Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Hans Jürgen Fahn FREIE WÄHLER vom 27.02.2017 Prävention für Menschen mit Migrationshintergrund Ich frage die Staatsregierung: 1. Welche landesweiten und regionalen Projekte und Maßnahmen gibt es, um die Teilnahme von Menschen mit Mitgrationshintergrund an Vorsorgeuntersuchungen zu erhöhen (bitte auch zahnärztliche und Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen )? 2. Welche Maßnahmen wurden bislang getroffen, um dem erhöhten Anteil vom Menschen mit Übergewicht und Adipositas bei den Menschen mit Migrationshintergrund entgegenzuwirken, also beispielsweise in Richtung Bewegungsförderung (8,2 Prozent der nichtdeutschen Frauen sind einmal pro Woche aktiv, dagegen 36,5 Prozent der deutschen Frauen)? 3. Welche landesweiten und regionalen Projekte und Maßnahmen gibt es, um Frauen mit Migrationshintergrund die Vorteile von Schwangerschaftsuntersuchungen nahezubringen und so den häufigeren Schwangerschaftskomplikationen entgegenzuwirken? 4. Welche Angebote gibt es für Migranten, bei denen nicht lediglich Flyer verteilt werden, sondern ein niedrigschwelliger Zugang zu den Menschen gefunden wird, um ihnen das deutsche Gesundheitssystem und die sinnvollen Vorsorgeangebote nahezubringen? 5.1 Wird das erfolgreiche Programm „MiMi – Mit Migranten für Migranten“ mittlerweile in ganz Bayern angeboten? 5.2 Wie viele integrierte Migranten sind innerhalb dieses Programms als Gesundheitsmediatoren tätig? 6.1 An welchen bayerischen Orten werden Sportangebote für Migranten tatsächlich bereitgestellt? 6.2 Werden sie auch wahrgenommen? Antwort des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 01.06.2017 Die Schriftliche Anfrage wird im Einvernehmen mit dem Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration , dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr wie folgt beantwortet: 1. Welche landesweiten und regionalen Projekte und Maßnahmen gibt es, um die Teilnahme von Menschen mit Mitgrationshintergrund an Vorsorgeuntersuchungen zu erhöhen (bitte auch zahnärztliche und Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen )? In Bayern leben derzeit nach Angaben des Statistischen Landesamtes etwa 2,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund . Sofern sie Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind, haben sie Anspruch auf die vom Gemeinsamen Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen, deren Kosten von der GKV getragen werden. Dazu zählen u. a. Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft, Früherkennungsuntersuchungen im Kindes- und Jugendalter (U1 bis U9, J1), der Check-up ab dem 35. Lebensjahr und verschiedene Krebsfrüherkennungsuntersuchungen im Erwachsenenalter. Die Inanspruchnahme dieser Angebote ist immer freiwillig. Vonseiten des Gesetzgebers wird die Teilnahme an Früherkennungsmaßnahmen für Kinder gefördert, indem der Nachweis über die Durchführung der Früherkennungsuntersuchung U6 oder U7 Voraussetzung für den Bezug von Landeserziehungsgeld ist. Darüber hinaus wird im Rahmen der schulärztlichen Untersuchung, die für alle in Bayern gemeldeten Kinder im Jahr vor dem regulären Schuleintritt verpflichtend ist, die Vorlage des „Gelben Heftes“ (Kinderuntersuchungsheft) mit Nachweis der durchgeführten Früherkennungsuntersuchung U9 gefordert. Leistungsberechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) haben gemäß § 4 Abs. 1 Satz 2 AsylbLG zur Verhütung und Früherkennung von Krankheiten Anspruch auf Schutzimpfungen entsprechend den §§ 47, 52 Absatz 1 Satz 1 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XII) und die medizinisch gebotenen Vorsorgeuntersuchungen . Zur Inanspruchnahme der verschiedenen Vorsorgeangebote durch Migrantinnen und Migranten in Bayern liegen dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege keine umfassenden Daten vor. Aus den Schuleingangsuntersuchungen ist bekannt, dass der Anteil der Kinder, die an allen Früherkennungsuntersuchungen U1 bis U9 teilnehmen, insbesondere bei beidseitigem Migrationshintergrund mit 71,5 Prozent deutlich niedriger ist als bei Kindern ohne Migrationshintergrund (91,0 Prozent; Daten der