Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Ruth Müller SPD vom 13.10.2017 Entwicklung der Hausarztquote in Niederbayern Ich frage die Staatsregierung: 1. Wie hat sich die Anzahl der Hausärzte in Niederbayern zwischen 2012 und 2017 verändert (bitte auflisten unterteilt nach Jahr und nach den 31 niederbayerischen Versorgungsbezirken )? 2. Wie hat sich das proportionale Hausarzt-Patienten- Verhältnis in den Jahren 2012–2017 in den niederbayerischen Versorgungsbezirken verändert (bitte auflisten nach Jahr und Versorgungsbezirk)? 3. Wie viele allgemeinmedizinische Hausarztpraxen haben seit 2012 ihre Niederlassungen geschlossen und wurden nicht nachbesetzt (bitte auflisten nach Jahr und Versorgungsbezirk )? 4. Wie viele allgemeinmedizinische Hausarztpraxen wurden in Niederbayern zwischen 2012 und 2017 neu eröffnet? Antwort des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 24.11.2017 Vorab ist auszuführen, dass der Staatsregierung hierzu keine eigenen Daten vorliegen. Die Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung ist nach dem Willen des Bundesgesetzgebers Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), die diese Aufgabe als Selbstverwaltungskörperschaft in eigener Verantwortung wahrnimmt. Die Staatsregierung hat insoweit die zuständige KVB um Übermittlung der entsprechenden Daten gebeten. Die KVB hat die relevanten Zahlen getrennt nach Anrechnungsfaktoren in der Bedarfsplanung und nach Personenzählung ermittelt. Die Personenzählung entspricht der absoluten Anzahl der Ärzte unabhängig von ihrem Tätigkeitsumfang oder ihrer Berücksichtigung in der Bedarfsplanung . Daher sind in der Personenzählung unter anderem auch ermächtigte Ärzte enthalten. Ergänzend ist anzumerken, dass die zum 01.01.2013 grundlegend novellierte Bedarfsplanungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für Vertragsärzte zu einigen wesentlichen Änderungen in der Bedarfsplanungssystematik geführt hat. Die Hausärzte werden seit 2013 statt auf der Ebene der Stadt- und Landkreise nunmehr grundsätzlich auf der Ebene sogenannter Mittelbereiche beplant. Unter Nutzung der regionalen Abweichungsbefugnis des § 99 Abs. 1 Satz 3 des Sozialgesetzbuchs Fünftes Buch (SGB V) erfolgten seit 2013 zudem weitere Teilungen einzelner bayerischer Mittelbereiche in getrennte hausärztliche Planungsbereiche bzw. Neuzuordnungen einzelner Gemeinden. Hierbei ist zu beachten, dass die regionalen Zuschnitte der Regierungsbezirke und die Zuständigkeitsbereiche der einzelnen Zulassungsausschüsse für die hausärztliche Bedarfsplanung seit 2013 nicht mehr vollständig deckungsgleich sind. Vier Gemeinden aus dem Regierungsbezirk Niederbayern (Bad Abbach, Hausen, Herrngiersdorf und Langquaid) waren 2013 zunächst dem Mittelbereich Regensburg zugerechnet. Infolge Teilung des Mittelbereichs Regensburg wurden die Gemeinden dann mit Wirkung zum 02.02.2016 dem hausärztlichen Planungsbereich Bad Abbach zugeordnet. Zuständig für diese Gemeinden ist der Zulassungsausschuss für Ärzte – Oberpfalz. Die Hausärzte dieser Gemeinden sind daher nicht in den nachfolgend aufgeführten Zahlen enthalten. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de–Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de–Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 09.03.2018 Drucksache 17/19233 Bayerischer Landtag Seite 2 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/19233 1. Wie hat sich die Anzahl der Hausärzte in Niederbayern zwischen 2012 und 2017 verändert (bitte auflisten unterteilt nach Jahr und nach den 31 niederbayerischen Versorgungsbezirken)? Hausärzte vor Novellierung der Bedarfsplanung Planungsbereich 2012 2013 2012 2013 Personenzählung Arztsitze Stadt Landshut 51 49 50,00 48,00 Stadt Passau 43 43 39,60 40,60 Stadt Straubing 43 43 42,00 42,00 Lkr. Deggendorf 79 76 76,55 74,80 Lkr. Freyung- Grafenau 57 54 55,50 53,25 Lkr. Kelheim 80 80 77,50 77,50 Lkr. Landshut 94 92 90,80 89,30 Lkr. Passau 159 160 153,00 152,30 Lkr. Regen 53 54 52,00 53,00 Lkr. Rottal-Inn 80 83 78,50 81,50 Lkr. Straubing- Bogen 64 65 61,00 61,50 Lkr. Dingolfing- Landau 62 64 60,50 61,75 Hausärzte (Personen) nach Novellierung der Bedarfsplanung Planungsbereich 2014 2015 2016 2017 Kelheim 27 27 26 26 Neustadt a. d. Donau/ Abensberg 26 26 25 27 Viechtach 15 16 15 15 Regen/Zwiesel (vT) 44 43 43 Zwiesel (nT) 20 Regen (nT) 22 Straubing (vT) 93 93 94 Wiesenfelden (nT) 15 Straubing (nT) 67 Geiselhöring (nT) 14 Deggendorf/Plattling (vT) 77 78 78 Hengersberg (nT) 17 Osterhofen (nT) 32 Deggendorf (nT) 33 Freyung 31 32 31 29 Vilshofen 34 34 33 34 Passau (vT) 106 104 105 Hutthurm (nT) 22 Fürstenzell (nT) 15 Hauzenberg (nT) 28 Passau (nT) 42 Pocking/Ruhstorf a. d. Rott 61 61 62 62 Bogen 15 16 16 17 Grafenau 22 20 21 21 Mainburg 14 14 16 17 Landshut (vT) 131 127 131 Essenbach (nT) 27 Geisenhausen (nT) 23 Landshut (nT) 82 Dingolfing 39 39 38 38 Landau a. d. Isar 26 22 23 24 Eggenfelden (vT) 35 Eggenfelden Süd (nT) 30 30 29 Eggenfelden Nord (nT) 11 10 10 Pfarrkirchen 32 30 30 30 Hausärzte (Personen) nach Novellierung der Bedarfsplanung Planungsbereich 2014 2015 2016 2017 Simbach am Inn 15 14 14 15 Vilsbiburg 16 16 18 16 vT = vor Teilung des Mittelbereiches nT = nach Teilung des Mittelbereiches Hausärzte (Arztsitze) nach Novellierung der Bedarfsplanung Planungsbereich 2014 2015 2016 2017 Kelheim 27,00 27,00 26,00 26,00 Neustadt a. d. Donau/ Abensberg 24,00 24,00 24,00 25,50 Viechtach 14,75 15,75 14,50 14,75 Regen/Zwiesel (vT) 40,75 40,75 40,25 Zwiesel (nT) 18,75 Regen (nT) 20,50 Straubing (vT) 87,50 85,50 85,50 Wiesenfelden (nT) 15,00 Straubing (nT) 60,50 Geiselhöring (nT) 10,50 Deggendorf/Plattling (vT) 77,00 77,00 76,00 Hengersberg (nT) 15,50 Osterhofen (nT) 31,00 Deggendorf (nT) 29,40 Freyung 30,25 30,75 29,75 28,25 Vilshofen 33,00 33,00 33,00 33,00 Passau (vT) 100,00 100,30 100,30 Hutthurm (nT) 21,00 Fürstenzell (nT) 12,00 Hauzenberg (nT) 26,00 Passau (nT) 39,60 Pocking/Ruhstorf a. d. Rott 59,30 59,30 59,30 58,30 Bogen 15,00 16,00 16,00 16,50 Grafenau 22,00 20,00 20,50 20,50 Mainburg 14,00 14,00 15,00 16,00 Landshut (vT) 125,10 123,80 123,80 Essenbach (nT) 26,50 Geisenhausen (nT) 22,50 Landshut (nT) 76,00 Dingolfing 38,00 38,00 37,00 37,00 Landau a. d. Isar 24,33 21,25 21,33 21,83 Eggenfelden (vT) 34,00 Eggenfelden Süd (nT) 29,00 29,00 29,00 Eggenfelden Nord (nT) 10,50 9,50 9,50 Pfarrkirchen 