Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Hans Jürgen Fahn FREIE WÄHLER vom 15.05.2017 Entwicklungspolitische Aktivitäten der Staatsregierung 2015/2016 Teil 3 Eine Reihe von Nachfragen ergeben sich im Hinblick auf die entwicklungspolitischen Aktivitäten des Freistaats Bayern in den Jahren 2015 und 2016 Ich frage die Staatsregierung: 1. Wo (bitte Land/Stadt/Adressen) wurden die in der Projektliste 2015 und im Forecast 2016 angeführten Seminare für Fach- und Führungskräfte des Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (StMWi) jeweils abgehalten? 2. Wie wurden diese Seminare jeweils strukturiert? 3. Welche Inhalte wurden dabei jeweils vermittelt? 4. Welche Teilnahmevoraussetzungen gab es jeweils? 5. Wie wurden die Seminarteilnehmer jeweils ausgewählt? 6. Wie viele Personen nahmen jeweils an diesen Seminaren teil? 7. Welche Erfolgsbilanzen können diese Seminare aufweisen ? Antwort des Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie vom 07.07.2017 1. Wo (bitte Land/Stadt/Adressen) wurden die in der Projektliste 2015 und im Forecast 2016 angeführten Seminare für Fach- und Führungskräfte des Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (StMWi) jeweils abgehalten? Die Antwort hierzu kann der beigelegten Tabelle entnommen werden. 2. Wie wurden diese Seminare jeweils strukturiert? Die Programme wurden in verschiedenen Formaten durchgeführt . So hat die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) drei Formate, die Fachinformationsseminare (FIS), die Follow-up-Seminare (FUS) und das Business Design Training (BOT), während die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) sich auf eines, die sogenannten Fachseminare, beschränken. Die Seminare unterscheiden sich durchaus in ihrem Ablauf , laufen generell jedoch wie folgt ab: Zur Vorbereitung der Seminare (Fachseminare, FIS, FUS, BOT) und zur Vorauswahl der Teilnehmer arbeiten die Organisatoren der Seminare (bfz, GIZ) eng mit den Bayerischen Repräsentanzen in den Partnerländern oder mit Unternehmerverbänden und Ministerien zusammen. Für die genaue Programmgestaltung werden die Interessen der Teilnehmer mithilfe eines Fragebogens abgefragt und das Programm somit auf deren persönliche Kenntnisse und Interessen abgestimmt. Außerdem werden die Ergebnisse der Evaluation der letzten Fachseminare mit dem jeweiligen Land berücksichtigt. Durchführung: Die Teilnehmer werden bei allen Seminaren von den Organisatoren am Flughafen abgeholt und durch das gesamte Programm begleitet. Die Gruppe wird zudem von Dolmetschern begleitet. Außerdem erfolgt eine permanente fachliche und inhaltliche Betreuung durch fachkundige Begleiter. Genauer Ablaufplan und Programm werden nach der Ermittlung der Teilnehmerinteressen erstellt und dem StMWi vorab vorgelegt. Alle Seminare vermitteln den Teilnehmern Wissen über die technischen Möglichkeiten zum jeweiligen Seminarthema und informieren über die notwendigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen , um diese anwenden zu können. Neben der Vermittlung eines Überblicks über die Technologien können sich die Teilnehmer konkret bei Herstellern vor Ort über die am Markt erhältlichen Produkte und Lösungen informieren. Dabei werden Unternehmen in allen Teilen Bayerns gleichermaßen berücksichtigt. Dadurch entstehen direkte persönliche Kontakte zwischen den Teilnehmern und den beteiligten Unternehmen. Die Dauer der Seminare ist von der Art des Seminars abhängig und kann von zwei, drei Tagen (FUS) bis zu zwei Wochen (BOT) dauern. In der Regel ist es eine Woche. Die Unterbringung der Teilnehmer erfolgt durch die Organisatoren, im Falle der GIZ meist im GIZ Bildungszentrum in Feldafing bei München. Nachbetreuung: Sechs Wochen und sechs Monate nach Beendigung eines Seminars werden die beteiligten bayerischen Firmen nach Geschäftskontakten, die sich aus dem Seminar ergeben haben, befragt. Gleichzeitig wird weiterführende Unterstützung angeboten. Durch einzelne Follow-up-Seminare in den Ländern wird Kontakt mit den Teilnehmern gehalten. Bei Delegationsreisen in die Länder werden die Teilnehmer einbezogen (z. B. Delegationsreise unter Leitung der Staatsministerin für Wirtschaft und Medien , Energie und Technologie llse Aigner nach Südafrika im April 2017). Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 18.10.2017 17/17722 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17722 3. Welche Inhalte wurden dabei jeweils vermittelt? Die Antwort im Einzelnen kann der beigelegten Tabelle entnommen werden. Die Inhalte ergeben sich auch aus den Wünschen der Teilnehmer in den Ländern. Maßstab sind die Erläuterungen des Landtags zum jeweiligen Doppelhaushalt zu 0703/686 86. 