17. Wahlperiode 25.09.2017 17/17239 Bayerischer Landtag Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Gisela Sengl BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 08.05.2017 Ökologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere an den landwirtschaftlichen Lehr-, Versuchs- und Fachzentren Ich frage die Staatsregierung: 1. Welche Lehr-, Versuchs- und Fachzentren dienen ausschließlich oder in Teilen als Lehr- und Forschungsbetriebe für die ökologische Landwirtschaft in Bayern, aufgelistet nach Flächen in ha, Stallungen/Stallkapazitäten , Tierbestand, Versuchsschwerpunkten? 2. Welche Zentren fungieren als Lehrbetriebe für den Schulbereich, aufgelistet nach Schulart? 3. Sind die BioRegio-Betriebe in Forschungs- und Versuchsprojekte zur ökologischen Landwirtschaft eingebunden , wenn ja, in welcher Form? 4. a) Welche aktuellen Projekte zum ökologischen Landbau an der Landesanstalt für Landwirtschaft werden in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität (TU) München oder der Hochschule Weihenstephan/ Triesdorf durchgeführt (bitte mit Titel und Laufzeit angeben )? b) Welche aktuellen Projekte zur Biodiversität der Landesanstalt für Landwirtschaft werden in Zusammenarbeit mit der TU München oder der Hochschule Weihenstephan /Triesdorf durchgeführt (bitte mit Titel und Laufzeit angeben)? 5. a) Welche aktuellen Projekte zur ökologischen Erzeugung an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau werden in Zusammenarbeit mit welchen Universitäten oder Hochschulen durchgeführt (bitte mit Titel und Laufzeit angeben)? b) Welche aktuellen Projekte zur Biodiversität der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau werden in Zusammenarbeit mit welchen Universitäten oder Hochschulen durchgeführt (bitte mit Titel und Laufzeit angeben)? 6. a) Welche Zentren beschäftigen sich mit der Biodiversität der Nutztiere und in welcher Form? b) Welche Zentren beschäftigen sich mit der Biodiversität der Nutzpflanzen und in welcher Form? Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Antwort des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 13.06.2017 1. Welche Lehr-, Versuchs- und Fachzentren dienen ausschließlich oder in Teilen als Lehr- und Forschungsbetriebe für die ökologische Landwirtschaft in Bayern, aufgelistet nach Flächen in ha, Stallungen/Stallkapazitäten, Tierbestand, Versuchsschwerpunkten ? Das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum (LVFZ) Kringell ist auf den ökologischen Landbau umgestellt und ist sowohl als Lehr- als auch als Forschungsbetrieb tätig. Auf den anderen LVFZ der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) finden verschiedene Lehrveranstaltungen statt, bei denen auch Themen des ökologischen Landbaus behandelt werden. Da die LVFZ mit Ausnahme von Kringell nicht in der Forschung für den Ökolandbau eingebunden sind, werden die in der Frage geforderten Angaben im Folgenden nur für Kringell gemacht. LVFZ Kringell: • 155,74 ha Landwirtschaftsfläche (LF), davon 73,21 ha Ackerland und 82,53 ha Grünland; • Stallungen: – Rinder: Kälberhaltung in Iglus, Jungrinderhaltung in einem Offenfrontstall (110 Plätze), Milchviehlaufstall (64 Plätze für die laktierenden Kühe, 13 Plätze für trockenstehende Kühe, 5 Abkalbeboxen); – Schweine: Stall für Leersauen (9 Plätze), Stall für tragende Sauen (31 Plätze, 24 Abferkelboxen), Jungsauenstall (25 Plätze), Ferkelaufzuchtstall (198 Ferkelplätze ). Alle Ställe verfügen über einen Auslauf. • Tierbestand: – Rinder: 81 Milchkühe und 117 Jungrinder. – Schweine: 45 Zuchtsauen und anteilige Nachzucht. • Versuchsschwerpunkte: – Rind: Systemvergleich ökologische Milchviehhaltung – Weidesysteme. – Schwein: Verhaltenseigenschaften und Mütterlichkeit bei Sauen im ökologischen Landbau – ein Beitrag zur Züchtung und Eigenremontierung; ökologischer Zuchtwert für Sauen. Folgende LVFZ vermitteln im Rahmen ihrer Aus- und Fortbildungstätigkeit vertiefte Inhalte zum ökologischen Landbau: • LVFZ Achselschwang Durchführung der „Bayerischen Ökoschultage“ durch die Landwirtschaftsschule Weilheim in Kooperation mit den Fachzentren L3.3 Ökolandbau in Ebersberg und Kaufbeuren auf dem LVFZ Achselschwang. Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17239 • LVFZ Kitzingen Im Ausbildungsbereich werden in den überbetrieblichen Ausbildungsmodulen (5 Wochenblöcke) jeweils ca. 1/2 Tag je Modul die besonderen Anforderungen der Öko- Züchtung, -Vermehrung, -Fütterung dargestellt und im Unterricht die gesetzlichen Vorgaben der EG-Öko- Verordnung und der deutschen Verbandsrichtlinien und deren Umsetzung in den Geflügelbetrieben behandelt . In der Fortbildung zum Tierwirtschaftsmeister, Fachrichtung Geflügelhaltung werden in fachtheoretischen und praktischen Blöcken (3 Blöcke a 3 Wochen) die Unterschiede in den Anforderungen der Ökogeflügelhaltung im Vergleich zur konventionellen Haltung herausgearbeitet und Chancen und Risiken beider Wirtschaftsformen besprochen . Das LVFZ unterstützt die Akademie für Ökologischen Landbau in Kringell durch Unterricht in den Fächern Ökogeflügelfütterung und betriebswirtschaftliche Kalkulationen der Öko-Eier- und -Geflügelfleischerzeugung. 2. Welche Zentren fungieren als Lehrbetriebe für den Schulbereich, aufgelistet nach Schulart? Alle LVFZ der Landesanstalt für Landwirtschaft sind in der Aus- und Fortbildung in Zusammenarbeit mit den agrarwirtschaftlichen Fachschulen und den Berufsschulen tätig. 3. Sind die BioRegio-Betriebe in Forschungs- und Versuchsprojekte zur ökologischen Landwirtschaft eingebunden, wenn ja, in welcher Form? Die Durchführung von Forschungsvorhaben ist nicht Aufgabe des BioRegio Betriebsnetzes. Die LfL arbeitet derzeit in angewandten Forschungs- und Entwicklungsprojekten zum ökologischen Landbau mit mehr als 60 Forschungs- Partnerbetrieben (Ökobetrieben) zusammen. Einige dieser Betriebe wirken daneben auch im BioRegio-Betriebsnetz mit. 4. a) Welche aktuellen Projekte zum ökologischen Landbau an der Landesanstalt für Landwirtschaft werden in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität (TU) München oder der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf durchgeführt (bitte mit Titel und Laufzeit angeben)? Aktuell werden folgende Projekte der Landesanstalt für Landwirtschaft zum ökologischen Landbau in Zusammenarbeit mit der TU München (TUM) oder der Hochschule Weihenstephan -Triesdorf (HSWT) durchgeführt: • Forschungsprojekt „Analyse der Märkte für ausgewählte Öko-Produkte in Bayern – Entwicklung und Potenzial des Öko-Milchmarktes sowie der Märkte für weitere ökologische Erzeugnisse“ in Zusammenarbeit mit der HSWT, Laufzeit 01/2017 bis 06/2019. • Forschungsprojekt „Keimen von Getreide und Leguminosen zur Verbesserung der Eiweißverfügbarkeit heimischer Futtermittel in der Ökologischen Geflügelmast – Entwicklung von Fütterungsverfahren und ihre Umsetzung in der Praxis“ in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Tierernährung an der TUM, Laufzeit 07/2015 bis 03/2018. b) Welche aktuellen Projekte zur Biodiversität der Landesanstalt für Landwirtschaft werden in Zusammenarbeit mit der TU München oder der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf durchgeführt (bitte mit Titel und Laufzeit angeben)? Aktuell werden keine Projekte zur Biodiversität an der Landesanstalt für Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit der TUM oder der HSWT durchgeführt. 