Schuleingangsuntersuchung 2010/2011, Bayerischer Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 13.10.2017 17/17201 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17201 Kindergesundheitsbericht 2015). Der Bayerische Kindergesundheitsbericht von 2015 weist auch darauf hin, dass Frauen mit Migrationshintergrund Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen seltener wahrnehmen. Die Information von Menschen mit Migrationshintergrund über Themen, Angebote und praktische Maßnahmen der gesundheitlichen Vorsorge und Prävention ist Ziel von landesweit bzw. überregional organisierten Projekten ebenso wie zahlreicher regionaler und/oder lokaler Initiativen. Überregional organisiert ist das interkulturelle Gesundheitsprojekt „MiMi – Mit Migranten für Migranten“, das seit Projektbeginn im Jahr 2008 durch das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) gefördert und inzwischen an 12 Standorten im Freistaat umgesetzt wird, betreut durch eine MiMi-Koordinierungsstelle in München. Im Rahmen des Projektes werden landesweit Gesundheitsmediatoren geschult . In muttersprachlichen Veranstaltungen informieren sie Menschen mit Migrationshintergrund über das deutsche Gesundheitssystem, Vorsorgeuntersuchungen (Schwangerenvorsorge , Krebsfrüherkennung, Gesundheits-Check-up, U-Untersuchungen, Zahnvorsorge u. a.) sowie über weitere Präventionsthemen. Die von lokalen Gesundheitsexperten ausgebildeten Gesundheitsmediatoren erreichen Migranten gezielt in ihren Lebenswelten und klären sie dort niedrigschwellig und kultursensibel über wichtige Themen der Gesundheit und Vorsorge auf. Auf diesem Wege wurden bayernweit bereits über 1.700 Informationsveranstaltungen für mehr als 20.000 Menschen mit Migrationshintergrund durchgeführt. Berücksichtigt man den Multiplikatoreneffekt durch Weitergabe der Informationen an Familienmitglieder, Freunde und Bekannte kann davon ausgegangen werden, dass indirekt ca. dreimal so viele Menschen mit Migrationshintergrund an diesem Angebot partizipieren. Eine Auswertung aller Themen, die bisher im Rahmen von MiMi-Bayern-Informationsveranstaltungen vermittelt wurden, zeigt, dass „Vorsorge und Früherkennung“ mit 14,4 Prozent aller Veranstaltungen einen bedeutsamen Anteil haben. Darüber hinaus sind Vorsorgeuntersuchungen für Frauen, Männer und Kinder immer auch fester Bestandteil der Informationsveranstaltungen zum Thema „Deutsches Gesundheitssystem“, die 65,9 Prozent aller MiMi-Veranstaltungen ausmachen, sowie der Veranstaltungen zu „Kindergesundheit und Unfallprävention“, „Schwangerschaft und Familienplanung“ sowie „Brustkrebsfrüherkennung“ und „Mundgesundheit“. Zusätzlich wurde im Rahmen von MiMi ein Wegweiser „Bleiben Sie gesund – Früherkennung und Vorsorge für Kinder und Erwachsene“ in 15 Sprachen erstellt und bayernweit verbreitet. 2012 wurde zudem eine Handreichung zur Brustkrebsfrüherkennung in acht Sprachen erstellt und in Informationsveranstaltungen an Migrantinnen verteilt. Im Bereich der Zahngesundheit erfüllt die Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit (LAGZ) den staatlichen Auftrag gemäß § 21 SGB V, Zahnerkrankungen durch Gruppenprophylaxe in Kindertagesstätten und Schulen vorzubeugen. Landesweit besuchen rund 2.900 Patenschaftszahnärzte der LAGZ regelmäßig Kindertagesstätten und Schulen und weisen im Rahmen der Gruppenprophylaxe auch auf die Bedeutung des regelmäßigen Zahnarztbesuches hin. Die Programme der LAGZ beginnen bereits im Krippenalter und reichen in Regelschulen bis zur 6. Klasse; in Fördereinrichtungen bis zur 9. Klasse. In allen Einrichtungen erreichen sie auch Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Ergänzend werden Informationsbriefe für Eltern in acht Sprachen sowie zwei Verweisungskarten für den halbjährlichen Zahnarztbesuch ausgegeben. Für das Schuljahr 2017/2018 plant die LAGZ zudem ein Projekt zur Gruppenprophylaxe in den sogenannten Übergangsklassen zur intensiven Sprachförderung . Um den wachsenden Anforderungen im Zusammenhang mit Kindern mit Migrationshintergrund nachzukommen , bietet die LAGZ ihren Zahnärzten Fortbildungen zur interkulturellen Sensibilisierung und Kommunikation