Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Simone Strohmayr SPD vom 11.07.2017 Frauen mit HIV Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie viele Frauen in Bayern sind HIV-positiv (bitte nach Regierungsbezirken/Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln, in absoluten Zahlen und prozentualer Anteil zur Gesamtzahl der Frauen)? 2. a) Wie alt sind diese Frauen (bitte nach Regierungsbezirken /Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln )? b) Wie viele dieser Frauen haben Kinder (bitte nach Regierungsbezirken /Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln, in absoluten Zahlen und prozentualer Anteil zur Gesamtzahl der Frauen)? 3. Wie viele Frauen mit Migrationshintergrund sind HIVpositiv (bitte nach Regierungsbezirken/Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? 4. a) Welche Beratungs- und Hilfsangebote gibt es (bitte nach Regierungsbezirken/Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? b) Welche Maßnahmen oder Projekte stellt der Freistaat speziell im Bereich der Aufklärung zur Verfügung? Antwort des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 15.08.2017 1. Wie viele Frauen in Bayern sind HIV-positiv (bitte nach Regierungsbezirken/Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln, in absoluten Zahlen und prozentualer Anteil zur Gesamtzahl der Frauen )? Die Meldung von HIV-Infektionen erfolgt nach dem Infektionsschutzgesetz (§ 7 Abs. 3) nichtnamentlich direkt an das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Die nachfolgend dargestellte Anzahl an HIV-infizierten Menschen in Bayern beruht auf einer modellbasierten Schätzung des RKI, Stand Ende 2015. Die Schätzung des RKI wird jährlich durchgeführt und immer am Ende eines Jahres für das Jahr davor veröffentlicht . Eine Aufgliederung dieser Zahlen nach Regierungsbezirken /Landkreisen und kreisfreien Städten ist nicht möglich. Laut RKI-Bericht lebten Ende 2015 rund 2.200 Frauen in Bayern mit HIV/AIDS. Dies entspricht einem Anteil von rund 0,03 Prozent an der Gesamtzahl der 2015 in Bayern lebenden Frauen. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de – Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 19.03.2018 Drucksache 17/18080 Bayerischer Landtag Geschätzte Zahl an Personen, die Ende 2015 mit HIV/AIDS in Bayern lebten, nach Geschlecht; Quelle: Robert-Koch-Institut. HIV/AIDS in Bayern: Eckdaten der Schätzung (Stand: Ende 2015) Insgesamt n (95% KI) Mit HIV-Diagnose n (95% KI) Ohne HIV-Diagnose n (95% KI) Gesamt n > 11.600(10.700-12.600) 10.000 (9.300-10.900) > 1.600 (1.400-1.800) Geschlecht Männer > 9.400(8.700-10.200) 8.100 (7.400-8.700) > 1.400 (1.200-1.600) Frauen > 2.200(2.000-2.500) 2.000 (1.800-2.200) > 250 (210-290) Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/18080 2. a) Wie alt sind diese Frauen (bitte nach Regierungsbezirken /Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln )? Eine Aussage zur Altersstruktur aller in Bayern lebenden HIV-positiven Frauen ist, aufgrund der Art der Datenerhebung , nicht möglich. Daten zur Altersstruktur liegen nur zu neudiagnostizierten HIV-Infektionen bei Frauen in Bayern vor. Neudiagnostizierte HIV-Infektionen bei Frauen in Bayern 2012–2016, nach Altersgruppe Quelle: Robert-Koch-Institut. SurvStat- Abfrage zu HIV (Abfragedatum: 26.07.2017) Altersgruppe (Jahre) Anzahl Fälle mit neudiagnostizierterHIV-Infektion (n) Anteil an Fällen (%) 0-4 10 1,7 5-9 1 0,2 10-14 4 0,7 15-19 27 4,5 20-24 91 15,0 25-29 117 19,3 30-34 110 18,2 35-39 95 15,7 40-44 54 8,9 45-49 32 5,3 50-54 27 4,5 55-59 15 2,5 60-64 14 2,3 65-69 4 0,7 70-74 3 0,5 75-79 2 0,3 Alter unbekannt 1 0,2 Gesamt 607 100 b) Wie viele dieser Frauen haben Kinder (bitte nach Regierungsbezirken/Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln, in absoluten Zahlen und prozentualer Anteil zur Gesamtzahl der Frauen)? Eine Abschätzung des Anteils von Frauen mit Kindern an HIV-positiven Frauen in Bayern ist aufgrund der Art der Datenerhebung nicht möglich. 3. Wie viele Frauen mit Migrationshintergrund sind HIV-positiv (bitte nach Regierungsbezirken/Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? Eine Abschätzung des Anteils von HIV-positiven Frauen an Frauen mit Migrationshintergrund in Bayern ist aufgrund der Art der Datenerhebung nicht möglich. 