Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Markus Ganserer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 06.12.2016 Umsetzung des Maßnahmenpaketes zur nachhaltigen Reduktion von Schwarzwild Ich frage die Staatsregierung: 1. a) Wurden regionale Arbeitskreise unter Einbeziehung aller Betroffenen gebildet? b) Wurde vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten allen Beteiligten die angekündigte web-basierte Daten- und Kommunikationsplattform zur Verfügung gestellt? c) Hat die Staatsregierung davon Kenntnis, ob vom Bayerischen Jagdverband (BJV) und Bayerischen Bauernverband (BBV) für die Durchführung revierübergreifender Bewegungsjagden geworben, Fortbildungen angeboten und zur Unterstützung aufgerufen wurde? 2. a) In wie vielen Staatsforsten (SF)-Forstbetrieben wurden mit benachbarten Revierinhabern Vereinbarungen getroffen, überjagende Hunde zu dulden? b) Um wie viele private Reviere handelte es sich dabei? c) Wurden vom StMELF umfassende Informations- und Fortbildungsunterlagen im Wildtierportal zur Verfügung gestellt? 3. a) In wie vielen SF-Forstbetrieben wurden Wünsche seitens der Jägerschaft an die BaySF herangetragen, um Erfahrungen anhand von Praxisbeispielen vorzustellen ? b) Um wie viele private Reviere handelte es sich dabei? c) Hat die Staatsregierung davon Kenntnis, ob Schwarzwildgatter eingerichtet und gefördert wurden (bitte mit Angabe der Summen)? 4. a) Wurden von den Revierinhabern eigenständige Kirrkonzepte erarbeitet bzw. haben sie sich aktiv an revierübergreifenden Kirrkonzepten beteiligt? b) Wie viele SF-Forstbetriebe haben betriebsbezogene Kirrkonzepte entwickelt? c) Wie viele SF-Forstbetriebe haben revierübergreifende Kirrkonzepte bei den Reviernachbarn angeregt und in wie vielen Fällen erfolgreich umgesetzt? 5. Um wie viele private Reviere handelt es sich? 6. a) Trifft es zu, dass das Landeskriminalamt der Auffassung ist, dass durch Verwendung von Vorsatz-Nachtsichtgeräten eine Verbesserung bei der sicheren Schussabgabe und Verringerung von Verwechslungsmöglichkeiten bei der Schussabgabe in Dämmerungsund Nachtzeiten möglich ist? b) Kann durch Vorsatz-Nachtsichtgeräte das Wildschwein genau angesprochen werden und damit ein tierschutzgerechter, sofort tötender Schuss in Dämmerungs - und Nachtzeiten abgegeben werden? c) Trifft es zu, dass BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke sich mit einer sehr ablehnenden Haltung zur Verwendung von Nachtzieltechnik in einem Schreiben an alle Landräte in Bayern gewandt und zur Ablehnung von Anträgen aufgefordert hat? 7. a) Wie bewertet das StMELF den Inhalt des Schreibens von BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke sowie des beigefügten Gutachtens zur Verwendung von Nachtzieltechnik ? b) In welcher Form wurden die Jagdbehörden über die Bewertung dieses Schreibens des StMELF unterrichtet ? c) Wie wird sichergestellt, dass neben den unteren Jagdbehörden insbesondere auch die Jäger und Landwirte vor Ort über die rechtssicheren Möglichkeiten zur Verwendung von Nachtzieltechnik ausreichend informiert sind? 8. a) Wie stellt das StMELF sicher, dass die Forstbetriebe der SF gemäß der rechtlichen Verpflichtung zur vorbildlichen Jagdausübung zur Reduktion der Wildschweinbestände und zur Minderung der Wildschäden in den nachbarlichen Gemeinschaftsjagdrevieren auch die Verwendung von Nachtzieltechnik umfassend einsetzen ? b) Wie wird sichergestellt, dass neben den unteren Jagdbehörden insbesondere auch die Jäger und Landwirte vor Ort über die rechtlichen Möglichkeiten zur Jagdzeitverlängerung und Installation von Fangeinrichtungen ausreichend informiert sind? c) Hat die Staatsregierung davon Kenntnis, in welcher Form Bejagungsschneisen als weiteres Modul zur Intensivierung der Schwarzwildbejagung von BJV, BBV und StMELF beworben wurden? Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 04.04.2017 1. a) Wurden regionale Arbeitskreise unter Einbeziehung aller Betroffenen gebildet? Nach Abfrage aller 96 unteren Jagdbehörden wurden bis- Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 23.10.2017 17/16410 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/16410 lang insgesamt 37 regionale Arbeitskreise gebildet. b) Wurde vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten allen Beteiligten die angekündigte web-basierte Daten- und Kommunikationsplattform zur Verfügung gestellt? Die Bürgerplattform – Wildtiere in Bayern (WilTiB) befindet sich seit August 2016 im Echtbetrieb. Der Beschluss des Landtags vom 02.12.2014 Drs. 17/4623 bezüglich der Information über die Anwendungsmöglichkeiten in den Landkreisen und zur Anregung und Etablierung von regionalen Arbeitskreisen wird von der Landesanstalt für Landwirtschaft sukzessive umgesetzt. c) Hat die Staatsregierung davon Kenntnis, ob vom Bayerischen Jagdverband (BJV) und Bayerischen- Bauernverband (BBV) für die Durchführung revierübergreifender Bewegungsjagden geworben, Fortbildungen angeboten und zur Unterstützung aufgerufen wurde? Die Initiativen des Bayerischen Jagdverbands und des Bayerischen Bauernverbands sind den Anlagen zu entnehmen. 2. a) In wie vielen Staatsforsten (SF)-Forstbetrieben wurden mit benachbarten Revierinhabern Vereinbarungen getroffen, überjagende Hunde zu dulden ? An fünf SF-Forstbetrieben bestehen schriftliche Vereinbarungen zur Duldung von überjagenden Hunden. An den übrigen Forstbetrieben bestehen keine oder lediglich mündliche Vereinbarungen. b) Um wie viele private Reviere handelte es sich dabei ? Mit 37 an SF angrenzenden Revieren wurde eine schriftliche Vereinbarung getroffen. c) Wurden vom StMELF umfassende Informationsund Fortbildungsunterlagen im Wildtierportal zur Verfügung gestellt? Das Wildtierportal Bayern (www.wildtierportal.bayern.de) ist seit 2015 online. Damit besteht für jeden interessierten Bürger die Möglichkeit, sich umfassend über alle Aspekte des Jagdwesens zu informieren. Besonderes Augenmerk wurde auf den Themenkomplex Schwarzwild gelegt. In einer gesonderten Vertiefungsebene werden umfassende und auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Informationen zur Wildbiologie und zum Jagd- und Wildtiermanagement als „Expertenwissen “ aufbereitet. 3. a) In wie vielen SF-Forstbetrieben wurden Wünsche seitens der Jägerschaft an die BaySF herangetragen , um Erfahrungen anhand von Praxisbeispielen vorzustellen? An neun Forstbetriebe wurden Wünsche seitens der Jägerschaft herangetragen, Erfahrungen anhand von Praxisbeispielen vorzustellen. b) Um wie viele private Reviere handelte es sich dabei ? Eine genaue Anzahl von Revieren kann nicht genannt werden , da der Erfahrungsaustausch in verschiedensten Gremien wie z. B. Hegegemeinschaftversammlungen, Runde Tische, Schwarzwildarbeitskreisen usw. stattfindet. c) Hat die Staatsregierung davon Kenntnis, ob Schwarzwildgatter eingerichtet und gefördert wurden (bitte mit Angabe der Summen)? Es bestehen in den Landkreisen Bayreuth, Regen und Eichstätt insgesamt drei Schwarzwildgatter in Bayern. Die Schwarzwildgatter in Bayreuth und Eichstätt werden von den örtlichen Kreisgruppen des BJV betreut und wurden mit Jagdabgabemitteln in Höhe von 63.000 Euro bzw. 90.000 Euro gefördert. Das Schwarzwildgatter im Landkreis Regen erfolgt in privater Eigeninitiative. 4. a) Wurden von den Revierinhabern eigenständige Kirrkonzepte erarbeitet bzw. haben sie sich aktiv an revierübergreifenden Kirrkonzepten beteiligt? Nach Einschätzung der unteren Jagdbehörden ergibt sich folgendes Bild: Eine untere Jagdbehörde geht davon aus, dass mehr als 50 Prozent der Revierinhaber Kirrkonzepte erarbeitet haben bzw. sich aktiv an revierübergreifenden Kirrkonzepten beteiligen. Vier untere Jagdbehörden schätzen den Anteil zwischen 10 Prozent und 50 Prozent der Revierinhaber, sieben untere Jagdbehörden gehen von weniger als 10 Prozent der Revierinhaber aus. In 68 unteren Jagdbehörden liegen dazu keine Erkenntnisse vor, 16 untere Jagdbehörden konnten dazu keine Angaben machen. b) Wie viele SF-Forstbetriebe haben betriebsbezogene Kirrkonzepte entwickelt? Bis auf drei Hochgebirgsbetriebe mit sehr geringen Schwarzwildvorkommen haben alle Forstbetriebe der Staatsforsten Kirrkonzepte entwickelt. c) Wie viele SF-Forstbetriebe haben revierübergreifende Kirrkonzepte bei den Reviernachbarn angeregt und in wie vielen Fällen erfolgreich umgesetzt ? Acht Forstbetriebe haben bei den Reviernachbarn revierübergreifende Kirrkonzepte angeregt. An drei Forstbetrieben konnten diese auch umgesetzt werden. 5. Um wie viele private Reviere handelt es sich? Laut Auskunft von SF beteiligen sich lediglich 17 Reviere an den revierübergreifenden Kirrkonzepten. 6. a) Trifft es zu, dass das Landeskriminalamt der Auffassung ist, dass durch Verwendung von Vorsatz- Nachtsichtgeräten eine Verbesserung bei der sicheren Schussabgabe und Verringerung von Verwechslungsmöglichkeiten bei der Schussabgabe in Dämmerungs- und Nachtzeiten möglich ist? Das Sachgebiet Schusswaffen des Bayerischen Landeskriminalamtes hat umfangreiche Versuche mit Vorsatz- Nachtsichtgeräten durchgeführt. Hierbei wurde festgestellt, dass gegebenenfalls in Verbindung mit entsprechenden Infrarot(IR)-Strahlern auch bei Dunkelheit mit Nachtsicht- Vorsatzgeräten, die am Objektiv eines üblichen Zielfernrohrs angebracht werden, eine sichere Schussabgabe gegeben ist. Durch die bessere Erkennbarkeit des Zieles wird zudem eine Verwechslungsmöglichkeit z. B. mit Personen bei Dämmerung und Nacht weitgehend ausgeschlossen; zudem kann das Hintergelände in Schussrichtung mit dieser Nachtsichttechnik besser kontrolliert werden. Drucksache 17/16410 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 b) Kann durch Vorsatz-Nachtsichtgeräte das Wildschwein genau angesprochen werden und damit ein tierschutzgerechter, sofort tötender Schuss in Dämmerungs- und Nachtzeiten abgegeben werden ? Nach Auskunft des Landeskriminalamts wird grundsätzlich die Identifizierung eines individuellen Stücks Wild (vom Jäger als „ansprechen“ bezeichnet) neben den Lichtverhältnissen z. B. von der Entfernung und dem Kontrast beeinflusst. Im direkten Vergleich mit einer üblichen Jagdoptik (Fernglas, Zielfernrohr) ermöglicht ein Vorsatz-Nachtsichtgerät bei mangelhaften Lichtverhältnissen ein eindeutig genaueres und sichereres Ansprechen. Nach Einschätzung des Landeskriminalamts ist in Verbindung mit einem guten Zielfernrohr mit einem Vorsatz-Nachtsichtgerät auf die üblichen jagdlichen Distanzen auch bei Dämmerungs- und Nachtzeiten eine sichere Schussabgabe möglich. c) Trifft es zu, dass BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke sich mit einer sehr ablehnenden Haltung zur Verwendung von Nachtzieltechnik in einem Schreiben an alle Landräte in Bayern gewandt und zur Ablehnung von Anträgen aufgefordert hat? Es trifft zu, dass sich BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke an alle Landräte gewandt hat und seine ablehnende Haltung zur Verwendung von Nachtzieltechnik zum Ausdruck gebracht hat. 7. a) Wie bewertet das StMELF den Inhalt des Schreibens von BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke sowie des beigefügten Gutachtens zur Verwendung von Nachtzieltechnik? Das dem BJV-Schreiben beigefügte Gutachten befasst sich nicht mit den vom StMELF aufgezeigten rechtssicheren Möglichkeiten, sondern lediglich mit bekannten, zum Teil strafbewährten Verbotstatbeständen. b) In welcher Form wurden die Jagdbehörden über die Bewertung dieses Schreibens des StMELF unterrichtet ? Mit Schreiben des StMELF vom 26.04.2016 F8-7940-1/440 wurden die nachgeordneten Jagdbehörden über die rechtssichere Verwendung von Nachtzielgeräten in Problemgebieten informiert. Daher war eine weitere Klarstellung nicht erforderlich. c) Wie wird sichergestellt, dass neben den unteren Jagdbehörden insbesondere auch die Jäger und Landwirte vor Ort über die rechtssicheren Möglichkeiten zur Verwendung von Nachtzieltechnik ausreichend informiert sind? Die unteren Jagdbehörden haben auf folgende Art und Weise Jäger und Landwirte vor Ort über die rechtssicheren Möglichkeiten zur Verwendung von Nachtzieltechnik informiert (Mehrfachnennungen waren möglich): Information an Kreisgruppe BJV 14 untere Jagdbehörden Informationen an die Leiter der Hegegemeinschaften 15 untere Jagdbehörden Informationen an die örtliche ARGE 4 untere Jagdbehörden Informationen an örtlichen WBV/BBV 7 untere Jagdbehörden Informationen auf Anfrage eines Interessenten 56 untere Jagdbehörden Informationen nach Presseanfrage/ Artikel 4 untere Jagdbehörden Aktiv werden keine Informationen weitergegeben 25 untere Jagdbehörden Sonstiges (z. B. Anschreiben an alle Jagdpächter) 3 untere Jagdbehörden WBV = Waldbesitzervereinigung 8. a) Wie stellt das StMELF sicher, dass die Forstbetriebe der SF gemäß der rechtlichen Verpflichtung zur vorbildlichen Jagdausübung zur Reduktion der Wildschweinbestände und zur Minderung der Wildschäden in den nachbarlichen Gemeinschaftsjagdrevieren auch die Verwendung von Nachtzieltechnik umfassend einsetzen? Über die Thematik wurde SF bei verschiedenen Anlässen wie auch durch Kopien von entsprechenden Schreiben an die nachgeordneten Behörden informiert. b) Wie wird sichergestellt, dass neben den unteren Jagdbehörden insbesondere auch die Jäger und Landwirte vor Ort über die rechtlichen Möglichkeiten zur Jagdzeitverlängerung und Installation von Fangeinrichtungen ausreichend informiert sind? Die unteren Jagdbehörden haben auf folgende Art und Weise Jäger und Landwirte vor Ort über die rechtlichen Möglichkeiten zur Jagdzeitverlängerung und Installation von Fangeinrichtungen informiert (Mehrfachnennungen waren möglich): Information an Kreisgruppe BJV 14 untere Jagdbehörden Informationen an die Leiter der Hegegemeinschaften 17 untere Jagdbehörden Informationen an die örtliche ARGE 5 untere Jagdbehörden Informationen an örtlichen WBV/BBV 6 untere Jagdbehörden Informationen auf Anfrage eines Interessenten 56 untere Jagdbehörden Informationen nach Presseanfrage/ Artikel 2 untere Jagdbehörden Aktiv werden keine Informationen weitergegeben 26 untere Jagdbehörden Sonstiges 0 untere Jagdbehörden c) Hat die Staatsregierung davon Kenntnis, in welcher Form Bejagungsschneisen als weiteres Modul zur Intensivierung der Schwarzwildbejagung von BJV, BBV und StMELF beworben wurden? Im „Maßnahmenpaket zur nachhaltigen Reduktion von Schwarzwild“ werden Bejagungsschneisen als ein weiteres Modul genannt. Das StMELF stellt daher auch im Wildtierportal umfassende Informationen zur Thematik Bejagungsschneisen zur Verfügung und präsentiert besonders gelungene Beispiele. Die Initiativen des Bayerischen Jagdverbands und des Bay-erischen Bauernverbands zur Intensivierung des Einsatzes von Bejagungsschneisen sind der Anlage zu entnehmen . ---- Landesjagdverband Bayern - Bayerischer Jagdverband e.V. LANDESGESCHÄFTSSTELLE Baverischer Jagdverband e. V, • Hohenlindner Str, 12 • 85622 Feldkirchen j;1u, Bayerisches Staatsministerium für Ernähru"ii Landwirtschaft und F ors Ludwigstrasse 2 80539 München Ihr Zeichen:- '-- Poslanschrift: Hohenlindner Straße 12 85622 Feldkirchen Telefon: 089/99 02 3- Telefax: 089/99 02 34 Internet: www. a -bavem.de E-Mail: Bankverbindung VR Bank München Land eG Kto.-Nr.1868500, BLZ 701 664 86 16- Schriftliche tzung des Maßnahmenpaketes zur nachhaltigen Reduktion von Schwarzwild" Sehr geehrte_ vielen Dank für Ihre Bitte um Stellungnahme zur Anfrage im Bayerischen Landtag. Gerne neh men wir zu den aufgeführten Punkten wie folgt Stellung: 1. Hat der Bayerische Jagdverband für die Durchführung revierübergreifender Bewe gungsjagden geworben, Fortbildungen angeboten und zur Unterstützung von revierüber greifenden Drückjagden aufgerufen? Festzuhalten ist an erster Stelle, dass der Bayerische Jagdverband (BJV) schon seit Jahren öffent- ---...../ lieh dazu aufruft, revierübergreifende Bewegungsjagden als Mittel der effektiven Schwarzwild bejagung zu organisieren. Dieser Sachverhalt wurde vom BJV bei unterschiedlichen Anlässen und in verschiedenster Form wiederholt prägnant kommuniziert: auf Landesjägertagen der ver gangenen Jahre, diversen BJV-Symposien, immer wieder in der Mitgliederzeitschrift „Jagd in Bayern", öffentlichen Vorträgen von Präsiden, Mitarbeitern und ehrenamtlichen Funktionären und auch verschiedenen Stellungnahmen gegenüber dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF). Die Wichtigkeit von ordentlich organisierten revierüber greifenden Bewegungsjagden wurde immer wieder stark vom BJV hervorgehoben. Diese sind und bleiben für den BJV ein ausschlaggebender Punkt einer waid- und tierschutzgerechten sowie erfolgreichen Schwatzwildbejagung. In diesem Zusammenhang verweisen wir auch auf die BJV-Stellungnahme zum Beschluss des Bayerischen Landtages: ,,Revierübergreifende Bewegungsjagden verstärkt durchführen" (Drs. 16/10023) gegen über dem StMELF vom 04.07.2012- siehe Anlage 1. 1 '' .'' ', Anlage 1 la. BJV-Schwarzwild-Strategie: Im Januar 2015 hat der Bayerische Jagdverband seine BJV-Schwarzwild-Strategie (siehe Anlage 2) veröffentlicht, dessen wesentliche Kernaussagen vom Maßnahmenpaket des StMELF teilweise deckungsgleich in Absprache mit dem BJV im Juni 2015 übernommen wurden. Die BJV- Schwarzwild-Strategie ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Eckpunkte in der Schwarzwildbejagung für den BJV. In der BJV-Schwarzwild-Strategie ist unter Punkt 6 auch die revierübergreifende Bewegungsjagd erfasst: „Unterstützung bei der Organisation und Planung von revierübergreifenden Drückjagden." Nur durch eine gute Zusammenarbeit aller Akteure sind diese Jagden nachhaltig auf hohem Niveau organisierbar. lb. BJV-Landesjagdschule: Fortführend bietet die BJV-Landesjagdschule Kurse an, in welchen der revierübergreifende Drückjagden oder sie betreffende Themen aufgegriffen werden. Beispiele aus den vergangenen Jahren inkl. des Programms aus 2017: - Kurs: Zeitgemäße Schwarzwildbejagung Schießlehrgang: „Sauen, Sauen, Sauen - Jagdaufseher Lehrgänge Seminar für Leiter von Gesellschaftsjagden - Anschuss-Seminar - Reviereinrichtungen selbst gebaut - Ansprechen von Schalenwild Das aktuelle Programm der BJV-Landesjagdschule finden Sie unter: http://www.jagdbayern .de/bjv-jagdschulen.html lc. Jagdliches Schießwesen Der Bayerische Jagdverband hat neben der anerkannten BJV-Keilernadel als Übungsnachweis für Bewegungsjagden im Jahr 2016 eine neue Schießübungsnadel für Ansitz und „Bewegung " kreiert (Anlage Artikel JiB 12/2016). Diese ist insbesondere für die Schießübung auf Bewegungsjagden auf Schwarzwild erstellt worden. Zum Erhalt dieser Schießnadel müssen die Jägerinnen und Jäger Schießanforderungen erfüllen, die in den jeweiligen Stufen Trainingsmodi für das jagdliche Schießen auf Bewegungsjagden beinhalten. ld. Verkehrssicherung Im Rahmen der BJV-Schwarzwild-Offensive (Anlagen Artikel JiB 10/2012 u. 7/2013 u. 1/2014) hat der Bayerische Jagdverband über Mittel aus der Jagdabgabe Verkehrsschildersätze für Bewegungsjagden gefördert. Im Rahmen dieser Initiative wurden über 100 BJV-Kreisgruppen und Jägervereine, sprich etwa 2.500 Revierinhaber in ganz Bayern geschult und unterrichtet. 2 le. Hundeausbildung Auch die Förderung der Schwarzwildgewöhnungsgatter zum Einüben von Jagdhunden in Aufseß und Altmühltal ist ein Engagement des BJV, um die bayernweite Forcierung von professionell organisierten revierübergreifenden Bewegungsjagden über das Hundewesen intensiv zu unterstützen . Internetseiten: • http://www.j aegerverein-bavreuth. de/seite/199528/s augatter. html • https://www.schwarzwildgatter-altmuehltal.de/ lf. Digitales Monitoring- und Management BJVdigital Auch das digitale Monitoring- und Management-Programm BJVdigital (www.bjvdigital.de) bietet Funktion und Möglichkeiten zur Organisation von Bewegungsjagden. Es ist seit 2014 aktiv und wird mittlerweile von über 1.100 Teilnehmern und über 880 Revieren in Bayern genutzt. Die Rekordstrecke an Schwarzwild mit 85.436 Stücken im Jagdjahr 2015/16 ist unter anderem auch auf die intensiven Schulungen und Bemühungen der Jägerinnen und Jäger in den BJV- Kreisgruppen und Jägervereinen zum System BJVdigital zurückzuführen. Anlage Artikel JiB 4/2015 lg. Fazit Der BJV hat in der vergangenen Zeit über eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Durchführung revierübergreifender Bewegungsjagden immer wieder und bayernweit geworben, Fortbildungen angeboten und zur Unterstützung von revierübergreifenden Drückjagden aufgerufen. Zum Schluss bleibt für uns darauf hinzuweisen, dass die erhöhten Schwarzwildstrecken in Bayern durch das starke Engagement der bayerischen Jägerinnen und Jäger in den vergangenen Jahren stetig gestiegen sind. Selbst die Bayerischen Staatsforsten als größter Waldeigentümer in Bayern mit den größten zusammenhängenden Schwarzwildeinständen haben dieses starke Engagement zum Anlass genommen, ihre Aktivitäten in der Schwarzwildbejagung ebenfalls zu erhöhen und verstärkt mit dem BJV zusammenzuarbeiten. Denn die Bayerischen Jägerinnen und Jäger erlegen mit rund 80 Prozent des Streckenanteiles die überwiegende Mehrheit der Schwarzkittel . Die hohen Gesamt-Streckenergebnisse haben natürlich mit dem Ausbau und der Empfehlung des BJV zu revierübergreifenden Bewegungsjagden zu tun, deren gute Streckenergebnisse sich in den vergangenen Jahren ebenfalls proportional gesteigert haben. Zudem wurde in vielen Regionen die Zusammenarbeit mit der Land- und Forstwirtschaft auf lokaler Ebene intensiviert. Der BJV hat die Herausforderungen, die mit den steigenden Schwarzwild-Beständen einhergehen , in den vergangenen Jahren sehr ernst genommen und eine Vielzahl von Aktivitäten angegangen , deren Ergebnisse spürbar geworden sind. Hierzu zählen die aufgeführten Punkte zu revierübergreifenden Bewegungsjagd neben weiteren Aktivitäten des BJV. Anlagen Artikel JiB 7/2014 Artikel JiB 8/2015 3 Artikel JiB 9/2015 Artikel JiB 10/2015 Artikel JiB 1/2016 2. In welcher Form hat der Bayerische Jagdverband Bejagungsschneisen, als weiteres Modul zur Intensivierung der Schwarzwildbejagung beworben? Der Bayerische Jagdverband hat die bayerischen Jägerinnen und Jäger immer wieder bei jeder möglichen offiziellen Gelegenheit (Landesjägertagen der vergangenen Jahre, diversen BJV- Symposien, immer wieder in der Mitgliederzeitschrift „Jagd in Bayern", öffentlichen Vorträgen von Präsiden, Mitarbeitern und ehrenamtlichen Funktionären und auch verschiedenen Stellungnahmen gegenüber dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) aufgefordert , im Dialog mit den Landwirten Bejagungsschneisen anzulegen. In diesem Zusammenhang wurde auf den von Deutschem Jagdverband (DJV) und Deutschem Bauernverband (DBV) erarbeiteten Leitfaden für Jäger und Landwirte „Schwarzwildbewirtschaftung in der Agrarlandschaft — Probleme und Maßnahmen" verwiesen. Hierin werden sehr anschaulich Beispiele aus der Praxis aufgezeigt, wie Bejagungsschneisen sinnvoll angelegt werden können. Anlage Programm Landesjägertag 2011 Anlage Artikel JiB 4/2011 2a. BJV-Schwarzwild-Strategie Darüber hinaus sind Bejagungsschneisen als Punkt in der BJV-Schwarzwildstrategie vom Januar 2015 als Baustein zur Verbesserung der Schwarzwildbejagung in Bayern erfasst (siehe darin unter Punkt 6. Unterstützung durch die Land- und Forstwirtschaft: Unterstützung der Jagd durch die Anlage von Bejagungsschneisen, Wühlstreifen u.a.) Anlage 2 BJV-Schwarzwild-Strategie 2b. KULAP Ebenso wurde vom BJV immer wieder auf die Fördermöglichkeit im Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) hingewiesen. Mit der Maßnahme B 47 können in Bejagungsschneisen niedrig wachsende Blühmischungen angelegt und zugleich finanziell gefördert werden. Festzustellen ist allerdings, dass mit dem Wegfall der Nutzungscodes für Bejagungsschneisen die Bereitschaft der Landwirte, Bejagungsschneisen anzulegen, stark zurückgegangen ist. Aus diesem Grund bitten wir das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sich nachdrücklich für eine Wiedereinführung der Nutzungscodes einzusetzen, um den Landwirten die Anlage von Bejagungsschneisen im Mais zu vereinfachen und damit eine effiziente Schwarzwildbejagung zu ermöglichen. 4 2c. Fazit Der BJV hat in der vergangenen Zeit über eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Verwendung von Bejagungsschneisen als weiteres Modul zur Intensivierung der Schwarzwildbejagung öffentlich Werbung gemacht und dazu immer wieder aufgerufen. Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung. Mit freundlichen BJV-Haupt eschäftsführer Landesjag verband Bayern - Bayerischer Jagdverband e.V. 5 7,e0-VM«. Landesjagdverband Bayern - Bayerischer Jagdverband e.V. LANDESGESCHÄFTSSTELLE Bayerischer Ja2dyerband e.V. • Hohenlindner Str. 12 • 85622 Feldkirchen Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ludwigstr. 2 80539 München Postanschrift: Hohenlindner Straße 12 85622 Feldkirchen Telefon: 089/99 02 34- Telefax: 089/99 02 34-35 Internet: http://www.jaad-havcm.eu E-Mail: Bardei 1,»Ain , 1 f 1 Schwarzwild initiative Was tut der BJV? 22 Jagd in Bayern 1/2014 85 Radiocäsium- Messstationen des BJV Flächendeckend in ganz Bayern wird die Strahlenbelastung von Schwarzwild gemessen, ein Garant für die Qualität des Wildbrets. BJV-Netzwerk Wildschadensberater Zusammen mit dem Bayerischen Bauernverband hat der BJV über 150 Wildschadensberater geschult und miteinander vernetzt. Den Wildschadensberater in Ihrer Nähe finden Sie unter www. jagd-bayern.de, Menüpunkt „Jagdpraxis" Hundeversicherung für die Bewegungsjagd Der BJV hat attraktive Hundeunfallversicherungen ausgehandelt, um die Hunde auf den Bewegungsjagden abzusichern. Informationen bei Gertrud Helm, Tel.: 089/990234-42, E-Mail: jib@jagd-bayern.de Fachliche Weiterbildung Jährlich finden mehrere Schwarzwildseminare und unzählige Vortragsveranstaltungen zum Thema Schwarzwild in den Kreisgruppen und der Landesjagdschule statt. Tierschutz und Sicherheit mit der BJV-Keilernadel Der BJV fördert die Schießfertigkeit mit der \ BJV-Keilernadel und dem Schießübungsheft und bereitet so die Jäger gezielt auf die praktische Schwarzwildjagd vor. BJV digital Der BJV bietet mit „BJV digital" einen Überblick über die Schwarzwildbestände und ihre Wanderbewegungen , Wildschäden und Streckenergebnisse aus über 400 Hegegemeinschaften für alle Betroffenen zur Planung einer erfolgreichen und effizienten Jagd. WIL HEIMISC Lust auf Wild? Jagd in Bayern 1/2014 23 Noch nie sind in Bayern so viele Wildschweine erlegt worden wie im letzten Jagdjahr. Die Jagdstrecken haben in vielen Landkreisen und Hegegemeinschaften sprunghaft zugenommen. Dabei wurde das Schwarzwild vermehrt in den Regionen erlegt, in denen es sich neu angesiedelt hat oder früher nur in geringer Anzahl aufgetreten ist. Mittlerweile sind fast alle Landkreise Bayerns vom Thema Schwarzwild betroffen. Der BJV hat ein Bündel von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Schwarzwildjagd effektiv und erfolgreich zu machen. Förderung der Wildbretvermarktung Auf der Homepage der BJV Service GmbH können Jäger ihr Wildbret anbieten. Unter dem Logo „JägerWild" bietet die BJV Service GmbH außerdem ein attraktives Vermarktungspaket für die Gastronomie. Informationen dazu unter www.bjy-service.de «,••••••••9'. •••:. 31 t ttrt. • • en.... Ner..444.1.4.4- I Ido 11•1111.‘ Amme me.6.1. dtmorm. r...w.e..rettetirk - - •- — rry- Hrere Memme 11 ; Kerle A leoerII Krs. ei C 1 1 3.--rath,r !..4-.1.211!..krr•-• ,..•••••••"›. Jedes Revier kann seine Ortsangaben in „geschützter" Umgebung erfassen und bestimmt selbst, wer sie sehen kann. t DIUMBleirt ON eneer- 14 XII trill IWF EIRIMiltr 311tArgail . Met esnrAep.....-^.-• ,FL.I.H"Zrarcenr". 1 ..trt.t.otrurtt ‚*I0. U.W.tat • ,••!! •I•g.41,4 r!.• Ittiita• .1131 ,1816.-. Tormine 1. rt:•1 . , Nj 'Irret • -e.-..-.7i•Ars= lidr1 Ih** • • Durch fortlaufende Dateneingabe kann die Entwicklung des Bestandes und der Wildschäden ausgewertet werden. Answertungs-karti. Erlegungen werden mit blauen Pins dargestellt, Schäden mit roten und Sichtungen mit gelben. Kle-i/z/ 6 Dotterebeachtebuna BJV-Schwarzwildmonitoring 4144--34-411 Digitaler Bit/digital Jagerstammtisch Für den Einen oder Anderen ist der Begriff „Schwarzwildmonitoring " nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln , sicher auch das neu entwickelte System des BW, das seit dem 1. Februar 2015 unter www.bjvdigital.de für alle Reviere in Bayern abrufbar ist. Wir haben für Sie deshalb noch einmal die wichtigsten Fakten rund um BP/digital zusammengestellt. Moderne Kommunikationsplattform Gerade bei der Schwarzwildbejagung ist es wichtig, dass sich die Jäger intensiv untereinander austauschen —ob persönlich, per Telefon, Fax oder E-Mail. Für die Zusammenarbeit und den Jagderfolg ist eine solche vernetzte Kommunikation entscheidend . BJVdigital bietet genau dafür eine Plattform. Mit dieser Plattform funktioniert der Austausch schneller, gleichzeitig werden die Daten für Auswertungen und Karten gespeichert. Natürlich werden die Wildschweine immer noch draußen auf der Jagd erlegt. Da fragt sich mancher, wozu Daten zusätzlich in ein abstraktes System eingeben? Moderne Technologien wie zum Beispiel ein Geo-Informations- System, mit dem BJVdigital arbeitet, können die Jagdpraxis aktiv unterstützen und damit auch die Organisation erleichtern. So können Sie beispielsweise immer wenn Sie Schwarzwild sehen, diese Sichtung digital in eine Karte eintragen und diese Informationen dann mit anderen Nutzern teilen. Diese Daten sind jederzeit wieder abrufbar, zum Beispiel bei der nächsten Ansitzplanung oder vor einer revierübergreifenden Bewegungsjagd . Mit BJVdigital können Sie aber auch die Entwicklung der Schwarzwildbestände und der Wildschäden statistisch auswerten und langfristig erfassen, wie es in klassischen Schwarzwildarbeitskreisen seit Jahrzehnten praktiziert wird. Welche Funktionen bietet BJVdigital an? Die Projektgruppe BJVdigital hat ein einmaliges Konzept verwirklicht , dass verschiedene Anwendungen und Nutzungsmöglichkeiten — so genannte Features — allen Benutzern zur Verfügung stellt. Diese Features wurden in aktiven Schwarzwildarbeitskreisen und Bejagungsgemeinschaften entwickelt und bereits in der Praxis getestet. 32 Jagd in Bayern 4/2015 Wie gehe ich vor? Nach der Registrierung bei BP/digital kann jedes Jagdrevier seine Schwarzwildinformationen, Erlegungen, Schäden, Sichtungen , selbstständig in so genannter geschützter Umgebung — also für andere nicht sichtbar - erfassen. Diese „eigenen Einträge " können gespeichert und verwaltet werden. Das heißt, man hat jederzeit Zugriff auf seine erfassten Daten, sauber aufgelistet und chronologisch geordnet. Jagen in einem Revier mehrere Personen, erhält jeder Nutzer einen eigenen Zugang für das jeweilige Revier, die Daten werden jedoch gemeinsam gepflegt. Das heißt, BA/digital kann zur internen Revierkommunikation verwendet werden. Die Informationen aus den fortlaufenden Daten der einzelnen Reviere werden ausgewertet und fließen dann gefiltert in so genannte Auswertungstöpfe der Bejagungsgemeinschaften und der jeweiligen Kreisgruppen. Auf diese Auswertungen haben die Nutzer jederzeit Zugriff. Damit können sie sich jagdlich stets an den Ergebnissen in ihrer Region orientieren. Hier finden Sie zum Beispiel die Schwarzwildstrecke, aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht — ein idealer Prüfstein zum Beispiel, ob die Jugendklasse effizient bejagt wird. In diese Auswertungstöpfe werden allerdings keine Ortsangaben eingespeist . Dadurch bleiben die Revierinformationen geschützt und geheim. Ihre jagdliche Privatsphäre bleibt also gesichert. Bejagungsgemeinschaft und Benachrichtigungskreis Wenn Reviere allerdings Ortsangaben und andere Details zu den Schwarzwildmeldungen untereinander teilen wollen, können sie eine Bejagungsgemeinschaft bilden, die zugleich einen eigenen Benachrichtigungskreis darstellt, also sozusagen einen digitalen Jagerstammtisch. Hat man also Jagdfreunde oder benachbarte Reviere, mit denen man laufend Schwarzwildmeldungen austauschen will, ist dies ohne Probleme möglich . Jedes Revier kann in mehreren Benachrichtigungskreisen Mitglied sein und diese können sich auch überlappen. Die Auswertungskarte Für jeden solchen Benachrichtigungskreis gibt es eine eigene Auswertungskarte mit den Eingaben der beteiligten Reviere . Blaue Markierungsnadeln zeigen, wenn ein Stück erlegt wurde, rote Nadeln geben Auskunft über Schäden und gelbe über Schwarzwildsichtungen. Ist man in keinem Benachrichtigungskreis , sieht man nur seine eigenen Eintragungen in einer Karte. Mit Hilfe dieser Auswertungskarten können so jahreszeitliche Schadens-Schwerpunkte auf einen Blick erkannt werden. So gewinnen Sie zum Beispiel schnelle und übersichtliche Informationen für die nächste Jagdgenossenschaftsversammlung oder Drückjagdplanung. Über die gemeinsam zusammengetragenen Daten lassen sich Jagdstrategien neu anpassen. Schäden durch Schwarzwild können sofort erfasst und an den Benachrichtigungskreis weitergegeben werden. E-Mail Benachrichtigungen Sobald Sie Daten in das System eingeben, werden alle Beteiligten aus dem Revier und dem Benachrichtigungskreis per E-Mail automatisch darüber informiert. Wer ein Snnartphone besitzt, ist somit jederzeit up-to-date über das, was draußen passiert. Das kann zum Beispiel die Sichtung einer Rotte beim Einwechseln in das eigene Revier sein. Über einen Link in der E-Mail können Sie dann sofort den genauen Punkt auf der Karte aufrufen. Das heißt, Sie wissen genau, wo sich die Schweine gerade herumtreiben. In B1Vdigital finden Sie außerdem wichtige Termine und viele fachliche Informationen rund um die Sauenbejagung. Zudem gibt es auch eine genauere Systembeschreibung. Die beteiligten Nutzer werden auch über E-Mail laufend auf dem neuesten Stand gehalten. Steigen Sie ein! Mitmachen ist gar nicht so schwer, denn das Prinzip von BJVdigital ist einfach gestaltet. Außerdem arbeitet das Entwicklerteam konsequent an weiteren Verbesserungen und Anpassungen. M. P. v. Montgelas 1 BP/digital lebt von der Beteiligung aller — machen Sie mit! Wenn Sie sich anmelden wollen oder weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an die BJV- Geschäftsstelle, Ansprechpartner Max Peter Graf von Montgelas, BJV-Fachreferent für Schwarzwild und Schießwesen, Hohenlindner Str. 12, 85622 Feldkirchen , Tel.: 089/990234-23, Fax: 089/990234-37, E-Mail: maxpeter.montgelas@jagd-bayern.de 4/2015 Jagd in Bayern 33 elio -4916 Schwarzwildbejagung Die bayerischen Jäger sind erfolgreich Die bayerischen Jäger beherrschen ihr Handwerk. Seit Jahrzehnten wird Schwarzwild in vielen Regionen Bayerns ausgesprochen erfolgreich bejagt. Sicher können die Jäger auch noch manches verbessern, besonders in den Neubesiedlungsgebieten. Deshalb ist es wichtig, dass jetzt Politik, Staat, Forst und Verbände erkennen, wo und wie es sinnvoll ist, die Jäger zu unterstützen. Jagdliche Nachhilfe brauchen sie allerdings nicht. Die Regeln einer erfolgreichen Schwarzwildbejagung kennt die Jägerschaft selbst am besten. Revierübergreifende Drückjagden Revierübergreifende Drückjagden werden oft als die neue Lösung schlechthin verkauft. Eine wichtige Strategie in der Schwarzwildbejagung sind sie sicher und genau deshalb sind sie in den Schwarzwildregionen schon lange gängige Praxis. Doch die revierübergreifende Drückjagd ist nicht immer und überall die einzige Lösung. Sie verspricht nur Erfolg, wenn die örtlichen Verhältnisse die Jagd über mehrere Reviere erfordern und auch zulassen. Der BJV hat zahlreiche Maßnahmen angestoßen, um die Jäger bei der Ausrichtung von solchen Drückjagden zu unterstützen und die Abwicklung einfacher zu machen . So wurden knapp 5.000 Revierinhaber aus 118 Kreisgruppen in der Verkehrssicherung geschult und inzwischen 70 Kreisgruppen mit einem Verkehrsschildersatz über Mittel der Jagdabgabe gefördert. Der BJV unterstützt die Jäger beim Training der Schießfertigkeit mit gezielt auf die Schwarzwildjagd ausgearbeiteten Trainingsvorgaben , wie die BJV-Keilernadel und das BJV-Übungsheft für das Jagd praktische Schießen. Im Schießlehrgang „Sauen, Sauen, Sauen" der Landesjagdschule (s. S. 22) können weiterhin Schießfertigkeiten vertieft werden. Außerdem unterstützt der BJV die zahlreichen Schwarzwildarbeitskreise bei ihrer Arbeit , die letztlich die Koordination vor Ort in der Hand haben. Doch um Drückjagden noch effektiver zu machen, ist nun vor allem auch die Politik gefordert: • Gebührenfreie Trichinenuntersuchung • Unterstützung der Jäger durch Erleichterung des Antragsverfahrens für Verkehrssicherungsmaßnahmen • Fortsetzung der Förderungen von Verkehrssicherungsmaßnahmen • Gewährleistung flächendeckender Schießübungsmöglichkeiten • 'js'Z. ••41, • ' -x•-••• • • •e. • ' , 6 . - , ert-r:f e 71re;:'ee.A., 4e-Ar Das sagt die Praxis: „Die Sauen machen nicht Halt vor der Reviergrenze. Deshalb ist es bei der erfolgreichen Drück jagd auch wichtig, dass Reviergrenzen kein Hindernis sind. Es muss möglich sein, eine Schützenkette auch im Nachbarrevier postieren zu können, wenn dort das Schussfeld geeigneter ist. Es zählt der Erfolg bei der Bejagung. Dies ist nur möglich, wenn ich mit meinen Reviernachbarn oder in der Hegegemeinschaft bereits im Vorfeld feste Absprachen bezüglich der Organisation getroffen habe." Thomas Eschenbacher, 1. Vorsitzender Jagdverein Gunzenhausen Erntejagden Auch Erntejagden sind keine neue Erfindung von selbst ernannten Schwarzwildexperten, sondern jagdlicher Alltag in den Schwarzwildregionen. Doch Erntejagden erfordern ein hohes jagdliches Können, erfahrene Jäger und sehr gute Schützen. Außerdem fordert die Berufsgenossenschaft strenge Auflagen. Solche Jagden sind nur möglich, wenn die lokalen Bedingungen dafür passen. Stimmen die Voraussetzungen nicht und können sich die Jäger untereinander nicht bedingungslos vertrauen, kann eine Erntejagd schnell lebensgefährlich werden. Erfolgreich ist die Erntejagd nur, wenn Landwirte und Jäger professionell zusammenarbeiten. Das heißt, der Bauer muss immer ein Auge offen halten und der Jäger muss dafür ein Ohr haben. Schnelle Einsatztruppe Die „schnelle Einsatztruppe" ist eigentlich die älteste Jagdstrategie auf Schwarzwild. Schon unsere Großväter haben beim ersten Schnee die Jagdkollegen zum Kreisen zusammengetrommelt . Diese Jagdmethode ist effektiv, sie funktioniert • 'et4 :zeih • 't • 4":.ezt, " aber nur im eingespielten Team. Voraussetzung ist eine gute Kommunikationsstruktur untereinander. Um Schwarzwild erfolgreich zu reduzieren, ist sie neben vielen anderen Aspekten auch nur ein Element im Schwarzwildmanagement. Das sagt die Praxis: „Wenn ich zum Beispiel nach dem Abfährten bei Schneelage Sauen fest im Revier habe oder informiert wurde, dass vom Nachbarn Sauen eingewechselt sind, muss ich innerhalb kürzester Zeit — das heißt in zwei bis drei Stunden — eine Drück jagd organisieren können. Das geht nur mit den Leuten vor Ort. Da läuft die Verständigung nach einem eingespielten Schneeballsystem, denn Treiber und Schützen müssen innerhalb kürzester Zeit verfügbar sein." Thomas Eschenbacher, 1. Vorsitzender Jagdverein Gunzenhausen Kirrung Die Kirrung auf Schwarzwild ist und bleibt ein heiß diskutiertes Thema. Besonders deshalb, weil es hierzu unterschiedliche Ansichten gibt. Doch Grundsatzdiskussionen helfen nicht weiter — was wir brauchen, ist eine Vielzahl von Strategiemaßnahmen , und die Kirrung kann ein mögliches Instrument sein. Schon deshalb sollte sie als jagdliches Mittel erhalten bleiben. In der Schalenwildrichtlinie gibt es außerdem klare Regeln zur Kirrung. Es wird ein Kirrplatz auf 100 Hektar Revierfläche empfohlen, beschickt mit etwa einem Kilogramm artgerechtem Kirrmaterial wie Getreide, Mais oder Waldfrüchte. Unstrittig ist, dass die Kirrung das Raum-Zeit-Verhalten des I Jagd in Bayern 7/2014 19 IP' -19P 43 19 19 19 19 e 20.000 15.000 10.000 5.000 Wildschaden 30.000 25.000 Gestamtstrecke 500 450 -- 400 - 350 — 300 250 200 150 100 50 Schwarzwildes beeinflusst. Nicht nur deswegen können regionale Kirr-Konzepte sinnvoll sein. Kirrungen sollten jedenfalls nicht planlos betrieben werden, also nur um Sauen mit zusätzlichem Futter anzulocken. Sie dient dem Sichtbarmachen von Wild und der Erlegung geeigneter Stücke. Die Absprache von Kirr-Konzepten bleibt daher eine Aufgabe von Revieren, Bejagungsgemeinschaften oder Schwarzwildarbeitskreisen . Dort wird die räumliche und zeitliche Verteilung der Kirrung abgestimmt. Im Feld wird grundsätzlich bis zum Abernten keine Kirrung ausgebracht. Schwarzwildarbeitskreise In angestammten Schwarzwildgebieten schließen sich die Jäger seit Jahrzehnten zusammen, um Schwarzwild gemeinsam effektiv zu bejagen, wie beispielsweise in Bad Kissingen, Schweinfurt-Wässernachtal, Bad Brückenau oder im Hohen Steigerwald. In Gebieten, wo Schwarzwild in jüngster Zeit vordringt, unterstützt der BJV die Gründung solcher Arbeitskreise und Bejagungsgemeinschaften durch die Organisation 77 Einen kleinen Leitfaden zur Gründung eines ::•-• Arbeitskreises finden Sie unter vvwwjagd-bayem.de, Menüpunkte „Jagdpraxis", „Schwarzvvildarbeitskreis" im Dovvnload-Bereich. von ersten „Schnupper'-Treffen, durch Vermittlung von Kontakten mit dem zuständigen Schwarzwildberater oder durch direkte Hilfe beim Schwarzwildmonitoring. Schwarzwildmonitoring Das Grundmodell für das BJV-Schwarzwildmonitoring stammt aus den klassischen Schwarzwildarbeitskreisen und erfasst zunächst Abschüsse nach Alter und Geschlecht, um die Streckenstruktur zu überwachen. Gleichzeitig werden mit dem Monitoring Wildschadensmeldungen erfasst und ausgewertet , um einen Überblick über die Gesamtsituation vor Ort zu erlangen. Ein Blick auf die Auswertungen zeigt, dass es durchaus in Einzelfällen zu hohen Wildschäden kommen kann, dass das aber nicht die Regel ist. Kommt es gehäuft zu Schäden, können die Jäger schnell und zielgenau reagieren, ihre Jagdstrategie überdenken und entsprechend anpassen. Das gibt es nur beim BJV Mit der Erweiterung des BJV-Monitorings zum digitalen Geo- Informations-System wurden den Schwarzwildarbeitskreisen und den Kreisgruppen noch ganz andere Möglichkeiten geschaffen, um die Schwarzwildjagd effektiver zu machen. Denn jetzt können alle Informationen aus dem Schwarzwildrevier auf schnellem und einfachem Weg untereinander ausgetauscht werden, wie etwa die Erfassung von aktuellen Wildschäden, Sichtungsmeldungen oder andere ortsgebundene Informationen. M. P. v. Montgelas Praxisbeispiel aus dem Hohen Steigerwald: Im Schwarzwildarbeitskreis „Hoher Steigerwald" wurden auf einer Jagdfläche von rund 33.000 Hektar, davon knapp 25.000 Hektar Wald und 8.000 Hektar Feld, im Jagdjahr 2013/14 Wildschäden in der Höhe von 11.570 Euro erfasst. Im Durchschnitt der letzten 14 Jahre liegt der Wildschaden bei 0,41 Euro pro Hektar und Jahr. Pro Hektar Feldfläche errechnet sich ein Wildschaden von 1,66 Euro pro Hektar und Jahr. Die Auswertungen aus dem „Hohen Steigerwald" zeigen schwarz auf weiß: Der Wildschaden nimmt ab, obwohl die Strecke und somit auch der Bestand an Schwarzwild im gleichen Zeitraum zugenommen haben. Hubert Weikhart, Forstdirektor und langjähriger Leiter des Schwarzwildarbeitskreises Hoher Steigerwald, bezieht Stellung: JiB: Herr Weikhart, warum sind Schwarzwildarbeitskreise so wichtig? Weikhart: Der Schvvarzvvildarbeitskreis führt zweimal im Jahr, im Herbst vor der Drück jagdsaison und im Frühjahr vor der Aussaat, eine Versammlung durch. So werden alle, die im Arbeitskreis mitmachen, über die aktuellen Sachverhalte rund ums Schwarzwild informiert, über die aktuelle Strecke, darüber, wie viel Euro Wildschaden entstanden ist oder über die Verteilung der Wildschäden auf die einzelnen Kulturen. Außerdem erfahren alle, wie die Schwarzwildbestände in den beteiligten Revieren eingeschätzt werden. Schließlich werden die aktuellen Daten mit den aus vergangenen Jahren verglichen. So haben alle Beteiligten immer ihren Finger am Puls des Geschehens. Alle diese Informationen werden jeweils mit den aktuellen natürlichen Gegebenheiten verglichen. War der Winter mild oder streng, das Frühjahr nasskalt, wie war die Blüte der Mastbäume, gab es Mastjahre oder Fehlmasten, was ist zu erwarten? Daraus wird dann die entsprechende Bejagungsstrategie abgeleitet. Das bedeutet, dass wir zum Beispiel heuer den Revierinhabern dringend empfohlen haben, die Beteiligung an revierübergreifenden Drückjagden verstärktzu nutzen und solche auch in verstärktem Maße zu organisieren. Durch die Versammlungen kennt man sich und man redet miteinander. Dadurch gestaltet sich vieles einfacher. JiB: Was bringt das Schwarzwildmonitoring? Also die Erfassung der Wildschadensmeldungen und der Jagdstrecken? Weikhart: Ganz einfach, es wird nicht mit einer Stange im Nebel gestochert, was oft dazu geführt hat, dass völlig übertriebene Behauptungen eine emotional geführte Diskussion bestimmen. Durch das Schwarzwildmonitoring reden Jagdgenossen, Jäger, Förster und die Untere Jagdbehörde miteinander sachlich über Fakten — und zwar Fakten, die belegbar sind. JiB: Welchen Nutzen bringt das alles für die praktische Jagd? Weikhart: Wir wissen durch unsere Erhebungen und langjährigen Aufzeichnungen, was in unserer Region Sache ist. Das heißt, wir wissen, wie hoch die vom Schwarzwild verursachten Feldschäden sind und in welchem finanziellen Rahmen sie sich bewegen. Wir wissen, wie die erzielten Strecken mit diesen Schäden zusammenhängen und wie wir darauf reagieren müssen. Unsere Jäger vertiefen — auch das ist ein Ergebnis der Schwarzwildarbeitskreise — ständig ihr jagdpraktisches Fachwissen. Sie besuchen regelmäßig Schießtrainings, sie besuchen Fortbildungsveranstaltungen, wie etwa ein Anschuss-Seminar, oder Seminare über die Organisation einer Bewegungsjagd. Wir holen Fachreferenten zu aktuellen Fragen und schulen die Arbeitskreismitglieder in der Wildschadensbewertung. Die regelmäßigen Verantaltungen geben gerade den Praktikern die entscheidenden Impulse, wie intensiv sie die Schwarzwildbejagung angehen müssen. Interview: M. P: v. Montgelas Praxistipp Drückjagdplanung, Teil 1 Es ist nie zu früh Drückjagd im Spätherbst — wieso jetzt schon ein Thema? Damit großräumige und revierübergreifende Bewegungsjagden erfolgreich und vor allem unfallfrei ablaufen, müssen sie bis ins letzte Detail geplant und durchorganisiert sein. Viele Punkte müssen Sie als Jagdleiter bereits Monate vorher klären und festlegen. Damit Sie auch rechtzeitig an alles denken, hat Forstdirektor Hubert Weikhart für Sie hier und in den nächsten Ausgaben eine Checkliste zusammengestellt. Sie sollten keine Zeit verlieren und sofort loslegen! .e1t Bitte beachten Sie die Grundsätze zur Bewegungsjagd unter www.jagd-bayern.de, Menüpunkt „Jagdpraxis", „Grunds. zur Bewegungsjagd" • - "ik, • ex. • - ‚, .