an. Sie arbeitet dazu auch mit dem Projekt MiMi zusammen. Unterstützt wird die Inanspruchnahme zahnärztlicher Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern zudem durch den „Zahnärztlichen Kinderpass“ der Bayerischen Landeszahnärztekammer , der seit 2014 auch in türkischer Sprache ausgegeben wird und Befunde sowie kommende Untersuchungstermine verzeichnet. Darüber hinaus werden derzeit Infoblätter zur Mundgesundheit auch für Erwachsene ins Englische, Arabische, Türkische und in Tigrinya übersetzt. Seit Juli 2016 enthält zudem auch das sogenannte „Gelbe Heft“, in dem die Ergebnisse der Kinder-Früherkennungsuntersuchungen U1 bis U9 dokumentiert sind, sechs Verweise vom Kinderarzt zum Zahnarzt für Kinder vom 6. bis zum 64. Lebensmonat. Lokal und regional gibt es in Bayern zahlreiche Angebote und Initiativen, die sich für die Gesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund einsetzen und dabei auch auf das Angebot von Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen hinweisen. Die Gesundheitsämter mit den dort angesiedelten Schwangerschaftsberatungsstellen, die kommunalen Migrationsberatungsstellen, Krankenkassen, Volkshochschulen, Vereine, ehrenamtliche Organisationen und Dienste sowie Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege wie Caritas, Malteser Hilfsdienst, Bayerisches Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt und Diakonie, Pro Familia und andere bieten Beratungen als Einzel- oder Gruppenangebote für Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund sowie Asylsuchende an. Aus den Regierungsbezirken wurden im Rahmen einer Abfrage des Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit elf Projekte bzw. Programme gemeldet, in denen unter anderem auf die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen hingewiesen wird. Dazu gehören beispielweise – die App „Integreat“ mit kommunalen, mehrsprachigen Informationen zur gesundheitlichen Versorgung für ankommende Asylsuchende (Landkreis Donau-Ries), – das Internetportal „MigNet Passau“ des Zweckverbandes Volkshochschule Passau und des Vereins Gemeinsam leben & lernen in Europa e.V., ebenfalls mit Informationen über unterschiedliche Belange des öffentlichen Lebens, einschließlich gesundheitlicher Fragen, – das „Pfif-Projekt – Frauen integrieren Frauen“, in dem Frauen mit Migrationshintergrund in 20 Einheiten Alltagswissen , auch zu Gesundheit, vermittelt wird (Roth/ Mittelfranken ), – der regelhafte Verweis des Gesundheitsamtes der Stadt Augsburg im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung auf die Vorstellung des Kindes beim Hauszahnarzt („Augsburger Modell“), wovon insbesondere Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko profitieren, – das Modellprojekt „INA – Interkulturelles Netz Altenhilfe“ zur Unterstützung der älteren muslimischen Bevölkerung und ihrer Angehörigen (Augsburg). Drucksache 17/17201 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Für ihre Arbeit bedienen sich Institutionen und Organisationen unterschiedlicher, auf die kulturellen Bedarfe der Zielgruppen abgestimmter Materialien in zahlreichen Fremdsprachen. Das Internetportal „Zanzu“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wird von allen bayerischen Gesundheitsämtern als mehrsprachiges Selbsthilfeangebot beworben . Daneben wird auch das Faltblatt „10 Chancen für Ihr Kind“ der BZgA in verschiedenen Sprachen eingesetzt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft stellt für Schwangere und junge Familien fremdsprachige Medien zum Thema „Gesund ins Leben“ bereit, darunter auch Merkblätter für Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern. Weitere mehrsprachige Informationsangebote mit Hinweisen auch auf Vorsorgeangebote gibt es im Projekt „Elterntalk“ der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V., in den Arbeitsmaterialien von Pro Familia zu den Themen Schwangerschaft und Hebammenversorgung sowie im Patienten- Arzt-Booklet „Beim Arzt in Deutschland“ der ICUnet.AG. Im Übrigen stehen die Ärztinnen und Ärzte bzw. Zahnärztinnen und Zahnärzte in Bayern in der individuellen Patientenbetreuung immer auch für Vorsorgeleistungen zur Verfügung; der persönliche Arzt-Patienten-Kontakt bietet Gelegenheit, auf die im Rahmen der GKV finanzierten Angebote und ggf. anstehende Termine hinzuweisen. 