4. a) Welche Beratungs- und Hilfsangebote gibt es (bitte nach Regierungsbezirken/Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? b) Welche Maßnahmen oder Projekte stellt der Freistaat speziell im Bereich der Aufklärung zur Verfügung ? Die Staatsregierung hält ein breitgefächertes Bündel von Maßnahmen zur Bekämpfung von HIV/AIDS vor. Die Versorgung mit Präventionsaktionen, HIV-Testmöglichkeiten und Angeboten zur Beratung und Hilfe rund um HIV/AIDS ist in Bayern flächendeckend und auf einem hohen Niveau gewährleistet. Die Ende 2014 gestartete, bayernweite HIV-Präventionskampagne „Mit Sicherheit besser“ wirbt für konsequenten Drucksache 17/18080 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Schutz vor einer Infektion mit dem HI-Virus oder einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit. Außerdem setzt sie sich gegen eine Stigmatisierung und für mehr Solidarität mit Betroffenen ein. Weitere Informationen zu der bayerischen HIV-Präventionskampagne sind unter www.mitsicherheitbesser.de zu finden . Daneben stellt das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) seit rund 30 Jahren flächendeckend ein bundesweit einmaliges, dreigliedriges System von Prävention und Angeboten zur Beratung und Hilfe zur Verfügung. Die 76 Gesundheitsämter in Bayern (je ein Gesundheitsamt pro Landkreis bzw. kreisfreier Stadt) beraten fachkundig über Risikominimierung und bieten kostenfrei und anonym HIV-Tests an. Ergänzend gibt es zehn psychosoziale AIDS- Beratungsstellen, eine je Regierungsbezirk und in Oberbayern vier. Sie begleiten Betroffene und deren Angehörige und führen überregional Präventionsaktionen durch. Derartige Stellen gibt es als Element des Maßnahmenbündels zur Eindämmung von HIV und AIDS nur in Bayern. Die vom StMGP initiierten und geförderten Maßnahmen der organisierten HIV/AIDS-Selbsthilfe, wie z. B. die AIDS- Hilfen, erreichen als „drittes Bein“ zielgruppenspezifisch besonders gefährdete Gruppen, v. a. homosexuelle Männer oder Prostituierte. AIDS-Hilfen gibt es in München, Nürnberg , Augsburg und Regensburg. Zur Erhöhung der HIV-Testbereitschaft findet seit 2013 einmal im Jahr eine Aktionswoche statt. In dieser Zeit bieten die bayerischen Gesundheitsämter, einige AIDS-Beratungsstellen und AIDS-Hilfen neben ihren regelmäßigen Angeboten unter dem Motto „Test jetzt!“ Gelegenheit, sich auf HIV testen zu lassen, anonym, vertraulich und mit kompetenter Beratung. Im Rahmen der Beratungsgespräche erfolgt eine Auseinandersetzung mit der persönlichen Risikosituation, um eventuell vorhandene Wissenslücken zu schließen und die Motivation zu gesundheitsbewusstem, verantwortungsvollem Handeln zu stärken. Weitere Informationen zur bayerischen HIV-Testwoche sind unter www.testjetzt.de zu finden. Im Übrigen ist seit 2008 der Runde Tisch AIDS-Prävention, angesiedelt am StMGP, in die Gestaltung der Maßnahmen gegen HIV/AIDS des StMGP eingebunden. Dieser tagt anlassbezogen, mindestens aber einmal jährlich. Dabei werden bedarfsorientiert gemeinsam mit den AIDS-Beratungsstellen, den AIDS-Hilfen und Vertretern des öffentlichen Gesundheitsdienstes, also der Gesundheitsämter und Regierungen, die aktuellen Schwerpunkte der AIDS-Arbeit festgelegt und je nach Erfordernis neue Präventionsmaßnahmen entwickelt. Neben den oben genannten Präventions-, Beratungs-, Test- und Hilfeangeboten der Gesundheitsämter, psychosozialen AIDS-Beratungsstellen und AIDS-Hilfen, die sich sowohl an Frauen als auch an Männer richten, gibt es auch speziell für Frauen zugeschnittene Angebote. Das vom StMGP geförderte Projekt „Positive Frauen“ des FrauenGesundheitsZentrums München bietet fachkundige Beratung für HIV-positive Frauen und ihre Angehörigen bei allen Fragen rund um HIV und AIDS, Verhütung und sexuell übertragbare Erkrankungen. Daneben werden frauen- und mädchenspezifische HIV-Präventionsaktionen durchgeführt sowie Aufklärungsarbeit gegen Stigmatisierung HIV-positiver Menschen. Das von Bayern und der Region Pilsen gemeinsam finanzierte Projekt „Jana“ leistet Präventions- und Aufklärungsarbeit zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen im Zusammenhang mit Prostitutionsangeboten grenznah zu Bayern auf tschechischem Gebiet. Die aus Mitteln des StMGP mitfinanzierten Projekte „Kassandra e. V.“ in Nürnberg und „Mimikry“ in München richten sich mit ihren HIV-Präventions- und Beratungsangeboten an Frauen, die in der Prostitution tätig sind.