31,50 29,50 29,50 29,50 Simbach am Inn 15,00 14,00 14,00 15,00 Vilsbiburg 16,00 16,00 18,00 16,00 2. Wie hat sich das proportionale Hausarzt-Patienten- Verhältnis in den Jahren 2012–2017 in den niederbayerischen Versorgungsbezirken verändert (bitte auflisten nach Jahr und Versorgungsbezirk)? Bis 2013 stellte die Bedarfsplanung in Bayern generell je nach Verdichtung der jeweiligen Region auf neun unterschiedliche Kreistypen ab. Die Verhältniszahl Einwohner pro Arzt variierte dabei je nach Zuordnung eines Land- oder Stadtkreises zu einem der neun Kreistypen. Mit Einführung der Beplanung auf Ebene der Mittelbereiche wurde bei den Hausärzten ab 2013 die sog. allgemeine Verhältniszahl (AVZ) einheitlich auf 1.671 Einwohner je Hausarzt festgelegt (§ 11 Abs. 4 der Bedarfsplanungs-Richtlinie ). Die AVZ wird planungsbereichsbezogen durch einen Drucksache 17/19233 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Seite 3 Demografiefaktor modifiziert. Der Demografiefaktor beinhaltet Alters- und Leistungsbedarfsfaktoren. Somit ist sichergestellt , dass sich in Planungsbereichen mit einem hohen Anteil älterer Menschen und mit höherem Behandlungsbedarf mehr Zulassungsmöglichkeiten ergeben. Ist das tatsächliche Verhältnis von Einwohnern je Hausarzt niedriger als die Verhältniszahl bzw. modifizierte AVZ, so liegt im jeweiligen Planungsbereich ein Versorgungsgrad von über 100 Prozent vor. Liegt das Verhältnis höher, so ist ein Versorgungsgrad von unter 100 Prozent gegeben . Unterversorgung liegt bei Hausärzten nach § 29 der Bedarfsplanungsrichtlinie des G-BA in der Regel vor, wenn das tatsächliche Einwohner-Arzt-Verhältnis in einem Planungsbereich die (modifizierte) AVZ um mehr als 25 Prozent unterschreitet – der Versorgungsgrad also niedriger als 75 Prozent ist. Von Überversorgung ist nach § 101 Abs. 1 Satz 3 SGB V ab einem Versorgungsgrad von 110 Prozent auszugehen . 2012 Planungsbereich Verhältniszahl Einwohner EW je Arzt* Kreisregion Landshut 1.490 213.406 1.551 Kreisregion Passau 1.490 237.916 1.223 Kreisregion Straubing 1.490 142.648 1.359 LK Deggendorf 1.490 117.457 1.577 LK Freyung- Grafenau 1.474 79.231 1.488 LK Kelheim 1.629 113.680 1.486 LK Regen 1.474 78.619 1.470 LK Rottal-Inn 1.474 118.064 1.485 LK Dingolfing- Landau 1.490 91.620 1.502 2013 Planungsbereich AVZ (modifiziert) Einwohner EW je Arzt* MB Kelheim 1.679 35.419 1.312 MB Neustadt a. d. Donau/Abensberg 1.745 37.626 1.601 MB Viechtach 1.693 28.505 2.236 MB Regen/Zwiesel 1.677 49.948 1.226 MB Straubing 1.697 117.299 1.325 MB Deggendorf/ Plattling 1.707 117.281 1.543 MB Freyung 1.714 48.339 1.598 MB Vilshofen 1.689 50.088 1.518 MB Passau 1.691 135.971 1.356 MB Pocking/Ruhstorf a. d. Rott 1.617 52.099 879 MB Bogen 1.733 25.263 1.684 MB Grafenau 1.663 30.830 1.401 MB Mainburg 1.750 25.689 1.976 MB Landshut 1.712 176.705 1.424 MB Dingolfing 1.739 56.016 1.514 MB Landau a. d. Isar 1.689 35.462 1.462 MB Eggenfelden 1.699 53.207 1.565 MB Pfarrkirchen 1.650 42.178 1.298 MB Simbach am Inn 1.655 22.626 1.616 MB Vilsbiburg 1.718 32.183 2.011 2017 Planungsbereich Verhältniszahl (modifiziert) Einwohner EW je Arzt* MB Kelheim 1.677 36.631 1.409 MB Neustadt