Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Doris Rauscher SPD vom 14.02.2017 Pflegende Kinder und Jugendliche in Bayern Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie hat sich die Zahl der pflegenden Kinder und Jugendlichen in Bayern in den letzten drei Jahren entwickelt (bitte aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Alter)? 2. Welche Anlaufstellen und Beratungsstellen für pflegende Kinder und Jugendliche gibt es in Bayern (bitte aufgeschlüsselt nach Standorten)? 3.1 Wie bewertet die Staatsregierung bestehende Angebote in Deutschland? 3.2 Welche dieser Angebote könnten in den Augen der Staatsregierung auch auf Bayern übertragen werden? 4.1 Wie steht die Staatsregierung einem flächendeckenden Ausbau von Angeboten für pflegende Kinder und Jugendliche gegenüber? 4.2 Welche Maßnahmen der Staatsregierung für den Ausbau von Angeboten in Bayern gibt es? 5. Welche Möglichkeiten sieht die Staatsregierung, bestehende Einrichtungen für Pflege (Pflegeeinrichtungen , Pflegestützpunkte, etc.) um Anlaufstellen für pflegende Kinder und Jugendliche zu ergänzen? 6.1 Wie groß ist die Nachfrage bei der Superhands-Hotline des Projekts Superhands der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Deutschland Regionalverband Unterfranken in Kooperation mit Superhands Österreich als Ansprechpartner für pflegende Kinder und Jugendliche in Bayern (bitte aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht der Nachfragenden)? 6.2 Welche Anliegen haben die Kinder und Jugendlichen? 6.3 Welches Fachpersonal wird für den Telefonservice von Superhands eingesetzt? 7. Inwiefern sieht die Staatsregierung die Möglichkeit, begleitende Webseiten für diese besondere Zielgruppe mit Ansprechpartnern, Informationen und zum Austausch von Betroffenen zu etablieren? Antwort des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 27.03.2017 1. Wie hat sich die Zahl der pflegenden Kinder und Jugendlichen in Bayern in den letzten drei Jahren entwickelt (bitte aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Alter)? Dem am 23. Januar 2017 in Berlin vorgestellten Themenreport des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) zufolge pflegen etwa fünf Prozent der 12- bis 17-Jährigen regelmäßig Angehörige, wie zum Beispiel Eltern, Großeltern oder Geschwister. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung sind das deutschlandweit etwa 23.000 Minderjährige. Eine genaue Zahl der pflegenden Kinder und Jugendlichen in Bayern liegt dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) nicht vor. 2. Welche Anlaufstellen und Beratungsstellen für pflegende Kinder und Jugendliche gibt es in Bayern (bitte aufgeschlüsselt nach Standorten)? Häuslich Pflegende erhalten in den rund 100 geförderten Fachstellen für pflegende Angehörige Unterstützung. Aufgabe der Fachstellen für pflegende Angehörige ist es, durch psychosoziale Beratung, begleitende Unterstützung und Entlastung der häuslich Pflegenden zu verhindern, dass die Angehörigen durch die oft lang andauernde Pflege eines nahestehenden Menschen selbst erkranken und zum Pflegefall werden. Auf der Homepage des StMGP sind die Standorte der Fachstellen für pflegende Angehörige einsehbar : https://www.stmgp.bayern.de/service/ansprechpartnerund -fachstellen/#Fachstellen-fuer-pflegende-Angehoerige. Unter den Voraussetzungen von § 7a Abs. 2 des Sozialgesetzbuches (SGB) Elftes Buch (XI) können Jugendliche als pflegende Angehörige die Pflegeberatung der Pflegekassen in Anspruch nehmen, die sich auch auf Entlastungsleistungen bezieht. 3.1 Wie bewertet die Staatsregierung bestehende Angebote in Deutschland? 