2. Welche Maßnahmen wurden bislang getroffen, um dem erhöhten Anteil vom Menschen mit Übergewicht und Adipositas bei den Menschen mit Migrationshintergrund entgegenzuwirken, also beispielsweise in Richtung Bewegungsförderung (8,2 Prozent der nichtdeutschen Frauen sind einmal pro Woche aktiv, dagegen 36,5 Prozent der deutschen Frauen)? Laut Mikrozensus 2013 unterscheidet sich insgesamt der Anteil adipöser erwachsener Menschen mit und ohne Migrationshintergrund bundesweit nur wenig (14,0 Prozent bei Frauen ohne Migrationshintergrund/15,4 Prozent bei Frauen mit Migrationshintergrund; 16,9 Prozent bei Männern ohne Migrationshintergrund/16,4 Prozent bei Männern mit Migrationshintergrund). In allen Altersgruppen und unabhängig von der Herkunft kommt einer gesunden, ausgewogenen Ernährung sowie ausreichend körperlicher Bewegung die zentrale Rolle bei der Prävention bzw. dem Abbau von Übergewicht zu. Das Konzept „Ernährung in Bayern“ des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sieht vor, Wissenslücken beim Ernährungsverhalten zu schließen und Grundlagen eines gesunden und nachhaltigen Lebensstils zu vermitteln. Menschen mit Migrationshintergrund werden unter anderem über folgende niederschwellige Angebote angesprochen: – Fotobroschüren zur Säuglings- und Kleinkindernährung in arabischer, russischer und türkischer Sprache, – Veranstaltungen an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu den Themenbereichen Säuglingsernährung , Kinderlebensmittel, Umgang mit süßen Getränken, Bewegung bei Babys und Kleinkindern, gesundes Körpergewicht, – Pausenbrotbox-Aktionen mit gesundem Frühstück für alle Erstklässler in Augsburg und Memmingen, – Weiterbildungsmaßnahmen „Ernährung und Bewegung“ für Multiplikatoren im Rahmen des Konzeptes „Generation 55 plus“, die auch für Personen mit Migrationshintergrund angeboten werden können, – Leistungsverzeichnis zur Verpflegung für Menschen in staatlichen Erstaufnahmeeinrichtungen („Verpflegung bei Vollkost“, „Ernährung von Säuglingen“, „Ernährung im Ramadan“, Verpflegungsangebote zur „Leichten Vollkost “, „Diabeteskost“). Die Förderung von Bewegung bzw. Sport für Menschen mit Migrationshintergrund ist Ziel einiger überregional organisierter sowie zahlreicher lokaler Projekte. Das Programm „Integration durch Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) bietet ein umfangreiches Sportangebot für Menschen mit Migrationshintergrund und sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Unterstützt vom Bayerischen Landessportverband e.V. (BLSV) engagieren sich in Bayern über 100 Vereine aktiv oder kooperierend. Ergänzend werden im Rahmen des Programms sportliche Aktivitäten speziell für Frauen unterstützt, u. a. durch fachliche Beratungen zur Einrichtung entsprechender Angebote, außerdem niederschwellige Qualifizierungsmaßnahmen zu sogenannten „Sportassistenten/innen interkulturell“, die in Vereinen gemeinsam mit Trainern und Übungsleitern eingesetzt werden. Innerhalb von fünf Jahren konnten bisher rund 400 Frauen und 40 Männer mit Migrationshintergrund entsprechend ausgebildet werden; die Erweiterung dieser Maßnahme von derzeit vier Standorten in München, Erlangen , Regensburg und Ingolstadt auf ganz Bayern ist nach Angaben des BLSV bereits in Planung. Ein weiteres Projekt zur bewegungsbezogenen Gesundheitsförderung von Frauen in schwierigen Lebenslagen, insbesondere für muslimische Frauen, Spätaussiedlerinnen und Zuwanderinnen aus ehemaligen Ostblockstaaten ist „BIG – Bewegung als Investition für Gesundheit“. Als Modellprojekt des Instituts für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen gestartet, wird es heute in 14 Kommunen umgesetzt (vgl. dazu Frage 6.1). BIG verfolgt sowohl einen verhältnis- als auch verhaltenspräventiven Ansatz. Die Zielgruppe wird in die Planung der Angebote einbezogen, Migrantinnen selbst werben Teilnehmerinnen aus ihrem Umfeld und erleichtern so den Zugang zu den Bewegungsangeboten. BIG sorgt auch für strukturelle