Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Günther Felbinger (fraktionslos) vom 11.08.2017 Personalpolitik an den Berufsschulen Trotz des Mangels an Berufsschullehrkräften gibt es für Absolventen des Bachelorstudienganges Wirtschaftspädagogik keine Garantie für einen entsprechenden Masterstudienplatz . Ein Masterabschluss ist nach aktuellem Stand allerdings Grundvoraussetzung für die Zulassung zum Referendariat . Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie viele Lehrkräfte mit einem wirtschaftspädagogischen Studienabschluss waren in den Jahren 2010 bis 2017 an bayerischen Berufsschulen beschäftigt (bitte Auflistung nach Jahren und Regierungsbezirken)? 2. Wie hoch war der Bedarf an Lehrkräften mit wirtschaftspädagogischem Studienabschluss an bayerischen Berufsschulen in den Jahren 2010 bis 2017 (bitte Auflistung nach Jahren und Regierungsbezirken)? 3. Wie viele Studierende durchlaufen aktuell den Bachelor - beziehungsweise Masterstudiengang Wirtschaftspädagogik an bayerischen Hochschulen (bitte Auflistung nach den einzelnen Studienstandorten)? 4. Wie beabsichtigt die Staatsregierung dem Mangel von Lehrkräften der Wirtschaftspädagogik entgegenzuwirken ? 5. Hält die Staatsregierung ein Herabsetzen der Mindestanforderungen , die für die Zulassung zum Referendariat befähigen, für ein sinnvolles Mittel, um dem Lehrermangel zu begegnen, und, wenn nicht, aus welchen Gründen? Antwort des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 06.09.2017 1. Wie viele Lehrkräfte mit einem wirtschaftspädagogischen Studienabschluss waren in den Jahren 2010 bis 2017 an bayerischen Berufsschulen beschäftigt (bitte Auflistung nach Jahren und Regierungsbezirken )? Die Anzahl der Lehrkräfte (als Personen) an Berufsschulen mit dem Lehramt für berufliche Schulen und der Lehrbefähigung für Wirtschaftswissenschaften kann der folgenden Tabelle für die Schuljahre 2010/2011 bis 2016/2017 aufgegliedert nach Regierungsbezirken entnommen werden. 17. Wahlperiode 14.03.2018 Drucksache 17/18173 Bayerischer Landtag Tabelle zu 1. Lehrkräfte (als Personen) an Berufsschulen mit dem Lehramt für berufliche Schulen und der Lehrbefähigung für Wirtschaftswissenschaften seit dem Schuljahr 2010/2011 Regierungsbezirk Lehrkräfte (als Personen) an Berufsschulen mit dem Lehramt für berufliche Schulen und der Lehrbefähigung für Wirtschaftswissenschaften im Schuljahr 2010/2011 2011/2012 2012/2013 2013/2014 2014/2015 2015/2016 2016/2017 Oberbayern 767 771 799 799 818 830 869 Niederbayern 246 253 260 260 274 274 284 Oberpfalz 217 206 199 199 213 223 234 Oberfranken 262 262 249 249 265 262 269 Mittelfranken 485 462 496 496 487 497 521 Unterfranken 246 269 292 292 291 275 288 Schwaben 397 396 399 399 400 408 424 Summen 2620 2619 2694 2694 2748 2769 2889 Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de – Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/18173 2. Wie hoch war der Bedarf an Lehrkräften mit wirtschaftspädagogischem Studienabschluss an bayerischen Berufsschulen in den Jahren 2010 bis 2017 (bitte Auflistung nach Jahren und Regierungsbezirken )? Anhand der hier vorliegenden Daten ist es nicht möglich, den Bedarf in einzelnen beruflichen Fachrichtungen exakt zu quantifizieren. In den letzten Jahren ist es aber insgesamt sehr gut gelungen, die in den einzelnen Regierungsbezirken bestehenden Bedarfe an staatlichen Berufsschulen in der Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften zu decken. Dabei stellt sich die Bedarfssituation in Bayern regional unterschiedlich dar: Während die Bedarfe in Nordbayern durch Absolventen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen -Nürnberg sowie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg gut gedeckt werden können, ist dies in Südbayern – und dort insbesondere in den großen Regierungsbezirken Schwaben und Oberbayern – in Einzelfällen seit dem Schuljahr 2010/2011 nicht immer vollumfänglich gelungen. Sollte es in einem Schuljahr zu wenige Bewerber in der beruflichen Fachrichtung Wirtschaftspädagogik geben, stehen den Berufsschulen diverse organisatorische Maßnahmen zur Verfügung, um den Unterricht in wirtschaftswissenschaftlichen Fächern und Lernfeldern sicherzustellen. So werden z. B. Wirtschaftspädagogen mit Zweitfach vorübergehend überwiegend in der beruflichen Fachrichtung eingesetzt . Die folgende Tabelle zeigt, dass der Unterrichtsausfall an den Berufsschulen in Bayern im Fach Wirtschaft und Verwaltung der guten Angebotssituation entsprechend in den vergangenen vier Schuljahren marginal war. Tabelle zu 2. Nicht gehaltener Pflichtunterricht an Berufsschulen in Bayern im Fach Wirtschaft und Verwaltung Schulart SJ 2013/14 SJ 2014/15 SJ 2015/16 SJ 2016/17 BS 0,20 % 0,16 % 0,17 % 0,17 % 3. Wie viele Studierende durchlaufen aktuell den Bachelor - beziehungsweise Masterstudiengang Wirtschaftspädagogik an bayerischen Hochschulen (bitte Auflistung nach den einzelnen Studienstandorten )? Studiengänge mit der Widmung Wirtschaftspädagogik werden an den Universitäten