Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Jürgen Mistol BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 07.07.2017 Verbreitung von Methamphetamin (Crystal Meth) in Bayern Ich frage die Staatsregierung: 1. a) Wie hoch waren nach Kenntnis der Staatsregierung die Fallzahlen in den Jahren 2007 bis 2016, die wegen des Konsums von Crystal Meth ambulant oder stationär behandelt wurden (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Regierungsbezirken)? b) Welche Einrichtungen wurden verstärkt aufgesucht? 2. a) Wie hoch waren nach Kenntnis der Staatsregierung die Fallzahlen in den Jahren 2007 bis 2016, in denen Suchtberater zu Crystal Meth beraten haben (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Regierungsbezirken)? b) Welche Fallzahlen entfielen dabei auf die zentrale bayernweite Hotline in Regensburg? 3. a) Wie viele Funde von Crystal Meth verzeichneten die bayerischen Polizeipräsidien in den Jahren 2007 bis 2016 (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Landkreisen /kreisfreien Städten) nach Kenntnis der Staatsregierung ? b) Welche Mengen von Crystal Meth wurden in den Jahren 2007 bis 2016 beschlagnahmt (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Regierungsbezirken)? 4. a) Gegen wie viele Personen wurde in den Jahren 2007 bis 2016 nach Kenntnis der Staatsregierung wegen des Verdachts auf Kriminalität mit Crystal Meth ermittelt (bitte aufschlüsseln nach Jahren)? b) Wie viele Personen wurden in den Jahren 2007 bis 2016 wegen Rauschgiftkriminalität mit Crystal Meth verurteilt (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Strafmaß )? 5. a) Wie haben sich die Todesfälle in Folge von Drogenkonsum („Drogentote“) in den Jahren 2007 bis 2016 nach Kenntnis der Staatsregierung entwickelt (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Regierungsbezirken)? b) In wie vielen dieser Fälle hatten die Verstorbenen auch Crystal Meth konsumiert? 6. a) Welche Präventions- und Beratungsprogramme arbeiten nach Kenntnis der Staatsregierung in Bayern daran, die Verbreitung von Crystal Meth einzudämmen (bitte aufschlüsseln nach Personalstärke der jeweiligen Einrichtungen)? b) Plant die Staatsregierung den Ausbau oder die Reduzierung von Programmen des Freistaates (bitte aufschlüsseln nach geplantem Umfang)? c) Wenn ja, warum werden die Programme ausgebaut oder reduziert? Antwort des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege im Einvernehmen mit dem Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr, dem Staatsministerium der Justiz und dem Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration vom 17.08.2017 1. a) Wie hoch waren nach Kenntnis der Staatsregierung die Fallzahlen in den Jahren 2007 bis 2016, die wegen des Konsums von Crystal Meth ambulant oder stationär behandelt wurden (bitte aufgeschlüsselt nach Jahren und Regierungsbezirken)? Vorbemerkung: Es gibt in der amtlichen Diagnoseklassifikation „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision (ICD-10)“ keine Ziffer speziell für Crystal Meth. Diese Fälle werden in der ICD-Ziffer F15 „Psychische und Verhaltensstörungen durch andere Stimulanzien, einschl. Koffein“ erfasst. Daten sind hier nur aus der kassenärztlichen Versorgung verfügbar, nicht aus der privatärztlichen Versorgung. Dabei kann die Zahl der Patienten durch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) nur über ein Rechenverfahren aus den Abrechnungsfällen bestimmt werden. Im Jahr 2016 gab es demnach in der kassenärztlichen Versorgung ca. 4.400 Patienten mit der Diagnose F15. Die Zahl der Behandlungsfälle nimmt schneller zu als die der Patienten. Ob dies auf eine Veränderung der Betreuungsintensität oder des Dokumentationsverhaltens zurückzuführen ist, ist nicht bekannt. 