Voraussetzungen, etwa den Zugang zu wohnortnahen Räumlichkeiten, die Bereitstellung von Kinderbetreuung , geschlechtergetrennte Angebote und das Einwerben finanzieller Mittel zur Gestaltung kostengünstiger Angebote. In den Folgeprojekten „BIGff“, „BIG Bayern“ und BIG Kompetenz “ wurde mit Förderung durch die Initiative Gesund. Leben.Bayern. des StMGP die Übertragbarkeit auf weitere Regionen erprobt und eine entsprechende Handreichung entwickelt, die interessierten Kommunen kostenfrei zur Verfügung steht. Im Rahmen von BIG wurden bislang zahlreiche Kursangebote (z. B. Yoga, Pilates, Schwimmen, Radfahren Lernen) eingerichtet, Gelegenheiten für Bewegung gefördert (z. B. Frauenbadezeiten, vergünstigter Zugang zu Fitness-Studios, Gesundheitsseminare) und Frauen in die Ausbildung zur „Sportassistentin interkulturell“ vermittelt. Über diese Programme hinaus gibt es lokal verschiedene weitere bewegungsfördernde Angebote speziell für Migrantinnen und Migranten. Auf die Abfrage des ZPG wurden aus fünf Regierungsbezirken Projekte gemeldet, unter anderem: – das Programm „DONNA MOBILE“ in München zur Gesundheitsförderung , Prävention und Qualifizierung für Migrantinnen , u. a. mit einem Sport- und Bewegungsprogramm, – ein Sport- und Bewegungsförderungsprogramm für Frauen mit Migrationshintergrund in Ortenburg (Niederbayern ) mit Abholdienst zur Erleichterung der Teilnahme, Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17201 – die kostenlose Nordic Walking Gruppe für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in Schweinfurt, initiiert vom Interkulturellen Begegnungszentrum für Frauen e.V. (IBF). Häufig werden die Themen Ernährung und Bewegung als Beitrag zu einem gesunden Lebensstil und zur Prävention von Übergewicht gemeinsam behandelt, etwa – im Multikulturellen Jugendzentrum (MKJZ) im Münchner Stadtteil Schwanthalerhöhe (Westend) mit dem Konzept „GUT DRAUF“ der BZgA, – im Projekt Stadtteilmütter „Känguru“ der Caritas in Coburg , in dem junge Familien in allen Belangen beraten werden, die eine gesunde Entwicklung in den ersten Lebensjahren fördern, – in mehr- und muttersprachlichen Eltern-Kind-Gruppen im Landkreis Mühldorf. Hier hat der Kinder- und Jugendmedizinische Dienst des Gesundheitsamtes zusammen mit dem Kreisbildungswerk die Ausbildung von Eltern-Kind-Gruppen-Leiterinnen mit Migrationshintergrund initiiert. – Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes Nürnberg wird bei motorischen Auffälligkeiten und bei Übergewicht die Teilnahme an Angeboten von Sportvereinen oder am Rücken- und Bewegungsturnen („RüBe“) empfohlen. Darüber hinaus erfolgt eine Beratung zur Ernährung. Bei ausgeprägtem Übergewicht wird die Vorstellung beim niedergelassenen Kinderarzt empfohlen. 3. Welche landesweiten und regionalen Projekte und Maßnahmen gibt es, um Frauen mit Migrationshintergrund die Vorteile von Schwangerschaftsuntersuchungen nahezubringen und so den häufigeren Schwangerschaftskomplikationen entgegenzuwirken ? Werdende Mütter in Bayern haben gemäß des Bayerischen Schwangerenberatungsgesetzes (BaySchwBerG) Anspruch auf umfassende Beratung zu allen die Schwangerschaft betreffenden Fragen. Die Schwangerschaftsberatung erfolgt kostenlos und auf Wunsch anonym durch die staatlich anerkannten und die staatlich nicht anerkannten (katholischen) Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen. In der Asylsozialberatung ist ein Schwerpunkt, Ausländerinnen und Ausländer sozial zu beraten und zu betreuen. Hierzu gehört insbesondere die Bereitstellung von Orientierungshilfen und Informationen auch für Schwangere. Darüber hinaus werden im Rahmen von MiMi-Bayern Informationsveranstaltungen mit dem Schwerpunkt „Familienplanung und Schwangerschaft“ durchgeführt. Für 2017 sind zwei eintägige Spezialisierungsfortbildungen der Gesundheitsmediatoren sowie weitere Informationsveranstaltungen speziell zu diesem Thema geplant. Flankierend zu der direkten Ansprache der Migranten in den Informationsveranstaltungen soll der 2016 in sieben Sprachen herausgegebene Wegweiser mit dem Schwerpunkt „Müttergesundheit“ bayernweit verteilt werden. Die Broschüre enthält umfassende Informationen (einschließlich Vorsorge) rund um die Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach und nennt Kontaktadresse für Fragen rund um diese Themen (Bezug über www.mimi-bestellportal.de). Weitere spezielle Projekte, die sich ausschließlich an Migrantinnen richten und die Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft thematisieren , sind dem StMGP nicht bekannt. Der Bayerische Hebammen Landesverband (BHLV) bereitet Hebammen gezielt auf die Arbeit mit Migrantinnen vor, unter anderem durch Fortbildungen zum Erwerb von interkultureller Kompetenz, (z. B. „Kultur- und traumasensible Haltung in der Hebammenarbeit“ in Würzburg 2018) und wiederholte Beiträge in der Mitgliederzeitschrift, u. a. mit einem Schwerpunktheft „Migration“ im Dezember 2016. Der BHLV war beteiligt an der Konzeptentwicklung für die 2017 am Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) der Landeshauptstadt München eingerichtete Stelle zur Koordinierung der Hebammentätigkeit in der Flüchtlingsarbeit sowie an der Erstellung eines landesweit eingesetzten Leitfadens zur Hebammenbetreuung von Flüchtlingen. 4. Welche Angebote gibt es für Migranten, bei denen nicht lediglich Flyer verteilt werden, sondern ein niedrigschwelliger Zugang zu den Menschen gefunden wird, um ihnen das deutsche Gesundheitssystem und die sinnvollen Vorsorgeangebote nahezubringen ? Hier wird auf die unter Frage 1–3 erwähnten Projekte verwiesen , insbesondere auf das interkulturelle Gesundheitsprojekt „MiMi – Mit Migranten für Migranten“ und die gruppenprophylaktischen Angebote der LAGZ, in deren Rahmen eine direkte persönliche Ansprache erfolgt. Im Rahmen des Projektes MiMi bilden Informationen über Aufbau und Angebote des deutschen Gesundheitssystems einen essenziellen Projektbaustein, auf dessen Grundlage alle weiteren Maßnahmen aufgebaut und umgesetzt werden. Somit ist dieses Thema ein Pflichtthema der Grundausbildung von Gesundheitsmediatoren . Das Gesundheitssystem bzw. die jeweiligen Dienste und Vorsorgeangebote sind darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil jeder MiMi-Informationsveranstaltung. Ergänzend zur Arbeit von MiMi können weitere lokale Aktivitäten und Projekte aus den Regierungsbezirken aufgeführt werden, die Menschen mit Migrationshintergrund das deutsche Gesundheitssystem und Vorsorgeangebote niedrigschwellig nahebringen. Dem ZPG wurden folgende Angebote gemeldet: Mittelfranken: – Die medizinische Fachstelle für Flüchtlinge des Gesundheitsamts der Stadt Nürnberg ist mit einem mehrsprachigen medizinischen Team besetzt, das im Rahmen des primärärztlich ausgerichteten Angebots mit „Lotsenfunktion “ zum deutschen Gesundheitssystem berät. Die aufsuchende Gesundheitshilfe des Gesundheitsamts betreut in der Mehrheit Familien mit Migrationshintergrund, teilweise auch in Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber. Sie berät u. a. zu den Früherkennungsuntersuchungen für Kinder und vermittelt medizinische Versorgung. – Das Nürnberger Frauen- und Mädchengesundheitszentrum veranstaltet Schulungen für Migrantinnen, um unter anderem das deutsche Gesundheitssystem zu erklären . – Der Verein TIM e.V. in Nürnberg bietet das Projekt „Gesundheitslotsinnen “ an. Hier unterstützen Migrantinnen Familien bei der Alltagsbewältigung mit behinderten und nicht-behinderten Kindern. – Das Projekt „In-Gang-Setzer“ der Selbsthilfekontaktstelle KISS Mittelfranken in Nürnberg bietet die Möglichkeit, fremdsprachige Selbsthilfegruppen zu gründen und berät Menschen mit Migrationshintergrund. – Die AIDS-Beratung Mittelfranken schult Ehrenamtliche, die in verschiedenen Sprachen über HIV und AIDS auf- Drucksache 17/17201 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 5 klären, beispielweise in Unterkünften für Flüchtlinge und in Wohngemeinschaften für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Unterfranken: – In der „Internationalen Mutter-Kind-Gruppe“ des Gesundheitsamts Kitzingen für Migrantinnen mit 0- bis dreijährigen Kindern werden unterschiedliche Themen und bei Bedarf auch Fragen zum deutschen Gesundheitssystem besprochen. – In der „Interkulturellen Krabbelgruppe“ der Malteser