5. a) Welche aktuellen Projekte zur ökologischen Erzeugung an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau werden in Zusammenarbeit mit welchen Universitäten oder Hochschulen durchgeführt (bitte mit Titel und Laufzeit angeben)? Aktuell wird folgendes Forschungsprojekt der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau zur ökologischen Erzeugung in Zusammenarbeit mit Universitäten oder Hochschulen durchgeführt: • „Untersuchungen zur Biologie des invasiven Schädlings Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) im bayerischen Wein- und Obstbau unter besonderer Berücksichtigung sich daraus ergebender Regulierungs- und Bekämpfungsmöglichkeiten für die Praxis“ in Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg und dem Julius-Kühn-Institut, Laufzeit 04/2015 bis 12/2017. b) Welche aktuellen Projekte zur Biodiversität der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau werden in Zusammenarbeit mit welchen Universitäten oder Hochschulen durchgeführt (bitte mit Titel und Laufzeit angeben)? Aktuell werden folgende Forschungsprojekte der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau zur Biodiversität in Zusammenarbeit mit Universitäten oder Hochschulen durchgeführt: • Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021 – Eignungstest eines erweiterten Sortiments von Gehölzen unter sich ändernden klimatischen Bedingungen“ in Zusammenarbeit mit der TUM und der Universität Würzburg, Laufzeit 07/2014 bis 06/2017. • Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021 – Selektion, Aufzucht und Verwendung von Gehölzen unter sich ändernden klimatischen Bedingungen“ in Zusammenarbeit mit der TUM und der Universität Würzburg, Laufzeit 05/2015 bis 04/2018. • Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021 – Eignungstest eines erweiterten Sortiments von Gehölzen unter sich ändernden klimatischen Bedingungen“ in Zusammenarbeit mit der TUM und der Universität Würzburg, Laufzeit 07/2017 bis 05/2018. • Forschungsprojekt „Klimapavillon – Entwicklung und Optimierung begrünbarer Klimafassaden“ in Zusammenarbeit mit der TUM und dem Bayerischen Zentrum für angewandte Energieforschung e.V., Laufzeit 04/2017 bis 03/2020. 6. a) Welche Zentren beschäftigen sich mit der Biodiversität der Nutztiere und in welcher Form? Mit der Biodiversität der Nutztiere beschäftigt sich nur das LVFZ für Pferdehaltung – Haupt- und Landgestüt Schwaiganger . Im Bereich der Pferdehaltung stellt das LVFZ einen Deckhengst der gefährdeten Rasse Rottaler Pferd bereit und trägt somit zum Erhalt dieser gefährdeten Nutztierrasse bei. Darüber hinaus hält das LVFZ eine Mutterkuhherde (20 Mutterkühe, ein Zuchtbulle und Nachzucht) der gefährdeten Nutztierrasse Murnau-Werdenfelser, die im angestammten Zuchtgebiet erhalten wird. Ferner werden 90 Brillenschafe, 88 Alpine Steinschafe Drucksache 17/17239 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 und 47 Schwarze Bergschafe gehalten. Bei diesen Tieren wird Erhaltungszucht der jeweils reinrassigen Tiere durchgeführt . b) Welche Zentren beschäftigen sich mit der Biodiversität der Nutzpflanzen und in welcher Form? Themen zur Biodiversität der Nutzpflanzen werden an der LfL und der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) bearbeitet. Die LVFZ werden ggf. im Rahmen von Projekten in die Arbeit der Landesanstalten eingebunden. Aktuell wird ein Projekt der LfL zur Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität der Nutzpflanzen unter Einbindung der LVFZ bearbeitet: • Projekt „Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau (I&D Energiepflanze)“, koordiniert durch die LfL, Zusammenarbeit mit dem Technologieund Förderzentrum Straubing (TFZ) und der LWG. Im Rahmen dieses Projektes wurden an den LVFZ Schwarzenau , Almesbach und Achselschwang jeweils eines von bayernweit neun Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau eingerichtet. Darüber hinaus bewirtschaftet das LVFZ Schwaiganger 40,53 ha ökologisch wertvolle Streuwiesen auf den Standorten Weghaus und Schwaiganger mit Schnittzeitpunkt nach dem 1. September.