Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Christian Magerl BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 25.04.2017 Bodenerosion durch Einsatz von Agrarfolie Ich frage die Staatsregierung: 1. a) Auf wie vielen Hektar landwirtschaftlicher Anbaufläche in Bayern kommt Agrarfolie zum Einsatz? b) Wie viele Hektar davon sind im Erosionsgefährdungskataster in der Erosionsgefährdungsklasse CC*-Wasser 1 (erosionsgefährdet) bzw. CC-Wasser 2 (stark erosionsgefährdet) eingestuft? c) Wie wirkt sich der Einsatz von Agrarfolie auf das Bodenerosionsrisiko aus? 2. a) Wie viele Hektar landwirtschaftlicher Anbaufläche mit Einsatz von Agrarfolie haben ein Gefälle von mehr als 3 Prozent? b) Was unternimmt die Staatsregierung, um das durch den Einsatz von Agrarfolie gestiegene Erosionsrisiko auf solchen Feldern zu reduzieren? c) Wie hat sich der Einsatz von Agrarfolie auf landwirtschaftlicher Anbaufläche mit Gefälle von mehr als 3 Prozent in den letzten fünf Jahren entwickelt? 3. a) Wie wirkt sich der Einsatz von Agrarfolie auf landwirtschaftlichen Flächen mit geringem Gefälle (unter 3 Prozent) aus? b) Welche Auswirkungen auf die Bodenerosion hat der Einsatz von Agrarfolien bei Starkregenereignissen? 4. Wie viele Erosionsschäden gab es auf oder im Umfeld landwirtschaftlicher Anbaufläche mit Einsatz von Agrarfolie in den letzten fünf Jahren und wie hoch lag die Schadenssumme? 5. Welche Auswirkung hat Agrarfolie auf die Grundwasserneubildung ? Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 24.05.2017 Die Schriftliche Anfrage wird im Einvernehmen mit dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz wie folgt beantwortet: 1. a) Auf wie vielen Hektar landwirtschaftlicher Anbaufläche in Bayern kommt Agrarfolie zum Einsatz? Der Einsatz von Agrarfolien im Freilandanbau wird bisher weder im Rahmen der Agrarstatistik noch des Mehrfachantrages erfasst. Der Einsatzumfang kann deshalb nicht angegeben werden. b) Wie viele Hektar davon sind im Erosionsgefährdungskataster in der Erosionsgefährdungsklasse CC*-Wasser 1 (erosionsgefährdet) bzw. CC-Wasser 2 (stark erosionsgefährdet) eingestuft? Die Erosionsgefährdung wird nur von weitgehend wasserundurchlässigen Folien beeinflusst, auf die sich die folgenden Antworten beziehen. Weil die Abdeckung von Kulturen mit Folien nicht flächenscharf erfasst wird, kann der entsprechende Flächenumfang mit Einstufung in Erosionsgefährdungsklassen nicht festgestellt werden. Für die Spargelanbauflächen, deren Dämme in den meisten Fällen zeitweise mit wasserundurchlässigen Folien abgedeckt sind, liegen Berechnungen für das Jahr 2015 vor. In diesem Jahr lagen 50 ha Spargelanbaufläche rechnerisch auf CC-Wasser-1-Feldstücken und 3 ha auf CC-Wasser-2-Feldstücken. c) Wie wirkt sich der Einsatz von Agrarfolie auf das Bodenerosionsrisiko aus? Mit wasserundurchlässiger Folie abgedeckte Flächenanteile stehen für die Versickerung nicht zur Verfügung. Das von den Folien abfließende Regenwasser gelangt auf unbedeckten Boden, der dieses Wasser je nach Wasserzustrom und eigener Aufnahmekapazität einsickern oder abfließen lässt. Bei Einsatz von wasserundurchlässigen Folien fließt mehr Wasser oberflächlich ab, sodass das Erosionsrisiko erhöht ist. 2. a) Wie viele Hektar landwirtschaftlicher Anbaufläche mit Einsatz von Agrarfolie