4. Welche Teilnahmevoraussetzungen gab es jeweils? Die Teilnehmervorschläge aus den jeweiligen Partnerländern werden dem StMWi zur Genehmigung vorgelegt. Je nach Art der Seminare gibt es verschiedene Anforderungen an die Teilnehmer. So wird bei den Fachseminaren der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) angestrebt, eine gute Mischung aus Unternehmen und öffentlichem Sektor zu bekommen, etwa im Verhältnis 70:30 Unternehmen zu öffentlicher Sektor. Die Unternehmen sollen aus dem Mittelstand kommen, es können zudem auch junge Unternehmen sein, die neu auf dem internationalen Markt sind. Große Industriebetriebe gehören nicht zur Zielgruppe in den Ländern. Ziel der Seminare ist, in den jeweiligen Ländern den Mittelstand zu stärken. Bei den Seminaren FIS/FUS der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) wurde jeweils nach Fach- und Führungskräften von privaten Unternehmen, Regierungsbehörden sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen gesucht, während bei den Seminaren des Formats BOT vor allem Nachwuchsführungskräfte aus privatem und öffentlichem Sektor teilnehmen sollten. In allen Seminaren sind zudem ein Hochschulabschluss sowie eine mindestens dreijährige Berufserfahrung mit fachlichem Bezug vorausgesetzt. 5. Wie wurden die Seminarteilnehmer jeweils ausgewählt ? In Ländern mit bayerischen Wirtschaftsrepräsentanzen erfolgt die Ausschreibung und Auswahl über diese im Land mit anschließender Genehmigung durch das StMWi in München . In Ländern ohne bayerische Wirtschaftsrepräsentanzen werden seitens bfz Unternehmerverbände und Ministerien angeschrieben und um Teilnehmervorschläge gebeten. Diese werden dann fachlich kommentiert dem StMWi vorgelegt, das letztlich die Endauswahl trifft. Die GIZ wendet sich in Partnerregionen, in welchen keine bayerische Wirtschaftsrepräsentanz vor Ort existiert, an ehemalige Teilnehmer (Alumni der GIZ) und ehemalige Bewerber /Interessenten sowie an ihre GIZ-Büros. Aus den Bewerbern werden die Seminarteilnehmer nach Kriterien wie die Qualifikation und Eignung ausgewählt, zudem gibt es eine bevorzugte Berücksichtigung von Bewerbern aus privaten mittelständischen Unternehmen. Es wird auch auf die passende fachliche Mischung der Gruppe und einen möglichst ausgewogenen Anteil von Frauen und Männern geachtet. 6. Wie viele Personen nahmen jeweils an diesen Seminaren Teil? Die Antwort hierzu kann der beigelegten Tabelle entnommen werden. 7. Welche Erfolgsbilanzen können diese Seminare aufweisen ? Die Teilnehmer bewerten die Fachseminare ausführlich in quantitativer und qualitativer Hinsicht in vier Bereichen mit 22 Einzelfragen und eigenen Kommentaren. Dabei werden die Seminare i. d. R. mit über 90 Prozent Zufriedenheitsgrad bewertet. Der Erfolg der Fachseminare liegt vor allem im Wissenstransfer, weniger in der Zahl der Aufträge. Maßstab sind die Erläuterungen im Beschluss des Staatshaushalts zu 0703/68687, in denen die Qualifizierung von Fach- und Führungskräften vorgesehen ist mit einer soweit möglich engen Anbindung an die außenwirtschaftlichen Aktivitäten für kleinere und mittlere Unternehmen. Wie in der Antwort auf Frage 2 schon dargestellt, werden auch die beteiligten mittelständischen Unternehmen in Bayern befragt und äußern sich außerordentlich positiv über die Besuche und die daraus entstehenden Verbindungen. Das lässt sich auch daran ablesen, dass die Unternehmen an solchen Besuchen steigendes Interesse haben. Durch die Qualitätssicherung und langfristige Nachbetreuung lassen sich jedoch auch Firmengründungen, -erweiterungen und direkte Kooperationen nachweisen, obwohl die Teilnehmer aus Wettbewerbsgründen oft nicht darüber berichten. Beispiele sind Beschaffungen von Technik (Maschinen , Sprühgeräte, Lastwagen, Bauteile etc.) oder Übernahme innovativer Methoden und Instrumente (erneuerbare Energien, Vermarktung derselben) oder direkte Kooperationen , z. B. im Recyclingbereich (Aufbereitung giftiger Gase von Kühlschränken in Brasilien in Kooperation mit einer Firma aus Würzburg (bfz)). Ebenso ist es ein Erfolg, dass im Jahre 2015 ein bayerisches Unternehmen Kooperationspartner für den Vertrieb von Solarstromanlagen in nicht ans Stromnetz angeschlossenen Regionen Äthiopiens gefunden hat und ein weiteres bayerisches Unternehmen einen Partner für Mikrobiogasanlagen in Ghana ausmachen konnte. Da Geschäftsgeheimnisse betroffen sind, dürfen wir keine generellen Abfragen und Aufstellungen zu konkreten Geschäften , Partnern und Volumina machen. Die Seminare für Fach- und Führungskräfte sind aber gerade auch aus Sicht der beteiligten bayerischen Unternehmen eines der erfolgreichsten Instrumente. Drucksache 17/17722 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3