Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Doris Rauscher SPD vom 12.06.2017 Vorsorgeuntersuchungen in den ersten Lebensjahren in Bayern Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie hat sich die Quote der von Eltern absolvierten Früherkennungsuntersuchungen in Bayern in den vergangenen fünf Jahren entwickelt (bitte aufgeschlüsselt nach den einzelnen U-Untersuchungen)? 2. a) Wie hat sich in diesem Zeitraum die Quote der Eltern entwickelt, die auf eine Impfberatung verzichtet haben ? b) Wie hat sich die Quote der Kinder entwickelt, die entsprechend keine Impfungen erhalten haben, die für Gleichaltrige vorgesehen sind? 3. a) In wie vielen Fällen kam es in Kindertageseinrichtungen und Schulen zu Komplikationen aufgrund fehlender Impfungen (bitte aufgeschlüsselt nach Kindertageseinrichtungen und Schulen)? b) In wie vielen Fällen kam es zu einem hohen Anstieg von Erkrankungen und Epidemien (bitte aufgeschlüsselt nach Kindertageseinrichtungen und Schulen)? 4. Welche Maßnahmen gedenkt die Staatsregierung in die Wege zu leiten, um die Quoten für absolvierte Früherkennungsuntersuchungen sowie die Quote der Eltern, die an einer Impfberatung teilgenommen haben , zu erhöhen? Antwort des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 07.07.2017 1. Wie hat sich die Quote der von Eltern absolvierten Früherkennungsuntersuchungen in Bayern in den vergangenen fünf Jahren entwickelt (bitte aufgeschlüsselt nach den einzelnen U-Untersuchungen )? Der Anteil der von Eltern in Anspruch genommenen Früherkennungsuntersuchungen (U-Untersuchungen) ist in Tabelle 1 getrennt nach den einzelnen U-Untersuchungen im zeitlichen Verlauf dargestellt. Die dokumentierten Teilnahmeraten an den Früherkennungsuntersuchungen in Bayern lagen in den letzten Jahren relativ konstant bei ca. 95 Prozent oder darüber. Kinder mit fehlender U1 (bei Geburt) und U2 (3.–10. Lebenstag, spätestens bis 14. Lebenstag) wurden vermutlich größtenteils nicht in Deutschland geboren, dies dürfte auch für einen Großteil der Kinder bei fehlender U3–U6 (1. Lebensjahr) gelten. Die späteren Untersuchungen werden im Trend der letzten Jahre eher immer besser wahrgenommen, siehe Anlage Tabelle 1. 2. a) Wie hat sich in diesem Zeitraum die Quote der Eltern entwickelt, die auf eine Impfberatung verzichtet haben? Es gibt keine flächendeckenden Daten darüber, wie viele Eltern auf eine Impfberatung verzichtet haben. Über die Schuleingangsuntersuchung wird jedoch bei Nichtvorlage der Impfdokumente abgefragt, ob eine generelle Impfablehnung oder medizinische Kontraindikation besteht (beides ist somit nicht trennbar – echte medizinische Kontraindikationen sollten jedoch in einem gleichbleibenden sehr niedrigen Prozent-Bereich auftreten). In der Tabelle 2 wird der Anteil der Eltern mit genereller Impfablehnung bzw. medizinischer Kontraindikation bei den Schuleingangsuntersuchungen für die letzten fünf Jahre aufgeführt. Tabelle 2: Anteil Eltern mit genereller Impfablehnung bzw. medizinischer Kontraindikation bei den Schuleingangsuntersuchungen in Bayern im zeitlichen Verlauf. Schuleingangsuntersuchung zum Schuljahr Anteil Impfablehnung oder medizinische Kontraindikation 2010/2011 1,4 % 2011/2012 1,5 % 2012/2013 1,7 % 2013/2014 1,8 % 2014/2015 1,9 % Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 13.10.2017 17/17959 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/17959 b) Wie hat sich die Quote der Kinder entwickelt, die entsprechend keine Impfungen erhalten haben, die für Gleichaltrige vorgesehen sind? Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen werden flächendeckend Daten zu den Impfquoten bei Kindern erhoben . Für ausgewählte Impfungen sind diese in Tabelle 3 für die letzten fünf Jahre dargestellt: Tabelle 3: Impfraten* gegen fünf ausgewählte Infektionskrankheiten bei den Schuleingangsuntersuchungen im zeitlichen Verlauf. Schuleingangs - untersuchung zum Schuljahr Impfrate (%) gegen Masern Pertussis (Keuchhusten ) Hib Hepati-tis B Tetanus mind. 1 Impfung mind. 2 Impfungen Vollständige Grundimmunisierung 2010/ 2011 94,6 88,9 94,3 93,0 86,3 96,8 2011/ 2012 95,0 89,8 94,9 93,7 85,3 97,1 2012/ 2013 95,3 90,5 95,1 93,8 86,1 97,1 2013/ 2014 95,4 90,7 95,5 94,2 86,4 97,4 2014/ 2015 95,8 91,2 95,5 94,0 85,8 97,2 * zur Berechnung