haben ein Gefälle von mehr als 3 Prozent? Aufgrund der fehlenden flächenscharfen Erfassung der Folienbedeckung ist der Flächenumfang mit Gefälle von mehr als 3 Prozent nicht bekannt. b) Was unternimmt die Staatsregierung, um das durch den Einsatz von Agrarfolie gestiegene Erosionsrisiko auf solchen Feldern zu reduzieren? Die zuständigen landwirtschaftlichen Beratungsstellen in- Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 05.09.2017 17/17079 Bayerischer Landtag *) CC = Cross Compliance Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17079 formieren die Landwirte über wirksame Maßnahmen zur Vermeidung von Bodenerosion und erhöhtem Oberflächenwasserabfluss . Im Rahmen von Veranstaltungen und mit Informationsschriften werden Vorsorgemaßnahmen empfohlen. Aktuell wird die im Jahr 2010 erstmals erstellte Information der Landesanstalt für Landwirtschaft „Erosionsschutz beim Anbau von Spargel“ überarbeitet und im Mai 2017 veröffentlicht . Das Spektrum wirksamer Vorsorgemaßnahmen wird in dieser Broschüre aufgezeigt; auf die Notwendigkeit, Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen, wird eindringlich hingewiesen. Darüber hinaus wurde der Erosionsschutz beim Anbau von Spargel auf dem „10. Produkttag Spargel“ der Landesanstalt für Landwirtschaft am 31.01.2017 vorgestellt und diskutiert. c) Wie hat sich der Einsatz von Agrarfolie auf landwirtschaftlicher Anbaufläche mit Gefälle von mehr als 3 Prozent in den letzten fünf Jahren entwickelt? Mangels verfügbarer Daten kann die Frage nicht beantwortet werden. 3. a) Wie wirkt sich der Einsatz von Agrarfolie auf landwirtschaftlichen Flächen mit geringem Gefälle (unter 3 Prozent) aus? Grundsätzlich sinkt das Erosionsrisiko mit abnehmender Hangneigung. Da die Fläche für das Einsickern der Niederschläge bei Folienabdeckung eingeschränkt ist, kann es bei Regenfällen trotz geringem Gefälle insbesondere bei Dammanbau in Gefällerichtung bereits zu Oberflächenabfluss und unter ungünstigen Umständen auch zu Erosion kommen (siehe Antwort zu Frage 1 c). Ebene Lagen sind davon nicht betroffen. b) Welche Auswirkungen auf die Bodenerosion hat der Einsatz von Agrarfolien bei Starkregenereignissen ? Bei Starkregen kommt es bei Folienabdeckung von Flächen mit Gefälle sehr schnell zu Oberflächenabfluss, da die folienbedeckten Flächen sofort Abfluss generieren und die unbedeckten Böden durch den Tropfenschlag verschlämmen und in ihrer Wasseraufnahmekapazität eingeschränkt sind. 4. Wie viele Erosionsschäden gab es auf oder im Umfeld landwirtschaftlicher Anbaufläche mit Einsatz von Agrarfolie in den letzten fünf Jahren und wie hoch lag die Schadenssumme? Die Frage kann nicht exakt beantwortet werden, weil weder die Flächen mit Agrarfolien noch Erosionsschäden systematisch erfasst werden. Die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau befragte im Sommer 2016 die Gartenbauzentren an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, wie weit ihnen seit 2013 Fälle mit Schäden durch Oberflächenabfluss und Abschwemmungen aus Spargelfeldern bekannt geworden waren. Die 14 gemeldeten Fälle betrafen ausschließlich die südbayerischen Anbaugebiete. Schadenssummen sind nicht bekannt. 5. Welche Auswirkung hat Agrarfolie auf die Grundwasserneubildung ? Der Staatsregierung liegen dazu keine Erkenntnisse vor.