a. d. Donau/Abensberg 1.743 39.610 1.553 MB Viechtach 1.679 28.183 2.050 HÄP Zwiesel 1.603 25.066 1.337 HÄP Regen 1.691 23.563 1.149 HÄP Wiesenfelden 1.716 23.138 1.543 HÄP Straubing 1.691 80.497 1.364 HÄP Geiselhöring 1.648 16.957 1.475 HÄP Hengersberg 1.733 27.394 1.767 HÄP Osterhofen 1.685 40.529 1.307 HÄP Deggendorf 1.671 48.673 1.614 MB Freyung 1.689 47.641 1.657 MB Vilshofen 1.675 50.084 1.518 HÄP Hutthurm 1.720 34.896 1.551 HÄP Fürstenzell 1.673 15.796 1.316 HÄP Hauzenberg 1.695 34.759 1.337 HÄP Passau 1.651 50.566 1.277 MB Pocking/Ruhstorf a. d. Rott 1.595 52.801 921 MB Bogen 1.714 25.020 1.516 MB Grafenau 1.644 30.481 1.487 MB Mainburg 1.737 26.709 1.781 HÄP Essenbach 1.739 47.095 1.713 HÄP Geisenhausen 1.743 41.089 1.748 HÄP Landshut 1.675 97.913 1.288 MB Dingolfing 1.735 57.484 1.554 HÄP Landau a. d. Isar 1.679 32.846 1.505 HÄP Eggenfelden Süd 1.683 40.727 1.404 HÄP Eggenfelden Nord 1.697 19.039 2.115 HÄP Pfarrkirchen 1.642 40.382 1.369 MB Simbach am Inn 1.663 22.844 1.575 MB Vilsbiburg 1.712 32.759 2.047 Legende: LK = Landkreis MB = Mittelbereich in der Abgrenzung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung HÄP = „Hausärztlicher Planungsbereich“ (abweichend vom Mittelbereich festgelegter Planungsbereich gemäß § 99 Abs. 1 Satz 3 SGB V) Daten für die dazwischen liegenden Jahre 2014–2016 hat die KVB nicht gesondert übermittelt. 3. Wie viele allgemeinmedizinische Hausarztpraxen haben seit 2012 ihre Niederlassungen geschlossen und wurden nicht nachbesetzt (bitte auflisten nach Jahr und Versorgungsbezirk)? 4. Wie viele allgemeinmedizinische Hausarztpraxen wurden in Niederbayern zwischen 2012 und 2017 neu eröffnet? Die KVB führt zu Frage 3 und 4 aus, dass die reine Beschränkung der Betrachtung auf Zu- und Abgänge von Personen zwischen den Jahreszeitpunkten ein verzerrtes Bild auf die Versorgungslage liefert, weil bestimmte Änderungen * Verhältniswert ermittelt durch das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) Seite 4 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode Drucksache 17/19233 bei den einzelnen Praxen (z. B. Teilnachbesetzungen, Reduzierung /Erhöhung des Tätigkeitsumfangs, Praxisverleger ) nicht betrachtet werden. Es komme z. B. regelmäßig vor, dass Ärzte auf Teile ihrer Zulassung oder Anstellung verzichten und diese auf mehrere Anstellungen verteilen. In den Daten sei dann kein Abgang feststellbar, jedoch zum Teil mehrere Personen als Zugang. Eine weitere Verzerrung der tatsächlichen Versorgungslage ergebe sich auch durch die ausschließliche Fokussierung auf nicht nachbesetzte Praxen. Denn in regelversorgten Planungsbereichen ist es sehr wohl vorstellbar, dass zwar für eine konkrete Arztpraxis kein Nachfolger gefunden werden kann, jedoch zu einem nahegelegenen Zeitpunkt die Neuzulassung eines weiteren Hausarztes mit Praxiseröffnung im Planungsbereich stattfindet. In solchen Fällen sei das Versorgungsangebot im Planungsbereich insgesamt nicht geringer, obwohl eine Praxis ohne Nachfolger geblieben ist. Eine Detailanalyse solcher Veränderungseffekte, mit valider Aussagekraft auch über die Bezirksstellengrenzen hinweg, war für die KVB in der Kürze der Zeit nicht darstellbar.