in Würzburg werden u. a. Informationen zum Stillen und Impfungen weitergegeben. – In der Gemeinschaftsunterkunft in Veitshöchheim bietet die Missionsärztliche Klinik Würzburg Erste-Hilfe-Kurse an und bildet „Gesundheitslotsen“ aus. Oberfranken: – Der Migrationsdienst der Caritas in Coburg bietet den Gesundheitskurs: „Ich manage meine Gesundheit selbst“ an. Die Kursteilnehmer erhalten in 10 Einheiten Orientierungshilfen zu Themen wie Vorsorgevollmacht, Impfen, gesunde Kinderernährung, gesundes Aufwachsen in der Familie. – Die Caritas Kulmbach bietet eine Frauengruppe für Migrantinnen an, in der auch Themen gesundheitlicher Vorsorge und Versorgung besprochen werden. Oberpfalz: – Im Verein Migrantenmedizin Regensburg e.V. begleiten Medizinstudierende Asylsuchende bei gesundheitlichen Fragen und Problemen. – Im Rahmen des Amberger Bündnisses für Migration und Integration informiert eine Ärztin im Ruhestand in den Erstaufnahmeeinrichtungen über das deutsche Gesundheitssystem und Zugangswege. – Die staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen am Gesundheitsamt Weiden veranstaltete 2016 in Kooperation mit der Migrationsberatung, dem Jugendmigrationsdienst , der Ernährungsberatung und einer Gynäkologin einen Abend für Migrantinnen zum Thema „Frauengesundheit“. Enger Kooperationspartner ist die Asylberatung der Gemeinschaftsunterkunft. – In Tirschenreuth stehen die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes für Fragen und Informationen aus dem Gesundheitsbereich , z. B. im Rahmen der Erstorientierungs- und Integrationskurse, zur Verfügung. In diese Kurse ist das Gesundheitssystem als Themenbereich eingegliedert. Schwaben: – Einzelgespräche und Gruppenveranstaltungen, in denen auch Fragen zu Angeboten des Gesundheitssystems besprochen werden können, bieten unter anderem „SOL- WODI“; die Migrations- und Flüchtlingsberatung der Caritas, des Bayerischen Roten Kreuzes, der Arbeiterwohlfahrt und der Diakonie Augsburg an, außerdem der Verein „Tür an Tür“ und das Bukowina-Institut. – Das Modellprojekt „INA“ (Interkulturelles Netz Altenhilfe) unterstützt im Raum Augsburg die ältere muslimische Bevölkerung und deren Angehörige und informiert sie über Gesundheitsthemen. Oberbayern: – Das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) hat einen aufsuchenden medizinischen Dienst für Asylunterkünfte eingerichtet. Familienhebammen sowie Fachkräfte für Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege unterstützen den Zugang in die Regelversorgung und führen auch gesundheitspädagogische Schulungen durch. Der allgemeine Hausbesuchsdienst des RGU bietet für Eltern von Kindern bis drei Jahren die Beratung durch eine Fachkraft für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu o. g. Themen stadtweit an. 79 Prozent der Familien, die diesen Dienst in Anspruch nehmen, haben einen Migrationshintergrund . – In Übergangsklassen wird eine freiwillige schulärztliche Untersuchung angeboten. In diesem Rahmen wird ärztlicher Handlungsbedarf bei noch nicht vorhandener adäquater Anbindung an das Gesundheitsversorgungssystem festgestellt; den Eltern wird in diesen Fällen empfohlen, die Angebote des medizinischen Regelversorgungssystems in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus fördern die Schulärzte des RGU im Rahmen des Konzepts „Ärztin/Arzt an der Schule“ die Vermittlung von Schülerinnen und Schülern an Münchner Mittelschulen in Vorsorgeangebote; eine Kooperation mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbandes München. – Das Projekt „open.med“ von Ärzte der Welt e.V. organisiert in Zusammenarbeit mit Café 104 medizinische Hilfe für Menschen ohne Versicherungsschutz. Dazu gehören auch Vorsorgeuntersuchungen für Kinder durch Kinderärzte . – „MuMM“ ist ein Projekt der Münchner Aids-Hilfe, das Basiswissen zu Gesundheit, Hepatitis, HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen sowie zum deutschen Gesundheitssystem vermittelt. Niederbayern: – Der Malteser Hilfsdienst in Passau informiert Menschen mit Migrationshintergrund im Rahmen von Erste Hilfe Kursen auch über weiterreichende Gesundheitsthemen, insbesondere über ärztliche