17. Wahlperiode 10.10.2017 17/17801 Bayerischer Landtag Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Florian Streibl FREIE WÄHLER vom 21.03.2017 Dialekt-Sprachtafeln für Flüchtlinge Ich frage die Staatsregierung: 1. Welche Kosten haben die vom Integrationsbeauftragten der Staatsregierung initiierten Dialekt-Sprachtafeln verursacht , bitte aufgeschlüsselt nach • Kosten für die Konzeptionierung der Idee, • Kosten für die Herstellung und • Kosten für den aktuellen und künftigen Unterhalt (z. B. Nachdruck, Online-Angebote)? 2. Wer ist für die Auswahl der nun verwendeten „Dialekte“ verantwortlich? 3. Welche Dialekte werden aktuell (Stand 20. Februar 2017) im Freistaat Bayern tatsächlich gesprochen, bitte aufgeschlüsselt nach • Dialekten in den fränkischen Regierungsbezirken, • Dialekten im Regierungsbezirk Schwaben und • Dialekten in Oberbayern, Niederbayern sowie der Oberpfalz? 4. Welche sprachwissenschaftlichen Institute bzw. Interessenverbände wurden im Rahmen der Konzeptionierung und Umsetzung eingebunden? 5. Wie groß ist die Zahl der Dialektsprecher in Bayern, die hier leben, aber einen anderen Dialekt aus dem deutschsprachigen Raum sprechen? 6. Welche Mittel stellt die Staatsregierung zur Verfügung, um die Pflege und den Erhalt von fränkischen, schwäbischen bzw. bairischen Dialekten im Freistaat zu erhalten, bitte aufgeschlüsselt nach • Mittel für den Schulbereich (z. B. verpflichtende Fortbildungen , freiwillige Fortbildungen, Berücksichtigung in den jeweiligen Lehrplänen) und • Mittel für den Bereich der Hochschulen / Universitäten (z. B. Professuren, Forschungsprojekte)? 7. Welche Maßnahmen hat die Staatsregierung ergriffen bzw. ergreift sie, damit in staatlichen Behörden und Schulen die aktive Pflege der örtlichen Dialekte befördert wird? Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 13.07.2017 1. Welche Kosten haben die vom Integrationsbeauftragten der Staatsregierung initiierten Dialekt-Sprachtafeln verursacht, bitte aufgeschlüsselt nach • Kosten für die Konzeptionierung der Idee, • Kosten für die Herstellung und • Kosten für den aktuellen und künftigen Unterhalt (z.B. Nachdruck, Online-Angebote)? Für die Konzeptionierung der Idee für Dialekt-Sprachtafeln sind keine Kosten entstanden, denn es wurde lediglich die Sprachtafel „Lerne Deutsch“ in die verschiedenen Dialekte übersetzt. Die Idee für die Sprachtafel „Lerne Deutsch“ wurde vom Sächsischen Ausländerbeauftragten übernommen. Dem Integrationsbeauftragten der Staatsregierung wurden die Piktogramme kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Druck- und Satzkosten betrugen für alle drei Dialekt- Sprachtafeln 5.240,30 Euro. Das entspricht bei einer Gesamtdruckmenge von 35.350 Stück 0,15 Euro pro Stück. Bei einem eventuellen Nachdruck würden demzufolge 0,15 Euro pro Stück anfallen. Die Satzkosten betrugen 888,93 Euro und sind in den Gesamtkosten von 5.240,30 Euro bereits enthalten. 2. Wer ist für die Auswahl der nun verwendeten „Dialekte “ verantwortlich? Der Freistaat Bayern definiert sich durch das Zusammenleben seiner vier Stämme. Sie unterscheiden sich nach Lebensart, Traditionen und Dialekt. Während die „Sudetendeutschen “ als „vierter Stamm“ sich aus Menschen sehr unterschiedlicher Herkunft und aus Regionen, die außer ihrer Zugehörigkeit zu den Böhmischen Ländern wenig gemeinsam hatten, zusammensetzen und erst nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bayern gekommen sind, leben Altbayern, Franken und Schwaben traditionell seit Jahrhunderten in voneinander abgegrenzten Teilen des bayerischen Territoriums . In diesen Regionen Bayerns haben sich eigene Mundarten entwickelt, die sich zwar auch innerhalb Altbayerns (Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz), Frankens (Oberfranken, Unterfranken und Mittelfranken) und Schwabens teilweise von Ort zu Ort in ihren Nuancen unterscheiden , aber so große Gemeinsamkeiten aufweisen, dass man sie jeweils als Dialekte definieren kann. Altbayerisch, Fränkisch und Schwäbisch sind die drei großen Mundarten in Bayern. Natürlich werden in Bayern noch weitere Mundarten gesprochen, die aber lokal nur äußerst begrenzt verbreitet sind. Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17801 3. Welche Dialekte werden aktuell (Stand 20. Februar 2017) im Freistaat Bayern tatsächlich gesprochen, bitte aufgeschlüsselt nach • Dialekten in den fränkischen Regierungsbezirken, • Dialekten im Regierungsbezirk Schwaben und • Dialekten in Oberbayern, Niederbayern sowie der Oberpfalz? Quelle: Kleiner Bayerischer Sprachatlas. Hg. von W. König, M. Renn. München 2006, S. 18. In den fränkischen Regierungsbezirken werden hauptsächlich Dialekte gesprochen, die in der Fachwelt als „Oberostfränkisch “ und „Unterostfränkisch“ bezeichnet werden, ferner im Westen Unterfrankens „Rheinfränkisch“ (Untertyp Hessisch), im Norden von Oberfranken „Thüringisch“ (um Ludwigsstadt), im Osten von Oberfranken „Nordbairisch“ (Großteil des Sechsämterlands), in einer Ecke im Südwesten von Mittelfranken „Ostschwäbisch“, im Südosten „Nordbairisch “. Im Osten von Mittelfranken werden Dialekte des Nürnberger Raums gesprochen, die eine Übergangszone zwischen Ostfränkisch und Nordbairisch bilden. In Bairisch-Schwaben werden hauptsächlich Dialekte des Typs „Ostschwäbisch“ gesprochen, im Allgäu auch „Alemannisch“, östlich des Lechs um Aichach und Friedberg ferner „Mittelbairisch“. Die Dialekte im südlichen Landkreis Aichach-Friedberg gehören zu einer ostschwäbisch-mittel-/ südbairischen Übergangszone. In den altbayerischen Regierungsbezirken werden hauptsächlich „Nordbairisch“ (Oberpfalz und angrenzende Gebiete im Norden von Ober- und Niederbayern) und „Mittelbairisch“ (Ober- und Niederbayern) gesprochen. Im Werdenfelser Land hat die Mundart eindeutig südbairische Prägung, ferner gibt es vor allem östlich des Lechs eine Übergangszone zwischen Mittel-/Südbairisch und Ostschwäbisch. Westlich des Lechs wird in wenigen Orten „Ostschwäbisch“ gesprochen. 4. Welche sprachwissenschaftlichen Institute bzw. Interessenverbände wurden im Rahmen der Konzeptionierung und Umsetzung eingebunden? Die Idee für Dialekt-Sprachtafeln wurde dem Integrationsbeauftragten der Staatsregierung vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. vorgetragen. Die Übersetzung erfolgte durch folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler : • Privatdozent (PD) Dr. Almut König Universität Würzburg – Institut für deutsche Philologie/ Unterfränkisches Dialektinstitut • Prof. Dr. Werner König – Akademischer Direktor i. R. (seit 2008) Universität Augsburg • Prof. Dr. Ludwig Zehetner 1999 Honorarprofessor für bairische Dialektologie an der Universität Regensburg 5. Wie groß ist die Zahl der Dialektsprecher in Bayern, die hier leben, aber einen anderen Dialekt aus dem deutschsprachigen Raum sprechen? Hierzu gibt es laut Auskunft der Bayerischen Akademie der Wissenschaften – Projekt Bayerisches Wörterbuch keine zuverlässigen Studien und Zahlen. In einer Allensbacher Umfrage aus dem Jahre 1998 wurde die Frage gestellt: „Können Sie die Mundart hier aus der Gegend sprechen?“ (allensbacher berichte 1998, Nr. 22). Im Bundesdurchschnitt antworteten 51 Prozent mit „ja“, in Bayern aber 72 Prozent. Im Jahr 2010 hat das Mannheimer „Institut für deutsche Sprache“ in einer Umfrage (Gärtig, A.