• 1." a 9ri" • r tl"-ei. • • %ei& Checkliste für Ihre Nanu Weit vor dem Jagdtermin: Abgrenzung des zu bejagenden Gebietes Einteilung der Hundeführer-/Treiberbereiche Überjagen von Hunden in unbeteiligte Reviere soll vermieden werden. Festlegung eines geeigneten Treffpunktes Es müssen ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen. Aufstellung eines ungefähren Zeitplanes Die Jagd sollte maximal zwei Stunden dauern. Wird diese Zeit überschritten, ist eine Aufbrechpause einzuplanen. Jagdtermin, Zeitplan und zu bejagende Wildarten mit Nachbarrevieren und Hauptbeteiligten abstimmen. Klären, ob ein Termin unter der Woche - mit wenig Besucherverkehr im Wald - oder am Wochenende günstiger ist. In laubholzreichen Revieren sollte die Jagd erst nach dem Laubfall stattfinden. Die Planung der Bewegungsjagd findet zunächst auf dem Papier beziehungsweise auf der Revierkarte statt. Parken Strecke Etwa drei Monate vor dem jagdtermin: Erkunden und Markieren von geeigneten Schützenständen , Ausstatten mit Drückjagdböcken L-) Grenznahe Standplätze mit Reviernachbarn abstimmen Einladung von bewährten Hundeführern mit geeigneten Hunden sowie von Nachsuchengespannen Schriftliche Einladung der Jäger und benötigten Treiber mit Rückmeldedatum In der Einladung darauf hinweisen, was mitzuführen ist, wie gültiger Jagdschein, benötigte Ausrüstung, Jagdhorn etc. Auch sollte sie Angaben zu Wildfreigabe, Anfahrt, Tagesablauf , Verpflegung, Zahl und Dauer der Treiben enthalten. Beantragen von Geschwindigkeitsbeschränkungen und den entsprechenden Verkehrsschildern bei den zuständigen Straßenverkehrsämtern Abklären, ob ausreichend Wildkühlräume vorhanden sind und ob ein Wildbrethändler zum Streckenplatz bestellt werden muss Lokal fürs Schüsseltreiben reservieren 'en 1 Praxistipp Drückjagdplanung, Teil 2 Langsam wird's ernst Termin, Zeitplan und Streckenverlauf stehen, die Reviernachbarn sind im Boot, die Einladungen an Schützen und Hundeführer sind raus. So langsam rückt der Drückjagdtermin näher. Was kurz vorher zu beachten ist, können Sie anhand der folgenden Checkliste von Forstdirektor Hubert Weikhart verfolgen. Checken der Gästeliste und Einteilung der angemeldeten Jäger je nach Schießfertigkeit und Kondition auf die Stände und Anstellergruppen Eventuell Vorbegang mit Anstellern durchführen Li Standkarten fertigen Notrufnummern und Handynummer des Jagdleiters vermerken. Die Karten sollten auch eine Tabelle zum Eintragen von Beobachtungen enthalten. Checkliste für Ihre Planung Kurz vor dem Jagdtermin: Überprüfen, Nummerieren und Kartieren der Jagdeinrichtungen Einige Stände müssen vielleicht noch frei geschnitten, die Gefährdungsbereiche klar gekennzeichnet werden. Mittags- und Streckenplatz aussuchen und herrichten Schmuckreisig, Fackeln und Schwedenfeuer tragen zu einer stilvollen Umrahmung bei. Bitte beachten Sie die Grundsätze zur Bewegungsjagd unter www.jagd-bayern.de, Menüpunkte „Jagdpraxis", „Grundsätze zur Bewegungsjagd" I Hundeführer, Treiber und Ansteller einweisen Für einen reibungslosen Ablauf der Jagd ist die Ortskenntnis dieser Personen besonders wichtig. Ansprache des Jagdleiters zum Jagdbeginn: Begrüßung Jagdhornbläser sollten nur begrüßen, wenn der Treffpunkt weit genug vom Treiben entfernt ist. Bekanntgeben des Tagesablaufs Beginn und Ende der Jagd mitteilen sowie Zeitpunkt für das Schnallen der Hunde vom Stand Hinweise zur Sicherheit Zum Beispiel: Jeder ist für seinen Schuss verantwortlich; achten Sie auf den Kugelfang; verlassen Sie den Stand nicht, außer bei Notfällen; tragen Sie Warnkleidung; keine Schussabgabe nach dem Abblasen; PKW so abstellen, dass Rettungsfahrzeuge jederzeit passieren können Abschussfreigabe nach Wildart, Altersklasse und Geschlecht Hinweis: „Jungwild immer vor altem Wild" LIA Hinweis auf Wildbrethygiene Sauberes Erlegen und Aufbrechen einfordern Regelungen zum Aufbrechen und zum Wildtransport bekannt geben Erfolgt das Aufbrechen zentral oder dezentral , durch Metzger oder Erleger, zwischen zwei Treiben oder am Schluss? Checkliste für Ihre Planung Am Jagdtag Praxistipp Drückjagdplanung, Teil 3 Aufbruch zur Jagd Es ist soweit, der Jagdtag ist da. Da wir anhand unserer Checklisten aus den vergangenen Ausgaben gute Vorbereitungsarbeit geleistet haben, kann organisatorisch nicht viel schief gehen. Damit die Jagd selbst auch erfolgreich und vor allem sicher abläuft, hat Hubert Weikhart weitere wichtige Tipps für Sie zusammengestellt. Gästeliste abhaken und Jagdscheine kontrollieren Eventuell Spenden für die Treiberkasse oder Hundeversicherung sammeln Ankommende Fahrzeuge gleich den Anstellgruppen zuweisen und entsprechend parken lassen Verkehrswarnschilder an öffentlichen Straßen anbringen L.1 Eventuell Forstwege abriegeln Hierzu gibt es entsprechende Schilder, Datum und Uhrzeit von Jagdbeginn und -ende sollten angegeben werden. Zusätzlich kann ein Absperrband verwendet werden. Ausstatten der Ansteller mit Markierungsband für Anschüsse, Anschussprotokollen, Standkarten für die zugeteilten Schützen, Wildmarken für die spätere Zuordnung Wildverkauf direkt am Streckenplatz vorbereiten Waage oder Wiegebock sollte zur Verfügung stehen. Hinweis zur Nachsuche Die Schützen sollten keine selbstständigen Nachsuchen durchführen, lediglich den Anschuss markieren. Der Jagdleiter teilt die Nachsuchengespanne ein. Bekanntgabe, wann die Hunde einzusammeln sind und angeleint zum Streckenplatz gebracht werden sollen Hornsignal „Aufbruch zur Jagd", bevor die Gruppen eingeteilt werden und geordnetes Abrücken erfolgt 1") Art tA Ne-jisr wAs9EP° olc Adrian Daunen VVendejacke GRATIS SOCKEN Unmittelbar nach Jagdende: ui Jagdleiter begibt sich unverzüglich zum Streckenplatz Er sollte alle Informationen der eintreffenden Ansteller und Hundeführer entgegennehmen und die Nachsuchengespanne einteilen. ui Ansteller holen Schützen ab, versehen erlegtes Wild mit Marken, sammeln ausgefüllte Standkarten ein, notieren und markieren Anschüsse, notieren notwendige Nach- und Kontrollsuchen rj Einsammeln von „verjagten" Hunden, Entfernen von Absperrbändern und Schildern L3 Einsammeln und Aufbrechen des erlegten Wildes Die Wildbrethygiene ist peinlich genau zu beachten . Die Wildkörper sollten sorgfältig ausgespritzt und aufgeklappt zur Strecke gelegt werden. Das Wild soll grob ausgekühlt und abgetrocknet sein, bevor es in die Kühlzelle gehängt wird. jj Verkauf vorbereiten, Wildkörper wiegen, beim Schwarzwild die Proben für die Trichinenuntersuchung entnehmen ij Telefonischer Austausch mit beteiligten Revieren Finger gerade beim Jagdhund!! Überjagende Hunde sind für manchen ein Problem und oft ein Ärgernis. Trotzdem bleibt der Finger in jedem Fall gerade, wenn ein Jagdhund im fremden Revier unterwegs ist! Wer einen Jagdhund tötet, handelt illegal und moralisch verwerflich. Jagdhunde, Blindenhunde und sonstige Diensthunde dürfen — so steht es im Gesetz — in keinem Fall erschossen werden, auch nicht, wenn sie jagen. Es versteht sich von selbst, dass jeder anständige Jäger unsere vierbeinigen Jagdkameraden weder vorsätzlich noch fahrlässig verletzt oder tötet. Denn der Hund kann nichts dafür, er kennt keine Reviergrenze. Rechtlich und moralisch ist das Erschießen von Jagdhunden ein absolutes Tabu. Maser JAG MEETS LIFEsreLE Vielseitigkeit neu definiert — die Adrian Daunen Wendejacke bietet dank ihrer Prernium-Daunenfüllung eine erstklassige Wärmewirkung und wird im Handumdrehen zur wasserdichten Regenjacke in Orange. Weiterer Pluspunkt: Das beidseitige, geräumige Taschensystem. Jetzt kostenlos den neuen Katalog anfordern und ein Paar „Socken Allround- gratis erhalten! Schreiben Sie uns an bao.aktion@hlaser.de (Nur solange der Vorrat reicht. Bitte wühlen Se Ihre Größe 39 - 41. 42 - 44 ader 45 - 47. Umtausch ausgeschlossen.] Praxisbeispiel: Revierübergreifende Drückjagd Nur gemeinsam sind wir stark Wenn Jäger und Jagdgenossen an einem Strang ziehen, können sie viel erreichen. Das gilt ganz besonders für revierübergreifende Drückjagden auf Schwarzwild. Ein Beispiel aus dem Landkreis Dachau in Oberbayern zeigt, dass die enge Zusammenarbeit nicht nur von Jagderfolg gekrönt wird, sondern auch von dem Gefühl von Gemeinschaft und Freundschaft. OSE +UP 1111-1100NTIGI SAVAGE ARMS .17 HMR— der Experte Mi.die erfolgrelee Raubwildjagd. Eln silltiarReglomrine*gilesti SiGateprelsanund bei IhIlber.17FilR mit ungl erking. thal Air avfalgIdiiIasdRi tittläfteisa num minn en unk( UZ» IIITAMONZZER VLI11411.1111 11197111100:11.91/217ut 74,r :7;,? d gitfC7-1/efe Es ist ein frischer, sonniger Morgen im Landkreis Dachau. Nach und nach finden sich Hundeführer, Treiber und Schützen am Treffpunkt ein. Der Jagdleiter und Organisatoren der anstehenden revierübergreifenden Drückjagd sind längst vor Ort. Viel Arbeit liegt bereits hinter ihnen, um diese Gesellschaftsjagd mit über wo Teilnehmern zu organisieren. Doch Jagdgenossen und Revierpächter unterstützen sich hier gegenseitig, wo sie können — so wie es eben sein soll. Neben dem Verschicken von Einladungen mussten die einzelnen Stände sorgfältig ausgewählt und dazu Standprotokolle erstellt werden. Das ist Aufgabe der Revierpächter, die ihre Jagdflächen am besten kennen. Beim Bau der Drückjagdböcke sowie deren Transport helfen Jagdgenossen und Jäger wieder zusammen. Landwirte stellten für diese Drückjagd ihre Traktoren mit Anhänger zur Verfügung, um die vielen Schützen zu den Ständen zu fahren und später die erlegten Sauen zu bergen. Deutlich ist an diesem Jagdtag das starke „Wir- Gefühl" zu spüren, das Jagdgenossen, Jäger und Treiber verbindet. Die Stimmung ist entsprechend fröhlich und könnte nicht besser sein. Unerlässlich für erfolgreiche Drückjagden sind professionelle Hundeführer mit entsprechend solide ausgebildeten Hunden. Alexander Popanz ist einer von ihnen und hat bei dieser Drückjagd die komplette Organisation der Hundeleute übernommen. Nicht nur Stöberhunde mit der nötigen Schärfe werden benötigt, sondern auch erfahrene Nachsuchengespanne müssen vor Ort sein. Nach der Jagd werden die erlegten Sauen zum Streckenplatz transportiert und erst dort von geübten Leuten aufgebrochen . Die Wildbrethygiene wird streng eingehalten, schließlich will man ein hochwertiges Lebensmittel gewinnen. Bilanz des Tages: zehn erlegte Sauen, alle Teilnehmer und Hunde sind wohlauf und mit dem Jagdtag höchst zufrieden . R. Pohl »Jagd— Naturschutz in der Praxis" Landesjagdverband Bayern — Bayerischer jagdverband e.V. s> - - - t , mkitee; •- _ 'WS aliT ‘t" .Il I 1 I •-•:-F-1 1 1 I 1 Li„.„.....11 ins t I 11, 11,1 „Ii Impressum Reddemann Dr. Joachim, Gesamtleitung, Hauptgeschäftsführer Betreuung der Ausschüsse/Arbeitskreise: Döringer Katharina: Schatzmeistersitzung Ettl Barbara: Öffentlichkeitsarbeit Gangl Dr. Claudia: Jägerinnenforum Hafner Simone: Hochwild, Jagdliches Schießwesen, Niederwild Imm Eric: Naturschutz- und Landschaftspflege, Wildland-Stiftung Bayern Maier Dr. Michael: Revier- und Wildschutz Schlicht Stephanie: Junge Jäger Bayern Schreder Thomas: Öffentlichkeitsarbeit Schungel Peter: Jagdrecht, Schatzmeistersitzung Urbach Egbert: Jägerausbildung, Auslandsjagd, Jagdhundewesen VVeimann Anita: Landwirtschaft, Jagdkultur Organisation/Anmeldung/Ausgabe der Tagungsunterlagen: Karner Karin, Kurz Irene, Würz Elfriede • Laniesjägertag 2011 25. bis 27. März in Schweinfurt, Ufr. Organisation vor Ort: Pösl Wolf, Erster Vorsitzender des Jagdschutzvereins Schweinfurt Endres Max H., Zweiter Vorsitzender des Jagdschutzvereins Schweinfurt Für verursachte Schäden und Unfallfolgen sind die Besucher der Veranstaltung selbst verantwortlich! Der Bayerische Jagdverband übernimmt keine Haftung. Mit freundlicher Unterstützung von: FLESBABANll< BANKMAIJS MAX FLESSA KG Die Bank mit dem Plus - Änderungen vorbehalten! - 10.45 Uhr Ausschuss Landwirtschaft, Galeriesaal, OG Bejagungsschneisen zur Reduktion von Wildschäden — praktische Beispiele und Förderfähigkeit RAin Inken Lampe, Geschäftsführung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Vorstellung des Projekts „Wildrettung in der Landwirtschaft" mit anschließender Flug-Demonstration des „Oktokopters" (Fluggerät zum Detektieren von Wild mittels Infrarotkamera) Günter Schlagenhauf, Claas Saulgau GmbH Dipl.-Ing. Daniel Gurdan, CEO, Ascending Technologies GmbH Prof. Dr. Jürgen Vocke, Präsident Bayerischer Jagdverband Dr. Eckhard Zeltner, Vorsitzender Ausschuss Landwirtschaft 10.45 Uhr Ausschuss Revier- und Wildschutz, Jugendgästehaus der Stadt Schweinfurt, Raum Gutermann Versicherungsschutz beim Bergen von Wild Michael Kucklack, Spitzenverband der landwirtschaftlichen Sozialversicherung, Kassel »- Verwendung von gelben Rundumleuchten beim Bergen von Wild Hubert Kerzel, Vorsitzender Ausschuss Revier- und Wildschutz Enno Piening, BJV-Vizepräsident Hubert Kerzel, Vorsitzender Ausschuss Revier- und Wildschutz 10.45 Uhr Ausschuss Jagdrecht, Raum Leibl, OG Der Faktor „Wildschaden" Barbara Frank, Vorsitzende Ausschuss Jagdrecht, RAin Wildschaden — Änderung der Revierstruktur: Wildschadensklauseln im Jagdpachtvertrag Barbara Frank, Vorsitzende Ausschuss Jagdrecht, RAin Wegfall der Geschäftsgrundlage/Kündigung von Jagdpachtverträgen Dr. jur. Volker Käsewieter, Mitglied im Ausschuss Jagdrecht > Neues Urteil des EGMR vom 20. Januar 2011: Die Pflichtmitgliedschaft in einer Jagdgenossenschaft verstößt nicht gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. Das deutsche Reviersystem und die Pflichtmitgliedschaft innerhalb einer Jagdgenossenschaft bleiben unangetastet. Dr. Erwin Allesch, Vizepräsident des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, Mitglied im Ausschuss Jagdrecht Jürgen Wefelscheid, BJV-Präsidiumsmitglied, RA Barbara Frank, Vorsitzende Ausschuss Jagdrecht, RAin Wildretter Samstag 10.45 Uhr bis 12.15 Uhr Samstag 9.00 Uhr bis 10.30 Uhr 09.00 Uhr Schatzmeistersitzung (interne Sitzung nur für Mitglieder), Großer Saal, EG Dr. Wolfgang Schiefer, Landesschatzmeister 09.00 Uhr Jägerinnenforum, Raum Liebermann, OG > Bessere Vernetzung der Initiative „Jägerinnenforum" in den Kreisgruppen Monika Schwarzenbeck > Tipps und Tricks im Umgang mit der Presse — tue Gutes und rede darüber Wie sieht bestmögliche Pressearbeit aus? Peter Dermühl, Medienbüro München Rainer Käst!, BJV-Präsidiumsmitglied Renate Weber, Vorsitzende Bayerisches gägerinnenforum 09.00 Uhr Ausschuss Naturschutz- und Landschaftspflege, Bankettsaal, EG > Alternative Energiepflanzen — Entwicklungsstand Josef Pellmeyer, Präsident des Fachverbands Biogas > Sachstand Problemtierarten Wolf, Biber, Kormoran Dr. Werner d'Oleire-Oltmanns, Vorsitzender Ausschuss Naturschutz- und Landschaftspflege Prof. Dr. Hartmut Wunderatsch, BJV-Präsidiumsmitglied Dr. Werner d'Oleire-Oltmanns, Vorsitzender Ausschuss Naturschutz- und Landschaftspflege 09.09 Uhr Ausschuss Auslandsjagd, Jugendgästehaus der Stadt Schweinfurt, Raurin Gutermann > Jagdrechtliche Entwicklungen in der EU N.N. > Krankheitsprophylaxe bei der Auslandsjagd N.N. > Was muss man bei der Trophäeneinfuhr beachten? N.N. Andreas Huber, Mitglied im BJV-Landesausschuss Norbert Ullmann, Vorsitzender Ausschuss Auslandsjagd 09.00 Uhr Ausschuss Niederwild/Arbeitskreis Schwarzwild, Galeriesaal, OG »- Eine Chance für das Niederwild Karl-Heinz Bachmann, Vorsitzender Ausschuss Niederwild > BJV-Schwarzwildmonitoring und Vorstellung des Schwarzwildrings „Hoher Steigerwald" Wolf Pösl, Schwarzwildberater aus Unterfranken Hubert Weikhart, FD BaySF, Schwarzwildberater aus Oberfranken Enno Piening, BJV-Vizepräsident Karl-Heinz Bachmann, Vorsitzender Ausschuss Niederwild W1(0-41/f6 „Modellvorhaben Schwarzwildbewirtschaftung" Strecke hoch, Schaden runter dank Schussschneisen Seit 2009 wurden in sechs Modellregionen Deutschlands Bejagungs- und Bewirtschaftungsformen erforscht, mit denen Wildschäden durch Sauen reduziert werden könnten. Die Ergebnisse zeigen, wie sinnvoll Schussschneisen im Mais sind, wenn sie richtig angelegt werden. Inken Lampe stellt die Resultate vor. Rechtsanwältin lnken Lampe ist Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer und Referatsleiterin Umweltrecht beim Deutschen Bauernverband. Schwarzwild, Maisanbau und Schweinehaltung bilden miteinander ein Spannungsfeld, das in vielen Regionen Deutschlands Landwirte, Grundeigentümer und Jäger umtreibt. Auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung , Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) wurde deshalb 2009 das Modellvorhaben „Schwarzwildbewirtschaftung in der Agrarlandschaft" auf den Weg gebracht. In sechs unterschiedlich strukturierten Betrieben in Deutschland wurden neue ackerbauliche Methoden entwickelt und erprobt, die die Bejagung erleichtern und zugleich finanziell tragbar sind. Kombiniert wurde der ackerbauliche Ansatz mit verschiedenenBejagungsmethoden zur Reduzierung des Schwarzwilds. Die teilnehmenden Betriebe liegen im Südwesten Sachsen-Anhalts, in Brandenburg, in Niedersachsen , in Mecklenburg- Vorpommern, in Hessen und in Bayern (s. S. 32). Bei den ausgewählten Betrieben wurde ein Hauptaugenmerk darauf gelegt, dass unterschiedliche Schlaggrößen zwischen einem und über 100 Hektar Mais in den Schadenszentren vorhanden sind. Außerdem sollten sowohl Eigenjagdbezirke als auch Jagdgenossenschaften einbezogen werden. Höchste Wirksamkeit der Schneisen zur Milchreife Insgesamt wurden während der drei Projektjahre bei 600 Jagdeinsätzen 72 Sauen gestreckt . Das bedeutet, dass im Schnitt etwa acht Ansitze für eine Erlegung erforderlich waren. Dieser recht hohe Aufwand zeigt, dass Jagdstrategien wie Drückjagden eine wichtige Bedeutung zugemessen werden muss. Bejagungsschneisen leisten für ihre Durchführung einen wichtigen Beitrag, wie Maisjagden zeigten. Rund 30 bis 40 Prozent der Beobachtungen und 20 bis 40 Prozent der Abschüsse wurden in den Beispielrevieren auf den Schneisen getätigt . Der Schwerpunkt lag hier auf dem Zeitpunkt der Milchreife des Maises. Auch während Erntejagden konnte ein nicht unbedeutender Teil erlegt werden. Allerdings ist zu berücksichtigen , dass zu diesem Zeitpunkt die Bejagung nicht mehr unmittelbar der Vermeidung von Wildschäden dienen kann. Weniger effektiv als eine von vornherein angelegte Schneise ist das frühere Einhäckseln eines Streifens im Mais, da dies für die Sauen eine ungewohnte neue Situation darstellt. In dem Revier in Niedersachsen wurde versucht, das Konzept „im Wald Ruhe — im Feld Feuer" umzusetzen . Denn gerade Äcker, die an Waldgebiete angrenzen oder von ihnen umschlossen werden, sind besonders wildschadens gefährdet. Dazu wurden im Wald, der an die Versuchsflächen angrenzte , Wildäsungsflächen angelegt, die spätestens ab dem Eintreten der Milchreife des Maises nicht mehr bejagt wurden. Parallel dazu wurden auf drei Flächen angrenzend an den Forst Schussschneisen mit Roggen , Gras und Sommergerste angelegt. Gleich im ersten Jahr trug dieses Konzept Früchte: Auf den Versuchsflächen wurden im Vergleich zu den Vorjahren weniger Wildschäden festgestellt. Abstand zur Waldkante ist jagdlich von Vorteil Eine Erkenntnis aus Brandenburg ist, dass die Anlage von Schneisen quer zur Saatrichtung erfolgversprechender ist als Schneisen parallel zur Saat. Auch die Einbeziehung von so genannten Söllen, also Wasserlöchern, in die Bejag-ungsschneisen hat sich als zielführend erwiesen , da diese wie Magneten auf die Sauen wirken. Außerdem bieten die Schneisen eine gute Kontrollmöglichkeit während der Schadensphase . Hinsichtlich der Frage, wo die Schneisen am besten angelegt werden sollten, ist festzustellen, dass Schneisen direkt am Waldrand von den Sauen oft überfallartig überquert werden. Ein sauberes Ansprechen und gut angetragene Schüsse werden so erschwert . Schattenwurf durch Bäume behindert zudem vor allem nachts die Jagd. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass Schneisen, die etwas entfernt von der Waldkante parallel zu deren Verlauf im Mais angelegt werden, Erfolg versprechen , da sich die Sauen hier sicher wähnen. Den ersten Erfahrungswerten nach zu urteilen, hängt die optimale Anzahl der Schneisen jeweils von der Schlaggröße ab. Mehr als zehn Prozent der Fläche sollten Schneisen insgesamt nicht einnehmen. Auch sollten die einzelnen Schneisen nicht zu breit sein, damit sich die Sauen ausreichend sicher fühlen. Ein wichtiger Teil des Modellvorhabens war die betriebswirtschaftliche Auswertung . Dabei hat sich herausgestellt, dass die betrieblichen Bedingungen im Einzelfall Grundlage für die Anbauentscheidung sein müssen. Initiatoren des Projekts Das Modellvorhaben „Schwarzwildbewirtschaftung in der Agrarlandschaft" wurde auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) durch den Deutschen Bauernverband und den DJV auf den Weg gebracht. 2009 war auch der BJV involviert. Begleitet wird es durch ein Kuratorium, in dem unter anderem die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (BAGJE), das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTB) und der Bundesverband Bioenergie (BBE) mitarbeiten. Das dreijährige Projekt läuft 2011 aus. Ein Abschlussbericht mit möglichen Handlungsempfehlungen ist für Mitte des Jahres geplant. 30 Jagd in Bayern 4/2011 Zu Deckungsbeitragsverlusten auf den Bejagungsstreifen kommt es, wenn dort im Vergleich zur Hauptfläche wirtschaftlich schwächere Früchte angebaut werden. Ein weiterer zu Buche schlagender Posten sind zusätzliche Arbeitsstunden. Beim Anbau wettbewerbsstarker Früchte auf den Bejagungsstreifen , wie beispielsweise Roggen oder Weizen mit hohem Ertragsniveau, sind keine oder nur geringe Deckungsbeitragsverluste entstanden. Bei Anbau von Sommerrungen wie beispielsweise Sommergerste mit einem mittleren Ertragsniveau belaufen sich die Verluste bei den Deckungsbeiträgen auf 200 bis 300 Euro pro Hektar. Bleibt der Bejagungsstreifen ohne wirtschaftliche Nutzung oder fällt das Ertragsniveau auf dem Bejagungsstreifen stark ab, belaufen sich die Nachteile auf 800 bis 1.000 Euro pro Hektar. Auch der zusätzliche Arbeitsaufwand durch die Anlage der Bejagungsstreifen variiert. Er beträgt von 0,7 Arbeitsstunden bis zu 25 Arbeitsstunden, im Schnitt mussten 2,5 bis 5 Arbeitsstunden pro Hektar aufgewendet werden. Aus den Angaben der teilnehmenden Betriebe ergibt sich, dass der Arbeitsaufwand pro Hektar mit abnehmender Schlaggröße und abnehmender Größe der Bejagungsstreifen deutlich steigt, und dass gutem Management ein hoher Einfluss zuzumessen ist. Kooperation der Beteiligten als wichtigster Erfolgsfaktor Durch die Präsentation des Modellvorhabens auf verschiedenen Veranstaltungen, in Vorträgen und durch Veröffentlichungen konnte in den drei Jahren ein großes Interesse sowohl innerhalb der Jägerschaft als auch in der Landwirtschaft erreicht werden. Alle Beteiligten waren sich einig, dass die Kooperation zwischen Landwirtschaft , Jagdgenossenschaften und Jägern der entscheidende Erfolgsfaktor ist. Politischer Erfolg: Förderung von Schussschneisen Von Anfang an anerkannt war die Förderfähigkeit der Bejagungsschneisen im Rahmen der EU Direktzahlungen. Bislang war es für die Landwirte, die Bejagungsschneisen anlegen wollten, aber erforderlich, sie heraus zu rechnen und in dem gemeinsamen Agrarantrag beziehungsweise dem bayerischen Mehrfachantrag als eigenen Schlag anzugeben. Dies hatte gerade in klein strukturierten Bundesländern zum Teil zur Folge, dass der „Schlag" des Bejagungsstreifens nicht die Mindestgröße für die Förderfähigkeit einer Fläche erreichte. Auf politischen Druck hat der Bund den Ländern nun freigestellt, in ihren Agraranträgen zwei eigene Codes für eine Fläche „Mais mit Bejagungsschneise — mit anderer Kultur bestellt" oder „Mais mit Bejagungsschneise — aus der Erzeugung genommen" einzuführen. Bayern hat die neuen Codes bereits umgesetzt, weicht aber in einem entscheidenden Punkt von der Regelung des Bundes ab: Alle Betriebe, die an Agrarumweltmaßnahmen teilnehmen, bekommen keine Förderung für Schussschneisen — was auf einen hohen Prozentteil zutrifft. Der BJV setzt sich deshalb mit Nachdruck dafür ein, dass die Förderfähigkeit von Schussschneisen flächen- und nicht betriebsbezogen betrachtet wird, so wie es auch die Bundesregelung vorsieht. Die Gespräche mit dem Ministerium dazu dauern an. Fo to s: A . B lü m e l Jagd in Bayern 412011 31 Interview zum Modellvorhaben Schwarzwild „Schussschneisen mit Blühflächen sind ideal für Fauna und Flora" Einer der teilnehmenden Betriebe beim Modellvorhaben „Schwarzwildbewirtschaftung in der Agrarlandschaft", wie auf Seite 30 beschrieben, liegt in Teugn in Niederbayern. Wir sprachen mit Geschäftsführer Albert Blümel, der die Bejagungsschneisen bereits seit mehreren Jahren erprobt. Kreisjagdberater Albert Blümel, Kreisjagdverband Kelheim, ist Landwirt und Betreiber eines Entsorgungsfachbetriebes mit Biogasanlage. JiB: Herr Blümel, können Schussschneisen helfen, Schwarzwildschäden zu reduzieren ? Blümel: Für die Feldfrüchte Silomais und Körnermais in großen Feldschlägen halte ich die Anlage von Bejagungsschneisen für die effizienteste Strategie zur Eindämmung übermäßiger Schwarzwildschäden. Sie sind aber nicht allein selig machend. Ebenso wichtig ist die ganzjährige intensive Bejagung im Rahmen der geltenden Gesetze bei Einzel - und Gemeinschaftsansitzen sowie beim Umstellen der Schläge zur Ernte und bei revierübergreifenden Bewegungsjagden im Spätherbst . JiB: In welcher Weise erleichtern Schussschneisen die Bejagung? Blümel: Zum einen kann das Schwarzwild anhand von Fährten und Beobachtungen auf den Schneisen leichter bestätigt werden. Zum anderen lassen die Schneisen überhaupt erst eine Bejagung der Maisschläge zu. Auch bei Anstelljagden sind Schussschneisen hilfreich, da die Sauen erfahrungsgemäß erst in letzter Minute aus dem umstellten Maisquartier fliehen und dann erlegt werden können. JiB: Welche Erfahrungen haben Sie bei diesen Anstelljagden gemacht? Blümel: Bei den heutigen großen Erntemaschinen mit einer Flächenleistung von bis zu drei Hektar pro Stunde ist ein durchschnittlicher Acker in ein bis zwei Stunden abgeerntet. Sofern gute Schützen kurzfristig für die Erntejagd mobilisiert werden können, ist die Anstelljagd am Rapsfeld und Maisacker also sehr effizient . Für eine Abwendung von Schwarzwildschäden im Raps oder Mais ist es dann zwar zu spät, für eine Eindämmung der Population aber durchaus nicht. JiB: Wo halten Sie die Anlage von Schussschneisen für besonders sinnvoll? Blümel: Besonders wichtig sind Bejagungsschneisen an der Grenze zwischen Wald und Maisacker. Außerdem eignen sie sich, um große Schläge für eine optimale Jagdausübung zu untergliedern . In unserer gemeindlichen Feldflur Teugn mit Schlägen zwischen einem und zehn Hektar Größe lohnt es sich, Parzellen ab einer Größe von vier bis fünf Hektar mit Schneisen zu unterteilen . JiB: Wie erreicht der Jagdpächter , dass Schneisen angelegt werden? Blümel: Die Grundvoraussetzung für die Anlage von Bejagungsschneisen ist die Akzeptanz durch den Landwirt . Grundsätzlich empfehle ich, dass der Jäger bereits nach der Ernte Kontakt mit dem Landwirt aufnimmt. Sie sollten über die Feldbestellung im Herbst desselben Jahres oder im darauf folgenden Frühjahr sprechen. Auf den Flächen, wo Maisanbau vorgesehen ist, ist das Thema Bejagungsschneisen relevant. JiB: Welche Früchte würden Sie für den Anbau auf den Schneisen empfehlen? Blümel: Ideal sind kurzstrohige Sommergerstesorten oder im Herbst ausgesäte Wintergerste. Gerste ist deshalb geeignet, weil die Ernteeinbringung mit dem Mähdrescher zu einer Zeit erfolgt , in der die Sauen gerne ihre Einstände aus dem Wald und aus den Rapsfeldern in den Maisschlag verlegen. Die Gerstestoppel zur Zeit der Milchreife des Maises im August — der Zeit der größten Wildschäden — hellen die Schussschneisen auch bei Dunkelheit auf und ermöglichen ein gutes Ansprechen der Schwarzkittel. Sollten tagsüber bei der Feldkontrolle durch den Jäger größere Rotten in dem Maisquartier bestätigt werden, so sind derartige Schneisen eine sehr gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Maisdrückjagd. JiB: Gilt das auch für Schneisen am Waldrand? Für die Schussschneise am Waldrand ist Getreideanbau meistens nicht geeignet, da aufgrund des Waldschattens die Körner schlecht ausreifen . Hier könnte man auf Blühmischungen oder Kleegras ausweichen. Auch für Vieh- oder Biogasbetriebe scheint mir die Einsaat von Kleegras am sinnvollsten. Sollte zwischen Wald und Feldflur mehrjährig eine Bejagungsschneise eingerichtet werden, so kann dies als Dauerwiese erfolgen. Durch die Bewirtschaftung wird der Aufwuchs niedrig gehalten, so dass die Schussschneise gut einsehbar bleibt. JiB: Wann ist der beste Zeitpunkt zur Anlage? Blümel: Die Bejagungsschneisen müssen rechtzeitig fürs nächste Jahr angelegt werden. Für Sommergerste wäre jetzt im Frühjahr vor dem Maisanbau der richtige Zeitpunkt. Für die Wintergerste ist dies der Herbst. JiB: Könnte man Schussschneisen auch ökologisch begrünen, zum Beispiel mit Blühmischungen? Blümel: Schussschneisen, angelegt mit Gras- und Blühflächen , sind nicht nur für die Bejagung des Schwarzwildes vorteilhaft, sondern auch wertvoll für die gesamte Flora und Fauna. Ich fordere deshalb die Wiederaufnahme des Blühflächenprogramms der Bayerischen Staatsregierung. Dieses Programm genießt große Akzeptanz in der Landwirtschaft und lässt sich ideal mit dem Anlegen von Bejagungsstreifen kombinieren . JiB: Das bayerische Landwirtschaftsministerium rät einigen Betrieben, Schneisen einfach durch eine frühere Ernte der Hauptfrucht anzulegen. Was halten Sie davon? Blümel: Dieses Vorgehen hat sich nach meiner Erfahrung als wenig zweckmäßig erwiesen , da sich der Schwarzwildschaden im Mais zu diesem Zeitpunkt größtenteils schon ereignet hat. Wenn überhaupt, dann müsste dies sehr früh, sprich schon im August, erfolgen. 32 Jagd in Bayern 4/2011 Bayerischer Bauern Verband Bayerischer Bauernverband, Max-Joseph-Straße 9, 80333 München Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ludwigstr. 2 80539 München Ihre Zeichen, Ihre Nachricht vom Unsere Zeichen, unsere Nachricht vom .Datum. 15.03.2017 Schriftliche Anfrage „Umsetzung des Maßnahmenpakets zur nachhaltigen Reduktion von Schwarzwild" Sehr geehrte_, da uns eine Lösung der Schwarzwildproblematik ein zentrales verbandspolitisches und jagd praktisches Anliegen ist, nehmen wir zur schriftlichen Anfrage gerne Stellung. Hat der Bayerische Bauernverband für die Durchführung revierübergreifender Bewe gungsjagden geworben, Fortbildungen angeboten und zur Unterstützung von revier übergreifenden Drückjagden aufgerufen? Der Bayerische Bauernverband (BBV) mit seinen Arbeitsgemeinschaften der Jagdgenossen schaften und Eigenjagdbesitzer wirbt seit dem ersten Auftreten von Problemen mit Schwarz wild in Bayern für die Durchführung revierübergreifender Bewegungsjagden. Aufgrund der na türlichen Lebensweise können Schwarzwildbestände wirksam nur mit Hilfe revierübergreifen der Bejagungsstrategien reguliert werden. Dabei sind revierübergreifende Bewegungsjagden und revierübergreifende Sammelansitze die zentralen Strategiebausteine. Deshalb haben wir bereits bei der Ausarbeitung der „Gemeinsamen Empfehlungen zur Redu zierung überhöhter Schwarzwildbestände" im Jahr 2002 größten Wert darauf gelegt, dass die se Bausteine besonders hervorgehoben werden. Die Empfehlungen wurden im Jahr 2004 in die Richtlinien zur Hege und Bejagung des Schalenwildes in Bayern (,,Schalenwildrichtlinie") des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) integriert. Die praxisbasierten „Grundsätze für Bewegungsjagden auf Schalenwild" als Ergebnis einer Expertentagung des StMELF wurden durch den BBV aufgegriffen und wiederholt publik ge macht. Bayerischer Bauernverband Körperschaft des öffentlichen Rechts Personal und Finanzen Max-Joseph-Straße 9 80333 München Telefon: 089 55873-112 Telefax: 089 55873-383 marktpolitik@BayerischerBauernVerband.de www.BayerischerBauernverband.de Steuernummer: 143/241/01099 .. ./2 DZ Bank AG München BLZ 701 600 00 - Konto Nr. 74 046 IBAN: DE53 7016 0000 0000 0740 46 BIC: GENO DE FF Anlage 2 - 2 - Die Evaluierung der „Richtlinien zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände" im Rahmen eines Projektes der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) im Jahr 2007 zeigte, dass trotz dieser Empfehlungen noch erhebliche Defizite in der flächendeckenden Durchführung von revierübergreifenden Bewegungsjagden bestanden. Aufgrund des festgestellten Verbesserungsbedarfs und der in der Zwischenzeit weiter angewachsenen Schwarzwildprobleme mit den damit verbundenen Wildschäden in der Landwirtschaft und der Gefahr des Ausbruchs von Tierseuchen ( v.a. Klassische und Afrikanische Schweinepest, Aujeszkysche Krankheit), hat der BBV das Projekt „Brennpunkt Schwarzwild — Projekt zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte" angestoßen, mit dessen Durchführung die LWF betraut wurde. Ein zentraler Baustein in den Projektregionen war dabei die Etablierung von revierübergreifenden Bewegungsjagden und das Austesten von Möglichkeiten zur Steigerung der Effizienz. Das „Pottensteiner Modell" ist ein Ergebnis und war wiederholt Bestandteil von Expertentagungen und Symposien. Im Zusammenhang mit revierübergreifenden Bewegungsjagden setzt der BBV immer wieder die Themen Mitwirkungsmöglichkeiten der Landwirte und Jagdgenossen (z.B. Bereitstellung von Material für den Bau von Drückjagdsitzen, von Räumlichkeiten als Versorgungsstation oder von landwirtschaftlichen Fahrzeugen zum Transport von Treibern und Jägern), Verkehrssicherungspflicht oder Trichinenschaugebühren und Wildpretverwertung auf die Tagesordnung Der BBV sieht die Bewerbung von revierübergreifenden Bejagungsstrategien, insbesondere von revierübergreifenden Bewegungsjagden, als eine Daueraufgabe an, denn die natürliche Populationsdynamik des Schwarzwildes verzeiht keine jagdlichen Nachlässigkeiten, sondern erfordert dauerhaft hohen jagdlichen Einsatz. Die konkreten Werbemaßnahmen sehen wie folgt aus: 1. Regelmäßige Beiträge in den Mitteilungen des Bayerischen Bauernverbandes für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (siehe Anlage). 2. Wiederholte Aufrufe durch Pressemitteilungen in der Tages- und Fachpresse einschließlich Fachbeiträgen im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt. 3. Aufrufe im Rahmen der Tagungen der Arbeitsgemeinschaften der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer auf Landkreis-, Bezirks- und Landesebene. 4. Einbindung in diese Tagungen von jagdlichen Praktikern, das heißt kompetenten privaten Jägern und Mitarbeitern der Bayerischen Staatsforsten, die im Projekt „Brennpunkt Schwarzwild" bereits mitwirkten und z.B. auch Erfahrungen in der Durchführung von Musterdrückjagden als Fortbildungsveranstaltung haben. 5. Der BBV hat sich im Tierschutzbeirat des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) dafür eingesetzt, dass zur Ausbildung von brauchbaren Jagdhunden die Möglichkeit der Einrichtung von Schwarzwildübungsgattern in Bayern eröffnet wird. Denn brauchbare Jagdhunde sind neben dem Können der Jäger ein unverzichtbarer Schlüssel für erfolgreiche Bewegungsjagden auf Schwarzwild. 6. Im Rahmen des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild" hat der BBV auf Wunsch der beteiligten Jäger, Landwirte, Jagdgenossen und Mitarbeiter der BaySF ein Schwarzwildinformationssystem (SIS) als Kommunikationsplattform zur Verfügung gestellt. Damit soll eine noch zielorientiertere Bejagung des Schwarzwildes, insbesondere noch effizientere revierübergreifende Bewegungsjagden ermöglicht werden. - 3 - Mittlerweile stellt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) als Folgemodell des SIS die Bürgerplattform Wildtiere für Bayern (WilTiB) den jagdlichen Akteuren bayernweit kostenlos zur Verfügung. Der BBV begrüßt diesen Schritt als wichtige Hilfestellung für die Zusammenarbeit der jagdlichen Akteure vor Ort auf Augenhöhe. In ersten Gebieten läuft WilTiB bereits sehr erfolgreich, z.B. landkreisübergreifend von Fuchstal im Landkreis Landsberg a. L. über Schongau im Landkreis Weilheim bis nach Füssen im Ostallgäu. 7. In den Schwarzwildarbeitsgemeinschaften, in denen Jäger, Landwirte, Jagdgenossen und Mitarbeiter der BaySF gleichermaßen mitwirken, stellt die Durchführung revierübergreifender Bewegungsjagden in der Regel den zentralen Tätigkeitsbereich dar. 8. Bei den regelmäßig durchgeführten Fortbildungsveranstaltungen des BBV und den mehrtägigen Fortbildungen für Jagdvorstände, jagdlich interessierte Landwirte und Jagdgenossen im Haus der bayerischen Landwirtschaft in Herrsching, nimmt die Darstellung der Schwarzwildproblematik und mögliche Lösungsstrategien einen breiten Raum ein. Die Richtlinien zur Bejagung des Schwarzwilds, das Maßnahmenpaket des StMELF zur nachhaltigen Reduktion des Schwarzwilds und die Ergebnisse des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild" werden dabei ausführlich abgehandelt, einschließlich der revierübergreifenden Bewegungsjagden. In welcher Form hat der Bayerische Bauernverband Bejagungsschneisen als weiteres Modul zur Intensivierung der Schwarzwildbejagung beworben? Im Rahmen des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild" wurde als möglicher Bestandteil der Jagdstrategie auf Schwarzwild auch die Wirksamkeit von Bejagungsschneisen in großen Maisschlägen in Abhängigkeit von verschiedenen Parametern (z.B. Breite der Schneise, Verlauf der Schneise) in der Praxis getestet (siehe Abschlussbericht zum Projekt „Brennpunkt Schwarzwild "). Dabei zeigte sich, dass Bejagungsschneisen sehr differenziert zu bewerten sind. Positiv bewertet wurden die Schneisen im Zusammenhang mit der Durchführung effektiver Mais- und Erntejagden auf Schwarzwild. Auch wurde häufig ein Vergrämungseffekt für die Felder festgestellt, auf der Sauen erlegt wurden. Allerdings wurde der Effekt zur Wildschadensverhütung uneinheitlich bewertet. Hinsichtlich der gewünschten Populationsregulation der regionalen Schwarzwildbestände hatten Bejagungsschneisen jedoch nur geringe Auswirkungen. Diese Ergebnisse und Zusammenhänge stellt der BBV in seinen Fortbildungen immer wieder dar. Da die Anlage von Bejagungsschneisen einen erheblichen Mehraufwand für den Landwirt bedeutet und es sich um einen förderrelevanten Tatbestand handelt, weisen wir in den Fortbildungen auf die nach den Erfahrungen praktikabelste Methode zur Anlage hin. Insbesondere kommt der Dokumentation durch den Jäger eine wichtige Rolle zu (Wann und wie oft ist er angesessen? Wie viele Wildschweine wurden erlegt und wann wurden sie erlegt? Etc.). Dass der BBV Bejagungsschneisen unter bestimmten Voraussetzungen als weiteren Baustein der Schwarzwildbejagung für sinnvoll erachtet, zeigt sich auch an unseren Forderungen nach einer nach EU-Vorgaben praktikablen wie rechtssicheren Regelung im landwirtschaftlichen Förderrecht. Ein Ergebnis unseres Einsatzes ist die Einführung von zwei neuen Nutzungscodes für die Anlage von Bejagungsschneisen in Maisflächen durch das StMELF. Diese Vereinfachung wird ausdrücklich begrüßt. Verbesserungsbedarf besteht nach Rückmeldung von Landwirten jedoch noch für die Anlage von Bejagungsschneisen in anderen Fruchtarten, was bislang an EU-Vorgaben scheiterte. - 4 - Die konkreten Werbemaßnahmen sehen wie folgt aus: 1. Veröffentlichung in unseren diversen verbandsinternen Medien. 2. Hinweise im Rahmen betrieblicher Beratungen, z.B. aktuell in Zusammenhang mit dem Mehrfachantrag. 3. Thematisierung in Fortbildungsveranstaltungen, z.B. im Seminar für Jagdvorstände und jagdlich interessierte Landwirte im Haus der bayerischen Landwirtschaft Herrsching 4. Darstellung der Ergebnisse des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild" auf Fortbildungsveranstaltungen auf Landkreis-, Bezirks- und Landesebene. 5. Hinweis auf die Fachinformationen des Wildtierportals Bayern der LfL Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen i.V. Anlage 7Lea «Z/Alif ri e I . ,,Iweseynevroiediffiefee, Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Nummer 1/2 Oktober 2016 Bayerischer BauernVerband Jahrgang 32 INHALT Jagd und Naturschutz bleiben getrennte Rechtskreise Seite 2-4 Bayern Vorreiter bei Sonderregelung für halbautom. Waffen Seite 4-5 Neue umsatzst. Regelungen bei der Jagdverpachtung Seite 5-6 Bürgerplattform Wildtiere in Bayern „Blühende Rahmen" Blütenmeer auf bayer. Feldern 3921M1979, . „Kulturland-schaf(f)t Lebensräume" men-, Artenvielfalt durch Jagd Kooperativen Naturschutz stärken! Neue Inhalte für Jagdpachtverträge Meldungen aus den Verbänden Seite 18-20 Reich gedeckter Tisch für Wildschweine 'Seite 20 Für Sie gelesen iereeel Neue Bücher Wussten Sie schon, dass...? - 15 - Gestaltungsspielräume nutzen - Neue Inhalte für Jagdpachtverträge Ergebnisse des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild" zu Zusatzvereinbarungen in Jagdpachtverträgen In den letzten Ausgaben unserer Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer haben wir Ihnen bereits Ergebnisse zu verschiedenen Themengebieten wie z. B. revierübergreifende Bewegungsjagden , Kirrjagd oder Nachtzieltechnik, vorgestellt. In dieser Ausgabe widmen wir uns den inhaltlichen Gestaltungsspielräumen bei Jagdpachtverträgen, die von den Projektbeteiligten vor Ort erarbeitetet wurden, insbesondere im Modellgebiet Pottenstein/ Schnabelwaid. Appelle oder Empfehlungen sind eine Möglichkeit, die Beteiligten im Schwarzwildmanagement für bestimmte Handlungen oder Umsetzungsmaßnahmen zu sensibilisieren. Zum Teil zeigt sich jedoch, dass aufgrund uneinheitlicher Zielvorstellungen der Beteiligten und des nicht bindenden Charakters von Appellen und Empfehlungen Umsetzungsprozesse lange dauern oder Umsetzungsdefizite bestehen bleiben. Vertraglich bindende Regelungen können hinsichtlich ihrer Umsetzung eine deutlich bessere Wirkung entfalten. Dies insbesondere dann, wenn bei den Vertragsparteien ungeteilte Akzeptanz über Vereinbarungen besteht und diese, sofern es um die Umsetzung bestimmter Maßnahmen geht, praxisgerecht und einforderbar sind. Bei den Besprechungen unterschiedlicher Managementmaßnahmen im Modellgebiet Pottenstein/ Schnabelwaid zeigte sich mehrfach, dass konsensuale Vereinbarungen des Koordinierungsteams nicht „automatisch" in der Fläche von den beteiligten Interessensgruppen umgesetzt werden. Die Frage nach der Verbindlichkeit wurde mehrfach gestellt und an den verschiedenen Themen diskutiert. Gerade die Hegegemeinschaftsleiter oder auch die Vorsitzenden der Jagdgenossenschaften sahen ein Problem darin, wie die vom paritätisch besetzten Koordinierungsteam sachlich diskutierten und in der Folge einvernehmlich beschlossenen Maßnahmen verbindlich umgesetzt werden können. Insbesondere von den beteiligten Jägern und Jagdgenossen bzw. Landwirten wurden die Gestaltungsspielräume der Jagdpachtverträge als eine Möglichkeit gesehen, Umsetzungsmaßnahmen verbindlich zu machen. Auf dem Einstiegsworkshop war die Thematik in den Themenfeldern „Pachtangelegenheiten" und „Kommunikation/Zusammenarbeit" angesprochen worden. Grundsätzlich sind Jagdpachtverträge zivilrechtliche Verträge, bei denen der Grundsatz der Vertragsfreiheit gilt. Es ist im Grunde alles vereinbar, was nicht gegen Recht und Gesetz verstößt. Jagdpachtverträge müssen bestimmte zwingende Vorgaben (z.B. Schriftform, Mindestpachtdauer etc.) beinhalten und sind der unteren Jagdbehörde anzuzeigen. In den vergangenen Jahren werden vor dem Hintergrund der steigenden Schwarzwildbestände zunehmend „Sonderregelungen" (z. B. zum Wildschadensersatz oder Sonderkündigungsregelungen) in die Jagdpachtverträge aufgenommen. In arbeitsintensiven Sitzungen hat das Koordinierungsteam im Modellgebiet Pottenstein/Schnabelwaid im Konsens aller Projektbeteiligten zu verschiedenen Themenbereichen Empfehlungen für „Zusatzvereinbarungen in Jagdpachtverträgen" formuliert. Mit am Tisch saßen dabei nicht nur Landwirte und Jäger, sondern mit Vertretern der unteren Jagdbehörde Bayreuth, des Bayerischen Bauernverbandes (Kreisverband Bayreuth), der Jägervereinigung Pegnitz e.V., der Bayerischen Forstverwaltung (AELF Bayreuth), der Bayerischen Staatsforsten sowie mit Kreisjagdberatern all diejenigen, die sich seit Jahren direkt mit zunehmende Schwarzwildbeständen konfrontiert sehen und daher eigene Erfahrungen aus der Praxis einbringen konnten. Es wurde insbesondere darauf geachtet, praxisgerechte Formulierungen zu finden, die das regionale Schwarzwildmanagement voranbringen. Als wichtiges Ergebnis der erfolgreichen Zusammenarbeit kann hervorgehoben werden, dass das Landratsamt Bayreuth als Untere Jagdbehörde diese Zusatzvereinbarungen im Einvernehmen mit dem Kreisverband Bayreuth des BBV und der Jägervereinigung Pegnitz e.V. empfiehlt und bei anstehenden Neuverpachtungen verbreitet. Das Ergebnis der „Zusatzvereinbarungen in Jagdpachtverträgen " ist ein Beispiel für das erfolgreiche und transparente Miteinander auf Augenhöhe innerhalb der Koordinierungsgruppe Pottenstein/Schnabelwaid. Zu folgenden Aspekten wurden Empfehlungen formuliert : Verpflichtung zur revierübergreifenden Bejagung Überjagende Hunde Anwendung der Nachsuchenvereinbarung Zusammenarbeit mit den Reviernachbarn und der Hegegemeinschaft Vereinbarung von Revierbegängen Durchsetzungsmöglichkeit der Zusatzvereinbarungen Erläuterung zu den Zusatzvereinbarungen Die im Folgenden vorgestellten Formulierungen beziehen sich dabei überwiegend auf Schwarzwild, lassen sich aber genauso auf andere Schalenwildarten übertragen. Verpflichtung zur revierübergreifenden Bejagung Schwarzwildschäden, bedingt durch eine überhöhte Populationsdichte in Verbindung mit dem KI imawan- - 16 - del und veränderten Bewirtschaftungsformen, bereiten zunehmend Sorge. Eine intensive und zugleich strukturell stimmige Bejagung des Schwarzwildes ist daher notwendig. Die Bereitschaft zur Teilnahme an revierübergreifenden Bejagungsmaßnahmen (Drückjagden) ist jedoch leider noch nicht überall zur Selbstverständlichkeit geworden. Sie sollte deshalb im Immer mehr Jagdgenossenschaften verankern die Pflicht des Jagdpächters zur Teilnahme an revierübergreifenden Bewegungsjagden auf Schwarzwild im Jagdpachtvertrag. ©Foto: SVLFG Pachtvertrag festgeschrieben werden. Bei allen revierübergreifenden Jagden ist eine enge Absprache und Zusammenarbeit mit der Hegegemeinschaftsleitung unerlässlich. Ebenso muss in Hegegemeinschaften mit Staatsjagdrevieren die Einbindung der zuständigen Forstbetriebe erfolgen. Die verstärkte Durchführung revierübergreifender Schwarzwild-Drückjagden auf Initiative und unter Organisation des Staatsforstes ist notwendig. Zudem obliegt dem Revierpächter die Entscheidung, ob er außer Schwarzwild weitere Wildarten (z.B. Rehwild) mitbejagen lässt. Empfohlener Vertragstext: „Der Pächter verpflichtet sich zu einer intensiven Bejagung des Schwarzwildes und zur Teilnahme an revierübergreifenden Bejagungsmaßnahmen ggf. gemäß dem Konzept der Hegegemeinschaft." Überjagende Hunde bei Drückjagden tolerieren Bewegungsjagden verlangen im Vorfeld eine gründliche Planung und Vorbereitung. Doch selbst dann ist nie auszuschließen, dass eingesetzte Hunde vereinzelt über die Reviergrenze hinweg in nicht beteiligte Nachbarreviere eindringen und dort Wild aufstöbern. Da über die Rechtslage häufig Unklarheit besteht, erscheint eine Aufnahme dieser in den Pachtvertrag als sinnvoll. Dadurch werden revierübergreifende Bewegungsjagden, bei denen ein Hundeeinsatz unverzichtbar ist, erleichtert beziehungsweise mancher Orts überhaupt erst ermöglicht. Empfohlener Vertragstext: „Bei der Durchführung von Drückjagden ist es möglich , dass eingesetzte Hunde über die Reviergrenzen in nicht beteiligte Nachbarreviere eindringen, dort Wild aufstöbern und es über die Reviergrenze zurückverfolgen . Nach der einschlägigen Rechtsprechung kommt zwar i. d. R. weder der Tatbestand der Wilderei (§ 292 StGB), noch der Hetzjagd (§ 19 Abs. 1 Nr. 3 BJagdG) in Betracht. Dennoch führen diese Vorkommnisse häufig zu unnötigen Spannungen zwischen den beteiligten Revierinhabern, zumal keine gesetzliche Duldungspflicht bezüglich des Überjagens besteht. Der Pächter verpflichtet sich daher, bei revierübergreifenden Schwarzwildjagden, bei Jagden auf gekreistes Schwarzwild und bei Erntejagden auf Schwarzwild, überjagende Hunde zu tolerieren." Anwendung der Nachsuchenvereinbarung Um die Verfolgung krank geschossenen oder durch andere Ursachen verletzten Wildes über die Reviergrenzen hinaus zu ermöglichen, wurde in Art. 37 des Bayerischen Jagdgesetzes eine gesetzliche Wildfolgeregelung getroffen. Diese Regelung reicht aber dann nicht aus, wenn Schalenwild weit in benachbarte Jagdbezirke hinaus wechselt. Der Bayer. Jagdverband hat deshalb eine Nachsuchenvereinbarung erarbeitet , die dazu beitragen soll, krankem Wild Leiden zu ersparen und bei verendetem Wild eine schnelle Versorgung zu ermöglichen. Die Nachsuchenvereinbarung gestattet den vom BJV bestätigten Nachsuchengespannen, über die Reviergrenzen hinweg Wild nachzusuchen. Allerdings muss der betroffene Reviernachbar vor Beginn der Nachsuche verständigt werden. Nur dann, wenn eine Benachrichtigung in angemessener Zeit nicht möglich ist, darf die Nachsuche mit dem bestimmten Nachsuchenführer ohne diese Verständigung durchgeführt werden. Die anerkannten Nachsuchenführer sowie ein zur Nachsuche ausgerüsteter Jagdscheininhaber sind berechtigt, Waffen zu führen. Soweit zusätzliche Begleitpersonen benötigt werden, bleiben diese unbewaffnet. Die anerkannten Nachsuchenführer sind berechtigt, das Wild zur Strecke zu bringen und verpflichtet, das Wild ordnungsgemäß zu versorgen und den Jagdausübungsberechtigten zu informieren. Empfohlener Vertragstext: „Der Pächter verpflichtet sich, die Nachsuchenvereinbarung nach Muster des Bayerischen Jagdverbandes zu unterzeichnen und hiernach zu verfahren" Zusammenarbeit mit den Reviernachbarn und der Hegegemeinschaft stärken Kommt es beispielsweise im Rahmen einer Neuverpachtung des Jagdrevieres zu einem „Pächterwechsel ", so sollte dieser bei den angrenzenden Reviernachbarn sowie beim Hegegenneinschaftsleiter vorstellig werden. Neben dem reinen Kennenlernen dient dies auch dazu, sich über (örtliche) jagdliche Gepflogenheiten auszutauschen und ist zudem als Grundstein einer guten jagdlichen Zusammenarbeit zu verstehen. Die empfohlene Regelung ist eigentlich selbsterklärend. Empfohlener Vertragstext: „Der Pächter verpflichtet sich, nach Zuschlag der Jagd bei allen Reviernachbarn und beim Hegegemeinschaftsleiter vorstellig zu werden, um die bestehenden jagdlichen Gepflogenheiten kennen zu lernen und eine gute jagdliche Zusammenarbeit anzustreben." - 1 7 - Vereinbarung von gemeinsamen Revierbegehungen Regelmäßige gemeinsame Revierbegehungen der Jagdgenossen mit den Jagdpächtern dienen dazu, sich ein konkretes Bild über die jagdlichen, landwirtschaftlichen und waldbaulichen Verhältnisse im Revier zu verschaffen. Sie können ein erfolgversprechendes Instrument sein, Anliegen vor Ort zu besprechen, Problemlösungen zu vereinbaren und Konflikten vorzubeugen. Für Revierbegehungen bietet sich ein breites Themenfeld an, angefangen von der Wald- Wild-Situation über Aktionen der Lebensraumverbesserung bis hin zu gemeinsamen Maßnahmen zur Wildschadensverhütung. Ohne den Formalismus zu übertreiben, sollten die Ergebnisse der Revierbegehungen doch kurz protokolliert und auf die Umsetzung vereinbarter Maßnahmen geachtet werden. Ebenso wird gebeten, der unteren Jagdbehörde eine Kopie des Protokolls zukommen zu lassen. Empfohlener Vertragstext: „Der Pächter verpflichtet sich, auf Anforderung der Jagdgenossenschaft jährlich mindestens einen gemeinsamen Revierbegang durchzuführen." Durchsetzungsmöglichkeit der Zusatzvereinbarungen Gerade bei anstehenden Neuverpachtungen mit einer Laufzeit von mindestens neun bzw. zwölf Jahren ist es sinnvoll, dass sich beide Vertragspartner absichern und gegebenenfalls auf Zusatzvereinbarungen verständigen . Ihre volle Wirksamkeit können Zusatzvereinbarungen nur dann entfalten, wenn sie konkret einforderbar sind. Um dies zu gewährleisten, bietet es sich an, die in jedem Pachtvertrag enthaltenen Regelungen zur vorzeitigen Beendigung des Pachtvertrages durch folgenden Passus zu ergänzen. Die tatsächliche Kündigung wegen Nichtbeachtung der vereinbarten Verpflichtungen soll selbstverständlich nur der allerletzte Schritt sein und Bedarf zuvor einer schriftlichen Aufforderung (Abmahnung). Empfohlener Vertragstext: „Der Verpächter kann den Pachtvertrag mit halbjähriger Frist auf das Ende des Pachtjahres kündigen, wenn der Pächter trotz vorhergehender schriftlicher Aufforderung die Nachsuchenvereinbarung nicht unterzeichnet , ohne berechtigten Grund wiederholt keinen gemeinsamen Revierbegang durchführt, nicht an revierübergreifenden Schwarzwild- Bejagungsma ßnahmen teilnimmt, überjagende Hunde bei Schwarzwildjagden nicht duldet." Mit der konkreten Formulierung von möglichen Zusatzvereinbarungen in Jagdpachtverträgen soll die Verbindlichkeit bestimmter Maßnahmen deutlich gemacht und deren Umsetzung eingefordert werden. Solch vertragliche Regelungen können immer dann hilfreich sein, wenn Appelle oder Empfehlungen nicht geholfen haben, gemeinsame Ziele umzusetzen. Vertragliche Regelungen können grundsätzlich durch die vorausgehende Verständigung darüber sowie die konsensuale Vereinbarung von Zielvorstellungen bereits im Vorfeld die Entstehung von Konflikten vermeiden helfen und sorgen für Rechtsklarheit zwischen den Beteiligten. Das Ausloten von Jagdpachtvertragsinhalten ist eine Angelegenheit zwischen Verpächter und Pächter, wobei konkrete einforderbare Umsetzungsmaßnahmen (gerade vor dem Hintergrund der gesamtgesellschaftlichen Probleme, die hohe Schwarzwildbestände verursachen) noch stärker integriert werden sollten. Die Notwendigkeit der revierübergreifenden Zusammenarbeit wird vielerorts „beschworen", oftmals scheitert sie aber an einzelnen, unzureichend vereinbarten Punkten. Am Beispiel der Problematik überjagender Hunde und der möglichen Konsequenzen (bis hin zu Unterlassungsklagen) wird dies überall dort, wo mit Hunden gejagt wird, besonders deutlich. Solange es keine landesgesetzliche Regelung zur Duldung überjagender Hunde unter bestimmten Bedingungen gibt, sind beispielsweise revierübergreifende Bewegungsjagden , bei denen einzelne Jagdpächter das Überjagen von eingesetzten Hunden nicht dulden, nicht oder nur eingeschränkt durchführbar. Die von den Projektbeteiligten im Modellgebiet Pottenstein/Schnabelwaid aus den regionalen Gegebenheiten heraus entwickelten Empfehlungen eigenen sich zur Übertragung in andere Regionen. Jagdpachtvertragsmuster des BBV Das Jagdpachtvertragsmuster des Bayerischen Bauernverbandes (B BV) will den Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzern eine klare Vertragsgrundlage an die Hand geben, die Zweifel und Unklarheiten und damit Meinungsverschiedenheiten und Streit unter den Vertragspartnern von vornherein möglichst ausschließen. Das Vertragsmuster ist daher aus Gründen der Übersichtlichkeit sehr knapp gehalten. Es hat sich seit gut 30 Jahren bestens bewährt. Das regelmäßig überarbeitete Jagdpachtvertragsmuster ist mit der obersten Jagdbehörde im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten abgestimmt und bietet daher ein Höchstmaß an rechtlicher Sicherheit. Die Entscheidungen über die Inhalte eines Jagdpachtvertrages gilt es wohlüberlegt und gut vorbereitet zu treffen. Schließlich bindet sich die Jagdgenossenschaft im Falle der Neuverpachtung für die gesetzlich vorgeschriebene Dauer von 9 Jahren in Niederwildrevieren bzw. 12 Jahren in Hochwildrevieren an den Pächter. Eine nachträgliche Änderung des Pachtvertrages ist dann nur noch im gegenseitigen Einvernehmen möglich. Als zivilrechtlicher Vertrag unterliegt der Jagdpachtvertrag dem Grundsatz der Vertragsfreiheit. Das heißt, die Vertragsparteien können sowohl - 1 8 - von den Pachtvorschriften des BGB als auch von den jagdzivilrechtlichen Vorschriften abweichende Regelungen vereinbaren, soweit es sich dabei nicht um zwingende Bestimmungen des Jagdrechts (z. B. über Mindestdauer, Pachthöchstfläche etc.) handelt. Körperlicher Nachweis und Sonderkündigungsrecht bei zu hohen Wildschäden Die von den Projektbeteiligten im Modellgebiet Pottenstein /Schnabelwaid aus den regionalen Gegebenheiten heraus entwickelten Empfehlungen können auf viele andere Regionen übertragen werden. Zudem gibt es weitere Punkte, welche als Zusatzvereinbarungen Vertragsbestandteil werden können. So ist bei anhaltend zu hoher und nicht länger tolerierbarer Verbissbelastung auch beispielsweise an die Einführung des körperlichen Nachweises für erlegte Stücke als eigenverantwortliche Control ling- Maßnahme zur Erfüllung des amtlichen Abschussplanes für Schalenwild denkbar. Es bietet sich an, dies generell im Jagdpachtvertrag als Zusatzvereinbarung festzuschreiben. Denn selbst wenn der Anspruch auf den körperlichen Nachweis inn Jagdpachtvertrag vereinbart wurde, kann auf dessen Durchführung beispielsweise immer dann verzichtet werden, wenn dies die Verjüngungssituation im Wald erlaubt. Verschlechtert sich hingegen die Verbisssituation, so kann seitens der Jagdgenossenschaft unverzüglich auf der Vorlage des erlegten Reh-, Rot- oder Gamswildes bestanden werden. Aus Sicht des Berufsstandes ist eine vollständige Übernahme des Wildschadensersatzes durch den Jagdpächter völlig gerechtfertigt, da mit der Verpachtung die Jagdgenossenschaft selbst keinen unmittelbaren Einfluss mehr auf die Jagdausübung hat. Allein die Jäger können das Wild durch Abschuss so regulieren, dass Wildschäden verhindert werden, z.B. durch Schwerpunktbejagung. In Fällen, in denen seitens der Jagdpachtbewerber über die vollständige Übertragung des Wildschadensersatzes auf den Jagdpächter diskutiert wird, kann ein beidseitiges Sonderkündigungsrecht bei zu hohen Wildschäden die Verhandlungen entspannen. Hier gilt es allerdings im Jagdpachtvertrag genau zu regeln, wo die Grenze, sprich Euro-Grenze für eine mögliche Kündigung liegt und wie die Dokumentation der im Laufe des Jahres entstandenen Schäden erfolgt. Letzteres ist deshalb wichtig, da der weit überwiegende Teil der Wildschadensfälle gütlich zwischen Landwirt bzw. Waldbesitzer und Jäger geregelt und deshalb nirgends erfasst wird. Eine Verpachtung lebt vom gegenseitigen Vertrauen zwischen der Jagdgenossenschaft und Jagdpächter . Erfahrungsgemäß bieten mit den Sorgen der Land- und Forstwirtschaft vertraute Pachtwerber am ehesten die Gewähr für eine einvernehmliche Partnerschaft , sie sollten bei der Pächterwahl bevorzugt werden. Ortsnähe ist oft von Vorteil, weil damit ein schnelles Handeln, z.B. bei Wildschäden in landwirtschaftlichen Kulturen, leichter möglich ist. Der erzielbare Pachtpreis darf nicht das allein entscheidende Kriterium für eine Jagdpachtvergabe sein. Das Vertragsmuster ist bei allen B BV-Geschäftsstellen erhältlich, welche unseren Mitgliedsjagdgenossenschaften jederzeit gerne beratend zu Fragen der Jagdverpachtung zur Verfügung stehen. 