17. Wahlperiode 15.03.2018 Drucksache 17/18086 Bayerischer Landtag Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/18086 Stationäre Fälle: Aus der Krankenhausstatistik sind aktuell Daten nur bis 2015 verfügbar. Des Weiteren liegen hier nur Behandlungsfälle vor, eine Reduktion auf Personen ist nicht möglich. Quelle: Landesamt für Statistik Datenquelle: KVB, gesicherte Diagnosen Tabelle 1 Ambulante Fälle und Patienten Ambulante Patienten und Fälle mit der ICD-Diagnose F15 Kennzahl 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Mittelfranken Patienten 224 267 274 324 440 548 704 803 851 904 Behandlungsfälle 471 582 551 615 859 1.108 1.473 1.846 1.937 2.120 Niederbayern Patienten 80 82 110 87 135 167 228 258 245 298 Behandlungsfälle 149 158 185 153 253 321 477 614 608 699 Oberbayern Patienten 238 288 258 266 351 426 531 709 838 971 Behandlungsfälle 446 521 486 510 673 835 1.096 1.476 1.757 2.193 Oberfranken Patienten 125 169 154 179 287 379 525 608 627 615 Behandlungsfälle 266 340 288 323 560 728 1.157 1.428 1.478 1.494 Oberpfalz Patienten 318 328 219 203 294 307 401 426 433 428 Behandlungsfälle 688 716 427 384 597 653 849 962 989 1.003 Schwaben Patienten 134 121 112 119 135 174 257 461 580 678 Behandlungsfälle 290 262 230 220 297 352 523 966 1.434 1.745 Unterfranken Patienten 273 302 309 333 322 344 376 402 421 464 Behandlungsfälle 448 514 618 666 619 686 773 821 843 1.011 Bayern Patienten 1.392 1.557 1.436 1.511 1.964 2.345 3.022 3.667 3.995 4.358 Behandlungsfälle 2.758 3.093 2.785 2.871 3.858 4.683 6.348 8.113 9.046 10.265 Tabelle 2 Stationäre Fälle Behandlungsfälle, einschließlich Stunden- und Sterbefälle, ICD F15 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Oberbayern 47 55 51 67 113 136 210 249 356 Niederbayern 9 11 19 34 94 123 93 101 110 Oberpfalz 42 56 50 103 214 233 241 248 247 Oberfranken 50 36 60 126 156 234 200 232 242 Mittelfranken 73 46 66 103 156 173 176 245 247 Unterfranken 13 17 18 19 38 34 42 73 97 Schwaben 16 19 20 15 43 68 85 169 181 Bayern 250 240 284 467 814 1.001 1.047 1.317 1.480 Drucksache 17/18086 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 b) Welche Einrichtungen wurden verstärkt aufgesucht ? Hierzu wird auf die Antwort zu Frage 1 a verwiesen. 2. a) Wie hoch waren nach Kenntnis der Staatsregierung die Fallzahlen in den Jahren 2007 bis 2016, in denen Suchtberater zu Crystal Meth beraten haben (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Regierungsbezirken )? Wie bereits unter 1 a hingewiesen, wird die Substanz Crystal Meth i. d. R. unter „Stimulantien“ erfasst. Das gilt auch für den Deutschen Kerndatensatz (KDS), nach dem die Psychosozialen Suchtberatungsstellen (PSBB) dokumentieren. In den Regionen hohen Aufkommens von Crystal Meth haben sich die in der folgenden Tabelle 3 aufgeführten wenigen Träger der PSBB dafür entschieden, die Fälle, die wegen Crystal Meth eine Beratungsstelle aufsuchen, separat zu dokumentieren . Quelle: Abfrage der Koordinierungsstelle der Bayerischen Suchthilfe (KBS), Datenstand 30.06.2017 Tabelle 3 Anzahl der Beratungsfälle in Beratungsstellen Anzahl der Crystal-Meth-Konsumenten, die die Beratungsstelle aufgesucht haben Suchtberatungsstelle 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 PSBB BASIS von DrugStop Drogenhilfe Regensburg e. V. n. b. n. b. n. b. n. b. 3 20 34 34 42 43 PSBB Bayreuth 181 143 122 150 189 215 259 266 244 237 Mudra e. V. Nürnberg n.b. n.b. n.b. n.b. n.b. n.b. 195 117 99 113 PSBB Passau n.b. n.b. 0 6 4 21 37 56 46 61 Legende: n.b. nicht bekannt bzw. nicht gesondert erfasst b) Welche Fallzahlen entfielen dabei auf die zentrale bayernweite Hotline in Regensburg? Seit Einrichtung der Crystal/NPS-Hotline haben sich die Anruferzahlen positiv entwickelt. Die Hotline wird gut angenommen und gewinnt an Bekanntheit. Die größte Gruppe der Anrufer sind Angehörige und ca. 80 Prozent der Anrufer rufen explizit wegen Crystal an. Tabelle 4 Zahl der Beratungen/Beratungsfälle der bayernweiten Crystal-Hotline Jahr 2014 2015 