-K. u. a., Wie Menschen in Deutschland über Sprache denken. Mannheim 2010, S. 139) festgehalten, dass 85,7 Prozent der Bevölkerung Bayerns „einen deutschen Dialekt oder Platt“ sprechen könnten. Im Bundesdurchschnitt waren es 59,6 Prozent. Weil die Gesamtergebnisse für den Bund und für alle Länder so stark von allen früheren Befragungen abweichen, wäre es sehr gewagt zu schließen, die frühere Allensbacher Umfrage stelle den Prozentsatz der autochthonen Dialektsprecher dar, die um fast 14 Prozent höhere Prozentzahl der späteren Studie die Zahl der Dialektsprecher aus allen deutschen Regionen in Bayern. Es gibt auch gravierende methodische Unterschiede; die jüngere Enquête fand, anders als alle Allensbacher Umfragen, nicht in direkter Befragung, sondern telefonisch statt. Sofern man annimmt, dass die Einwanderung nach Bayern von den Dialektkenntnissen der Zuwanderer völlig unabhängig ist, kann man Schätzungen über die Prozentzahlen der Zugezogenen anstellen. Wenn etwa 50 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik Dialekt beherrschen, könnte man annehmen, dass etwa 50 Prozent der aus anderen Bundesländern zugezogenen Deutschen einen Dialekt beherrschen, der nicht in Bayern heimisch ist. Zugezogene Österreicher würden nach dieser Annahme zu 80 Prozent, zugezogene Schweizer, Liechtensteiner und Luxemburger sowie Aussiedler aus Rumänien und Russland (sofern diese Deutsch noch als Haussprache verwendeten) zu beinahe 100 Prozent einen solchen Dialekt beherrschen. 6. Welche Mittel stellt die Staatsregierung zur Verfügung , um die Pflege und den Erhalt von fränkischen, schwäbischen bzw. bairischen Dialekten im Freistaat zu erhalten, bitte aufgeschlüsselt nach • Mittel für den Schulbereich (z. B. verpflichtende Fortbildungen, freiwillige Fortbildungen, Berücksichtigung in den jeweiligen Lehrplänen) und • Mittel für den Bereich der Hochschulen / Universitäten (z. B. Professuren, Forschungsprojekte)? Antwort bzgl. Schulen: Mittel für die Lehrplanarbeit können nicht themenbezogen beziffert werden, diese stehen dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) insgesamt für die Erarbeitung von Lehrplänen der einzelnen Schularten zur Verfügung . Eine detaillierte Übersicht zu den Lehrplanbezügen Drucksache 17/17801 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 des Themas Dialekt im LehrplanPLUS Deutsch findet sich in der Anlage 2 zu der Antwort (AZ: V.4 – BS4402.5 – 6a.46076) auf die Schriftliche Anfrage des Herrn Abgeordneten Florian Streibl, FREIE-WÄHLER-Fraktion, vom 07.04.2017, „Dialekt an allgemeinbildenden Schulen“ (Drs. 17/17242). Um die Dialekte auch weiterhin im schulischen Leben zu verankern, wurde besonders bei der Gestaltung der neuen Lehrplangeneration (LehrplanPLUS) darauf geachtet, dass Mundart entsprechende Erwähnung in den Lehrplänen findet und sich auch unter weiteren Aspekten Anknüpfungspunkte für das Thema bieten. Für die im Juni 2015 in einer aktualisierten und ergänzten Neuauflage erschienene Handreichung „Dialekte in Bayern“ wurden 22.000,– Euro zur Verfügung gestellt. Ziel dieser schulartübergreifend angelegten Handreichung ist es, den Mundarten in Bayern den ihnen gebührenden Stellenwert einzuräumen und die Verbundenheit der Schülerinnen und Schüler mit ihrer bayerischen Heimat zu stärken. „Dialekt und Hochsprache!