3 Herausforderungen an ehrenamtliche Jagdvorsteher steigen Vorstand der BAGJE im Amt bestätigt „Die ehrenamtlichen Jagdvorsteher der Jagdgenossenschaften sind mittlerweile an vielen Fronten gefordert. Hierbei wollen wir sie bestmöglich unterstützen." Dies bekräftigte der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (BAGJE), Jürgen Hammerschmidt, anlässlich der Mitgliederversammlung in Oranienburg. Die durch Umsetzung von EU-Recht entstandene Umsatzsteuerpflicht der Jagdverpachtung und die Möglichkeiten der Jagdgenossenschaften, hierauf zu reagieren, stellen nach Auffassung der Teilnehmer zurzeit einen Schwerpunkt in der Mitgliederberatung dar. Hier bedarf es dringend einer Verwaltungsvereinfachung im Rahmen der 2017 zu erarbeitenden Ausführungsbestimmungen. Aus der Sicht der BAGJE sind die Jagdgenossenschaften hinsichtlich der Jagdverpachtung öffentlich-rechtlich tätig und unterlägen somit grundsätzlich nicht der Umsatzbesteuerung. Intensiv diskutierten die Anwesenden auch über die Zunahme der Wolfpopulation in Deutschland und bekräftigten die im vergangenen Jahr beschlossene Position. Die BAGJE sieht mit großer Sorge, dass der unregu I ierte Auftritt des Wolfes Probleme für Gesellschaft und Kulturlandschaft schafft und insbesondere Nutztiere und heimische Wildbestände bedroht. Im Rahmen des traditionellen Jahresempfangs sprach die Staatssekretärin des brandenburgischen Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume, Frau Dr. Carolin Schilde, der BAGJE ihre Unterstützung zu diesem Thema aus und bekräftigte, dass Prävention, Ausgleich und Regulierung einen Dreiklang bilden müssten. Neben der Verabschiedung einer neuen Satzung fanden auch Wahlen statt. Jürgen Hammerschmidt aus Brandenburg, der die BAGJE seit 2012 leitet, wurde ebenso wiedergewählt wie sein Stellvertreter Hans-Heinrich Ehlen aus Niedersachsen und die weiteren Vorstandsmitglieder Clemens Freiherr von Oer (Westfalen-Lippe), Heribert Metternich (Rheinland- Nassau) und Albert Robold (Bayern). BAGJE, Oktober 201 6 Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Nummer 3/4 Dezember 2015 Jahrgang 31 Bayerischer BauernVerband INHALT Forstliches Gutachten 2015: Gemischte Bilanz Seite 2-6 Debatte um Nachtzieltechnik zur Saujagd Gesundheitsschutz durch Schalldämpfer jetzt möglich Seite 8-9 Urteil zur Schonzeitaufhebung für Wildgänse BAGJE zum Umgang mit dem Wolf Bewegungsjagden Optimierung, Intensivierung und Innovation statt Stillstand Seite 15-19 Effektive Jagd auf / gekreiste Sauen Seite 19-21 Bayerns Felder sind bunt Terg „Umweltschutz gibt's nur MIT UNS!" 14 Staatspreise für vorbildliche Waldbesitzer weeett Jubiläumsfestschrift sichern Zum Tod von Dr. Wulf Treiber Seite 27 Wussten Sie schon, dass... Seite 28 19"43‘.ff Wir wünschen unseren Mitgliedern viel- fück Gesundheit und Elfe& im Neuen Jahr. - 15 - von Folgen von deren Panikfluchten freizustellen. Eine Verschärfung des versicherungsrechtlich relevanten Standards für die Bauart von Weidezäunen ist auszuschließen. 3. Der Auftritt des Wolfes in Deutschland darf nicht weiterhin ungesteuert erfolgen. Ein bundesweites Monitoring ist erforderlich. Die Vertreter der Grundeigentümer und Jagdrechtsinhaber müssen zwingend und gleichberechtigt an Managementplänen über den Umgang mit dem Wolf in Deutschland mitwirken. Bei der Aufstellung von Wolfsmanagementplänen müssen die Jagdgenossenschaften mitwirken. Nur so besteht die Möglichkeit alle Belange zu berücksichtigen . Dies gilt insbesondere im Hinblick auf das Erfordernis einer sachgemäßen Bewertung des Umstandes, dass Wölfe regelmäßig in Wohngebieten auftauchen und dass sie in Gebieten mit Tierhaltungen Panikfluchten bei Wild-, Nutz- und Haustieren mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden und Verkehrsgefährdungen auslösen können. Das aktuelle Vorkommen von Wölfen und eine Übersicht der durch sie angerichteten Schäden sind in geeigneter Form jedermann zugänglich zu machen. Dies bedeutet konkret, dass mindestens halbjährlich Angaben zum lokalen Vorkommen von Wölfen und besonderen Vorkommnissen, wie zum Beispiel Nutztierrisse, Verhaltensauffälligkeiten usw., zu veröffentlichen sind. Die BAGJE nimmt mit Missfallen zur Kenntnis, dass die europarechtlichen Vorgaben von amtlichen und ehrenamtlichen Einrichtungen in einer Art und Weise interpretiert werden, die die Ausbreitung des Wolfes ohne Rücksicht auf die bereits sichtbaren Probleme fördern. Die Förderung insbesondere der ehrenamtlichen Wolf-Unterstützer in einer Höhe von mehreren Millionen Euro trägt angesichts der sich zuspitzenden Konfliktlage nicht zur Akzeptanz des europäischen Natur- und Artenschutzes bei. Vielmehr wird durch diese Vorgehensweise die Ablehnung des europäischen Natur- und Artenschutzes seitens unserer Mitglieder erheblich verstärkt. 3 Bewegungsjagden - Optimierung, Intensivierung und Innovation statt Stillstand Fazit des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild": Bewegungsjagden unverzichtbar In dieser Ausgabe wird der Baustein „Bewegungsjagden" beleuchtet, welcher in allen Modellgebieten von den Projektbeteiligten unter den auf den Einstiegsworkshops erarbeiteten Prämissen „Optimierung", „Intensivierung " und „Innovation" bearbeitet und in verbesserter und intensivierter Form in der Fläche umgesetzt wurde. Herbst und Winter sind erfahrungsgemäß die Hauptjagdzeiten auf Schwarzwild. Richtig durchgeführt leisten vor allem Bewegungsjagden einen unverzichtbaren Beitrag, um Schwarzwild effektiv zu regulieren. Ob „Erntejagden" auf den Feldern, „Kreisen" bei Neuschnee oder revierübergreifende Drückjagden — der Erfolg hängt von vielen Faktoren ab. Auf Fortbildungs- und Schulungsveranstaltungen sowie mittels Flyern und Pressearbeit wurden die erzielten Ergebnisse und Erfahrungen aus den Projektgebieten weitergegeben (Wissenstransfer). Missverständnisse und Hindernisse überwinden In allen Modellgebieten wurden in der Vergangenheit Bewegungsjagden durchgeführt, zum Teil allerdings mit den vielerorts bekannten Problemen. So gaben die Projektbeteiligten an, dass beispielsweise bei revierübergreifenden Bewegungsjagden einzelne Reviere, obwohl es von der Durchführung her sinnvoll und möglich wäre, gar nicht mitmachten. Dies kann dazu führen, dass bekannte Schwarzwildeinstände , welche in diesen Revieren liegen, nicht nnitbejagt werden können und somit die Effektivität der Bewegungsjagd sinkt. Auch tragen häufig einige wenige die Hauptlast bei der Planung und Durchführung von revierübergreifenden Bewegungsjagden , während andere sich mit dem Absetzen der Jagdgrenzen zufrieden geben. Für manchen Jäger spielen offensichtlich auch ethische Bedenken eine Rolle bei der ablehnenden Haltung gegenüber dieser Jagdart (Jagd auf bewegliches Wild, fehlende Schießfertigkeiten). In den Diskussionen der Projektbeteiligten zum Thema Bewegungsjagden wurde deutlich, dass zum Teil bei vielen Revierpächtern von Gemeinschaftsjagdrevieren die Erfahrung fehlt, Bewegungsjagden sachgerecht (fehlende jagdliche Infrastruktur, Wildbrethygiene , Nachsuchen), sicher (kein regelmäßiges Schießtraining auf bewegte Ziele, ungeeignete Stände) und effektiv (Ziel einer Bewegungsjagd bei vergleichsweise relativ hohem Personal-und Sachaufwand , Überforderung bei der Organisation) zu organisieren und durchzuführen. Auch der Hundeeinsatz führt bisweilen zu größeren Problemen. Der Erfolg einer Bewegungsjagd hängt maßgeblich vom koordinierten und gezielten Einsatz geeigneter Hunde ab. Doch oft fehlen diese in ausreichender Anzahl. Immer wieder treten zudem Konflikte mit Reviernachbarn bei überjagenden Hunden auf, bis hin zur Unterlassungsklage. In den Diskussionen wurde vor allem auch deutlich, dass sich einzelne Revierinhaber trotz angespannter - 1 6 - Schwarzwildsituation der Teilnahme an Bewegungsjagden verweigern, weil dabei auch anderes Wild außer Schwarzwild mitbejagt wird. Für die einen stellt z.B. die Mitbejagung der Füchse ein Problem dar, für die anderen z.B. die Mitbejagung des Rehwildes oder anderer Schalenwildarten im Rahmen der Abschussplanung. All diesen Umsetzungsdefiziten, Befürchtungen und Ängsten nahmen sich die einzelnen Koordinierungsteams in den Projektregionen an und haben unter Berücksichtigung der regionalen Ausgangssituation sehr unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. Grundsätzlich sehen alle Projektbeteiligten der Koordinierungsteams in der Bewegungsjagd- gleich welcher Ausgestaltung — eine sehr wichtige Jagdart , um Schwarzwild effektiv zu regulieren. In der Gesamtschau wurde in allen Modellgebieten im Verlauf des Projektes die Nutzung dieser Jagdart verbessert und intensiviert. Pro und Contra der Jagdarten Das Koordinierungsteam in Nittenau hat nicht nur weitere Reviere in die Teilnahme schon seit längerem durchgeführter Bewegungsjagden integrieren können, sondern gerade zum Thema Erntejagden ein beispielgebendes Modell entwickelt und umgesetzt . Darüber hinaus wurden die in der Region genutzten Jagdarten intensiv besprochen und dabei die Vor- und Nachteile herausgearbeitet. Die Diskussionsergebnisse wurden für die einzelnen Jagdarten (Einzeljagd, Sammelansitz und Bewegungsjagd) in Form eines Flyers zusammengefasst, der durch die Projektbeteiligten (neben anderen Informationen und Broschüren) bei unterschiedlichen Veranstaltungen und Vorträgen in der Region verteilt und mit anderen Jägern, Landwirten, Förstern etc. besprochen wurde. Bei der Frage „Welche Jagdart soll der Jäger nutzen?" gibt der Flyer „Verschiedene bei uns genutzte Jagdmethoden - Pro und Contra" aus dem Modellgebiet Nittenau klare Hinweise. Obwohl alle Jagdmethoden auf Schalenwild in der Region für geeignet gehalten werden, ist die abschließende Einschätzung der Projektbeteiligten in Nittenau bemerkenswert: „Die meiste Transparenz und der ehrlichste Umgang miteinander über die Reviergrenzen hinweg sind bei einer gemeinsamen Bewegungsjagd möglich." Musterdrückjagden Auch im Modellgebiet Kulmbach werden schon seit langem Bewegungsjagden durchgeführt. Die Projektbeteiligten identifizierten aber bei den in der Region durchgeführten Bewegungsjagden Umsetzungsdefizite , die vor allem in der praktischen Organisation und Durchführung ausgemacht wurden. Daher wurde beschlossen, unter Federführung des BaySF- Forstbetriebs Nordhalben eine „Musterdrückjagd" mit beteiligten Revieren zu planen und durchzuführen . Hierzu gehörten neben Vorbesprechungen, Fortbildungsveranstaltungen im Saal und einem Waldbegang, auch der gemeinsame Besuch in Welche Jagdart soll der Jäger nutzen? Alle Jagdarten sind für die Jagd auf Schalenwild bei uns sinnvoll und geeignet. Das notwendige Handwerkszeug muss beherrscht und ständig verbessert werden. Aber auch neue Bejagungsmodelle über Reviergrenzen hinweg ausprobieren und etablieren. Nur gemeinsam kommt man weiter! Verbesserungspotenzial nutzen (z.B. überjagende Hunde dulden, gemeinsam Strecke machen). Die meiste Transparenz und der ehrlichste Umgang miteinander über die Reviergrenzen hinweg sind bei einer gemeinsamen Bewegungsjagd möglich. Resümee aus dem Modellgebiet Nittenau (Quelle: Faltblatt „Verschiedene bei uns genutzte Jagdmethoden — Pro und Contra") einem Schießkino und natürlich die Durchführung, Nachbesprechung und Vorstellung der Ergebnisse der Bewegungsjagd auf einer größeren Veranstaltung mit der regionalen Jägerschaft, Landwirten, Jagdgenossen und Behördenvertretern. Der Erfolg der Musterdrückjagd zeigt sich auch daran, dass es durch die Unterstützung der im Koordinierungsteam engagiert mitarbeitenden Vertreter des Jagdschutz- und Jägervereins Kulmbach gelang, diese und weitere Bewegungsjagden in der Fläche umzusetzen. Die Ergebnisse (v.a. Abschusszahlen ) sprechen für sich. Bei der Musterdrückjagd wurde eine Vielzahl von Hunden eingesetzt, was zweifellos ein wesentlicher Faktor für den Erfolg war. Nachteilig waren die hohen Kosten, die für die notwendigen Verkehrssicherungsmaßnahmen entstanden und von der BaySF getragen wurden. In der Folge gab es hierzu Gespräche von Vertretern des Koordinierungsteams mit den Verantwortlichen des Landratsamtes, so dass auch in diesem Punkt Verbesserungen erreicht werden konnten. Auf Musterdrückjagden und einer Vielzahl weiterer Bewegungsjagden in den Modellgebieten wurde gezeigt, dass sich Schwarzwild mit dieser Jagdmethode effektiv bejagen lässt. Das Mitbejagen anderer Wildarten stellte für die Projektbeteiligten bei revierübergreifenden Bewegungsjagden keinen Hinderungsgrund dar. Zur Arbeit in den Koordinierungsteams aller Modellgebiete gehörte auch immer eine gemeinsame und abgestimmte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Beispiele des Moduls „Bewegungsjagd" verdeutlichen den Praxisbezug, die Transparenz und Informationsstrategie des Projektes und zeigen die Erfolge der Projektbeteiligten bei der konkreten Umsetzung von Maßnahmen. Zudem wird dadurch ein positiver Effekt für die Akzeptanz der Jagd im Allgemeinen und für Bewegungsjagden in der Gesellschaft erreicht. - 17 - Mit Musterdrückjagden Bewährtes weiter verbessern. LWF Stellvertretend für die Vielzahl an erarbeiteten Ergebnissen in den Modellgebieten werden nun die Ergebnisse des „Pottensteiner Bewegungsjagdmode Ils"vorgestellt. Alle weiteren im Projekt „Brennpunkt Schwarzwild" erarbeiteten Ergebnisse lassen sich im Abschlussbericht nachlesen. Diesen finden Sie im Internet unter www.lw£bayern.de/service/publikationen /sonstiges/082825/index.php. Weitere Links mit wertvollen Informationen sind: Schwarzwildsymposium des Bayerischen Bauernverbandes am 26.05.2014 in Nürnberg: www.bayerischerbauernverband.de/schwarzwildim -brennpunkt Expertenhearing des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten am 28.11.2014 in München: www.wildtierportal. bayern.de/jagd/094810/index.php Das „Pottensteiner Bewegungsjagdmodell" Bei allem Erfolg der Intensivierung von Bewegungsjagden in den Modellgebieten, wurde bei den Diskussionen der Projektbeteiligten vor allem eines sehr deutlich: Trotz entsprechender Planung und Durchführung gemeinsamer Bewegungsjagden sind Teile der Akteure wegen der ungleichen Lasten- und Nutzenverteilung (Organisationsaufwand, Streckenverteilung in den beteiligten Revieren) unzufrieden. Diese Unzufriedenheit zwischen den beteiligten Revieren kann ganz unterschiedliche Gründe haben. In der Konsequenz kann dies in der Praxis dazu führen, dass einzelne beteiligte Reviere entweder aus dem Verbund ausscheren oder die Bejagungsintensität auf der Bewegungsjagd drosseln. Dadurch werden revierübergreifende Bewegungsjagden nicht nur unattraktiv für die Beteiligten, sondern auch insgesamt ineffizienter. Genau dieser Herausforderung haben sich die Projektbeteiligten im Modellgebiet Pottenstein/ Schnabelwaid gestellt und nach einer Lösung für dieses allseits bekannte Manko von revierübergreifenden Bewegungsjagden gesucht. Die Jäger, Förster, Jagdgenossen und Landwirte in der Hegegemeinschaft Pottenstein wollten ihre schon seit Jahren durchgeführte revierübergreifende Bewegungsjagd optimieren und haben dabei ein innovatives Modell entwickelt. Als wesentliche Probleme bei den bisherigen revierübergreifenden Bewegungsjagden in der Hegegemeinschaft Pottenstein wurden identifiziert: fehlendes Know-how bei einigen Revierinhabern , zu hoher Organisations- und Durchführungsaufwand , fehlende Infrastruktur (Drückjagdböcke, Hunde etc.), keine Beunruhigung potentieller Saueneinstände („Bei uns sind eh keine Sauen"), kein aktives „Mitmachen", nur Absetzen der Jagdgrenzen und warten auf die Beute aus dem Nachbarrevier (Jagdneid), uneinheitliche Abschussfreigaben, kein oder nur sehr eingeschränkter Einsatz von Hunden, Hundeführern und Treibern. Daher wurde ein innovativer Weg beschritten, um diese Probleme zu überwinden. Die Beteiligten in der Hegegemeinschaft Pottenstein wollten bei ihren revierübergreifenden Bewegungsjagden nicht nur effektiver, sondern auch „zufriedener" werden. Die Problemlösung wurde insbesondere in folgenden Aspekten gesehen: überwinden des bestehenden Jagdneids, transparente Planung und Durchführung in allen Revieren, sich „lohnender" Organisationsaufwand für alle Beteiligten, gerechte Lasten-Nutzen-Verteilung für alle beteiligten Reviere, bessere Integration der Jagdgenossen und Landwirte . Drückjagdböcke in ausreichender Zahl sind für @ LWF Bewegungsjagden ein Muss. Nach zahlreichen Besprechungsrunden auf unterschiedlichen Ebenen und unter Zuhilfenahme einer externen Projektmoderation und -mediation ist es insbesondere dank des hervorzuhebenden Engagements des Hegegemeinschaftsleiters und des vor Ort zuständigen Revierleiters der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) mit allen anderen Beteiligten gelungen, das „Pottensteiner Bewegungsjagdnnodell" zu entwickeln und umzusetzen. - 1 8 Mit dem von den Projektbeteiligten entwickelten und umgesetzten zukunftsweisenden „Pottensteiner Bewegungsjagdnnodel I" wurde gezeigt, wie Umsetzungsdefizite bei Bewegungsjagden zur Zufriedenheit aller Beteiligten und an der gemeinsamen Zielsetzung orientiert nachhaltig ausgeräumt werden können. LWF Die wichtigsten Eckpunkte dieses innovativen Ansatzes sind: Planung und aktive Beteiligung aller Reviere auf der bejagten Gesamtfläche, einheitliche Freigabe allen Schwarzwildes im Rahmen der jagdgesetzlichen Vorschriften und Mitbejagung des Rehwildes und Raubwildes nach Vorgabe der Jagdleiter in den beteiligten Revieren, Reviergrenzen überschreitender Hunde-, Hundeführer - und Treibereinsatz, Verteilung der gesamten Schwarzwildstrecke zu gleichen Anteilen unter den beteiligten Revieren , unabhängig von der Höhe der Jagdstrecke im eigenen Revier, Transparenz und Offenheit durch den Austausch eines Teils der eingeladenen Schützen zwischen den Revieren (Losverfahren), offene und konstruktive Kritik in der obligatorischen Nachbereitung. Anfangs waren fünf Reviere (vier gemeinschaftliche und ein staatliches Jagdrevier der BaySF) beteiligt, zwischenzeitlich jagen acht Reviere (sieben gemeinschaftliche und ein staatliches Jagdrevier der BaySF) auf einer Fläche von ca. 1.500 ha zusammen. Den Erfolg ihres Vorgehens werten die Beteiligten wie folgt: erfolgreiche Jagdstrecken, Rückgang der Schwarzwildschäden, hohe Zufriedenheit bei Jagdgenossen und Jägern. In der Durchführung von revierübergreifenden Bewegungsjagden im Herbst und Winter sehen die Beteiligten des „Pottensteiner Bewegungsjagdmodells " ein effektives Instrument zur Kontrolle des Schwarzwildbestandes und damit zur Verhinderung von Wildschäden. Aufgrund der großräumigen Bejagung und der Beteiligung mehrerer Reviere ist für die Durchführung einer solchen Jagd eine aufwändige Organisation erforderlich, die bereits einige Wochen vor dem eigentlichen Jagdtermin beginnt. Gemäß dem Motto „nach der Jagd ist vor der Jagd" sehen die Beteiligten weitere Aufgaben, die in Zukunft zu lösen sind. Da der „Aufwand" im Verhältnis zum „Ertrag" bei Bewegungsjagden mit abnehmender Populationsdichte der bejagten Wildarten steigt, muss zur Verstetigung des „richtigen und zukunftsweisenden Pottensteiner Bewegungsjagdmodells" insbesondere an folgenden Aspekten gearbeitet werden: dauerhafte Aufrechterhaltung der Motivation aller Beteiligten, bessere Lastenverteilung bei der Organisation und Durchführung (u. a. bzgl. des Hundeeinsatzes ), Optimierung der Bewegungsjagd-Infrastruktur in den Revieren (Drückjagdböcke, Standauswahl etc.). Zusammenfassend kann das Pottensteiner Bewegungsjagdmodell als zukunftsweisend gelten, da es hier den Beteiligten im Modellgebiet Pottenstein/ Schnabelwaid gelungen ist, eine revierübergreifende Bewegungsjagd dauerhaft zu etablieren, permanent zu optimieren und sich dabei an der gemeinsamen Zielsetzung zu orientieren. Ein vorbildliches System der Lasten-Nutzen-Verteilung bei Bewegungsjagden wurde nachhaltig umgesetzt. Bewertung des Bausteins „Bewegungsjagd" Im Rahmen des Projektes haben die Beteiligten in allen Modellgebieten gezeigt, dass in dem Modul „Bewegungsjagd" großes Optimierungs- und Intensivierungspotential steckt. In Schulungsmaßnahmen und Informationsveranstaltungen konnten die Projektbeteiligten eigenes Wissen auffrischen oder auch notwendige Fertigkeiten an andere weitergeben. Dabei wurde auf die praktische Umsetzung wert gelegt (Musterdrückjagd). In allen Modellgebieten wurden neue Bejagungsflächen erschlossen und Beteiligte motiviert, mittels Bewegungsjagden zu jagen. Bewegungsjagden sind, revierintern oder -übergreifend durchgeführt, trotz des organisatorischen Aufwands (der mit zunehmender Verstetigung bis zu einem verbleibenden Mindestaufwand sinkt) eine effektive Jagdmethode, um Schwarzwildbestände zu regulieren. Zukünftige Aufgabenschwerpunkte in den Regionen liegen in der Etablierung dieser Jagdmethode überall dort, wo sie durchführbar ist, und - 1 9 - in der permanenten Optimierung und Verstetigung überall dort, wo sie schon angewendet wird. Die flächige Umsetzung effektiver Bewegungsjagden nach dem „Pottensteiner Modell" sollte durch begleitende Maßnahmen unterstützt werden. Beispielsweise wäre eine „Grundsatzerklärung" der BaySF denkbar, wonach sie sich unter definierten Voraussetzungen (vgl. Pottensteiner Modell: Mitbejagung anderer Wildarten, reviergrenzenüberschreitender Hunde-, Hundeführer- und Treibereinsatz, gemeinsame Planung, Vorhandensein bewegungsjagdtauglicher Jagdeinrichtungen etc.) auch in anderen Regionen aktiv an der Lasten-Nutzen- Verteilung beteiligt. Dort, wo Bewegungsjagden durchgeführt werden, dürfen den Beteiligten keine hohen Kosten für Verkehrssicherungsmaßnahmen aufgebürdet werden. Die Möglichkeit der praktischen Unterstützung von Verkehrssicherungsmaßnahmen durch die Polizei sollte geprüft werden (vgl. auch Modul „Erntejagden "). Wenn revierübergreifende Bewegungsjagden tatsächlich erfolgreich sein sollen, müssen vor Transport des erlegten Schwarzwildes zum Streckenplatz nach erfolgreicher Jagd. o LWF allem menschliche Befindlichkeiten („Human Dimension"), die oftmals solche Jagden ver- oder behindern, überwunden werden. In der gerechten Lasten-Nutzen-Verteilung und der transparenten und fachlich versierten Planung und Durchführung liegen wesentliche Schlüssel dazu. Das „Pottensteiner Bewegungsjagdmodell" setzt diese Aspekte erfolgreich um und gilt daher als zukunftsweisend. Es sollte möglichst auch in anderen Regionen angewendet werden. El Effektive Jagd auf gekreiste Sauen Obwohl man auch alleine auf bei Schnee gekreiste Sauen jagen kann, dürfte diese Jagdmethode in der Regel in der Gemeinschaft mehrerer Jäger ausgeübt werden. Sie kann somit als eine Sonderform der Bewegungsjagd gelten. Bei richtiger Handhabung stellt die Jagd auf Sauen nach Abfährten bei entsprechender Schneelage eine sehr effektive Jagdmethode dar. Ähnlich wie bei „Erntejagden" findet die Bejagung gekreister Sauen eher spontan statt. Die Bewegungsjagd auf gekreiste Sauen ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Neben der obligatorischen und passenden Schneesituation müssen geeignete Revierverhältnisse und insbesondere revierkundige und geeignete „Kreiser" und Jäger vorhanden sein. Diese Form der Bejagung setzt also entsprechende handwerkliche Fähigkeiten voraus. Außerdem sind Aspekte, die allgemein für Bewegungsjagden gelten, auch bei der Jagd auf gekreiste Sauen zu beachten (insbesondere auch Sicherheitsaspekte). Im Modellgebiet Kulmbach hat sich das Koordinierungsteam intensiver mit dieser Jagdmethode beschäftigt, nicht zuletzt weil sie vielerorts immer seltener angewendet wird. In den Diskussionen wurden u. a. nachfolgende Gründe dafür genannt: mangelnde Professionalität, geringes Zeitbudget bei Berufstätigen zum morgendlichen Kreisen, kurzfristige Verfügbarkeit von Hunden, Hundeführern /Treibern und Schützen, Reviergrenzen und Abstimmung mit Jagdnachbarn , Problem „überjagende" Hunde, Verkehrssicherungsproblematik. Im Koordinierungsteam des Modellgebiets Kulmbach bestand Einvernehmen, dass das Jagen auf gekreiste Sauen als effektive Jagdmethode wieder mehr ins Gedächtnis der Jäger und Jagdgenossen gerufen werden muss, die handwerklichen Fähigkeiten zur Durchführung dieser Jagdmethode nicht verloren gehen dürfen und dass beispielsweise das mögliche Überjagen von eingesetzten Hunden keinen Hinderungsgrund darstellen darf. Ergebnisse Die Arbeitsergebnisse zur Jagdmethode „Kreisen" wurden vom Koordinierungsteam im Modellgebiet Kulmbach zum einen im Rahmen eines Vortrags von einem Mitglied des Koordinierungsteams auf der Zwischenbilanzveranstaltung aus praktischer Sicht dargestellt, zum anderen entstand ein ansprechender Flyer „Kreisen auf Schwarzwild", der zum Wissenstransfer verwendet wird. Kreisen und Bejagung von gekreisten Sauen Systematik des Vorgehens: Vorbereitete Revierkarte mit eingezeichneten, bekannten Schwarzwildwechseln großflächige Suche mit dem PKW: - 20 - Bei Neuschnee kann leicht festgestellt werden, ob Schwarzwild aktuell noch in der Dickung steckt. Gerne wechseln Sauen auch kurze Strecken entlang von Forstwegen. Foto: Koch D bekannte Sauenwechsel kontrollieren D Anzahl der Stücke aufnehmen (Fährten ausstreichen ) I Lokalisieren der Sauen zu Fuß: D schneiden der Waldstücke auf Wegen (Fläche minimieren) D nochmals Anzahl der Stücke aufnehmen (Fährten ausstreichen) D Abstand halten zu Dickungen (min. 100m) D evtl. Plätze für Schützen markieren Resultate des Kreisens: Detailkarte mit Ergebnissen des Kreisens Anzahl „fester" Sauen Rottenstruktur (Altersklasse, Größe) Anzahl der benötigten Schützen Anzahl der benötigten Hunde Weiterer Ablauf: Informationskette starten D Benachrichtigung aller Beteiligten Durchführung der Jagd I> Einweisung der Schützen, Hundeführer und/oder Treiber wie bei jeder Gesellschaftsjagd I> Sicherheitsbelehrung D konkrete Freigabe/Abschussvorgaben D Jagdbeginn zeitlich festlegen D großzügig abstellen I> auf Windrichtung achten D Schussfeld klar definieren D bekannte Wechsel besetzen D Stände werden bis Ende nicht verlassen!!! Anmerkung: Die Ausführungen entsprechen der Abb. 30 auf Seite 86 des Abschlussberichtes „Brennpunkt Schwarzwild". Grundsätzliches zum Kreisen auf Schwarzwild aus dem Faltblatt des Koordinierungsteams im Modellgebiet Kulmbach (vgl. Tab.4 Abschlussbericht S. 87) Früher, als die Nacht- und Kirrjagd eher zur Ausnahme gehörte, wurde besonders bei Neuschnee regelmäßig gekreist und auf Sauen gejagt. Ziel Effektive Bejagung von Schwarzwild im Winter. Vorgehen Kreisen bezeichnet das Abfährten eines Reviers oder Revierteils bei Schnee, insbesondere nach Neuschnee, um Sauen „einzukreisen", d.h. ihren Aufenthaltsort im Tageseinstand zu bestimmen, um sie hernach gezielt zu bejagen. Gebiete Bekannte bzw. vermutete Einstände und Wechsel werden in Karten festgehalten. Stände, Wechsel Wechsel und Stände sollten schon im Verlauf des Jahres ermittelt und markiert werden. Forststraßen, Wege, Schneisen Festlegung der Außenlinien, auf denen am Morgen nach Neuschnee mit Fahrzeugen und/oder zu Fuß abgefährtet wird. Wenn Außenlinien Jagdreviergrenzen überschreiten, Absprache zwischen Reviernachbarn und Genehmigung für „kreisende" Jäger treffen. Personen Kreisende Jäger oder sonstige fachkundige Personen benötigen eine flexible Zeiteinteilung am Morgen und die Genehmigung der jeweiligen Pächter und -21 - Eigenjagdrevierinhaber. Kreisen über Reviergrenzen hinweg ist sinnvoll. Jäger, Hundeführer Schnelle Benachrichtigung geeigneter Jäger und Hundeführer über eine Telefonliste („Schwarzwildwehr "). Wintertage sind kurz. Sicherheit Gerade bei spontanen Jagden auf gekreiste Sauen ist auf die Sicherheit bei der Jagdausübung besonders zu achten. Weitergehende Hinweise zum Kreisen auf Schwarzwild aus dem Flyer des Koordinierungsteams im Modellgebiet Kulmbach (vgl. Tab.5 Abschlussbericht S. 88f) Oftmals eignet sich der erste Tag nach Schneefall nicht zum Kreisen, da Sauen den Einstand nicht verlassen. Optimal zum Kreisen ist eine bestehende Schneelage, auf die es wenige Zentimeter Neuschnee gegeben hat, bevor Sauen einen neuen Tageseinstand aufsuchen. Die Genauigkeit des Kreisens wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Entscheidend sind aber die Ortskenntnis, Umsichtigkeit und Zuverlässigkeit des Kreisenden. Erfahrung macht den Meister! Unter guten Bedingungen lassen sich die Anzahl, die Zusammensetzung von Rotten und der genaue Aufenthaltsort des Tageseinstandes recht zuverlässig bestimmen. Schon im Verlauf des Jahres sollten bekannte Wechsel im Umfeld potentieller Einstände gekreister Sauen markiert und/oder mit Drückjagdböcken bestückt werden. Die Nutzung einer vorhandenen Jagdinfrastruktur erleichtert die Durchführung der Jagd und trägt zur besseren Sicherheit bei der Jagd bei. Es ist sinnvoll, brauchbare Hunde und Hundeführer einzusetzen, um gekreiste Rotten möglichst zu sprengen, so dass einzeln anwechselnde Sauen von den Schützen beschossen werden können. Die Sicherheit aller Jagdteilnehmer ist immer das Allerwichtigste. Bei spontanen Jagden ist darauf besonders zu achten. Eine entsprechende Sicherheitsbelehrung aller Teilnehmer durch den Jagdleiter ist unabdingbar. Dazu gehört u. a. eine unmissverständliche Einweisung der Schützen, Hundeführer und ggf. Treiber , die Freigabe, Hinweise für den Notfall von Hunden und Menschen sowie die Erläuterung des geplanten Ablaufs. Ein Überjagen von eingesetzten Hunden im Grenzbereich von Revieren sollte geduldet werden. Es ist sinnvoll, wenn die Jagdgenossenschaften in den Jagdpachtverträgen eine Duldung des Überjagens von Hunden bei Bewegungsjagden verankern. Ansonsten sind Absprachen mit Nachbarrevieren im Vorfeld zu treffen. Für etwaige Nachsuchen sind entsprechende Hunde vorzuhalten. Mit der Erarbeitung eines Faltblattes und der Behandlung des Themas auf Veranstaltungen in der Region ist es gelungen, zur Sensibilisierung der Jägerschaft beizutragen, die Jagdmethode „Kreisen", wo und wenn möglich, häufiger anzuwenden. Bewertung der Jagdmethode „Kreisen" Am Beispiel der Bearbeitung der Jagdmethode „Kreisen" durch das Koordinierungsteam des Modellgebietes Kulmbach wurde deutlich, dass ein generelles Problem für Jäger, die in ihrer Freizeit die Jagd ausüben müssen, darin besteht, die notwendige Zeit zum passenden Zeitpunkt für die Bejagung von Schwarzwild aufzubringen. Obwohl die Jagd auf gekreistes Schwarzwild nachweislich sehr effektiv sein kann, ist es beispielsweise für Berufstätige schwierig, diese Jagdart anzuwenden, da das Ausspuren von Schwarzwild bei passender Schneelage üblicherweise am Vormittag stattfinden muss, um spätestens mittags oder am frühen Nachmittag die gekreisten Sauen bejagen zu können (notwendige Vorlaufzeit für die Information anderer Schützen, Zeitspanne für etwaige Nachsuchen etc.). Die Anwendung jagdhandwerklich herausfordernder und organisatorisch aufwendiger Jagdmethoden muss vor dem Hintergrund des Potentials an Zeit und Engagement der Jägerschaft überdacht werden. Auf den Aspekt der „knappen Zeit" muss bei der Anwendung der Jagdart „Kreisen" ein größeres Augenmerk gelegt werden. Dementsprechend muss das Kreisen, nach Absprache mit Reviernachbarn, über Reviergrenzen hinweg möglich sein und auch von anderen beauftragten fachkundigen Personen mit flexibler Zeiteinteilung durchgeführt werden können. Diese Herangehensweise muss sich in der Praxis etablieren und kann durch entsprechende Regelungen im Jagdpachtvertrag verankert werden. Kreisen und die Bejagung von gekreisten Sauen über Reviergrenzen hinweg ist sinnvoll. Daher sollten entsprechende Vereinbarungen zwischen Revieren getroffen werden („revierübergreifendes Kreisen"). Ein Überjagen von eingesetzten Hunden im Grenzbereich von Revieren sollte geduldet werden. Es ist sinnvoll, wenn die Jagdgenossenschaften in den Jagdpachtverträgen eine Duldung des Überjagens von Hunden bei Bewegungsjagden verankern. Die Jagd auf gekreiste Sauen sollte bei günstigen Rahmenbedingungen häufiger Anwendung finden. Der entwickelte Flyer der Projektgruppe Kulmbach ist sehr gut geeignet, für diese effektive Jagdmethode auch in anderen Regionen zu werben. 2 Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Jahrgang 31 Juli 2015 Nummer 2 Bayerischer BauernVerband Bewertung von Wildschäden im Wald Verbeiss mich - und alles wird gut? • BBV begrüßt 7' Wildtierportal Bayern Wildlebensraumberater stehen bereit Greening - Mehrwert für Natur und Umwelt Schwarzwild Maßnahmenpaket des StMELF "je-- Kirrjagd auf Schwarzwild Wildschaden an Biogas-Mais ersatzpflichtig Biberschäden auf Rekordhöhe Neue Bücher Seite 26 Landwirtschaft und Gewässerschutz Wussten Sie schon, dass... Agrarumweltmaßnahmen: Jeder zweite Landwirt macht mit 4461_ • 6 Ah 1 - 8 - Waldgesellschaften der nachhaltig und naturnah bewirtschafteten bayerischen Wälder übertragbar sind. Selbst in den USA unter vergleichsweise unberührten Verhältnissen stellten renommierte Wissenschaftler (FRELICH & LORIMER 1985, SALK et al. 2011) fest, dass hohe Wilddichten die Vegetation erheblich negativ beeinflussen. Die überwiegende Mehrheit der Beteiligten, die von der Thematik Wild und Waldverjüngung betroffen sind, hat ein großes Interesse an einer offenen und sachlichen Diskussion. Dies hat auch die Evaluation der Weiterentwicklungen des Forstlichen Gutachtens zur Situation der Waldverjüngung gezeigt. Sie wollen die Wälder naturnah gestalten und zu einem naturnahen Ökosystem Wald gehören selbstverständlich auch die Schalenwildarten Rot-, Garns- und Rehwild. Die langjährigen Erfahrungen sowie zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben aber gezeigt, dass für eine erfolgreiche natürliche und gemischte Waldverjüngung angepasste Schalenwildbestände eine zwingende Voraussetzung sind. Zäune oder das jahrzehntelange Warten auf das Aufkommen einer Verjüngung können für unsere mitteleuropäischen Verhältnisse keine Lösung sein, da die deutschen Wälder zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger dauerhaft vielfältige Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktionen erbringen müssen. Die im Artikel von Christine Miller aufgeführten, aus dem Zusammenhang gerissenen wissenschaftlichen Zitate verunsichern Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer und die Jägerschaft. Darüber hinaus fördert ein derartiger Umgang mit der emotionsbeladenen Thematik Wald und Wild keinen offenen Dialog, sondern baut im Gegenteil unnötige Barrieren auf! Lassen Sie uns gemeinsam daran mitwirken, dass unser Waldnachwuchs stabil und gemischt aufwachsen kann — und nicht ins Gras beißt! Referat Waldbau, Waldschutz, Bergwald LITERATUR: Frelich, L.; Lorimer, C. (1985): Current and Predicted Long-term Effects of Deer Browsing in Hemlock Forests in Michigan, USA. Biolocical Conservation, 34: 99-120 Kupferschmid, A.D., Wasem, U. & Bugmann, H. (2014): Wie reagiert die Weißtanne nach Verbiss? — Wald Holz, 95 (4): 23-26 Mason, N. W. H., Peltzer, D. A., Richardson, S. J., Bellingham , P. J. & Allen, R. B. (2010): Stand development moderates effects of ungulate exclusion on foliar traits in the forests of New Zealand. —Journal of Ecology, 98: 1422-1433 Mayer, H. (1975): Der Einfluss des Schalenwildes auf die Verjüngung und Erhaltung von Naturwaldreservaten. Forstw. Cbl., 84: 209-224 Prietzel, J. und Ammer, C. (2008): Montane Bergmischwälder der Bayerischen Kalkalpen: Reduktion der Schalenwilddichte steigert nicht nur den Verjüngungserfolg, sondern auch die Bodenfruchtbarkeit. In: Allgemeine Forst- und Jagdzeitung, 179: 104-112 Reif, A. & Gärtner, S. (2007): Die natürliche Verjüngung der laubabwerfenden Eichenarten Stieleiche (Quercus robur L.) und Traubeneiche (Quercus petraea Liebl.)— eine Literaturstudie mit besonderer Berücksichtigung der Waldweide. Waldoekologie online, 5:79-116 Reimoser, F. & Reimoser, S. (1998): Richtiges Erkennen von Wildschäden im Wald. — Eine Arbeitsbroschüre der Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände, 95 5. Salk, T.; Frelich, L.; Sugita, S.; Calote, R.; Ferrari, J. Montgomery, R. (2011): Poor recruitment is changing the structure and species composition of an old-growth hem lock-hardwood forest. Forest Ecology and Management, 261: 1998-2006 Bauernverband begrüßt Wildtierportal Seit Mai 2015 ist das Wildtierportal Bayern online. Es wurde unter Federführung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) entwickelt. Das Wildtierportal besteht aus einem allgemein zugänglichen Informationsbereich zu Fragen der Jagd und den Wildtieren sowie einem webbasierten Melde- und Monitoringsystem, das ab Herbst 2015 zur Verfügung stehen soll. Der Bayerische Bauernverband (BBV) begrüßt dieses Angebot des Freistaates Bayern und empfiehlt allen Beteiligten, insbesondere das Melde- und Mon itoringsystem zur besseren Kommunikation miteinander, zu nutzen. Das interaktive Meldesystem, das von allen Beteiligten vor Ort als Kommunikationsplattform verwendet werden kann, beinhaltet zahlreiche Funktionen, welche das Schwarzwildinformationssystem (SIS) enthält, das im Zuge des BBV-Projektes „Brennpunkt Schwarzwild" gemeinsam von den Mitwirkenden am Projekt entwickelt wurde. Der BBV unterstützt das Wildtierportal, da es den Landwirten, Jagdvorständen, Jägern, Mitarbeitern der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) und den übrigen Akteuren vor Ort zahlreiche und umfassende Möglichkeiten der Kommunikation bietet. Das System des Jagdverbandes „bjv-digital" greift nach Auffassung des BBV hier zu kurz. Das Angebot der LfL, das Wildtierportal den Jägern, Landwirten, Jagdvorständen und Waldbesitzern vorzustellen, wird der BBV gerne annehmen und seinen Mitgliedern in Veranstaltungen die Möglichkeit zum Kennenlernen bieten. Dort, wo die Akteure vor Ort aktuell das SIS des Bauernverbandes verwenden, wird der BBV das System und die Unterstützung selbstverständlich wie gewohnt weiterführen. Ei Jagrkahr 2013 1:13 Regierungsbezirk Landkreis Anes loschen Legende 0 Daten: StfeELF BVV 9 0 Soru Epotok - Fololia.com Wildtierportal Bayern Heimische Wildtiere, Jagd und Management Seit Mai 2015 ist das Wildtierportal Bayern der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) online. Das Wildtierportal umfasst zwei Komponenten: Eine für alle zugängliche Internetseite (www.wildtierportal .bayern.de) mit Informationen über die in Bayern lebenden Wildtiere, Wildlebensräume, Jagd, Wildtiermanagement und vieles mehr. Öffentlichkeit, Schulen und Behörden. Aber auch Ausflugstipps erleichtern die Planung von Familienausflügen , Klassenfahrten und Exkursionen. Für Jäger, Landwirte, Waldbesitzer und sonstige Betroffenen ist besonders das bereitgestellte „Expertenwissen " zu Management und Wildbiologie des Schwarzwilds wertvoll. Es bietet umfassende Unterstützung zu allen Fragen rund um das Schwarzwild. Angefangen von jagdlichen Maßnahmen wie revierübergreifenden Bewegungsjagden , Kirrjagden bis hin zu Wildschadensabwehr und Wege eines konstruktiven Miteinanders werden intensiv beleuchtet. Innovative Strategien zeigen Wege auf, das bisherige Tun zu hinterfragen und das regionale Management gemeinsam fit für die Zukunft zu machen. Jagdstrecken sind im Wildtierportal abrufbar. Als spezielle Anwendung wird ein webbasiertes Melde- und Monitoringsystem entwickelt, das für die regionalen Arbeitskreise, bestehend aus Landwirten, Jägern, Jagdgenossen und weiteren Interessensgruppen , als Kommunikations- und Diskussionsplattform zur Verfügung steht. Die Plattform soll genutzt werden, um Meldungen (z.B. Sichtungen, Wildschäden , Abschüsse) für ein von den Beteiligten konkret definiertes Gebiet zu erfassen, für alle transparent zu kommunizieren und so gemeinsam auf Augenhöhe das regionale Wildtiermanagement eigenverantwortlich zu verbessern. Expertenwissen für Jedermann Besucher der Website können sich über unsere Wildtiere, deren Wildlebensräume, über Jagd und Management oder auch über Wildtiere in der Stadt umfassend und mit neuartigen Darstellungen informieren . Die Anwendungsmöglichkeiten des Wildtierportals sind sehr breit gefächert: Die detaillierten Artbeschreibungen der heimischen Wildtiere dienen als fundierte Wissensgrundlage für vielfältige Interessenten , z. B. Jäger, Grundbesitzer, die interessierte @ LIL Eines muss jedem bewusst sein: Es geht nur gemeinsam! Umfassende Informationen für alle Beteiligten im Schwarzwildmanagement über Zusammenhänge und Methoden der Bejagung sind dazu eine wichtige Voraussetzung und ermöglichen ein konstruktives Miteinander auf Augenhöhe. Das im Aufbau befindliche webbasierte Meldesystem im Wildtierportal wird für die Beteiligten vor Ort ein wichtiges Monitoringinstrument bieten, mit dem eine umfassende Kommunikation und Diskussion in den regionalen Arbeitskreisen ermöglicht wird. Das Wildtierportal mit all seinen Im Wildtierportal finden Sie umfangreiche Informationen zur Schwatzwildjagd. simank - Fotolia.com NAME Müller VORNAME Horst DATUM Tun Aug 25 00.00:00 CEST 2013 GAENSEART Graugans ANZAHL 25 HABITAT Badestrand Baden nicht inöglich!Verkoteter KOMMENTAR Badestrand, Gäste bleiben abermals weg' STATUS bestätigt Beispiel einer Meldung LfL - 10 - Anwendungsmöglichkeiten ist ein wichtiger Beitrag zur Daseinsvorsorge sowie zur Stärkung des eigenverantwortlichen Handelns der Beteiligten vor Ort. Interaktives Meldesystem vor Ort - Begegnung auf Augenhöhe Im Wildtierportal ist eine besondere Anwendung für regionale Arbeitskreise im Aufbau und soll ab Herbst 2015 zur Verfügung stehen. In einem passsprechende Kartengrundlagen und Meldemöglichkeiten über einen Onlinezugang ein. Mit dem Meldesystem wird ein Instrument angeboten , das alle Beteiligten zur aktiven Mitarbeit auffordert und so eine Kommunikation und Diskussion unter den Beteiligten anhand konkreter Daten und Fakten gewährleistet. Nicht Vermutungen oder gar Vorwürfe stehen im Raum, sondern transparent erhobene „hard facts" bilden die Grundlage für ein regionales Management. Das Meldesystem erlaubt nicht nur die Erhebung und Auswertung von Daten, sondern ermöglicht auch die angebotenen Karten für Planungen von revierübergreifenden Bewegungsjagden oder abgestimmte Kirrkonzepte zu nutzen. Die Bedienung dieses Meldesystems wird anwenderfreundlich gestaltet. Jedermann soll nach kurzer Einweisung das System gut handhaben können. Die örtlichen Systemadministratoren werden von der LfL bei Bedarf ausreichend betreut. Was wird gemeldet? Welche Daten • erhoben werden entscheidet der regionale Arbeitskreis für sich. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit , Wildbeobachtungen, Wildschäden, Abschüsse und jagdliche Einrichtungen wie Kirrungen und Hochsitze zu melden. Die Palette der Meldungen, die abgegeben werden, ist ständig erweiterbar. wortgeschützten Meldesystem für registrierte Nutzer eines regionalen Arbeitskreises können webbasiert Daten zu Sichtungen, Schäden, Abschüssen etc. online in Karten einfach per Mausklick eingegeben werden. Zudem stehen vielfältige staatliche Daten zusätzlich als Informationsgrundlage zur Verfügung. Alle im regionalen Arbeitskreis registrierten Nutzer können die Eingaben zeitnah sehen und so aktuelle wichtige Hinweise zu Schadensschwerpunkten oder Abschussmöglichkeiten erhalten. Dieses geschlossene Meldesystem dient insbesondere auch dazu, die Beteiligten vor Ort miteinander in eine Diskussion für ein eigenständiges Management zu bringen. Dabei wird durch Transparenz und Offenheit ein Miteinander auf Augenhöhe gewährleistet. Die Datenverwaltung und —hoheit obliegt ausschließlich den regionalen Arbeitskreisen, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) stellt lediglich das technische Instrument zur Verfügung und hat keinen Zugriff auf die Daten. Somit ist sichergestellt, dass die Beteiligten der regionalen Arbeitskreise eigenverantwortlich ihr Management entwickeln und umsetzen und der Datenfluss nicht öffentlich wird. Die Melder bilden über die Wahl der Wildart, der Attribute, des Umfangs einer Meldung ihre Beobachtungen vor Ort präzise in den Karten ab. Diese Daten stehen visualisiert allen Nutzern zur Verfügung und können nach unterschiedlichsten Gesichtspunkten ausgewertet werden. „Ich bin ausgesprochen zuversichtlich, dass die Beteiligten vor Ort verantwortungsvoll und mit Sachverstand das für ihre Region passende Konzept finden." (Staatsminister Helmut Brunner) Staat als Dienstleister Das Meldesystem im Wildtierportal wird als eine staatliche Dienstleistung den regionalen Arbeitskreisen angeboten. Es stärkt das eigenverantwortliche Handeln der Beteiligten vor Ort. Als in die Zukunft gerichtetes Angebot wird das Wildtierportal stetig den Herausforderungen angemessen weiterentwickelt . Die Nutzer sind aufgefordert, Hinweise und Anregungen an die LfL weiterzugeben. Für interessierte regionale Arbeitsgruppen, bestehend aus Landwirten, Jagdgenossen, Jägern und weiteren betroffenen Interessensgruppen, richtet die LfL ent- Ansprechpartner E-Mail an: jagd@stmelf.bayern.de Henning Zimmermann, LfL - 15 - Die Aussaat im Rahmen des „Greening" darf nun seit dem 16. Juli 2015 stattfinden. Zwischenfrüchte sind eine Nahrungsquelle Blühende Zwischenfrüchte sind eine hervorragende Nahrungsgrundlage für Bienen und andere Insekten. Bienen brauchen während der gesamten Vegetationszeit Nektar und Pollen, besonders auch im Spätsommer, um gut genährt in den Winter zu gehen. Interessante Nahrungsquellen für Bienen und als Zwischenfrucht geeignet sind Phacelia, Buchweizen, Ölrettich, Sommerraps, Rübsen, Senf und Sommerwicke . Bei früher Saat, etwa nach Wintergerste, können auch noch Perser- und Alexandrinerklee rechtzeitig blühen. Aussaat der Zwischenfrüchte ab 16. Juli Die positiven Eigenschaften der Zwischenfrüchte haben auch dazu geführt, dass diese in der neuen EU-Agrarreform besondere Berücksichtigung gefunden haben. Im sogenannten „Greening" können neben anderen Varianten auf den ökologischen Vorrangflächen (öVF) Zwischenfrüchte ausgebracht werden. Die Aussaat der Zwischenfrüchte für das „Greening" darf seit dem 16. Juli 2015 stattfinden. Jeder konventionell wirtschaftende Betrieb muss fünf Prozent seiner Ackerfläche als öVF bereitstellen. Ausgenommen sind Betriebe mit weniger als 15 Hektar Ackerfläche sowie Betriebe mit mehr als 75 Prozent Grünland, Ackerfutter oder Stilllegung und weniger als 30 Hektar verbleibender Ackerfläche. Weitere Informationen erhalten Mitglieder bei den örtlichen Geschäftsstellen des Bayerischen Bauernverbandes . Bayerischer Bauernverband, 15.07.2015 El Wildschwein-Problem gemeinsam lösen Landwirtschaftsminister Brunner will mit Maßnahmenpaket neue Impulse setzen (StMELF, 21. Mai 2015) München — Wildunfälle, Flurschäden, Seuchengefahr —die ständig wachsende Zahl an Wildschweinen im Freistaat hat höchst unerwünschte Begleiterscheinungen. Um das Problem zu entschärfen, hat Landwirtschaftsminister Helmut Brunner jetzt ein Maßnahmenpaket zur nachhaltigen Reduktion der Schwarzwildbestände erarbeiten lassen — unter enger Einbindung von Jagdverband und Bauernverband. „Wir brauchen neue Impulse für eine noch effizientere Bejagung und eine dauerhaft wirksame Bestandsregulierung", sagte der Minister in München. Den Schlüssel für den Erfolg sieht Brunner in der noch intensiveren Zusammenarbeit der Jäger, Grundeigentümer und Förster vor Ort. Sie sollen künftig unter anderem vermehrt Schwarzwild-Arbeitskreise gründen, noch stärker auf großräumige Bewegungsjagden setzen, die als „Kirrung" bezeichnete Anlockfütterung revierübergreifend koordinieren, gezielt Schussschneisen in den Feldern anlegen, alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten für eine noch effizientere Jagd bis hin zur Verlängerung von Jagdzeiten ausschöpfen und —sofern das Bundeskriminalamt die noch ausstehende waffenrechtliche Erlaubnis erteilt — in Problemregionen Nachtzieltechnik einsetzen. Alle notwendigen Informationen dazu gibt es ab sofort im neuen Wildtierportal (www.wildtierportal. bayern.de), das die Landesanstalt für Landwirtschaft auf Initiative des Ministers entwickelt hat. Es soll ab Juli zu einer Kommunikationsplattform ausgebaut werden, um den Austausch und die Abstimmung der Verantwortlichen zu erleichtern. Dort können dann beispielsweise Schwarzwild-Sichtungen oder Schäden per Mausklick erfasst und für gezielte Jagdplanungen verwendet werden. Schützenhilfe Landwirtschaftsminister Brunner setzt auf mehr revierübergreifende Bewegungsjagden. sicherte Brunner auch in finanzieller Hinsicht zu: Die Landkreise sollen für verkehrsrechtliche Anordnungen bei Bewegungsjagden und für Trichinenuntersuchungen der Wildschweine möglichst geringe Gebühren verlangen. Nach Aussage des Ministers zeigen alle Praxiserfahrungen , dass es kein Patentrezept für die Regulierung der Schwarzwildbestände gibt. Umso wichtiger sei es, den Verantwortlichen vor Ort die nötige Flexibilität für maßgeschneiderte Lösungen einzuräumen. „Ich bin ausgesprochen zuversichtlich, dass die Beteiligten vor Ort verantwortungsvoll und mit Sachverstand das für ihre Region passende Konzept finden", so Brunner. Das jetzt vorliegende Maßnahmenpaket biete dafür ein ganzes Bündel von Möglichkeiten . An die Verbände appellierte der Minister, intensiv für das Paket zu werben. Denn eines ist laut Brunner sicher: „Den Brennpunkt Schwarzwild können wir nur entschärfen, wenn alle mitmachen." - 1 6 - Maßnahmenpaket des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) zur nachhaltigen Reduktion von Schwarzwild Schwarzwild hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten bayernweit massiv vermehrt und flächig ausgebreitet. Seine Lebensbedingungen haben sich europaweit erheblich verbessert. Die Gründe dafür sind komplex: Maßgebend sind insbesondere die Folgen des Klimawandels und zusätzliche Nahrungsressourcen . Darauf reagieren die Wildschweine mit hohen Wachstumsraten. Es ist davon auszugehen, dass diese Rahmenbedingungen bestehen bleiben oder sich sogar noch weiter verbessern. Die wachsenden Schwarzwildbestände verursachen zunehmend Schäden in der Landwirtschaft. Auch die Verkehrsunfälle steigen und das Risiko eines Schweinpestausbruchs nimmt zu. Zudem dringen Wildschweine mittlerweile sogar in den städtischen Bereich vor. Die Herausforderung, die Schwarzwildbestände nachhaltig zu reduzieren, kann nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten gemeistert werden. Bei der Schwarzwildbejagung gibt es kein alleiniges Patentrezept, vielmehr gilt es, aus einem umfassenden Maßnahmenpaket regionalspezifische Lösungen zu erarbeiten und gemeinsam umzusetzen. Viele Beteiligte vor Ort zeigen bei der Reduktion der Schwarzwildbestände bereits großes Engagement und können Erfolge vorweisen. Um sie künftig noch besser zu unterstützen, wird über die Schalenwildrichtlinie hinaus folgendes Maßnahmenpaket bekannt gegeben: 1. Am besten kann das Ziel, überhöhte Schwarzwildbestände zu reduzieren, dadurch erreicht werden, dass alle Betroffenen zusammenwirken , insbesondere durch Bildung von Schwarzwild -Arbeitskreisen zur Entwicklung eines den örtlichen Verhältnissen angepassten Bejagungskonzepts . Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF), der Bayerische Jagdverband (BJV) und der Bayerische Bauernverband (BBV) werben daher verstärkt für die Etablierung regionaler Arbeitskreise unter Einbeziehung aller Betroffenen . Dazu wird das StMELF allen Beteiligten im Wildtierportal auch eine moderne web-basierte Daten- und Kommunikationsplattform kostenfrei zur Verfügung stellen. 2. Alle Anstrengungen werden unternommen, um revierübergreifende Bewegungsjagden weiter zu forcieren. Der BJV und der BBV sollen dafür intensiv bei ihren Mitgliedern werben. Der BJV soll bedarfsgerecht die Fortbildung der Jäger intensivieren, der BBV soll die Jagdgenossenschaften zur praktischen Unterstützung aufrufen (Transport, Baumaterial, Absperrungen etc.). Um diese Jagdart möglichst effizient zu gestalten, wird empfohlen, dass benachbarte Revierinhaber Vereinbarungen dahingehend treffen, dass überjagende Hunde geduldet werden. Das StMELF stellt umfassende Informationsund Fortbildungsunterlagen im Wildtierportal zu Verfügung. Die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) bringen sich aktiv beim Wissenstransfer ein und stellen auf Wunsch ihre Erfahrungen anhand von Praxisbeispielen vor. Die Errichtung ausreichender Schwarzwildübungsgatter wird weiter gefördert. 3. Die Beteiligten rufen zum ordnungsgemäßen und achtsamen Umgang sowie zu konsequenter Einhaltung der Vorgaben bei der Kirrung auf. Die Revierinhaber sind gefordert, eigenständige Kirrkonzepte zu erarbeiten bzw. sich aktiv an revierübergreifenden Kirrkonzepten zu beteiligen. Die BaySF optimieren die Kirrpraxis in der Regiejagd und entwickeln betriebsbezogene Kirrkonzepte. Im Wildtierportal stellt das StMELF umfassende Informationen zur ordnungsgemäßen Kirrung zur Verfügung. 4. Entsprechend dem Beschluss des Bayer. Landtags zur Verwendung von Nachtzieltechnik in besonderen Problemregionen (DRS. 17/5539) hat das StMELF die jagdrechtlichen Voraussetzungen im Rahmen von Präzedenzfällen geschaffen und dem Bundeskriminalamt zur notwendigen Erteilung der waffenrechtlichen Genehmigung vorgelegt. 5. Alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten im Rahmen der Schwarzwildbejagung müssen ausgeschöpft werden können. Dazu zählen auf Wunsch der Betroffenen vor Ort eine Jagdzeitverlängerung sowie die Installation von Fangeinrichtungen. Die Landkreise werden aufgefordert, die Festlegung der Trichinenprobegebühren am untersten Rahmen auszurichten. Gleiches gilt für die Gebühren für verkehrsrechtliche Anordnungen bei Bewegungsjagden. 6. Bejagungsschneisen werden als weiteres Modul zur Intensivierung der Schwarzwildbejagung von BJV und BBV beworben. Das StMELF wird im Wildtierportal umfassende Informationen zu Bejagungsschneisen bereitstellen und besonders gelungene Anlagen vorstellen. Die Anlage von niedrigwachsenden Blühflächen entlang von Waldrändern im Kulturlandschaftsprogramm des StMELF (KULAP) kann auch zur Schwarzwildjagd genutzt werden. 7. Die Betroffenen vor Ort gestalten ihre Jagdpachtverträge eigenverantwortlich. - 1 7 - Kirrjagd - Lösung oder Problem? Eine Bewertung aus Sicht des BBV Georg Sachsenhauser, Sprecher der ARGE Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer des Bayerischen Bauernverbandes im Bezirk Niederbayern, hat im Rahmen der Expertenanhörung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) am 28. November 2014 die Positionierung des Berufstandes zur Kirrjagd erläutert. Als Landwirt mit Schweinehaltung kennt er sich nicht nur bestens mit der Reproduktion von (Wild-)Schweinen und den verschiedenen Einflussfaktoren aus, sondern er ist darüber hinaus auch selbst Jagdscheininhaber. Ausgangslage Tatsache ist, dass bislang ein wesentlicher Anteil des Schwarzwildes auf dem Einzelansitz bei Dämmerungen /Nacht an Kirrungen von den Jägern erlegt wird. Eine Kirrung ist definiert als eine Lockfütterung mit geringen Mengen attraktiver Nahrung zum Zwecke des Erlegens. Kirrung ist keine Fütterung, welche bekanntlich außerhalb der Notzeit verboten und außerdem aus wildbiologischer Sicht sehr kritisch zu sehen ist. Das Ausbringen von Kirrung bedeutet immer zusätzlichen Energieeintrag und eine bessere Nahrungsverfügbarkeit für das Wild, vor allem in der vegetationsarmen Zeit. Im Gegensatz zur natürlichen Nahrungsverfügbarkeit (z.B. Baummast), kann die Kirrung vom Menschen gesteuert werden. Daher gilt bei der Kirrmenge: Weniger ist mehr! Die Richtlinie zur Hege und Bejagung des Schalenwildes in Bayern, herausgegeben vom StMELF, enthält folgende Regelung: „Beschränkung der Kirrung auf den geringst möglichen Umfang (1 Kirrplatz je 100 ha Revierfläche beschickt mit ca. 1 kg artgerechtem Kirrmaterial wie Getreide einschließlich Mais, Waldfrüchte). Abstimmung über die räumliche und zeitliche Verteilung der Kirrung in der Sch warzwildarbeitsgemeinschaft. Im Feld grundsätzlich keine Kirrung bis zum Abernten." Vorteile der Kirrjagd Die Wahrscheinlichkeit, „Strecke zu machen", ist mit sachgerechter Kirrung meist höher als ohne Kirrung. Die Kirrjagd auf Schwarzwild ist eine vergleichsweise einfache Jagdmethode, weshalb sie zahlreiche Jäger praktizieren. Über die Kirrungen ist zumindest teilweise eine räumliche Steuerung des Wildes möglich. Durch entsprechende Gestaltung der Kirrung (Lage, kurze Entfernung zur Ansitzeinrichtung) ist ein Ansprechen des Schwarzwildes bei entsprechenden Lichtverhältnissen (Mond, Schnee) meist besser möglich , als an anderen Orten des Reviers. Kirrjagd ist eine durchaus erfolgreiche Jagdmethode in Jahren ohne natürliche Baummast. Wie die jagdpraktischen Erfahrungen zeigen und diverse Streckenauswertungen belegen, büßt in Jahren mit natürlicher Baummast die Kirrjagd aufgrund des gesteigerten und attraktiveren Nahrungsangebotes deutlich an Effektivität ein. Zudem soll eine Kirrung nicht ganzjährig erfolgen, denn diese stellt immer eine zusätzlich verfügbare Nahrungsquelle dar. Außerdem gilt: je öfter Bachen durch den Abschuss ihrer Frischlinge an der Kirrung negative Erfahrungen gesammelt haben, desto geringer ist künftig der Jagderfolg. Nachteile und Gefahren der Kirrjagd Eine räumliche Steuerung des Schwarzwildes funktioniert nicht, wenn viele Kirrungen oder attraktive natürliche Nahrung verfügbar sind. Vielmehr ist der Jagderfolg dann wieder purer Zufall! Kirrjagd versagt zudem in Jahren mit Baummast. Kirrmen gen nach dem Prinzip „Weniger ist mehr" minimieren. In Jahren ohne Baummast ist die Kirrjagd zwar praktikabel, jedoch gibt es dadurch in dieser sonst äsungsärmeren Zeit durch die Kirrung keinerlei natürlichen Nahrungsengpass mehr. Als sogenannter „R-Stratege" reagiert das Schwarzwild auf eine gute Nahrungsversorgung mit einer größeren Anzahl an Frischlingen. Zudem werden Frischlinge bereits ab ca. 20 kg Lebendgewicht geschlechtsreif, so dass durch diesen Effekt der Zuwachs nochmals ansteigen kann. Wird gleichzeitig der zusätzliche Zuwachs nicht durch eine stärkere Bejagung abgeschöpft, steigen die Schwarzwildbestände spürbar stärker als ohne Kirrjagd. Die Praxis zeigt leider, dass die Kirrmengen in einer beachtlichen Zahl der Fälle eklatant größer sind als in der Richtlinie vorgegeben. Dies belegen diverse Umfragen und wissenschaftliche Untersuchungen. Kirrungen erhöhen die körperliche Fitness der Sauen, so dass die Reproduktionsrate steigt. Hier kann ein Vergleich zur Fütterung von Zuchtschweinen zur Erhöhung der Ferkelzahl (sog. „Flushing-Effekt") in einem Schweinezuchtbetrieb hergestellt werden. Regelungen zur Art und Menge des Lockfutters und zur Zahl der Kirrungen können auch im Jagdpachtvertrag zwischen der Jagdgenossenschaft und dem Jagdpächter getroffen werden. -18- Die Landwirte selbst können einen zusätzlichen Energieeintrag dadurch verhindern, indem sie keine Silo- und Getreideabfälle in Wald oder Feld verbringen . Zudem können sie durch sorgfältige Ernte im Sinne der guten fachlichen Praxis die Menge der Ernterückstände auf der Fläche gering halten. An dieser Stelle ist zudem darauf hinzuweisen, dass ein Vergleich der Kirrmenge mit der Futtermenge, die zur Erntezeit auf den Feldern steht, fachlich nicht korrekt ist, da dieses Futter nur zeitlich begrenzt zur Verfügung steht. Viele Jäger bejagen das Schwarzwild an der Kirrung. Kirrungen mit nicht artgerechten Futtermitteln können die Wildschäden erhöhen, z.B. brechen die Sauen nach Aufnahme von Mais auf der Suche nach tierischem Eiweiß (Würmer, Engerlinge, Mäuse) verstärkt in Wiesen. Nicht zuletzt sind Kirrungen angesichts der steigenden Tierseuchenproblematik (v.a. Klassische und Afrikanische Schweinepest, Aujeszkysche Krankheit) kritisch zu sehen. Kirrungen können zur Ausbreitung der Krankheiten beitragen, da sie oft mehrere Rotten aufsuchen. Das Schwarzwild ist ein sogenannter R-Stratege: Bei günstigen Lebensbedingungen werden sehr viele Nachkommen erzeugt und neue Lebensräume rasch besiedelt. Unsere Forderungen: 1. Kirrungen ausschließlich zum Zwecke des Erlegens , nicht um das Schwarzwild an das Revier zu binden! 2. Kirren nur im HerbstNVinter von Oktober bis März mit artgerechtem Kirrmaterial. 3. Im Feld grundsätzlich keine Kirrung bis zum Abernten der Felder. 4. Kirrmengen nach dem Prinzip „Weniger ist mehr" minimieren und die Mengenangaben der Bejagungsrichtlinie (eine Kirrung je 100 ha Revierfläche, besser je 100 ha Waldfläche mit max. 1 kg artgerechtem Kirrmaterial) einhalten. 5. Ort und Zahl der Kirrungen revierübergreifend koordinieren! 6. Erhöhung des Jagderfolgs durch zusätzlichen Einsatz von Technik, z.B. Sautelefone, Wilduhren und gegebenenfalls Nachtzieltechnik. 7. Verbot von Ablenkfütterungen (zu enge Verzahnung von Wäldern und Feldern in Bayern). 8. Reh- und Rotwildfütterungen schwarzwildsicher gestalten. 9. Wissenschaftliche Untersuchungen zu den Auswirkungen der Kirrjagd, da der Einfluss auf die Reproduktionsrate von Jägern häufig bestritten wird und der Einfluss auf das Raum- Zeit-Verhalten unbekannt ist. 10. Sensibilisierung durch Aufklärung aller Beteiligten über Chancen und Risiken der Kirrjagd. 11. Bejagung (ohne Kirrung) an schadensträchtigen Flächen oder Suhlen intensivieren. 12. Revierübergreifende Bewegungsjagden forcieren . In eigener Sache: Der Versand unserer »Mitteilungen für Jagdgenossenschaften« erfolgt für die Mitgliedsgenossenschaften zentral vom BBV- Generalsekretariat in München. Eine pünktliche und zuverlässige Zustellung der Informationen kann aber nur gewährleistet werden, wenn die Anschriften der Herren Jagdvorsteher auf dem neuesten Stand sind. Nachdem bei einer so großen Zahl von Mitgliedsgenossenschaften immer wieder Veränderungen eintreten, bitten wir Sie dringend, diese unseren Geschäftsstellen zur Weiterleitung an das Generalsekretariat unverzüglich bekanntzugeben. -19 1- Revierübergreifende Kirrjagdkonzepte Ergebnisse des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild" zur Kirrjagd Nachdem wir Ihnen in den letzten Ausgaben unserer Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer die Projektergebnisse zu neuen Wegen der Zusammenarbeit von allen Beteiligten, zum Schwarzwildinformationssystem und zur Nachtzieltechnik vorgestellt haben, soll in dieser Ausgabe der Umgang der Projektbeteiligten mit dem Thema Kirrjagd erläutert werden. In allen Modellgebieten wurden von den Projektbeteiligten die Kirrjagd, die Ablenkfütterung und die Notzeitfütterung sehr intensiv thematisiert. Unter Kirrjagd wird das Anlocken des Schwarzwildes ausschließlich mit geringen Futtergaben an bestimmte Stellen (im Wald) und dies nur zum Zwecke der leichteren Erlegbarkeit verstanden. Ablenkfütterung heißt Ablenkung von der Feldflur durch Futtergaben im Wald, ohne dass an diesen Stellen gejagt wird. Und Notzeitfütterung ist die Fütterung in der Notzeit gemäß den gesetzlichen Vorgaben. Analyse der Situation Die Diskussionen in den Koordinierungsteams wurden zunächst mit dem Ziel geführt, alle Projektbeteiligten auf den gleichen Wissensstand zu bringen und insbesondere bei der Kirrjagd nach Optimierungspotential zu suchen. Die Projektbeteiligten bestätigten im Grundsatz, dass auch in den Modellgebieten, wie in vielen anderen Regionen Bayerns, die Einzeljagd an der Kirrung die wichtigste Jagdmethode auf Schwarzwild darstellt. In den Diskussionen der Projektbeteiligten konnte der Aspekt herausgearbeitet werden, dass mit den Futtergaben an Kirrungen eine intensive reviergrenzenübergreifende Raumsteuerung der Schwarzwildpopulation erfolgt. Es wurde auch deutlich, dass es bei der betriebenen Form der Kirrjagd i. d. R. keine Absprachen zwischen Revieren gibt, d.h. es gibt keinen gegenseitigen Austausch über Standorte, Anzahl, Kirrungszeiträume, Beobachtungen (z.B Fotos von Wildkameras) etc.. Da es in den Modellgebieten keine revierübergreifenden Informationen zur Nutzung des Moduls „Kirrjagd " gab, diskutierten die Projektbeteiligten kontrovers , ob die von außen ins Ökosystem eingebrachten Futtergaben mehr Wildschweine „produzieren" als durch Abschuss an den Kirrungen abgeschöpft werden. Dabei äußerten einige Projektbeteiligte auch, dass die ausgebrachten Futtermengen in den einzelnen Revieren sehr unterschiedlich sind und dass von der Jägerschaft große Maismengen als Sammelbestellungen gekauft würden oder dass Landwirte teilweise Mais in größerem Umfang an Jäger verkaufen. In den Diskussionen zu diesem Aspekt wurde aber von den Beteiligten die Einschätzung herausgearbeitet , dass eine Abschwächung natürlicher Nahrungsengpässe (vor allem in Fehlmastjahren und harten, schneereichen Wintern mit langen Forstperioden), die mit einer erhöhten natürlichen Sterblichkeit und geringeren Zuwachsraten einhergehen, durch die betriebene Kirrjagd quasi aufgehoben werden und dadurch (in Abhängigkeit weiterer Faktoren, insbesondere auch vor dem Hintergrund der im Lebensraum angebauten Feldfrüchte) die Reproduktions - und Überlebensrate der Schwarzwildpopulation wahrscheinlich ansteigt. Schlussfolgerungen Den zusätzlichen Energieinput, meist in Form von hochenergetischem Mais, gäbe es ohne die Kirrjagd nicht. Wenn die Abschöpfung des Zuwachses durch die Kirrjagd nicht gelingt, wird die Reproduktion durch diesen Energieinput zusätzlich angekurbelt und ist damit kontraproduktiv zum Ziel einer Bestandesabsenkung . Erlegungserfolg Anteil des Gesamtabschusses an Kirrungen “ 12 •. 9,. ,o 6 4- reeigezeir0* -5i* , .. 4 2 0 .1 . _I! . Keln Abschuss Im 50% 5175' '75% Erhebung zur Schwarzwildkirrung im Forstbetrieb Heigenbrücken Die Beobachtungen vieler Experten und Jagdpraktiker legen daher nahe, dass eine unsachgemäße Kirrjagd ein nicht zu unterschätzender Faktor im Ursachenkomplex steigender Schwarzwildbestände ist. Die umfangreichen Diskussionen der Koordinierungsteams wurden mit dem Ziel geführt, bestehende regionale Defizite des Moduls „Kirrjagd" zu identifizieren und nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen. Die Projektbeteiligten haben aus den geführten Diskussionen zu der Thematik zunächst folgende Schlussfolgerungen gezogen: Der „natürliche" Energieeintrag (Baummast, Feldfrüchte, tierische Nahrung im Grünland etc.), der Schwarzwild als Nahrung im Lebensraum zur Verfügung steht, kann nicht, nur sehr eingeschränkt oder nur langfristig beeinflusst werden. Die Verfügbarkeit der im Ökosystem produzierten Schwarzwildnahrung ist in den letzten Jahrzehnten in vielen Regionen gestiegen und wird vor dem Hintergrund der prognostizierten Klimaveränderungen und sich ändernder Bewirtschaftungsformen in der Land- und Forstwirt- - 20 - schaft voraussichtlich auch in den kommenden Jahren optimal sein und das Populationswachstum der Schwarzwildbestände begünstigen. Die Projektbeteiligten sehen folgende Quellen für den Energieeintrag, die sie unmittelbar und kurzfristig beeinflussen können: - Kirrjagd, - Ablenkungsfütterung, - Silo- oder Getreideabfälle, - Ernterückstände auf den Feldern. Es mangelt an Transparenz und revierübergreifender Abstimmung, obwohl durch Nutzung des Moduls „Kirrjagd" eine revierübergreifende Raumsteuerung betrieben wird. Die betriebene Form der Kirrjagd weist vielerorts Defizite auf. In der Regel gibt es keine Absprachen zwischen Revieren (kein gegenseitiger Austausch über Standorte, Anzahl, Kirrungszeiträume, Beobachtungen , Fotos von Wildkameras etc.). Ferner mangelt es häufig an Transparenz und revierübergreifender Abstimmung. All dies sind jedoch „Stellschrauben" für eine erfolgreiche Kirrjagd, eine revierübergreifende Raumsteuerung und die Beeinflussung der Reproduktionsdynamik. Kirrjagd im Forstbetrieb Heigenbrücken Auf diesen Schlussfolgerungen aufbauend, entstanden in den Modellgebieten unterschiedliche Aktivitäten. Im Modellgebiet Bayerischer Untermain berichteten die Projektbeteiligten aus einigen Gemeinschaftsjagdrevieren, in denen unsachgemäß viel Futter an Kirrungen ausgebracht wird. Aufgrund mangelnder Transparenz wurde es für unwahrscheinlich erachtet, dies zu verifizieren und darauf aufbauend Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Es war überlegt worden, durch eine Umfrage zur Thematik Kirrjagd an mehr Informationen zu gelangen. Während dieser Ansatz vor allem von Teilen der Jägerschaft im Koordinierungsteam für nicht umsetzbar erachtet wurde, weil damit keine brauchbaren Informationen zu gewinnen seien, griff der BaySF Forstbetrieb Heigenbrücken den Vorschlag auf. Der interne Kirrjagdbetrieb sollte überprüft und ggf. notwendige Verbesserungen umgesetzt werden. Dieses Vorgehen setzten der ehemalige Forstbetriebsleiter Dr. W. Mergner und sein Nachfolger R. Zwicknagel vorbildlich um. Die Ergebnisse, Schlussfolgerungen und die forstbetriebsinternen Konsequenzen wurden von R. Zwicknagel auf einer Zwischenbilanzveranstaltung im Modellgebiet Bayerischer Untermain, auf dem BBV-Schwarzwildsymposium in Nürnberg am 26.05.2014 und im Landwirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags vorgestellt. In vorbildlicher Weise wurde die Analyse einer Umfrage unter Jagderlaubnisscheinnehmern im Forstbetrieb Heigenbrücken genutzt, um das Optimierungspotential der Kirrjagd aufzuzeigen und konkrete innerbetriebliche Umsetzungsmaßnahmen einzuleiten. Bei einer Umfrage unter 34 Jagderlaubnisscheinnehmern , die auf ca. 4000 ha Jagdfläche jagen, traten interessante Ergebnisse zutage. Die durchschnittlichen 1,6 Kirrungen pro 100 ha Waldfläche werden 2,8 x pro Woche mit ca. 1,3 kg Mais beschickt. Unterstellt man 40 Wochen Kirrungsbetrieb im Jahr, so wurden von den 34 Jagderlaubnisscheinnehmern rund 5 to Mais ausgebracht. Die ausgebrachte Futtermenge beträgt ca. 130 kg je Jahr und Pirschbezirk. Als Gründe für den Kirrungsbetrieb gaben die Betreiber unterschiedliche Gründe an. Neben der Steigerung des Jagderfolges wurden auch die Ablenkung (Ablenkfütterung) und die reine Informationsgewinnung (z.B. in Kombination mit einer Fotofalle) genannt. Der Erlegungserfolg an den Kirrungen ist von Pirschbezirk zu Pirschbezirk unterschiedlich. Von 32 Jagderlaubnisscheinnehmern liegen Antworten zum Erlegungserfolg vor. In 12 Fällen wurde an den betriebenen Kirrungen sogar kein Schwarzwild erlegt. Für den Forstbetriebsleiter ergeben sich aus den Informationen der Umfrage und weiteren internen Daten folgende Kernaussagen: In einigen Pirschbezirken gibt es zu viele Kirrungen , ohne dass damit der Jagderfolg gesteigert wurde. An rund 1/3 der Kirrungen wurde kein Schwarzwild erlegt und durchschnittlich erfolgte (nur) knapp die Hälfte des Schwarzwildabschusses an der Kirrung. Die Kirrfrequenz hat nicht zwingend Einfluss auf den jagdl ichen Erfolg. Die durchschnittliche Gesamtstrecke auf der Einzeljagd in den untersuchten Pirschbezirken betrug von 2006 bis 2012 rund 50 Sauen. Dies entspricht ca. 1,5 Sauen pro Pirschbezirk (100 ha). Damit wurden pro erlegter Sau ca. 2 Zentner Mais investiert (ca. 3 kg Mais pro kg Wildbret). Bezogen auf die erlegten Sauen ist dies mehr als in der Hausschweinemast eingesetzt wird. Diese Berechnung bezieht sich nur auf die ausgebrachte Maismenge pro erlegter Sau. Je nach Ausbringungsform fressen an den Kirrungen auch noch andere Tierarten mit. Dennoch wird deutlich, dass für die Erlegung eines einzigen Stück Schwarzwildes ein erheblicher Energieinput von außen ins Ökosystem erfolgt. Es ist schwierig, allein auf der Grundlage dieser Daten und Berechnungen, eine Quantifizierung des Einflusses auf die Populationsdynamik vorzunehmen. Deutlich wird aber dennoch, dass es den nicht erlegten, aber an der Kirrung mitfressenden Wildschweinen „besser geht" als wenn diese hochenergetischen Futtergaben gar nicht zur Verfügung stünden. Für den Forstbetrieb leiten sich aus den Ergebnissen zwei wesentliche Folgerungen ab: Die Kirrung ist eine Möglichkeit, Schwarzwild gezielt zu bejagen. Sie ist allerdings sehr abhän- 1- 21 - gig vom Können und Engagement des einzelnen Jägers. Dies belegen auch die individuellen Jagdstreckenergebnisse, die von 0 bis 31(!) erlegten Sauen pro Jahr und Jäger auf der Einzeljagd schwanken. Jede Kirrung, an der nicht konsequent gejagt wird, ist kontraproduktiv. In vorbildlicher Weise wurde die Auswertung der Umfrage genutzt, um nachfolgende innerbetriebliche Konsequenzen zu ziehen: Es erfolgt eine vertragliche Regelung der Kirrungen im Jagderlaubnisschein (1 Kirrung pro Pirschbezirk, die mit „einer Hand voll" Kirrmaterial beschickt werden darf). Die Kirrungen werden in Karten dargestellt (Möglichkeit der Kontrolle, bessere räumliche Verteilung). Der Pirschbezirkler erhält bis 20% Rabatt auf den Jagderlaubnisschein bei Abschuss von 5 Sauen (Rabattsystem als Anreiz). Zusätzlich erfolgt eine konsequente (intensivierte ) Bejagung durch Drückjagden auf dem größten Teil der Regiejagdfläche (ca. 20 Drückjagden pro Jahr im Forstbetrieb). Die Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Konsequenzen wurden offen im Koordinierungsteam besprochen und auf den o. g. Veranstaltungen vorgestellt. Durch dieses transparente Vorgehen hat die Umfrage im Forstbetrieb Heigenbrücken im Modellgebiet ganz wesentlich dazu beigetragen, auf bestehende Defizite im Umgang mit dem Modul „Kirrjagd" (Effektivität, unsachgemäße Kirrung mit großen Futtermengen, fehlende Transparenz und Kontrolle, keine Abstimmung über die räumlich und zeitliche Verteilung etc.) aufmerksam zu machen. Gerade vor dem Hintergrund der nach wie vor offenen Fragen im Zusammenhang mit dem Effekt der Kirrjagd auf die Populationsdynamik und die Raumnutzung des Schwarzwildes zeigten die Umfrageund Diskussionsergebnisse im Koordinierungsteam, dass mehr Sensibilität im Umgang mit der Kirrung erforderlich ist. Nach Einschätzung der Projektbeteiligten dürfte das im Forstbetrieb Heigenbrücken aufgezeigte Optimierungspotential anderenorts mindestens genauso groß sein. Kirrjagdkonzept Nittenau Ohne solch eine Analyse wie im Modellgebiet Bayerischer Untermain durchzuführen, widmeten sich auch die anderen Koordinierungsteams dem Thema Kirrjagd sehr intensiv. Im Modellgebiet Nittenau wurde die Optimierungsnotwendigkeit ähnlich gesehen wie im Modellgebiet Bayerischer Untermain. In den Diskussionen des Nittenauer und Kulmbacher Koordinierungsteams wurde deutlich, dass das Hauptproblem beim Umgang mit dem Modul „Kirrjagd" darin besteht, eine Sensibilisierung „in der Fläche" zu erreichen und die bisher vielerorts fehlende revierübergreifende Absprache zu verbessern . Daher wurden die „Eckpunkte" zur Optimierung in Kirrjagdkonzepten schriftlich fixiert und zum Wissenstransfer genutzt. Mit dem Flyer „Kirrkonzept Nittenau" konnten in der Region viele Jäger und Jagdgenossen erreicht werden. Die Kernpunkte des Kirrjagdkonzeptes im Modellgebiet Nittenau sind in untenstehender Abbildung dargestellt. Ergebnisse Team Kulmbach Mit dem gleichen Ansatz widmete sich das Koordinierungsteam Kulnnbach der Thematik und erstellte ebenfalls einen sehr ansprechenden Flyer, mit dem der Wissenstransfer zum sensiblen Umgang mit der Kirrjagd in der Region und darüber hinaus vorangetrieben werden kann. Was dagegen tun? > Kirren nur im Wald (SW aus den Feldern halten!) Wo? 1> Kirren nur in vegetationsarmer Zeit (Oktober-März) P Kirren nur in Mastjahren von Buche und Eiche Wann? > Apfeltrester, Getreideschrot, Maiskörner (keine Silage!) Was? > 1 Kirrung pro 100ha Wald > Menge max. 1 kg pro Kirrung ("Resi-Schmelz-Eimer") > Nachbestellen erst wenn leergefressen Wieviel? > Jeder Jäger hält sich an diese Regeln Ja? Nur so können Wir etwas bewegen! Alle gemeinsam! Kernpunkte des Kirrjagdkonzeptes Nittenau - 22 - Flyer „Kirrung von Schwarzwild" im Modellgebiet Kulmbach Hinweise zum sinnvollen Umgang mit der Kirrung von Schwarzwild Lenkungsgruppe Schwarzwildprojekt Kulmbach Kirrkarte"). Kirrungen sollten bekannt gegeben und in einer Kirrkarte eingezeichnet werden; eine jährliche Überarbeitung in der Lenkungsgruppe wäre sinnvoll. Konkurrierende Kirrungen an Jagdgrenzen sollten dabei aufgelöst werden. Zeitpunkt Kirrung an bester Stelle gemeinsam betreiben und bejagen. Ablenkfütterung, Fütterung Kirren bei üppiger Buchen- bzw. Eichenmast ist unsinnig. Ablenkfütterungen und Fütterung sind in unserem Naturraum keine geeigneten Managementmaßnahmen, dienen oft lediglich dazu Sauen „ans eigene Revier zu binden" und helfen nicht bei einer Reduktion der Schwarzwildbestände . Ziel Schwarzwild anlocken, sichtbar machen und erlegen. Nicht füttern! Definition Kirren dient dem Anlocken des Schwarzwildes ausschließlich mit geringen Futtergaben und nur zum Zwecke der leichteren Erlegbarkeit. Kirrmaterial und Beschickung Nur artgerechtes Futter wie Getreide (Mais, Weizen, ...), keine Backwaren, Schokolade oder Ähnliches, insbesondere keine Schlachtabfälle. Kirrungen werden erst wieder beschickt, wenn das dargebotene Futter gefressen ist. Verdorbenes Futter wird nicht dargeboten. Kirrmenge Grundsätzlich ist die Menge auf das absolute Minimum zu beschränken (locken, nicht satt fressen!). Die Hinweise und Empfehlungen dieses Merkblattes aind ein Ergebnis der Beratungen cierLenkungsgruppe zur Erstellung des .Schwarzwildkonzeptes im nördlichen Landkreis Kulmbactr irn Rahmen des Projektes Brenn- • punkt Schwarzwild in den Jahren 2011-2011 Die Empfehlungen verfolgen das Ziel, auf geeignete Maßnahmen hinzuweisen, mit denen Jäger, Landwirte • und lagdgenosien gerneinsarn zu geringeren Schwarzwildschäden beitragen können. Entscheidend hierfür ist ein regional angepasster Schwarzwildbestand, der sich insbesondere durch eine effektive Bejagung einstellen lasst Darüber hinaus ist ein etabliertes Schwarzwildinformationssystem (SIS) ein Schlüsselinstrument für alle beteiligten Akteure, um belastbare Daten zum Schwarz- ' wildbestand und den Wildschäden auf Feldern und Wiesen sowie im Wald zu erfassen. Ein solide eigenverantwortlichen Monitoring biete die Grundlage für eine sachliche und zielorientierte Zusammenarbeit von Jägern,Landwirtenund Jagdgenossen auf Augenhöhe. Lenkungsgruppe Schwarzwildprojekt Kulmbach Druschabfälle Kein unabgesprochenes Ausbringen von Druschabfällen durch Landwirte. Anzahl der Kirrungen Die Zahl der Kirrungen sollte gering gehalten werden. Damit reduziert sich der Zeit- und Materialaufwand und das Schwarzwild kann seltener an nicht besetzte Kirrungen ausweichen. Kirrungen sollten täglich kontrolliert werden. Standorte Die Lockwirkung der Kirrung bedenken. Daher: Keine Kirrungen in der Feldflur; kein Anlocken von Schwarzwild auf Felder und Wiesen! Abstimmung der Standorte („Kirrkarte") An einem Beispielgebiet (Staatsjagdrevier Steinachtal) wird versucht eine Abstimmung von Zahl und Lage der Kirrungen mit den Nachbarrevieren vorzunehmen („Dokumentation in Uzt und Geslanund: d:nd, n I VerantrieUicfn eto. biu.a.geben BnAnnetanl um UNNO 3 Während der langen Diskussions- und inhaltlichen Abstimmungsphase der Kulmbacher „Hinweise zum sinnvollen Umgang mit der Kirrung von Schwarzwild " wurde insbesondere ein Aspekt deutlich herausgearbeitet. Nach Einschätzung des Koordinierungsteams Kulmbach liegt das größte Defizit bei der derzeitigen Kirrjagd darin, dass es keine „revierübergreifenden Absprachen" gibt, obwohl jede Kirrung das Raum-Zeit-Verhalten des Schwarzwildes beeinflusst, eine zusätzliche Energiezufuhr bedeutet und sich daher immer „revierübergreifend" auswirkt. - 23 Unter dem Motto „Keiner kirrt für sich allein - Aufklärung tut Not" wurden vom Koordinierungsteam im Modellgebiet Kulmbach sehr konkrete Optimierungsvorschläge gemacht, die in einem Beispielrevier (StJR Steinachtal des BaySF-Forstbetriebs Nordhalben) und den Nachbarrevieren umgesetzt werden sollen. Dieses Vorgehen könnte ein Vorbild für andere Regionen sein. Folgende Eckpunkte beinhaltet der Vorschlag, der im Wesentlichen auf die Initiative des Forstbetriebes Nordhalben zurückgeht und ein bemerkenswertes Angebot und einen konkreten Anreiz zur gemeinsamen Kirrjagd an die umliegenden Gemeinschaftsjagdreviere enthält: Kirrungen sollten bekannt gegeben werden (Kirrkarte), Abstimmung von Lage und Zahl der Kirrungen mit Nachbarrevieren, konkurrierende Kirrungen auflösen und Kirrungsstandorte optimieren, I Angebot Forstbetrieb: Kirrung an bester Stelle gemeinsam betreiben, Anreiz bei Nutzung Kirrung Forstbetrieb: Sauen bis 30 kg können unentgeltlich mitgenommen, die schwereren Sauen zum Wildhändlerpreis erworben werden. Bislang ist die Resonanz auf den Vorschlag aus den umliegenden Gemeinschaftsjagdrevieren im Modellgebiet Kulmbach sehr verhalten. Eine konkrete Umsetzung steht aus. Weitere Gespräche mit den verantwortlichen Jagdpächtern sind nötig. Von der sinnvollen und notwendigen Idee einer „revierübergreifenden Kirrjagd" bis zur tatsächlichen Umsetzung in der Fläche braucht es noch viel Überzeugungsarbeit und große Anstrengungen aller Beteiligten. Mehr Transparenz untereinander bei Einsatz des Moduls „Kirrjagd" ist notwendig. Das Schwarzwildinformationssystem bzw. ab Herbst 2015 das Wildtierportal der LfL kann hierbei helfen, da die Beteiligten das Ausmaß an Transparenz nach außen selbst definieren. Schlussfolgerungen und zukünftige Aufgaben Es ist davon auszugehen, dass sich die im Forstbetrieb Heigenbrücken im Modellgebiet Bayerischer Untermain analysierte Situation anderenorts ähnlich darstellt. Daher steckt im Modul „Kirrjagd" bayernweit ein großes Optimierungspotential . Die vorbildliche und transparente Analyse des Optimierungspotentials und die konkrete Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen im Forstbetrieb Heigenbrücken sollten auch anderenorts erfolgen. Die flächendeckende Umsetzung der Empfehlungen in der „Schalenwildrichtlinie" ist auch zum Baustein „Kirrjagd" konsequenter anzugehen . Im Rahmen des Projektes wurde in den Modellgebieten eine deutliche Sensibilisierung beim Umgang mit der Kirrjagd erreicht. Dies drückt sich in den erarbeiteten Kirrjagdkonzepten aus, die schriftlich fixiert wurden und zum Wissenstransfer eingesetzt werden. Eine schriftliche Fixierung zum Umgang mit der Kirrjagd sollte auch in anderen Regionen erfolgen. Die Botschaften „Weniger ist mehr" und „Keiner kirrt für sich alleine" sollten in anderen Regionen genutzt werden, um den Umgang mit dem Baustein „Kirrjagd" sorgsam zu prüfen. An dieser „Stellschraube" können die Beteiligten vor Ort unmittelbar „drehen" und die wahrscheinlichen Effekte der Kirrungen auf die Populationsdynamik (Energieinput bedeutet Populationssteigerung bei unzureichender Abschöpfung des Zuwachses) und auf die Raumnutzung optimieren. Die revierübergreifende Steuerung der Raumnutzung des Schwarzwildes durch die Kirrungen muss auch bei der Bejagung in ein transparentes , revierübergreifendes Miteinander münden. Nur dann kann dieses Managementinstrument bei dem knappen Zeitbudget der Jäger, die überwiegend in ihrer Freizeit jagen müssen, effektiv genutzt werden. Dieser Aspekt muss in Kirrjagdkonzepte integriert sein und durch konkrete Beispiele umgesetzt werden. Die Jagdgenossen sollen die Möglichkeiten der Jagdpachtvertragsgestaltung überdenken. Dazu kann auch gehören, ganz auf die Kirrjagd zu verzichten und kein aktives Anlocken auf die Flächen der Jagdgenossenschaft zu betreiben. Mehr Transparenz über Jagdgenossenschaftsbzw . Jagdreviergrenzen hinaus könnte ebenfalls eingefordert werden („Kirrkarte"). Die Nutzung des Schwarzwildinformationssystems (SIS) bzw. des Wildtierportals der LfL kann dabei helfen. Ein wissenschaftlicher Versuch, der den Einfluss der Kirrjagd auf die Populationsdynamik quantifiziert und die Auswirkungen auf die Raumnutzung analysiert, würde helfen, die bestehenden Unsicherheiten bei der Nutzung des Moduls „Kirrjagd" auszuräumen. Dieser Versuch wäre angesichts massiv ansteigender Bestände wie auch vor dem Hintergrund der Tierseuchenproblematik (Afrikanische Schweinepest/Klassische Schweinepest) vordringlich. Das Projekt „Brennpunkt Schwarzwild" zeigt, dass sich mit konkreten Beispielen vor Ort sinnvolle und notwendige Gedanken einer revierübergreifenden Kirrjagd umsetzen lassen. Für ein positives Gelingen ist dafür jedoch die Einbeziehung aller Beteiligten vor Ort nötig. Nur gemeinsam können revierübergreifende Konzepte erarbeitet und erfolgreich umgesetzt werden. Hinweis: Den Abschlussbericht finden Sie zum Nachlesen und Runterladen unter http://www.lwf. bayern.de/service/publikationen/sonstiges/082825/ index.php. El Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Nummer 1 Januar 2015 Jahrgang 31 Bayerischer Bauern Verband Schwarzwild - ' Politik stellt Weichen INHALT Nachtzieltechnik aus Sicht des BBV Mr3.5432e. Praktikabilitätstest zur Nachtzieltechnik 2tMgerg Waldverjüngung im Visier Seite 10-14 Forstliches Gutachten zur Situation der Waldverjüngung Seite 14-16 Wildlebensraumverbesserung Seite 17-21 Wertvoller Boden MEM Starke Finanzen - Starker Verband Digitales Jagdkataster Jagdrecht in Kürze Neue Bücher Wussten Sie schon, dass... Schwarzwildstrecke in Bayern 80/81 9091 00/01 05/06 06107 07/0 08/0 09/10 10/1 11/12 12/1 13/14 Jagdjahr 40.634 r-- 4221 42391 60.000 60.000 40.000 30.000 20.000 10.000 Stück 80.000 70.000 62.110 60533 65.71 68.679 -2 © Erich Keppler - pixelio.de Schwarzwild - Politik stellt Weichen Der Bayerische Landtag und das bayerische Landwirtschaftsministerium haben auf der Grundlage der Ergebnisse des vom Bayerischen Bauernverband initiierten Projektes „Brennpunkt Schwarzwild" die nächsten Weichen zur Weiterentwicklung der Schwarzwildbejagung gestellt. Der Bauernverband begrüßt die geplanten Maßnahmen und appelliert an alle Beteiligten, gemeinsam an einer noch effizienteren Schwarzwildbejagung zu arbeiten. Erneute Rekordstrecke Im Jagdjahr 2013/2014 erzielten die bayerischen Jägerinnnen und Jäger in den Privatjagd- und Staatsjagdrevieren mit rund 69.000 erlegten Sauen erneut eine Rekordstrecke. Der Bayerische Bauernverband (BBV) mit seinen Arbeitsgemeinschaften der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer spricht all denjenigen Jägern, die zu diesem hervorragenden Ergebnis tatkräftig beigetragen haben, Anerkennung und Dank aus. Gerade beim Schwarzwild mit seiner hohen Reproduktionsrate ist es entscheidend, dauerhaft intensiv zu jagen. Dazu gilt es die verschiedenen Jagdmethoden den örtlichen Verhältnissen entsprechend bestmöglich zu kombinieren, vom Einzelansitz an der Kirrung oder an gefährdeten Flächen bis hin zu revierübergreifenden Bewegungsjagden und Sammelansitzen. Um das Schwarzwild erfolgreich zu regulieren, ist die revierübergreifende Zusammenarbeit aller Beteiligter, das heißt von Jägern, Landwirten, Jagdgenossen, Waldbesitzern , Mitarbeitern der Bayerischen Staatsforsten und der Behörden zwingend notwendig. In diesem Punkt herrscht unter den Verbänden Einigkeit. Weichenstellungen Die hohe Jagdstrecke ist aber auch ein Zeichen dafür, dass in Bayern noch nicht der Punkt erreicht ist, an dem die Schwarzwildbestände rückläufig wären. Deshalb gilt es, die Ergebnisse aus dem Projekt „Brennpunkt Schwarzwild" bei den Überlegungen, wie die Schwarzwildjagd noch effizienter gemacht werden kann, umfassend zu berücksichtigen. Die Abgeordneten des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Bayerischen Landtag haben sich in den letzten Monaten mehrfach mit den Projektergebnissen befasst und auf deren Grundlage bereits mehrere Beschlüsse gefasst. Folgende sind zu nennen: Schlussbericht des bayerischen Landwirtschaftsministeriums zum Schwarzwi ldprojekt am 09.07.2014 im Agrarausschuss des Bayerischen Landtags durch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). (www. lwf.bayern.de/service/publikationen/sonstiges /082825/index.php) Beschluss Drucksache Nummer (Drs.-Nr.) 17/2784 vom 18.07.2014: Effektive Schwarzwildreduktion - Machbarkeit aufzeigen Beschluss Drs.-Nr. 17/3310 vom 10.10.2014: Regionale Arbeitskreise zum Thema Schwarzwild etablieren und eigenverantwortliches Handeln stärken Beschluss Drs.