17. Wahlperiode 05.07.2017 17/16675 Bayerischer Landtag Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Kerstin Celina, Gisela Sengl BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 21.03.2017 Weinbau in Unterfranken Wir fragen die Staatsregierung: 1. Wie viele Weinbaubetriebe mit wie viel Fläche gibt es in Unterfranken (bitte Nennung in zertifizierte Ökowinzer und konventionelle Winzer unterteilen)? ? 2. a) Inwieweit ist in der Ausbildung der Winzerinnen und Winzer das Thema ökologischer Weinanbau bereits Bestandteil der Ausbildung? b) Welche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten werden in Unterfranken zu dem Thema angeboten? c) Welche Pläne gibt es, ökologische Anbaumethoden mehr als bisher in die Aus- und Weiterbildung zu integrieren ? 3. Welche ökologischen Vorteile sieht die Staatsregierung im ökologischen Weinbau verglichen mit dem konventionellen Weinbau? 4. a) Gibt es Messungen, Studien und/oder Forschungsprojekte , die sich mit den Auswirkungen auf den Wasserschutz in Bayern im Zusammenhang mit ökologischem Weinbau befassen? b) Falls ja, mit welchen Ergebnissen? 5. a) Gibt es Studien und Forschungsprojekte, die sich mit der Biodiversität in Bayern im Zusammenhang mit ökologischem Weinbau befassen? b) Falls ja, mit welchen Ergebnissen? 6. Wie hoch schätzt die Staatsregierung das Marktpotenzial für Biowein aus der Region Unterfranken ein? 7. a) Gibt es vonseiten der Staatsregierung Planungen, positiv auf die Menge an angebautem Biowein in Unterfranken einzuwirken, insbesondere da die Nachfrage nach Biowein das regionale Angebot übersteigt? b) Mit welchen konkreten Maßnahmen kann eine Erhöhung der Anzahl der Weingüter, die ökologisch angebauten Wein produzieren, erleichtert werden? c) Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um eine Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Flächen zu ermöglichen? Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 28.04.2017 1. Wie viele Weinbaubetriebe mit wie viel Fläche gibt es in Unterfranken (bitte Nennung in zertifizierte Ökowinzer und konventionelle Winzer unterteilen)? Rebfläche in Bayern (konventionell und ökologisch bewirtschaftet ) 2015 2016 Bestimmtes Anbaugebiet Franken 6.231 ha 6.237 ha Bayerischer Bodensee (b. A. Württemberg) 58 ha 68 ha Landweingebiet Regensburg 6 ha 6 ha Gesamtrebfl äche 6.295 ha 6.310 ha Davon im Ertrag 6.066 ha 6.057 ha b. A. = bestimmtes Anbaugebiet Ökologisch bewirtschaftete Rebfläche Bayern 2016 Regierungsbezirk Rebfl äche Tafeltrauben Oberbayern 1,10 Mittelfranken 12,58 ha Unterfranken 287,12 ha 2,48 ha Schwaben 12,43 ha Gesamt 312,13 ha 3,58 ha Ökobetriebe und Rebfläche in Unterfranken 2015 und 2016 Jahr Betriebe Fläche 2015 68 283 2016 66 287 Betriebsstruktur – Anzahl der Betriebe in Bayern (konventionelle und ökologische Bewirtschaftung) Hektar 2015 2016 Rebfl äche <0,5 2.264 2.126 Rebfl äche 0,5 – 1,0 597 572 Rebfl äche 1,0 – 5,0 702 685 Rebfl äche 5,0 – 10,0 204 213 Rebfl äche >10,0 121 120 Gesamt 3.888 3.716 2. a) Inwieweit ist in der Ausbildung der Winzerinnen und Winzer das Thema ökologischer Weinanbau bereits Bestandteil der Ausbildung? Um die ökologische Wirtschaftsweise und die Kenntnisse der praktischen Umsetzung den Winzerinnen und Winzern näherzubringen , wird seit dem Schuljahr 2009/2010 das Fach Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/16675 „Ökologischer Weinbau” an der staatlichen Technikerschule für Weinbau und Gartenbau an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) unterrichtet. Ziel des Unterrichtes ist es, den Studierenden die Grundlagen des ökologischen Weinbaus (Bodenpflege, Pflanzenschutz, Begrünung, usw.) zu vermitteln und somit den Einstieg zu dieser nachhaltigen Bewirtschaftungsform zu erleichtern. b) Welche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten werden in Unterfranken zu dem Thema angeboten ? Auf Initiative der Bayerischen Staatsregierung zur Stärkung des ökologischen Landbaus in Bayern wurde das Programm BioRegio Bayern 2020 ins Leben gerufen. Seit dem Jahr 2014 findet in diesem Zusammenhang an der LWG ein zweitägiges Seminar für die Weinbaubetriebe statt, die sich für eine Umstellung ihres Betriebes auf die ökologische Wirtschaftsweise interessieren. In diesem Seminar werden die Grundlagen des ökologischen Weinbaus vermittelt. Ökoseminar Teilnehmer 2014–2017 Jahrgang Teilnehmerzahl 2014 32 2015 26 2016 40 2017 25 Das Ökofax wird gemeinsam