“ lautet die Forderung, die für eine bewusste Ausbildung der inneren Mehrsprachigkeit plädiert. Da die bayerischen Mundarten sich regional in ihrer spezifischen Ausprägung unterscheiden, finden entsprechende Fortbildungsveranstaltungen in der Regel im Rahmen der dezentral organisierten schulinternen Lehrerfortbildung statt. Zur genauen Anzahl und den konkreten Themen solcher Veranstaltungen liegen dem Staatsministerium keine Daten vor. Antwort bzgl. Universitäten, Hochschulen, Forschungseinrichtungen : Das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (StMBW) fördert keine einzelnen Forschungsprojekte an Universitäten, sondern stellt lediglich die Grundfinanzierung der Hochschulen sicher und diese können dann selbst frei entscheiden, wie die Forschungsmittel eingesetzt werden. Eine Übersicht über einschlägige Einrichtungen und aktuelle Forschungsprojekte an den Universitäten findet sich in der als Anlage beigefügten Übersicht. Zudem hat die Bayerische Akademie der Wissenschaften (BAdW) in den letzten Jahren durch Eigenmittel der Akademie , Evaluierungen und Drittmitteleinwerbungen Digitalisierungsprojekte angestoßen, die den Einzelprojekten zur Mundartforschung und auch dem Zusammenwirken der Forschungsarbeiten zu den Dialektwörterbüchern zugutekommen . Hierzu gehören das Akademieprojekt „Bayerisches Wörterbuch“ und seit dem Jahr 2012 ein Akademieprojekt „Fränkisches Wörterbuch“. Das „Bayerische Wörterbuch“ erforscht und dokumentiert den gesamten bairischen Wortschatz aus Oberbayern, Niederbayern, der Oberpfalz und den angrenzenden bairischen Gebieten Bayerisch-Schwabens sowie Mittel- und Oberfrankens. Neben den heute gesprochenen Mundarten wird auch die literarische Überlieferung aus Bayern seit ihren Anfängen im 8. Jahrhundert berücksichtigt. Das „Bayerische Wörterbuch“ ist ein Grundlagenforschungsprojekt und eines der ältesten Forschungsprojekte an der BAdW überhaupt. Die mit der Herausgabe des Wörterbuchs beauftragte „Kommission für Mundartforschung” wurde bereits im Jahr 1911 gegründet. Im Zuge einer Neustrukturierung dieser Forschungseinrichtung im Jahr 2015 wurden die bis dahin „Kommissionen” genannten Forschungsgruppen in „Projekte” umgewandelt. Ein Ausschuss mit sieben Mitgliedern leitet das Projekt „Bayerisches Wörterbuch”. Ein Beirat mit dreizehn Mitgliedern begleitet und berät den Ausschuss. Das Projekt verfügt über vier wissenschaftliche Mitarbeiterstellen und eine Sekretariatsstelle. Seit 1995 wird das Bayerische Wörterbuch herausgegeben. Ein großer Teil der Sammlung des Bayerischen Wörterbuchs, die sogenannten „Wörterlisten“, wurde im Jahr 2015 gescannt und in einer Datenbank zusammengestellt. Geplant ist, die Bände des Bayerischen Wörterbuchs nicht nur in Buchform, sondern auch im Internet zu veröffentlichen. Die BAdW ist bestrebt, ein Gesamtprojekt zu bayerischen Wörterbüchern (Altbayern, Franken, Schwaben) in der Akademie zu realisieren, das die Arbeiten aller mit einem Wörterbuchprojekt zu einem bayerischen Dialekt befassten projektleitenden Wissenschaftler miteinander verzahnt. In welchem Umfang die BAdW zur Durchführung der Mundartwörterbuchprojekte Finanzmittel und/oder Stellen einsetzt, obliegt der alleinigen Entscheidung seitens der BAdW. 7. Welche Maßnahmen hat die Staatsregierung ergriffen bzw. ergreift sie, damit in staatlichen Behörden und Schulen die aktive Pflege der örtlichen Dialekte befördert wird? Eine umfassende Darstellung zu den Aktivitäten und Maßnahmen im Bereich der Dialektpflege an den Schulen wurde bereits auf die Schriftliche Anfrage von Herrn Abgeordneten Florian Streibl an den Bayerischen Landtag übermittelt (Drs. 17/567 vom 28.02.2014). Ergänzend zu den dort aufgeführten Aspekten ist darauf hinzuweisen, dass im Juni 2015 die Handreichung „Dialekte in Bayern“ in einer aktualisierten Neuauflage erschienen ist und von den Schulen bestellt werden kann. Des Weiteren wird alljährlich der Preis des Bayerischen Clubs zur Förderung der bayerischen Kultur für