Bamberg, Erlangen-Nürnberg und an der Ludwig-Maximilians-Universität München angeboten. Im Einzelnen: a) Otto-Friedrich-Universität Bamberg Es werden die Masterstudiengänge Wirtschaftspädagogik (4 Semester) und Wirtschaftspädagogik mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik (3 Semester) angeboten. Die aktuellsten Studierendenzahlen (WS 2016/2017) sind: – Wirtschaftspädagogik: 186 – Wirtschaftspädagogik mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik : 25 Bachelorstudiengänge mit der Widmung Wirtschaftspädagogik werden in Bamberg nicht angeboten. Zugang zum Master Wirtschaftspädagogik haben Bachelorabsolventen des Studiengangs Betriebswirtschaftslehre, die den Studienschwerpunkt Wirtschaftspädagogik I oder Wirtschaftspädagogik II gewählt haben. Zugang zum Master Wirtschaftspädagogik mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik haben Bachelorabsolventen des Studiengangs Wirtschaftsinformatik mit Profilbildung im Bereich Wirtschaftspädagogik. Die präzise Zahl derjenigen Bachelorabsolventen mit entsprechender Schwerpunktsetzung, die dann auch in einem der beiden genannten Masterstudiengänge weiterstudieren, ist der amtlichen Statistik nicht zu entnehmen und mit vertretbarem Aufwand nicht zu ermitteln. Zu berücksichtigen ist dabei u. a. auch, dass die Aufnahme des Masterstudiengangs mit Zeitverzögerung erfolgen kann. b) Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Es wird ein Masterstudiengang Wirtschaftspädagogik angeboten , in dem 245 Studierende eingeschrieben sind. Entsprechende Bachelorstudiengänge werden nicht angeboten . Zugang zum Masterstudiengang haben in erster Linie Bachelorabsolventen, die in ihrem wirtschaftswissenschaftlichen Studium insbesondere die Module Grundlagen der Wirtschafts- und Betriebspädagogik, schulpraktische Studien und berufs- und wirtschaftspädagogische Vertiefung oder gleichwertige Module belegt haben. Für Bewerber, denen die zuletzt genannten Voraussetzungen fehlen, kann eine Zulassung unter der Auflage, die Voraussetzungen innerhalb von zwei Semestern nachzuholen, ausgesprochen werden. Zur Zahl derjenigen Bachelorabsolventen, die an der Friedrich-Alexander-Universität studiert haben und dort dann auch im Masterstudiengang Wirtschaftspädagogik weiterstudieren, gilt das unter a) Gesagte entsprechend. c) Ludwig-Maximilians-Universität München An der Ludwig-Maximilians-Universität sind die Studierendenzahlen im Bereich der Wirtschaftspädagogik folgende: – Bachelor Wirtschaftspädagogik I: 104 – Bachelor Wirtschaftspädagogik II: 164 – Master Wirtschaftspädagogik I: 22 – Master Wirtschaftspädagogik II: 51 4. Wie beabsichtigt die Staatsregierung dem Mangel von Lehrkräften der Wirtschaftspädagogik entgegenzuwirken ? Wie bereits in der Antwort zu Frage 2 dargestellt, existiert aktuell kein struktureller Mangel an Wirtschaftspädagogen an bayerischen Berufsschulen. Lediglich in Südbayern konnten seit 2010 nicht alle Bedarfe vollumfänglich gedeckt werden. In den letzten drei Schuljahren standen jedoch auch an den staatlichen Berufsschulen in Südbayern insgesamt ausreichend Bewerber zur Verfügung. Das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (StMBW) unternimmt zudem verschiedene Maßnahmen, um ggf. einem Bewerbermangel in Wirtschaftspädagogik vorzubeugen: – Erhöhung der Absolventenzahlen im Masterstudiengang Wirtschaftspädagogik an der LMU München – Nutzung zahlreicher Informationskanäle zur Darstellung der Attraktivität des Studiums für das Lehramt an beruflichen Schulen – Gespräche mit verschiedenen Landesuniversitäten in Südbayern mit dem Ziel der Bereitstellung weiterer Studienangebote in Wirtschaftspädagogik 5. Hält die Staatsregierung ein Herabsetzen der Mindestanforderungen , die für die Zulassung zum Referendariat befähigen, für ein sinnvolles Mittel, um dem Lehrermangel zu begegnen, und, wenn nicht, aus welchen Gründen? Drucksache 17/18173 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Die Lehrerausbildung ist im Bayerischen Lehrerbildungsgesetz (BayLBG) geregelt. Demnach entspricht ein entsprechender Diplom- oder Masterabschluss einer Ersten Lehramtsprüfung für das Lehramt an beruflichen Schulen. Absolventen des Studiengangs Lehramt an beruflichen Schulen sind der 4. Qualifikationsebene zugeordnet. Gemäß Art. 7 Abs.1 Satz 1 Nr. 4 des Leistungslaufbahngesetzes (LlbG) ist in der 4. Qualifikationsebene als Vorbildung eine Erste Staatsprüfung, die Erste Juristische Prüfung, ein Diplom- oder Magisterabschluss oder eine vergleichbare Qualifikation an einer Universität oder Kunsthochschule oder ein Masterabschluss erforderlich. Eine Absenkung der Anforderungen für den Erwerb der Befähigung für das Lehramt an beruflichen Schulen bzgl. der Vorbildung – soweit fachlich überhaupt vertretbar – würde zumindest eine Änderung des BayLBG erfordern, hätte dann aber auch Auswirkungen auf die Zuordnung zu einer Qualifikationsebene und damit auf die Besoldung. Dies würde die Attraktivität des Lehrerberufs an beruflichen Schulen in diesem Bereich deutlich absenken.