3.2 Welche dieser Angebote könnten in den Augen der Staatsregierung auch auf Bayern übertragen werden ? Anlaufstellen und Beratungsstellen explizit für pflegende Kinder und Jugendliche sind dem StMGP nicht bekannt. 4.1 Wie steht die Staatsregierung einem flächendeckenden Ausbau von Angeboten für pflegende Kinder und Jugendliche gegenüber? 4.2 Welche Maßnahmen der Staatsregierung für den Ausbau von Angeboten in Bayern gibt es? Der Themenreport des ZQP, der unter der Schirmherrschaft der Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Melanie Huml erstellt wurde, hat sich erstmals eingehend mit dem Thema junger Pflegender befasst. Bereits heute unterstützt Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 12.06.2017 17/16308 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/16308 das StMGP die Schaffung von Unterstützungs- und Entlastungsleistungen für Pflegebedürftige und Pflegende sowie von Fachstellen für pflegende Angehörige. Zur Entlastung der häuslich Pflegenden werden ca. 670 Angebote zur Unterstützung im Alltag gefördert. Dazu zählen v. a. Betreuungsgruppen und ehrenamtliche Helferkreise. Diese Angebote stehen auch jungen Pflegenden offen. Die Ergebnisse des Themenreports deuten aber darauf hin, dass die Bedarfslagen und Zugänge junger Menschen nicht mit denen erwachsener pflegender Angehöriger identisch sind. 5. Welche Möglichkeiten sieht die Staatsregierung, bestehende Einrichtungen für Pflege (Pflegeeinrichtungen , Pflegestützpunkte, etc.) um Anlaufstellen für pflegende Kinder und Jugendliche zu ergänzen? Das StMGP hat gemäß des Landtagsbeschlusses auf Drs. 17/10361 vom 08.03.2016 eine Standortanalyse von Beratungs - und Unterstützungsangeboten für pflegende Angehörige in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse Anfang 2018 vorliegen werden. Die Ergebnisse sind vor einer abschließenden Bewertung abzuwarten. 6.1 Wie groß ist die Nachfrage bei der Superhands- Hotline des Projekts Superhands der Johanniter- Unfall-Hilfe e.V. Deutschland Regionalverband Unterfranken in Kooperation mit Superhands Österreich als Ansprechpartner für pflegende Kinder und Jugendliche in Bayern (bitte aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht der Nachfragenden)? Das genannte Projekt Superhands der Johanniter-Unfall- Hilfe Unterfranken ist noch nicht gestartet, sondern befindet sich noch in Planung und Aufbau. Es besteht daher aktuell keine Nachfrage. Die Erfahrungen des österreichischen Projekts zeigen, dass durchschnittlich zwei bis drei Nachfragen im Monat den dortigen Projektträger erreichen, zum einen von direkt betroffenen Kindern und Jugendlichen, zum anderen von Lehrern und Lehrerinnen, Erziehern und Erzieherinnen und Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen. 6.2 Welche Anliegen haben die Kinder und Jugendlichen ? Ergebnis des Themenreports des ZQP ist, dass Kinder und Jugendliche, sei es nun aus Scham, Einsamkeit, Traurigkeit und Angst, nichts oder fast nichts von ihrer Pflegetätigkeit in der Familie anderen in ihrem Umfeld, in der Schule und im Freundeskreis erzählen. Sie fragen deshalb auch nicht aktiv bei den diversen Pflegeberatungsstellen nach, sondern behalten das alles für sich. Bei künftigen Hilfsangeboten wird es voraussichtlich entscheidend darauf ankommen, die Betroffenen zu erreichen. 6.3 Welches Fachpersonal wird für den Telefonservice von Superhands eingesetzt? Nach Auskunft der Johanniter-Unfall-Hilfe ist geplant, drei erfahrene Pflegedienstleitungen für den Telefonservice von Superhands einzusetzen und, wenn angezeigt und nötig, mit drei Traumapädagoginnen zu ergänzen. 7. Inwiefern sieht die Staatsregierung die Möglichkeit , begleitende Webseiten für diese besondere Zielgruppe mit Ansprechpartnern, Informationen und zum Austausch von Betroffenen zu etablieren ? Siehe Antwort zu Frage 5.