herausragende Seminararbeiten an Abiturienten aus allen Bezirken der Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Bayern verliehen. In diesem Rahmen werden immer wieder auch Arbeiten zu in Bayern gesprochenen Dialekten ausgezeichnet . Ohne Kooperation mit außerschulischen Partnern wären viele Projekte vor Ort allerdings nicht denkbar. Hier ist insbesondere das Wertebündnis-Projekt MundART WERTvoll zu nennen, in dessen Rahmen zahlreiche Projekte an Schulen in allen Bezirken durchgeführt werden. Im Rahmen dieses Wertebündnisses Bayern – bis 2015 in der Staatskanzlei angesiedelt – wurde das genannte Projekt „MundART WERTvoll“ initiiert und gefördert. Projektträger ist der Bayernbund e. V., Partner auf staatlicher Seite sind neben der Staatskanzlei als Zuwendungsgeber das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung. Das Projekt will Mundart als Ausdruck von Identität, Gemeinschaft und Verbundenheit mit der Heimat aufgreifen und fördern. Kindergärten und Schulen arbeiten mit Partnern vor Ort in den einzelnen Gemeinden zusammen, um eine innovative, kreative und abwechslungsreiche Auseinandersetzung mit örtlichen bairischen Dialekten zu erreichen. Die beteiligten Kinder und Jugendlichen präsentieren die Ergebnisse ihrer Projekte in öffentlichen Veranstaltungen. In den Schuljahren 2014/2015 und 2015/2016 fanden an Grund-, Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien in allen großen bayerischen Dialekträumen (Altbayern, Franken, Schwaben) Projekte statt. Im Schuljahr 2016/2017 wurde der Wettbewerb „Migrabayerisch“ für Schülerinnen und Schüler aller bayerischen Schularten ausgeschrieben. Im Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17801 Zuge der flächendeckenden Implementierung der Projektergebnisse wird aktuell ein Konzept zur Lehrerfortbildung erarbeitet. Die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) als Mittelbehörde des Freistaates Bayern unternimmt seit vielen Jahren auf verschiedenen Ebenen, besonders im Bereich der Online- Angebote, erhebliche Anstrengungen, um einem breiten Publikum den Wert des Dialekts zu vermitteln bzw. die Beschäftigung mit der Mundart für Laien wie für Wissenschaftler zu ermöglichen und den Zugang zu diesem Thema zu erleichtern. Insbesondere folgende Projekte und Maßnahmen sind hier konkret zu nennen: • Bayerische Landesbibliothek Online Im Portal Bayerische Landesbibliothek Online (online seit 2002) wurden bislang ein Wörterbuch und drei Sprechende Sprachatlanten bereitgestellt; letztere bieten über Karten zu einzelnen Begriffen und entsprechende Audiodateien aus verschiedenen Orten einen unmittelbaren Eindruck von den mannigfaltigen Varietäten und Ausdrucksmöglichkeiten des Dialekts. Die Angebote im Einzelnen: ◦ Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches Wörterbuch: bayerische-landesbibliothek-online.de/schmeller Seit 2007 in einer Blätterversion online. ◦ Sprechender Sprachatlas von Bayern: bayerischelandesbibliothek -online.de/sprachatlas. 2008 freigeschaltet , bietet mehr als 120 Karten mit Tondokumenten aus 70 Orten. ◦ Sprechender Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben: bayerische-landesbibliothek-online.de/sprachatlasschwaben Seit 2013 online, bietet ca. 180 Karten mit Hörbeispielen aus 30 Orten. ◦ Sprechender Sprachatlas von Niederbayern und angrenzendem Böhmerwald: bayerische-landesbibliothek -online.de/sprachatlas-niederbayern. Seit März 2017 online, bietet 32 Karten mit Tondokumenten aus 207 Orten. • Historisches Lexikon Bayerns Zum Dialekt finden sich auch im Historischen Lexikon Bayerns, einem seit 2006 erscheinenden Online-Sachlexikon zur Bayerischen Geschichte, mehrere Einträge: ◦ Anthony Rowley, Bairische Dialekte, publiziert am 26.04.2010, in: Historisches Lexikon Bayerns; www. historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bairische_ Dialekte> (11.04.2017) ◦ Alfred Klepsch, Fränkische Dialekte, publiziert am 19.10.2009; in: Historisches Lexikon Bayerns; www. historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Fränkische Dialekte> (11.04.2017) ◦ Werner König, Alemannisch-Schwäbische Dialekte in Bayern, publiziert am 06.12.