySF von marginaler Bedeutung. Jedoch sind bei verarbeiteten Produkten Renommee und Bedeutung von Holz aus dem Spessart sehr hoch. Zum Beispiel hat die Firma Apple bei der Innenausstattung der neuen Zentrale in Cupertino , Silicon Valley, bewusst auf die Eleganz von Spessart- Eichenholz gesetzt. c) Wie schätzt die Staatsregierung die Nachfrage nach Eiche und Buche aus dem Spessart ein? Die Nachfrage wird als hoch eingeschätzt und dürfte zukünftig noch steigen, z. B. durch neue Verwertungsmöglichkeiten wie Buchen-Brettschichtholzträger. Bei der Buche ist der Spessart, neben hervorragenden Qualitäten von Wert- und Stammholz, eine tragende Säule der Laubholzversorgung für die Region, aber auch für andere Bundesländer. Durch das langsame und gleichmäßige Wachstum der Spessarteichen, basierend auf den spezifischen Standorteigenschaften des Buntsandsteins und einer langen, behutsamen Bewirtschaftungstradition, ist deren Holzqualität ausgezeichnet. Daher wird sie in der Branche als „milde Spessarteiche“ hoch gelobt. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal und hat den weltweit ausgezeichneten Ruf der Spessarteiche begründet. Sie ist seit Jahrzehnten begehrt und konstant nachgefragt. 4. Wären mit der Ausweisung eines Nationalparks Spessart Lieferengpässe zu erwarten? Ja, da die Nachfrage, insbesondere nach Spessarteiche, nicht mehr erfüllt werden könnte.