-Nr. 17/4811 vom 11.12.2014: Verwendung von Nachtzieltechnik in besonderen Problemregionen (Beratung und Beschluss am 28.01.2015) Den Wortlaut der Beschlüsse finden Sie auf der Internetseite des Landtags (http://wwwl .bayern.landtag.de/ webangebot1/dokumente.suche.maskelsp). Expertenanhörung Nachdem Landwirtschaftsminister Helmut Brunner Anfang 2014 bereits die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit der Entwicklung eines Wildtierportals beauftragt hatte, bei dem wesentliche Elemente des BBV-Schwarzwildinformationssystems (SIS) integriert und Schnittstellen zum „bjv-digital" des Jagdverbandes geprüft werden sollen, hat der Minister am 28. November 2014 eine Expertenanhörung zur weiteren Entscheidungsfindung durchgeführt. Die Anhörung befasste sich mit den Themen „revierübergreifende Bewegungsjagden", „Kirrung" und „Nachtzieltechnik". Eingangs stellte Minister Brunner fest: „Das Schwarzwild ist ein Problem, das uns zunehmend Sorge - 3 - F ot o: U rs u l a O ec hs ne r bereitet. Die Entwicklungen zwingen uns dazu, über Neues nachzudenken." Gemeinsam mit Bauern, Jagdgenossen und Jägern wolle der Minister die Schwarzwildjagd modernisieren. Minister Brunner kündigte an, bis zum Beginn des neuen Jagdjahres 2015/16 dem Landtag einen „Aktionsplan Schwarzwild ", der ein konkretes Maßnahmenpaket enthalten soll, vorzulegen. Effizienzsteigerung möglich Eingeladen zur Expertenanhörung waren Vertreter der Jäger, der Landwirte bzw. Jagdgenossen, der Forstwirtschaft und der Wissenschaft. Bemerkenswert ist, dass Vorschläge des BBV zur Weiterentwicklung der Schwarzwildjagd immer wieder auch in den Stellungnahmen der anderen Experten aufgegriffen wurden. Effizienzsteigerungen seien möglich, man müsse es nur wollen, so das Resümee'. Alle Statements der Experten finden Sie im Internet unter www.stnnelf. bayern.de/wald/jagd/wi ldtiermanagement/092540/ index.php. Mehr Sicherheit durch Nachtsichttechnik Aufgrund der aktuellen Beschlusslage des Bayerischen Landtags soll im Folgenden über die anlässlich der Veranstaltung geführte Diskussion zu den Nachtzielgeräten näher berichtet werden. Die gleichrangig diskutierten Themen Bewegungsjagd und Kirrung werden wir in den nächsten BBV-Mitteilungen aufarbeiten . Die Nachtzieltechnik wurde bei der Expertenanhörung ausführlich diskutiert. Zunächst erläuterte das Landwirtschaftsministerium die Rechtslage. Nach dem Waffengesetz zählen Aufschub- und Kompaktgeräte zu den verbotenen Gegenständen. Sogenannte Nachtsicht-Vorsatzgeräte könne heute bereits jedermann frei erwerben. Dem waffenrechtlichem Verbot unterliegt allein die Montage eines solchen Gerätes vor ein Zielfernrohr auf der Waffe. Auf Antrag könnten jedoch Ausnahmegenehmigungen durch das Bundeskriminalamt erteilt werden, vorausgesetzt, eine Ausnahmegenehmigung nach dem Bayerischen Jagdgesetz liegt bereits vor. Dieter Stiefel vom Bayerischen Landeskriminalamt legte dar, dass ungenügende Sicht bei der Jagd auf Schwarzwild immer wieder zu fehlerhaftem Ansprechen führe. Oftmals sei, je nach Körperhaltung, eine menschliche Silhouette kaum zu erkennen, wie der Unfall in Kelheim im Oktober 2014 zeigte. Durch Nachtsichttechnik könne dies vermieden werden. Vorteile der Nachtsichttechnik sei die Möglichkeit zur exakten Identifizierung von Wild ohne Verwechslungsgefahr und zur Kontrolle sowie Beobachtung des Hintergeländes. Schießversuche mit einem Vorsatzgerät ergaben eine Trefferleistung, die einer solchen bei Tageslicht entsprach. Auf großes Interesse stießen auch die Ausführungen von Dr. Johannes Geisser aus dem Kanton Thurgau (Schweiz). Die Jägerschaft, aber ebenso die dortigen Tierschutzorganisationen würden die Nachtzielgeräte befürworten. Im Gegensatz zu künstlichen Lichtquellen sei bei deren Einsatz kein Gewöhnungseffekt bei den Sauen festgestellt worden. Generell erhöhe die Nachtzieltechnik die Sicherheit bei der Nachtjagd, vermindere den jagdlichen Zeitaufwand und leiste durch die vermehrten Abschussmöglichkeiten einen Beitrag zur Reduktion der Schäden. Diskutierten die Expertenaussagen: (v.l.) Moderator Prof. Dr. Wolfgang Schröder, BBV-Präsident Walter Heidi, Agrarausschussvorsitzende Angelika Schorer und BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke. BJV gegen Nachtzielgeräte und für Saufänge Der Bayerische Jagdverband (BJV) könne sich zwar vorstellen, dass im Einzelfall künstliche Lichtquellen (Taschenlampen) für die Schwarzwildjagd zugelassen werden, für Nachtzielgeräte fehle jedoch die Akzeptanz der Bevölkerung. Anstelle von Nachtzielgeräten sollten laut BJV-Experte Anton Krinner besser Saufänge eingesetzt werden. Dieser Vorschlag wurde mit Interesse aufgenommen, hatte sich der BJV in der Vergangenheit doch immer wieder vehement gegen deren Einsatz ausgesprochen. Die Unruhe im Saal während des Vortrags des BJV- Experten zeigte, dass die Jäger beim Thema Nachtzielgeräte gespaltener Meinung sind und der BJV bei diesem Thema nicht mehr für alle Jäger sprechen kann. Jäger sind zuverlässig Der BJV-Experte glaubt, dass die Nachtzieltechnik, wenn sie zugelassen werde, einen Boom auslösen und dadurch zu einem Risiko für die öffentliche Sicherheit werde. Auch BJV-Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke fürchtet, dass eine Nachfragewelle beim Einsatz von Nachtzielgeräten durch deren Legalisierung ausgelöst würde. Wenn einzelne Frischlinge aus der Rotte herausgeschossen würden, dann ginge die Bache ins Nachbarrevier. Dann wolle dieser Jäger auch ein Nachtzielgerät. Vocke betonte, dass der Jagdverband in Fragen des Waffenbesitzes durch Jäger bereits heute immer wieder um die Akzeptanz der Bevölkerung ringen müsse. Zudem würde durch Legalisierung der Nachtzielgeräte die Gefahr steigen, dass die Jäger in der Nacht dann nicht nur das Schwarzwild mit den Nachtzielgeräten erlegen, sondern auch anderes Wild. „Es ist a wengerl komisch, wenn der BBV-Präsident die Jäger in Schutz nehmen muss" meinte Walter Heidi, Präsident des BBV, dazu. „Aber ich mache das gerne." Für seine Aussage, dass er den Jägern, die jetzt schon tagtäglich den verantwortungsvollen Umgang mit ihren Waffen beweisen, auch den verantwortungsvollen Umgang mit Nachtzielgeräten zutraue, erhielt der BBV-Präsident spontanen Applaus zahlreicher anwesender Jäger. Das Vertrauen in die - 4 - Jäger habe auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann in einem Antwortschreiben und anlässlich der „Jetzt red'i" —Sendung in Regen zum Ausdruck gebracht. So dankte Heidi dem Innenminister auch für die Zusage, sich auf Bundesebene für praktikable Ausnahmegenehmigungen einzusetzen. „Wir sollten uns einig sein, dass wir die Technik wollen" forderte deshalb Heidi abschließend zum Thema. Projektbeteiligte als Vorbild Im Statement sprach zuvor der BBV-Präsident bereits allen Landwirten, Jagdvorständen, Waldbesitzern, BBV-Leuten, Jägern, Jägervereinsvorsitzenden, Hegegemeinschaftsleitern , BaySF-Förstern und Mitarbeitern der verschiedenen Behörden Dank und Anerkennung aus, die im Projekt „Brennpunkt Schwarzwild" sehr konstruktiv und eng zusammengearbeitet haben. Sie liefern damit einen wichtigen Baustein für die Expertenanhörung . Ihre größte Leistung sei die sachorientierte Suche nach gemeinsamen Lösungen gewesen und nicht länger gegenseitige Schuldzuweisungen. Vom Gegeneinander und Übereinander wurde ein Miteinander und Füreinander. Dieser neue Weg ist zukunftsweisend, zeigte sich Heidi überzeugt. Die Projektbeteiligten hätten das geschafft, weil sie es gemeinsam wollten und nicht weil es von oben verordnet wurde. So sei auch das sogenannte Pottensteiner Modell ein Ausdruck dieser neuen Offenheit und Zusammenarbeit. Zur Lösung der Schwarzwildproblerne sei ein ganzes Paket an Maßnahmen notwendig und sinnvoll. Die Diskussionen dürften nicht auf die Nachtzieltechnik reduziert werden. Der BBV-Präsident dankte Landwirtschaftsminister Brunner und der Ausschussvorsitzenden Angelika Schorer, stellvertretend für die Abgeordneten des Bayerischen Landtags, die auf Grundlage der Projektergebnisse bereits mehrere Beschlüsse gefasst haben. Heidi dankte aber ebenso dem Jagdverband für seine vielfältigen Aktivitäten auf dem Sektor der Schwarzwildjagd und bat um eine ergebnisoffene Diskussion. Schließlich erwarten die Mitglieder beider Verbände Lösungen. Besonders lobte der BBV-Präsident all diejenigen Jäger, die durch ihren unermüdlichen Fleiß zur neuerlichen Rekordstrecke beigetragen haben. Fortschritte bei der Schwarzwildbejagung erwartet Heidi mit der Bereitstellung des Wildtierportals durch die LfL. Damit entstehe Transparenz und die Diskussionen unter den Beteiligten könnten damit folglich auf Grundlage von gemeinsam erhobenen Daten auf Augenhöhe geführt werden. Darauf aufbauend könnten besonders zielgerichtete und ortsangepasste Jagdstrategien entstehen. Als zentrale Handlungsfelder nannte der BBV-Präsident die Bestandsregulierung des Schwarzwildes durch noch flächendeckendere und effizientere revierübergreifende Bewegungsjagden sowie die Zulassung von Nachtzielgeräten zur Entschärfung von Schadensschwerpunkten für eine tierschutzgerechte und sichere Jagd. Die Feldreviere dürfte man mit ihren Schäden nicht im Regen stehen lassen. Zudem sei eine Erhöhung des Anteils von Bachen an der Jagdstrecke notwendig. Dieser dümple immer noch bei geringen 5-6 Prozent dahin, und das obwohl die Hegerichtlinien seit 2002 einen Anteil von mindestens 10, besser 20 Prozent verlangen. Des weiteren sprach Heidi in Stichpunkten u. a. die Themen überjagende Hunde und die Seuchengefahr wie die Schweinepest und die Aujeszkysche Krankheit an. Die Landwirte und Jagdgenossen seien gerne bereit, die Jäger bei der Schwarzwildbejagung zu unterstützen. Die Möglichkeiten seien vielfältig, wie z.B. die Bereitstellung von Material für den Bau von Drückjagdböcken oder die Anlage von Bejagungsschneisen in sehr großen Maisschlägen. Auch bei den Themen Trichinenschaugebühren oder Aufwand für Verkehrssicherungsnnaßnahmen unterstütze der Berufsstand die Jäger. Perspektiven Landwirtschaftsminister Brunner ruft alle Beteiligten zur Besonnenheit und zur konstruktiven Zusammenarbeit auf. Die Gefährdungen durch Schwarzwild, wie Wildschäden, Tierseuchen und Verkehrsunfälle sowie neuerdings das wiederholte Eindringen in die Dörfer und Städte zwingen zum Handeln. Ausdrücklich dankte der Minister den Jägern für ihren hohen persönlichen Einsatz und die neue Rekordstrecke. Brunner sprach die bereits von ihm eingeleiteten Maßnahmen an, wie z.B. der Aufbau des Wildtierportals, die Ausgestaltung des neuen KULAP oder auch das Projekt "Brennpunkt Schwarzwild". Gerade letzteres konnte gute neue Anstöße geben, wofür der Minister dem Projektbearbeiter Niels Hahn besonders dankte. Es zeige sich, dass es zur Lösung der Schwarzwildprobleme kein Patentrezept gebe. Die aktuellen Entwicklungen würden alle Beteiligten und die Politik jedoch dazu zwingen, über Neues nachzudenken. Deshalb wolle der Minister bis zu Beginn des nächsten Jagdjahres weitere konkrete Maßnahmen auf den Weg bringen. Ausschussvorsitzende Angelika Schorer erklärte abschließend, die Eindrücke des Tages mit in die Landtagsarbeit einfließen zu lassen. Zwar sei es unrealistisch zu glauben, das Waffengesetz auf Bundesebene novellieren zu können, sie wolle jedoch für die Nachtzieltechnik praktikable Ausnahmen ermöglichen . In Bezug auf den Aufbau des revierübergreifenden Wildtierportals erklärte sie, dass der Landtag dafür bereits Geld zur Verfügung stellt und das Portal schon weitgehend fertig gestellt sei. So könne man in Kürze in die Umsetzung auf der Fläche gehen. Die Beschlüsse des Landtags und den Aktionsplan gilt es in den nächsten Monaten möglichst praxisorientiert auszugestalten, damit die Akzeptanz durch die Beteiligten möglichst groß ist. Neuer Bürokratismus ist unbedingt zu vermeiden. Ziel muss eine Steigerung des flächendeckenden Erfolges bei der Regulierung des Schwarzwilds und die wirksame Entschärfung von Schadensschwerpunkten sein. Der Bayerische Bauernverband will gemeinsam mit den Jägern die Schwarzwildbejagung in Ergänzung zu den bekannten Ansätzen effizienter machen. Dazu wird er die eingeleiteten jagdpolitischen und —praktischen Maßnahmen bestmöglich unterstützen. Aufgrund des aktuellen Beschlusses des Bayerischen Landtags zu den Nachtzielgeräten wird das Thema auf den folgenden Seiten noch eingehender durchleuchtet . Dabei wird auch die Position des BBV erläutert. Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Nummer 3 November 2014 Bayerischer BauernVerband Jahrgang 30 Kooperation sorgt für gute Wasserqualität INHALT Forstliches Gutachten: Positives Fazit tr7t Schwarzwild: Zum Mit- und Füreinander Wildkamerasrechtlich zulässig? Jagdrecht in Kürze Unzuverlässigkeit eines Waffenbesitzers Bauern lassen Bayern blühen Hasenpest bei Feldhasen Wald - Wild - Preis 2014 Mein! Bayerische Kulturlandstiftung Dritte Bundeswaldinventur: Bestnoten für Bayerns Waldbesitzer Seite 18-21 Neue Bücher Beton und Teer auf dem Vormarsch Wussten Sie schon, dass... Bundeswaldinventur III Bayerns Waldbauern wirtschaften nachhaltig - 5 - Zum Mit- und Füreinander - Neuer Ansatz der Kooperation Die Ergebnisse des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild — Projekt zur Entwicklung innovativer, regionaler Konzepte " finden seit der Vorstellung anlässlich des Schwarzwildsymposiums des Bayerischen Bauernverbandes am 26. Mai 2014 bzw. im Bayerischen Landtag am 09. Juli 2014 große Beachtung. Die Ergebnisse werden intensiv zwischen Landwirten, Jagdvorständen, Jägern, Waldbesitzern, Mitarbeitern der Bayerischen Staatsforsten und Behördenvertretern diskutiert. Aber auch die politisch Verantwortlichen setzen sich eingehend mit den Ergebnissen auseinander. So hat beispielsweise Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (MdL) bereits die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft mit dem Aufbau eines „Wildtierportals" beauftragt. Das Wildtierportal soll dabei wesentliche Teile des im Projekt entwickelten Schwarzwildinformationssystems (SIS) übernehmen und als Informations- und Kommunikationsplattform für die Zusammenarbeit der Beteiligten vor Ort dienen. Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Bayerischen Landtag hat unter der Federführung der Vorsitzenden Angelika Schorer (MdL) aufbauend auf den Erkenntnissen des Projektes erste Anträge zur Schwarzwildthematik beschlossen, so z.B. zur Etablierung regionaler Arbeitskreise zum Thema Schwarzwild und Stärkung des eigenverantwortlichen Handelns (Drucksache Nr. 17/3310 vom 10.10.2014) oder zum Thema effektive Schwarzwildreduktion durch konsequente Anwendung aller rechtlich zulässigen Jagdmethoden (Drucksache 17/2784 vom 18.07.21014). Die Dokumente finden Sie im Internet unter www.bayem.landtag.de/dokumente /drucksachen. Der Bayerische Bauernverband will die positiven Erkenntnisse aus dem Projekt möglichst vielen vom Thema Schwarzwild Betroffenen näher bringen. Im Folgenden setzen wir deshalb wie angekündigt unsere Informationen über das Projekt fort, die dem Abschlussbericht bzw. den Vorträgen entnommen sind. Als erstes, da für die Bewältigung der Herausforderungen rund um das Schwarzwild entscheidend, ist der Weg vom Neben- und Gegeneinander zum dauerhaften Für- und Miteinander aller Betroffenen auf gleicher Augenhöhe. Denn in einem Punkt sind sich alle einig: Schwarzwild lässt sich aufgrund seines Raum-Zeit- Verhaltens nur revier- bzw. jagdgenossenschaftsübergreifend sinnvoll und zielführend bewirtschaften. Den Abschlussbericht finden Sie seit wenigen Wochen auch zum Nachlesen und Runterladen unter http://www.lwf.bayern.de/service/publikationen/ sonstiges/082825/index.php. Erzielte Ergebnisse In allen Modellgebieten wurden die Beteiligten zusammengeführt, um die bisherigen Defizite des Schwarzwildmanagements herauszuarbeiten und Stellten gemeinsam die Ergebnisse am 26.05.2014 in Nürnberg vor (v.I.) Heinrich Rauh (Team Kulmbach), Josef Wittmann (Team Nittenau), Karl-Heinz Inzelsberger (Team Pottenstein und Schnabelwaid ), Dr. Georg Fuchs (Team Bayerischer Untermain). Ziele, Lösungsansätze und konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Die Ergebnisse der Einstiegsworkshops enthielten Arbeitsaufträge, die von den gebildeten, paritätisch besetzten Koordinierungsteams sukzessive abgearbeitet wurden. Die wesentlichen Voraussetzungen für das Gelingen der Zusammenarbeit in den Koordinierungsteams waren: D Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Kommunikation , D Transparenz im Vorgehen, D Offenheit und Ehrlichkeit bei der Diskussion, D Respektvoller Umgang miteinander auf Augenhöhe , D Fähigkeit zum Blick- und Perspektivenwechsel, D Einheitliche Wissensgrundlage, I> Bereitschaft, „neue Wege" zu gehen, D Prozessualen Charakter des Vorgehens begreifen , D Stärkung des eigenverantwortlichen Handelns, D Berücksichtigung der regionalspezifischen Besonderheiten, I> Vertrauen in die gemeinsame Arbeit. Alle Koordinierungsteams in den Modellgebieten durchliefen die bekannten Phasen der Gruppenbildung . Für die Arbeit in den Koordinierungsteams war nach Einschätzung der Projektbeteiligten die externe und unabhängige Moderation und Mediation außerordentlich wichtig. Erst dadurch ist es gelungen, die Koordinierungsteams zusammenzubringen und zum konkreten Zusammenarbeiten an Einzelthemen zu bewegen. Darüber hinaus waren aber auch in den 6 Koordinierungsteams selbst Führungspersönlichkeiten nötig, die die gesetzten Ziele nicht nur beschreiben , sondern auch umsetzen wollten. Ideen werden weitergegeben, z.B. anlässlich des Herbstbauernmarktes 2013 in Schwandorf. Foto: LWF Durch die Zusammenarbeit in den Koordinierungsteams konnten substantielle Verbesserungen für das Schwarzwildmanagement erreicht werden. Dies belegen die Ergebnisse in den einzelnen Modulen. Der innovative und integrative Projektansatz war dafür maßgeblich mitentscheidend. Das grundsätzliche Vorgehen und die Maßstäbe, die bei der Projektbearbeitung konsequent und durchgehend verfolgt wurden, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen : D regionale Probleme erfordern in erster Linie regionale Lösungen, D übergestülpte Aktivitäten oder Maßnahmen helfen nicht weiter, D unterschiedliche regionale Ausgangssituationen müssen berücksichtigt werden, D Lösungen müssen durchgehend partizipativ erarbeitet werden, D transparentes Vorgehen im Rahmen eines „Bottom -up-Prozesses", D konsequentes Umsetzen von Maßnahmen. Die Projektbeteiligten in den Koordinierungsteams sahen zwei Aspekte als große Herausforderungen der zukünftigen Arbeit: D Die Verstetigung der im Rahmen des Projektes begonnenen Prozesse, da das Schwarzwildmanagement eine Daueraufgabe bleiben wird. D Die konsequente Umsetzung beschlossener Maßnahmen auf der Fläche, auch wenn der Individualismus im bestehenden Revierjagdsystem eine einheitliche Schwarzwildbewirtschaftung schwierig macht. Zukünftige Aufgaben D Die ca. 10-15 Personen umfassenden Koordinierungsteams haben sich zu zielorientierten Gemeinschaften entwickelt, deren Arbeitsstil durch eigenverantwortliches, kooperatives und kollektives Interagieren gekennzeichnet ist. Mittlerweile zeichnet die Koordinierungsteams ein ausgeprägter „Teamspirit" aus. Darin steckt ein ganz wesentlicher Teil des Erfolges bei der Umsetzung der Maßnahmen in den einzelnen Modulen. Dieses durch den Projektansatz initiierte Vorgehen sollte auch in anderen Regionen zur Anwendung kommen. D Die Herausforderung für die Koordinierungsteams besteht darin, den Zusammenhalt der Gruppen in den Modellgebieten aufrecht zu halten und die Arbeit zu verstetigen. Dabei ist entscheidend, dass keine der beteiligten Interessensgruppen die andere dominiert, sondern gleichberechtigt auf Augenhöhe und mit der notwendigen Konsequenz an der Umsetzung von Maßnahmen weiter gearbeitet wird. D Daher sollte die Arbeit in den Koordinierungsteams als regionale Arbeitsplattformen mit der etablierten paritätischen Besetzung und dem neuen Stil der Kommunikation und Kooperation fortgesetzt werden. Irritationen durch Interventionen der Verbandsspitzen oder Interessensvertretungen sind den Prozessen und der Arbeit vor Ort abträglich und sollten vermieden werden. D Durch externe Moderation und Mediation lässt sich die Arbeit der Koordinatoren vor Ort unterstützen . Vor allem in Initiierungsphasen oder bei der Entwicklung und Umsetzung einzelner Managementmaßnahmen ist externe Hilfe sinnvoll . D Die eigenverantwortliche Optimierung bestehender und die Entwicklung neuer Module des Schwarzwildmanagements sowie deren Umsetzung nach dem in dem Projekt aufgezeigten Ansatz sollte auch in anderen Regionen gefördert werden. Ausgangssituation und Analyse Schwarzwild lässt sich aufgrund seines Raum-Zeit- Verhaltens nur revier- bzw. jagdgenossenschaftsübergreifend sinnvoll und zielführend bewirtschaften. Dabei stoßen die Beteiligten auf unterschiedliche Probleme. Zum einen sind die Reviergrößen im bestehenden Revierjagdsystem relativ klein und zum anderen sind die Ziele der Grundbesitzer und sonstiger beteiligter Interessensgruppen im Hinblick auf das Management des Schwarzwildes sehr unterschiedlich . Daher bestehen die größten Herausforderungen darin, alle beteiligten Interessensgruppen auf regionaler Ebene zusammenzubringen, gemeinsame Ziele und Maßnahmen festzulegen, I bestehenden Handlungsbedarf zu identifizieren, die Module im Schwarzwildmanagement zu optimieren und umzusetzen, und wenn notwendig neue Module zu entwickeln. In den Modellgebieten gab es teilweise auch schon vor Beginn des Projektes Initiativen der Zusammenarbeit , die aber ausschließlich auf die Jägerschaft begrenzt waren. Beispielsweise wurde schon im Jahr 1996 im Modellgebiet Kulmbach von den Jägern ein - 7 - sog. „Schwarzwildbewirtschaftungsring" gegründet. Die untere Jagdbehörde im Landkreis Kulmbach wurde im Zuge des deutlichen Anstiegs der Schwarzwildbestände seit Mitte der 1990er Jahre (von 93 Abschüssen im Jagdjahr 1995/96 auf den bisherigen Spitzenwert von 1102 Abschüssen im Jagdjahr 2012/13) auch von Seiten der Jagdgenossenschaften mit unterschiedlichen Forderungen konfrontiert, weil die Wildschäden massiv zugenommen hatten und sich die Problematik der Wildschadensübernahme, der Verpachtbarkeit der Reviere zu den bisherigen Konditionen etc. verschärfte. Das Hauptproblem der bisherigen Aktivitäten in den Modellgebieten bestand darin, dass jede regional beteiligte Interessensgruppe die Schwarzwildthematik für sich alleine anging, ohne dabei gemeinsame Zielsetzungen auszuloten und einvernehmlich beschlossene Maßnahmen in der Fläche konsequent umzusetzen. Besonders hinderlich für eine zielgerichtete Zusammenarbeit ist es, wenn dabei „alte Feindbilder" gepflegt und „vorangegangene Vorkommnisse gegeneinander aufgerechnet" werden, anstatt mit Offenheit für neue Themen, Respekt für die Positionen des anderen und Pragmatismus statt Ideologie gemeinsam nach Lösungen zu suchen (vgl. z.B. Vorträge von Dr. G. Fuchs, H. Rauh, J. Wittmann und K.-H. Inzelsberger auf der Abschlussveranstaltung des Bayerischen Bauernverbandes am 26.05.2014 in Nürnberg). Soll das Neben- und Gegeneinander überwunden werden, müssen alle beteiligten Interessensgruppen auf regionaler Ebene nicht nur davon reden, dass sie zusammenarbeiten wollen, sondern sich die Zusammenarbeit durch ein transparentes und ehrliches „Miteinander" erarbeiten. Nur dann kann daraus - unabhängig von verbandspolitischen Zielen - auf regionaler Ebene ein „Füreinander" werden, das als Grundlage für ein sach- und zielgerichtetes Schwarzwildmanagement unabdingbar ist. Gelingt dies nicht, wird die bestehende Schwarzwildsituation für einen Großteil der Beteiligten unbefriedigend und das hohe Konfliktpotential durch die dann vermutlich weiter anwachsende Schwarzwildpopulation bestehen bleiben. Vor diesem Hintergrund haben sich die Projektbeteiligten in den Modellgebieten den Herausforderungen gestellt, wissend, dass aufgrund der Dynamik der Schwarzwildbestände zusätzliche Anstrengungen von allen Beteiligten erforderlich sind, um bestehende Probleme zu lösen. Am Anfang steht das Zusammenkommen In den Modellgebieten mussten die Beteiligten zunächst zusammengeführt werden, um die bisherigen Defizite des Schwarzwildmanagements herauszuarbeiten und Ziele, Lösungsansätze und konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Dazu dienten zunächst die Einstiegsworkshops. Die Ergebnisse dieser Workshops waren die Arbeitsgrundlage für die paritätisch besetzten Koordinierungsteams, die die Arbeitsaufträge sukzessive abarbeiteten. Für das Gelingen dieser Zusammenarbeit in den Koordinierungsteams waren verschiedene Voraussetzungen wichtig. Die wesentlichen waren: Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Kommunikation , Transparenz im Vorgehen, Offenheit und Ehrlichkeit bei der Diskussion, Respektvoller Umgang miteinander auf Augenhöhe , Fähigkeit zum Blick- und Perspektivenwechsel, Einheitliche Wissensgrundlage, Bereitschaft, „neue Wege" zu gehen, Prozessualen Charakter des Vorgehens begreifen , Stärkung des eigenverantwortlichen Handelns, Berücksichtigung der regionalspezifischen Besonderheiten, Vertrauen in die gemeinsame Arbeit. In Abhängigkeit der regionalen Gegebenheiten, der Charaktere und Befindlichkeiten der Beteiligten und dem tatsächlichen Empfinden der durch die Schwarzwildpopulation verursachten Probleme dauerte die Bearbeitung bzw. Entwicklung der einzelnen Module unterschiedlich lang. Alle Koordinierungsteams in den Modellgebieten durchliefen die bekannten Phasen der Gruppenbil- Förderlich: Hinderlich: Offenheit für neue Themen „Alte" Feindbilder „Chemie" zwischen den Akteuren Vergangene Vorkommnisse Positionen des anderen bewusst verstehen I Ständiges „Gegenrechnen" wollen Druck auf den anderen Respekt für die Grenzen des anderen Öffentlicher Streit Pragmatismus statt Ideologie Beharren auf 100 Prozent der eigenen Gemeinsames Verständnis als „Naturnutzer" Positionen Geselliges Beisammensein Treffen unter Stress und Zeitdruck Langfristiges Denken „Miteinander muss erarbeitet werden, verschiedene Faktoren entscheiden", Dr. Georg Fuchs, Arbeitskreis Schwarzwildkonzept Bayerischer Untermain, beim BBV-Schwarzwildsymposium in Nürnberg -8 dung (Tackman, 1965; Tackman & Jensen, 1977), beginnend mit der Kennenlern- und Abtastphase über die Findungsphase und Konfliktphase bis schließlich zur Arbeitsphase, bei der im konstruktiven Dialog gemeinsame Ziele und Maßnahmen des Schwarzwildmanagements ausgetauscht und die anstehenden Arbeiten innerhalb der Koordinierungsteams verteilt und organisiert wurden. Vom Neben- und Gegeneinander zum dauerhaften Für- und Miteinander Foto: LWF Es entstand ein „Wir-Gefühl". In der eigentlichen Arbeitsphase, die in den Koordinierungsteams nach ca. einem halben bis einem Jahr einsetzte, wurde solidarisch und kreativ an Problemlösungen gearbeitet . Als Beispiele sind zu nennen das „Pottensteiner Modell" der Bewegungsjagd oder „klappbare Drückjagdleitern für die sichere Erntejagd" in Nittenau, aber auch die in allen Modellgebieten praktizierte gemeinschaftliche Finanzierung von Flyern und Veranstaltungen. Die Koordinierungsteams sehen das gemeinsam entwickelte Schwarzwildmanagennent in den Regionen als Prozess bzw. als Daueraufgabe und wollen die enge Zusammenarbeit fortsetzen. Für die Arbeit in den Koordinierungsteams war nach Einschätzung der Projektbeteiligten die externe und unabhängige Moderation und Mediation außerordentlich wichtig, weil es erst dadurch gelungen ist, die Koordinierungsteams zusammenzubringen und zum konkreten Zusammenarbeiten an Einzelthemen zu bewegen. Die Fähigkeit zu motivieren und im Bedarfsfall auch Streit zu schlichten, war für die Arbeit der Koordinierungsteams entscheidend. In den Koordinierungsteams selbst waren Führungspersönlichkeiten nötig, die die gesetzten Ziele nicht nur beschreiben, sondern auch umsetzen wollten. In der Gemeinschaft der Koordinierungsteams öffnete sich der Blick über den eigenen Tellerrand und das gegenseitige Problembewusstsein wuchs. Dadurch konnten neue Wege gemeinsam beschritten werden (vgl. z.B. Module „Schwarzwildinformationssystem" oder „Nachtaufheller") und viele bestehende Maßnahmen des bisherigen Managements entscheidend verbessert werden (vgl. z.B. Module „Erntejagd", „Kirrjagd" oder „Bewegungsjagd"). Vor allem auch durch die gemeinsamen Aktivitäten bei der Durchführung von Veranstaltungen und der Pressearbeit sind die Mitglieder der Koordinierungsteams zu schlagkräftigen Einheiten zusammengewachsen . Dies zeigt sich beispielsweise in den Reaktionen von Mitgliedern der Koordinierungsgruppe Bayerischer Untermain auf Presseberichte zur Schwarzwildthematik (Mainnetz, 2014): ... „Wie sieht es im Mainviereck aus -traditionell ein Wildschweingebiet? Der Kreis Aschaffenburg war neben den Kreisen Kulmbach, Bayreuth, Landshut und Schwandorf Teilnehmer des Projekts »Brennpunkt Schwarzwild«. Von 2009 bis 201 3 arbeiteten in diesen Modellregionen Landwirte, Jagdgenossen, Jäger, Förster, Waldbesitzer und Behörden zusammen . Was der Minister fordert, sei im Kreis Aschaffenburg bereits umgesetzt, so Georg Fuchs, Chef der Jägervereinigung Spessart-Aschaffenburg. Die Kooperation werde auch nach Ende des Projekts fortgesetzt , betont Kreisjagdberater Gerald Bachmann aus Bessenbach (Kreis Aschaffenburg). Er stellt die sieben revierübergreifenden Drückjagden heraus. Mehr als 2000 Sauen habe man im vorigen Jahr dabei zur Strecke gebracht - Rekord. Heuer wolle man noch mehr von diesen großen Jagden organisieren. ... „Das Schwarzwild zu regulieren, ist eine Daueraufgabe . Da ist Hartnäckigkeit gefragt." Das sagt Klaus Bernhart, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Karlstein (Main-Spessart). Er hat den Überblick übers Mainviereck. Neben dem Pilotprojekt im Kreis Aschaffenburg hätten neulich auch die Verantwortlichen im Kreis Main-Spessart die Zusammenarbeit bei der Sauenjagd belebt. Im Kreis Miltenberg, so Bernhart, gebe es eine ähnliche Initiative derzeit nicht." Dass durch die Zusammenarbeit innerhalb der Laufzeit des Projektes substantielle Verbesserungen für das Schwarzwildmanagement erreicht wurden, belegen die zu den einzelnen Modulen beschriebenen Ergebnisse. Der Projektansatz war dafür maßgeblich mit entscheidend (vgl. hierzu auch Wiedersperg et al. 2012). Innovativ waren insbesondere das grundsätzliche Vorgehen und die Maßstäbe, die bei der Projektbearbeitung konsequent und durchgehend verfolgt wurden. „Wir machen weiter" Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Koordinierungsteams wird nach Ende des Projektes fortgesetzt. In den Modellgebieten wird es regelmäßige Treffen geben, auf denen die umgesetzten oder eingeleiteten Maßnahmen der einzelnen Module evaluiert und bei Bedarf angepasst werden. Die Projektbeteiligen in den Koordinierungsteams sahen zwei Aspekte als große Herausforderungen der zukünftigen Arbeit im regionalen Schwarzwildmanagement: 1. Die Verstetigung der im Rahmen des Projektes begonnenen Prozesse, da das Schwarzwildmanagement eine Daueraufgabe bleiben wird. 2. Die konsequente Umsetzung beschlossener Maßnahmen auf der Fläche, auch wenn der Individualismus im bestehenden Revierjagdsystem eine einheitliche Schwarzwildbewirtschaftung schwierig macht. Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Jahrgang 30 Nummer 1/2 Juli 2014 Bayerischer BauernVerband INHALT -K Projekt Brennpunkt Schwarzwild Minister Helmut Brunner Aktuelles zur Jagd ASP auf dem Vormarsch Weiserzäune finanziell gefördert Wildverbiss mit Weiserflächen beurteilen Seite 16-20 Hochsitz: Verkehrssicherungspflicht des Jagdpächters Feldwegränder als Wildlebensraum Moderne und innovative Landwirtschaft ist nachhaltig MEM Bayerische Landwirtschaft in Zahlen Köpfe erreichen, Herzen gewinnen „Eh da" -Flächen Vorhandene Spielräume nutzen Staatsmedaille für Max Lochner Wussten Sie schon, dass... Seite 28 ee- - -4 41r.:4;11 - ege _ _ • y1. s \ Schwerpunkt „Projekt Brennpunkt Schwarzwild" 2 Brennpunkt Schwarzwild - rund 200 Interessierte folgten der Einladung des BBV nach Nürnberg. 0 BBV Vorbild für ganz Bayern Schwarzwild im Brennpunkt - Innovative Konzepte in Nürnberg vorgestellt Immer mehr Wildschweine in Bayern — und mit der Höhe und Häufigkeit von Schäden in Feldern und Wiesen wächst das Konfliktpotenzial. Was tun? Im Projekt „Brennpunkt Schwarzwild" haben fünf Modellregionen in Bayern innovative regionale Konzepte umgesetzt. Welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben, stellten sie auf dem Schwarzwildsymposium des Bayerischen Bauernverbandes und der Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Nürnberg vor. Wie in ganz Mitteleuropa hat sich das Schwarzwild auch in Bayern stark vermehrt. Die Wildschadensund Tierseuchenproblematik (v.a. Afrikanische Schweinepest ASP, Aujeszkysche Krankheit AK) sind Dauerthemen, die Landwirte, Jäger, Verbände und Behörden bewegen. Aktuell schwebt die spürbar gestiegene Gefahr des Ausbruchs der ASP wie ein Damoklesschwert über unseren landwirtschaftlichen Betrieben. Und mit Berichten über Verkehrsunfälle mit Wildschweinen rückt die Tagespresse das Thema Schwarzwild mehr und mehr in den Fokus der Öffentl ich keit. Der Bayerische Bauernverband (BBV) und die Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (ARGE) haben größtes Interesse an praxisgerechten Lösungen. Aus diesem Grund hatte der BBV im Herbst 2009 den Anstoß für das Projekt „Brennpunkt Schwarzwild — Projekt zur Entwicklung regionaler innovativer Konzepte" gegeben. Ziel war es, ergänzend zu den bisherigen Bejagungsstrategien neue Ansätze zu erproben. In der vierjährigen Projektlaufzeit bis November 2013 haben Landwirte, Jagdvorstände, Jäger, Waldbesitzer , Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten und Behördenvertreter Zielsetzungen, Lösungswege und Maßnahmen zur Umsetzung erarbeitet. Nun stellten die Beteiligten ihre Ergebnisse vor. Allein die Tatsache, dass 20 Akteure aus den verschiedenen Projektgebieten die Vorträge übernahmen, ist ein Beleg für das außergewöhnliche persönliche Engagement aller Projektbeteiligten und deren Willen zur engen Zusammenarbeit. Zusammenarbeit leben statt Feindbilder aufbauen Rund 200 interessierte Gäste waren der Einladung von BBV und ARGE gefolgt. Die Fachveranstaltung sollte in erster Linie Erfahrungsaustausch sein und Anregungen für neue Wege geben: interessens- und revierübergreifende Zusammenarbeit, Schwarzwild- Informationssystem, innovative Bejagungsmethoden, Kirrung, Nachtzieltechnik, Bejagungsschneisen, Afrikanische Schweinepest — alle Themen kamen auf den Tisch. Anfang Juli 2014 hat sich zudem der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Bayerischen Landtag ausführlich über die Ergebnisse des Projektes „Brennpunkt Schwarzwild" informiert. Der Bayerische Landtag hat durch seine Beschlüsse zur Erprobung neuer Jagdtechniken und zur Forcierung von revierübergreifenden Bewegungsjagden (Drs. 16/10024 vom 25.10.2011, Drs. 16/10023 vom 25.10.2011) das Projekt gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten tatkräftig unterstützt. Dafür bedanken sich BBV und ARGE. Jetzt gilt es, wie im Rahmen dieser Anträge und des Symposiums zugesagt, die vielen positiven Erfahrungen aus den Projektregionen für wegweisende Weichenstellungen zu nutzen. Die Zusammenarbeit zwischen Jägern, Hegegemeinschaftsleitern , Landwirten, Jagdvorständen, Eigenjagdbesitzern, BaySF-Mitarbeitern und beteiligten Behördenvertretern bei der Schwarzwildbejagung ist in den Projektregionen Aschaffenburg, Kulnnbach, Pottenstein-Schnabelwaid und Nittenau beispielgebend für ganz Bayern. Aus einem Gegen- - 3 - und Nebeneinander bei der Schwarzwildbejagung wurde mit Unterstützung des Projektbearbeiters Niels Hahn ein Mit- und Füreinander. Der Bayerische Bauernverband weist deshalb die unsachliche Kritik des Landesjagdverbandes Bayern e.V. am Projekt „Brennpunkt Schwarzwild" mit Nachdruck zurück. „Wir sehen die gemeinsamen Aktivitäten der Beteiligten in den Projektgebieten vor Ort und die damit verbundene Transparenz sehr positiv und als den Schlüssel für erfolgreiche Lösungen bei der Schwarzwildbejagung . Feindbilder aufzubauen, um notwendige Weiterentwicklungen zu behindern, sind auf jeden Fall ein Irrweg", kommentiert BBV-Präsident Walter Heidi die aktuellen Äußerungen des BJV. Die beispielgebende Arbeit der Beteiligten in den Projektregionen als Arbeit „ohne Mehrgewinn für die praktische Jagdausübung" zu diffamieren, trifft die Projektteilnehmer sehr hart, insbesondere die beteiligten Jäger, die nahezu alle auch Mitglied im BJV sind oder sogar eine Hegegemeinschaft bzw. BJV-Kreisgruppe leiten. Das Kernelement des Projektes war die Suche nach Verbesserungen der Kommunikation untereinander. Deshalb haben die Projektbeteiligten das Schwarzwildinformationssystem (SIS, www.bayerischerbauernverband .de/sis) entwickelt. Im Vergleich zum System des BJV, das nur für ausgewählte Jäger zugänglich ist, kann am SIS jeder interessierte Jäger, Eigenjagdbesitzer, Landwirt, Jagdvorsteher, BaySF- Mitarbeiter oder auch Schwarzwildberater der jeweiligen Projektregion teilnehmen. Diese echte Transparenz schafft Vertrauen, ist der BBV überzeugt. Dank an Jäger BBV und ARGE dankten anlässlich des Schwarzwildsymposiums ausdrücklich allen Jägern, die 2012/2013 zur Rekordstrecke beim Schwarzwild von 65.718 Tieren beigetragen haben, für Ihren unermüdlichen Einsatz. BBV und ARGE danken auch denjenigen Jägern, die bereits in der Vergangenheit selbst Initiativen zur revierübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten ergriffen haben und ermuntert sie, weiter zu machen. BBV-Präsident Heidi reichte erneut die Hand zur Zusammenarbeit. Der BBV bedauert, dass der BJV sich nun einer ergebnisoffenen Diskussion der Projektergebnisse verschließt. Weiterentwicklungen notwendig Während die am Projekt beteiligten Jäger sich vorbildlich bemühen, Brücken zu den Landwirten, Jagdvorständen und BaySF-Mitarbeitern zu bauen und aus einem Gegeneinander ein Miteinander auf gleicher Augenhöhe zu machen, erweckt der BJV mit seinen Äußerungen den Eindruck, als wären Weiterentwicklungen nicht nötig. Dabei hat die Bejagung allein mit den traditionellen Jagdmethoden den Vormarsch der Schwarzkittel nicht stoppen können. Die Klagen betroffener Landwirte über Wildschäden durch Schwarzwild in immer mehr Gebieten Bayerns und die Entwicklung der Jagdstrecke zeigen, dass noch Handlungsbedarf besteht. Der BBV mit der ARGE Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (ARGE) will die Jagd nicht revolutionieren , sondern gemeinsam mit den Jägern neue Wege erarbeiten, welche die Schwarzwildjagd in Ergänzung zu den bekannten Ansätzen noch effizienter machen. Ein „Weiter so" kann und darf es angesichts der aktuell deutlich gewachsenen Gefahr des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest, steigender Verkehrsunfälle mit Wildschweinen und sich unvermindert auf ganz Bayern ausbreitender Schwarzwildbestände nicht geben! Dafür hätten unsere Landwirte, Jagdgenossenschaften und Bürger kein Verständnis. Reden und Handeln: Die gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen wurden anschließend in die Tat umgesetzt. 0 N. Hahn Der Bayerische Bauernverband sähe es als ersten Schritt in die richtige Richtung, wenn die BJV-Spitze z.B. das Angebot aus der Projektregion Nittenau annehmen würde, um sich persönlich ein Bild von der gemeinsamen Arbeit der Projektbeteiligten vor Ort zu machen. Die 90.000 €, die über vier Jahre jährlich in das Projekt investiert wurden, waren gut angelegt und sind angesichts der rund 900.000 €, die jährlich an staatlichen Jagdabgabemitteln in die Kassen des BJV fließen, ein bescheidener Betrag. Vom Neben- und Gegeneinander zum Miteinander Anlässlich des Symposiums brachten es die Beteiligten mehrfach auf den Punkt. „Landwirte und Jäger müssen als Naturnutzer kooperieren", nannte z.B. Dr. Georg Fuchs, erster Vorsitzender der Jägervereinigung Spessart-Aschaffenburg, einen wichtigen Erfolgsfaktor bei der Bejagung. Förderlich für ein Miteinander seien die Offenheit für neue Themen, Respekt für die Grenzen des anderen und Pragmatismus , hinderlich seien alte Feindbilder, ständiges Gegenrechnen und Streit, so Fuchs. Ähnlich äußerte sich Heinrich Rauh vom Landratsamt Kulmbach. „Jäger, Landwirte, Jagdgenossen, Staatsforsten und Behörden können das Schwarzwildproblem nur gemeinsam lösen." Auch für Josef Wittmann, Geschäftsführer Bauernverband Schwandorf , war das „gemeinsame Ziehen an einem Strang" das wichtigste Erfolgskriterium bei der Entschärfung der Schwarzwildproblematik. „Wir werden auch nach Projektende weiterhin zusammenarbeiten", versprach er. Geplant würden bereits jetzt schon -4 wieder revierübergreifende Drückjagden und Erntejagden . „Um spontaner zu handeln, wünsche ich mir den Aufbau einer schnellen Einsatztruppe und einer mobilen Hundemeute. Wir wollen uns auch künftig weiterentwickeln und sind offen für weitere Projekte ", sagte Wittmann. Karl-Heinz Inzelsberger, 1. Vorsitzender der Jägervereinigung Pegnitz e.V., stellte die gemeinsam in arbeitsintensiven Sitzungen formulierten Empfehlungen für Zusatzvereinbarungen zum Jagdpachtvertrag vor. So sollten beispielsweise die Verpflichtung zur revierübergreifenden Bejagung, Duldung überjagender Hunde, Durchführung von Revierbegängen oder die Verpflichtung zum Abschluss einer Nachsuchenvereinbarung im Pachtvertrag verankert werden. Dabei sei die praktische Durchsetzbarkeit der Zusatzvereinbarungen wichtig. ASP-Gefahr ernst nehmen Im Anschluss an die Berichte sensibilisierte Dr. Anna Rostalski vom Tiergesundheitsdienst Bayern e.V. Landwirte wie Jäger für die Gefahren, die von der ASP auf die Haus- und Wildschweinbestände ausgehen. Ein Risiko für das Schwarzwild besteht insbesondere durch von Reisenden unachtsam entsorgten Speiseresten , z.B. an Autobahnraststätten. Dr. Rostalski appellierte an die Landwirte und Jäger eindringlich, zuvorderst persönlich durch Einhalten bestimmter Verhaltensregeln und Präventionsnnaßnahmen alles zu tun, um die Einschleppung der Seuche nach Bayern zu verhindern (siehe BBV-Mitteilungen Oktober 2013). Dazu gehöre beim Schwarzwild insbesondere die Absenkung der Populationsdichte durch eine intensive Bejagung, um die Wahrscheinlichkeit der Übertragung möglichst gering zu halten. Wie geht's weiter? Diese Frage stellte nachmittags Sepp Kellerer, Chefredakteur des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes, als Moderator der Podiumsdiskussion Helmut Brunner (MdL), Bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Gudrun Brendel-Fischer (MdL), Ausschuss Schwarzwildstrecke nach Bezirken Dr Anja Rostalski informierte über die aktuelle Situation der ASP in Deutschland und Europa. BBV für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Bayerischen Landtag, Enno Piening, Vizepräsident des Landesjagdverbandes Bayern e.V., Reinhardt Neft, Vorstand Bayerische Staatsforsten und Bernhard Weiler, Präsident Bayerischer Bauernverband, Bezirk Unterfranken. Im Beitrag des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes, der anschließend abgedruckt ist, finden Sie die weiteren Ausführungen. In unseren BBV-Mitteilungen werden wir die einzelnen vorgestellten Themenblöcke und Arbeitsfelder in den nächsten Ausgaben vertiefen. Gemeinsam regional handeln Der Bayerische Bauernverband wird auch künftig alle gemeinsamen regionalen Initiativen von Jägern, Landwirten, Jagdgenossenschaften, BaySF-Mitarbeitern und Behörden bestmöglich unterstützen. Der BBV wird sich weiterhin für Erleichterungen für die Jäger bei den Themen Kosten Trichinenschaugebühren oder Verkehrssicherungsmaßnahmen bei Bewegungsjagden einsetzen und für die Anlage von Bejagungsschneisen in großen Maisfeldern werben. Veranstaltungsunterlagen Die Veranstaltungsunterlagen der Schwarzwildtagung finden Sie unter www.bayerischerbauemverband .de/schwarzwild-im-brennpunkt 22.500 20.000 17.500 15.000 12.500 10.000 7.500 5.000 _--- — • ----. 2.500 • 0 * 80/81 90/91 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13 —.fr-Oberbayern Niederbayern —Ih—Oberpfalz —,--Oberfranken Mittelfranken 0 Unterfranken . 4. - . Schwaben Albert Robold: „Wir müssen flächendeckend noch erfolgreicher jagen." Niels Hahn: „Regionale Probleme erfordern regionale Lösungen." Walter Heidi: „Ich danke allen Jägern, die mit dem Finger am Abzug mittun." -5 Wir machen weiter Bilanz gezogen hat der Bayerische Bauernverband kürzlich zu dem von ihm initiierten Forschungsprojekt Brennpunkt Schwarzwild. Hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse, die in dem Projekt erzielt wurden. Vorneweg das erfreuliche Fazit aus allen vier Projektregionen: „Wir machen gemeinsam weiter." Nachdenklich macht allerdings die ehrliche Feststellung ebenfalls aus allen Regionen, dass man einen Außenstehenden gebraucht hat, um zusammenzukommen. Dass dieses Zusammenkommen dringend notwendig ist, hatte Albert Robold, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im Bayerischen Bauernverband (ARGE) zu Beginn der Veranstaltung deutlich gemacht: „Steigende Schwarzwildschäden trotz steigender Schwarzwildstrecken und die drohende afrikanische Schweinepest machen es notwendig, dass wir flächendeckend noch erfolgreicher jagen." Wobei Robold den Jägern ausdrücklich dankte, die bisher zur Entschärfung des Pulverfasses Schwarzwild beigetragen haben. Das Projekt sei vom Bayerischen Bauernverband initiiert worden, um Ziele zu erarbeiten, Lösungswege aufzuzeigen und diese auch umzusetzen. „Wir alle wollen unserer Verantwortung gerecht werden", sagte Robold. Es gelte, das Jagdrecht in seiner Substanz zu erhalten, denn so der ARGE Sprecher: „Es gibt Kreise, die warten nur darauf, dass wir scheitern." Das Projekt Dass diese Kreise vielleicht nicht mehr allzu lange warten, zeigte Niels Hahn von Wilcon Wildlifeconsulting auf, der im Schwarzwildprojekt als Projektbearbeiter der LWF fungierte. Denn obwohl es seit 2002 in Bayern gemeinsame Richtlinien zur Schwarzwildbejagung gebe, steigen die Schwarzwildbestände weiter, es wurde keine Trendwende erreicht. Für 2014 seien die Prognosen eher ungünstig. Das Projekt „Brennpunkt Schwarzwild — Projekt zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte" wurde 2009 angestoßen. Es lief von Oktober 2009 bis November 2013 und wurde mit insgesamt 365 000 € aus der Jagdabgabe gefördert. Ziel war es, innovative regionale Schwarzwildkonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Dabei wurde mit den Ansätzen, Bewährtes weiter optimieren, neue Wege gehen, die regionale Ausgangssituation berücksichtigen und eine konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten, gearbeitet. Es sollte keine übergestülpten Aktivitäten oder Maßnahmen geben, es wurde von unten nach oben entwickelt. Man wollte vom Neben- und Gegeneinander zum Mitund Füreinander kommen. Beteiligt waren die Modellgebiete Kulmbach und Pottenstein/Schnabelwaid in Oberfranken, Aschaffenburg in Unterfranken und Nittenau in der Oberpfalz . In der Region Pfeffenhausen in Niederbayern wurden die Aktivitäten ab März 201 2 eigenverantwortlich fortgeführt. In den einzelnen Regionen waren die Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer, die Jägervereinigungen , der BBV, die Landkreise (Untere Jagdbehörden), die Forstbetriebe der Bayerischen Staatsforsten und die staatliche Forstverwaltung beteiligt. Ergebnisse raustragen Die Ergebnisse zu den einzelnen Fragen im Projekt finden sie in den folgenden Beiträgen. In der Zusammenfassung stellte Walter Heidi, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, fest, dass nicht nur die Jäger, sondern auch die Jagdgenossenschaften mit dem Thema Schwarzwild zum Teil überfordert seien. Nun gelte es, die Ergebnisse aus dem Projekt in die Fläche zu tragen und dort umzusetzen. „Wir sollten dabei sachorientiert vorgehen und die Emotionen raushalten", empfahl Heidi. Heidi dankte den Projektbeteiligten, dem Projektleiter und den Wegbereitern, wie etwa Gudrun Brendel- Fischer, MdL, und allen Jägern, die mit dem Finger am Abzug vor Ort mittun. Das gelte insbesondere auch für Enno Pienig, Vizepräsident des Bayerischen Landesjagdverbandes (BJV), der in der Podiumsdiskussion pragmatische und praktikable Positionen vertreten habe. Das wünscht sich Heidi auch vom gesamten BJV, der im Umfeld des Schwarzwildmonitorings in einer Presseerklärung seine Erfolge in Sachen Schwarzwildbejagung hingewiesen hatte und mit Forderungen nach der Anlage von Schussschneisen - 6 - und Wildäckern sowie nach vernünftigen Wildschadensregelungen an die Jagdgenossen und Landbewirtschafter herangetreten war. Dennoch gibt es auch über die Gebiete des Schwarzwildprojektes hinaus Gemeinsamkeiten zwischen dem BBV mit seiner ARGE Jagdgenossenschaften und dem BJV. Zu nennen sind hier Entlastungen bei der Trichinenschau und bei notwendigen Straßensperrungen . Diese Punkte kommen sowohl beim BJV als auch im Positionspapier der ARGE-Jagdgenossenschaften vor, das Walter Heidi kurz erläuterte. In dem Papier wird: die in den Projektgebieten praktizierte Zusammenarbeit aller vom Schwarzwild Betroffenen noch einmal herausgestellt. Das Schwarzwildinformationssystem soll als Daten- und Kommunikationsplattform flächendeckend zur Verfügung gestellt werden. Politik und Behörden sollen ermöglichen, dass in Problemgebieten Nachtzielgeräte zur tierschutzgerechten und sicheren Schwarzwildbejagung eingesetzt werden können. Weitere technische Hilfsmittel wie etwa Drohnen sind zu testen, wobei man laut Heidi nicht allein auf die Technik setzen dürfe, sondern alle Maßnahmen ergreifen müsse. Die Bejagungsrichtlinien von 2002 sind endlich flächendeckend umzusetzen. Diese Punkte sollen finanziell gefördert werden, weil das auch im Interesse des Gemeinwohls ist (Tierseuchenproblematik). „Ich hoffe nicht, dass wir jemals unter dem Aspekt Tierseuchen über die Schwarzwildbejagung reden müssen", machte Heidi noch einmal deutlich und forderte Jäger, Jagdgenossen und Land- und Waldbewirtschafter zu gemeinsamen Positionen und gemeinsamen Vorgehen auf. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass dort, wo die Betroffenen die Probleme nicht lösen können, die Politik auf den Plan gerufen werde, und das sei nicht immer wünschenswert. Auch in der Podiumsdiskussion hatten die Politiker aufgezeigt, dass sie lieber gemeinsame Wege der Betroffenen unterstützen als ihnen Vorschriften zu machen. Den Tagungsteilnehmern gab Heidi folgenden Gedanken mit auf den Heimweg: „Wer Lösungen sucht, der findet Wege, wer das nicht will, der findet Gründe. Lassen Sie uns gemeinsame Wege finden." Die vollständigen Vorträge aus dem BBV-Schwarzwildsymposium finden Sie im Internet unter www. bayerischerbauemverband.de. Sepp Kellerer Gemeinsam die Wege ausloten Die Jäger hatten zwar bereits 1996 einen Schwarzwildbewirtschaftungsring gegründet, wie Heinrich Rauh aus der Projektregion Kulmbach berichtete, dennoch blieb das Problem, dass jeder für sich allein angepackt hat. Inzwischen gibt es regel- BBV von links: Heinrich Rauh, Team Kulmbach, stv Sachgebietsleiter Landratsamt Kulmbach, Josef Wittmann, Team Nittenau, Geschäftsführer Bayerischer Bauernverband Schwandorf, Karl-Heinz Inzelsberger, Team Pottenstein und Schnabelwaid , Vorsitzender Jägervereinigung Pegnitz e. V, Dr. Georg Fuchs, Team Bayerischer Untermain, Vorsitzender Jägervereinigung Spessart-Aschaffenburg e.V mäßige Treffen aller Beteiligten, und zwar auf Augenhöhe. Auch im Projektgebiet Bayerischer Untermain wurde erkannt, dass Landwirte und Jäger kooperieren müssen, wie BJV-Kreisgruppenvorsitzender Dr. Georg Fuchs berichtete. Dabei gilt es, alte Feindbilder abzubauen, vergangene Vorkommnisse zu vergessen und das ständige Gegenrechnen aufzugeben. Man kann auch nicht auf 100 Prozent der eigenen Positionen beharren. Wenn man aber die Positionen des anderen bewusst verstehen möchte und Respekt für die Grenzen des anderen aufbringt, wenn man offen ist für neue Themen und langfristig denkt, wenn man Pragmatismus der Ideologie vorzieht, dann klappt es. Im Projektgebiet Nittenau war externe Hilfe durch den Projektbearbeiter notwendig, um die Gruppe zusammenzubringen, so Josef Wittmann, BBV- Geschäftsführer in Schwandorf. Daraus ist aber, wie in den anderen Projektgebieten auch, eine schlagkräftige Truppe entstanden. Und die macht auch nach Abschluss des Projektes weiter. Dazu gehören Fachvorträge und Weiterbildung, vor allem aber will man weiter und verstärkt gemein- 7 sam jagen. So werden revierübergreifende Jagden geplant und es soll eine schnelle Einsatzgruppe mit einer eingespielten Hundemeute aufgebaut werden. Im Projektgebiet Pottenstein und Schnabelwaid hat man sich überlegt, so Karl-Heinz-Inzelsberger, wie man die Schwarzwildbejagung in den Pachtverträgen verankern kann, nämlich durch: Verpflichtung zur revierübergreifenden Bejagung , Duldung überjagender Hunde, Verpflichtung zur allgemeinen revierübergreifenden Zusammenarbeit Durchführung von Revierbegängen und Anwendung der Nachsuchenvereinbarung. Damit dies auch umgesetzt wird, kann im Pachtvertrag bei Nichterfüllung eine Kündigungsklausel eingebaut werden. Das Projekt hat gezeigt, dass es möglich ist, vom bisherigen Neben- und Gegeneinander zum zielgerichteten Miteinander und Füreinander zu kommen. All das, was in den Projektgebieten erarbeitet wurde, muss jetzt bayernweit auf die Fläche gebracht werden. Die Maßnahmen müssen aber auch überprüft und weiterentwickelt werden, denn Schwarzwildmanagement ist eine Daueraufgabe. Vor dem Häcksler oder vor dem Hund Beim Anstehen an Mais- oder Rapsfeldern, wenn der Häcksler oder der Mähdrescher fahren, könne man durchaus Strecke machen, berichtete Maximilian Freiherr von Wiedersperg aus dem Projektteam in Nittenau. Voraussetzungen sind ein zeitnaher Informationsfluss zwischen Landwirten und Jägern und eine schnelle Einsatzbereitschaft, vor allem aber eine gute Organisation und hohe Disziplin der Teilnehmer. Erntejagden können schnell lebensgefährlich werden! Deshalb hat man in Nittenau 20 klappbare Drückjagdsitze angefertigt, die bei einem Landwirt eingelagert sind und für die Nittenauer Jägerschaft jederzeit zur Verfügung stehen. Bei Drückjagden verzichtet man im Projektgebiet Kulmbach inzwischen auf Treiberwehren, und zwar aus Sicherheitsgründen, wie Albin Schmidt aus der dortigen Lenkungsgruppe berichtete. Hunde werden dagegen intensiv eingesetzt. Und natürlich hilft es auch, wenn die Jäger im Schießkino die Jagd auf Sauen trainieren. Wenn es dann noch gelingt, die Jäger im Privat- und Staatswald in der Vorbereitung enger zusammenzuspannen, dann steigen die Jagderfolge, die Akzeptanz bei der Landbevölkerung nimmt ebenso zu wie die Bereitschaft der privaten Jägerschaft zum Mitmachen . Die Eckdaten wie Termin, Beginn und Ende, gemeinsamer Streckenplatz oder Nachsuchenregelung werden übergreifend festgelegt. Innerhalb dieses Rahmens organisiert aber jedes Revier in Eigenverantwortung, wie Gerald Bachmann aus dem Projektgebiet Untermain erläuterte. Bei revierübergreifenden Jagden muss nach den Erfahrungen von Georg Bayer aus Pottenstein/ Schnabelwaid ein Stück Jagdneid überwunden werden. Deshalb hat man dort vereinbart, dass jeder den gleichen Anteil an der Strecke bekommt, egal wie viel davon im eigenen Revier erlegt 0 BBV von links: Albin Schmidt, Team Kulmbach, Revierleiter BaySF Gerald Bachmann, Team Bayerischer Untermain, Kreisjagdberater in Aschaffenburg Georg Bayer, Team Pottenstein-Schnabelwaid, Hegegemeinschaftsleiter Pottenstein Lorenz Wurmthaler, Team Pottenstein-Schnabelwaid, Revierleiter BaySF Michael Bern gruber, Team Pottenstein-Schnabelwaid, Revierleiter BaySF Rudolf Zwicknagel, Team Bayerischer Untermain, Betriebsleiter BaySF Heigenbrücken Thomas Verron, Team Nittenau, Betriebsleiter BaySF Burglengenfeld Fritz Maier, Team Kulmbach, Betriebsleiter BaySF Nordhalben wurde. Als pragmatisch hat sich auch erwiesen, dass übergreifend sämtliches Schwarzwild freigegeben ist, dass bei Raub- und Rehwild aber jedes Revier für sich entscheidet. Die Transparenz lässt sich erhöhen, wenn die Schützen per Los auf die einzelnen Reviere verteilt werden. Natürlich haben auch Drückjagden eine Kehrseite der Medaille. So ist es aufwändig, die Drückjagdsitze zu fertigen und zu unterhalten und das Sichtfeld freizuhalten. Auch gute Hunde kriegt man nicht mehr umsonst. Den Aufwand und die Kosten für die Verkehrssicherung an Straßen sollte man nicht unterschätzen, Straßen und Bahnlinien sind für die Hunde gefährlich und es muss dafür gesorgt werden, dass sich keine Unbeteiligten im Jagdgebiet aufhalten. Zunehmend stellt sich auch die Frage, ob man das erlegte Wild noch vermarkten und die Kosten für die Wildbretuntersuchungen (Radiocäsium, Trichinen, Schweinepest ) tragen kann. Bei abnehmender Sauendichte wird das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag ungünstiger. Die Optimierung von Drückjagden bleibt also ebenfalls eine Daueraufgabe, man muss die Motivation der Beteiligten aufrecht erhalten und die Lasten bei der Organisation gerecht verteilen. Die Anlage von Bejagungsschneisen ist einfacher geworden, seit es die entsprechenden Nutzungscodes für den Mehrfachantrag gibt, weil ein Herausmessen dieser Flächen entfällt. Allerdings können mit den Codes noch nicht alle Maßnahmen aus dem Kulap abgedeckt werden. Dann muss vermessen werden. Das sollte sich möglichst bei der Neuauflage des Kulap ändern. Einfacher ist es, die Bejagungsschneisen im stehenden Mais vor der Ernte anzulegen. So kann der Aufwuchs verwertet werden und es entsteht keine Bürokratie. Es muss aber ein Minderertrag in Kauf genommen werden und manchmal waren die Sauen schon vor dem Häckseln da, wie Harald Köppel aus der Steuerungsgruppe Pottenstein/ Schnabelwaid berichtete. Weil die Sauen die Veränderung erkennen, wird der Jagderfolg nicht unbedingt erhöht, es entsteht aber ein Vergrämungseffekt . -8 Die Sauen an den Ort bannen Erprobt wurde im Projekt auch das digitale Schwarzwildinformationssystem (SIS). Wie Stefan Köhler, stellvertretender BBV-Bezirkspräsident von Unterfranken und Beteiligter im Projektgebiet Untermain, erklärte, wird das System vor Ort von Landwirten, Jagdgenossen, Jägern und Förstern eigenverantwortlich betrieben. Es liefert Informationen darüber, wann sich die Sauen wo aufhalten, so dass dann auch konkrete jagdliche Maßnahmen abgeleitet werden können. Nach dem Start in Aschaffenburg wurde das SIS (www. bayerischerbauernverband.de/sis) in allen anderen Projektgebieten ab Oktober 201 2 und unabhängig vom Schwarzwildprojekt seit 2013 im Sachsenrieder Forst eingesetzt. Es gibt drei Nutzerebenen. Der normale Internetnutzer kann nur das sehen, was die Beiteiligten öffentlich sichtbar machen wollen. Die registrierten Nutzer können selbst Informationen einstellen: Wildbeobachtungen, Schadensmeldungen, Kirrungen, Verkehrsunfälle oder Abschüsse. Die Systennadministratoren kümmern sich um das Systemmanagement. Zentrales Modul des SIS ist eine interaktive vergrößer- und verkleinerbare Karte, bei der ein Orthofoto mit einer topografischen Karte kombiniert ist. Es kann bis auf Parzellenebene heruntergezoomt werden, so dass eine genaue Verortung von Ereignissen möglich ist. Export sowie Aufbereitung und Auswertung der Daten sind ebenfalls mit wenig Aufwand möglich. Nach den Worten von Heinrich Hofstetter aus dem Projektteam Nittenau begegnen sich im SIS Landwirte, Jagdgenossen, Jäger und Förster auf Augenhöhe. Eine gezielte Bejagung an schadensträchtigen Flächen kann zeitnah abgestimmt werden. Und obwohl das System modern und webbasiert ist, bleibt es benutzerfreundlich und erfordert keine tiefgreifenden Computerkenntnisse. Dennoch würde man sich eine intensivere Beteiligung wünschen. Mancher habe ein Problem, die eigenen Daten für die anderen registrierten Benutzer offenzulegen, so berichtete jedenfalls Matthias Huttner aus der Steuerungsgruppe Pottenstein und Schnabelwaid. Wenig hilfreich sei es auch, dass mit BJVdigital ein eigenes Monitoringsystem ausschließlich für Jäger existiert. BBV von links: Heinrich Hofstetter, Team Nittenau, Jagdvorsteher Matthias Huttner, Team Pottenstein/Schnabelwaid, AELF Bayreuth Harald Köppe!, Team Pottenstein/ Schnabelwaid und Kulmbach, BBV-Geschäftsführer Bayreuth-Kulmbach Maximilian Freiherr von Wiedersperg, Team Nittenau, Waldbesitzer und Eigenjagdbesitzer Stefan Köhler, Team Bayerischer Untermain, BBV-Kreisobmann -9 Kirren heißt nicht kippen Die Ernährungsbedingungen für Schwarzwild haben sich verbessert, aber Waldmast, Fruchtfolge oder die Verfügbarkeit von tierischem Eiweiß sind durch den Menschen nicht beeinflussbar. Umso mehr gilt es, laut Michael Berngruber aus der ca. 130 kg Mais je Pirschbezirk und Jahr ausgebracht werden. Es wird zwar in der Hälfte der Pirschbezirke mehr als die Hälfte des Abschusses an Kirrungen getätigt, aber in mehr als einem Drittel der Kirrungen erfolgte gar kein Abschuss. Im Durchschnitt wurden von 2006 bis 2012 jährlich rund 50 Sauen auf der Einzeljagd erlegt. Das heißt, es wurden pro erlegte Sau 2 Zentner Mais investiert , so Zwicknagel. Die Kirrung sei zwar effektiv, aber „jede Kirrung, an der nicht konsequent gejagt wird, ist kontraproduktiv", so Zwicknagels Fazit. Auch in der Projektregion Nittenau wurde ein Kirrkonzept erstellt, das Thomas Verron vom Forstbetrieb Velburg vorstellte. Danach soll nur im Wald gekirrt werden, um die Sauen von den Feldern fernzuhalten, und nur in der vegetationsarmen Zeit. In Mastjahren unterbleibt die Kirrung. Es wird nur mit Apfeltrester, Getreideschrot und Mais gekirrt. Je 100 ha Wald gibt es eine Kirrung und es wird maximal 1 kg pro Kirrung ausgebracht. Nachbeschickt wird erst, wenn alles aufgefressen ist. Nach Aussage von Fritz Maier aus der Lenkungsgruppe in Kulmbach beeinflusst jede Kirrung das Raum- und Zeitverhalten der Sauen und deren Geburtenrate, so dass jede Kirrung auch revierübergreifend wirkt. Deshalb sollten die Kirrkonzepte auch revierübergreifend geplant werden. Dabei könne man auch konkurrierende Kirrungen auflösen und eine Kirrung an optimaler Stelle gemeinsam betreiben. N. Hahn Steuerungsgruppe Pottenstein/Schnabelwaid, auf die steuerbaren Faktoren zu achten. Das heißt, man sollte keine Silo- und Getreideabfälle mehr in den Wald fahren und Ernterückstände so weit wie möglich beseitigen. Rehwildfütterungen sollten vor Schwarzwild gesichert werden und es sollte da kein Mais rein. Vor allem aber sollte man sich Gedanken machen über das Kirren. Rudolf Zwicknagel vom Forstbetrieb Heigenbrücken im Projektgebiet Bayerischer Untermain hat ermittelt, dass in dem Forstbetrieb in 34 Pirschbezirken auf ca. 4000 ha Jagdfläche rund 1,6 Kirrungen je Pirschbezirk bestehen und Nachts sind Sauen ... grün Im Projekt wurden auch künstliche Lichtquellen und Nachtzielgeräte erprobt. Wie Otto Kreil aus der Projektgruppe Kulmbach deutlich machte, ging es nicht um Streckensteigerung, sondern darum, ob diese Techniken überhaupt praktikabel sind. 42 Jäger aus vier Modellregionen nahmen an dem Versuch teil. Mit den Nachtzielgeräten wurden 139 Sauen erlegt, mithilfe von Taschenlampen 40. Mit 70 Frischlingen und 95 Überläufern wurde überwiegend in die Jugendklasse eingegriffen. 162 Sauen wurden beim Ansitz erlegt und 89 an oder auf Schadensflächen. Die durchschnittliche Schussentfernung lag bei 60 Metern mit den Nachtzielgeräten und bei 53 Metern mit den Taschenlampen. Bei 150 der erlegten Sauen war ein sicheres Ansprechen nur mithilfe der Nachtzieltechnik bzw. Lampen möglich und bei 154 Sauen war nur durch diese Technik ein sicherer Schuss möglich. 153 der Sauen hätten ohne die Hilfsmittel zum gleichen Zeitpunkt nicht erlegt werden können. Otto Storbeck aus dem Projektteam in Nittenau folgerte aus den Ergebnissen, dass man Nachtaufheller zulassen sollte, um in Problemgebieten eine sichere und auch tierschutzgerechte Jagd durchführen zu können. von links: BBV Otto Kreil, Team Kulmbach, 2. Vorsitzender Jagdschutz- und Jägerverein Kulmbach e.V. Otto Storbeck, Team Nittenau, Vorsitzender Jägervereinigung Nittenau e.V -10 Problem erkannt! Problem gebannt? Podiumsdiskussion „Schwarzwild in Bayern — wie geht's weiter?" Wir sichern die grenzenlose Unterstützung des Staates bei der Bejagung von Schwarzwild zu." Der erste Satz von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner nagelte den Vertreter der Landesregierung gewissermaßen fest. Dabei lobte Brunner zunächst die gelungene Zusammenarbeit aller Beteiligten in den Projektregionen und erklärte, die Grundzüge des im Rahmen des Projektes entwickelten Schwarzwildinformationssystems in Form eines staatlichen Wildtierportals flächendeckend für Bayern zur Verfügung stellen zu wollen. Es liege dann an den Beteiligten selbst, dieses Instrument zu nutzen. Es geht nur gemeinsam. Darin waren sich (v. L) Bernhard Weiler, Enno Piening, Helmut Brunner (3. v. r.), Gudrun Brendel-Fischer (2. v. r.) und Reinhard Nett (r.) bei der Podiumsdiskussion einig. Moderiert hat Sepp Kellerer (3. v. I.). BBV In der ersten Fragerunde interessierte die Fachbesucher brennend, wie es in Sachen Nachtzieltechnik weitergeht. „Entscheidungsgrundlage ist das Pilotprojekt. Dieses wollten wir abwarten, doch jetzt werden wir handeln", versprach der Minister. „Welchen Grund sollte die Staatsregierung haben, bei der Einführung einer sinnvollen Verbesserung in der Bejagung auf Zeit zu spielen?", reagierte er auf eine kritische Äußerung aus dem Publikum. Wie Gudrun Brendel-Fischer ergänzte, hat der Landwirtschaftsausschuss einen Prüfauftrag zur Verwendung der Nachtzieltechnik erteilt. Sie spreche sich für mehr Eigenverantwortung aus und wolle es den Jägern überlassen, welche Technik sie zur Jagd einsetzen . Nicht zuletzt sei der Wunsch der Verwendung von Nachtzielgeräten und künstlichen Lichtquellen von zahlreichen Jägern an sie herangetragen worden. Als hinderlich für den Test der technischen Hilfsmittel bezeichnete Brendel-Fischer die strikt ablehnende Haltung des Landesjagdverbandes. Spätestens seit die Afrikanische Schweinepest vor der Tür steht, sollte jeder Jäger die zwingende Notwendigkeit der Regulierung der Schwarzwildbestände erkannt haben. „Jagdverband und Bauernverband haben so viele Schnittmengen, die wir gemeinsam bearbeiten können — ich kann meine Kollegen an der Basis nur anhalten, diesen Weg zu gehen", sagte Enno Piening, Vizepräsident des BJV. Noch deutlicher wurde Helmut Brunner: „Ich appelliere an die Jäger, Grundstücksbesitzer und Landwirte zusammenzuarbeiten ", sagte er. Auch Reinhard Neft betonte, dass es nur „miteinander, regional und partizipativ" funktioniere. Deshalb arbeiten die BaySF-Mitarbeiter in den Projektgebieten tatkräftig mit. Die BaySF seien bereit, weitere Projekte zu unterstützen und Vorreiter zu sein. Schon heute seien die BaySF an vorderster Stelle bei der Organisation von gemeinsamen Drückjagden , werden aber das Problem nicht allein lösen können, sagte Neft. Die Staatsforsten wollen auch Flächen für ein Schwarzwildgatter zur Hundeausbildung bereitstellen. Bernhard Weiler lobte die Projektgebiete als Leuchtturmprojekte . Diese müssten jetzt in ganz Bayern Nachahmer finden. „Denn dort, wo Landwirte und Jagdvorstände auf Augenhöhe eingebunden sind, arbeiten Schwarzwild-Arbeitsgemeinschaften sehr viel effizienter", betont der BBV-Präsident. Aber auch die 2002 verabschiedeten Bejagungsrichtlinien müssten endlich flächendeckend umgesetzt werden, insbesondere die revierübergreifenden Bewegungsjagden und ein wesentlich höherer Bachenabschuss. Weiler sieht bei der Schwarzwildregulierung die Jäger nicht überfordert, sondern besonders gefordert. Bernhard Weiler sprach sich dafür aus, dass mehr Landwirte den Jagdschein machen. „Wir wollen auch in der Fachschulausbildung die Jägerprüfung anbieten", stimmte der Minister zu, forderte aber auch eine stetige Fortbildung der Jäger. Die Podiumsteilnehmer gingen auf verschiedene weitere Themen ein. So sei laut Piening, BJV, die Frischlingsbejagung das A und 0, während aus dem Publikum Forderungen nach ganzjährigen Abschussmöglichkeiten für nicht-führende Bachen und Keiler laut wurden. Zum Thema Schonzeitaufhebung werde ein Antrag eingebracht, sagte Brunner. Eine Deckelung der Wildschadensregulierung in Jagdpachtverträgen hält Piening persönlich für nicht sinnvoll, aus Sicht des BJV vertrete er hier allerdings eine andere Auffassung. Der Vorsitzende des Bund Bayrischer Berufsjäger Max Keler, schlug vor, in Problemgebieten professionelle Hilfe durch Berufsjäger anzubieten. Um die Wildbretvermarktung zu erleichtern, will Brendel-Fischer ein Vermarktungsprojekt auf den Weg bringen. Auch bei der Trichinenschau will Brendel-Fischer für Entlastung sorgen. Der Landwirtschaftsausschuss habe einen Prüfauftrag erteilt, ob die Gebühr staatlicherseits übernommen werden könnte. Moderator Sepp Kellerer schlug vor, dass einfach die zuständigen Kreisverwaltungsbehörden gesammelt die Gebühren mit dem zuständigen Ministerium abrechnen könnten. Schließlich besteht ein übergeordnetes öffentliches Interesse, nämlich den Ausbruch von Tierseuchen wieder Schweinepest zu verhindern. Stefanie Härte!, Johann Koch El „Brennpunkt Schwarzwild - Projekt zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte" Positionspapier der ARGE Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im Bayerischen Bauernverband zu den ersten Ergebnissen des Projektes Die Schwarzwildproblematik ist seit Jahren Dauerthema in den Diskussionen zwischen Jagdgenossen und Jägern, sei es aufgrund örtlich weiter angestiegener Schäden in Feldern und Grünland oder wegen der aktuell deutlich gewachsenen Gefahr des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest. Hinzu kommt eine steigende Sensibilität der Öffentlichkeit aufgrund zunehmender Verkehrsunfälle mit Schwarzwild. Eine Entspannung der Situation wird von Experten trotz der anerkennenswerten Rekordstrecke für Bayern jedoch nicht erwartet, außer das Schwarzwild würde noch konsequenter bejagt. Der Bayerische Bauernverband (BBV) und die Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (ARGE) haben größtes Interesse an praxisgerechten Lösungen, die zu einer Entschärfung der Schwarzwildprobleme und zu einer Versachlichung der Diskussionen beitragen. Insbesondere gilt es Wildschäden möglichst zu vermeiden und die Gefahr des Ausbruchs von Tierseuchen zu minimieren . Im Oktober 2009 hat der BBV den Anstoß für das Projekt „Brennpunkt Schwarzwild — Projekt zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte" gegeben. Mit der Projektleitung wurde die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) beauftragt. Zentraler Punkt des Vorhabens war das gemeinsame Erarbeiten von Zielsetzungen, Lösungswegen sowie die Umsetzung von Maßnahmen durch die Landwirte, Jagdvorstände, Jäger, Waldbesitzer, BaySF-Mitarbeiter und Behördenvertreter vor Ort, und zwar gemeinsam und auf gleicher Augenhöhe. Begründet auf den Erfahrungen des Projektes und den Erkenntnissen von Landwirten, Jagdvorständen, Jägern, Waldbesitzern, BaySF-Mitarbeitern und Behördenvertretern in ganz Bayern leitet die ARGE folgende zentrale Handlungsfelder ab: 1. BBV und ARGE sehen die gemeinsamen Aktivitäten der Beteiligten in den Projektgebieten vor Ort sehr positiv. Hier gelang es in sehr hohem Maße die Weichen vom Gegeneinander und Übereinander zum gemeinsamen Miteinander und Füreinander als neue Form der Kommunikation zu stellen. Emotionale Diskussionen mit gegenseitigen Schuldzuweisungen wurden durch die sachorientierte Suche nach gemeinsamen Lösungswegen abgelöst. Dieser neue Weg ist zukunftsweisend. BBV und ARGE werden auch künftig alle gemeinsamen regionalen Initiativen von Landwirten, Jagdgenossenschaften, Jägern, Waldbesitzern und BaySF-Mitarbeitern bestmöglich unterstützen. 2. Das Schwarzwild-Informationssystem (SIS) ist als wichtige Grundlage für das zielgerichtete Schwarzwildmanagement für alle Beteiligten (Landwirte, Jagdgenossenschaften, Eigenjagdbesitzer , Jäger, BaySF, Behörden) vor Ort durch den Freistaat Bayern aktiv flächendeckend in Bayern voranzutreiben. Mit dieser Daten- und Kommunikationsplattform wird die notwendige Transparenz hergestellt, die die Basis für ein funktionierendes , konsequentes Handeln darstellt. 3. In Problemgebieten sind für eine tierschutzgerechte und sichere Jagd moderne Nachtzieltechniken durch die Behörden zuzulassen. Die politisch Verantwortlichen und Behörden werden aufgefordert, den Einsatz ggf. durch entsprechende rechtliche Weichenstellungen zu ermöglichen . 4. Der Einsatz von weiteren technischen Hilfsmitteln zur Schwarzwildbejagung ist im Rahmen eines Projektes zu testen. Dazu zählt beispielsweise auch der Einsatz von Drohnen, die mit Infrarot-/Wärmebildtechnik ausgestattet zum Aufspüren von Schwarzwild v.a. in großen Rapsoder Maisfeldern zum Zwecke der Vergrämung und Wildschadensprävention eingesetzt werden könnten. 5. Die von Landesjagdverband Bayern e.V., Bayerischen Waldbesitzerverband e.V., Bayerischen Bauernverband sowie der ARGE Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer unter der Federführung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Jahr 2002 gemeinsam erarbeiteten und beschlossenen Bejagungsrichtlinien sind endlich flächendeckend 1:1 umzusetzen. Die Auswirkungen der Bejagung nach den Vorgaben der Richtlinie sind wissenschaftlich fundiert zu erfassen und zu bewerten. Die Bejagungsrichtlinien sind um weitere innovative Wege zu ergänzen, z.B. innovative Bewegungsjagdmodelle, Regelung zu überjagenden Hunden, revierübergreifend abgestimmte Kirrjagdkonzepte. 6. Wenn die Vor-Ort-Beteiligten sich auf bestimmte Schwarzwildmanagementmaßnahmen geeinigt haben, so sind diese Maßnahmen von den Behörden bestmöglich zu unterstützen (z.B. verkehrsrechtliche Anordnungen, Trichinenschaugebühren , Errichtung von Schwarzwildübungsgatter für Jagdhunde). 7. Zur Umsetzung der genannten Punkte sind im Interesse des Gemeinwohls (u.a. Tierseuchenproblematik und daraus entstehende enorme volkswirtschaftliche Schäden) staatliche Finanzierungsmittel zur Verfügung zu stellen. Mit der Durchführung von Projekten und Maßnahmen sollten grundsätzlich neutrale öffentliche Institutionen und Forschungseinrichtungen beauftragt werden. Nürnberg, den 26. Mai 2014 El Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Bayerischer Bauern Verband Nummer 3 Oktober 2013 Jahrgang 29 INHALT Waldpakt stärkt Waldbesitzer KersiW9 Herbstzeit ist Erntezeit See • Gesellschaftsjagden 7iN sorgfältig planen 75ei Grundsätze zur 21--- Bewegungsjagd Versicherungsschutz in der Landwirtschaftlichen Unfallversicherung Seite 10-13 Verbiss an Kurzumtriebsplantagen r7 Jagdrecht in Kürze Tuberkulose bei Rind und Rotwild Afrikanische Schweinepest Bundesverdienstkreuz für Heinrich Schreitmüller ' Neue Bücher Wussten Sie schon, dass... - 7 - Die SVLFG rät: Gesellschaftsjagden sorgfältig planen! Vom Herbst bis in den Winter hinein werden wieder viele Gesellschaftsjagden - Treibjagden auf Niederwild, Bewegungsjagden auf Schalenwild - in unseren heimischen Revieren angeblasen. Damit die Jagd für alle Teilnehmer unfallfrei bleibt, weist die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) darauf hin, dass vor allem bei Gesellschaftsjagden auf die Einhaltung verbindlicher Sicherheitsvorschriften geachtet werden muss. Neben den traditionellen Formen der Treibjagden gewinnen großangelegte revierübergreifende Bewegungsjagden , insbesondere auf Schwarzwild, an Bedeutung. Gerade Gesellschaftsjagden stellen aber einen hohen Anspruch an den einzelnen Jäger, Hund und Nachsuchenführer, aber auch die Treiber, um den Jagdablauf erfolgreich, waid- bzw. tierschutzgerecht und allen voran sicher zu gestalten. Sorgfältige Planung und Leitung sowie ein diszipliniertes Verhalten aller Jagdteilnehmer sind dafür Voraussetzung! Über 70 Prozent aller Unfälle mit Jagdwaffen ereignen sich bei Gesellschaftsjagden. Auch im vergangenen Jahr wurden den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften wieder schwere Jagdunfälle - mehrere sogar mit tödlichem Ausgang gemeldet. Natürlich weiß jeder Jäger um die Gefahren bei Treibund Drückjagden. Und doch führen Leichtsinnigkeit, „Schusshitzigkeit" oder übertriebener Jagdeifer schnell zu einer Gefährdung der Jagdkameraden. Daher ist es nützlich, sich immer wieder an die Hauptregeln für das Verhalten auf Gesellschaftsjagden zu erinnern. Die einschlägigen Unfallverhütungsvorschriften (VSG 4.4 „Jagd") stehen übrigens auch auf der Rückseite des Jagdscheins zum Nachlesen ! Eine besondere Rolle bei Gesellschaftsjagden fällt dem Jagdleiter zu. Er ist unter anderem dafür verantwortlich , dass vor Beginn der Jagd der Jagdschein durch ihn oder einen Beauftragten kontrolliert wird. Inhaber von Jugendjagdscheinen dürfen nach dem Bundesjagdgesetz an Gesellschaftsjagden nicht als Jäger teilnehmen, Kinder unter 14 Jahren dürfen auch nicht als Treiber teilnehmen; dass die Schützen und Treiber vor Beginn der Jagd über die notwendigen Sicherheitsbestimmungen belehrt und ihnen die Signale bekannt gegeben werden; dass alle Teilnehmer der Jagd entsprechende Warnbekleidung tragen; dass den Schützen ihre Stände zugewiesen werden und die Nachbarstände und Schussbereiche gezeigt werden; dass die einzelnen Treiben und Schussbereiche so gestaltet sind, dass niemand gefährdet wird; dass die Jagd beendet wird, wenn die Sichtverhältnisse schlecht werden. Gesellschaftsjagden sind besonders gefährlich, weil an ihnen zahlreiche Personen im Jagdgeschehen teilnehmen und dadurch im Gefahrenbereich der Schusswaffen anwesend sein können. Neben den allgemeingültigen Grundsatz: „Jeder haftet für seinen Drückjagdhochsitze erhöhen bei Bewegungsjagden auf Schalenwild die Sicherheit, da der Schütze einen besseren Kugelfang hat. Foto: SVLFG Schuss" müssen auch die Schützen beachten, dass die Waffe erst auf dem Stand geladen wird und nach Beendigung des Treibens sofort zu entladen ist, sofern der Jagdleiter nichts anderes bestimmt hat; dass sie sich deutlichfarblich von der Umgebung abheben, z. B. mindestens Hutband beim Schützen — besser noch mit Warnweste; dass die Waffe außerhalb der Treiben entladen, mit geöffneten Verschluss und mit der Mündung nach oben oder abgeknickt geführt wird; dass sie sich nach Einnahme des Standes mit ihren Nachbarn verständigen und den Stand bis zum Ende des Treiben nicht verlassen; dass kein Durchziehen durch die Schützen — oder Treiberlinie erfolgt und nicht in Richtung anderer Personen angeschlagen und geschossen wird, wenn sich Personen in gefahrbringender Nähe befinden; dass Durchgeh- und Treiberschützen ihre Waffen nur entladen mitführen dürfen, außer auf Feldstreifen und Kesseltreiben. Das Mitführen einer „unterladenen" Schusswaffe ist ausnahmsweise für Durchgeh- und Treiberschützen für den Eigenschutz, Fangschuss und den Schuss auf vom Hund gestelltes Wild zulässig. Die UVV Jagd mit den Hinweisen zur Planung, Durchführung und zur Ansprache des Jagdleiters bei der Niederwild- und Schalenwildjagd können Sie auch bei Ihrer zuständigen Berufsgenossenschaft anfordern oder aus dem Intenet herunterladen (www.sylfg.de/60-service/serv02_brosch/serv0201praev /serv020101_brosch/ASG jagd.pd0. In diesem Sinne für die herbstlichen Jagden stets einen sicheren Ablauf, guten Anblick und viel Waidmannsheill lii - 8 - Bewegungsjagden gewinnen bei der Regulierung von Schalenwild weiter an Bedeutung. Foto: Böhm Grundsätze zur Bewegungsjagd Bewegungsjagden gewinnen bei der Regulierung der Schalenwildbestände, insbesondere bei der Bejagung von Schwarzwild und Rehwild, zunehmend an Bedeutung. Seit der Verankerung der revierübergreifenden Bewegungsjagden in den Richtlinien zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände wird dieser Jagdart deutlich mehr Gewicht zugemessen, schließlich haben sich Bewegungsjagden bereits vielfach bewährt. Auch zahlreiche Jäger sehen in gut organisierten Bewegungsjagden inzwischen ein unverzichtbares Instrument zur Bejagung des Schalenwildes und können Erfolge vorzeigen. e, In der Praxis werden Bewegungsjagden auf Schwarz- Reh-, Rot- und Gamswild durchgeführt, wobei durchaus wildspezifische Unterschiede bei der Durchführung bestehen. Die Entscheidung, ob nur auf eine oder mehrere Schalenwildarten gejagt wird, kann jeder Jagdleiter eigenverantwortlich treffen. In jedem Fall sollte aber das jagdliche Gesamtkonzept der jeweiligen Bewegungsjagd revierübergreifend intensiv miteinander abgestimmt werden. Denn nur so ist das Ziel, Strecke zu machen, auch zu erreichen. Dies gilt besonders für das Schwarzwild. Wie Anfragen der letzten Wochen zeigen, besteht jedoch weiterhin Informationsbedarf. Deshalb sollen trotz fortgeschrittener Jahreszeit im vorliegenden Beitrag einige Grundsätze zur Bewegungsjagd abgehandelt werden. Für die Schwarzwildbejagung im verbleibenden Jagdjahr können sie durchaus noch Beachtung finden. Von Jagdpraktikern für Jagdpraktiker Vor einigen Jahren hatte das bayerische Landwirtschaftsministerium Vertreter des Landesjagdverbandes Bayern und des Staatswaldes zu einer Expertentagung „Bewegungsjagd" eingeladen. Ziel der Tagung war, dass erfahrene Jagdpraktiker aus dem Kreis der privaten Jägerschaft und der Förster in einem moderierten Workshop allgemein anerkannte Regeln für die Durchführung von Bewegungsjagden erarbeiten. Bewegungsjagden erfordern eine gewisse Vorlaufzeit zur sorgfältigen Planung und Organisation. Die folgenden Grundsätze zur Bewegungsjagd, die von Landesjagdverband Bayern und Bayerische Staatsforsten getragen werden, sollen dem Jagdleiter für die Vorbereitung und Durchführung einer erfolgreichen Jagd dienen. 1. Ziele der Bewegungsjagd Bewegungsjagden sind eine wirkungsvolle Jagdmethode zur Anpassung von Wildbeständen an ihren Lebensraum; zur Steuerung der Raumnutzung von Wildbeständen ; zur Herstellung und Erhaltung wildbiologisch richtiger Sozialstrukturen und Lebensmöglichkeiten ; zur Vermeidung des Jagddruckes und der Wildschäden ; Bewegungsjagden tragen in besonderer Weise den veränderten Waldstrukturen Rechnung und bieten eine gute Möglichkeit, durch gemeinsames Jagen Jagdkultur zu leben; Bewegungsjagden sind Teil eines Jagdkonzeptes , in dem die örtlichen Verhältnisse sowie die Interessen von Grundeigentümern und Öffentlichkeit berücksichtigt sind; der Erfolg der Jagd soll sich messen an der Höhe und der Zusammensetzung der Strecke; langfristig soll die Bewegungsjagd eine ausgewogene Sozialstruktur der Wildbestände und die Rückkehr zu artgerechtem Verhalten fördern und die Wildschäden senken. 2. Konfliktvermeidung und Organisation Die Planung und Organisation der Bewegungsjagd muss so ausgerichtet sein, dass nach allem Ermessen ein Überjagen der Hunde in benachbarte Reviere ausgeschlossen werden kann. Wird im Bereich von Reviergrenzen mit Hunden gejagt, sind Reviernachbarn zu verständigen. - 9 - Die kleinräumige Jagd ausschließlich auf Schwarzwild ist keine Bewegungsjagd in diesem Sinne. Bewegungsjagden sollen ab Oktober bis Jahresende nicht jedoch bei hoher Schneelage und/ oder Harsch stattfinden. Bewegungsjagden müssen rechtzeitig vor Dunkelheit beendet werden. Die Freigabe von Wild und die Kontrolle der Strecke durch den Jagdleiter muss die Sozialstruktur des Wildes und die Erfordernisse des Tierschutzes berücksichtigen. 3. Hunde Grundsätzlich können alle Jagdhunde auf Bewegungsjagden eingesetzt werden, die I gegenüber Mensch und Artgenossen verträglich sind, spurlaut bzw. fährtenlaut jagen, wesen sfest, wildscharf sind und nicht anschneiden und einen ausgeprägten Orientierungssinn haben Für den Hundeeinsatz gilt weiterhin: Art und Anzahl der eingesetzten Hunde richtet sich nach den wild- und revierspezifischen Verhältnissen . Nur erfahrene und eingejagte Hunde sollen eingesetzt werden, die während des Treibens einzeln jagen. Meuten, die gesundes Wild fangen, werden nicht eingesetzt. Für Kontroll- und Nachsuchen müssen qualifizierte Nachsuchegespanne in ausreichender Zahl bereit stehen. Nachsuchen und damit verbundene Maßnahmen führen nur die von der Jagdleitung beauftragten Personen durch. Zur Planung des Hundeeinsatzes gehören auch Vorkehrungen zu deren Sicherheit, tierärztliche Versorgung und die Versicherung der Hunde. Nur erfahrene, orts- oder kartenkundige Treiber und Hundeführer sollen nach Maßgabe der VSG eingesetzt werden. 4. Tierschutz Bei der Schussabgabe sind Gesichtspunkte des Tierschutzes und der Wildprethygiene zu beachten. Bewegtes Wild stellt hohe Anforderungen an die Schießfertigkeit der Jäger. Daher sind Schüsse zu unterlassen, die keine hinreichende Treffsicherheit erwarten lassen. Ziel ist die Erhaltung der Sozialstruktur. Abhängige Jungtiere sind vor dem Muttertier zu erlegen (z. B. beim Rotwild ist das Kalb während der ganzen Jagdzeit abhängig). Eine Hetzjagd (§19 BJG) ist nicht zulässig. 5. Wildprethygiene Schlechte Schüsse entwerten das Wildpret. Fachgerechtes und rechtzeitiges Aufbrechen, vorschriftsmäßiges Auskühlen, Transportieren und Lagern sind sicherzustellen. 6. Sicherheitskonzept Die Sicherheit hat bei der Planung, Organisation und Durchführung oberste Priorität. Dem Jagdleiter fällt hierbei die zentrale Verantwortung zu. Bei der Auswahl und Abgrenzung des Jagdgebietes ist jede erkennbare Gefährdung Dritter auszuschließen (Straßen, Siedlungen usw.). Die Rettungskette muss im Ernstfall reibungslos funktionieren. Um Unfällen vorzubeugen, dienen folgende Maßnahmen: - Arzt und Tierarzt informieren (Jagdtag, -ort etc.); - Auswahl der Schützenstände (UVV—Jagd, Bewuchs); Auswahl der Schützen (Ausbildung, Training, Verantwortungsbewusstsein); Sicherheitsbelehrung (Stand, Beginn und Ende, Gefahrenbereich, Ahndung von Verstößen); - sicherheitsrelevante Ausrüstung und Maßnahmen (Warnweste, Hutband, Halsband, Straßensperrungen , moderne Kommunikationsmittel ); - Kontrolle des Sicherheitskonzeptes. 7. Schießfertigkeit Hohe Schießfertigkeit ist die Voraussetzung für die verantwortungsvolle Jagd unter Achtung des Tieres als Mitgeschöpf. Hierfür ist diszipliniertes Schießen und Sicherheit beim Ansprechen erforderlich. Diese geforderten Eigenschaften sind durch Aus- und ständige Fortbildung bzw. Training eigenverantwortlich zu gewährleisten. Der Jagdleiter sollte durch entsprechende Vorund Nachbereitung auf die Schießfertigkeit und Disziplin der Teilnehmer Einfluss nehmen. Eine allgemeine Checkliste kann natürlich nicht alle Probleme lösen. Manchmal wirft sie auch Fragen auf, vor allem, wenn die Planung auf die speziellen Revierverhältnisse abgestimmt werden soll. Erfahrene Jagdpraktiker werden hier sicher gerne Hilfestellung geben, so dass man nicht nur aus den eigenen Fehlern lernen muss. Jagdzeitschriften und die einschlägige Fachliteratur geben weitere Detailinformationen und Anregungen. Entscheidend für den Erfolg einer revierübergreifenden Bewegungsjagd ist jedoch der Wille zur Zusammenarbeit und der Wille, gemeinsam Strecke zu machen. Revieregoismus wäre angesichts der enormen Probleme mit Schwarzwild völlig fehl am Platze. 111 Nummer 3/4 Dezember 2011 Bayerischer Bauern Verband Jahrgang 27 Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer INHALT Verbesserte Planungsgrundlagen Seite 2-7 Staatsminister Helmut Brunner zur Weiterentwicklung des Forstlichen Gutachtens Seite 8-10 Beispiel macht Schule Wald-Wild-Preis Seite 11-14 Jagdleitfaden neu aufgelegt Seite 14 60.500 Wildschweine erlegt Seite 15-16 ..)‹. Revierübergreifend jagen rjeir7i6.431: Brennpunkt Schwarzwild - Jagdrecht in Kürze Seite 20 Wirtschaftsjahr 2010/11 Erholung von niedrigem Niveau Seite 21 Ihre Unterschrift zählt Stoppt den Landfraß Seite 22-24 BMELV informiert über das Verhalten beim Waldbesuch Seite 25-26 Sepp Kellerer neuer Chefredakteur Seite 26 Wir wünschen unseren Mitifiedern via Grück, Gesundheit und Erfoq im. neuen Jahr. Neue Bücher Seite 27 Wussten Sie schon, dass... Seite 28 - 17 - Schwarzwild aktuell - Revierübergreifend jagen! Dass der Schwarzwildbestand drastisch zurückgegangen sei, wie mancherorts zu hören, muss bezweifelt werden, zumal sich in einigen Gebieten schon wieder erste Grün landschäden abzeichnen. Aufgrund der vielerorts üppigen Baummast und wegen des bislang fehlenden Schnees fallen die Abschusszahlen beim Schwarzwild im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich geringer aus. Das ist eher ein deutliches Alarmzeichen, sich jetzt nicht zurückzulehnen, wenn der Bestand einreguliert werden soll. Einmal mehr zeigt sich nämlich, dass die Bejagung des Schwarzwildes an der Kirrung in Form von Einzeljagd unter solchen Rahmenbedingungen schnell an ihre Grenzen stößt, der Jagderfolg massiv zurückgeht oder sogar ganz ausbleibt. Wie uns von Schwarzwildjägern berichtet wird, sind außerdem die Bachen in der Regel gut genährt und hatten teilweise schon Ende Oktober reichlich Föten inne. Viel Nachwuchs und somit ein hoher Bestandeszuwachs im kommenden Jahr ist bei den guten natürlichen Nahrungsbedingungen zu erwarten. „Schweinegold" lockt nicht Das „Schweinegold", wie die Maiskörner in Jägerkreisen genannt werden, ist für das Schwarzwild in Jahren, in denen es reichlich Eicheln und Bucheckern in den Laubwäldern findet, allenfalls zweite Wahl. Die Folge ist, dass die Sauen nur sporadisch die Kirrungen, die die Jäger zum Zwecke des Erlegens anlegen, aufsuchen. Der Aufwand, auf dem Einzelansitz ein Stück Schwarzwild zu erlegen, ist unter den diesjährigen Bedingungen deshalb unverhältnismäßig groß, der jagdliche Erfolg trotz dicken Sitzfleisches vieler Jäger gering. Erschwerend kommt der Witterungsverlauf hinzu, der bislang kaum Schnee brachte. Da das Schwarzwild überwiegend nachtaktiv ist, wäre, wie im vergangenen Winter, Schnee für den Jagderfolg förderlich, da sich die Ansitzjagd dann nicht nur auf die wenigen Nächte vor und nach Vollmond beschränken müsste. Erfolgreiches Jagen geht trotzdem Wenn die am meisten genutzte Jagdart an der Kirrung keinen Jagderfolg bringt, braucht es gute Alternativen: Es zeigt sich, dass dort, wo professionell revierübergreifende Bewegungsjagden durchgeführt werden, selbst dieses Jahr ordentlich Strecke zu machen ist. Die Situation im diesjährigen Herbst und zu Winterbeginn machen deutlich, dass viel mehr jagdliche Strategien in der Praxis breite Anwendung finden sollten, die unabhängig von Baummast und milden Wintern Möglichkeiten eröffnen, den dringend notwendigen Abschuss zur Regulation des Schwarzwildes zu tätigen. Revierübergreifende Bewegungsjagden stellen hier ein probates Mittel dar. Sie werden deshalb gemeinsam von Landwirtschaftsministerium, Bayerischem Bauernverband, Landesjagdverband Bayern und Bayerischem Waldbesitzerverband gleichermaßen empfohlen. Zwar findet die Empfehlung immer mehr Nachahmer, jedoch bedarf es noch großer Anstrengungen aller Beteiligten, revierübergreifende Bewegungsjagden als unverzichtbare Ergänzung zur Ansitzjagd flächendeckend in Bayern zu etablieren. Während der jagdliche und zeitliche Input bei der nächtlichen Ansitzjagd ausgereizt ist, nutzen die hier und dort durchgeführten Bewegungsjagden oft nicht das mögliche Potential. Es fehlt über die Reviergrenzen hinweg der „tatsächliche Wille zum gemeinsamen Beutennachen". Hier steckt noch viel Spielraum, wenn man gemeinsam und erfolgreich dem Schwarzwild auf die Schwarte rücken will. Der Bayerische Bauernverband mit seinen Arbeitsgemeinschaften der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer appelliert daher an alle Jäger und Jagdverantwortlichen, die nächsten Wochen möglichst noch intensiv zu nutzen. Auch nach Ende der Jagdzeit auf Bachen und Keiler am 31. Januar lässt sich eine revierübergreifende Zusammenarbeit in Form von Sammelansitzen konsequent fortsetzen. Schließlich sind Frischlinge und Überläufer (vorbehaltlich §22 (4) BJagdG Schutz führender Muttertiere) ganzjährig jagdbar. Man muss es nur wollen! Revierübergreifende Bewegungsjagden werden in allen Pilotregionen des Schwarzvvildprojektes als ein wichtiger Schlüssel zur Regulierung der Schwarzwildbestände erachtet. Mehrere Jagden wurden und werden deshalb gemeinsam organisiert und durchgeführt. Beispielsweise wurde im Modellgebiet Kulmbach eine „Musterdrückjagd" von A bis Z geplant, wozu neben einem gemeinsamen Schießkinobesuch, der Standauswahl im Gelände, der Organisation des Hundeeinsatzes und weitere notwendiger Aspekte der Vorbereitung auch die Besprechung der Verkehrssicherungsmaßnahmen gehörte. Das Engagement aller Beteiligten wurden bei der perfekt geplanten und erfolgreich durchgeführten Jagd mit einer ansehnlichen Schwarz- und Rehwildstrecke „belohnt". - 18 - Brennpunkt Schwarzwild Projekt zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte Die Schwarzwildpopulationen in Bayern befinden sich ungebrochen auf sehr hohem Niveau. Und die Ausbreitungstendenz hält weiter an. Von lokalen Ausnahmen abgesehen führte die bisherige Bejagung nicht zu einer spürbaren Reduktion des Schwarzwildes auf ein Niveau, das für Bauern, Jagdgenossen und Jäger akzeptabel wäre. Modellgebiet Pfeffenhausen: Workshoparbeit mit allen Beteiligten zur Entwicklung von Lösungsansätzen und Umsetzungsmaßnahmen. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im Bayerischen Bauernverband sieht es deshalb als notwendig an, ergänzend zu den bisherigen Bejagungsstrategien, neue Ansätze zu erproben. Bereits im Jahr 2002 starteten der Landesjagdverband Bayern (BJV), der Bayerische Waldbesitzerverband und der Bayerische Bauernverband eine Initiative. Unter Federführung des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums wurden Bejagungsrichtlinien erarbeitet, die 2004 Eingang in die „Richtlinien für die Hege und Bejagung des Schalenwildes in Bayern" fanden. Darin werden unter anderem Arbeitsgemeinschaften zur Schwarzwildbejagung empfohlen. Bei den gegebenen widerstreitenden Interessen der involvierten Akteure ist dies leichter empfohlen als in der Praxis umgesetzt. Genau hier setzt das vom Bayerischen Bauernverband initiierte und aus Mitteln der Jagdabgabe finanzierte Projekt „Brennpunkt Schwarzwild — Projekt zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte" an. Das Zusammenbringen und die dauerhafte, zielorientierte Zusammenarbeit von Landwirten, Jägern, Jagdgenossen, Waldbesitzern, Bayerischen Staatsforsten (BaySF) und Behörden (Jagd-, Landwirtschafts -, Veterinärbehörde) auf regionaler Ebene ist hierbei ein wesentlicher Schlüssel zur Bewältigung der Schwarzwildproblenne. Das Projekt bietet den regionalen Akteuren eine Plattform, um ohne Vorgaben von oben herab eigene Lösungskonzepte zu entwickeln (Bottom-up- Strategie) und konkrete Maßnahmen umzusetzen. Dabei definieren die Beteiligten notwendige Ziele selbst, es werden konkrete Maßnahmen geprüft und angewandt, aber auch neue Ansätze ausprobiert, um deren Effektivität auszuloten. Im Rahmen des Projektes wurden fünf über Bayern verteilte Modellgebiete etabliert (Pfeffen hausen/ Ndb., Nittenau/Opf., Aschaffenburg/Ufr., Kulmbach/ Ofr., Schnabelwaid/Pottenstein/Ofr.). Die Initiativen zur Projektteilnahme kamen aus den Regionen selbst. Für die Teilnahme war nicht entscheidend, ob Probleme mit Schwarzwild in den Modellgebieten (schon) massiv zutage traten, es sollten unterschiedliche Ausgangssituationen berücksichtigt werden. Möglicherweise ist die Herausforderung in den Regionen, in denen es um pro-aktives Handeln bzw. das Halten noch niedriger Schwarzwildbestände geht, sogar größer. Modellgebiet Kulmbach: Gemeinsame Vorbereitung einer revierübergreifenden Bewegungsjagd („Musterdrückjagd) - 1 9 - An einem Strang ziehen Aber wie bringt man alle, die eine Rolle bei der Schwarzwildbewirtschaftung spielen oder verstärkt spielen sollten an einen Tisch? Wie gelingt ein partizipativer Ansatz? Es hat sich bewährt, dass ein externer Projektbearbeiter, mit der notwendigen Neutralität und Fachkompetenz ausgestattet, als Ideengeber , Moderator, Impulsgeber, Organisator und Prozessbegleiter fungiert. Er kann die involvierten Personen, unbelastet von bestehenden Animositäten , zusammenführen. Er trägt dafür Sorge, dass die Ergebnisse zusammengefasst und Umsetzungsmaßnahmen gemeinsam mit den Beteiligten evaluiert werden und zwar so lange, bis die Beteiligten die Zusammenarbeit selbstständig weiterführen. Dieser Weg wurde in dem beschriebenen Projekt gewählt. Als Einstieg wurden in den fünf Modellregionen Workshops unter Beteiligung aller Interessensgruppen durchgeführt. Daran nahmen bis zu 80 Personen teil. Die Hauptziele dieser moderierten Workshops bestanden in der Aufarbeitung der bestehenden Schwarzwildprobleme vor Ort (Konsens-Dissens- Diskussionen), der Integration aller unterschiedlichen Standpunkte und Lösungsvorschläge sowie der Herausarbeitung der ersten Grundlagen für ein regionales Schwarzwildkonzept. Basis dafür sind konkrete Zielvereinbarungen, Lösungsstrategien und konsensfähige Umsetzungsmaßnahmen. Schon allein das Zustandekommen dieser Workshops wurde von der Mehrheit der Beteiligten als großer Erfolg gewertet, da man in solcher Zusammensetzung vorher noch nicht zusammengekommen war. Idee und Umsetzung In kleineren, paritätisch besetzten Koordinierungsteams werden derzeit die auf den Workshops skizzierten Lösungsansätze abgearbeitet, konkretisiert und mit den Beteiligten zur Umsetzung gebracht. Das erfordert Ausdauer und festen Willen, da er von jedem Beteiligten einen entsprechenden Input erfordert. Alle Schritte werden transparent für alle Beteiligten vor Ort gemeinsam erarbeitet, offen diskutiert, festgelegt und dokumentiert. Niemand wird in den Prozessen ausgegrenzt. Aus der Vielzahl von Ideen und Maßnahmen, die von den Beteiligten in den Modellgebieten angesprochen wurden, sind nachfolgend einige aufgelistet. Die Schwerpunkte werden dabei in den Modellgebieten von den Beteiligten zum Teil ganz unterschiedlich gesetzt. Die Eigenverantwortlichkeit steht im Vordergrund . An dieser Stelle sei ausdrücklich das große Engagement vieler Landwirte, Waldbesitzer, Jagdvorsteher, Jäger, Förster der BaySF und Mitstreiter der Behörden in den Projektregionen anerkennend herausgestellt. Sie füllen die Bejagungsansätze schließlich mit handfesten praktischen Vorschlägen und gemeinsamen Absprachen. Folgende Umsetzungsmaßnahmen werden in den Modellgebieten zum Beispiel angegangen: Modellgebiet Aschaffenburg: Erster Erfahrungsaustausch an einer angelegten Bejagungsschneise im Mais. I Einrichtung eines internetbasierten Schwarzwildinfornnationssystems zum Monitoring von Schwarzwildschäden und der Populationsentwicklung sowie zum Jagdmanagement und als Kommunikationsplattform unter Einbindung aller Beteiligten, also weit mehr als eine bloße Erfassung von Wildschadenssummen, Planung und Organisation revierübergreifender Bewegungsjagden (Musterdrückjagden), Bereitstellung von Drückjagdständen, Organisation des Hundeeinsatzes, gemeinsame Schießkinobesuche , etc., Anlage und Test von Bejagungsschneisen in Mais und anderen Kulturen, Schulungsmaßnahmen zur Schwarzwildbiologie für Landwirte und Jäger, Veranstaltungen zur Wildschadensabwicklung und Beseitigung, Erstellung von Flyern und Merkblättern, u. a. zur Wildschadensvermeidung, zu Jagdmethoden , Kirrung und Fütterung, etc., die auf die Region abgestimmt sind, Etablierung von Koordinierungsgruppen zur eigenverantwortlichen Fortführung, denn die Regionalinitiativen sollen nach Abschluss des Projektes in Eigenverantwortung dauerhaft fortgeführt werden, Praktikabilitätstest von Nachtzielgeräten, Revierübergreifende Abstimmung der „Kirrjagd" (Kirrjagdkonzepte) und vieles mehr. Stück für Stück fügen sich die ersten Bausteine zusammen, obwohl wegen anhaltender emotionaler jagdpolitischer Diskussionen Anfang 2010 das Projekt verspätet gestartet war. Der Bayerische Bauernverband (BBV) mit seiner ARGE hat deshalb den Wunsch der Beteiligten in den Modellgebieten aufgegriffen und eine Projektverlängerung beantragt, der kürzlich der Oberste Jagdbeirat mit großer Mehrheit zustimmte. Die begonnene Arbeit kann somit - 20 - bis November 2013 fortgeführt und geordnet in die Hände der engagierten Landwirte, Jagdvorsteher, Jäger und sonstigen Mitstreiter zur eigenverantwortlichen Fortsetzung der Zusammenarbeit übergeben werden. Der BBV appelliert an die Beteiligten, sich weiterhin tatkräftig einzubringen, um dauerhaft zu gemeinsam getragenen, ortsangepassten Strategien zu gelangen. Sie können Vorbildcharakter für andere Regionen haben. Über Ergebnisse aus den einzelnen Modellgebieten soll zu einem späteren Zeitpunkt im Wochenblatt ausführlicher berichtet werden. Niels Hahn, Johann Koch Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatts Modellgebiet Nittenau: Praxistag zu den Themen Wildschadensregulierung und Bejagungsschneisen im Mais mit den örtlichen Jägern, Landwirten, Jagdgenossen, Waldbesitzern, Forstleuten der BaySF, Behördenvertretern sowie Gästen aus der Politik. Jagdrecht in Kürze Wussten Sie schon, dass ... ... ein Jagdrevier nicht an beliebig viele Pächter verpachtet werden darf? Unter Mitpacht versteht man die gemeinsame Anpachtung eines Reviers durch mehrere jagdpachtfähige Personen. Die Mitpächter sind eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts. Sie sind Gesamtschuldner und Gesamtgläubiger. Die Zahl der Mitpächter ist begrenzt, wobei zwischen Gemeinschaftsjagdrevier und Eigenjagdrevier kein Unterschied besteht. Gemäß Artikel 15 Abs. 1 BayJG wird die Zahl der Jagdpächter bei Jagdrevieren mit einem Umfang bis zu 250 ha, im Hochgebirge mit seinen Vorbergen bis zu 500 ha auf zwei beschränkt; in größeren Jagdrevieren ist für je weitere angefangene 250 ha, im Hochgebirge mit seinen Vorbergen für jede weitere angefangene 500 ha ein weiterer Pächter zulässig. Bei der Berechnung der erforderlichen Reviergrößen bleiben die befriedeten Bezirke außer Betracht. ... die Zuständigkeit der Jagdbehörden in Art. 52 und 53 BayJG geregelt ist? Jagdbehörden sind gern. Art. 49 BayJG das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als oberste Jagdbehörde, die Regierungen als höhere Jagdbehörden sowie die Kreisverwaltungsbehörden als untere Jagdbehörden. Art. 52 BayJG regelt die sog. sachliche Zuständigkeit, Art. 53 die örtliche Zuständigkeit. Die unteren Jagdbehörden sind für die meisten staatlichen Aufgaben auf dem Gebiet des Jagdwesens zuständig, soweit nicht ausdrücklich eine Zuständigkeit der obersten sowie höheren Jagdbehörden begründet oder etwas anderes bestimmt ist. ... Jagdwilderei gern. § 292 StGB bestraft wird? Jagdwilderei ist die vorsätzliche Verletzung fremden Jagdrechts, wobei zwischen einfacher und schwerer Jagdwilderei unterschieden wird. Einfache Jagdwilderei begeht, wer unter Verletzung fremden Jagdrechts oder Jagdausübungsrechts dem Wild nachstellt, es fängt, erlegt oder sich oder einem Dritten zueignet. Einfache Jagdwilderei begeht auch, wer unter Verletzung fremden Jagdrechts eine dem Jagdrecht unterliegende Sache sich zueignet, beschädigt oder zerstört. Hierunter fällt beispielsweise bereits das Mitnehmen eines überfahrenen Hasen, das Einsammeln von Eiern von Stockenten oder das Sammeln von Abwurfstangen von Reh- oder Rotwild ohne Erlaubnis des Revierinhabers. Es droht Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. Schwere Jagdwilderei liegt vor, wenn die Tat gewerbs- oder gewohnheitsmäßig, zur Nachtzeit, in der Schonzeit unter Anwendung von Schlingen, in anderer nicht weidmännischer Weise oder von mehreren mit Schusswaffen ausgerüsteten Tätern gemeinsam begannen wird. Hier droht Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren. Nummer 2 August 2011 Jahrgang 27 Bayerischer Bauern Verband INH ALT Schwarzwild im Griff? Seite 2-4 Ein ehrliches Angebot IME 1 Vorbilder gesucht Vor Ort und miteinander handeln Positionen rund um Wald, Wild und Jagd Rechtliche Fragen zum Eigenjagdrevier Jagdrecht in Kürze Blühende Rahmen 'Seite 16 • Wildschweinjagd in Schneisen /\ dokumentieren Aktuelles zur Wildlebensraumgestaltung Allianzen gegen Flächenverbrauch und Flächenstilllegungen 1 Berufsjäger mit neuer Spitze iitätiä Neues zur Trichinenuntersuchung Neue Bücher Wussten Sie Sie schon, dass... Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer 14 - 17 - Wildschweinjagd in Schneisen dokumentieren Die Schwarzwildstrecken haben sich vom Jagdjahr 2006/2007 mit 22.934 Stück innerhalb von zwei Jahren auf 62.110 Stück so rasant gesteigert wie noch nie zuvor. Und das obwohl sich der immer wieder von Jägerseite als Hauptfaktor genannte Maisanbau in dieser Zeit nur geringfügig verändert hat. Auch stiegen die Strecken in Gebieten mit wenig Maisanbau oft mehr als das Doppelte. Das Thema Maisanbau sollte deshalb besser als das gesehen werden, was es ist: ein zwar erschwerender Faktor für die Feldjagd für 4-5 Monate im Jahr, aber kein ursächlich bestandsbestimmender Faktor. Mit Bejagungsschneisen soll nun die Bejagung von größeren Maisschlägen erleichtert werden. Der Bayerische Bauernverband hat sich dafür eingesetzt, dass möglichst unbürokratisch Bejagungsschneisen angelegt werden können. Allerdings ist es mit der Anlage nicht getan, denn es gilt, diese Flächen auch tatsächlich zu bejagen und Strecke zu machen. Wir empfehlen deshalb den Landwirten, die Schneisen freiwillig anzulegen, gemeinsam mit den Jagdpächtern zu dokumentieren, ob sich der Mehraufwand auch tatsächlich in Stück erlegter Sauen und geringeren Wildschäden auszahlt. Es liegen bislang nur wenige Erfahrungen mit Schussschneisen vor, da aus förderrechtlichen Hemmnissen bis zu Beginn dieses Jahres von den Landwirten nur vergleichsweise wenige angelegt wurden. Darunter litt letztlich auch das vom Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützte Projekt zur Schwarzwildbejagung . Neben positiven Erfahrungen gibt es auch Berichte darüber, dass Schwarzwild die Schneisen nach den ersten Abschüssen als gefährliche Gebiete einstuft und die Schneisen nur noch im Schweinsgalopp und damit für den Jäger schwer zu erlegen, überquert. Das Sammeln weiterer Erfahrungen ist damit sinnvoll. 111 Auf jedem dritten Hektar besondere Umweltleistungen Bayerischer Bauernverband weist Vorwürfe von BJV-Präsident Vocke zurück München (bbv), 2. Mai 2011 — Ende vergangener Woche behauptete der Präsident des Bayerischen- Jagdverbandes (BJV), Jürgen Vocke, laut Presseberichten , dass der Anbau von Raps und Mais den Lebensraum von Wildtieren raube. Präsident Gerd Sonnleitner und die Präsidenten der Bezirksverbände des Bayerischen Bauernverbandes kritisieren die pauschale Verunglimpfung der Bauernfamilien durch den Jagdpräsidenten. „Wir weisen die Vorwürfe von Herrn Vocke massiv zurück, denn in der Realität erbringen Bayerns Bauern auf jedem drittem Hektar freiwillig besondere Umweltleistungen für mehr ökologische Vielfalt", betonten die Mitglieder der Präsidentenkonferenz des Bayerischen Bauernverbandes. Vocke sollte als bayerischer Jagdpräsident eigentlich wissen, dass in Bayern die höchsten Hasenbestände in großflächigen Gäustrukturen zu finden sind und dass Faktoren wie Beutegreifer, Witterungsverlauf und Krankheiten den entscheidenden Einfluss auf die Wildpopulationen haben. Im Übrigen vernachlässigte Vocke völlig, dass in Bayern seit 1970 der Landwirtschaft gerade durch Siedlungs- und Verkehrsprojekte über 500.000 Hektar Grün- und Ackerland entzogen wurde, was dem heutigen Umfang an Äckern und Wiesen in ganz Niederbayern entspricht. „Als Jäger sollte Herr Vocke schon die richtigen Hauptursachen für Veränderungen des Lebensraums ins Visier nehmen", erklärt die Präsidentenkonferenz. Allein der Flächenverbrauch in Bayern bedeute, dass einem durchschnittlichen Familienbetrieb an jedem zweiten Tag im Jahr seine Betriebsflächen als Existenzgrundlage genommen werden. In Bayern haben viele Bauernfamilien in den letzten zwei Jahren zusätzlich Weiden für Bienenflächen sowie Äsungs- und Unterstandsflächen für Wildtiere mit rund 20.000 Hektar Blühflächen geschaffen. Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hatte selbst nur mit rund 6.000 Hektar gerechnet. Ebenso freiwillig errichten viele Bauern auf ihren Ackerflächen Lerchenfenster. Im letzten Jahr wurden alleine in Bayern rund 1.300 dieser zusätzlichen Lebensraummöglichkeiten für die Feldlerche von Bauern geschaffen. Aktuell läuft zudem die Initiative des Bayerischen Bauernverbandes „Blühende Rahmen", bei der Landwirte entlang von Maisfeldern Blühstreifen freiwillig und auf eigene Kosten als Bienenweiden oder Wildlebensräume anlegen. „All diese Fakten sollte Herr Vocke würdigen, anstelle die Landwirtschaft an den Pranger zu stellen", sagt die Präsidentenkonferenz. CI Dezember 2010 Nummer 3/4 Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Bayerischer Bauern Verband Jahrgang 26 INHALT Waldverjüngung im Blickpunkt Seite 2-3 Forstminister Helmut Brunner zum Forstlichen Gutachten Seite 4-5 Zur Verlässlichkeit und Effektivität der Bayerischen Forstlichen Gutachten seite:6;--8 Rotwildgebiete belassen :44ife", v. Schwarzwildproblem revierübergreifend lösen .'eit1.0-j,1 4 Jagdpflicht des Inhabers eines Eigenjagdreviers 4AtelA4 Jagdrecht in Kürze ghem Starke Finanzen - starker Verband Für Sie gelesen Seite 15 Landwirtschaft schafft Artenvielfalt Afeze Erklärung d. Aktionsbündnisses Forum Natur zur Agrarpolitik Seite 19-20 Mitgliederversammlung der BAGJE Seite 20 te; Rauhfußhühner in Bayern Seite 21-22 Wir wünschen unseren Miteedern via Ghia, Gesundheit und Erfolg im neuen Jahr. Neue Bücher Seite 23 Wussten Sie schon, dass... Seite 24 - 10 - Schwarzwildproblem revierübergreifend lösen! Das Schwarzwild hat sich in den letzten Jahren stark vermehrt und bislang schwarzwildfreie Gebiete Bayerns besiedelt. Die amtliche Statistik weist einen dramatischen Anstieg der Schwarzwildstrecke in den letzten 30 Jahren um das fast 21-fache auf! Im Jagdjahr 2008/2009 wurde mit über 62.000 Tieren ein neuer Rekordwert erzielt. Der Rückgang um ein Drittel im letzten Jahr 2009/2010 ist vorrangig auf die Baummast zurückzuführen, die dazu führte, dass die Sauen nicht mehr an die Kirrungen der Jäger gingen. Gleichzeitig führte die Baummast wieder zu einer sehr hohen Reproduktion der Sauen in 2010. Dies belegen auch die vielen Rückmeldungen unserer Landwirte über steigende Schäden. Der Verlauf über die Jahre hinweg spiegelt zum einen die verstärkten Anstrengungen der Jäger wider, zum anderen jedoch einen sehr hohen Grundbestand und die enorme Populationsdynamik. Deshalb kommt einer weiteren Intensivierung der Jagd zum jetzigen Zeitpunkt eine entscheidende Bedeutung zu. Neben der verbreiteten Einzeljagd an der Kirrung sind revierübergreifende Bewegungsjagden und Sammelansitze viel häufiger als bisher durchzuführen. „Die Klagen der Landwirte bei unseren Geschäftstellen über örtlich wieder massive Schäden in den Feldern und Wiesen haben in den letzten Monaten spürbar zugenommen. Auch hatte ich als amtlich bestellter Wildschadensschätzer mehr zu tun als vor einem Jahr. Das sind deutliche Hinweise, dass in Bayern trotz einzelner erfreulicher Erfolge die Jagd auf das Schwarzwild vielerorts wieder intensiviert werden muss", erklärt Albert Robold, Sprecher der Arbeitsgemeinschaften der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im Bayerischen Bauernverband . Der Jagdvorsteher appelliert deshalb an die Jäger und verantwortlichen Förster im Staatswald, die Herbst- und Wintermonate für revierübergreifende Bewegungsjagden zur dringend notwendigen Bestandsregulierung des Schwarzwilds wirksam zu nutzen. Schließlich ziehen sich die Sauen in dieser Zeit bevorzugt in die Wälder zurück. Eine intensive Bejagung verhindere Wildschäden und sei zudem die beste Vorsorge gegen den Ausbruch der Schweinepest . „Der Rückgang der Schwarzwildstrecke um ein Drittel im letzten Jahr ist zum einen auf die Baummast zurückzuführen. Eicheln und Bucheckern waren so zahlreich und schmackhaft, dass die Sauen nicht mehr die Kirrungen der Jäger aufsuchten. Da die Einzeljagd an der Kirrung allein nicht den notwendigen Erfolg bringt, sind in solchen Situationen revierübergreifende Bewegungsjagden und Sammelansitze viel mehr als bisher durchzuführen. Leider ist die Bereitschaft zur revierübergreifenden Zusammenarbeit der Jäger vielerorts noch gering, die guten Beispiele zu wenig," kritisiert Robold. Dabei seien Landwirte gerne bereit, die revierübergreifenden Bewegungsjagden zu unterstützen. Sie könnten Schlepper für den Transport oder Maschinenhallen als geschützten Raum für die Mittagspausen der Jagdgesellschaft zur Verfügung stellen. Der Bayerische Bauernverband begrüßt die Ankündigung der Bayerischen Staatsforsten, verstärkt revierübergreifende Jagden zusammen mit den privaten Reviernachbarn durchzuführen und zudem privaten Jägern kostenlose Jagdmöglichkeiten auf Sauen anzubieten. Ein Schlüssel zum Erfolg ist, dass Jäger, Jagdgenossen, Eigenjagdbesitzer und Förster gemein- Schwarzwildstrecken nach Bezirken 22.500 20.000 - 17.500 15.000 12.500 10.000 7.500 , . 5.000 44 ,.------- --------0 ---___p 0 e -- • 80181 90191 00101 01/02 02103 03/04 04105 05106 06107 07108 08109 09110 -4-Oberbayern -3-Niederbayern -4-Oberpfalz - ,-Oberfranken Mittelfranken -0-Unterfranken .4-8chwaben Räumliche Ausbreitung von Schwarzwild in Bayern 1987/88 0 25 50 75 100 Kilometer Grundlage: Gesamtstrecke Schwarzwild nach Hegegemeinschaften Grenzen der liegegemeinschaften Gesamtstrecke Schwarzwild keine 1 -10 11 - 20 21 - 30 31 - 40 nin 41 - 50 gaz >50 C) Amtliche Statistik des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung. Landwirtschaft und Forsten Räumliche Ausbreitung von Schwarzwild in Bayern 2009/10 Ä Grundlage: Gesamtstrecke Schwarzwild nach Heg egem einschaften Grenzen der Hegegemeinscharten asati 75 100 FGtometer 25 50 Gesamtstrecke Schwarzwild keine 1 - 10 11 - 20 21 - 30 31 - 40 41 - 50 Amtliche Statistik des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung. Landwirtschaft und Forsten sam ortsangepasste Lösungsstrategien erarbeiten und diese dann auch konsequent umsetzen. Die vom bayerischen Landwirtschaftsministerium, Bayerischem Bauernverband, Bayerischem Waldbesitzerverband und dem Landesjagdverband Bayern gemeinsam erarbeiteten Bejagungsrichtlinien geben eine wichtige Hilfestellung. Die Richtlinien zur Bejagung des Schwarzwildes können Sie unter www. bayerischerbauernverband.de in der Rubrik Wald und Jagd nachlesen. Bayerischer Bauernverband, 22.11.2010 INHALT Von Wildverbiss bis Gänseplage Forstliche Gutachten: Licht und Schatten Amtliche Mitteilung Rechtliche Grundlagen zur Abschussplanung Seite 14-15 Jagdrecht in Kürze Seite 16 Die Jagdhütte im Außenbereich Seite 17-18 BBV-Schwarzwildsymposium e Für Sie gelesen: Expertengespäch zum Schwarzwild 27; Mitgliederversammlung der BAGJE '»Seiti26 Bayerische Staatsforsten stellt Wildbretlabel vor . ..„. Wildpräsentation 2009 Neue Bücher Seite 27 Wussten Sie schon, dass... Seite 28 Wir wünschen unseren iviitgliedern viel Glück, Gesundheit und Erfolg irrt neuen Jahr. Fo to : S yb ill e D a d en - p Ix el io .d e Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Nummer 3/4 Dezember 2009 Jahrgang 25 Bayerischer Bauern Verband - 1 9 - BBV-Präsident Gerd Sonnleitner (rechts) forderte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (Mitte) auf, Spielräume zu schaffen, um neue Bejagungsmethoden auszuprobieren. Von links: Präsident Walter Heidi, ARGE-Sprecher Albert Robold, BBV-Jagdreferent Johann Koch. Trügerische Ruhe - Schwarzwildbejagung jetzt intensivieren Der wirksamste Weg, das Schwarzwild auf ein tragbares Maß zu reduzieren, sind wiederholte revierübergreifende Bewegungsjagden. Revieregoismus ist dabei gerade beim Schwarzwild mit Blick auf die Problematik der Wildschäden, der Gefahr des Ausbruchs der Schweinepest und der zunehmenden Verkehrsunfälle, völlig fehl am Platze. Um eine dauerhafte Bestandsabsenkung zu erzielen, sei es auch sinnvoll, neue Wege der Bejagung auf Tauglichkeit zu testen. Dies sind zentrale Ergebnisse des Symposiums des Bayerischen Bauernverbandes und der Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer vom 23. November 2009 in Herrsching. „Der Ausbruch der Schweinepest in Bayern wäre für unsere Bauern eine Katastrophe", betonte Gerd Sonnleitner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes , in seiner Begrüßung. Eine Entspannung der Situation beim Schwarzwild wird von Experten trotz der anerkennenswerten Rekordstrecke für Bayern derzeit nicht erwartet, wenn jagdlich gerade in diesem Herbst und Winter nicht noch einmal nachgelegt wird. Die derzeitige Ruhe im Hinblick auf die Wildschäden in den Revieren sei trügerisch. Da die Wildsauen Eicheln und Bucheckern in Hülle und Fülle vorfinden, gingen sie momentan nur wenig zu Schaden. Um im nächsten Jahr kein böses Erwachen zu erleben , appellierte Sonnleitner an die Jäger, verstärkt revierübergreifende Bewegungsjagden durchzuführen . Der Abschuss der Schwarzkittel beim Einzelansitz an der Kirrung sei gerade bei der diesjährigen Baummast nur Zufall. „Revieregoismus ist fehl am Platze, wenn es um die Anpassung der Schwarzwildbestände an die landeskulturellen Verhältnisse und um die Seuchenprävention geht," betonte der Präsident. „Ich erwarte, dass der Landesjagdverband mithilft, Vorbehalte gegenüber revierübergreifenden Bewegungsjagden bei seinen Mitgliedern abzubauen ." Die zahlenmäßige Reduktion müsse oberste Priorität haben. Trotz des Fleißes der Jäger sei es in den meisten Gebieten noch nicht gelungen, mit der bisherigen Bejagung die Sauen in den Griff zu bekommen. „Sagen Sie bitte in einer ersten Reaktion nicht, das geht nicht, sondern probieren wir es einmal aus, wenn wir heute neue Anregungen hören," rief Sonnleitner auf. Neben Helmut Brunner, Bayersicher Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, konnte der BBV-Präsident zahlreiche Ehrenäste begrüßen, darunter Sepp Spann, Vorsitzender des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, Olaf von Löwis vom Verband der Bayerischen Grundbesitzer, Prof. Dr. Jürgen Vocke, Präsident des Landesjagdverbandes Bayern, Reinhart Neft, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten und Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums, unter anderem die Leiterin der Obersten Jagdbehörde , Frau Ministerialrätin Helene Bauer und die beiden Landesjagdberater Gerhart Zwirglmaier und Franz Lebacher. Schwarzwildbejagung fortentwickeln Landwirtschaftsminister Helmut Brunner begrüßte das Engagement des Bayerischen Bauernverbandes und der ARGE, weil auch er Verbesserungspotenzial in der Bejagung des Schwarzwildes sieht. Der Minister appellierte an alle Beteiligten, an einem Strang in eine Richtung zu ziehen. Nur so sei das Schwarzwildproblem in den Griff zu bekommen. Den Teilnehmern stand Minister Brunner zu zahlreichen Fragen Rede und Antwort. Angesprochen wurden zum Beispiel die Schwarzwildbejagung im - 20 - Staatswald, der Einsatz von Nachtzielgeräten und von Saufängen, die Einrichtung von schnellen Eingreiftruppen durch die Jäger eines Landkreises sowie die Problematik der überjagenden Hunde. Der Aufruf zu wiederholten revierübergreifenden Bewegungsjagden und die Forderung nach kostenloser Trichinenuntersuchung fand auch die volle Unterstützung von Enno Piening, dem Vizepräsidenten des Landesjagdverbandes Bayern, der die Schwarzwildbejagung aus der Sicht des Landesjagdverbandes vorstellte. Dem Frischlingsabschuss sei zur Regulierung der Schwarzwildbestände besonderes Augenmerk zu schenken. Jeder Frischling, den man habhaft werden kann, soll man erlegen. Hier gebe es in einigen Landkreisen noch Nachholbedarf. An seine Jägerkollegen appellierte er, den positiven Beispielen der revierübergreifenden Zusammenarbeit zu folgen. Bachenabschuss verdoppeln Walter Heidl, niederbayerischer BBV-Präsident und zuständig für Jagdfragen, ergänzte, dass alle Landkreise — positiven Beispielen folgend - im Sinne der Seuchenprävention die verpflichtende Trichinenschau möglichst kostenlos durchführen sollten, um die Jäger zum Abschuss von schwachen Frischlingen, den Hauptüberträgern der Schweinepest, zusätzlich zu motivieren. Wenn die verpflichtende Trichinenschau mehr kostet, als die Jäger durch den Verkauf des Wildbrets erlösen, fehlt ein wichtiger Anreiz für einen höheren Abschuss, erklärt Heidi. Die Behauptung vieler Jäger, der Maisanbau sei Schuld an der Schwarzwildschwemme, weist Heidi mit Nachdruck zurück. Bei der hohen Populationsdynamik des Schwarzwildes hätte dann der Anstieg bereits viel früher kommen müssen. Viel mehr sieht Heidi einen Zusammenhang zwischen dem rückläufigen Anteil an Zuwachsträgern (Bachen) an der Gesamtstrecke und steigenden Schwarzwildbeständen. Zur Bestandsregulierung hält er eine Verdoppelung des Abschusses bei den Zuwachsträgern von derzeit ca. 5-6% auf mindestens 10 besser 15-20%, wie in der bestehenden Bejagungsrichtl i nie gemeinsam mit dem Jagdverband vereinbart, für erforderlich. Neue Lösungsansätze Albert Robold, Sprecher der Landsarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer , forderte Jäger, Landwirte und Jagdgenossen zu einer vorbehaltlosen Offenheit bei der Weiterentwicklung der Schwarzwildjagd auf. An Landwirtschaftsminister Helmut Brunner ging die dringende Bitte, die von den Verbänden gemeinsam erarbeiteten Bejagungsrichtlinien effizient weiterzuentwickeln und in dem vom Berufsstand angeregten Pilotprojekt vorbehaltlos neue Lösungsansätze, z.B. Nachtzielgeräte oder Frischlingsfänge, zu erproben. Auf großes Interesse stießen auch die Ausführungen von Niels Hahn, der die Ergebnisse der Evaluierung der „Richtlinien zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände in Bayern" vorstellte und daraus Perspektiven für den künftigen Umgang mit dem Schwarzwild und die Bejagung aufzeigte (siehe auch Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer vom Juli 2009). Die Ergebnisse der Evaluierung zeigen, wo in Zukunft Maßnahmen ansetzen könnten, um das Ziel einer Reduktion der Schwarzwildbestände zu erreichen. Wenn dieses Ziel aber nicht von den wichtigen Akteuren vor Ort mitgetragen wird, ist eine Reduktion des Schwarzwildes unmöglich. Zielvereinbarungen, die umgesetzt und überprüft werden (Monitoring, Indikatoren), sind der Schlüssel zum Erfolg. Externe Moderationen können helfen, diese Ziele zu definieren. Die Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer sind dabei eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste Interessengruppe. Als Grundeigentümer sind sie nämlich in der Lage, das Ziel der Schwarzwildbewirtschaftung ganz wesentlich mit zu bestimmen. Häufig konkurrieren dabei das Interesse an hohen Jagdpachteinnahmen und der Wunsch nach möglichst geringen oder keinen Wildschäden. Sicherlich werden mancherorts weitere Argumente mit in die Waagschale geworfen, um einen sachgerechten Abwägungsprozess herbeizuführen. Eine klare Positionierung im Aushandlungsprozess mit den anderen Interessengruppen dürfte den Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzern in der derzeitigen Situation aber relativ leicht fallen. Albert Robold (rechts) leitete die abschließende Diskussion mit den Referenten. Von links: Dr. Ulf Hohmann, Franz Brütting, Dr. Armin Gang!, Niels Hahn, Enno Piening, Walter Heidi, Johann Koch -21 - Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Neue Erkenntnisse aus der Wildforschung Neue Erkenntnisse der Wildbiologie zur Intensivierung der Schwarzwildbestände stellte Dr. Ulf Hohmann von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (Trippstadt, Rheinland-Pfalz) vor. Dabei hinterfragte er kritisch die vielfach in Jägerkreisen propagierte strikte Schonung der sogenannten Leitbachen, den Zuwachsträgern einer Schwarzwildpopulation. Die Schonung von abhängige Jungtiere führenden Muttertieren ist aus tierschutzrechtlichen Gründen klar definiert und daher unbestritten. Anders hingegen die Herleitung der Leitbachenschonung. Die Schonung von Leitbachen stützt sich im Wesentlichen auf die Annahme, wonach ranghohe Bachen pauschal die Fortpflanzung jüngerer Bachen, vor allem von Frischlingsbachen, unterdrücken. Diese Annahme ist jedoch offenbar bisher nicht wissenschaftlich untersucht worden und steht auch im Widerspruch zur Reproduktionsbiologie dieser Tierart, die auf maximale Steigerung der Reproduktionsleistung ausgerichtet ist. Ein Streichen der Leitbachenschonung aus den Bejagungsrichtlinien vieler Länder wie Bayern erscheint also unter der derzeitigen Sachlage angebracht, um die für die Reduktion notwendige Bachenbejagung nicht weiter zu behindern. Anschließend ging Dr. Hohmann noch auf die Zusammenhänge zwischen Kirrnnais und Fertilität beim Schwarzwild ein. Es ist nach Erhebungen aus Rheinland-Pfalz davon auszugehen, wo eine der strengsten bzw. restriktivsten Kirrverordnungen seit 3 Jahren in Kraft ist, dass mit den im Jagdbetrieb von Schwarzwild ausgebrachten Kirrmaisnnengen nach wie vor ein erheblicher Energieeintrag verbunden ist. Es kommt hinzu, dass im Gegensatz zum kurzfristig verfügbaren (Über)angebot aus der Landwirtschaft Kirrmais langfristiger, d.h. auch in der für das Reproduktionsgeschehen wichtigen Herbst- und Frühwinterphase verfügbar ist. Hinzu kommt, dass nach Untersuchungen aus Luxemburg oder Baden-Württemberg Mais von Jägern vorrangig in Fehlmastjahren ausgebracht bzw. von den Tieren aufgenommen wird. Dadurch läuft man Gefahr, dass ein von Natur aus vorgegebenes Nadelöhr, das zu einer Reduktion der Reproduktion gerade bei jungen Bachen führen würde, nicht ausreichend wirken kann. Der dann zu befürchtende Effekt: Die Reproduktion bricht nicht mehr phasenweise ein. Ein natürliches Regulativ würde so ausgeschaltet. Aus diesen Überlegungen heraus erscheint es beim aktuellen Wissensstand sinnvoll und gerechtfertigt, eine Einschränkung jeglichen Eintrags zusätzlicher Futtermittel in die Schwarzwildpopulation möglichst zu unterbinden, so der Referent. Franz Brütting, amtlich vereidigter Sachverständiger und Mitarbeiter des Bayerischen Bauernverbandes, erklärte die Grundlagen der Wildschadensschätzung in der Landwirtschaft. Als dringende Empfehlung gab er den Jagdgenossenschaften mit auf den Weg, die Wildschadensersatzpflicht auch künftig ganz auf den Jagdpächter zu übertragen. Alles andere verursache nach seinen Erfahrungen als Sachverständiger früher oder später Probleme, spätestens dann, wenn jeder einzelne Jagdgenosse per Umlage an der Begleichung der Wildschäden beteiligt werden muss, weil die Kasse der Jagdgenossenschaft leer ist. Auf die Gefahren hoher Schwarzwilddichten aus veterinärmedizinischer Sicht ging Dr. Armin Gangl vom Tiergesundheitsdienst Bayern ein. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre wisse man, dass das Schwarzwild das wichtigste Seuchenrisiko darstellt. Da sich das Risiko für Virusinfektionen mit steigenden Wildschweinbeständen ebenfalls erhöht, sieht auch er die Hauptaufgabe der Jäger in der Prävention, das heißt in der möglichst intensiven Bejagung des Schwarzwildes. Nur bei niedrigen Beständen könne sich keine Infektionskette aufbauen. Die Resonanz bei den Teilnehmern des Symposiums war ausgesprochen positiv. Um möglichst vielen interessierten Jagdvorständen und Landwirten die Möglichkeit zu bieten, die Vorträge nachzulesen, wird der Bayerische Bauernverband einen Tagungsbericht veröffentlichen. Voraussichtlicher Erscheinungstermin ist Ende Februar 2010. Wir werden Sie darüber informieren. Auszüge werden wir auch in den Mitteilungen abdrucken. Mehr zum Symposium können Sie bereits im anschließenden Artikel des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatts, den wir freundlicherweise abdrucken dürfen, erfahren. Gerd Sonnleitner: „Die Bauern haben größtes Interesse an einer unverzüglichen Entschärfung der Schwarzwildproblematik." - 22 - Schwarzwild erfolgreich bejagen, dazu müssen die Jäger untereinander und mit den Jagdgenossen zusammenarbeiten. Foto: Kellerer Defizite in der Umsetzung BBV-Schwarzwild-Symposium mit vielen Themen und neuen Strategien Schwarzwild breitet sich nahezu in allen Regionen Bayerns ungebremst aus, verursacht große Schäden in der Landwirtschaft und stellt als Überträger der Schweinepest eine Bedrohung der Hausschweine dar. Der Bayerische Bauernverband (BBV) und die Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Bayern haben sich dieser Probleme angenommen. Der zahlreiche Besuch durch Jagdvorsteher, Landwirte und Jäger mit nahezu 200 Teilnehmern am BBV- Schwarzwildsynnposium in Herrsching machte deutlich, wie ernsthaft dieses Thema die Bauern derzeit bewegt. Zur aktuellen Entwicklung berichtete BBV-Präsident Gerd Sonnleitner , dass seit 1980 die Schwarzwildstrecke landesweit um das 21-Fache, in Schwaben sogar um das 112-Fache angestiegen sei. Im Jagdjahr 2008/2009 wurde mit über 62 000 erlegten Tieren eine neue Rekordzahl erreicht. Dieses Ergebnis bestätigt zwar die verstärkten Anstrengungen der Jäger. Sie signalisiere jedoch den hohen Grundbestand des Schwarzwildes und die nur schwer einzuschätzende Populationsdynamik. Gemeinsam taugliche Lösungen finden Da anhaltend über hohe und weiter zunehmende Wildschäden in der Landwirtschaft geklagt wird, heißt das, dass die bisherigen Bejagungsmethoden nicht ausreichen, um auf diesem Feld wieder Ordnung herzustellen. Der BBV ist hierbei als Vertreter der Grundeigentümer und somit als Jagdrechtsinhaber in besonderer Weise betroffen. „Jagdgenossenschaften und Jäger müssen gemeinsam praxistaugliche Lösungen zustande bringen. Die Bauern haben größtes Interesse an einer unverzüglichen Entschärfung der Schwarzwildproblennatik", sagte Sonnleitner. Das Schwarzwildsymposium sei auf Wunsch der Bauern speziell für die Jagdgenossenschaften organisiert worden. Dabei gehe es um eine fundierte Fachinformation, um praktisches „Handwerkszeug" für die Mitglieder. Aber auch der Erfahrungsaustausch über örtliche Lösungsmöglichkeiten fand größtes Interesse. Sonnleitner bemerkte angesichts bereits bekannter und anerkannter Verfahrensgänge bei der praktischen Jagdausübung, dass es sich hierbei weniger um ein Erkenntnis-, sondern vielmehr um ein Umsetzungsproblem handele! Landwirtschaftsminister Helmut Brunner fand in seinem Referat anerkennende Worte für den BBV und die Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer. Er verspreche sich davon für seine Arbeit wichtige Beiträge zur nachhaltigen Lösung des Schwarzwildproblems, aber auch neue Impulse für die jagdpolitische Weichenstellung in unserem Lande, so der Minister. Walter Heidi: „Privatjäger, Großprivatwald und Staatswald müssen bei der Bejagung von Schwarzwild eng zusammenarbeiten." - 23 - Zur räumlichen und strategischen Ausbreitung des Schwarzwildes in Bayern führte Helmut Brunner aus, dass auch Regionen mit wenig Maisfeldern, wie die Voralpenregionen des Allgäus — zum Teil sind die Sauen bereits auch im Gebirge zu finden — schnell erobert wurden. Der Maisanbau, wie immer wieder behauptet wird, könne daher landesweit nicht allein schuld am Schwarzwildanstieg sein. Schadenausgleich mit Geld ist keine Lösung Zu den Schwarzwildschäden und deren Regulierung in der Landwirtschaft könne nach Auffassung des Ministers die Geldleistung keine akzeptable Lösung sein. Die Bauern müssen betriebswirtschaftlich zuverlässig planen können. Ersatzleistungen in Geld können nicht befriedigend sein. Sie belasten außerdem das Klima zwischen Jagdgenossen und Jagdpächtern. Letztlich gefährden sie auch eine kontinuierliche und verlässliche Jagdpachtpflege, die für eine solide Partnerschaft unerlässlich ist. Daher: Schwarzwildschäden müssen verhindert werden! Das Staatsministerium werde über ein Projekt „Brennpunkt Schwarzwild — Projekt zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte" neue Wege beschreiten. Mit der Durchführung wurde die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft beauftragt. In der Diskussion wurde auch die Errichtung von Saufängen gefordert. Hier liege die Kompetenz für eine Genehmigung bei den Landräten, wobei neben dem Jagdrecht auch das Tierschutzrecht mit der Zuständigkeit der Veterinärbehörde verbindlich ist. Bei der Forderung nach Zulassung von künstlichen Lichtquellen (Scheinwerfer) für den Nachtabschuss bei Sauen komme immer wieder der ablehnende Hinweis auf das Kriegswaffengesetz. Die Zusammenarbeit bei Bewegungsjagden mit den Bayerischen Staatsforsten sowie das Problem überjagender Hunde stand ebenfalls zur Diskussion. Fazit: Die betroffenen Bauern und auch die Jäger erwarten zu diesen Fragen von Politik und Verwaltung baldigst brauchbare Lösungen. So weit dem gegenwärtig Hemmnisse entgegenstehen, sind diese nicht länger zu interpretieren, sondern auszuräumen, so die Forderungen des Berufsstandes. Damoklesschwert Schweinepest Wildschweine infizieren sich mit dem Virus der Schweinepest sowohl durch Kontakt mit bereits infizierten Artgenossen, aber genauso über infiziertes Fallwild an kontaminierten Luderplätzen oder Abfällen , berichtete Dr. Armin Gangl vom Tiergesundheitsdienst Bayern. Der Ausbruch von Schweinepest wäre für Schweinehalter eine Katastrophe. Die Seuchenschäden und die Kosten der Bekämpfung gehen in die Millionen (siehe auch Beitrag in BLW Nr. 36 S. 44). Dass der BBV großen Wert auf eine sachkundige Beurteilung von Wildschäden in der Landwirtschaft legt, berichtete Franz Brütting, amtlich vereidigter Sachverständiger im BBV. Ersatzpflichtig ist prinzipiell die Jagdgenossenschaft. Sie gibt die Ersatzpflicht in der Regel an den Revierinhaber weiter. Es bleibt ihr jedoch eine Ausfallhaftung. Prinzipiell ist bei einem Schadensfall der vorherige Zustand wieder herzustellen, sagte Brütting. Die Praxis zeige, dass der überwiegende Teil von Schadensfällen auf gütlichem Wege bereinigt werden kann. Dass es gelungene Kooperationen zwischen den Jagdgenossenschaften und der Jägerschaft gibt, die sich an den Örtlichkeiten orientieren, berichtete Enno Piening, Vizepräsident des Landesjagdverbandes Bayern. Er konnte dabei auf Erfahrungen aus dem traditionellen Schwarzwildgebiet Unterfranken zurückgreifen. Neben einer konsequenten und ganzjährigen Bejagung der Frischlinge und Überläufer, aber auch von Bachen, soweit im Rahmen des Tierschutzes zulässig, müsse stets ein Gleichgewicht zwischen Wild und Landeskultur herbeigeführt werden. Piening sieht sich hier in einer Verantwortungsgemeinschaft zwischen Jägern und Bauern. Leitsätze zur Reduzierung der Schwarzwildbestände in Bayern stellte Dr. Niels Hahn, Wilcom-Wildlife GmbH, vor. Er berichtete, dass die Bestandssituation nach einer Umfrage offensichtlich von Jägern anders eingeschätzt werde als von Landwirten und Förstern. Hahn bezweifelte, dass in Revieren, in denen landwirtschaftlich genutzte Flächen und Wald eng verzahnt sind, eine Ablenkfütterung im Wald in der Vegetationszeit Schäden in der Landwirtschaft vermeiden könne. Dr. Ulf Hohmann, Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft, Rheinland-Pfalz, referierte über neue Erkenntnisse der Wildbiologie zur Intensivierung der Schwarzwildbejagu ng. Hohmann wie auch Dr. Hahn dringen auf eine stärkere Bejagung des Schwarzwildes auf Bewegungsjagden, da die Kirrjagd mit den häufig üppigen „Futtergaben" in Verdacht stehe, die Reproduktion beim Schwarzwild zusätzlich anzukurbeln. Enge Abstimmung aufbauen und pflegen BBV-Bezirkspräsident Walter Heidi sprach in Herrsching über Schwarzwild als Herausforderung für Landwirte und Jagdgenossenschaften. Heidl forderte angesichts des hohen Konfliktpotenzials durch die n\ :17ildschweine drohen in Bayern zur Plage zu werden. Wie Landwirtschaftsminister Helmut Brunner in München mitteilte, haben Bayerns Jäger im vergangenen Jagdjahr über 62 000 Wildschweine erlegt — so viele wie nie zuvor: In den vergangenen drei Jahren hat sich die Jagdstrecke damit nahezu verdreifacht. Diese Zahlen belegen laut Brunner einerseits die verstärkte Aktivität der Jäger, andererseits weisen sie auf eine ständig wachsende Population hin. „Eine deutliche Reduzierung der Schwarzwildbestände ist dringend notwendig, um die zunehmenden Schäden in der Landwirtschaft und die steigende Gefahr von Wildunfällen und Schweinepest in den Griff zu bekommen", so Brunner. Der Minister appellierte an die Jäger, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen und verstärkt Schwarzwild zu jagen. Durch das heuer erwartete besonders reiche Angebot an Eicheln und Bucheckern werde das Schwarzwild besser über den Winter kommen und deshalb in der Folge deutlich mehr Frischlinge werfen. Unter solchen Bedingungen seien Zuwachsraten von mehr als 300 Prozent zu befürchten. Bei der Bejagung haben sich vor Schwarzwildstrecke in Bayern Jahr Strecke 1980/81 2 928 1990/91 16 729 2000/01 27 610 2002/03 55 252 2003/04 41 970 2004/05 54 248 2005/06 42 167 2006/07 22 934 2007/08 48 634 2008/09 62 110 Stückzahlen inkl. Fallwild, Quelle: ByStMELF allem großflächige, revierübergreifende Bewegungsjagden als erfolgreich erwiesen. Auch Wildbiologen und Praktiker empfehlen diese Jagdmethode. Rekordstrecke beim Schwarzwild 62 110 Sauen im Jagdjahr 2008/09 erlegt - 24 - Sauenvermehrung eine nahtlose Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen privater Jägerschaft, Großprivatwald und Staatswald. Diese dürfe vor allem nicht am Revieregoismus scheitern. Albert Robold, Landesvorsitzender der ARGE Jagd im BBV, leitete die abschließende Diskussion und konnte als Ergebnis des Tages festhalten: Gute Jäger, die mit den Anliegen der Bauern vertraut sind, werden hier auch eine Vorbildrolle übernehmen. Zahlreiche Anregungen aus den Referaten und dem Erfahrungsaustausch sind für die tägliche Arbeit der Jagdvorsteher auch aus Solidaritätsgründen sehr wertvoll und hilfreich. Franz Lebacher Albert Robold: „Gute Jäger, die mit den Anliegen der Bauern vertraut sind, werden auch beim Schwarzwild eine Vorbildrolle übernehmen." Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatts Für Sie gelesen Expertengespräch zum Schwarzwild Quelle: St. Hubertus — Österreichs älteste und traditionsreichste Jagdzeitschrift, Ausgabe 7/2009, Seite 11 St. Hubertus hat Prof. Dr. Walter Arnold von der Veterinärmedizinischen Universität Wien zum Thema interviewt. St. Hubertus: Wie beurteilen Sie die momentane Situation des Schwarzwildvorkonnmens in Österreich, bezogen auf Vermehrungspotenzial und bestehenden Lebensraum? Prof. Dr. Walter Arnold: Das Schwarzwild nimmt in Österreich weiterhin zu. Verringerte Zuwachsraten oder gar rückkünftige Abschusszahlen nach Jahren mit keinen schneereichen Wintern sind normal und sprechen nicht gegen den grundsätzlichen Trend. In den Hauptvorkommensgebieten Niederösterreich (NÖ) und Burgenland hat man vielerorts mittlerweile (wieder) gelernt, mit dem enormen Vermehrungspotenzial des Schwarzwildes umzugehen. Wo der Wille und das Verlangen wirklich vorhanden ist, scheint man das Schwarzwild im Griff zu haben. Wichtigste Voraussetzung: Nutzung aller jagdlichen Möglichkeiten (Ansitz- und Bewegungsjagd), äußerste Zurückhaltung bei der Kirrung, keine Fütterung! In Gebieten, in denen das Schwarzwild nur seltener Juli 2009 Nummer 2 Jahrgang 25 771 Jagdrecht in Kürze Minderung des Pachtzinses Projekt „1000 Äcker für die Feldlerche" Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Bayerischer Bauern Verband INHALT Schwerpunkt Schwarzwild Nehmen Sie Stellung zum Wildverbiss! Rabenkrähen im Visier Forderungen der BAGJE zur Bundestagswahl 2009 Wert der Jagdreviere muss gewährleistet bleiben Ausstellung Jagen und Fischen gut besucht Seite 20-21 Jägerprüfung auf einem guten Weg IM1111111! Minister Brunner startet Lebensraum-Projekt Neue Bücher Wussten Sie schon, dass... 2 Foto: pixelio.de, Alfred Borchard Pulverfass Schwarzwild Trotz steigender Jagdstrecken beim Schwarzwild sind in vielen Regionen Bayerns die Wildschäden in den Feldern und Wiesen weiterhin hoch, in einigen Gebieten steigen sie sogar immer noch an. Die Folge sind immer wieder Konflikte zwischen Landwirten, Jagdgenossenschaften, Jägern und Staatsforsten. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (ARGE) erkennt die Anstrengungen vieler Jäger bei der Schwarzwildbejagung ausdrücklich an, sieht in etlichen Regionen jedoch noch dringenden Handlungsbedarf. Vorrangig müssen die von Verbänden und Landwirtschaftsministerium 2002 gemeinsam erarbeiteten Bejagungsrichtlinien endlich flächendeckend umgesetzt werden. Dies müsse im Wege der Zusammenarbeit aller Beteiligten erfolgen. Darüber hinaus fordern Landwirte und Jagdgenossenschaften, die Suche nach alternativen Wegen der Bejagung zu forcieren, insbesondere wie das Zusammenspiel der Betroffenen zu verbessern ist. Schließlich gehe es um zunehmend massive Wildschäden, die steigende Schweinepestgefahr und den Anstieg der Verkehrsunfälle mit Sauen betont Albert Robold, Sprecher der ARGE. Hohe Jagdstrecken seien immer auch Ausdruck von hohen Grundbeständen. Neben dem aktuellen Stand zum Vegetationsgutachten , den zunehmenden Schäden in der Landwirtschaft durch Rabenvögel und Graugänse stand vor allem das Thema Schwarzwild im Mittelpunkt der Tagung der ARGE in Ingolstadt. Schwarzwild bundesweit ein Problem Albert Robold stellt bereits in seiner Begrüßung das bundesweit anhaltende Schwarzwildproblem heraus, das mit der Ausbreitung der Schweinepest in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen eine besorgniserregende Dimension erreicht hat. NRW musste allein für die Bekämpfung im ersten Jahr 80 Mio. € an Steuergeldern aufwenden, was zu massiver Kritik durch Bevölkerung, Medien und Politik führte. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer hat deshalb die Schwarzwildproblematik zum zentralen Thema ihrer Forderungen zur Bundestagswahl gemacht. Schließlich geht es um weiter ausufernde Wildschäden und v.a. um die steigende Schweinepestgefahr. Die wachsende Zahl der Verkehrsunfälle mit Sauen nehmen zudem die Bürger kritisch zur Kenntnis. Gemeinsame Positionspapiere seien nach Auffassung der ARGE wichtig, Sauen tatsächlich zu erlegen aber noch wichtiger. Um zielführende Wege aufzuzeigen, sei deshalb die Analyse der praktischen Erfahrungen mit den bisherigen Bejagungsrichtlinien sinnvoll. Die Ergebnisse der dazu im Auftrag der obersten Jagdbehörde und des obersten Jagdbeirates durchgeführten Evaluierung der Bayerischen Landesanstalt für Waldund Forstwirtschaft (LWF) stellte der Wildbiologe, Jäger und Projektleiter, Niels Hahn, der ARGE vor. Bejagungsempfehlungen zu wenig/nicht/kaum umgesetzt Anerkennung zollte Hahn eingangs den betroffenen I nteressensgru ppen — Bayerischer Bauernverband, Landesjagdverband Bayern, Waldbesitzerverband - dafür, dass sie es geschafft hätten, sich bereits 2002 auf „Gemeinsame Empfehlungen zur Reduzierung der Schwarzwildbestände (ERS)" zu verständigen. Allerdings zeigten die Jagdstrecken, dass seit Einführung der ERS noch keine Absenkung der Schwarz- Entwicklung der Maisanbaufläche und Schwarzwildstrecke in Bayern 500 -- Maisanbaufläche 450 - — Strecke Schwarzwild o 400 -4 350 •E 300 250 2 200 3 150 30000 721. -20000 IU -10000 72 0 60000 -50000 -40000 2 Jahr - 3 - wildbestände erfolgte. Das liege vor allem daran, dass die ERS zu wenig bekannt sind und in der Praxis kaum umgesetzt werden. Die Jagdstrecke sei laut Hahn ein Spiegel für das insgesamt sehr hohe Populationsniveau beim Schwarzwild, das zwischen den Jagdjahren teils erheblich schwanke. Der Indikator „Strecke" sei dabei auch Ausdruck der Bejagungsintensität. Die Streckenentwicklung lege den Schluss nahe, dass die Jäger es bislang nicht geschafft hätten, die Schwarzwildpopulation auf ein niedrigeres Niveau einzuregulieren. Auch wenn die Anzahl der Klagen betroffener Landwirte einen gewissen Anhaltspunkt liefern, so ist der Indikator „Wildschäden" mangels solider Monitoringdaten bisher kaum auswertbar. In seiner Analyse zeigte Hahn die eklatant unterschiedlichen Akzeptanzgrenzen für Schwarzwild und die unterschiedliche Wahrnehmung der Jäger und Landwirte über die Einschätzung der Höhe des Schwarzwildbestandes in ihren Revieren auf. Während 61% der Jäger der Meinung waren, der Bestand sei im Jagdjahr 2007/2008 genau richtig oder niedrig, schätzten 91% der Landwirte ihn als zu hoch oder viel zu hoch ein. Diese Einschätzung der Landwirte, die sich durch die hohe Jagdstrecke des Folgejahres bestätigte, zeige, dass die Landwirte in der Fläche präsent sind und sehr wohl wissen, was im Revier läuft. Als weitere Ergebnisse der Evaluierung nennt Hahn, dass der überwiegende Teil der Landwirte Ablenkfütterungen als keine geeignete Maßnahme erachtet, um Wildschäden zu reduzieren. Etliche sehen darin sogar eine kontraproduktive Maßnahme, die nur die Nachkommenzahl erhöhe. Während 91% der Jäger glauben, der Energiepflanzenanbau führe zu einer Verschärfung der Wildschadensproblematik, sind nur 51% der Landwirte dieser Meinung. andere redet. Dass die Landwirte an konstruktiven Lösungen interessiert seien, spiegele sich in der Tatsache wieder, dass laut Umfrage über 80% der Wildschadensfälle ohne das amtliche Verfahren geregelt werden und nur in seltenen Ausnahmefällen die Hilfe der Gerichte notwendig ist. Betrachtet man die Ergebnisse des Projektes, so sei es nach Auffassung Hahns nachzuvollziehen, warum örtlich vehemente Konflikte vorhanden sind. Schwarzwild stellt sich jedoch unbestritten inzwischen als flächendeckendes Problem dar und ist nicht wegzudiskutieren. Das Leitbild des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg „Jagd ist Auftrag und Leidenschaft" beschreibe sehr treffend das Spannungsfeld vom Emotion und gesetzlichem Auftrag zur Schaffung tragbarer Wildbestände, in dem sich die Jäger befänden. Die Leiterin der obersten Jagdbehörde, Helene Bauer, unterstrich diese Aussage, denn bei allen Anstrengungen zur Schwarzwildreduktion sei der Wille zur Zusammenarbeit aller Beteiligten entscheidend . Ein Gegeneinander könne nur zum zweitbesten Ergebnis führen. Eingehend beleuchtete der Projektleiter die praktizierten Bejagungsarten. Hier stehe der Einzelansitz Wäre der Maisanbau ausschlaggebend für das Anwachsen der Schwarzwildbestände, so hätte die Bestandsexplosion bereits 20 Jahre früher stattfinden müssen. Zielvereinbarungen treffen Gemeinsam festgelegte und verbindliche Zielvereinbarungen zwischen den Betroffenen fehlen in der Praxis bislang fast völlig. Nur Einzelfälle seien auch gemeinsame Vor-Ort- Initiativen, etwas Neues auszuprobieren, wie z.B. die eigenverantwortliche Einrichtung von Monitoringsystemen und Kontrollmechanismen, die Etablierung von schnellen Eingreifgruppen oder den Einsatz von Frischlingsfängen. Dabei könnte gerade über gemeinsame Initiativen und Zielvereinbarungen die Zusammenarbeit gestärkt und viel Streit im Vorfeld vermieden werden, da jeder weiß, worüber der mit Kirrung einsam an der Spitze, gefolgt von der zufälligen Erlegung. Erst an dritter Stelle nennen die befragten Jäger die revierübergreifenden Bewegungsjagden , gar an letzter Stelle stehen die revierübergreifenden Sammelansitze. Dieses Ergebnis decke sich mit den Umfrageergebnissen einer deutschen Jagdzeitschrift. Solange Jagdpächter der Meinung sind, dass nicht zu viele Sauen im Revier sind, werden sie sich meist nur zurückhaltend an revierübergreifenden Jagden beteiligen, stellt Walter Heidi, BBV-Präsident Bezirk - 4 - Niederbayern, fest. Laut Heidi müsste die Evaluierung um die Aussagen der Landwirte ergänzt werden, die von der Schweinemast oder —zucht leben, da hier die Akzeptanzschwelle für Wildscheine aufgrund der Schweinepestgefahr nahe Null gehe. Betrachtet man nüchtern die Zahlen zu den Maisflächen in den letzten 30 Jahren, so dränge sich ihm der Eindruck auf, dass mit dem Thema Biogas und Energiepflanzenanbau manche Jäger nur ablenken wollen. Unbestritten sei, dass es in machen Revieren mit größeren Biogasanlagen zu höheren Maisanteilen als bisher kommt. Dies ist aber keine flächendeckende Erscheinung, da es oft auch nur zu Verschiebungen von Mais als Tierfutter hin zu Mais für Biogasanlagen gebe, ohne dass die Fläche ausgedehnt wird. Vielmehr müsste von Jägern und Landwirten an Lösungen gearbeitet werden, welche die Bejagung des Schwarzwildes in größeren Maisschlägen ohne Ertragseinbußen v.r. Albert Robold, Niels Hahn, Helene Bauer, Walter Heidi, Fiona Schönfeld beim Landwirt erleichtere, wie z.B. die Anlage von Schussschneisen, schlägt Heidi vor. BBV-Jagdreferent Johann Koch verweist ergänzend auf eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität Wien, wonach trotz deutlichem Rückgangs der Maisanbaufläche in den letzten beiden Jahrzehnten die Schwarzwildbestände in Österreich einen vergleichbar dramatischen Anstieg aufweisen wie in Bayern. Zudem sei zu berücksichtigen, dass der Anstieg der Schwarzwildpopulation in Bayern mit ca. 20 Jahren Verzögerung zu dem der Maisanbaufläche erfolgte, so dass sich unter Berücksichtigung der enormen Vermehrungsrate der Schwarzkittel ein Zusammenhang nicht herleiten lasse. Revierübergreifende Jagden forcieren In der Diskussion waren sich die Mitglieder der ARGE einig, dass revierübergreifende Bewegungsjagden und, wo diese aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht möglich sind, zumindest revierübergreifende Sammelansitze eine Schlüsselfunktion einnehmen, um Schwarzwildbestände wirksam zu reduzieren. Die Jagdgenossenschaften sollen dabei die aktiven Jäger bestmöglich unterstützen. Dies kann durch die Teilnahme als Treiber sein oder auch, indem sie Jagdpächtern ins Gewissen reden, die revierübergreifenden Jagden bisher ablehnend gegenüberstehen und dadurch die Anstrengungen der Jagdnachbarn untergraben. Bei Bewegungsjagden im Herbst und Winter sollten sich die Abschussfreigaben an den gesetzlichen Regelungen und Jagdzeiten orientieren und nicht durch kontraproduktive Einschränkungen beschnitten werden, wie z.B. Vorgabe einer Gewichtsobergrenze oder ein generelles Verbot des Bachenabschusses. Der stellvertretende Landesjagdberater, Franz Lebacher , unterstrich, dass gut organisierte Bewegungsjagden nicht nur effizient sind, sondern letztlich auch dem Wild zugutekommen, weil damit ständige Beunruhigungen des Reviers durch die Jagd selbst vermindert werden können. Telemetrieuntersuchungen von Schwarz-, Rot- und Rehwild während und nach Bewegungsjagden hätten gezeigt, dass das Wild seine angestammten Einstände nur kurzzeitig verlässt und sich nach wenigen Tagen bereits wieder wie vor der Bewegungsjagd verhält. Es ist gemeinsame Position der Verbände, dass verstärkt revierübergreifende Bewegungsjagden bei der Schwarzwildbejagung durchgeführt werden sollen. Wer sich gegen Bewegungsjagden ausspreche, stelle in letzter Konsequenz auch die traditionellen Treibjagden in Frage, so die ARGE. Die ARGE dankt Claus Beck, dass die Bayerischen Staatsforsten revierübergreifende Bewegungsjagden künftig noch besser unterstützen will. Flächenbezogen werde bereits heute mehr Schwarzwild in den Regiejagden des Staates erlegt als in Privatjagden. Die ARGE begrüßt zudem das neuerliche Angebot, dass sich Jäger und Jagdvorsteher jederzeit an Beck wenden könnten, wenn sie in ihrem Gebiet Defizite bei der Sauenbejagung im Staatswald vermuten (siehe Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenbesitzer vom Dezember 2008). Ablenkfütterungen verbieten Die ARGE spricht sich für das generelle Verbot von Ablenkfütterungen aus, da hierdurch lediglich die Reproduktionsrate der Sauen angekurbelt wird. Inzwischen lehnen auch immer mehr Jäger und Jägervertreter Ablenkfütterungen ab. Sollte eine missbräuchliche Fütterung vorliegen, müssten die Jagdbehörden zudem viel konsequenter als bisher einschreiten. Unter dem Blickwinkel der Ankurbelung der Reproduktion seien auch Kirrungen kritisch zu hinterfragen. Der in den ERS angegebene Wert von 1 kg artgerechtem Futter je Kirrung auf 100 ha Revierfläche müsse die absolute Obergrenze sein, so Robold. Einen weiteren Grund für das Anwachsen der Bestände sieht die ARGE auch im zu geringen Anteil an Zuwachsträgern, insbesondere Bachen, am Gesamtabschuss. Statt der in der ERS (unter Berücksichtigung des Elterntierschutzes) angestrebten mindestens 10 (möglichst 20) % blieb -5 Schwarzwildstrecke und Anteil erlegter Bachen Sc h w an w ild s t re ck e in sg es am t a 1 1 1 1 2 . . 14 •2.2 io 7,- e e g -5 2.; Bachenanteil Gesamtstrecke % a bsGilufc N 0 o --.Surnme Schwarzwild •--Antell lachen 3.1. Trotz starkem Anstieg der Strecke seit den 80er Jahren ist der Bachenanteil kontinuierlich gesunken im> Bachenanteil seit Mitte der 90er Jahre bei etwa 5 — 6 % der Anteil bei rund 5 %. Das liege unter anderem darin begründet, weil selbst in den Wintermonaten bei Bewegungsjagden oftmals keine Bachen zum Abschuss freigegeben werden. Mit Interesse nimmt die ARGE den Startschuss für eine wissenschaftliche Arbeit in Rheinland-Pfalz zur Kenntnis, welche die Rolle der Leitbache innerhalb einer Schwarzwildrotte im Jahresverlauf untersuchen will. Dadurch erhofft man sich eine Versachlichung der oft auch von Wildbiologen und Schwarzwildexperten kontrovers geführten Diskussionen über die Folgen eines Bachenabschusses insbesondere bei den winterlichen Bewegungsjagden. Dass ein Zusammenhang zwischen Anteil der Bachen am Gesamtabschuss und steigenden Beständen besteht, legt die Streckenanalyse der letzten Jahrzehnte nahe. Mit der Verbreitung des sogenannten Lüneburger Modells durch die Jäger Mitte der Siebziger Jahre, das die vorrangige Bejagung der Frischlinge und die Schonung der Bachen propagiert, ging der Anteil der erlegten Bachen deutlich zurück. Auffällig ist, dass seitdem die Schwarzwildbestände rapide angewachsen sind (siehe Abbildung). Verantwortung und Solidarität Die ARGE appelliert an die Jagdgenossen, sich der Herausforderung Schwarzwild aktiv zu stellen. Verantwortung und Solidarität von Landwirten und Waldbesitzern sind zur Bewältigung des Schwarzwildproblenns unabdingbar. Innerhalb der Jagdgenossenschaft müssen die Landwirte den Grundsatz „Wald vor Wild" genauso unterstützen, wie die Waldbesitzer die Schwarzwildreduktion. Der Bayerische Bauernverband bietet seinen Mitgliedern durch sein Informationsangebot umfassende Hilfestellungen, zum Beispiel bei der Jagdverpachtung oder der Wildschadensregelung. Um es mehr Landwirten zu ermöglichen, selbst den Jagdschein zu machen, regt die ARGE an, die Jagdausbildung in die landwirtschaftliche Ausbildung zumindest als Wahlfach zu integrieren. Als Alternativen für den Fall, dass eine Jagd wegen überhöhter Schwarzwildbestände nicht mehr zu verpachten ist, kann die Eigenbewirtschaftung oder die Anstellung eines Berufsjägers durch mehrere Jagdgenossenschaften in Betracht kommen. Hierzu sind Pilotprojekte geplant. Die ARGE betont, dass die betroffenen Landwirte, Jagdgenossenschaften und Jagdpächter Lösungen brauchen, um das Pulverfass Schwarzwild am explodieren zu hindern. Sie wird deshalb diesen Themenkomplex noch intensiver beackern. Geplant ist eine Informationsoffensive für die Jagdgenossenschaften und Landwirte, die mit einem Schwarzwildsynnposium im Herbst starten soll. Ebenso setzt sich die ARGE für Projekte zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte ein, welche die Betroffenen vor Ort gemeinsam durchführen, um deren Umsetzung sicher zu stellen. Denn nur wenn über gemeinsame Zielvereinbarungen von allen Beteiligten am gleichen Strang gezogen wird, kann das „schwarze Dynamit" entschärft werden. Dazu muss Jagdgenossen und Jägern jedoch ein größtmöglicher Gestaltungsspielraum bei der Bejagung eingeräumt werden, resümiert Robold. 