Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Nikolaus Kraus FREIE WÄHLER vom 24.05.2017 Wiederansiedlung des Luchses in Bayern Im Rahmen des gemeinsamen Luchsprojekts Harz der Ministerien für Landwirtschaft bzw. Umwelt der Länder Niedersachsen , Thüringen und Sachsen-Anhalt sowie der Landesjägerschaft Niedersachsen wurden zwischen den Jahren 2000 und 2006 insgesamt 24 Luchse im Nationalpark Harz ausgesetzt. Im Biosphärenreservat Pfälzerwald wurden 2016 im Rahmen eines Luchsprojektes drei Luchse ausgesetzt , 17 weitere sollen in den nächsten Jahren folgen. Vor diesem Hintergrund frage ich die Staatsregierung: 1. a) Sieht die Staatsregierung in der in anderen Bundesländern praktizierten Auswilderung von Luchsen einen geeigneten Weg, um die nachweislich geringe genetische Variabilität der bayerischen Luchspopulation zu erhöhen? b) Wenn nein, warum nicht? 2. Wie groß ist ein durchschnittliches Luchsrevier? 3. Wie groß ist ein durchschnittliches Jagdrevier in Bayern ? 4. Wie viele Rehe werden in einem durchschnittlich großen Jagdrevier in Bayern pro Jahr geschossen? 5. Wie viele Rehe schlägt ein Luchs durchschnittlich pro Jahr? Antwort des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom 27.07.2017 Die Schriftliche Anfrage wird im Einvernehmen mit dem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wie folgt beantwortet: Der Luchs ist in Deutschland nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders und streng geschützt, weil er im Anhang A der EG-Verordnung zur Umsetzung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens sowie im Anhang IV der Fauna -Flora-Habitat-Richtlinie steht. Zugleich fällt er unter das Jagdrecht mit ganzjähriger Schonzeit. Bereits 2008 wurde unter Federführung des Landesamts für Umwelt (LfU) der Managementplan „Luchse in Bayern“ erarbeitet und beschlossen . Die Staatsregierung wird bei ihren Bemühungen für den Erhalt des Luchses in Bayern tatkräftig von der Wildland-Stiftung des Bayerischen Jagdverbands (BJV) sowie den Naturschutzverbänden Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV) und World Wide Fund for Nature (WWF) unterstützt. Zu 1. a) und b): Bei kleinen Populationen ist die Gefahr einer genetischen Verarmung grundsätzlich hoch. Selbstverständlich erhöht sich deren genetische Variabilität, wenn Individuen aus anderen Regionen zur Population hinzukommen. Zu 2.: Wie bei allen Beutegreifern hängt die Reviergröße auch beim Luchs im Wesentlichen vom Nahrungsangebot ab. Das bedeutet, je mehr Beute verfügbar ist, desto kleiner sind die individuellen Streifgebiete. Von den bisher in Mitteleuropa telemetrisch überwachten Tieren lassen sich Reviergrößen von 20.000–40.000 Hektar bei Männchen und 5.000– 30.000 Hektar bei Weibchen ableiten. Zu 3.: Im Jagdjahr 2015/2016 variierte die Flächengröße der Jagdreviere in Bayern zwischen 81,755 und 35.033 Hektar. Die mittleren 50 Prozent aller Jagdreviere sind 300–645 Hektar groß. Zu 4.: Im Jagdjahr 2015/2016 streuten die Abschusszahlen beim Rehwild je Jagdrevier zwischen 0 und 975 Stück, das entspricht 0 bis 79,3 Stück pro 100 Hektar. Bei den in der Antwort zu Frage 3 genannten mittleren 50 Prozent aller Jagdreviere in Bayern ergibt sich ein Rahmen von 0 bis 121 erlegten Rehen bzw. 0 bis 27,2 erlegten Rehen pro 100 Hektar. Zu 5.: Der Luchs hat ein breites Nahrungsspektrum, das von kleinen Wirbeltieren bis zu Gämsen und Mufflons reicht. Im Durchschnitt schlägt ein Luchs jährlich etwa 0,7 bis 1,2 rehgroße Beutetiere pro 100 Hektar. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 06.11.2017 17/17996 Bayerischer Landtag