Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Christine Kamm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 30.10.2013 Undichte Spaltstäbe im AKW Gundremmingen Vor vier Jahren hieß es in Verlautbarungen des AKW-Betreibers EON, dass bei Brennstabschäden in Siedewasserreaktoren die Leistungsänderungsgeschwindigkeit eingeschränkt würde und dadurch die Lastfolgefähigkeit auf etwa 1 Prozent der Nennleistung pro Minute verringert würde. Daher frage ich die Staatsregierung: 1. Welche Auswirkungen haben die in den letzten Jahren gehäuften Spaltstabschäden im AKW Gundremmingen , in dem die zwei letzten Siedewasserreaktoren Deutschlands betrieben werden, auf den Reaktorbetrieb ? a) Werden die eingeschränkten Leistungsänderungsgeschwindigkeiten von der Reaktortechnik automatisch eingehalten? b) Werden die Leistungsänderungsgeschwindigkeiten auch von der Aufsichtsbehörde kontrolliert? 2. Liegen mittlerweile Erkenntnisse vor, was die Ursachen der gehäuften Leckagen an Spaltstäben in den Gundremminger Atomreaktoren in den Jahren 2010, 2011, 2012 und 2013 waren? 3. Liegen Erkenntnisse vor, was die Ursache der Undichtigkeit an einem Uran-Spaltstab und 13 ERU-Spaltstäben (Enriched Reprocessed Uranium, also angereichertes Abfalluran) im Jahr 2007 war? a) In welchen Ländern und von welchen Produzenten wurden diese Spaltstäbe gefertigt? Antwort des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom 29.11.2013 Zu 1.: Das Auftreten von Brennelementdefekten beim Betrieb eines Kernreaktors ist nicht ungewöhnlich und unterliegt einer gewissen statistischen Schwankungsbreite. Da Brennelementdefekte nie ganz auszuschließen sind, wurde dies bei der Auslegung der Anlagen berücksichtigt. Grundsätzlich haben diese Defekte keine sicherheitsrelevanten Auswirkungen auf den Reaktorbetrieb. Zu 1. a): Alle Leistungsänderungen werden von der rechnergestützten nuklearen Kernüberwachung protokolliert und überwacht . Im Fall eines Brennstabdefekts können vom Betreiber durch administrative Maßnahmen auch verringerte Leistungsänderungsgeschwindigkeiten vorgegeben werden . Zu 1. b): Die Aufsichtsbehörde kann die Einhaltung aller aufzuzeichnenden Parameter der Kernüberwachung im Bedarfsfall jederzeit einsehen und prüfen. Zu 2.: Gemessen an der hohen Anzahl von über 70.000 Brennstäben pro Reaktorblock treten im Kernkraftwerk Gundremmingen nur wenige Brennstabdefekte auf. Dies trifft auch für den in der Frage genannten Betrachtungszeitraum von 2010 bis 2013 zu. Bei den in den Jahren 2010 bis 2012 festgestellten Brennstabdefekten handelt es sich um PCI-Defekte (mechanischchemische Wechselwirkung zwischen Brennstoff und Hüllrohr ), Fretting-Defekte (mechanische Einwirkung von außen auf das Hüllrohr) und Defekte aufgrund Hüllrohroxidation, die wie in Antwort zu Frage 1 ausgeführt nicht ungewöhnlich sind und keine sicherheitsrelevanten Auswirkungen auf den Reaktorbetrieb hatten. Die Ursachen für die Brennstabdefekte aus 2013 können erst nach weiteren Untersuchungen der jeweils betroffenen Brennstäbe benannt werden. Zu 3.: Die Brennstabdefekte in 2007 waren auf PCI und Fretting zurückzuführen. Zu 3. a): Die Brennelemente stammen aus deutschen, spanischen und russischen Fertigungsstätten. Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de –Dokumente abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de – Aktuelles/Sitzungen/Tagesübersicht zur Verfügung. 17. Wahlperiode 10.01.2014 17/193