3 - 6 - Schwarzwildproblematik: Warum lösen wir sie nicht, obwohl wir es könnten? von Niels Hahn* Dauerthema Schwarzwild Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Schwarzwildproblematik nicht in der lokalen oder gar überregionalen Presse thematisiert wird. Und das seit Jahren! Dies hat nichts damit zu tun, dass Journalisten „Sommerlöcher füllen" müssen, sondern ist ein Spiegel dessen, was Landwirte, Jagdgenossen, Jäger, Förster und auch der „normale" Bürger in unserer Kulturlandschaft draußen tagtäglich wahrnehmen . Das Schwarzwild ist nach wie vor auf dem Vormarsch. Es besiedelt neue Lebensräume oder erobert ehemals besiedelte zurück. Teils verursacht es immense Schäden in den landwirtschaftlichen Kulturen. Beinahe alljährlich aufs Neue werden „Rekordstrecken" erzielt. In einigen Bundesländern grassiert die Schweinepest und nicht nur in der Bundeshauptstadt Berlin hat das Schwarzwild die Vorteile des städtischen Lebens erkannt. „Rekordstrecken" und ihre verpuffende Wirkung Die Kontroversen zwischen den Interessengruppen, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit der Bewirtschaftung des Schwarzwildes beschäftigen, werden immer deutlicher. Dies ist verwunderlich, da doch vor allem die Jäger mit dem „Gewehr in der Hand" die Kontroversen durch eine Begrenzung der Schwarzwildpopulation im Sinne ihres gesetzlichen Auftrages entschärfen könnten. Im Vergleich zu anderen Schalenwildarten ist dafür schon jetzt der rechtliche Spielraum weiter gefasst. So werden die Jäger zum Beispiel nicht durch einen Abschussplan beim Schwarzwildabschuss eingeschränkt. Das Ziel der Schwarzwildbewirtschaftung ist in der Jagdgesetzgebung sehr eindeutig definiert: Die nachhaltige „Einregulierung" des Schwarzwildes auf tragbare Dichten, um so die Wildschadens- und Seuchengefahr zu minimieren. Der Blick auf die Jagdstreckendaten zeigt allerdings, dass dieses Ziel auch in Bayern bislang verfehlt wurde. Eine „Rekordstrecke" jagt die andere. Obwohl der „Indikator Jagdstrecke" mit Fehlern behaftet ist, belegt er doch sehr deutlich, dass die Bestände weiter angestiegen sind und sich in den letzten Jahren auf einem unverändert hohen Niveau bewegen (siehe Seite 3). Von einer nachhaltigen Absenkung sind wir weit entfernt! Vor dem Hintergrund des auf die Schwarzwildpopulation wirkenden Faktorenkomplexes ist es zugegebener Maßen nicht immer ganz einfach, der Vorgabe des § 1 (2) Bundesjagdgesetz (BJagdG) gerecht zu werden. Dennoch ist es im Rahmen der bestehenden gesetzlichen Vorschriften möglich, den Schwarzwildbestand abzusenken, und dies trotz aller bekannten Besonderheiten der Schwarzwildbiologie und der sich ändernden Umweltbedingungen. Sicherlich müssten auch derzeit gängige Managementmaßnahme auf den Prüfstand gestellt werden und parallel dazu sollten Alternativen auf ihrer Praxistauglichkeit getestet werden. Die entscheidende Ursache, warum es uns bislang nicht gelingt, den Schwarzwildbestand nachhaltig auf ein niedrigeres Popu lationsniveau einzuregu lieren , dürfte aber in der „menschlichen Dimension" liegen. Diese lässt die Schwarzwildbewirtschaftung erst zur „Problematik" werden. Die Wahrnehmung der sog. Schwarzwildproblematik ist nicht nur zwischen , sondern auch innerhalb der unterschiedlichen Interessengruppen sehr ambivalent. Insbesondere sind die Zielvorstellungen uneinheitlich. Solange dies so ist, braucht man nicht über das Erreichen oder Verfehlen von Zielen zu urteilen. Insbesondere die Interessengruppe der Landwirte bzw. die Jagdgenossen und Eigenjagdbesitzern haben bei der Formulierung der Ziele der Schwarzwildbewirtschaftung eine verantwortungsvolle Aufgabe. Diese sollten sie aktiv in die Hand nehmen. Erst wenn die Interessengruppe der Grundeigentümer vor Ort einfordert, dass mehr als der jährliche Zuwachs der Schwarzwildpopulation geschossen wird, kann es zu einer Absenkung der Bestände kommen. Ansonsten bleibt alles beim Alten: Insgesamt hohe Schwarzwildbestände mit mehr oder weniger starken Schwankungen zwischen einzelnen Jahren. Ob die „Streckeneinbrüche" der letzten Jahre eine tatsächliche Bestandessenkung belegen, ist fraglich. Vermutlich ist es insbesondere die nachlassende Bejagungsintensität einer auf die Kirrjagd fokussierten Bewirtschaftungsform, die es vor allem in Mastjahren nicht erlaubt, den Schwarzwildbestand ausreichend zu steuern. Dass die Schwarzwildpopulation innerhalb kurzer Zeit Rückgänge ausgleichen kann, belegen die Streckendaten der letzten Jahre sehr eindrücklich. *Niels Hahn, Wildbiologe und Jäger, ist Lehrbeauftragter der FH Weihenstephan und leitet ein Büro für Wildtiermanagement (Wilcon - Wildlife Consulting). Hahn hat im Auftrag der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) das von der Obersten Jagdbehörde und dem Obersten Jagdbeirat initiierte und finanzierte Projekt „Evaluierung der Empfehlungen zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände in Bayern" bearbeitet. Der Abschlussbericht ist im Internet zu finden unter www.lwf.bayern. de/wald-und-gesellschaft/forstpol iti k-wi ldtiermanagement-jagd/projekte/abgesch lossen/35107/i ndex.php Nennungen (n) 32 Einschätzung des Schwarzwildbestandes durch Jäger, Forstleute und Landwirte im eigenen Revier/Forstbetrieb/Region "Wie schätzen Sie den ScImerzvvildbestand im Herbst 2007 in Ihrem Revier ein?" r viel zu hoch D hoch 0 genau richtig reguliert 0 niedrig 0 viel zu niedrig 0 kein dauerhaftes Vorkommen 40 25 30 20 10 2 29 61 7 — 2 0 0 r-1 Landwirte Jäger 13 4 13 8 63 30 Förster 10 7 Abb. 1: Einschätzung des Schwarzwildbestandes im Herbst 2007 durch Jäger, Forstleute und Landwirte in unterschiedlichen Regionen Bayerns (Zahlen über den Säulen Nennungen in %) Dieses Jahr deutet sich in Süddeutschland vielerorts wieder eine üppige Baummast an. Man darf also gespannt sein, ob es den Jägern diesmal gelingt, den Teufelskreis von geringen Strecken in Mastjahren und sehr hohen Strecken in Mastfolgejahren bei wenig oder gar keiner Mast zu durchbrechen. Skepsis ist angebracht, denn die Bejagungsintensität müsste gerade jetzt nochmals deutlich gesteigert werden. Die Jagdpolitik müsste hier flankierend unterstützen . Das Gegenteil ist häufig der Fall. Hierzu ein Beispiel: Derzeit kann man das sich beinahe alljährlich wiederholende „Schauspiel" verfolgen, das mit der Veröffentlichung der Jagdstreckendaten einhergeht. Da wird in den Pressemitteilungen die Metapher des „Ziehens an einem Strang" aufs Neue bemüht, obwohl die Lücke zwischen dem „Können" und „Wollen" nur allzu offensichtlich ist. Fällt die Schwarzwildstrecke höher aus als im Vorjahr , weil die Rahmenbedingungen für die Bejagung günstig waren oder aber tatsächlich die Jagdintensität gesteigert wurde, so lauten Pressemitteilungen meistens unisono: „Wir danken den Jägern, dass sie ihre Verantwortung sehr ernst genommen und das Schwarzwild verstärkt bejagt haben. Bitte lassen sie in Ihrem Engagement nicht nach." So oder so ähnlich liest sich dies in den Pressemeldungen der allermeisten Bundesländer, die derzeit die Schwarzwildstrecken des vergangenen Jagdjahres bekannt geben. Wenn tatsächlich eine Reduktion der Schwarzwildbestände gewollt ist, müsste es aber stattdessen lauten: „Wir danken den Jägern und weisen darauf hin, dass Ihr Erfolg nur von geringer Halbwertszeit ist, wenn sie ihr Engagement jetzt nicht noch extrem steigern." Gemeinsame Empfehlungen zur Schwarzwildreduktion weiterentwickeln und umsetzen In Bayern muss man den wichtigen Interessengruppen des Bayerischen Bauernverbandes, des Landesjagdverbandes Bayern und Bayerischen Waldbesitzerverbandes anerkennend konstatieren, dass sie sich schon im Jahr 2002 mit der Lösung der Schwarzwildproblennatik auseinandersetzten und es damals unter Federführung des zuständigen Ministeriums geschafft hatten, sich auf „Gemeinsame Empfehlungen zur Reduzierung der Schwarzwildbestände (ERS)" zu einigen. Die ERS wurde im Jahr 2004 in den Richtlinien für die Hege und Bejagung des Schalenwildes in Bayern verankert. Das Ziel der Reduzierung der Schwarzwildbestände wurde bislang allerdings nicht erreicht. Dies belegen die Streckendaten und die nach wie vor lokal prekäre Wildschadenssituation. Im Rahmen einer Evaluierung der ERS wurde versucht, die Gründe hierfür zu Tage zu fördern. Einige der Ergebnisse sollen nachfolgend präsentiert werden. Sie zeigen Lösungsansätze und Möglichkeiten der Weiterentwicklung der ERS auf. Wie viel Schwarzwild haben wir? Wenn die Reduktion der Schwarzwildbestände das erklärte gemeinsame Ziel der wichtigen Interessengruppen ist, stellt sich die Frage, ob die Ausgangssituation auch gleich eingeschätzt wird. Im Rahmen der Evaluierung wurden u. a. Jäger, Forstleute und Landwirte nach ihrer Einschätzung der Bestandessituation gefragt (siehe Abb. 1). Im Herbst 2007 schätzten nur 27% der Jäger, immerhin 76 % der Forstleute und sogar 91 % der befragten Landwirte den Schwarz- 8 Wie wurden die entstandenen Schäden bei Ihnen in den letzten fünf Jagdjahren üblicherweise beglichen? Jäger und Forstleute Landwirte Maßnahme Nennungen n I % n % Das Verhältnis zwischen Landwirten und Jägern ist sehr gut; Schäden werden „natural" ausgeglichen bzw. bei deren Behebung wird mitgeholfen. 58 21 28 28 Die Schadenshöhe wird gemeinsam ohne amtlichen Schätzer 79 28 ermittelt und der Verlust wird finanziell ausgeglichen. 24 24 Jäger und Landwirt konnten sich bislang immer gütlich einigen. 85 30 30 30 Die Schadenshöhe wird gemeinsam mit dem Landwirt und Jäger unter Hinzuziehung der Gemeinde und des amtlichen Schätzers ermittelt und der Verlust wird finanziell ausgeglichen. 28 10 13 13 In 1-2 Fällen wurde ein Vorverfahren eingeleitet. 5 2 2 2 In 1 Fall kam es zu einer Klage. 3 1 1 1 Geringe Schäden, keine Regulation, Begrenzung im Pachtvertrag. 2 1 0 0 Bei uns gibt es eine Wildschadensausgleichskasse aus der entstandener Schaden beglichen wird. 21 7 1 1 — — 281 100 99 100 Abb. 2: Regelung des Wildschadensersatzes. Effekt der Ablenkfütterung aus Sicht der befragten Landwirte "Wird der Wildschaden durch den Betrieb der Ablenkfiitterung reciuzieit? Wie schätzen Sie den Effekt ein?" ;',cii-2,h1 Nennungen in %über den Säuleni o sehr deutlicher Effekt o deutlicher Effekt kaum Effekt negatier Effekt o kein Effekt o weiß nicht Nennungen (n) 26 - 20 61% 49% 39 16 31 53% 10 18 19 14 6 5- 2 0 0 bei uns in Nachbarreviern in der Region Abb. 3: Effekt von Ablenkfütterungen (Zahlen über den Säulen Nennungen in %). 80 60 - 16 Bejagungsarten auf Schwarzwild Wie bejagten Sie die Sauen in Ihrem 14e‘'7ier im letzten Jagdjahr?" Nennungen (n) 24 o Enzelansitz ohne Kirrung (auch an Sc hadflächen) Sam m elansitz an Kiikung' ; O Sam m elansitz ohne Virrtins,.-- • 1 Zufällige Erlegung Revierübergreifende Bewegungsjagd 0 Bewegungsjagd im eigenen ReVier Pirsch 1 Sonstige Jagdarten (z.B. bei Getreideernte, Unfälle, Fallwilj 13 26 7 20 4 0 ager Förster te's 40 -9 Abb. 4: Jagdarten auf Schwarzwild in Bayern (Antworten befragter Jäger und Förster, Zahlen über den Säulen Nennungen in %). wildbestand als hoch oder viel zu hoch ein. Die Streckenzahlen des Jagdjahres 2007/08 gaben den Landwirten und Forstleuten Recht. Es wurden in diesem Jagdjahr in Bayern 48.634 Stück Schwarzwild erlegt, 25.700 Stück mehr als im Vorjahr. Zur Brauchbarkeit des Indikators „Wildschaden" Die Bestandessituation des Schwarzwildes wird offensichtlich von Jägern deutlich anders eingeschätzt als von Landwirten oder Forstleuten. Neben der nachvollziehbar anderen Interessenslage der Jäger, könnte ein Grund für die abweichende Einschätzung des Schwarzwildbestandes im Fehlen verlässlicher Monitoringdaten liegen. Da die Jagdstreckendaten meistens nur eine retrospektive Beurteilung erlauben, würden aktuelle Zahlen zu Wildschäden verlässlichere Prognosen erlauben. Allerdings ist diese Informationsquelle nicht nutzbar , da keine brauchbare Schadensdokumentation stattfindet. In aller Regel einigt man sich bei der Wildschadensbegleichung gütlich. Somit liegen keine belegbaren Informationen zur Lage der betroffenen Fläche, dem geschädigten Aufwuchs oder dem Schadenszeitpunkt vor (Abb. 2). Wildschadensmanagement durch Ablenkfütterungen Von vielen Jägern wird der Betrieb von Ablenkfütterungen als probates Instrument zur Reduzierung der Wildschäden angesehen. Schwarzwild soll durch Futtergaben im Wald von attraktiven Feldfrüchten ferngehalten werden. Der Versuch durch gezielte Steuerung der Raumnutzung, Schwarzwild von attraktiver Nahrung im Ackerland und auf Wiesen fernzuhalten, scheitert oft. Insbesondere wenn landwirtschaftlich genutzte Flächen und Wald in enger Verzahnung das Landschaftsbild prägen, kann die bei uns übliche Form der Ablenkfütterung das Wildschadensrisiko nicht ausreichend minimieren. Befragte Landwirte bestätigen dies (Abb. 3). Für die nähere Umgebung ihres Wirkungskreises („bei uns"), die sie am besten einschätzen können, geben 61 % an, dass von Ablenkfütterungen kein, kaum ein oder sogar ein negativer Effekt hinsichtlich der Wildschadenssituation ausgeht. Einfallslose Schwarzwildjagd am Futtertrog Den gleichen Raumsteuerungseffekt wie bei der Ablenkfütterung nutzt der Jäger bei der Einzeljagd an der Kirrung. Durch Futtergaben lockt er Schwarzwild zur leichteren Erlegung an. Diese einfache , aber auch zeitintensive Form der Nachtjagd dominiert den Reigen der Bejagungsmöglichkeiten des Schwarzwildes in Bayern (Abb. 4). Sie läuft dem Ziel der Bestandesreduzierung zuwider, wenn durch die Futtergaben an Kirrungen schwache Stücke Nahrungsengpässe im Winter überleben und die Reproduktion durch tendenziell besser ernährte Sauen angekurbelt wird, statt die durch den zusätzlichen Nahrungsinput erzeugten Sauen durch die Jagd abzuschöpfen. Hinzu kommt, dass in Mastjahren Kirrungen schlecht funktionieren, da die natürliche Nahrung aus Eicheln oder Bucheckern für Schwarzwild viel attraktiver ist. Gut organisierte Bewegungsjagden, am besten revierübergreifend, können einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung Entwicklung der Schwarzwildstrecke in der Regiejagd des Staatswaldes :g [2000 - [0000 8000 6000 - 4(88) 2000 - 3622 3461 4089_ 2998 19,96 ../C7g/I -0- Gesamtstrecke Schwarzwild -0- Auf Bewegungsjagden erlegtes Schwarzwild 9-633 9675 7451 7459 5415 5406 1829 5082 4022 3828 4626 9053 8035 e 4,` e•` e", e"..7\ Jagdjahr - 10 - der Schwarzwildbestände leisten. Das Potential dieser Jagdart mit ihren Vorteilen gegenüber der Einzeljagd ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Neue Wege für altbekannte Probleme Der dargestellte Ausschnitt an Ergebnissen der Evaluierung der ERS zeigt, wo in Zukunft Maßnahmen ansetzen könnten, um das gemeinsam definierte Ziel der Reduktion der Schwarzwildbestände zu erreichen . Wenn dieses Ziel aber nicht von den wichtigen Akteuren vor Ort mitgetragen wird, ist eine Reduktion des Schwarzwildes unmöglich. Zielvereinbarungen, die umgesetzt und überprüft werden (Monitoring), sind ein Schlüssel zum Erfolg. Externe Moderationen können helfen, die Ziele zu definieren. Die Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer sind dabei eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste Interessengruppe. Als Grundeigentümer sind sie nämlich in der Lage das Ziel der Schwarzwildbewirtschaftung ganz wesentlich mit zu bestimmen. Häufig konkurrieren dabei das Interesse an hohen Jagdpachteinnahmen und der Wunsch nach möglichst geringen oder keinen Wildschäden. Hier und da werden sicherlich noch weitere Argumente mit in die Waagschale geworfen. Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden „Lage an der Schwarzwildfront" dürfte ein sachgerechter Abwägungsprozess relativ leicht herbeizuführen sein. Komplizierter ist der Spagat für die Jäger, die zum einem Passion brauchen, um zu jagen, zum anderen aber auch ihrem gesetzlichen Auftrag zur Regulierung von Wildbeständen nachkommen müssen. Hohe Wildschäden oder ein grassierender Schweinepestausbruch in Schwarzwildbeständen sind als Misserfolg der Hege zu werten. Daher müssen auch für die Jäger sachliche Entscheidungen die Basis des Handels darstellen, trotz aller Leidenschaft und Emotional ität bei der Jägerei. Das bedeutet Offenheit gegenüber möglichen Alternativen zum bisherigen Schwarzwildmanagennent. Im Hinblick auf sinnvolle Maßnahmen wie die Intensivierung der Bewegungsjagd (wo möglich) oder die Etablierung von Monitoringsystemen sollte dies leicht fallen. Schwieriger ist vermutlich eine Entscheidung über den Einsatz von Saufängen, Nachtzielgeräten, Anreizsystemen oder revierübergreifend einsetzbaren Einsatzgruppen aus den Reihen der Jägerschaft. Solche Maßnahmen sollten erst in Pilotstudien auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden. Nur wer sich auf den Prozess der Entwicklung innovativer regionaler Schwarzwildkonzepte einlässt, wird das Ziel einer nachhaltig abgesenkten Schwarzwildpopulation als „win-win Situation" begreifen. Nur revierübergreifend lösbar Schwarzwildbejagung im Unternehmen Bayerische Staatsforsten Die „Schwarzwildbejagung" hat sich in den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) zu einem Schwerpunktthema entwickelt. Bayernweit gehen Strecken seit langem nach oben. Die Daten der BaySF können sich aber sehen lassen und spiegeln die Anstrengungen wider, dieser landeskulturellen Aufgabe gerecht zu werden. Um Schäden auf den umliegenden Feldern und Wiesen zu vermeiden, haben die Bayerischen Staatsforsten ein Bejagungskonzept entwickelt, dem folgende Eckpunkte zugrunde liegen: Während der schadensträchtigen Zeit erfolgt im Kern größerer Waldgebiete keine Bejagung, um das Schwarzwild nicht aus den Einständen auf die Felder zu treiben. An den Waldrändern wird das ganze Jahr über scharf gejagt. Nach dem Abernten der Felder im Herbst und Winter werden möglichst revierübergreifende Bewegungsjagden (Drückjagden) auf Schwarzwild und die anderen Schalenwildarten durchgeführt . Das Konzept lehnt sich eng an die geltenden Richtlinien für die Hege und Bejagung des Schalenwildes in Bayern, speziell an die Empfehlungen zur Reduktion überhöhter Schwarzwildbestände an. Revierübergreifende Bewegungsjagden bilden innerhalb dieses Konzepts den zentralen Schlüssel zum Erfolg. Nur diese effiziente Methode des „Streckemachens" kann nachhaltig dazu beitragen, die hohen Schwarzwildbestände einzudämmen und das Ausufern der Wildschäden zu stoppen. Jagdstrecken Die Grafik zeigt die Streckenentwicklung seit dem Jagdjahr 1993/94 in der Regiejagd (= nicht verpachtete Staatsjagden). Ein deutlicher Beweis für das hohe Engagement der Bayerischen Staatsforsten in Sachen Ärtgerechte Eräährung für Reh.. Rel. und Darnw.,1 utter.de cee». Schwarzwildreduktion. Mit durchschnittlich knapp zwei erlegten Stück Schwarzwild pro 100 Hektar Jagdfläche weist das Unternehmen im Jagdjahr 2008 eine nahezu doppelt so hohe Abschussquote wie die sonstigen Eigen- und Gemeinschaftsjagdreviere Bayerns auf. Der starke Streckenrückgang im Jagdjahr 2006/07 war bedingt durch einen besonders milden Winter in Verbindung mit einer Vollmast von Buche und Eiche. Revierübergreifende Bewegungsjagden sind unverzichtbar. (Foto: Kellerer) Jagdmethoden Die Kirrjagd, bei der die Sauen durch Futtergaben (meistens Mais) an die Ansitzeinrichtungen gelockt werden, stößt in solchen Jahren an ihre Grenzen. Durch den Klimawandel werden schnee- und frostarme , milde Winter immer häufiger, und die klassischen Laubbaumarten Eiche und Buche tragen öfter Mast. In diesen Jahren nimmt das Schwarzwild die Kirrungen nicht regelmäßig an. Gut organisierte, revierübergreifende Bewegungsjagden erbringen dagegen konstant und effektiv hohe Strecken und machen die Bejagung unabhängig vom Wetter. Der Streckenrückgang auf Bewegungsjagden fiel im Jagdjahr 2006 viel geringer aus als bei den sonstigen Jagdmethoden und dem Gesamtabschuss (Grafik). Fast die Hälfte aller Wildschweine wurde 2006 auf den Bewegungsjagden erlegt. In den Folgejahren mit kalten und schneereichen Wintern verschob sich der Anteil wieder leicht zugunsten der Kirrjagd. Die Kirrjagd hat jedoch einen weiteren gravierenden Nachteil. Rechnet man Angaben aus aktuellen Umfragen und Untersuchungen hoch, werden bis über 100 kg Mais pro erlegtem Stück ausgebracht. Solche Mengen kurbeln die Vermehrung beim Schwarzwild stark an und führen zu einer Zunahme und weiteren Ausbreitung. Deshalb wird die Kirrjagd in den Bayerischen Staatsforsten sehr restriktiv gehandhabt. Anzustreben ist in etwa nur eine Kirrung pro 100 Hektar Waldfläche bei zurückhaltender Ausbringung von Kirrmaterial, in größtmöglicher Entfernung zu landwirtschaftlichen Flächen. In kleinen Waldparzellen der Regiejagdfläche wird die Kirrjagd auf Schwarzwild grundsätzlich untersagt. Die Beschäftigten achten auf die Umsetzung dieser Vorgaben. Die Bayerischen Staatsforsten wünschen sich, dass auch Grundeigentümer und Jagdgenossenschaften auf eine restriktive Auslage von Kirrmaterial achten. Ziel ist, die Kirrjagd sukzessive durch revierübergreifende Bewegungsjagden zu ersetzen. Großflächig jagen Drückjagden können nur effizient und erfolgreich sein, wenn alle Angrenzer/Reviernachbarn sich beteiligen. Auch hier können die Jagdgenossen einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie ihre Pächter zur Teilnahme auffordern und so zur notwendigen Großflächigkeit der Jagden beitragen. Bei entsprechender Größe sowie grenzüberschreitender Bejagung können die in Bewegung gebrachten Rotten mehrfach beschossen und damit höhere Strecken erzielt werden. Bei der Schwarzwildreduktion wird bei den BaySF auch die Beteiligung privater Jäger forciert. Deren Anteil an der Schwarzwildstrecke liegt bei 79 Prozent . Darüber hinaus investieren die Bayerischen Staatsforsten viel Geld in die schießtechnische Ausund Fortbildung ihrer Jagdgäste und Beschäftigten. Dies steigert die Effizienz, gewährleistet waid- und tierschutzgerechte Jagd und mindert das Risiko von Jagdunfällen. Abschließend bleibt nochmals festzuhalten: Die Bayerischen Staatsforsten leisten durch die konsequente Umsetzung des Bejagungskonzeptes für Übung macht den Meister (Foto: BaySF) Schwarzwild, insbesondere den revierübergreifenden Bewegungsjagden einen überdurchschnittlichen Beitrag zur Reduktion der Schwarzwildbestände in Bayern. Lediglich circa 30 Prozent der Waldfläche und zehn Prozent der Jagdfläche Bayerns werden von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet mit einem Großteil der Flächen im Hochgebirge, wo es wenig oder gar kein Schwarzwild gibt. Mit revierübergreifenden Bejagungsstrategien und einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Jagdnachbarn lässt sich für alle Grundbesitzer das Ziel erreichen: Eine nachhaltige Absenkung der überhöhten Schwarzwildbestände und der Wildschäden. Claus Beck, BaySF, Regensburg Abdruck mit freundlicher Erlaubnis des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatts 3 Nummer 3/4 Dezember 2008 INHALT Wachsende Herausforderungen an die Jagd lete4-'4,* Brennpunkt Schwarzwild ,5.eje,47,2 Für Sie gelesen :eiteröM Bundesarbeitsgemeinschaft zu Gast in Bayern oii Der Wildschadensersatz im Jagdpachtvertrag Seite 12-14 Wildschadensersatz - wann ist der Landwirt in der Pflicht? Seitel4 Jagdrecht in Kürze Seite 15 Das ZLF baut Brücken Seite 15-16 Jagdrecht bleibt auf Augenhöhe mit Naturschutzrecht! S -16247 Ministerien neu besetzt •Seite 17 Schwarzwild bundesweit sprichwörtlich explodiert Seite 18-19 Bayerischer Agrarbericht Seite 20-23 Neue Bücher Wussten Sie schon, dass... Seite 24 Mitteilungen für Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Jahrgang 24 Bauern Verband Bayerischer -4 Keine Beschneidung der Verbissinventur "Sollstammzahlen in Anlehnung an die Förderrichtlinien " und „nur noch Leittriebverbiss erfassen und auf die Baumsämlinge unter 20 cm verzichten", lautet ein Vorschlag des BJV-Papiers. Eine derartige Einschränkung der waldbaulichen Spielräume der Waldbesitzer lehnt der Bayerische Bauernverband entschieden ab. Es ist Bestandteil des Eigentumsrechts , dass der Waldbesitzer individuell auswählen kann, auf welche Pflanze er waldbaulich setzt. Jegliche Beschränkung auf eine festgelegte Zahl würde zu einem nicht hinnehmbaren Rechtsverlust führen. Untermauert wird die Auffassung der ARGE vom Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs aus dem Jahr 1992. Dieses Urteil gibt verbindlich vor, dass der Waldbesitzer das natürliche Verjüngungspotenzial nutzen können muss und seine Entscheidungsfreiheit nicht von vornherein durch Wildverbiss eingeschränkt werden darf. Ein Verzicht der Aufnahme der Verjüngung unter 20 cm würde jedoch eine Einschätzung dieses Rechtsanspruchs unmöglich machen. Dadurch, dass in dieser Schicht ohnehin nur der Leittriebverbiss erfasst wird, hält sich der Aufwand erfahrungsgemäß in Grenzen, der Erkenntnisgewinn für die Abschussplanung ist jedoch erheblich. Schließlich kann verglichen werden, wie sich die Baumartenanteile im Laufe der Zeit durch den Wildverbiss verändern, Stichwort Entmischung der waldbaulich wertvollen Baumarten. Die ARGE hält deshalb die Aufnahme des Wildverbisses von Pflanzen unter 20 cm für unverzichtbar! Wie der Landesjagdverband legt der Berufsstand größten Wert darauf, dass das Forstliche Gutachten unter möglichst objektiven Bedingungen zustande kommt. Deshalb hat die ARGE stets ein Höchstmaß an Transparenz eingefordert und so bereits wesentliche Verbesserungen erreicht. Insbesondere ist auch in Zukunft flächendeckend sicherzustellen, dass Waldbesitzer, Jagdvorstände und Jäger bei den Außenaufnahmen vor Ort beteiligt werden, denn hier kann sich ein jeder mit eigenen Augen überzeugen, dass die Gutachter sachgerecht arbeiten. Dies hat sich bewährt und ist auch künftig bestmöglich sicherzustellen . Um die Akzeptanz zu verbessern, wird vorgeschlagen, dass die ARGEn auf Landkreisebene weitere Aufklärungsveranstaltungen für die Jagdgenossenschaften und Waldbesitzer durchführen. III Brennpunkt Schwarzwild Die Schwarzwildstrecke hat sich im vergangenen Jagdjahr 2007/2008 in Bayern auf über 48.000 Stück mehr als verdoppelt. Die Anstrengungen der Jäger erkennt die Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im Bayerischen Bauernverband (ARGE) in seiner Arbeitstagung in Augsburg ausdrücklich an. Die zahlreichen Klagen von Landwirten über Wildschäden in ihren Feldern und Wiesen zeigen jedoch, dass die Sauen vielerorts trotzdem noch intensiver bejagt werden müssen. Die Vertreter der Jagdrechtsinhaber stellen heraus, dass Schwarzwild aufgrund seiner Lebensweise und der Größe ihrer Streifgebiete nur in revierübergreifender Zusammenarbeit aller Beteiligten - Jagdgenossenschaften, Landwirte, Jäger, Eigenjagdbesitzer und Staatswaldjäger - wirksam reguliert werden kann. Die Richtlinien zur Reduktion überhöhter Schwarzwildbestände , die unter der Leitung der Obersten Jagdbehörde im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2002 gemeinsam vom Bayerischen Bauernverband, Landesjagdverband Bayern und dem Bayerischen Waldbesitzerverband erarbeitet wurden, waren ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung, dem aber auf Grundlage der Evaluierung durch die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und der inzwischen gesammelten praktischen Erfahrungen vor Ort dringend weitere Schritte folgen müssen, stellte Albert Robold, Sprecher der ARGE, einleitend fest. Der ARGE liegen bereits mehrere Vorschläge ihrer Mitglieder vor, die in die Diskussion mit einfließen sollen. 60.000 50.000 40.000 := 30.000 i 22.934 20.000 10.000 48.634 90/91 00/01 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 55.252 54.248 11 viel zu hoch hoch genau richtig reguliert niedrig I viel zu niedrig kein dauerhaftes Vorkommen 61% 91% 40 30 7'7? 20 10 10 4 7 0 0 -5 Schwarzwildstrecke in Bayern Jagd ja h r „Feldzug" des Schwarzwildes Zunächst analysierte Reinhard Menzel vom bayerischen Landwirtschaftsministerium die Streckenentwicklung beim Schwarzwild in Bayern. Eingangs stellte der Referent die provozierende Frage, ob denn tatsächlich ein Konflikt existiere oder das Bild der Schwarzwildproblematik lediglich durch die Berichterstattung in den Medien und besonders kritische Landwirte geprägt werde. Die Antwort darauf sei dem in Kürze erscheinenden Evaluierungsbericht der LWF zu entnehmen und mache die eklatant unterschiedliche Wahrnehmung der Jäger und Landwirte über die Einschätzung der Höhe des Schwarzwildbestandes in ihren Revieren deutlich. Während 61 Prozent der Jäger der Meinung waren, der Bestand sei im Jagdjahr 2007/2008 genau richtig oder niedrig, schätzten 91 Prozent der Landwirte ihn als zu hoch oder viel zu hoch ein. Es verwundere deshalb nicht, dass örtlich vehemente Konflikte entstünden. Das Schwarzwild wird allerdings fast flächendeckend von den Landwirten als Problem empfunden und ist daher nicht wegzudiskutieren. Besonders auffällig ist die Tatsache, dass sich innerhalb des letzten Jagdjahres zum allerersten Mal überhaupt die Jagdstrecke mehr als verdoppelt hat. Dies spiegelt zum einen die verstärkten Anstrengungen der Jäger wider, lässt zum anderen aber auch auf einen sehr hohen Grundbestand und die enorme Populationsdynamik und Vermehrungsfreudigkeit der Sauen schließen. Das Streckenergebnis zeigt, dass die Jäger rasch auf die aktuelle Entwicklung reagiert haben. Auffällig sei aber laut Menzel im Vergleich zu den Vorjahren, dass 2008 trotz der hohen Strecke dennoch vermehrt Klagen über Wildschäden laut wurden. Wie sich Bestand und Jagdstrecke im laufenden Jahr weiter entwickeln, sei jedoch nicht vorhersagbar, weil es bislang keine Art Frühwarnsystem in Form eines fundierten Bestandsmonitorings gebe. Allerdings lassen die zahlreichen kritischen Gespräche, die Landwirtschaftsminister a.D. Josef Miller (MdL) mit betroffenen Landwirten im Laufe des Jahres 2008 führte, weiterhin keine Entspannung der Situation vermuten. Die steigenden Wildunfallzahlen sind ebenso ein eindeutiges Einschätzung des Schwarzwildbestandes durch Jäger und Landwirte im eigenen Revier / in der Region (Zahlen über den Säulen Nennungen in %) "Wie schätzen Sie den Schwarzwildbestand im Herbst 2007 in Ihrem Revier ein?" Ne nnunge n (n) Jäger Landwirte 6 Schwarzwildstrecke in Bayern (Bezirke) 20.000 17.500 15.000 12.500 10.000 7.500 _ ___-• -----._.z . ____. ,.....__ . 0 80/81 90/91 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 --A-Oberbayern -Az- Mittelfranken --7-1-Niederbayern -0-Unterfranken —A-Oberpfalz --• - Schwaben Oberfranken Indiz für das häufigere Auftreten von Schwarzwild, wenn auch der Anteil des Fallwildes an der Gesamtstrecke relativ konstant ist. Im Jahr 2006/07 wurden in Bayern 987 Sauen als Opfer des Straßenverkehrs gemeldet, 2007/08 waren es 2.094 Stück. Mit Hilfe der Streckenmeldungen der Unteren Jagdbehörden hat die Oberste Jagdbehörde die räumliche Ausbreitung des Schwarzwildes rekonstruiert und in eindrucksvolle Grafiken gefasst. Ausgehend von wenigen Kerngebieten haben die Schwarzkittel in den letzten 20 Jahren nahezu ganz Bayern erobert. Die Sauen zeigen einen so starken Ausbreitungstrieb, dass sie in Einzelfällen selbst vor den bayerischen Alpen nicht halt machen, wie die Erlegung einer Sau auf 1.500 m Meereshöhe zeigte oder die Wühlschäden auf einer österreichischen Alm in 2.000 m Meereshöhe. Als generell begünstigende Faktoren zur Ankurbelung der Reproduktionsrate nennt Menzel eine gute allgemeine Kondition der Schwarzwildpopulation in Folge günstiger Umweltbedingungen (ganzjährig verfügbares Nahrungsangebot z.B. auch durch häufigere Baummast bei Buche und Eiche oder auch zusätzlicher Energieeintrag in Form der Kirrung / Fütterung) sowie geringere Wintersterblichkeit (milde Winter / Klimawandel). Darüberhinaus sei die Lebensraumkapazität in unserer Kulturlandschaft noch nicht ausgeschöpft, es fehlen natürliche Feinde und Schwarzwild genießt bei vielen Jägern als jagdbares Wild hohe Attraktivität . Einen zeitlich eingeschränkten zusätzlichen Migrationseffekt könnten in den nordostbayerischen Gebieten zudem die Grenzöffnung zu Tschechien bzw. der innerdeutsche Grenzabbau Anfang der 90er Jahre bewirkt haben. Während laut Evaluierung 90 Prozent der Jäger glauben, dass der Maisanbau die Schwarzwildproblematik verschärfe, sehen dies nur 51 Prozent der Räumliche Ausbreitung von Schwarzwild in Bayern Je dunkler die Fläche desto höher ist die Schwarzwildstrecke. 7 Landwirte. BBV-Jagdreferent Johann Koch verwies auf eine Untersuchung der Universität Wien, wonach trotz deutlichem Rückgangs der Maisanbaufläche in den letzten beiden Jahrzehnten die Schwarzwildbestände in Österreich einen vergleichbar dramatischen Anstieg wie in Bayern aufweisen. Auch erfolgte der Anstieg der Schwarzwildpopulation in Bayern mit 10 bis 15 Jahren Verzögerung zu dem der Maisanbaufläche , so dass sich unter Berücksichtigung der enormen Vermehrungsrate der Schwarzkittel ein Zusammenhang nicht herleiten lasse. Es sei jedoch für jedermann nachvollziehbar, dass die Bejagung des Schwarzwildes im Sommer und Frühherbst durch große Maisschläge erschwert werde. Bejagungsempfehlungen zu wenig umgesetzt In seinen Ausführungen zu den bestehenden Bejagungsrichtlinien für das Schwarzwild (siehe Kasten) stellt Menzel anhand der Ergebnisse der Evaluierung heraus, dass bezüglich Information und Umsetzung der Empfehlungen sowohl bei den Jagdgenossenschaften als auch bei den Jägern noch deutliches Verbesserungspotenzial und Handlungsbedarf festzustellen ist. So blieb die Einrichtung von Arbeitsgemeinschaften Schwarzwild, in denen alle Beteiligten tatkräftig an Problemlösungen mitwirken, deutlich hinter den Erwartungen zurück. Auch wird die weit überwiegende Zahl der Sauen an Kirrungen auf der Einzeljagd erlegt, die Steigerung der Bewegungsjagden erfolgte trotz einiger regionaler Initiativen in der Gesamtbetrachtung eher moderat. Der Anteil der Bachen an der Gesamtstrecke liege entgegen der Zielsetzung der Richtlinie unverändert bei 5-6 Prozent anstelle der angestrebten mindestens 10 (möglichst 20) Prozent. Da die Richtlinien von allen beteiligten Interessensgruppen grundsätzlich begrüßt werden, seien die Voraussetzungen für eine flächendeckendere Umsetzung weiterhin durchaus positiv. In der Diskussion wurde von der ARGE unter anderem der Vorschlag eingebracht, dass die Unteren Jagdbehörden mit den Jagdbeiräten unter Einbindung der Ämter für Landwirtschaft und Forsten die Richtlinien und deren Umsetzung in ihrem Landkreis verstärkt thematisieren sollen, damit die konkrete Umsetzung der Empfehlungen und Leitsätze vor Ort forciert werde. Neue Impulse für eine intensivere Schwarzwildbejagung wolle zudem der Jagdverband laut Menzel über die Förderung des Schießens auf den laufenden Keiler durch entsprechende Ausrüstung der Schießstände, die Förderung der Anschaffung von Verkehrsschildern zur Verkehrssicherung von Treib- und Drückjagden und der Anschaffung weiterer Radium-Cäsium-Messgeräte erreichen. Staatsforsten setzt Richtlinie um Claus Beck, Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten , betont, dass es Ziel seines Unternehmens sei, die Bejagungsrichtlinien im Staatswald bestmöglich umzusetzen. Die Bejagungsstrategien der Bayerischen Staatsforsten für das Schwarzwild und die dabei bislang erzielten Erfolge zeigte Beck der ARGE ausführlich auf. Mit der Analyse der Jagdstrecke ging Richtlinie zur Bejagung des Schwarzwildes: Intensive Bejagung unter Nutzung aller zulässigen Jagdarten, insbesondere Durchführung von revierübergreifenden Bewegungsjagden und Sammelansitzen. Forcierung des jagdlichen Übungsschießens (insbesondere auf den sog. laufenden Keiler). Ganzjähriger Abschuss von Überläufern und vor allem von Frischlingen bei jeder sich bietenden Gelegenheit, auch ohne Rücksicht auf deren körperliche Stärke. In der Zeit von Oktober bis Januar forcierte Bejagung von Bachen unter Erhöhung des Bachenanteils auf mindestens 10 % (möglichst sogar 20 %) der Gesamtstrecke möglichst unter Schonung der Leitbachen . Intensive Schwerpunktbejagung in den Feldrevieren, aber auch an der Wald-Feld- Grenze in den Sommermonaten, besonders während der Zeit der Milchreife von Mais und sonstigem Getreide. Während der wildschadenskritischen Zeit bis zum Abernten der Felder reduzierte Schwarzwildbejagung innerhalb größerer Waldgebiete; nach dem Abernten der Felder verstärkte Bejagung in den Waldgebieten. Beschränkung der Kirrung auf den geringst möglichen Umfang (1 Kirrplatz je 100 ha Revierfläche beschickt mit ca. 1 kg artgerechtem Kirrmaterial wie Getreide einschl. Mais, Waldfrüchte). Abstimmung über die räumliche und zeitliche Verteilung der Kirrung in der Schwarzwildarbeitsgemeinschaft . Im Feld grundsätzlich keine Kirrung bis zum Abernten. Intensivierung des zielgerichteten Informationsaustausches zwischen Landwirten, Waldbesitzern und Jagdpächtern über Wildschäden und den Einsaatzeitpunkt gefährdeter Kulturen. er zunächst auf den vereinzelt immer wieder von Jägern wie Landwirten zu hörenden Vorwurf ein, dass im Staatswald zu wenig Sauen erlegt würden. So wurde in der Vergangenheit flächenbezogen mehr Schwarzwild in den Regiejagden des Staates erlegt als in den Eigenjagdrevieren, Gemeinschaftsjagdrevieren und verpachteten Staatsjagdrevieren (siehe Grafik). 2007/2008 wurden 1,7 Stück je 100 ha Regiejagdfläche (ohne Hochgebirge) erlegt. Beck bittet darum, diese Tatsache entsprechend zu würdigen und machte zugleich das Angebot, dass sich Jäger und Jagdvorsteher jederzeit an ihn wenden könnten, wenn sie der Auffassung seien, dass in ihrem Gebiet Defizite im Staatswald vorhanden wären. Die ARGE begrüßt dieses Angebot ausdrücklich , denn nur wenn revierübergreifend miteinander gesprochen und um bestmögliche Lösungen gerungen wird, sind die Schwarzwildbestände in den Griff zu bekommen. Miteinander reden und nicht 8 /100 ha 1.60 - Stück Schwarzwild je 100 Hektar Regiejagd BaySF — EJR/GJRNerp.BaySF - Insgesamt 1,40 1.20 --o—Staat Privat --o.— Insgesamt 1,00 si s 0.80 .19r .19Or 0,60 e V0,40 0,20 0,00 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97 1997/981998/99 1999/002000/01 Jagdjahr 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 übereinander reden sei das Gebot. Die dramatische Entwicklung der Schwarzwildbestände lässt sich zudem an dem von der BaySF ausbezahlten Wildschaden ablesen, der sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdreifacht hat, so Beck. Schäden treten aber ebenso im Wald auf, zum Beispiel durch das Fressen der natürlichen Saat von Eiche und Buche (problematisch bei Sprengmasten), das Ausrupfen der Jungpflanzen und anschließende Abbeißen der Wurzeln. Die zentralen Punkte des „Jagdkonzepts Schwarzwild" im Staatswald sind laut Beck folgende: Reduzierung des Schwarzwildbestandes nur mit revierübergreifender Strategie möglich Keine Bejagung im Kern größerer Waldgebiete während der schadensträchtigen Zeit Scharfe Bejagung an den Waldrändern das ganze Jahr über Nach Abernten der Felder im Herbst und Winter revierübergreifende Drückjagden auf Schwarzwild und die anderen Schalenwildarten Mit der bisherigen Bejagung ist eine Beeinflussung des Schwarzwildbestandes kaum möglich gewesen , bewertet Beck die Streckenentwicklung. Die ungeregelte Kirrjagd verschärft sogar das Problem insgesamt, weil zusätzlich Energie in das Ökosystem und die Reproduktionskraft der Wildtiere gebracht werde, aber der dadurch verursachte zusätzliche Zuwachs durch die Jagd nicht ausreichend abgeschöpft wird. Die sehr unterschiedlichen Verhältnisse vor Ort erlauben keine standardisierten Musterlösungen. Um in der Schwarzwildthematik vorwärts zu kommen, wird die BaySF im Frühjahr 2009 mehrere betriebsinterne Workshops zu den Themen Schwarzwild und Steigerung der Effizienz von Bewegungsjagden durchführen . Die BaySF bedauert es sehr, dass das effektive Mittel der revierübergreifenden Bewegungsjagd viel zu selten angewandt wird, da eine Zusammenarbeit oft an den Gegensätzen staatlicher und privater Jagd scheitert. Gemeinsame Bewegungsjagden mit Angrenzern scheitern oft an Themen wie z.B. überjagende Hunde oder der Freigabe von Reh- und Rotwild. Diese Vorbehalte kann die BaySF kaum beeinflussen. Man ist deshalb gezwungen, auf ein effizientes Mittel zu verzichten. Die BaySF wird weiterhin intensiv für revierübergreifende Jagden bei den angrenzenden Privatjagdrevieren werben, bittet aber um Verständnis, dass anlässlich der Bewegungsjagden auf Schwarzwild zum Teil auch Rehund Rotwild mit bejagt wird, insbesondere wenn der Abschussplan noch nicht erfüllt ist. Um die Bewegungsjagden noch erfolgreicher gestalten zu können, plant die BaySF folgende Maßnahmen : Ausbau der für Bewegungsjagden notwendigen Infrastruktur Forcierung des jagdl ichen Übungsschießens auf laufenden Keiler bzw. im Schießkino bei den Jagdgästen und dem eigenen Personal Motivation der Jagderlaubnisnehmer für die Teilnahme an den Bewegungsjagden Förderung des Hundewesens (insbesondere Stöberhunde ) Die derzeit oft unkoordinierte Kirrjagd will die BaySF in den Forstbetrieben stark einschränken. Ziel ist eine sehr restriktive und professionelle Kirrjagd. In Streubezirken soll in den Staatsjagdrevieren ganz darauf verzichtet werden, im übrigen wird maximal eine Kirrung je 100 ha Waldfläche in möglichst großer Entfernung zur landwirtschaftlichen Fläche, Zielvorgabe sein. Hier will die BaySF freiwillig deutlich über die bestehenden amtlichen Bejagungsrichtlinien hinausgehen. In der anschließenden Diskussion bewertete die ARGE die geplanten Schritte der BaySF als eine positive und vielversprechende Weiterentwicklung, die durchaus Vorbildcharakter haben. Die ARGE appelliert an die Jagdgenossenschaften, ihre Jagdpächter zur Teilnahme an revierübergreifenden Bewegungsjagden oder Sammelansitzen aufzufor- - 9 - dern, denn nur über eine flächendeckende Bejagung können die Schwarzwildbestände wirksam reguliert werden. Auch sind die eigenen Jagdpächter, die Bewegungsjagden durchführen, bestmöglich zu unterstützen, vor allem dann wenn benachbarte Reviere eine Verweigerungshaltung zeigen. Viele Diskussionspunkte Die hohe Brisanz des Schwarzwildproblems zeigt sich nicht zuletzt anhand der vielen Zuschriften an den BBV und den darin enthaltenen verschiedensten Forderungen der Landwirte und Jagdgenossenschaften . Einige der Forderungen sind bereits heute in den Richtlinien enthalten bzw. umgesetzt, wie beispielsweise die wiederholte Durchführung von revierübergreifenden Drückjagden und Sammelansitzen oder die Erleichterungen bei der Verkehrssicherung von Treib- und Drückjagden. Die ARGE steht einer lösungsorientierten Diskussion offen gegenüber und unterstützt einige Vorschläge bzw. Aussagen. So soll die Bejagung in den waldreichen Revieren, insbesondere seitens des Staatswaldes und des Großprivatwaldes, aber nicht zuletzt generell in den Privatjagdrevieren, weiter intensiviert werden. Jungjäger, die in der Regel äußerst motiviert die Jagd ausüben, sollen verstärkt eingesetzt werden, ohne ihnen einschränkende Abschussvorgaben zu machen. Zudem sollten in jedem Fall die Themen Wildfolge und überjagende Hunde mit den Jagdnachbarn geklärt sein, um unerfreuliche Streitigkeiten von vornherein zu vermeiden. In jedem Fall gelte im Konfliktfalle der gesetzlich verankerte Vorrang der landwirtschaftlichen Interessen vor denen des Schwarzwildes. Schließlich heißt es in § 1 Bundesjagdgesetz, dass die Bejagung des (Schwarz-) Wildes so durchgeführt werden muss, dass Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, möglichst vermieden werden. Es geht nun vielmehr darum, mit geeigneten Maßnahmen diesen Grundsatz konsequent umzusetzen . Dazu zählt nach Auffassung der ARGE als ein weiterer Baustein auch die generelle Aufhebung der Schonzeit für den Keiler, wie dies in anderen Bundesländern bereits der Fall ist. Eine Verlängerung der Jagdzeit auf Bachen bis Ende Februar, weil in der Zeit häufig durch Schnee bzw. helles Mondlicht gute Jagdbedingungen herrschen, oder gar die Aufhebung der Schonzeit bei nichtführenden Bachen ab 2 Jahren, wie in Mecklenburg-Vorpommern, sei für Brennpunktgebiete nicht von vornherein auszuschließen . Forderung nach Pilotprojekten Schwarzwildjagd ist aufgrund der Lebensweise dieses Wildes häufig Nachtjagd. Seitens einiger besonders stark von Wildschäden betroffener Jäger wird an den BBV die Bitte herangetragen, sich dafür einzusetzen , dass zumindest auf Antrag im Einzelfall in Problemgebieten Nachtzielgeräte oder andere Zielhilfen (Infrarot, künstliche Lichtquellen) zugelassen werden, die bislang nicht erlaubt sind oder auf eine unüberwindbare Genehmigungshürde treffen. Da dieses Thema selbst unter Jägern umstritten ist (siehe Beitrag PIRSCH), sollte nach Auffassung der ARGE zunächst in einem Pilotprojekt deren Tauglichkeit und Wirksamkeit geprüft werden. Dies gelte im übrigen auch für das umstrittene Thema Saufänge. Die sich zuspitzende Situation beim Schwarzwild mit der immer noch nicht überwundenen Schweinepest in Rheinland-Pfalz zeigt die Notwendigkeit von zusätzlichen Überlegungen zu Regulierungsmöglichkeiten auf. Eine solche Sammlung von Überlegungen sollte zunächst möglichst unvoreingenommen erfolgen. Wie dramatisch die Situation beim Schwarzwild bewertet wird, zeigte der Hilferuf der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V.. Deren Forderungen gehen hin bis zum Einsatz der Antibaby-Pille. Einem solchem Einsatz steht die ARGE jedoch sehr zurückhaltend gegenüber, wäre doch die Gefahr sehr groß, dass durch eine solche Maßnahme der gesamte Wildbretverkauf in massive Mitleidenschaft gezogen würde. Wenig praxisgerecht ist nach Einschätzung der ARGE auch die Festlegung eines Mindestabschussplanes für Waldreviere und eine Kostenbeteiligung der Jagdpächter an den Schäden in den Nachbarrevieren, wenn diese Abschussvorgaben nicht erfüllt werden. Die immer wieder einmal ins Gespräch gebrachten Wildschadensausgleichskassen sieht die ARGE mit großer Skepsis, zumal die Erfahrungen aus Mecklenburg-Vorpommern zeigen, dass durch eine solche Kasse die Schwarzwildbestände nicht stärker bejagt werden. Entschieden lehnt die ARGE eine Beteiligung der Jagdgenossenschaften an einer solchen Kasse ab, da keinerlei Einflussmöglichkeit der Jagdgenossenschaft auf die praktische Jagdausübung gegeben ist. Kosten für die Trichinenuntersuchung Der Sprecher der ARGE, Albert Robold, dankt dem bayerischen Landwirtschaftsministerium für seine Unterstützung hinsichtlich günstiger Gebühren für die gesetzlich vorgeschriebene Trichinenuntersuchung . Damit kam Staatsminister a.D. Josef Miller dem gemeinsam mit Präsident Walter Heidi im August 2008 vorgetragenem Anliegen nach. Es sei doch sinnvoll, dass alle Landkreise mit ihren Veterinärbehörden - positiven Beispielen folgend - im Sinne der Seuchenprävention möglichst kostengünstig die verpflichtende Trichinenschau durchführen, um Vorbehalte der Jäger beim Abschuss von schwachen Frischlingen abzubauen, so der Präsident in der Sitzung. Das Landwirtschaftsministerium hat die Unteren Jagdbehörden gebeten, bei den Veterinärbehörden darauf hinzuwirken, dass die vorhandenen Spielräume bei den Trichinenschaugebühren möglichst nach unten ausgeschöpft werden. Die ARGE betont, dass die betroffenen Landwirte, Jagdgenossenschaften und Jagdpächter Lösungen zur Bewältigung des Schwarzwildproblems brauchen. Die ARGE wird deshalb weiterhin diesen Themenkomplex intensiv beackern. El Ganserer-1439 L ANL1_Auskünfte BJV_geschwaerzt.pdf Page 1 Page 2 Page 3 Page 4 Page 5 Page 6 Page 7 Page 8 Page 9 Page 10 Page 11 Page 12 Page 13 Page 14 Page 15 Page 16 Page 17 Page 18 Page 19 Page 20 Page 21 Page 22 Page 23 Page 24 Page 25 Page 26 Page 27 Page 28 Page 29 Page 30 Page 31 Page 32 Page 33 Page 34 Page 35 Page 36 Page 37 Page 38 Page 39 Page 40 Page 41 Page 42 Page 43 Page 44 Page 45 Page 46 Page 47 Page 48 Page 49 Ganserer-1439 L ANL2_Auskünfte BBV_geschwärzt.pdf Page 1 Page 2 Page 3 Page 4 Page 5 Page 6 Page 7 Page 8 Page 9 Page 10 Page 11 Page 12 Page 13 Page 14 Page 15 Page 16 Page 17 Page 18 Page 19 Page 20 Page 21 Page 22 Page 23 Page 24 Page 25 Page 26 Page 27 Page 28 Page 29 Page 30 Page 31 Page 32 Page 33 Page 34 Page 35 Page 36 Page 37 Page 38 Page 39 Page 40 Page 41 Page 42 Page 43 Page 44 Page 45 Page 46 Page 47 Page 48 Page 49 Page 50 Page 51 Page 52 Page 53 Page 54 Page 55 Page 56 Page 57 Page 58 Page 59 Page 60 Page 61 Page 62 Page 63 Page 64 Page 65 Page 66 Page 67 Page 68 Page 69 Page 70 Page 71 Page 72 Page 73 Page 74 Page 75 Page 76 Page 77 Page 78 Page 79 Page 80 Page 81 Page 82 Page 83 Page 84 Page 85 Page 86 Page 87 Page 88 Page 89