2016 Zahl der Anrufer 69 107 154 Quelle: Abfrage KBS, Datenstand 30.06.2017 3. a) Wie viele Funde von Crystal Meth verzeichneten die bayerischen Polizeipräsidien in den Jahren 2007 bis 2016 (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Landkreisen/kreisfreien Städten) nach Kenntnis der Staatsregierung? Zunächst ist anzumerken, dass polizeilich keine Statistiken über die Anzahl von Funden einer Rauschgiftsorte geführt werden. Vor diesem Hintergrund wurden stattdessen hilfsweise die Fallzahlen von Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz (in Verbindung mit Methamphetamin ) herangezogen. Dabei wird im Regelfall Methamphetamin aufgefunden, weshalb die hier angeführten Fallzahlen eine große Schnittmenge mit dem angefragten Parameter „Funde“ aufweisen. Die Erstellung einer Auswertung eines Kalenderjahres auf die angefragte Weise (Aufteilung in Landkreise/kreisfreie Städte) stellt einen erheblichen Rechercheaufwand beim Landeskriminalamt dar, der innerhalb der vorgegebenen Frist lediglich für die Jahre 2015 und 2016 geleistet werden konnte. Quelle für diese Datenerhebung ist die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Für Methamphetamin wurde zum 01.01.2014 ein eigener Deliktschlüssel eingeführt; zuvor wurde deliktisch nicht zwischen Straftaten mit Amphetamin-Derivaten und Straftaten mit Methamphetamin unterschieden. Eine Erhebung der Anzahl von Fallzahlen in der PKS ist somit erst ab dem Kalenderjahr 2014 möglich. Es liegen statistische Zahlen gemäß nachfolgender Tabelle 5 vor: Tabelle 5 Fallzahlen im Zusammenhang mit Crystal Meth Jahr 2014 2015 2016 Fallzahlen¹ 3.085 siehe Anlage I siehe Anlage II Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). ¹ Summe aus (Methamphetamin-)Vorgängen von Allgemeinen Verstößen, Besitz/Abgabe nicht geringer Mengen, Handel/Schmuggel, Handel nicht geringer Mengen, Illegaler Einfuhr. b) Welche Mengen von Crystal Meth wurden in den Jahren 2007 bis 2016 beschlagnahmt (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Regierungsbezirken )? Über Sicherstellungsmengen verschiedener Rauschgiftsorten werden grundsätzlich Statistiken geführt, allerdings wird dabei keine Unterteilung in die verschiedenen Regierungsbezirke vorgenommen. Eine entsprechende Auswertung würde einen außerordentlich hohen Rechercheaufwand bedeuten und ist im vorgegebenen Zeitrahmen nicht darstellbar . Zudem werden Sicherstellungsmengen seit dem 01.01.2016 nicht mehr aus der Falldatei Rauschgift (FDR) recherchiert. Als Datengrundlage dient ab diesem Zeitpunkt eine Recherche im Vorgangsverwaltungssystem IGWEB. Die Angabe ist daher nicht mit den Zahlen aus den Vorjahren vergleichbar. Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/18086 Die Sicherstellungsmengen ergeben sich aus nachfolgender Tabelle 6: Tabelle 6 Sicherstellungsmengen für Crystal Meth in Bayern 4. a) Gegen wie viele Personen wurde in den Jahren 2007 bis 2016 nach Kenntnis der Staatsregierung wegen des Verdachts auf Kriminalität mit Crystal Meth ermittelt (bitte aufschlüsseln nach Jahren)? Es wird auf nachfolgende Tabelle 7 verwiesen: Tabelle 7 Tatverdächtige im Zusammenhang mit Crystal Meth Jahr 2014 2015 2016 Anzahl der Tatverdächtigen ³ 3.249 2.836 2.410 Quelle: PKS Datenerhebung für die Jahre 2014 bis 2016 ³ Summe aus Tatverdächtigen von Allgemeinen Verstößen, Besitz/Abgabe nicht geringer Mengen, Handel/Schmuggel, Handel nicht geringer Mengen, Illegaler Einfuhr (jeweils mit Methamphetamin) Für Methamphetamin wurde zum 01.01.2014 ein eigener Deliktschlüssel eingeführt; zuvor wurde deliktisch nicht zwischen Straftaten mit Amphetamin-Derivaten und Straftaten mit Methamphetamin unterschieden. Eine Erhebung der Anzahl von Tatverdächtigen ist somit erst ab dem Kalenderjahr 2014 möglich. b) Wie viele Personen wurden in den Jahren 2007 bis 2016 wegen Rauschgiftkriminalität mit Crystal Meth verurteilt (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Strafmaß)? Entsprechende Daten lassen sich weder dem Vorgangsverwaltungssystem der bayerischen Staatsanwaltschaften noch der Justizgeschäftsstatistik oder der Strafverfolgungsstatistik entnehmen. Auch hinsichtlich der Verstöße gegen das BtMG wird dort nur nach den Straftatbeständen bzw. Sachgebietsschlüsseln (für einzelne Straftatbestände oder ganze Gruppen von Straftaten) unterschieden. Eine Aussage darüber, in wie vielen Fällen einer Verurteilung wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) gerade der unerlaubte Umgang mit dem Betäubungsmittel Methamphetamin zugrunde lag, ist deshalb nicht möglich. Die erbetenen Informationen würden somit eine händische Aktensichtung erforderlich machen, welche angesichts der Masse der wegen Verstößen gegen das BtMG erfolgten Verurteilungen (insoweit kann auf die in der jährlich veröffentlichten Strafverfolgungsstatistik genannten Fallzahlen verwiesen werden) nicht darstellbar ist. 5. a) Wie haben sich die Todesfälle in Folge von Drogenkonsum („Drogentote“) in den Jahren 2007 bis 2016 nach Kenntnis der Staatsregierung entwickelt (bitte aufschlüsseln nach Jahren und Regierungsbezirken )? b) In wie vielen dieser Fälle hatten die Verstorbenen auch Crystal Meth konsumiert? Die Zahl der Drogentodesfälle wird polizeilich regional nach den Zuständigkeitsbereichen der Polizeipräsidien (PP)erfasst . Die statistischen Daten dazu können der nachstehenden Tabelle entnommen werden. Von einer ergänzenden manuellen Zuordnung der Daten auf die Regierungsbezirke wurde aufgrund der Terminvorgaben sowie des damit verbundenen Aufwandes abgesehen. Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Menge in kg 2,2 1,0 2,1 5,6 11,7 14,3 36,0 15,2 15,3 4,2² Quelle für die Jahre 2007 bis 2015: Falldatei Rauschgift (FDR). Quelle für das Jahr 2016: IGWEB. ² Seit dem 01.01.2016 werden Sicherstellungsmengen nicht mehr aus der FDR recherchiert. Als Datengrundlage dient eine Recherche im IGWEB. Die Angabe ist daher nicht mit den Zahlen aus den Vorjahren vergleichbar. Drucksache 17/18086 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 5 6. a) Welche Präventions- und Beratungsprogramme arbeiten nach Kenntnis der Staatsregierung in Bayern daran, die Verbreitung von Crystal Meth einzudämmen (bitte aufschlüsseln nach Personalstärke der jeweiligen Einrichtungen)? Die Bayerische Polizei setzt im Rahmen der kriminalpolizeilichen Suchtprävention auf eine Vielzahl von Maßnahmen wie z. B. Öffentlichkeitskampagnen und Schulunterrichte. Dabei werden insbesondere folgende Ziele verfolgt: – Information über die verschiedenen Suchtmittel und ihre Wirkungsweisen, – Information zur Suchtentstehung sowie Erkennungsmerkmale und Folgen des Substanzmissbrauchs, – Information über rechtliche Grundlagen, – Aufzeigen von Alternativen zum Drogenkonsum. Hauptzielgruppen der kriminalpolizeilichen Suchtprävention sind Kinder und Jugendliche an weiterführenden Schulen sowie Auszubildende. Aber auch Eltern und Pädagogen gehören zur Zielgruppe. Grundsätzlich greift die polizeiliche Sucht- und Drogenprävention dabei nicht einzelne Drogen heraus, sondern bezieht sich auf die Gesamtheit aller Rauschmittel, da es sich in nahezu allen Fällen um Mischkonsum von legalen und illegalen Suchtstoffen handelt. Bereits im Schuljahr 2003/2004 führten das damalige Staatsministerium für Unterricht und Kultus und das damalige Staatsministerium des Innern gemeinsam mit dem Landeskriminalamt flächendeckend das schulartübergreifende Programm „PIT – Prävention im Team“ ein. Im Rahmen dieses Programms werden insbesondere in den Jahrgangsstufen 7, 8 und 9 mit einem Team aus Lehrkräften, polizeilichen Präventionsbeamten und weiteren Fachleuten gemeinsame kriminalpräventive Unterrichte u. a. zu dem Schwerpunkt „Sucht“ durchgeführt. Hierbei steht für die Bayerische Polizei der (allgemeine) substanzunspezifische Ansatz im Vordergrund . Neben der oben beschriebenen grundsätzlich substanzunabhängigen Prävention gibt es speziell für die Droge „Crystal“ eine differenziertere Herangehensweise. Die Polizeiliche Kriminalstatistik und wissenschaftliche Studien zeigen, dass deren Konsumenten nicht nur Jugendliche sind, sondern insbesondere auch die Altersgruppe der 18- bis 40-Jährigen betroffen ist. Den typischen Crystal- Konsumenten gibt es dabei nicht. Aufgrund der leistungsfördernden Wirkung ist die Droge Crystal bei Menschen beliebt , die sich für ihre Arbeits- und Alltagsbewältigung eine Leistungssteigerung erwarten. Das Selbstwertgefühl steigt, „alles macht Spaß“ und gleichzeitig wird die Schmerzempfindung reduziert. Diese Gründe haben dazu geführt, speziell hinsichtlich Crystal durch eine gezielte präventive Zielgruppenansprache gerade diese sogenannten Quereinsteiger substanzspezifisch zu erreichen. Hierbei erarbeitet das Landeskriminalamt derzeit in Kooperation mit dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) eine Präventionskampagne . Tabelle 8 Drogentote in Bayern, darunter Todesursache Methamphetamin Seite 6 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/18086 Polizeiliche Statistiken zur entsprechenden Zuordnung von Präventionsaktivitäten auf Crystal Meth liegen nicht vor. Der Landtag hat sich im vergangenen Jahr intensiv mit den verschiedenen Maßnahmen der Staatsregierung zur Bekämpfung von Crystal Meth beschäftigt. Beispielhaft genannt werden dabei das Projekt Mindzone, die vom StMGP initiierte und geförderte Crystal-Meth-Beratungs-Hotline in Regensburg, der Ausbau und die Öffnung des Projektes FreD (Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten ) sowie eine Reihe von Tagungen zur Stärkung und Vernetzung der Drogenhilfeeinrichtungen, Schulen, Polizei und anderen in den von Crystal Meth besonderes betroffenen Regionen Bayerns (vgl. hierzu z. B. Drs. 17/12873, 17/11924, 17/13040). Eine ausführliche Beschreibung mit weiterführenden Links zu Präventions- und Beratungsangeboten der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen sind der Internetseite http://www.bas-muenchen.de/aktivitaeten.html oder der Seite des ZPG http://www.zpg-bayern.de/suchtvor beugung-243.html zu entnehmen. b) Plant die Staatsregierung den Ausbau oder die Reduzierung von Programmen des Freistaates (bitte aufschlüsseln nach geplantem Umfang)? c) Wenn ja, warum werden die Programme ausgebaut oder reduziert? Die Staatsregierung unterstützt die Träger der Suchthilfe und der ergänzenden Hilfesysteme weiterhin gezielt auf allen Ebenen bei der kooperativen Planung, Steuerung und Vernetzung. Das vorhandene, vielgliedrige und spezialisierte , gut ausgebaute und leistungsfähige Suchthilfesystem soll in seiner Vielfältigkeit und in seinem hohen Differenzierungsgrad erhalten und im Verbund mit den gesetzlichen Leistungsträgern auch weiterhin angemessen finanziell ausgestattet werden. Um die absehbaren zusätzlichen quantitativen und qualitativen Belastungen zu bewältigen, kommt der beständigen Fortbildung der Akteure des Suchthilfesystems eine besondere Bedeutung zu. Die Staatsregierung ist bestrebt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten und der gesetzlichen Vorgaben die Akteure gezielt auf allen Ebenen bei der kooperativen Planung, Steuerung und Vernetzung zu unterstützen . Drucksache 17/18086 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 7 Anlage 1 Seite 8 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/18086 Anlage 1 Drucksache 17/18086 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 9 Anlage 1 Seite 10 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/18086 Anlage 2 Drucksache 17/18086 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 11 Anlage 2 Seite 12 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/18086 Anlage 2