werden dabei Kinder mit vorgelegtem Impfbuch berücksichtigt 3. a) In wie vielen Fällen kam es in Kindertageseinrichtungen und Schulen zu Komplikationen aufgrund fehlender Impfungen (bitte aufgeschlüsselt nach Kindertageseinrichtungen und Schulen)? b) In wie vielen Fällen kam es zu einem hohen Anstieg von Erkrankungen und Epidemien (bitte aufgeschlüsselt nach Kindertageseinrichtungen und Schulen)? Es liegen uns keine Daten darüber vor, bei wie vielen Kindern Komplikationen aufgrund der fehlenden Impfungen bzw. wie oft Erkrankungen aufgeschlüsselt nach Kindertageseinrichtungen und Schulen auftraten. Vorhandene flächendeckende Daten beziehen sich auf Masernfälle in den jeweiligen Altersgruppen, jedoch lässt sich hier nicht explizit nach Besuch einer Kindertageseinrichtung oder Schule differenzieren. In Tabelle 4 werden die Masernfälle bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre in Bayern nach Altersgruppen und Meldejahr getrennt aufgelistet. Tabelle 4: Laut Infektionsschutzgesetz dem Robert- Koch-Institut gemeldete Masernfälle in Bayern, nach Alter und Meldejahr. Meldejahr Anzahl Masernerkrankte in der jeweiligen Altersgruppe 0–4 Jahre 5–9 Jahre 10–14 Jahre 15–19 Jahre 2012 14 9 6 17 2013 75 90 161 140 2014 40 8 9 12 2015 41 17 17 34 2016 8 7 1 6 4. Welche Maßnahmen gedenkt die Staatsregierung in die Wege zu leiten, um die Quoten für absolvierte Früherkennungsuntersuchungen sowie die Quote der Eltern, die an einer Impfberatung teilgenommen haben, zu erhöhen? Die Teilnahmeraten an den Früherkennungsuntersuchungen in Bayern liegen außer für die U8 (94,5 Prozent) seit Jahren über 95 Prozent und damit über dem Bundesdurchschnitt. Wir werden unsere Bemühungen trotzdem fortsetzen. Bereits seit 2015 besteht eine Impfberatungspflicht für Personensorgeberechtigte bei der Erstaufnahme ihrer Kinder in eine Kindertageseinrichtung (§ 34 Abs. 10a des Infektionsschutzgesetzes (IfSG)): Sie müssen einen schriftlichen Nachweis darüber erbringen, dass zeitnah vor der Aufnahme in eine Kindertageseinrichtung eine ärztliche Beratung in Bezug auf einen altersgemäßen, nach den aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut ausreichenden Impfschutz erfolgt ist. Mit der noch dieses Jahr zu erwartenden Überarbeitung des IfSG wird zudem die Voraussetzung für eine gesetzliche Verpflichtung für die Leitungen von Kindertagesstätten geschaffen, diejenigen Personensorgeberechtigten, die der Pflicht nach § 34 Abs. 10a IfSG nicht nachkommen, dem Gesundheitsamt zu melden. Die Gesundheitsämter haben so die Möglichkeit, diese Personensorgeberechtigten über die Notwendigkeit von Schutzimpfungen intensiv, wissenschaftsbasiert und industrieunabhängig aufzuklären, und können auf Bedenken und Sorgen individuell eingehen. Ziel dieser verbesserten individuellen Beratung ist, dass mehr Personensorgeberechtigte die Chance nutzen, ihr Kind vor übertragbaren Krankheiten zu schützen. Drucksache 17/17959 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Tabelle 1: Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchungen U1–U9, Bayern (Schuljahr 2009/2010–2014/2015) Schuljahr Untersuchte Schulanfänger insgesamt * Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchungen Dokumentation vorhanden ** darunter: ... wahrgenommen in %: U1 U2 U3 U4 U5 U6 U7 U8 U9 2009/2010 119.765 U3-8:115.634 U9: 117.511 98,6% 98,5% 98,3% 97,9% 97,4% 97,3% 96,2% 93,0% 95,7% 2010/2011 102.254 U3-U8: 98.824U9: 100.321 98,6% 98,5% 98,3% 97,9% 97,4% 97,3% 96,1% 93,6% 95,7% 2011/2012 106.665 U3-8:102.434 U9: 104.471 98,4% 98,4% 98,2% 97,8% 97,4% 97,4% 96,4% 93,8% 96,1% 2012/2013 Daten befinden sich derzeit in Auswertung 2013/2014 107.723 U3-U8: 01.621 U9: 104.339 98,2% 98,1% 97,9% 97,6% 97,4% 97,9% 97,0% 94,5% 96,9% 2014/2015 108.637 U3-8:102.044 U9: 105.006 97,8% 97,7% 97,6% 97,4% 97,1% 97,7% 96,7% 94,5% 96,8% Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Schuleingangsuntersuchungen (Gesundheitsbericht) * Erstuntersuchte Kinder ** U3–U8: Kinder mit vorgelegtem Vorsorgeheft U9: Kinder mit vorgelegtem Vorsorgeheft, Einlegeblatt U9 oder ärztlichem Attest Anmerkung: Die Inanspruchnahme der zum 01.07.2008 eingeführten Früherkennungsuntersuchung U7a ist für Bayern noch nicht flächendeckend erhoben und wird daher nicht dargestellt.