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns; www.historisches-lexikon-bayerns.de/ Lexikon/Alemannisch-Schwäbische_Dialekte_in_Bayern > (11.04.2017) • Literaturportal Bayern – literaturportal-bayern.de Im Literaturportal Bayern, der Internetpräsenz für die Literatur in Bayern (online seit 2011), ist der Dialekt vielfach ein Thema; dies sollen einige Beispiele illustrieren, die mit der zentralen Suchfunktion leicht zu finden sind: ◦ Den Bayern aufs Maul geschaut – Ein Interview mit Prof. Anthony Rowley über den bayerischen Dialekt; ◦ Vorstellung von Institutionen wie dem Schwäbischen Literaturschloss Edelstetten e.V., das sich die Pflege der schwäbischen Literatur und des schwäbischen Dialekts zum Ziel gesetzt hat; ◦ zahlreiche Mundartdichter werden mit Autorenporträts vorgestellt, wie etwa Helmut Haberkamm, Margret Hölle oder der mit dem Dialektpreis des Freistaates Bayern 2017 ausgezeichnete Fitzgerald Kusz. Selbstverständlich hat das Literaturportal Bayern in seinem Veranstaltungskalender von Beginn an auf Lesungen in Mundart oder Gespräche über Mundartliteratur aufmerksam gemacht; Zum Dialekt ist derzeit ein größeres Thema in Vorbereitung , das 2017 publiziert werden soll. • bavarikon Im Kulturportal bavarikon (online seit 2013) zeigt eine Suche nach dem Begriff „Dialekt“ 2.890 Treffer (Stand 11.04.2017). Hier ist Schmellers Bayerisches Wörterbuch ebenfalls eingebunden; es sind mehrere Auflagen vorhanden . Der Sprechende Sprachatlas von Unterfranken ist in Planung und wird voraussichtlich 2018 im Kulturportal bavarikon bereitgestellt werden. • Lesesäle der BSB Wörterbücher, Sprachatlanten und Sekundärliteratur zu bayerischen Mundarten sind auch in den Lesesälen der BSB gut vertreten und für den Nutzer somit rasch greifbar ; etwa finden sich im für die Forschung reservierten Aventinus-Lesesaal ca. 60 Bände dieser Literatur. Sie wird ständig auf dem Laufenden gehalten bzw. aktualisiert . • Publikationen Dr. Stephan Kellner, Leiter des Referats Bavarica, hat die Online-Angebote zu Dialekten in der 2015 erschienenen und bereits erwähnten Neuauflage der vom Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst und dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) herausgegebenen Handreichung „Dialekte in Bayern“ vorgestellt (Bayern: Geschichte, Sprache und Kultur – digital, vernetzt und spartenübergreifend. – In: Dialekte in Bayern. Handreichung für den Unterricht. 2. erw. u. aktualisierte Auflage, München 2015, S. 244– 251). Mit dem 2017 erstmals vergebenen Dialektpreis Bayern würdigen das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie das Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat besondere Verdienste in Dialektpflege und Dialektologie. Zehn Personen und Projekte (aus allen Regierungsbezirken) wurden im März 2017 für ihr künstlerisches Schaffen und ihr Wirken für den Erhalt der Mundart mit dem mit je 1.