von der LWG, dem Weinbauring Franken e.V. und den Beratern der Verbände herausgegeben . Es kann über den Weinbauring Franken e.V. bezogen werden. In der Beratung, im Unterricht und bei den Veranstaltungen wird der Bezug des Ökofaxes ausdrücklich empfohlen, da es eine wichtige Hilfestellung bei der Planung der anstehenden Arbeiten im Vegetationsjahr ist. c) Welche Pläne gibt es, ökologische Anbaumethoden mehr als bisher in die Aus- und Weiterbildung zu integrieren? Aus Sicht der Staatsregierung ist der ökologische Anbau bereits sehr gut in die Aus- und Weiterbildung der Winzerinnen und Winzer integriert. Sollte die Nachfrage für die bereits angebotenen Seminare steigen, kann hier ein weiterer Ausbau erfolgen. Darüber hinaus liefen und laufen Forschungsprojekte , deren Ergebnisse in den Unterricht und die Seminare einfließen. 3. Welche ökologischen Vorteile sieht die Staatsregierung im ökologischen Weinbau verglichen mit dem konventionellen Weinbau? Die ökologische Wirtschaftsweise trägt besonders zur Schonung der Umwelt und der natürlichen Ressourcen, zur Erhaltung der Biodiversität und zum Klimaschutz bei. 4. a) Gibt es Messungen, Studien und/oder Forschungsprojekte , die sich mit den Auswirkungen auf den Wasserschutz in Bayern im Zusammenhang mit ökologischem Weinbau befassen? Solche Projekte sind der Staatsregierung nicht bekannt. b) Falls ja, mit welchen Ergebnissen? Siehe Antwort zu Frage 4 a. 5. a) Gibt es Studien und Forschungsprojekte, die sich mit der Biodiversität in Bayern im Zusammenhang mit ökologischem Weinbau befassen? Solche Projekte sind der Staatsregierung nicht bekannt. b) Falls ja, mit welchen Ergebnissen? Siehe Antwort zu Frage 5 a. 6. Wie hoch schätzt die Staatsregierung das Marktpotenzial für Biowein aus der Region Unterfranken ein? Statistische Zahlen zur Ableitung des Marktpotenzials für Biowein aus der Region Unterfranken sind nicht vorhanden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Statistiken zum Kaufverhalten für den deutschen Weinmarkt auch für Unterfranken gelten. Während der Anteil von Biowein von 2008 bis 2010 von 0,6 Prozent auf 5,4 Prozent gewachsen ist, ist er anschließend bis 2015 auf 4,8 Prozent gesunken. 2012 haben 6,6 Prozent der Haushalte in Deutschland Biowein im Lebensmitteleinzelhandel inkl. Discounter gekauft. Es ist davon auszugehen, dass mittelfristig der Konsum von Biowein in Deutschland bei ca. 5 Prozent bis 6 Prozent bzw. 1 Mio. Hektoliter liegen wird. Bei einem Marktanteil Frankens am deutschen Weinmarkt von 2 Prozent bis 3 Prozent bedeutet dies ein Marktpotenzial für Biowein aus der Region Unterfranken von ca. 20.000 bis 30.000 Hektoliter. 7. a) Gibt es vonseiten der Staatsregierung Planungen, positiv auf die Menge an angebautem Biowein in Unterfranken einzuwirken, insbesondere da die Nachfrage nach Biowein das regionale Angebot übersteigt? Das Landesprogramm BioRegio Bayern 2020 umfasst bereits verschiedene Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Beratung, Förderung, Vermarktung und Forschung, um den ökologischen Landbau in Bayern voranzubringen. Unter anderem fördert die Bayerische Staatsregierung die Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung der Rebflächen (Dauerkulturen ) mit 1.250 Euro/ha im ersten und zweiten Jahr der Umstellung und anschließend mit 975 Euro/ha (Bayerisches Kulturlandschaftsprogramm, Maßnahme B10). Des Weiteren wird die Beratung der Öko-Erzeugerringe in Bayern im Rahmen der Verbundberatung finanziell unterstützt. Letztendlich entscheidet der Verbraucher über die Erzeugung regionaler Öko-Produkte. Interessierte Betriebe werden nur umstellen, wenn ihnen der Markt wirtschaftliche Perspektiven für den Absatz ihrer Produkte bietet. b) Mit welchen konkreten Maßnahmen kann eine Erhöhung der Anzahl der Weingüter, die ökologisch angebauten Wein produzieren, erleichtert werden? Letztlich liegt die Entscheidung der Bewirtschaftung beim Winzer. Die Bayerische Staatsregierung fördert dabei die biologische Bewirtschaftung von Rebflächen (siehe Antwort zu Frage 7 a?. c) Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden , um eine Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Flächen zu ermöglichen? Für eine weitere positive Entwicklung des ökologischen Landbaus benötigen die Betriebe vor allem Rechtssicherheit in Hinblick auf die Revision der EG-Öko-Verordnung. Solange die nicht herrscht, zögern viele Betriebe mit der Umstellung.