und zahnärztliche Vorsorge. – In den Integrations- und Orientierungskursen der Volkshochschule (VHS) Passau sind Module über Vorsorge, Gesundheitsverhalten und das deutsche Gesundheitssystem enthalten. Darüber hinaus hat die VHS www. mignet-passau.de aufgebaut, das mehrsprachige Informationen zum Gesundheitssystem vor Ort mit Ansprechpartnern , Öffnungszeiten usw. enthält. – In Landshut finden regelmäßig Veranstaltungen in Migrationsklassen mit jungen Asylsuchenden statt, z. B. zu Vorsorgethemen und sexuell übertragbaren Erkrankungen. Zudem besteht das Angebot zur Multiplikatorenschulung für pädagogisches Personal, welches mit jungen Asylsuchenden in Kontakt ist (z. B. Betreuungspersonal in Wohnheimen, Lehrkräfte). 5.1 Wird das erfolgreiche Programm „MiMi – Mit Migranten für Migranten“ mittlerweile in ganz Bayern angeboten? MiMi-Bayern ist derzeit an 12 Projektstandorten aktiv: in der Region Allgäu-Bodensee, in Augsburg, Bamberg, Coburg, Ingolstadt, Landshut, München, Nürnberg/Fürth, Landkreis Passau, Regensburg, Schweinfurt und Würzburg; ein weiterer Satellitenstandort ist Kitzingen. Durch die landesweite Seite 6 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17201 Implementierung des Projekts in allen bayerischen Regierungsbezirken konnten bisher Informationsveranstaltungen in 78 bayerischen Städten und Gemeinden angeboten werden . 5.2 Wie viele integrierte Migranten sind innerhalb dieses Programms als Gesundheitsmediatoren tätig? In Bayern wurden im Rahmen von MiMi bisher 411 Gesundheitsmediatoren ausgebildet, die landesweit Informationsveranstaltungen anbieten. 6.1 An welchen bayerischen Orten werden Sportangebote für Migranten tatsächlich bereitgestellt? In Bayern sind rund fünf Millionen Menschen in rund 17.000 Sport- und Schützenvereinen organisiert. Es ist davon auszugehen , dass in einer Vielzahl von Vereinen Sportangebote für Migranten bereitgestellt werden bzw. von Migranten genutzt werden können. Aufgrund der Autonomie des Sports ist die Staatsregierung aber weder unmittelbar noch mittelbar für die Bereitstellung entsprechender Angebote durch die Vereine verantwortlich. Daher liegen keine statistischen Angaben vor, welche Sportangebote für Migranten an welchen Orten von den bayerischen Sport- und Schützenvereinen unterbreitet und wie diese genutzt werden. Im Rahmen des landesweiten Programms „Integration durch Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes werden, wie bereits in der Antwort zu Frage 3 ausgeführt, über 100 Stützpunktvereine, 30 offene Integrationsprojekte und zahlreiche kleinere Einzelmaßnahmen mit Angeboten für Migrantinnen und Migranten von acht Projektstandorten aus koordiniert. Unter Begleitung des BLSV werden teils passgenaue neue Angebote entwickelt, teils bestehende Sportangebote geöffnet. Im Rahmen des BIG-Projekts gibt es Bewegungsangebote für Frauen mit Migrationshintergrund an den Standorten Amberg/Sulzbach, Bayreuth, Bamberg, Coburg, Dillingen, Erlangen, Großostheim, Ingolstadt, Marktredwitz, Neustadt/ Aisch, Neutraubling, Nürnberg, Regensburg und Straubing. 6.2 Werden sie auch wahrgenommen? Aus schriftlichen Befragungen im Rahmen des BIG-Projektes für Frauen in schwierigen sozialen Lebenslagen ist bekannt, dass der Anteil von Migrantinnen an den Kursangeboten im Jahr 2009 bei 72,1 Prozent (Erlangen) bzw. 60,9 Prozent (Regensburg) lag. An anderen Standorten wurden keine schriftlichen Befragungen durchgeführt, jedoch dürfte der Anteil aufgrund der vergleichbaren Vorgehensweise und der Rückmeldungen der Projektpartner ähnlich hoch liegen. Besonders erfolgreich ist der BIG-Ansatz bei der Gewinnung von muslimischen Frauen und Spätaussiedlerinnen. In Erlangen nehmen derzeit wöchentlich ca. 350 Frauen an BIG- Kursangeboten sowie 80 bis 100 Frauen mit ihren Kindern an der wöchentlichen Frauenbadezeit teil. Eine Vielzahl von Frauen hat über Kurse das Fahrradfahren erlernt und es in den Alltag integriert. Daneben sind inzwischen zahlreiche Migrantinnen als Sportassistentinnen oder Übungsleiterinnen tätig und erreichen als Multiplikatorinnen Frauen mit Migrationshintergrund für die Teilnahme an Angeboten der Sportvereine.