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet. Drucksache 17/17801 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 5 Anlage Universität Einrichtung Leiter/-in bzw. Projektverantwortliche /-r Forschungsprojekt(e) Augsburg Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft Prof. Dr. Peter Maitz – Dialektzensus von Bayerisch-Schwaben – Sprache und Diskriminierung – Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben Eichstätt-Ingolstadt Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur Dr. Monika Raml – Sprache im Fluss – Raum für Mehrsprachigkeit zwischen reginalen Varietäten, Standardsprache und Migrationseinflüssen – Audio-Sprachatlas Altmühltal-Jura Eichstätt-Ingolstadt Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft Prof. Dr. Sebastian Kürschner – Morphologie der Nominalphrase im Dialektvergleich (DFG-Projektantrag; geplant für 2017 Erlangen-Nürnberg Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft Prof. Dr. Mechthild Hab-ermann – Fränkisches Wörterbuch Erlangen-Nürnberg Interdisziplinäres Zentrum für Dialekte und Sprachvariation Prof. Dr. Alfred Klepsch – Fränkisches Wörterbuch LMU Abteilung für Bayerische Geschichte Dr. Wolf-Armin von Reitzenstein – Historisches Ortsnamenbuch von Bayern LMU Romanistik Prof. Dr. Thomas Krefeld – VerbaAlpina – Der alpine Kulturraum im Spiegel seiner Mehrsprachigkeit LMU IT-Gruppe Geisteswissenschaften Dr. Stephan Lücke – VerbaAlpina -Der alpine Kulturraum im Spiegel seiner Mehrsprachigkeit LMU Lehrstuhl für Phonetik und Sprachverarbeitung Dr. Felicitas Kleber – DFG-DACH-Projekt „Typologie der Vokalund Konsonantenquantität in Süddeutschen Varietäten: aktustische, perzeptive und artikulatorische Analysen erwachsener und kindlicher Sprecher LMU Lehrstuhl für Germanistische Linguistik Prof. Dr. Guido Seiler – Grammatische Strukturen deutscher Dialekte , insbesondere Oberdeutsch – Sprach-und Dialektkontakt in deutschen Sprachinseln, insbesondere in Nordamerika (lndiana) LMU/BAdW Institut für Deutsche Philologie Prof. Dr. Anthony Rowley – Bayerisches Wörterbuch Passau Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft Prof. Dr. Rüdiger Harnisch – Aus der Tradition in die Zukunft. Das sprachlich-literarische Erbe Ostbayerns und Südböhmens als Fokus universitärer Zusammenarbeit – Fehlerlinguistik – Sprechender Sprachatlas von Niederbayern und dem angrenzenden Böhmerwald – online – Multimodales Potenzial von Sprachatlanten Regensburg Institut für Germanistik/Professur für Deutsche Sprachwissenschaft Prof. Dr. Hermann Scheuringer – Erstellung der letzten Kartenbände des Sprachatlas von Nordostbayern (SNOB) Würzburg Unterfränkisches Dialektinstitut Prof. Dr. Wolf Peter Klein – Sprachatlas von Unterfranken (SUF) – Bayerische Dialektdatenbank (BayDat) – Einrichtung einer digitalen Datenbank zu den Ortsnecknamen in Unterfranken Weitere Einrichtungen der LMU, die Dialektforschung betreiben: Name der Einrichtung Zuordnung Leiterin/Leiter Department I – Germanistik, Komparatistik , Nordistik, Deutsch als Fremdsprache Insbesondere: Bereich Germanistische Linguistik Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften Prof. Dr. Susanne Reichlin (Direktorin) Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften Prof. Dr. Jonathan Harrington (lnstitutsvorstand) Zentrum historische Sprachwissenschaften ZhS Kooperation von LMU und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Prof. Dr. Robert Zydenbos (Sprecher des Vorstands) Abteilung für bayerische Geschichte Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften , Historisches Seminar Prof. Dr. Ferdinand Kramer (Lehrstuhlinhaber) Prof. Dr. Dieter J. Weiß (Lehrstuhlinhaber) IT-Gruppe Geisteswissenschaften Geistes- und Kulturwissenschaftliche Fakultäten Dr. Christian Riepl (Leiter) Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung Sozialwissenschaftliche Fakultät Prof. Dr. Christoph Neuberger (Direktor)